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Gedenktafel - carocktikum.de

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71. Jg.-Nr. 139 Winter 2007


Impressum<br />

Herausgegeben im Auftrag <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. durch:<br />

Jost Reinhold<br />

Dr. Klaus Zerbel<br />

Dr. Eberhard Voß<br />

Henry Tesch<br />

Olaf Müller<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Die Bezugsgebühren für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.<br />

und <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. sind in <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong> enthalten.<br />

Redaktionskollegium:<br />

Hannelore Gentzen<br />

Armgard Bentzin<br />

Jana Minkner<br />

Dirk Kollhoff<br />

Eike Benzin<br />

Gesamtherstellung:<br />

Göttinger Tageblatt GmbH & Co. KG – Druckhaus Göttingen<br />

Anfragen unter:<br />

Gymnasium Carolinum, Louisenstraße 30, 17235 Neustrelitz,<br />

Tel. 0 39 81 / 28 67 10, Fax 0 39 81 / 28 67 30, E-Mail: info@carolinum.<strong>de</strong>


Inhalt<br />

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Aus <strong>de</strong>m Schulleben<br />

• Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>s Jahres 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

• Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch . . . . . . 8<br />

• Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Christina Kniehase und Ralph Pankow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

• Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

• Die Stipendiaten <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

• Ausstellung zum 10jährigen Jubiläum <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>reinzugs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

• Schulsport am Carolinum<br />

• Zur Baugeschichte <strong>de</strong>r Sportanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

• Eröffnung <strong>de</strong>r Außensportanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

• Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>de</strong>r Schulfahne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

• Caroliner wur<strong>de</strong>n Drachenbootweltmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

• Rezitatorenwettbewerb <strong>de</strong>r 7. und 8. Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

• <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />

• Eine neue Stele erinnert an Paul Schondorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

• Historische Anmerkungen zu Emil Kraepelin von Holger Steinberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />

• Traumsprache und Sprachverwirrtheit Dr. Engels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

• Dokumente zur Schulgeschichte <strong>de</strong>s Carolinums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

• 100 Jahre Stadtbibliothek <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Deutsch-norwegische Reflexionen<br />

• Schüler reisen auf <strong>de</strong>n 69. nördlichen Breitengrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

• Biologie „Flusslandschaft Havel 2005” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

• Eindrücke zu Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

• Deutscher Besuch in Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

• Deutsch-Norwegisceh Konferez 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

• Or<strong>de</strong>nsverleihung an Bildungsminister Henry Tesch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Projekte und Studienfahrten<br />

• Gemeinsamer Bildungstag mit unseren polnischen Kollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

• Studienfahrt 2007 in Bil<strong>de</strong>rn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

• Schüler zu Gast in Heiligendamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

Schulvereinsmitglie<strong>de</strong>r stellen sich vor: Ulrich Meßner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

5


Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />

• Festgottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

• Protokoll <strong>de</strong>r Altschülerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

• Familiennachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

• Buchankündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

• Absolventen <strong>de</strong>r Jahre 1957, 1967 und 1982 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Leserbrief<br />

104<br />

• Die Clara-Zeitkin-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />

Pressespiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

6<br />

Inhalt


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir hoffen, Ihnen auch mit dieser Ausgabe <strong>de</strong>r Zeitschrift Carolinum vielfältige Einblicke<br />

in das Schulleben <strong>de</strong>s Jahres 2007 geben zu können.<br />

Das Heft enthält darüber hinaus interessante historische Beiträge, die Ihnen sicherlich<br />

eine kurzweilige und anregen<strong>de</strong> Lektüre zum Jahreswechsel bieten.<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen<br />

eine friedvolle Weihnacht und einen gesun<strong>de</strong>n Start in das neue Jahr.<br />

Ihr Redaktionskollegium<br />

7


Schulentlassungsfeier<br />

<strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>s Jahres 2007<br />

Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch<br />

Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />

liebe Eltern, liebe Großeltern,<br />

liebe Lehrerinnen und Lehrer,<br />

sehr geehrte Frau Landrätin, liebe Gäste,<br />

es ist geschafft, liebe Absolventinnen und liebe Absolventen – heute ist Ihr Tag. Die<br />

anstrengen<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n, Tage und Wochen liegen hinter Ihnen und für manch einen von<br />

Ihnen scheint es schon sehr lange her zu sein.<br />

Heute nun, an diesem 6.Juli 2007, erhalten Sie Ihre Hochschulreife, das Abitur. Dieser<br />

Begriff kommt aus <strong>de</strong>m Lateinischen und be<strong>de</strong>utet so viel wie Abgehen.<br />

Abgehen wohin? Sie verlassen nun Ihr Elternhaus, Sie verlassen die wohl bekannten<br />

Schulbänke, die Sie 13 Jahre „gedrückt“ haben, wie es im Volksmund heißt.<br />

Sie gehen in die „Welt hinaus“. Auf diesen Weg möchte ich Ihnen Worte Erich Kästners<br />

mitgeben, die für mich am besten wie<strong>de</strong>r geben, was uns alle, Ihre Eltern, Ihre Großeltern,<br />

Ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Carolinums bewegt, wenn<br />

Sie sich nun in <strong>de</strong>r Ausbildung o<strong>de</strong>r beim Studium behaupten müssen.<br />

8


„Die vier archimedischen Punkte“<br />

Archime<strong>de</strong>s suchte, für die physikalische Welt <strong>de</strong>n einen festen Punkt, von <strong>de</strong>m aus er<br />

sich´s zutraute, sie aus <strong>de</strong>n Angeln zu heben.<br />

Die soziale, moralische und politische Welt, die Welt <strong>de</strong>r Menschen nicht aus <strong>de</strong>n Angeln,<br />

son<strong>de</strong>rn in die rechten Angeln hineinzuheben, dafür gibt es in je<strong>de</strong>m von uns mehr<br />

als einen archimedischen Punkt. Vier dieser Punkte möchte ich aufzählen.<br />

Punkt 1: Je<strong>de</strong>r Mensch höre auf sein Gewissen! Das ist möglich. Denn er besitzt eines.<br />

Diese Uhr kann man we<strong>de</strong>r aus Versehen verlieren noch mutwillig zertrampeln. Diese Uhr<br />

mag leiser o<strong>de</strong>r lauter ticken – sie geht stets richtig. Nur wir gehen manchmal verkehrt.<br />

Punkt 2: Je<strong>de</strong>r Mensch suche sich Vorbil<strong>de</strong>r! Denn es existieren welche. Und es ist unwichtig,<br />

ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi o<strong>de</strong>r um<br />

Onkel Fritz aus Braunschweig han<strong>de</strong>lt, wenn es nur ein Mensch ist, <strong>de</strong>r im gegebenen<br />

Augenblick ohne Wimpernzucken das gesagt und getan hätte, wovor wir zögern. Das Vorbild<br />

ist ein Kompass, <strong>de</strong>r sich nicht irrt und uns Weg und Ziel weist.<br />

Punkt 3: Je<strong>de</strong>r Mensch ge<strong>de</strong>nke immer seiner Kindheit! Das ist möglich. Denn er hat<br />

ein Gedächtnis. Die Kindheit ist das stille, reine Licht, das aus <strong>de</strong>r eigenen Vergangenheit<br />

tröstlich in die Gegenwart und Zukunft hinüberflutet. Sich <strong>de</strong>r Kindheit wahrhaft erinnern,<br />

das heißt: plötzlich und ohne langes Überlegen wie<strong>de</strong>r wissen, was echt und falsch,<br />

was gut und böse ist.<br />

Die meisten vergessen ihre Kindheit wie einen Schirm und lassen sie irgendwo in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit stehen. Und doch können nicht vierzig, nicht fünfzig spätere Jahre <strong>de</strong>s<br />

Lernens und Erfahrens <strong>de</strong>n seelischen Feingehalt <strong>de</strong>s ersten Jahrzehnts aufwiegen. Die<br />

Kindheit ist unser Leuchtturm.<br />

Punkt 4: Je<strong>de</strong>r Mensch erwerbe sich Humor! Das ist nicht unmöglich. Denn immer und<br />

überall ist es einigen gelungen. Der Humor rückt <strong>de</strong>n Augenblick an die richtige Stelle. Er<br />

lehrt uns die wahre Größenordnung und die gültige Perspektive. Er macht die Er<strong>de</strong> zu<br />

einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selber beschei<strong>de</strong>n.<br />

Das ist viel.<br />

Bevor man das Erb- und Erzübel, die Eitelkeit, nicht totgelacht hat, kann man nicht<br />

beginnen, das zu wer<strong>de</strong>n, was man ist: ein Mensch.“ Soweit die Gedanken Erich Kästners.<br />

Meine lieben Absolventinnen und Absolventen,<br />

das Gewissen hat Sie in <strong>de</strong>n letzten Jahren sicher so manches Mal geplagt. Hausaufgaben<br />

waren nicht zu schaffen, die Klausurvorbereitungen häuften sich, daneben galt es, Vorträge<br />

vorzubereiten und eine Einladung zu einer wirklich wichtigen Party stand auch im<br />

Kalen<strong>de</strong>r. Was soll man streichen, an welcher Stelle soll man versuchen, die Fülle von Aufgaben<br />

zu umgehen? Und dann mel<strong>de</strong>t es sich – unser Gewissen, das sittliche Bewusstsein<br />

von Gut und Böse.<br />

Es lässt sich nicht so einfach beruhigen, es mahnt uns immer wie<strong>de</strong>r. Und das ist gut so.<br />

Um die richtigen Entscheidungen zu fin<strong>de</strong>n, helfen uns Menschen, die wir an unserer<br />

Seite haben. Sie kennen es auch. Sie haben Ihre Eltern, Ihre Großeltern, die beson<strong>de</strong>rs in<br />

<strong>de</strong>n letzten 13 Schuljahren immer wie<strong>de</strong>r an Ihrer Seite stan<strong>de</strong>n, die für Sie zum Vorbild<br />

wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen Sie nacheifern wollten. Und vielleicht gab es auch <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Lehrer unserer Schule, <strong>de</strong>r für Sie zu einem Leitbild wur<strong>de</strong>, an <strong>de</strong>m Sie sich orientieren<br />

konnten und wollten.<br />

Kästner ist <strong>de</strong>r Meinung, man solle sich immer an seine Kindheit erinnern. Vielleicht<br />

ist es Ihnen im Moment noch nicht möglich, die Tragweite dieses Gedankens zu erfassen.<br />

So lange liegt Ihre Kindheit noch nicht zurück. Für mich drängt sich hier ohnehin die<br />

9


Frage auf, wo hört eigentlich die Kindheit auf? Ist es das Jetzt, ist es das Verlassen <strong>de</strong>s Elternhauses?<br />

Eines sollten Sie allerdings wissen, Kind bleiben Sie immer, nämlich für Ihre Eltern.<br />

Ihre Eltern haben Ihnen die Möglichkeit gegeben, <strong>de</strong>n höchsten Schulabschluss zu erreichen,<br />

Ihre Eltern geben Ihnen die Möglichkeit, eine Ausbildung o<strong>de</strong>r ein Studium zu beginnen,<br />

Ihre Eltern wer<strong>de</strong>n Sie weiter begleiten auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit.<br />

Seien Sie gewiss, dass Sie immer herzlich willkommen sind, dass Ihre Lehrerinnen und<br />

Lehrer regen Anteil an Ihrem weiteren Weg nehmen. Und auch wenn es Ihnen heute<br />

schwer fällt zu glauben, dass Sie sich nach <strong>de</strong>r Schule zurücksehnen, Absolventen klopfen<br />

immer wie<strong>de</strong>r an unsere Tür und bestätigen uns, wie schön doch die Schulzeit war. Machen<br />

auch Sie diese für uns schöne Erfahrung.<br />

Mit einem Durchschnitt von 2,26 haben Sie sich als <strong>de</strong>r Jahrgang (0)07 diese Bezeichnung<br />

wirklich verdient. Sechs Schülerinnen haben die 1,0 geschafft, dazu unseren herzlichen<br />

Glückwunsch. Ich freue mich außer<strong>de</strong>m, dass wir auch heute drei Abiturientinnen<br />

und Abiturienten mit einem einmaligen Stipendium von 1000 € auszeichnen können.<br />

Ihr Jahrgang ist geprägt durch ein gesun<strong>de</strong>s Selbstbewusstsein, ein hohes soziales<br />

Engagement, durch ein gutes Organisationstalent sowie inhaltliche Überzeugungskraft in<br />

Ihren Aktivitäten und Projekten, seien diese nun auf gesellschaftswissenschaftlichem,<br />

naturwissenschaftlichem, künstlerischem o<strong>de</strong>r sportlichem Gebiet.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n eine Lücke hinterlassen, <strong>de</strong>ssen seien Sie gewiss. Die Lehrerinnen und Lehrer<br />

möchten sich an dieser Stelle für Ihre Unterstützung, für Ihr Engagement, für Ihre<br />

Kreativität bedanken. Auch wir haben von Ihnen gelernt.<br />

Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />

ich <strong>de</strong>nke, ich spreche auch in Ihrem Namen, wenn ich in diesem Rahmen Ihren Eltern<br />

und Ihren Großeltern danke, für die Unterstützung und für <strong>de</strong>n Beistand, die Sie erfahren<br />

haben. Ich möchte mich ebenso bei <strong>de</strong>n Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die Sie auf<br />

Ihrem Weg begleitet haben, im ganz Beson<strong>de</strong>ren bei Ihren Tutoren. Wir alle wünschen<br />

Ihnen für <strong>de</strong>n nun vor Ihnen liegen<strong>de</strong>n Weg alles er<strong>de</strong>nklich Gute.<br />

Gestatten Sie mir, noch einmal auf Erich Kästner zurück zu kommen. Bezug nehmend<br />

auf „Die vier archimedischen Punkte“ wandte er sich in einer Neujahransprache an junge<br />

Leute. Wir beginnen zwar kein neues Jahr, aber Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen,<br />

beginnen einen neuen Lebensabschnitt, <strong>de</strong>r wohl beinahe <strong>de</strong>r größte Einschnitt in<br />

Ihrem Leben sein wird.<br />

„Je<strong>de</strong>r ist mitverantwortlich für das, was auf <strong>de</strong>r Welt geschieht, und für das, was unterbleibt.<br />

Aber wie kann man das lernen? Steht man nicht mit seinem Bün<strong>de</strong>l Verantwortung<br />

wie in einem Wald bei Nacht ohne Licht und Weg? ...<br />

Hört auf euer Gewissen! Je<strong>de</strong>r Mensch hat eines.<br />

Sucht euch Vorbil<strong>de</strong>r! Es sind die Menschen, die im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken<br />

das gesagt o<strong>de</strong>r getan hätten, wovor wir zögern.<br />

Bewahrt euch <strong>de</strong>n Humor! Er macht die Er<strong>de</strong> zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte<br />

zu einem Atemzug und uns selbst beschei<strong>de</strong>n.”<br />

Ich bin mir sicher, wenn Sie diese Gedanken Erich Kästners zu Ihrem Leitspruch wer<strong>de</strong>n<br />

lassen, dann wer<strong>de</strong>n Sie alle Ihren Weg gehen, wer<strong>de</strong>n Sie Ihre archimedischen Punkte<br />

fin<strong>de</strong>n und Sie wer<strong>de</strong>n stolz auf das zurück blicken können, was Sie erreicht und geschafft<br />

haben.<br />

In diesem Sinne wünsche ich, wünschen die Lehrerinnen und Lehrer <strong>de</strong>s Gymnasium<br />

Carolinum Ihnen alles er<strong>de</strong>nklich Gute und viel Glück.<br />

10


Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Christina Kniehase und Ralph Pankow<br />

Sehr verehrtes, voller Erwartung gespanntes Publikum,<br />

diese Re<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r letzte Versuch sein, <strong>de</strong>m kommen<strong>de</strong>n Ernst <strong>de</strong>s Lebens mit mehr Humor<br />

entgegen zu schreiten.<br />

Sie sollten jetzt allerdings nicht <strong>de</strong>n Fehler begehen und diesen Humor als stupi<strong>de</strong> betrachten.<br />

In diesem Sinne: Zurücklehnen, genießen und erinnern.<br />

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />

Sehr geehrte Schulleitung und Lehrerschaft,<br />

Liebe Eltern und Verwandte,<br />

Sehr geehrte Freun<strong>de</strong>, Bekannte und Gäste,<br />

Wie wir alle wissen, hat <strong>de</strong>r Abiturjahrgang 2007 das Motto „Carolinum Royale“<br />

gewählt. Nicht nur die 007 ließ uns ein James Bond-Thema wählen, wir sind auch <strong>de</strong>r Meinung,<br />

dass <strong>de</strong>r Geheimagent in unserer Schule weitreichen<strong>de</strong> Aufgaben zu bewältigen<br />

gehabt hätte. Denn wie im wahren Leben gibt es hier – Betrug, Schurken, Drogen, Intrigen<br />

– und natürlich schöne Frauen. In seinem 21. Abenteuer „Casino Royale“ bekommt es 007<br />

mit einem dubiosen französischen Casino-Besitzer zu tun. Und auch für die meisten von<br />

uns war das Abitur doch eher ein Pokerspiel. Spätestens bei <strong>de</strong>n mündlichen Prüfungen<br />

zeigte sich dann, wer besser blufft.<br />

Aber sind wir doch mal ehrlich – in <strong>de</strong>r Schule haben wir wirklich für’s Leben gelernt.<br />

An praktischen Beispielen wur<strong>de</strong> uns die mo<strong>de</strong>rne Welt von heute erklärt. Das wohl aktuellste<br />

Thema ist die Globalisierung. O<strong>de</strong>r wie Wirtschaftsminister Glos so schön sagt – die<br />

„Globasilierung“. Was bringt sie mit sich? Unternehmen wer<strong>de</strong>n immer größer, in<strong>de</strong>m sie<br />

11


an<strong>de</strong>re übernehmen. Auch das Carolinum wusste dies vor einigen Jahren in die Tat umzusetzen.<br />

Dadurch sind zur Zeit 1.300 Schüler, 98 Lehrer, drei Sekretärinnen, drei Hausmeister,<br />

ein Sozialarbeiter, eine Bibliothekarin und Reinigungskräfte in die internationalen<br />

Machenschaften integriert. Beson<strong>de</strong>rs die Einsatzbereitschaft <strong>de</strong>r scheinbar unsichtbaren<br />

Untergrundkämpfer macht <strong>de</strong>n reibungslosen Ablauf <strong>de</strong>s Schulalltages erst möglich.<br />

Vielen Dank dafür.<br />

Des Weiteren wur<strong>de</strong> uns <strong>de</strong>r Kapitalismus erläutert. Schon vor <strong>de</strong>m Abitur zeigte man<br />

uns, worauf es im späteren Leben ankommt:<br />

Denn, wenn man die Fein<strong>de</strong> nicht besiegen kann, muss man sich scheinbar auf ihre<br />

Seite stellen. Kurzum wenn einem die Bildungspolitik und das Budget nicht zusagen, dann<br />

lässt man sich eben selbst zum Kultusminister wählen … Man darf dann nur nicht vergessen,<br />

wo man herkommt.<br />

O<strong>de</strong>r um es wie James Bond zu sagen: Doppelagenten sind die gefährlichsten.<br />

Für die Vermittlung dieses Basiswissens waren all die Jahre engagierte und motivierte<br />

Lehrer zuständig. Mit Sicherheit haben wir Ihnen oft Beherrschung abverlangt. Jedoch<br />

stan<strong>de</strong>n Sie, sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, uns stets als Orientierungshilfe und<br />

Richtungsweiser mit starkem Durchhaltevermögen zur Seite.<br />

Sie können stolz auf Ihre geleistete Arbeit sein und wir bedanken uns für Ihre beständige<br />

Kraft und Ausdauer.<br />

Wahrscheinlich sind Sie sogar <strong>de</strong>r Grund dafür, dass wir letztes Jahr ein Konzert <strong>de</strong>r<br />

Gruppe Silbermond genießen durften und in einem Radiowettbewerb zur klügsten Schule<br />

<strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns ernannt wor<strong>de</strong>n sind. Aber G. W. Bush ist ja auch ehrlich gewählter Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Vereinigten Staaten.<br />

Vielleicht lag es aber auch nur an unserem großen und schönen Schulhof. Da hatte die<br />

Jury gar keine Wahl.<br />

Apropos Wahl: Natürlich wird an unserer Schule alles <strong>de</strong>mokratisch entschie<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r<br />

Aufbau <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>npläne, die Gestaltung <strong>de</strong>r Glastüren, wer welche Note bekommt …<br />

Beinahe wäre es kürzlich bei einer Wahl zum Eklat gekommen. Nur <strong>de</strong>r besonnene<br />

Vorschlag einer erneuten Abstimmung konnte <strong>de</strong>n Einsatz einer UN-Schutztruppe zur<br />

Wahlüberwachung verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Der heutige Tag ist aber auch Anlass die Dinge einmal objektiv zu betrachten.<br />

Bereit endlich unsere Schullaufbahn starten zu dürfen, wur<strong>de</strong>n wir 1994 eingeschult…<br />

(die meisten je<strong>de</strong>nfalls).<br />

Damals war <strong>de</strong>r Landkreis Mecklenburg-Strelitz frisch fusioniert, in 2 Jahren wird es<br />

ihn schon nicht mehr geben.<br />

Damals gab es die D-Mark, heute existiert sie nur noch in <strong>de</strong>n Köpfen einiger älterer<br />

Semester beim Umrechnen.<br />

Damals war <strong>de</strong>r Neustrelitzer Markt noch ein Kreisverkehr, heute kann man direkt<br />

rüberfahren. Und wenn <strong>de</strong>r Springbrunnen in Betrieb ist, wird gleichzeitig auch <strong>de</strong>r Unterbo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Autos gut gereinigt.<br />

All diese Verän<strong>de</strong>rungen wären für uns allein kaum zu verarbeiten gewesen. Aufrichtiger<br />

Dank gilt daher unseren Eltern, die auf je<strong>de</strong> Frage die passen<strong>de</strong> Antwort parat hatten.<br />

Auch auf Fragen, die wir gar nicht gestellt haben.<br />

Liebe Eltern, durch euer aufopfern<strong>de</strong>s Verhalten auf unserem langen Weg zum Abitur,<br />

können wir heute die Früchte dieser 13-jährigen Schulzeit ernten. Ihr habt uns <strong>de</strong>n Rücken<br />

gestärkt und uns durch weit mehr als nur finanzielle Hilfe diesen neuen Lebensabschnitt<br />

eröffnet. Nur <strong>de</strong>shalb ist es euch heute möglich, uns unseren eigenen Weg in die Zukunft<br />

gehen zu lassen.<br />

12


Aber auch darauf müssen wir uns vorbereiten: Sie merken ja selbst, es ist heute ein<br />

bisschen eng hier. Damit das zukünftig nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist, arbeiten wir daran.<br />

Wenn die Geburtenrate weiterhin so rapi<strong>de</strong> abnimmt, können die 12 Schüler <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs<br />

2030 ihre Zeugnisse im Lehrerzimmer abholen und sich danach zur zentralen<br />

Abifeier <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern in <strong>de</strong>r Aula treffen.<br />

Wie geht es mit uns weiter? Was wer<strong>de</strong>n wir erreichen?<br />

Es muss ja nicht gleich <strong>de</strong>r Superagent mit <strong>de</strong>r Lizenz zum Töten sein. Es reicht ja auch<br />

<strong>de</strong>r Polizist mit <strong>de</strong>m unglaublich wichtigen Auftrag einen Zaun zu bewachen … o<strong>de</strong>r einfach<br />

nur Kultusminister.<br />

Lieber Abiturjahrgang 2007, 9 Jahre unseres bisherigen Lebens, haben wir gemeinsam<br />

verbracht. Uns verbin<strong>de</strong>n Freundschaften, die erste große Liebe, Studienfahrten, Banknachbarschaften<br />

o<strong>de</strong>r einfach nur intensive Pausengespräche.<br />

Wir, Ralph Pankow und Christina Kniehase, wünschen Euch und Ihnen einen unvergesslichen<br />

Abend und eine großartige Feier.<br />

Und wenn Sie das einzige im Kartenpreis enthaltene Getränk genießen, halten sie es<br />

wie James Bond: geschüttelt, nicht gerührt.<br />

Dankeschön!<br />

Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren<br />

LK Biologie – Frau Benecke 3. R. v.l.: Wieland Franke, Franziska Jahnke, Janine Groth, Thomas Bucksch, Marlen<br />

Utesch, 2. R.: Dörte Macholl, Maika Borowski, Diana Witt, Jenny Brandt, Susan Wegner, Josefine Filter, Margot<br />

Benecke, 1. R.: Julia Fahlberg, Sylvia Machann, Franziska Goß, Henriette Knispel, Caroline Wolfsteller, Kristin<br />

Gröhe<br />

13


LK Englisch 1 – Frau Wiele 4. R. v.l: Vitus Barz<strong>de</strong>lis, Michael Patzelt, Iris Koch, Lia Packheiser, Philipp Nespital,<br />

Ansgar Rudolf, 3. R.: Isabell Müller, Juliane Liebs, Claudia Rechlin, Anika Kittler, Carolin Mahnke, Ann-Christin<br />

Engel, Juliane Hinz, Frau Wiele, 2. R.: Stefen Manke, Jana Hoeveler, Klara Kopperschmidt, Alexandra Köhler, Marika<br />

Hil<strong>de</strong>brandt, Sophie Kieselmann, Silvia Retzlaff, 3. R.: Ulrike Renz, Claudia-Luise Konietzka, Fanny Haase,<br />

Stefanie Rambow, Katja Schneeweiß, Anne Oleischeck (Stefanie Neumann fehlt; Armee)<br />

LK Englisch 2 – Frau Hauffe 4. R. v. l: Matthias Basbisch, Nicole Westphal, Tom Hirstius, Frank Exner, Jürnjakob<br />

Falk, Robert Hübner 3. R.:Ulrike Ban<strong>de</strong>low, Christian Schwarz, Torsten Lusch, Lorenz Knispel, Jens Malchow, Steffen<br />

Thiel, 2. R: Andre Stark, Anne Wulff, Franziska Mülbe, Janine Gabbe, Berna<strong>de</strong>tte Schnei<strong>de</strong>r, Tutorin Marion<br />

Hauffe, 1. R: Jennifer Thierbach, Saskia Zipperling, Jana Wendt, Marie Leiste, Katja Griesbach, Michaela Stuth<br />

14


LK Französisch – Frau Birkholz. 2. R. v. l: JenniferMörtzsch, Antje Kirsch, Tina Redlich, Franziska Mantwillat,<br />

Stefanie Müller, 1. R.: Juliane Albrecht, Franziska Landt, Kristin Blank, Regina Beyer, Nancy Siewert<br />

LK Geschichte – Frau Hartwig. 3. R. v. l: Julian Michael, Alexan<strong>de</strong>r Altmann, Dirk Albrecht, Steffen Klare, Mathis<br />

Longino, Michael Gertz, 2. R.: Frank Korablin, Maria Winkel, Robert Veit, Hanna Steinfeld, Johannes Menzdorf,<br />

Mark Milinski, 1. R.: Göran Preuß, Katja Martens, Silvia Engel, Petra Ben<strong>de</strong>l, Anna-Maria Graefe, Miriam<br />

Dietrich, Mairbek Kotsoev<br />

15


LK Geographie 2 – Herr Pfitzner 3. R. v. l.: Toni Fricke, Stefan Böhns, Jan Kiel, Erik Hein, Tobias Jörn, 2. R.: Andrea<br />

Haas, Jacob Kolbatz, Josefin Forberger, Martin-Gernot Köhler, Jacob Hafner, Herr Pfitzner, 1. R.: Juliane Ernst, Annette<br />

Spietz, Anne Dziallas, Anne Bojárra, Candy Jörß, Claudia Koppe (Florian Guse nicht abgebil<strong>de</strong>t)<br />

LK Geographie 2 – Frau Rindt 3. R. v. l.: Patrick Mertin, Maik Metzner, Anika Krüger, Kathrin Lorenz, Sandra<br />

Malchow, Carsten Münn, Robert Penz, 2. R.: Christoph Marin, Katja Kühn, Tommy Patz, Marcel Windt, Kristin<br />

Krebs, Jaqueline Krüger, Frau Rindt, 1. R.: Josephin Meistring, Andrea Lindow, Henrike Lietz, Tobias Panwitz,<br />

Claudia Ölke, Kerstin Kriewall, Jasmin Loewié<br />

16


LK Kunst – Frau Parpart 4. R. v. l.: Felix Zemlin, Marcel Mallon, Janin Heymach, Nancy Heußer, Lisa Heyn,<br />

Lars Lubig, Anne Schwarz, 3. R.: Franziska Lange, Jennifer Zan<strong>de</strong>r, Susanne Krüger, Katharina Fredrich,<br />

Franziska Rausch, Julia Blohm, Anne Zimmermann, Davina Gipp, Corinna Berg, 2. R.: Frau Parpart, Michaela<br />

Bechtloff, Maren Pape, Sarah Brumm, Maren Hei<strong>de</strong>, Lisa Blohm, Carolin Walter, 1. R.: Ilka Losch, Ulrike Seewald,<br />

Sed Grigorian, Claudia Rechlin, Nicole Kunert, Annett Storbeck<br />

LK Mathematik 1 – Herr Löskow 3. R.v. l.: Nicolas Keil, Matthias Böttcher, Peter Herrmann, Marcus Tie<strong>de</strong>, Udo<br />

Griebel, Christoph Peters, Hans Henning, Daniel Götze, 2. R.: Matthias Lehnert, Benno En<strong>de</strong>rs, Patrick Pape, Maik<br />

Pahl, Dennis Runge, Florian Bin<strong>de</strong>r, Jan Peuker, 1. R.: Bianca Denocke, Maren Beyer, Kornelia Haas, Franziska<br />

Günther, Stefanie Mielke, Christine Rogge, Herr Löskow<br />

17


LK Mathematik 2 – Herr Bauer 3. R. v. l.: Mark Schrö<strong>de</strong>r, Mario Thomann, Siegfried Stenzel, Maik Riemann,<br />

Michael Staerk, Erik Romanowsky, Paul Stenz, 2. R.: Markus Schaak, Robert Fischer, Anne Sommer, Christian<br />

Schmidt, Patrick Rudolf, Felix Schumann, Oliver Raetz, 1. R.: Mareike Rochow, Claudia Rogge, Anna Selack, Kathrin<br />

Schubert, Anne Schmidtke, Sarah Suckstorff, Marko Bauer<br />

LK MaC 2 – Herr Dr. Stietzel 4. R. v. l. : Matthias Klein, Christoph Bartz, Martin Lippmann, Toni Wascher, Reik<br />

Schachtschnei<strong>de</strong>r, 3. R.: Ralph Pankow, Jacob Kaelcke, Mathias Tietz, Florian Gust, Dr. Detlef Stietz,<br />

2. R.: Silvio Springer, Anne Wohlrab, Franziska Kappler, Juliane Knuth, Claudia Gerlach, Steven Doß,<br />

1. R.: Isabel Achsel, Tina Skripec, Anne-Marie Roloff, Debbie Lin<strong>de</strong>, Juliane Schulze, Christina Kniehase<br />

18


Alexandra Köhler,<br />

Klara Kopperschmidt,<br />

Josefin Forberger,<br />

Wieland Franke,<br />

Thomas Bucksch (v.l.n.r.)<br />

freuen sich über eine Anerkennung<br />

in Höhe von 100,- €<br />

Anne Wohlrab,<br />

Marie Leiste, Debbie Lin<strong>de</strong>,<br />

Berna<strong>de</strong>tte Schnei<strong>de</strong>r,<br />

Sylvia Machann und Antje<br />

Hirsch (v.l.n.r.) wur<strong>de</strong>n mit<br />

je 250,- € ausgezeichnet.<br />

Marie Leiste, Philipp Nespital<br />

und Debbie Lin<strong>de</strong> (v.l.n.r.)<br />

erhielten im Jahr 2007 das<br />

Stipendium in Höhe von<br />

1.000 € für einen Leistungsdurchschnitt<br />

von 1,0.<br />

Die Stipendiaten <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs 2007<br />

19


20<br />

Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum<br />

<strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>reinzugs<br />

<strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum<br />

in das Gebäu<strong>de</strong> am Glambecker See<br />

Der Eingangsbereich zur Ausstellung mit Ansichten <strong>de</strong>r vier historischen Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Carolinum und <strong>de</strong>m<br />

Motto „Der sittlichen und wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend“ von Karl, Herzog zu Mecklenburg, aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1806<br />

Auf insgesamt 13 Schautafeln wur<strong>de</strong>n die wichtigsten Ereignisse, Traditionen und Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r letzten 10<br />

Jahre zusammen getragen. Eine Fotogalerie „Früher, später, heute“ unterstrich die Wandlung <strong>de</strong>s Hauses<br />

beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>


Grüße und Glückwünsche aus aller Welt erreichten die Schule.<br />

Die am 11. Juli 2007 eröffnete Ausstellung befin<strong>de</strong>t sich im Hauptgebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Louisenstraße<br />

30 in Raum 202. Sie wur<strong>de</strong> von einer Arbeitsgruppe, die aus Schülern und Lehrern<br />

bestand, konzipiert und gestaltet. Das Hauptaugenmerk wur<strong>de</strong> dabei auf die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum in <strong>de</strong>n vergangenen zehn Jahren gelegt.<br />

Die Ausstellung kann nach vorheriger Absprache gern besichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

21


Das zukünftige Sportplatzareal, fotografiert vom<br />

Dachbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Carolinum.<br />

Die alten Garagen sind abgerissen. Im Hintergrund<br />

die völlig intakte Außenhülle <strong>de</strong>s alten Gaswerksgebäu<strong>de</strong>s<br />

22<br />

Zur Baugeschichte <strong>de</strong>r Sportanlage<br />

August 2006: Die Bagger rücken an.<br />

Mit <strong>de</strong>m Abriss <strong>de</strong>r Mauer zur Straße<br />

beginnen die Bauarbeiten.<br />

Auf <strong>de</strong>m zukünftigen Sportplatzgelän<strong>de</strong><br />

befand sich einst das städtische Gaswerk.<br />

Bei <strong>de</strong>r Gasgewinnung fielen Teer und<br />

Ammoniumverbindungen an, so dass<br />

eine umfangreiche Altlastensanierung<br />

notwendig ist.<br />

Beim Abtragen <strong>de</strong>r Beton<strong>de</strong>cke auf <strong>de</strong>m<br />

Hof kommen die Probleme ans Licht.<br />

Links (eingezäunt) eine Teergrube.


Mehr als 4 Meter tief und ca.12 Meter<br />

im Durchmesser, <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>s<br />

Bassins war voller gaswerkstypischer<br />

Verunreinigungen.<br />

Das Gaswerksgebäu<strong>de</strong> wird abgerissen, und damit<br />

verschwin<strong>de</strong>t ein Industrie<strong>de</strong>nkmal und mit ihm ein Stück<br />

Stadtgeschichte.<br />

23


Die Sanierung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns ist fast abgeschlossen,<br />

die Gruben mit Kies verfüllt<br />

März 2007: Der Bau <strong>de</strong>s eigentlichen Sportplatzes beginnt.<br />

Die Spielfel<strong>de</strong>r sind abgesteckt, die Flächen sind planiert.<br />

24<br />

Das Schild kün<strong>de</strong>t<br />

vom Bauvorhaben.<br />

Es enthält gleich<br />

zwei Fehler.<br />

Das Gaswerk wird<br />

nicht saniert,<br />

son<strong>de</strong>rn abgerissen,<br />

und das Wort<br />

„Gaswerk” ist falsch<br />

geschrieben.<br />

September 2006: Ein Spezialkran hebt<br />

eine Gon<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n Arbeitern in luftige<br />

Höhe. Der Schornstein muss Stein für<br />

Stein abgetragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Juli 2007: Vor <strong>de</strong>m Aufbringen <strong>de</strong>r<br />

Asphaltschicht müssen die Pflasterarbeiten<br />

abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.


Blick auf die 100-Meter-Bahn. Die Masten für die Spielfeldbegrenzung stehen schon;<br />

die Zaunfel<strong>de</strong>r müssen noch montiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Einfassung <strong>de</strong>r Weitsprunggrube wer<strong>de</strong>n<br />

Zementplatten eingemauert.<br />

Die Spielfel<strong>de</strong>r haben eine Asphalt<strong>de</strong>cke erhalten.<br />

Die Laufbahnen und<br />

Spielfeldmarkierungen<br />

sind gezeichnet,<br />

die Zaunfel<strong>de</strong>r sind<br />

montiert. Nun müssen<br />

nur noch die Basketballkörbe<br />

aufgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, und dann kann<br />

es endlich losgehen<br />

Alle Fotos zu diesem<br />

Artikel: A. Löskow<br />

August 2007:<br />

Nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung <strong>de</strong>s<br />

Platzes. Gleichmäßig verteilt die Maschine das<br />

Polyurethan auf <strong>de</strong>m Tennisfeld. Der Tartanbelag<br />

ist in <strong>de</strong>r Schulfarbe blau eingefärbt.<br />

25


Eröffnung <strong>de</strong>r Außensportanlage am Carolinum<br />

Grußwort von Ingrid Sievers, Beigeordnete <strong>de</strong>r Landrätin,<br />

zur Einweihung <strong>de</strong>r Schulsportanlage <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum<br />

am 27. August 2007<br />

Sehr geehrte Herren Minister Caffier, Tesch und Backhaus,<br />

sehr geehrte Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreistages (falls anwesend)<br />

sehr geehrter Herr Müller,<br />

sehr geehrte Bauhandwerker und Bauplaner<br />

Liebe Schülerinnen und Schüler,<br />

Liebe Gäste, sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich begrüße Sie alle zur Einweihungsfeier für die Schulsportanlage <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum.<br />

Ich darf Sie von Landrätin Kathrin Knuth ganz herzlich grüßen. Sie bedauert es<br />

sehr, dass sie an diesem ersehnten Tag nicht selbst hier sein kann. Denn mit diesem schönen<br />

Sportplatz ist das Carolinum nun wirklich perfekt ausgestattet. Das altehrwürdige<br />

schöne Schulgebäu<strong>de</strong>, die mo<strong>de</strong>rne Strelitzhalle und jetzt dazu <strong>de</strong>r Sportplatz in topp Lage<br />

am Glambecker See! Also, das ist schon ein einzigartiger kleiner Campus. Darauf können<br />

wir alle, darauf können <strong>de</strong>r Landkreis Mecklenburg-Strelitz und seine Kreistadt, wirklich<br />

stolz sein.<br />

Ich muss zugeben: Wenn man weiß, dass schon bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rinbetriebnahme <strong>de</strong>s<br />

Neuen Carolinums Wunsch nach einer solchen Sportstätte entstan<strong>de</strong>n war, dann erscheinen<br />

zehn Jahre Wartezeit ziemlich lang. Aber wenn man die Zeit betrachtet, die seit <strong>de</strong>m<br />

11. Mai 2005 vergangen ist, so meine ich, kann man von einer schnellen Realisierung spre-<br />

26


chen. An <strong>de</strong>m Tag hatte <strong>de</strong>r Kreistag Mecklenburg-Strelitz <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Schulsportanlage<br />

an diesem Platz beschlossen. Zuvor waren verschie<strong>de</strong>ne Standorte und Varianten untersucht<br />

wor<strong>de</strong>n. Am En<strong>de</strong> hat die kostengünstigste und für die Schülerinnen und Schüler<br />

praktische Variante überzeugt – so nah wie möglich an <strong>de</strong>r Schule. Das ganze Projekt ist<br />

nur möglich gewor<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r Landkreis dafür sehr großzügige För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r erhalten<br />

hat. Die Baukosten wer<strong>de</strong>n sich auf etwa 977 T € belaufen. Mehr als 80 Prozent davon sind<br />

För<strong>de</strong>rmittel. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich beim Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

und beim Bund. Ich danke ebenso <strong>de</strong>n Planern, Ingenieuren und Bauleuten für die<br />

zügige Umsetzung. Ich danke <strong>de</strong>m Staatlichen Amt für Umwelt und Naturschutz, das uns<br />

bei <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r Altlasten von <strong>de</strong>m ehemaligen Fabrikgelän<strong>de</strong> mit einer 50-prozentigen<br />

För<strong>de</strong>rung unterstützt hat. Und natürlich danke ich <strong>de</strong>n engagierten Lehrerinnen<br />

und Lehrern <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum, die seit <strong>de</strong>m Schuljahr 2003/2004 die Ganztagsschule<br />

ermöglichen.<br />

Ich wünsche Ihnen und vor allem euch, liebe Schülerinnen und Schüler, viele schöne<br />

Sportstun<strong>de</strong>n und Wettkämpfe auf <strong>de</strong>r neuen Anlage.<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Sitzung <strong>de</strong>s Kreistages im Mai 2005 als einige<br />

von euch zum Tagungsort gekommen waren, um die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreistages davon zu<br />

überzeugen, dass ihr diese Sportanlage haben möchtet.<br />

Ihr wart mit so einem Ball und sogar einem Korb gekommen und die Abgeordneten<br />

durften Korbwürfe trainieren. Ich kann heute sagen: Sie haben es am En<strong>de</strong> sehr gut getroffen,<br />

sozusagen von <strong>de</strong>r Freiwurf-Linie.<br />

Anschließend erfolgte die offizielle Eröffnung <strong>de</strong>r Schulsportanlage <strong>de</strong>s Carolinums.<br />

Der Innenminister Lorenz Caffier<br />

und <strong>de</strong>r Minister für Bildung, Wissenschaft<br />

und Kultur <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

Henry Tesch signieren<br />

Bälle …<br />

… die sie zur Einweihung <strong>de</strong>r Sportanlage<br />

<strong>de</strong>n Schülern „übergeben“.<br />

27


Die Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s Carolinums ließen sich nicht lange bitten und nahmen<br />

„ihre“ Sportanlage sofort in Besitz.<br />

28


Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>de</strong>r Schulfahne<br />

Mit <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Sanierungsarbeiten auf <strong>de</strong>m ehemaligen Gaswerksgelän<strong>de</strong> im August<br />

2006 rückte jener Tag immer näher, an <strong>de</strong>m das Gymnasium Carolinum nach immerhin<br />

62jähriger Unterbrechung wie<strong>de</strong>r eine eigene Schulsportanlage erhalten wür<strong>de</strong>.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung dieses Anlasses entschloss sich <strong>de</strong>r Schulverein <strong>de</strong>s Carolinums<br />

auf Anregung von Henry Tesch, eine weitere Tradition <strong>de</strong>s Gymnasiums wie<strong>de</strong>r<br />

aufleben zu lassen: die Schulfahne.<br />

Über die Fahnen <strong>de</strong>s Carolinums und <strong>de</strong>s Realgymnasiums, die einst in <strong>de</strong>r Aula angebracht<br />

waren, und die die Gymnasiasten in ihrem Schulleben – vom Umzug durch die<br />

Stadt über die Abiturfeier bis hin zum Sportunterricht begleiteten, wur<strong>de</strong> bereits in einem<br />

Beitrag von Carl-Friedrich Fahrenkamp berichtet1 .<br />

Lei<strong>de</strong>r war es trotz aller Bemühungen <strong>de</strong>r Altschülerschaft, <strong>de</strong>r an dieser Stelle herzlich<br />

gedankt sei, nicht mehr möglich, das Aussehen <strong>de</strong>r einstigen Schulfahnen <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Realgymnasiums zweifelsfrei zu rekonstruieren, so dass sich <strong>de</strong>r Schulverein<br />

entschloss, eine gänzlich neue Fahne anfertigen zu lassen.<br />

Der Auftrag für <strong>de</strong>n Entwurf wur<strong>de</strong> im Frühjahr 2007 an eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />

übertragen. Ihr gehörten an: die Chefredakteurin <strong>de</strong>r Zeitschrift Carolinum, Hannelore<br />

Gentzen, <strong>de</strong>r Schulkonferenzvorsitzen<strong>de</strong> Dr. Detlef Stietzel, <strong>de</strong>r Fachkonferenzleiter<br />

Kunst und Gestaltung, Erck Varsbotter und die Verwaltungsleiterin, Dana Gau. Die<br />

Arbeit erfolgte im engen Kontakt mit <strong>de</strong>r Schulleitung <strong>de</strong>s Gymnasiums, die <strong>de</strong>n Entwurf<br />

prüfte und schließlich bestätigte. Mit <strong>de</strong>r graphischen Umsetzung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong> das Medienzentrum24<br />

betraut.<br />

Der Entwurf im Detail<br />

29


Das quadratische Fahnentuch hat eine Breite von 120 Zentimeter. Die Seite 1 besteht<br />

aus Brillantsamt in <strong>de</strong>r Farbe mittelblau. In ihrem Zentrum ist in einem Durchmesser von<br />

87 Zentimetern das kreisförmige Wappen <strong>de</strong>r Schule mit <strong>de</strong>r stilisierten Ansicht <strong>de</strong>s Schulturmes<br />

von <strong>de</strong>r Hofseite und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Schulflügeln, sowie <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n<br />

Aufschrift GYMNASIUM CAROLINUM eingestickt. Unter <strong>de</strong>m Wappen verläuft in<br />

glänzen<strong>de</strong>m Goldlurex2 ein 5 Zentimeter hoher Schriftzug „GESTIFTET 1795“.<br />

Die Seite 2 ist aus cremefarbenem Brillantsamt gefertigt. Mittig sind in 5 Zentimeter<br />

hohen Buchstaben die Worte „Der sittlichen und wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend.“,<br />

darunter drei Zentimeter hoch „Carl, Herzog zu Mecklenburg, 1806.“, jeweils in Goldlurex<br />

gestickt, zu lesen.<br />

Auf bei<strong>de</strong>n Seiten verläuft im Abstand von 6 Zentimetern parallel zum Rand ein Goldlurexfa<strong>de</strong>n<br />

mit je einem einfachen Schleifenornament in <strong>de</strong>n Ecken.<br />

Die Fahne ist an drei Kanten mit 6 cm langen Goldfransen besetzt und hat an <strong>de</strong>r 4.<br />

Kante eine Ringösenaufhängung zur Befestigung an <strong>de</strong>r Fahnenstange.<br />

Zum Ensemble gehört eine dunkelbraune, polierte Fahnenstange mit inliegen<strong>de</strong>r Einfachverschraubung<br />

und Messingspitze, ein Tragegurt aus 1a-Kernle<strong>de</strong>r, schwarz abgefüttert,<br />

mit verstellbarem Riemen, und Klarsichtsäcke zum Tragen <strong>de</strong>r Fahne bei Regenwetter.<br />

Der Schriftzug „GESTIFTET 1795“ erinnert<br />

an die Gründung <strong>de</strong>r Schule am<br />

12. April 1795, und daran, dass sich das<br />

Carolinum zu seiner gesamten, teils<br />

wechselvollen Geschichte bekennt.<br />

Dazu gehört auch das immer aktuelle<br />

Motto <strong>de</strong>r Schule: „Der sittlichen und<br />

wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend“<br />

auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Fahne. Dieser<br />

Leitgedanke fin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>r Tafel<br />

über <strong>de</strong>m Eingang <strong>de</strong>s ersten Schulgebäu<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Carolinum in <strong>de</strong>r Glambecker<br />

Straße 10 wie<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m sich von<br />

1991-2003 das Heinrich-Schliemann-<br />

Gymnasium befand. Sowohl das Alte<br />

Carolinum mit seinen berühmten ehemaligen<br />

Schülern, als auch die besten<br />

Traditionen <strong>de</strong>s Schliemanngymnasiums<br />

leben im Neuen Carolinum fort.<br />

Tim Schunke, Rene Nossmann und Julian Löskow<br />

tragen die Schulfahne auf <strong>de</strong>n neuen Sportplatz.<br />

30<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>r Symbole


Einzug <strong>de</strong>r Schüler zur Eröffnung <strong>de</strong>s Sportplatzes – die Fahne ist erstmals mit dabei.<br />

Das 1925 eingeweihte Neue Carolinum an seinem Standort Louisenstraße 30, das seit<br />

1997 wie<strong>de</strong>r Heimstatt <strong>de</strong>r Caroliner ist, wird auf <strong>de</strong>r Fahne durch die Ansicht <strong>de</strong>s Schulgebäu<strong>de</strong>s<br />

mit <strong>de</strong>m Turm und <strong>de</strong>n Schulflügeln versinnbildlicht.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Farben blau und weiß3 <strong>de</strong>s Fahnentuches sind ebenfalls nicht zufällig bestimmt.<br />

Es sind die Schulfarben, die nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgründung <strong>de</strong>s Gymnasiums am 17.<br />

Oktober 1991 gewählt wur<strong>de</strong>n, und die noch heute verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit spannt sich mit <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Attribute <strong>de</strong>r Bogen vom Gründungsjahr <strong>de</strong>r<br />

Schule über wichtige Etappen seiner Geschichte bis in die Gegenwart.<br />

Die Fahne wur<strong>de</strong> im Sommer 2007 von einem erfahrenen Herstellerbetrieb, <strong>de</strong>r bei<br />

Regensburg ansässigen Firma Fahnen Kössinger gefertigt, und sie zog erstmals am 27. August<br />

2007 mit Schülern und Lehrern zur Übergabefeier <strong>de</strong>s Sportplatzes ein.<br />

Die Schulfahne (II)<br />

Als sich die Arbeitsgruppe erstmalig zur I<strong>de</strong>enfindung traf, tauchte sehr schnell die Frage<br />

auf, welchem Zweck eine Schulfahne in <strong>de</strong>r heutigen Zeit dienen solle, ja, wie Flaggen und<br />

Banner heute überhaupt verwen<strong>de</strong>t wür<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> klar, dass Fahnen – insbeson<strong>de</strong>re von jungen Menschen – gern auch viel<br />

weniger protokollarisch, und trotz<strong>de</strong>m mit Stolz getragen wer<strong>de</strong>n: sie sind „Umhang“,<br />

31


wenn Fans ihre Mannschaft begleiten,<br />

sie wer<strong>de</strong>n jubelnd im<br />

Drachenboot geschwenkt,<br />

wenn das Team gesiegt hat;<br />

Läufer im Stadion, Schwimmer<br />

im Wasser halten sie bei ihren<br />

Ehrenrun<strong>de</strong>n hoch in <strong>de</strong>r<br />

Hand, sie kommen beim<br />

Mannschaftsfoto mit aufs Bild,<br />

man winkt mit ihnen in die Kamera<br />

usw., usw.<br />

Gera<strong>de</strong> dazu, als Erkennungszeichen<br />

<strong>de</strong>r Schule: „He,<br />

hier sind wir, die Caroliner!“<br />

auf <strong>de</strong>n Sportstätten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s,<br />

bei Schülerolympia<strong>de</strong>n,<br />

auf Messen und Treffen, gera<strong>de</strong><br />

dazu ist eine goldgestickte,<br />

schwere, fast schon ein wenig<br />

ehrwürdig wirken<strong>de</strong> Samtfahne<br />

natürlich kaum geeignet.<br />

Ihr wer<strong>de</strong>n die feierlichen, erhabenen<br />

Momente im Schulleben<br />

vorbehalten bleiben: die<br />

Übergabe <strong>de</strong>r Abiturzeugnisse,<br />

die Feststun<strong>de</strong>n und Ehrentage.<br />

Für <strong>de</strong>n Einsatz bei Sportveranstaltungen,<br />

für das Wehen<br />

am Mast (vielleicht auch bei<br />

unseren Partnerschulen o<strong>de</strong>r<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r Europa-,<br />

Deutschland- und Lan<strong>de</strong>sfahne)<br />

haben wir eine zweite Ausgabe<br />

<strong>de</strong>r Schulfahne fertigen<br />

lassen. Es ist eine 1,5 Meter x<br />

2,5 Meter große, strapazierfähige<br />

Hissfahne aus lichtechter, reißfester Synthetik in <strong>de</strong>r Schulfarbe blau, die einfarbig<br />

weiß/blau mit <strong>de</strong>m Schulwappen und <strong>de</strong>m Schriftzug „Gymnasium Carolinum Neustrelitz“<br />

bedruckt wur<strong>de</strong>. Die Verwandtschaft mit <strong>de</strong>r Samtfahne ist erkennbar und beabsichtigt.<br />

Möge unseren neuen Schulfahnen ein langes Leben beschie<strong>de</strong>n sein, und wünschen wir<br />

uns, dass die Caroliner sie in Ehren halten.<br />

Andreas Löskow<br />

1 Vgl. Zeitschrift Carolinum, Heft 136, S. 87 ff<br />

2 Lurex ist ein nicht oxydieren<strong>de</strong>s, gol<strong>de</strong>n, silbern o<strong>de</strong>r kupferfarben glänzen<strong>de</strong>s metallisches Effektgarn.<br />

3 Genau genommen ist das Fahnentuch nicht weiß, son<strong>de</strong>rn cremefarben. Auf Empfehlung <strong>de</strong>r herstellen<strong>de</strong>n<br />

Firma wur<strong>de</strong> diese das Aussehen kaum beeinflussen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung vorgenommen. Reinweißer Brillantsamt ist<br />

so fleck- und staubempfindlich, dass <strong>de</strong>r Anblick <strong>de</strong>r Fahne schon nach kurzer Zeit beeinträchtigt wäre.<br />

32


Caroliner wur<strong>de</strong>n Drachenbootweltmeister<br />

Are you ready … Attention … *BEEP*...<br />

Lane one forward, two back, three and four hold … <strong>de</strong>r „Race-official“, o<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>utsch<br />

Schiedsrichter, gibt die letzten Kommandos. Die Drachenboote verschie<strong>de</strong>nster Nationen<br />

sind ausgerichtet. Kurz vor <strong>de</strong>m Start sind Muskeln und Nerven bis aufs äußerste gespannt.<br />

Man atmet tief ein und aus.<br />

Are you ready … Attention…*BEEP*. Das ist das Zeichen für alle im gleichen Takt<br />

loszulegen.<br />

So verläuft ein ganz „normaler“ Start bei <strong>de</strong>r 8. Drachenboot-Weltmeisterschaft in<br />

Sydney/Australien.<br />

31 Jugendliche aus Mecklenburg und Bran<strong>de</strong>nburg durften Deutschland im U18-Bereich<br />

vertreten, darunter auch 10 Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum. Seit Januar diesen<br />

Jahres trainierte das Jugendnationalteam in dieser Besetzung in Neubran<strong>de</strong>nburg und<br />

dafür wur<strong>de</strong>n wir mit 7 Weltmeistertiteln belohnt.<br />

Insgesamt durften wir 18 Tage in „Down-Un<strong>de</strong>r“ verbringen, damit blieb neben <strong>de</strong>n 4<br />

Tagen WM und <strong>de</strong>m täglichen Training auch noch (genügend) Zeit, Sydney samt wun<strong>de</strong>rschönem<br />

Hinterland zu besichtigen. Die Vielfalt <strong>de</strong>r gesammelten Eindrücke hätte auch<br />

für eine doppelt so lange Reise genügend Abwechslung bereitgehalten. Von unseren Betreuern<br />

und Helfern bis ins kleinste Detail durchgeplant und für die Wettkämpfe durch<br />

fundiertes Fachwissen <strong>de</strong>r Trainer, allen voran F.-R. Behrens, bestens vorbereitet, konnten<br />

wir die wohl bis jetzt schönste Zeit unseres Lebens in je<strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong> genießen. An dieser<br />

33


Stelle noch einmal ein Dankeschön an alle, die sich für uns engagiert, uns unterstützt, betreut<br />

o<strong>de</strong>r einfach nur die Daumen gedrückt haben.<br />

Doch bevor sich solche<br />

zuvor nicht geglaubten<br />

Erfolge einstellten,<br />

durften wir eine dreitägige<br />

Rundreise, mal<br />

gänzlich ohne Training,<br />

durch die „Blue Mountains“<br />

erleben.<br />

Dieses riesige Gebiet<br />

aus Canyons ist zu<br />

99% mit Eukalyptus bewal<strong>de</strong>t<br />

und bot uns<br />

nord<strong>de</strong>utschen Flachlän<strong>de</strong>rn<br />

Ausblicke von<br />

nie geahnter Schönheit.<br />

Wil<strong>de</strong> Tiere bekamen<br />

wir, bis auf eine tot auf<br />

<strong>de</strong>m Weg liegen<strong>de</strong><br />

Braunschlange, die<br />

zweitgiftigste Schlange<br />

<strong>de</strong>r Welt, dort nicht zu<br />

sehen. Dafür aber konnten wir im „Featherdale Wildlifepark“, einer Art Tierpark, auf<br />

Tuchfühlung mit Koalas, Kängurus und weiteren urtypisch australischen Tieren gehen.<br />

Nach dieser Tour wur<strong>de</strong> das Training wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Dazu gehörten Läufe und<br />

Kraftübungen an Traumsträn<strong>de</strong>n, sowie pad<strong>de</strong>ln entlang an einsamen Buchten und teuren<br />

Yachten. Untergebracht waren wir in Manly, einem Vorort 10 km von <strong>de</strong>r Innenstadt samt<br />

„Opera“ und „Habourbridge“, in einer Jugendherberge. Nach <strong>de</strong>m am Vormittag absolvierten<br />

Training fuhren wir via Fähre innerhalb von 40 Minuten zum Innenstadthafen in<br />

Front <strong>de</strong>r Skyline von Sydney und <strong>de</strong>n eben genannten Sehenswürdigkeiten. Auf diese Art<br />

und Weise verging eine ganze Woche wie im Fluge. Am Vormittag erhielten wir Paddler<br />

<strong>de</strong>n letzten Feinschliff<br />

und wur<strong>de</strong>n dafür beispielsweise<br />

mit <strong>de</strong>m Besuch<br />

<strong>de</strong>s Sydney-tower,<br />

<strong>de</strong>m höchsten Gebäu<strong>de</strong><br />

in Sydney mit einem<br />

360°-Panoramablick,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aquariums mit<br />

typisch australischen<br />

Wasserbewohnern belohnt.<br />

Dann die WM – 4<br />

Tage im andauern<strong>de</strong>n<br />

Wettkampfstress und<br />

uneindämmbarer Euphorie!<br />

Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r selbst<br />

erfolgreich an (wichtigen)<br />

Wettkämpfen teilgenommen<br />

hat, kennt<br />

dies, allen an<strong>de</strong>ren ist es<br />

34


nicht erklärbar. Am Sonntag, <strong>de</strong>m 23.09., waren die 8th IDBF World Dragon Boat Racing<br />

Championships dann been<strong>de</strong>t.<br />

Mit bester Stimmung fand am nächsten Morgen das Frühstück, Sachen packen und<br />

eine kurze Auswertung <strong>de</strong>r Reise statt. Wir bestiegen das Flugzeug und traten <strong>de</strong>n 24-stündigen<br />

Flug mit Zwischenaufenthalt in Bangkok an. Dort wur<strong>de</strong> gelacht, geschwärmt o<strong>de</strong>r<br />

auf Grund <strong>de</strong>r Erschöpfung sehr viel geschlafen.<br />

Nun hat uns <strong>de</strong>r Alltag wie<strong>de</strong>r eingeholt, die Zeit <strong>de</strong>r Klausuren hat begonnen, doch<br />

diese Erlebnisse geben sogar noch Erzählstoff für die Enkel her, so war schon das Versprechen<br />

<strong>de</strong>r Trainer vor <strong>de</strong>r WM. Viele von uns sind zu alt, um in <strong>de</strong>r nächsten Saison wie<strong>de</strong>r<br />

im Jugendbereich für Deutschland bei <strong>de</strong>r EM in Italien pad<strong>de</strong>ln zu dürfen, die Konkurrenz<br />

für so junge Paddler im Erwachsenenbereich ist sehr stark, doch diesen Sport weiter<br />

betreiben, das wollen wohl alle!<br />

Noch einmal Danke für all dies im Namen <strong>de</strong>s gesamten Teams an alle Unterstützer.<br />

Alle sind fest davon überzeugt, dass das Jugendnationalteam auch in Zukunft so erfolgreich<br />

bleiben wird.<br />

Johannes George, Klasse 12<br />

35


„Spot on“ für die Rezitatoren <strong>de</strong>r 7. und 8. Klassen<br />

hieß es am 20. und 27. September für die 7. und 8. Klassen <strong>de</strong>s Carolinums. In einem Rezitationswettbewerb<br />

traten die Schüler gegeneinan<strong>de</strong>r an und versuchten mit ihren Stimmen<br />

zu beeindrucken. „Raum wird Traum und Rausch wird Dichtung“, so lautet ein Vers <strong>de</strong>s<br />

Herbstgedichts „Oktober“ von Erich Kästner.<br />

Dieses sowie eine Auswahl an<strong>de</strong>rer Lyrik hatten die Rezitatoren zuvor im Unterricht<br />

behan<strong>de</strong>lt. „Wir wollen Schüler wie<strong>de</strong>r verstärkt an die Schönheit <strong>de</strong>r Poesie heranführen“,<br />

erklärte Hannelore Gentzen als Leiterin <strong>de</strong>r Fachschaft Deutsch. Dafür hatte man <strong>de</strong>n<br />

Rezitationswettstreit neu belebt.<br />

Für <strong>de</strong>n „großen Tag“ kürten die Klassen ihre bei<strong>de</strong>n besten Sprecher, die sich dann<br />

mit ihren Mitstreitern außerhalb <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s messen sollten. „Als zusätzlicher<br />

Ansporn, und vor breitem Publikum“, meinte Hannelore Gentzen zwinkernd. Und dieses<br />

Publikum bestand vor allem aus <strong>de</strong>m Fankreis <strong>de</strong>r Rezitatoren: Jeweils zwei Mitschüler<br />

pro Sprecher, plus <strong>de</strong>r eingela<strong>de</strong>nen Eltern!<br />

Ein bisschen Lampenfieber ließ sich da wohl nicht vermei<strong>de</strong>n. „Man erkennt vor lauter<br />

Aufregung seine eigene Stimme nicht“, meinte Toren Gipp nervös. Dennoch: Diese einzigartige<br />

Erfahrung wollte keiner <strong>de</strong>r Teilnehmer missen: „Sich hinstellen zu können und zu<br />

zeigen, was man drauf hat: Das ist einfach ein total cooles Gefühl!“ Paula Haase sprühte<br />

vor Begeisterung.<br />

Und vielleicht braucht man ja gera<strong>de</strong> dieses Gefühl <strong>de</strong>r Aufregung, um sein Bestes zu<br />

geben. Die Jury je<strong>de</strong>nfalls war von <strong>de</strong>r Leistung aller Teilnehmer überzeugt. Sie bestand<br />

aus drei Lehrern sowie zwei Schülern <strong>de</strong>r jeweiligen Jahrgangsstufe. Die „Unbestechlichen“,<br />

wie Dirk Kollhoff, Deutschlehrer am Gymnasium Carolinum, feststellte. Sie beurteilten<br />

nach zwei Kriterien: Der A-Note zur Einschätzung von Textsicherheit und Betonung,<br />

sowie <strong>de</strong>r B-Note für <strong>de</strong>n Gesamteindruck, inklusive Mimik und Gestik.<br />

36


Eigentlich konnte es nur Sieger geben. Denn sich vor einem Publikum in einem Gedichtvortrag<br />

zu präsentieren, be<strong>de</strong>utet bereits ein hohes Maß an Mut. Die Sieger unter <strong>de</strong>n<br />

Siegern wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r siebten Klasse dann jedoch Benjamin Tiedt, gefolgt von Jill Kolodzynski.<br />

Den dritten Platz ergatterten gleich zwei <strong>de</strong>r Teilnehmer. Denn Sophia Möller und<br />

Sophie Reimann, so entschied die Jury, waren bei<strong>de</strong> gleich fantastisch.<br />

In <strong>de</strong>r achten Klasse konnte sich Laura Malik gegen ihre Mitstreiter durchsetzen. Tanja<br />

Alexandrin wur<strong>de</strong> zweite, Paula Haase dritte.<br />

Es war ein erfolgreicher Auftakt für eine hoffentlich lange Rezitationstradition. Fortsetzung<br />

folgt. Denn bereits im nächsten Jahr wolle man auch an<strong>de</strong>re Jahrgänge mit einbeziehen,<br />

allen voran die neunte Klasse.<br />

Elisa Wehser<br />

Schülerin Klasse 13<br />

37


38<br />

<strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />

Die <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong> ist an einem würdigen Ort im Gymnasium Carolinum angebracht. Diese<br />

Form <strong>de</strong>s Erinnerns wird als wichtiger Meilenstein in unserer Schulgeschichte betrachtet,<br />

<strong>de</strong>nn alle, sowohl Schüler als auch Lehrer, wer<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt, sich bewusst mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Vergangenheit, mit <strong>de</strong>r Schulgeschichte sowie persönlichen Schicksalen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Fachschaft Geschichte


Aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />

Eine neue Stele erinnert an Paul Schondorf<br />

Seit einigen Monaten erinnert eine von <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz aufgestellte Stele direkt vor<br />

<strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum an <strong>de</strong>n Ministerialbaurat Paul Schondorf.<br />

Der Text <strong>de</strong>r Stele wird mit freundlicher Genehmigung <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz im folgen<strong>de</strong>n<br />

hier abgedruckt.<br />

Ministerialrat Paul Schondorf<br />

Baumeister<br />

1873 Paul Schondorf wird am 1. November als Sohn <strong>de</strong>s Großherzoglichen Musikdirektors<br />

und Komponisten Johannes in Schondorf in Güstrow geboren.<br />

Er studiert Architektur in München und Braunschweig. Nach <strong>de</strong>m ersten<br />

Examen arbeitet er im Bauamt Lübeck und Schwerin.<br />

1902 – 1903 Mit <strong>de</strong>m zweiten bestan<strong>de</strong>nen Examen wird er im Lan<strong>de</strong>sbaudistrikt Güstrow<br />

als Regierungsbaumeister beschäftigt.<br />

1903 – 1911 Paul Schondorf steht <strong>de</strong>m Baudistrikt Dargun vor.<br />

1911 – 1912 Er arbeitet als Landbaumeister und Baudirektor im Staatsbaudistrikt Rostock.<br />

1912 Im Juni erfolgt die Berufung als Dezernent für das Hochbauwesen im Mecklenburg-Strelitzer<br />

Staatsministerium.<br />

Seit <strong>de</strong>m Eintritt in das Mecklenburg-Strelitzer Staatsministerium ist er bestrebt,<br />

die Rückstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Schulen und Domänen<br />

zu beseitigen. Nicht zuletzt bemüht er sich, die Arbeiterwohnverhältnisse<br />

auf <strong>de</strong>m Land einer gründlichen Än<strong>de</strong>rung und Besserung zu unterziehen.<br />

Der Großherzog ernennt ihn später zum Ministerialbaurat und bautechnischen<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Großherzoglichen Ministeriums in Neustrelitz.<br />

1934 Er tritt in <strong>de</strong>n Ruhestand ein und zieht an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nsee, wo er bis zu seinem<br />

To<strong>de</strong> 1949 wohnt.<br />

Weitere Beispiele seines Schaffens:<br />

Amtshaus in Röbel,<br />

Kirche in Marihn bei Penzlin,<br />

Erweiterungs- und Hörsaalbauten im Anatomischen Institut und <strong>de</strong>n Ausbau<br />

<strong>de</strong>r Augenklinik an <strong>de</strong>r Universität in Rostock,<br />

Neubau <strong>de</strong>r Erziehungsanstalt „Bethanien“ in Neubran<strong>de</strong>nburg, heute das<br />

Lan<strong>de</strong>sbauamt (Mecklenburg-Vorpommern),<br />

Neubau <strong>de</strong>s Großherzoglichen Parkhauses am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tiergartens,<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r zerstörten Burg in Wesenberg nach einem Brand 1918,<br />

Umbauarbeiten an <strong>de</strong>r Orangerie in Neustrelitz,<br />

Entwurf für Schulen in Selmsdorf bei Schönbeck (Lübeck)<br />

Das Carolinum – Louisenstraße 30<br />

Das von 1923 – 25 nach Plänen <strong>de</strong>s Ministerialbaurats Paul Schondorf erbaute<br />

Schulgebäu<strong>de</strong> „Neues Carolinum“ ist ein lang gestrecktes dreigeschossiges<br />

Gebäu<strong>de</strong> am Glambecker See.<br />

39


Die Rückseite <strong>de</strong>r Stele<br />

40<br />

Die Monumentalität <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s aber auch die Konsequenz in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> zeigen die Schönheit <strong>de</strong>r gewaltigen Baumasse und damit<br />

<strong>de</strong>n hohen Qualitätsanspruch <strong>de</strong>s Baumeisters.<br />

Beson<strong>de</strong>re Beachtung fin<strong>de</strong>t die Innenarchitektur. In erster Linie ist die kapellenartige<br />

Aula mit <strong>de</strong>r durch Säulen gestützten Empore und <strong>de</strong>r Apsis zu<br />

nennen.<br />

Die farbigen Fenster in <strong>de</strong>r Apsis drücken <strong>de</strong>m Ganzen einen sakralen<br />

Stempel auf.<br />

Über <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>s Mittelbaus erhebt sich eine umfrie<strong>de</strong>te Plattform, die<br />

das ehemalige Observatorium beherbergte.<br />

Der Architekt nannte <strong>de</strong>n naturwissenschaftlichen Flügel „die Seele <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s“.<br />

Denken und Anschauung sollen sich hier im Goethischen Sinne zur „harmonischen<br />

Durchbildung <strong>de</strong>s neuzeitlichen Menschen vereinen“.<br />

Bei <strong>de</strong>n Einweihungsfeierlichkeiten bringt <strong>de</strong>r Kulturminister von Preußen,<br />

Prof. Becker sein Erstaunen über <strong>de</strong>n Weitblick und was hier in einem kleinen<br />

<strong>de</strong>utschen Staat unter einem so tüchtigen Baumeister geschaffen wur<strong>de</strong>,<br />

in seiner Re<strong>de</strong> zum Ausdruck.<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r Schulentwicklung in Neustrelitz<br />

1757 Herzog Adolf Friedrich IV kauft das Gebäu<strong>de</strong> Markt 16 Ecke Bruchstraße<br />

und schenkt dieses <strong>de</strong>r Stadt.<br />

1758 Im Februar entsteht die erste öffentliche Schule.<br />

Bis dahin gibt es nur Klipp- o<strong>de</strong>r Winkelschulen, d.h. Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n von<br />

Privatpersonen in <strong>de</strong>ren Wohnungen im Rechnen, Schreiben, Lesen und Religion<br />

unterwiesen.<br />

1795 Herzog Carl, Vater <strong>de</strong>r Königin Louise, stiftet am 12. April eine Oberschule<br />

„für die sittliche und wissenschaftliche Bildung <strong>de</strong>r Jugend seines Lan<strong>de</strong>s“.<br />

Der Unterricht beginnt mit 49 Schülern.<br />

Das alte Schulgebäu<strong>de</strong> erweist sich bald als zu klein. Daraufhin mietet <strong>de</strong>r<br />

Herzog im Oktober <strong>de</strong>s Jahres das Haus Markt 17.<br />

Zwei Jahre später wird um eine Erweiterung <strong>de</strong>s alten Schulhauses Markt<br />

16 o<strong>de</strong>r einen Neubau gebeten.<br />

1803 Herzog Carl legt am 9. Juni <strong>de</strong>n Grundstein zum neuen Schulgebäu<strong>de</strong> auf<br />

<strong>de</strong>m ehemaligen Friedhof in <strong>de</strong>r Glambecker Straße 10.<br />

Der Baumeister Friedrich Wilhelm Dunkelberg erhält <strong>de</strong>n Auftrag.<br />

1805 Anfang Dezember wird <strong>de</strong>r noch unvollen<strong>de</strong>te Bau von <strong>de</strong>r Oberschule bezogen<br />

und mit <strong>de</strong>m Unterricht begonnen. Nach und nach ziehen auch die<br />

an<strong>de</strong>ren Schulen <strong>de</strong>r Stadt ein, so dass sechs verschie<strong>de</strong>ne Schultypen im<br />

Haus untergebracht sind. Sie zu vereinen ist durch das Fehlen von „brauchbaren“<br />

Lehrern anfänglich unmöglich.<br />

Die Lehranstalt heißt zunächst Neustrelitzer Stadtschule.


1811 Am 6. Oktober erhebt Herzog Carl auf Antrag <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Dirktors Siefert die<br />

Oberschule zum Gymnasium mit Namen „Carolinum“.<br />

1828 Die Stadtschule wird in Gymnasium Carolinum und Realschule getrennt<br />

und verbleibt noch bis 1860 im gleichen Schulhaus. Danach zieht die Realschule<br />

aus.<br />

Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium waren u. a.<br />

<strong>de</strong>r Maler Wilhelm Riefstahl,<br />

<strong>de</strong>r Altertumsforscher und Ent<strong>de</strong>cker Trojas Heinrich Schliemann,<br />

<strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s „Max-Planck-Institutes für Psychiatrie“ Prof. Dr. Emil<br />

Kraepelin,<br />

<strong>de</strong>r Naturwissenschaftler Prof. Dr. Karl Kraepelin, Mitbegrün<strong>de</strong>r und Leiter<br />

<strong>de</strong>s Naturhistorischen Museums Hamburg,<br />

<strong>de</strong>r Sprachgelehrte und Lexikograph Prof. Dr. Daniel San<strong>de</strong>rs,<br />

<strong>de</strong>r Pharmazeut Prof. Dr. Hermann Thoms, Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pharmazeutischen<br />

Instituts in Berlin<br />

Zur Geschichte <strong>de</strong>s Carolinums an diesem Standort<br />

1922 Der Mecklenburg-Strelitzer Landtag genehmigt am 8. April <strong>de</strong>n Neubau am<br />

Glambecker See.<br />

1923 Im Frühjahr wird mit <strong>de</strong>m Bau begonnen.<br />

Ministerialrat Paul Schondorf erhält dazu <strong>de</strong>n Auftrag.<br />

1925 Im Juni fin<strong>de</strong>t die Einweihungsfeier statt.<br />

Der Baumeister Ministerialrat Paul Schondorf hat „das schöne Projekt nach<br />

bau- und schultechnischen Grundsätzen unter Berücksichtigung aller mo<strong>de</strong>rnen<br />

Fortschritte <strong>de</strong>s Bau- und Schulwesens ausgearbeitet und mit unermüdlichem<br />

Fleiß bei <strong>de</strong>r Bauausführung die Oberleitung bis zur Fertigstellung<br />

inne gehabt“.<br />

1939 Während <strong>de</strong>s II. Weltkrieges wird aus <strong>de</strong>m Schulhaus ein Lazarett.<br />

1949 Die „Rote Armee“ belegt nach <strong>de</strong>m Krieg das Gebäu<strong>de</strong>.<br />

Es bleibt vorerst weiter Lazarett.<br />

Später entsteht für die Garnison ein Krankenhaus und ein kulturelles Zentrum.<br />

Das Gebäu<strong>de</strong> wird „Haus <strong>de</strong>r Offiziere“ genannt.<br />

1993 Mit <strong>de</strong>m Abzug <strong>de</strong>r GUS-Truppen wird das Haus wie<strong>de</strong>r frei. Es beginnen<br />

umfangreiche Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten mit <strong>de</strong>m Ziel, nach<br />

<strong>de</strong>nkmalpflegerischem Vorbild das Haus wie<strong>de</strong>r als Gymnasium zu nutzen.<br />

1997 Im September beziehen die Schüler das Gymnasium „Carolinum“ und <strong>de</strong>r<br />

Schulbetrieb wird aufgenommen. In <strong>de</strong>r ehemaligen Turnhalle ist eine mo<strong>de</strong>rne<br />

Schulbibliothek eingerichtet.<br />

1999 Eine mo<strong>de</strong>rne Sporthalle entsteht für die Schüler auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />

Seite <strong>de</strong>s Platzes, <strong>de</strong>r auch Schulhoffunktion hat.<br />

2007 Der Schulsportplatz wird auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Straßenseite direkt am Ufer <strong>de</strong>s<br />

Glambecker Sees eingeweiht.<br />

41


42<br />

(Foto: Andreas Löskow)


Historische Anmerkungen zu Emil Kraepelin und<br />

<strong>de</strong>n Stationen seines Lebens<br />

von Holger Steinberg<br />

Auf <strong>de</strong>n Schüler und Gymnasiasten Emil Kraepelin übten beson<strong>de</strong>rs sein älterer Bru<strong>de</strong>r<br />

Karl Kraepelin (1848-1915), <strong>de</strong>r spätere Zoologe und Botaniker, und <strong>de</strong>r Landarzt Louis<br />

Krüger (1837-1892) nachhaltigen Einfluss aus. Gera<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r Begegnungen mit<br />

Letzterem reifte in Kraepelin <strong>de</strong>r Entschluss, ebenfalls Medizin zu studieren. Außer<strong>de</strong>m<br />

gestattete Krüger <strong>de</strong>m Sohn seines Freun<strong>de</strong>s die Benutzung <strong>de</strong>r eigenen Bibliothek. Hier<br />

fand <strong>de</strong>r nach Orientierung Suchen<strong>de</strong> die ‚Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele’<br />

<strong>de</strong>s Philosophen, Psychologen und Physiologen Wilhelm Wundt (1832-1920). Da ihn psychologische<br />

Zusammenhänge sehr interessierten, er wohl zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n ersten Band dieser<br />

programmatischen Schrift mit Begeisterung durchgearbeitet hatte, entschloss er sich,<br />

Irrenarzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Am 21. April 1874 schreibt sich Emil Kraepelin für das Studium <strong>de</strong>r Medizin an <strong>de</strong>r<br />

Universität Leipzig ein, <strong>de</strong>r Stadt, in <strong>de</strong>r bereits sein Bru<strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>t und promoviert<br />

wor<strong>de</strong>n war und als Lehrer wirkte. Hier blieb er zunächst zwei Semester, bevor er nach<br />

Würzburg wechselte. Ein Schritt, <strong>de</strong>n er sehr schnell bereuen sollte, <strong>de</strong>nn dort arbeitete er<br />

Wundts ‚Grundzüge <strong>de</strong>r Physiologischen Psychologie’ durch und beschloss sofort, diesem<br />

Manne persönlich näher zu treten und bei ihm zu lernen. Eben im Jahr 1875 war Wundt<br />

auf eine or<strong>de</strong>ntliche Professur für Philosophie nach Leipzig berufen wor<strong>de</strong>n und dorthin<br />

kehrt Kraepelin im Frühjahr 1877 also zurück. Während <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Monate wird er<br />

<strong>de</strong>m Professor persönlich auffallen und mit Fleiß <strong>de</strong>ssen Lehrveranstaltungen besuchen.<br />

Jedoch ein ihn außeror<strong>de</strong>ntlich ehren<strong>de</strong>s Angebot Franz von Rineckers (1811-1883), noch<br />

als Stu<strong>de</strong>nt als Assistent in <strong>de</strong>ssen Irrenabteilung <strong>de</strong>s Juliusspitals einzutreten, kann er<br />

nicht ablehnen und kehrt zu ihm nach Würzburg zurück. Dort been<strong>de</strong>t Kraepelin sein Studium,<br />

legt die ärztliche Staatsprüfung ab und promoviert.<br />

Zum August 1878 wechselt er nach München an die Oberbayerische Kreisirrenanstalt<br />

zu Bernhard von Gud<strong>de</strong>n (1824-1886), einem <strong>de</strong>r bekanntesten hirnanatomisch orientierten<br />

Psychiater seiner Zeit. Obwohl die Beziehung zu ihm sehr persönlich und von Dankbarkeit<br />

geprägt war, gestaltete sie sich für <strong>de</strong>n jungen Assistenten doch zunehmend unbefriedigend:<br />

Gud<strong>de</strong>n beantwortete alle Fragen, die auf das Gebiet <strong>de</strong>r Psychosen führten,<br />

<strong>de</strong>ren Wesen und Ursachen zu einem großen Teil noch völlig unklar waren, nur mit Achselzucken,<br />

wandte sich ausschließlich <strong>de</strong>n organisch bedingten, später exogen genannten Hirnerkrankungen<br />

zu. Seine Mitarbeiter hatten sich weitgehend mit <strong>de</strong>r Anfertigung von Hirnschnitten<br />

zu beschäftigen und sich auf die mikroskopische Suche nach <strong>de</strong>n hirnorganischen<br />

Ursachen <strong>de</strong>r Störungen zu begeben. Kraepelin versprach sich von diesem Forschungsansatz<br />

wenig für das Verständnis <strong>de</strong>r Geistesstörungen.<br />

Umso mehr jedoch von <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Wundtschen Arbeitsmetho<strong>de</strong>n in die Psychiatrie.<br />

Der Leipziger Professor beschäftigte sich innerhalb seines weiter angelegten Forschungsprogramms<br />

auch mit singulären psychischen Grundphänomenen, vor allem <strong>de</strong>r<br />

Sinneswahrnehmung, über das Verhältnis von Reiz und Empfindung, mit Hilfe von<br />

Reaktions- und Zeitmessungen sowie Assoziationstests. Kraepelin verfocht die I<strong>de</strong>e, dass Geistesstörungen<br />

bzw. <strong>de</strong>ren Syndrome und Symptome auf abweichen<strong>de</strong>n psychischen Grundphänomenen<br />

basierten und man bei massenhaften Experimenten mit psychisch Kranken<br />

und Vergleichen mit Gesun<strong>de</strong>n man die Gesetzmäßigkeiten solcher Abweichungen und<br />

43


damit <strong>de</strong>ren Ursache erkennen könne. Somit wen<strong>de</strong>t er seinen Blick ein drittes Mal nach<br />

Leipzig und bittet Wundt, ihn als Assistenten in seinem Labor für Experimentalpsychologie<br />

anzunehmen. Wundts Labor wird jedoch bis 1883/84 eine Privatinitiative bleiben und<br />

er verfügt <strong>de</strong>shalb über keinerlei bezahlte Stellungen, empfiehlt jedoch, sich an Paul Flechsig<br />

(1847-1929) zu wen<strong>de</strong>n. Der sei Professor für Psychiatrie in Leipzig und suche für seine im<br />

Frühjahr 1882 zu eröffnen<strong>de</strong> neue Universitäts-Irrenklinik klinisch erfahrene Assistenzärzte.<br />

Nebenbei könne sich Kraepelin dann gern in seinem Labor beschäftigen.<br />

Kraepelin folgt diesem Rat und tritt am 25. Februar 1882 in die Flechsigsche Klinik in<br />

Leipzig ein. Während <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Monate wird er sich jedoch ausgiebig <strong>de</strong>m zeitrauben<strong>de</strong>n<br />

Studium und Experimentieren bei Wundt hingeben und seine Dienstobliegenheiten<br />

in <strong>de</strong>r Irrenklinik vernachlässigen. Flechsig wird ihn daraufhin, nach noch nicht einmal<br />

viermonatiger Tätigkeit, fristlos entlassen. Dies bringt <strong>de</strong>n gebürtigen Neustrelitzer jedoch<br />

nicht von seinem Vorhaben ab, an <strong>de</strong>r Universität Leipzig zu habilitieren. Er genießt dabei<br />

die Unterstützung einiger Professoren, so von Wundt und <strong>de</strong>m Neurologen Wilhelm Erb<br />

(1840-1921), <strong>de</strong>r Kraepelins Habilitationsangelegenheit gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand Flechsigs<br />

entschei<strong>de</strong>nd befürwortet. Jedoch bringt auch die Habilitation keine Aussicht auf eine<br />

feste bezahlte Anstellung und <strong>de</strong>r junge Privatdozent ist gezwungen, Wundt zu verlassen<br />

und nach München zurückzukehren. In<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet die Rückkehr in die bayerische<br />

Hauptstadt, wo sich unter von Gud<strong>de</strong>n die Verhältnisse nicht verän<strong>de</strong>rt haben, nicht mehr<br />

als einen kurzen Zwischenaufenthalt. Der bestimmte Wunsch, eine Familie zu begrün<strong>de</strong>n,<br />

lässt ihn schweren Herzens auf die Unbestimmtheit eines aka<strong>de</strong>mischen Aufstiegs verzichten<br />

und sich zum Juli 1884 um eine zu vergeben<strong>de</strong>, sehr gut bezahlte Oberarztstelle an <strong>de</strong>r<br />

schlesischen Irrenanstalt Leubus (Lubi¸a˙z) erfolgreich bewerben. Am 4. Oktober <strong>de</strong>s Jahres<br />

1884 heiratet Kraepelin seine langjährige Verlobte, die auf <strong>de</strong>m Gutsbesitz Marly aufgewachsene<br />

Ina Schwabe (1855-1944). Obgleich sich die Verhältnisse in und um die Anstalt<br />

im O<strong>de</strong>rwald offenbar gut gestalten, reizt es Kraepelin doch, als er von <strong>de</strong>r Ausschreibung<br />

einer Oberarztstelle an <strong>de</strong>r Irrenabteilung <strong>de</strong>s Dres<strong>de</strong>ner Stadtkrankenhauses erfährt, vor<br />

allem, weil er damit an einer stark frequentierten großstädtischen Klinik arbeiten und forschen<br />

kann. Als <strong>de</strong>ren relativ eigenständiger Leiter kann er dann zu<strong>de</strong>m fast völlig frei<br />

über Aufnahme und Abgabe von Patienten entschei<strong>de</strong>n. Ein Umstand, <strong>de</strong>r ihm später, vor<br />

allem in Hei<strong>de</strong>lberg, als I<strong>de</strong>al vorgeschwebt haben muss. In diese Stellung, die er am 1. Mai<br />

1885 antritt, gelangte er scheinbar problemlos. Aber wie sich bald zeigen sollte, mangelte<br />

es hier an Mitteln für wissenschaftliche Forschungen, zumal die Krankenhauskommission<br />

<strong>de</strong>rartige Vorhaben hemmte. Auch im Privaten muss das Ehepaar einen ersten Schicksalsschlag<br />

hinnehmen, als Anfang November ihr erstes Kind kurz nach <strong>de</strong>r Geburt an einer<br />

Nabelschnurumschlingung verstirbt.<br />

Doch plötzlich, durch einen persönlichen Glücksumstand, wird Kraepelin die aka<strong>de</strong>mische<br />

Karriereleiter wie<strong>de</strong>r hingehalten: Hermann Emminghaus (1845-1904), Professor <strong>de</strong>r<br />

Psychiatrie in Dorpat (Tartu), wird 1886 nach Freiburg berufen. Und dieser ehemalige<br />

Würzburger Lehrer Kraepelins vermittelt nun ihn als seinen Nachfolger auf <strong>de</strong>n psychiatrischen<br />

Lehrstuhl <strong>de</strong>r im Machtbereich <strong>de</strong>s russischen Imperiums liegen<strong>de</strong>n, aber<br />

<strong>de</strong>utsch-baltisch geprägten Universität im heutigen Estland. Trotz dieser Umstän<strong>de</strong> zögert<br />

<strong>de</strong>r 30-jährige keine Minute, zurück in die schon abgeschriebene universitäre Laufbahn zu<br />

gelangen. Dort nun kann er sich neben <strong>de</strong>r ärztlichen Tätigkeit, die Klinik umfasst 70 bis<br />

80 Betten, <strong>de</strong>r Forschungsarbeit verstärkt hingeben, die in <strong>de</strong>n ersten Jahren vor allem<br />

eine experimentalpsychologische ist. Mit großer Begeisterung will er in einem selbst begrün<strong>de</strong>ten<br />

experimentalpsychologischen Labor nun endlich sein Forschungsprogramm angehen<br />

und die Wundtsche Experimentalpsychologie in die Psychiatrie einführen. Doch ergeben<br />

sich bald Schwierigkeiten verschie<strong>de</strong>ner Art. So erweist es sich auch als nahezu unmöglich,<br />

mit manifest psychotisch Erkrankten die eine gewisse Mitarbeit erfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Versuche anzustellen. Nun besinnt er sich mehr und mehr darauf, sich <strong>de</strong>r schon in seiner<br />

Antrittsvorlesung angekündigten klinischen Verlaufsbeobachtung <strong>de</strong>r Kranken zu verschreiben.<br />

Schon 1863 hatte Karl Ludwig Kahlbaum (1828-1899) gefor<strong>de</strong>rt, dass das Wesen<br />

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<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Geisteskrankheiten nur dann verstan<strong>de</strong>n und unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

könne, wenn man davon abkäme, eine Einteilung auf <strong>de</strong>r Grundlage irgendwann sich bei<br />

<strong>de</strong>n Patienten zeigen<strong>de</strong>r Symptome vorzunehmen. Vielmehr sei die Beobachtung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Kranken während ihres gesamten, nicht selten lebenslangen Krankheitsverlaufs notwendig,<br />

um so immer gleiche Muster zu erkennen, die jeweils verschie<strong>de</strong>ne Erkrankungsbil<strong>de</strong>r<br />

repräsentierten. Womöglich entschei<strong>de</strong>nd durch ein persönliches Gespräch mit <strong>de</strong>m<br />

Görlitzer Anstaltsdirektor Kahlbaum während seiner schlesischen Monate in Leubus verlegt<br />

sich Kraepelin immer mehr auf diesen Forschungsansatz. Experimentalpsychologie<br />

und pathologische Hirnanatomie <strong>de</strong>nkt er sich als weitere notwendige Hilfswissenschaften,<br />

die durch Forschung auf ihrem Gebiet zu <strong>de</strong>n gleichen Krankheitseinheiten führen müssten.<br />

Es konstituiert sich Kraepelins theoretisches Konzept seiner pluridimensionalen klinisch-empirischen<br />

Psychiatrie heraus.<br />

Zunehmend <strong>de</strong>primieren ihn jedoch die Isolation vom Deutschen und <strong>de</strong>m wissenschaftlichen<br />

Verkehr, was durch die in zunehmen<strong>de</strong>m Maße restriktive Russifizierung <strong>de</strong>s<br />

gesamten Dorpater Universitätslebens noch verstärkt wird. So kann er ohne Hilfe von<br />

Dolmetschern auch keine eingehen<strong>de</strong>n Gespräche mit seinen Patienten führen. Längere<br />

Reisen während <strong>de</strong>r Semesterferien vor allem nach Mittel- und Sü<strong>de</strong>uropa können nicht<br />

länger ein adäquater Ersatz dafür sein. Briefwechsel, so mit Wundt, berichten von <strong>de</strong>r<br />

Hoffnung auf eine baldige Rückkehr aus <strong>de</strong>m „Exil“ in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sprachraum.<br />

Diese erfüllt sich mit <strong>de</strong>r Berufung auf <strong>de</strong>n Lehrstuhl <strong>de</strong>r renommierten Universität<br />

Hei<strong>de</strong>lberg, <strong>de</strong>n er zum Frühjahrssemester 1891 übernimmt. Hier nun sollte Kraepelin <strong>de</strong>n<br />

Höhepunkt seines wissenschaftlichen Schaffens erreichen: „Der Kraepelin, <strong>de</strong>ssen Psychiatrie<br />

sich die Welt eroberte, ist <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger Kraepelin.“ Die vornehmlich hier verfassten<br />

Editionen seines ‚Lehrbuches <strong>de</strong>r Psychiatrie’ repräsentieren diesen Gipfel. Darin<br />

führt er seine klinisch-empirische Psychiatrie erstmals breit aus und entwickelt seine Klassifikation<br />

<strong>de</strong>r psychischen Krankheiten mit <strong>de</strong>r bekannten Zweiteilung <strong>de</strong>r endogenen<br />

Psychosen, <strong>de</strong>s Manisch-Depressiven Irreseins und <strong>de</strong>r Dementia praecox, die ein Vorgängerkonzept<br />

<strong>de</strong>r heutigen Gruppe <strong>de</strong>r Schizophrenien darstellt. In Hei<strong>de</strong>lberg als Direktor<br />

einer über 110 Betten verfügen<strong>de</strong>n Universitäts-Irrenklinik will er nun das in Dorpat theoretisch<br />

begrün<strong>de</strong>t Konzept praktisch umsetzen. Er lässt die Klinik umbauen und richtet<br />

Räume für wissenschaftliche Laboratorien ein, vor allem aber große Wachsäle, in <strong>de</strong>nen<br />

eine große Anzahl von Kranken rund um die Uhr wissenschaftlich beobachtet wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Es entstehen umfangreiche Krankenakten. Für je<strong>de</strong>n Patienten legt er außer<strong>de</strong>m<br />

eine Zählkarte an, auf <strong>de</strong>r er die wichtigsten Hinweise über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung<br />

vermerkt. Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre entsteht so eine Sammlung mehrerer Tausend Zählkarten,<br />

die <strong>de</strong>r Forscher nun nach gleichartigen Verläufen ordnet und so tatsächlich auf unterscheidbare<br />

psychische Erkrankungen schließt, vor allem für das große, bis dahin unklare<br />

Gebiet <strong>de</strong>r endogenen Psychosen. Seine eigene Klinik baut Kraepelin um zu einer diagnostischen<br />

Durchgangsstation, die es erlaubt, Patienten schon im Frühstadium ihrer Erkrankung<br />

aufzunehmen und forscherisch bekannte Fälle schnell in an<strong>de</strong>re badische Anstalten<br />

weiter zu verlegen. Deren Spätphase o<strong>de</strong>r Ausgang <strong>de</strong>r Erkrankung beobachtet und vermerkt<br />

er auf seinen Zählkarten während jährlicher Besuche in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Einrichtungen.<br />

Allerdings muss Kraepelin die Basis seiner wissenschaftlichen Forschungen zunehmend<br />

gefähr<strong>de</strong>t sehen, <strong>de</strong>nn er ist immer weniger in <strong>de</strong>r Lage, chronische, forscherisch weniger<br />

interessante Fälle unbürokratisch an Folgeeinrichtungen abzugeben. Die badischen<br />

Anstaltsdirektoren wehren sich erfolgreich dagegen, Erfüllungsgehilfen <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>lberger<br />

Professors zu sein und ihre Kliniken zu Verwahranstalten wer<strong>de</strong>n zu lassen. Dies führt zur<br />

Überfüllung <strong>de</strong>r Kraepelinschen Universitätsklinik und zur Unmöglichkeit neue Patienten<br />

aufzunehmen. Kraepelin kann die Sammlung seiner Zählkarten nicht vervollständigen, seine<br />

Krankheitsklassifikation nicht auf eine noch breite Datengrundlage stellen und ihm<br />

sich klar offenbaren<strong>de</strong> Fehlschlüsse berichtigen.<br />

45


Daraufhin treten die bayerischen Behör<strong>de</strong>n und die Münchener Medizinische Fakultät<br />

an Kraepelin heran und garantieren ihm bei einer Übernahme <strong>de</strong>s dortigen Lehrstuhles<br />

freie Forschungsbedingungen in einer vollkommen neu erbauten, auf <strong>de</strong>m neusten Kenntnisstand<br />

<strong>de</strong>r Irrenversorgung stehen<strong>de</strong>n Psychiatrischen Klinik. Schweren Herzens verlässt<br />

er 1903 die von ihm so geliebte Neckarstadt und nimmt <strong>de</strong>n Ruf nach München an. In<br />

Dorpat hatte Kraepelin die theoretischen Grundfeiler seiner klinisch-empirischen Psychiatrie<br />

eingeschlagen, in Hei<strong>de</strong>lberg konnte er durch <strong>de</strong>ren praktische Umsetzung erste wesentliche<br />

Früchte ernten, <strong>de</strong>ren sichtbarste nur die Dichotomie <strong>de</strong>r endogenen Psychosen ist.<br />

Die Münchener Zeit von 1903 bis 1922 als Professor und Direktor <strong>de</strong>r psychiatrischen<br />

Universitätsklinik und ab 1917 bis 1926 als vorübergehend gleichzeitiger Direktor <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (heute Max-Planck-Institut) wird erkenntnistheoretisch<br />

im Wesentlichen die Nachzeit seines großen wissenschaftlichen Wurfes sein.<br />

Was ihm in München allerdings gelingen wird, ist die Perfektionierung seiner Wissenschaftsorganisation.<br />

Er implementiert die Klasse <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Assistenten und<br />

lässt die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>ren jeweiliger Spezialdisziplin in seinen psychiatrisch-pluridimensionalen<br />

Gesamtwurf mün<strong>de</strong>n. Der Münchener Direktor wird so zum Dirigenten eines<br />

ganzen Forschungsorchesters und zieht viele <strong>de</strong>r angesehensten Forscher an seine Klinik<br />

und sein Institut, so unter an<strong>de</strong>rem Wilhelm Weygandt (1870-1939), Willy Hellpach (1877-<br />

1955), Gustav Aschaffenburg (1866-1944), Paul Schrö<strong>de</strong>r (1873-1941), Robert Gaupp<br />

(1870-1953), Karl Wilmanns (1873-1945), Franz Nissl (1860-1919), Alois Alzheimer (1864-<br />

1915), Johannes Lange (1891-1938), Franz Jahnel (1885-1951), Felix Plaut (1877-1940),<br />

Walther Spielmeyer (1879-1935) o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n später <strong>de</strong>m Nationalsozialismus ergebenen<br />

Rassenhygieniker sowie Erb- und Familienforscher Ernst Rüdin (1874-1952). Die Beherrschung<br />

dieses ganzen Ensembles und <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s Forschungsinstitutes bil<strong>de</strong>n Kraepelins<br />

organisatorische Hauptleistung. Letzteres vermochte er während <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges<br />

und <strong>de</strong>r für Deutschland schweren Nachkriegszeit vor allem mit finanzieller Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s amerikanisch-<strong>de</strong>utschen Stifters James Loeb (1867-1933) zu leisten, auch<br />

Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870-1950) und <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Chemischen Industrie trugen durch Spen<strong>de</strong>n dazu bei. Seit<strong>de</strong>m widmete er sich beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung dieses Institutes, erst recht nach seinem Rückzug von allen universitären<br />

Ämtern im Jahre 1922. So stieg die Forschungsanstalt auf als das „erste Zentrum für ein<br />

umfassen<strong>de</strong>s Studium von Gehirn und Verstand mit all ihren möglichen Störungen“ und<br />

gilt auch heute noch als eine international renommierte Stätte <strong>de</strong>r biologisch orientierten<br />

psychiatrischen Forschung. Obgleich sein erstes, unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> Wundts entworfenes Forschungsprogramm,<br />

die Einführung <strong>de</strong>r Experimentalpsychologie als Schlüsselwissenschaft<br />

<strong>de</strong>r Psychiatrie, nicht in <strong>de</strong>m von ihm erhofften Maße umzusetzen war, arbeitete Kraepelin<br />

doch ein Leben auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Psychologie weiter. Einerseits sagte er an vielen Stellen<br />

selbst, dass ihr stets sein Herz gehörte, an<strong>de</strong>rerseits empfand er sich wohl gegenüber<br />

seinem Leipziger Lehrvater lange in einer Bringschuld. Demzufolge kann er es als Befreiung<br />

betrachtet haben, mit <strong>de</strong>r Arbeitskurve endlich eine elementar be<strong>de</strong>utungsvolle, aber<br />

von vornherein genuin psychologische Arbeit, <strong>de</strong>ren Ergebnisse also keinerlei Anwendung<br />

in <strong>de</strong>r Psychiatrie fin<strong>de</strong>n sollten, vorlegt haben zu können. Fast von selbst ergibt es sich da,<br />

dass er die Arbeitskurve, die er Weygandt zufolge gar als „Hauptwerk seines Lebens“ einstufte,<br />

in <strong>de</strong>r Festschrift anlässlich Wundts 70. Geburtstag publiziert hat.<br />

Kraepelin war ein Liebhaber <strong>de</strong>r Literatur, 1928 wur<strong>de</strong>n einige seiner eigenen Gedichte<br />

postum veröffentlicht. Beson<strong>de</strong>rs mochte er Friedrich Schiller (1759-1805), Fritz Reuter<br />

(1810-1874) und Guy <strong>de</strong> Maupassant (1850-1893), ebenso zeigte er für das Theater Interesse.<br />

Im Privaten wie im Beruflichen entsprach es am ehesten seiner Neigung, in Ruhe und<br />

Zurückgezogenheit zu wirken, fernab öffentlicher Verpflichtungen; <strong>de</strong>r Vater von vier<br />

Töchtern, die von insgesamt acht Kin<strong>de</strong>rn Geburt und Kleinkin<strong>de</strong>salter überlebten, hegte<br />

auch eine große Scheu vor Würdigungen seiner eigenen Person. Die besten Möglichkeiten,<br />

dieser Veranlagung nachzugehen, boten sich einerseits in seiner von einem großen Garten<br />

umgebenen Villa Buon Rimedio am Lago Maggiore, <strong>de</strong>nn hier stand seine umfangreiche,<br />

46


viel geliebte Bibliothek, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits in <strong>de</strong>r Klinik. Hier hielt er sich am liebsten im<br />

Wachsaal bei <strong>de</strong>r Krankenbeobachtung auf o<strong>de</strong>r im Dienstzimmer, völlig hingegeben <strong>de</strong>n<br />

Gedanken einer möglichen Perfektionierung <strong>de</strong>r Krankenaufzeichnungen, ihrer Führung<br />

und Gruppierung. Das wollte er möglichst immer allein erledigen, <strong>de</strong>nn er hegte die Überzeugung<br />

<strong>de</strong>s frenetischen Sammlers, außer ihm könnte niemand es wirklich richtig machen.<br />

Politisch soll Kraepelin anfangs <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie und <strong>de</strong>n Arbeiterfragen sehr zugeneigt<br />

gewesen sein. Sehr gut möglich, dass dies in seine Leipziger Phase fiel, <strong>de</strong>nn im<br />

›Roten Sachsen‹, einem Grundpfeiler <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sozial<strong>de</strong>mokratie in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />

<strong>de</strong>s Wilhelminischen Reiches, wäre ein solcher Einfluss <strong>de</strong>nkbarer als in Mecklenburg-<br />

Strelitz, Franken o<strong>de</strong>r im nie<strong>de</strong>rschlesischen O<strong>de</strong>rwald. Zunehmend öffnete er sich jedoch<br />

<strong>de</strong>m anschwellen<strong>de</strong>n Nationalismus und Chauvinismus völkisch-<strong>de</strong>utschtümeln<strong>de</strong>r Kräfte.<br />

Dies konnte sogar so weit führen, dass er internationale Tagungen und Versammlungen<br />

boykottierte, bei <strong>de</strong>nen statt Deutsch Französisch die Konferenzsprache war. Zu diesem<br />

übersteigerten Patriotismus traten ausgeprägte absolutistisch-autoritäre, sittlich-puritanische,<br />

das Bildungsbürgertum extrem glorifizieren<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen, mitunter sogar latent rassische<br />

Vorbehalte. Damit allerdings bil<strong>de</strong>te Kraepelin keinesfalls eine Ausnahme in <strong>de</strong>r<br />

europäischen Wissenschaftslandschaft <strong>de</strong>r ersten Jahrzehnte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Die Zeit<br />

vor <strong>de</strong>m einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ereignis <strong>de</strong>s verlorenen Weltkrieges erscheint ihm im Rückblick<br />

als eine Epoche <strong>de</strong>r Sicherheit, <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, für die die auserwählte<br />

Person Otto von Bismarcks (1815-1898) Garant gewesen sei, <strong>de</strong>m er das Attribut „größter<br />

Staatsmann seines Jahrhun<strong>de</strong>rts“ zuerkennt. Während <strong>de</strong>s Krieges engagiert sich <strong>de</strong>r Münchener<br />

Professor einige Zeit politisch, 1916/17 sieht er das Reich in akuter Gefahr, verfolgt<br />

sogar Umsturzpläne gegen <strong>de</strong>n Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg (1856-1921).<br />

Danach, so in <strong>de</strong>r Räteherrschaft, „die wahllos Gesin<strong>de</strong>l aller Art in die verantwortungsvollsten<br />

Ämter hineinspüle” und in <strong>de</strong>r schon <strong>de</strong>r Sozialismus-Kommunismus entstehe,<br />

meinte er alle <strong>de</strong>utschen Werte verloren gehen zu sehen. Eine führen<strong>de</strong> Staatsleitung sei<br />

nicht mehr gegeben, es walte nur noch <strong>de</strong>r Kleingeist von Parteiengesinnung, so schätzte<br />

Kraepelin unzufrie<strong>de</strong>n ein. Wohl resigniert, zog er sich wie<strong>de</strong>r zurück in die Wissenschaft,<br />

in <strong>de</strong>r Überzeugung, so einen besseren Dienst am Volke leisten zu können.<br />

Über nahezu 30 Jahre seit Mitte <strong>de</strong>r 1890er Jahre bis zu seinem To<strong>de</strong> beeinflusste<br />

Kraepelin die Meinungsbildung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Psychiatrie wie es vor ihm wohl nur<br />

Wilhelm Griesinger (1817-1868) und nach ihm nieman<strong>de</strong>m mehr gelang. Er hatte die unbestrittene<br />

Führungsposition inne und sein Konzept verkörperte <strong>de</strong>n maßgeblichen Reibungspunkt<br />

für an<strong>de</strong>re Meinungen.<br />

Bis zuletzt mutete er sich als 70-Jähriger ein volles Arbeitspensum zu. Die letzten Vorhaben<br />

galten <strong>de</strong>r Errichtung eines Institutsneubaus für seine Forschungsanstalt, die immer<br />

noch in Räumen <strong>de</strong>r Universitätsklinik untergebracht war, was auch <strong>de</strong>n Anlass zu Reibereien<br />

mit seinem Lehrstuhl-Nachfolger Oswald Bumke (1877-1950) bot. Zur Rekrutierung<br />

dafür notwendiger Geldmittel wur<strong>de</strong> eine weitere Annäherung an die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />

erreicht und an die Rockefeller-Foundation angebahnt. Kraepelin plante auch<br />

wie<strong>de</strong>r längere Reisen in die USA, nach Indien und Ceylon zur Durchführung ethnopsychiatrischer<br />

Forschungen. Auch die Konzipierung und Nie<strong>de</strong>rschrift einer neunten Auflage<br />

seines Lehrbuches for<strong>de</strong>rte beson<strong>de</strong>re Anstrengungen. Am 4. Oktober 1926 konnte er<br />

Band 2 abschließen, drei Tage später erlag er einer Grippe-Pneumonie.<br />

Anschrift <strong>de</strong>s Verfassers:<br />

Priv.-Doz. Dr. Holger Steinberg, Universitätsklinikum Leipzig, Archiv für Leipziger<br />

Psychiatriegeschichte an <strong>de</strong>r Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Johannisallee 20,<br />

04317 Leipzig<br />

47


48<br />

Emil Kraepelins Traumsprache und die<br />

schizophrene Sprachverwirrtheit 1<br />

Dr. Huub Engels 2<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

als ich vor einem halben Jahr hörte, dass <strong>de</strong>r Kraepelin-Tag in diesem Jahr am zweiten<br />

September stattfin<strong>de</strong>n sollte, schien mir das ein Traumdatum und zwar in <strong>de</strong>m Sinne, dass<br />

das Datum mit Kraepelin und indirekt mit seinen Träumen in Verbindung steht. Der zweite<br />

September ist für Kraepelin nämlich ein bemerkenswerter Tag. Als 14-jähriger Schüler<br />

am Gymnasium Carolinum in Neustrelitz hatte Kraepelin am 2. September 1870 seinen ersten<br />

Rausch, während eines Kommerses von Schülern und Lehrern. Der spätere Abstinenzler<br />

Kraepelin <strong>de</strong>nkt in seinen Lebenserinnerungen mit gemischten Gefühlen zurück an<br />

diesen Tag. Das Wort Rausch nun und das griechische Wort kraipalé für Rausch spielen<br />

eine Rolle in Kraepelins sogenannter Traumsprache und so sind wir auch schon beim<br />

Thema dieses Vortrages: Emil Kraepelins Traumsprache und die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />

Um eventuelle Missverständnisse zu beseitigen will ich gleich hervorheben, dass Kraepelins<br />

Traumsprache sich nicht bezieht auf die Sprache <strong>de</strong>s Traums, damit meint man die<br />

Bil<strong>de</strong>rsprache <strong>de</strong>s Traums, son<strong>de</strong>rn auf die Sprache im Traum. Weiter han<strong>de</strong>lt es sich nicht<br />

um normale Sprache im Traum. Was Kraepelin als Traumsprache bezeichnet, bezieht sich<br />

auf die verschie<strong>de</strong>nen Störungen <strong>de</strong>r Sprache, die im Traume auftreten können, kurz gesagt,<br />

auf die Sprachstörungen im Traume.<br />

Lassen sie mich eine Übersicht geben von <strong>de</strong>m, was Sie erwarten können. Zuerst will<br />

ich erläutern, wieso Kraepelins im Jahre 1906 verfasste Monographie über die Traumsprache<br />

in Vergessenheit geraten ist. Die Monographie basiert auf <strong>de</strong>r Analogie von Traum<br />

und Geisteskrankheit o<strong>de</strong>r Psychose, die daher unser Interesse verdient. Kraepelin konzentriert<br />

sich auf die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Analogie <strong>de</strong>r Sprachstörungen im Traume und<br />

<strong>de</strong>r Sprachstörungen <strong>de</strong>r Geisteskranken, die schizophrene Sprachverwirrtheit, und erzielt<br />

dabei zum Teil heute noch interessante Forschungsresultate. Wie man heutzutage <strong>de</strong>n<br />

Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache knacken kann, will ich zumin<strong>de</strong>st an<strong>de</strong>uten. Wegen <strong>de</strong>r Analogie<br />

von Traumsprache und Sprachverwirrtheit will ich dann ein Vorbild geben von <strong>de</strong>r Analyse<br />

einer verwirrten Äußerung eines Patienten. Das Resultat <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>r Traumsprache<br />

gestattet es, eine solche Analyse heute einfacher durchzuführen. Zuletzt will ich<br />

dann noch versuchen, vorher zu sagen, wie die vergessene Monographie Kraepelins in <strong>de</strong>r<br />

Zukunft bewertet wer<strong>de</strong>n wird.<br />

Kehren wir zurück nach Neustrelitz, <strong>de</strong>nn hier fing Kraepelins Interesse an Träumen<br />

an. Im letzten Jahr seiner Schulzeit am Gymnasium Carolinum, das war 1874, beschäftigte<br />

Emil Kraepelin sich mit psychologischen Fragen, was ihn dazu veranlasste seine Träume<br />

aufzuschreiben und <strong>de</strong>ren Entstehungsgeschichte zu untersuchen. Zu welchem Schluss die<br />

erste Untersuchung <strong>de</strong>s damals 18-jährigen Kraepelin geführt hat, sagte Kraepelin uns<br />

nicht in seinen Lebenserinnerungen. Je<strong>de</strong>nfalls war das Interesse für die Psychologie ein<br />

Grund, weshalb Kraepelin beschloss, Irrenarzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

1 Referat am Kraepelin-Tag, <strong>de</strong>n 2. IX. 2006, in <strong>de</strong>r Orangerie in Neustrelitz<br />

² Zur Zeit Gastforscher am Max Planck Institut für Psycholinguistik, Nimwegen (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>). Anschrift:<br />

Huub Engels; Paepestraat 17; 6931 CP Westervoort; Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.


Dann, im Jahre 1886, als er 30 Jahre alt war, erwähnt Kraepelin in einer Arbeit zum ersten<br />

Mal drei seiner Träume und zwar drei Fälle von Erinnerungsfälschungen in seinen<br />

Träumen. In einem Traum zum Beispiel raucht er zum ersten Mal eine Zigarre, obwohl er<br />

nie im Leben geraucht hat. Dieser Traum ist nun nicht gera<strong>de</strong> etwas sehr Beson<strong>de</strong>res. Ungefähr<br />

in gleicher Zeit aber fängt Kraepelin an, sehr beson<strong>de</strong>re Träume – Träume mit<br />

Sprachstörungen – zu sammeln, was dann 1906 dazu führte, dass er eine 100-seitige Monographie<br />

über die Traumsprache veröffentlicht.<br />

Um zu verstehen, wieso diese Monographie so wenig beachtet wird, müssen wir nach<br />

Wien gehen. Dort erschien im Jahre 1900 Sigmund Freuds Hauptwerk Die Traum<strong>de</strong>utung.<br />

In diesem Buch stellte Freud eine neue Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>utung vor und eine neue<br />

Theorie <strong>de</strong>s Traumes. Freud behauptete, <strong>de</strong>r Lösung <strong>de</strong>s Rätsels <strong>de</strong>s Traumes wesentlich<br />

näher gekommen zu sein, als dies in mehrtausendjähriger Bemühung jemals geschehen<br />

war.<br />

Aber viel Anklang fand das Traumbuch zuerst nicht. Erst 1909 war eine zweite Ausgabe<br />

von Freuds Traum<strong>de</strong>utung fällig. Bei <strong>de</strong>r zweiten Ausgabe <strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>utung sagt<br />

Freud: Ein Zeitraum von neun Jahren hat we<strong>de</strong>r an tatsächlichem Material noch an Gesichtspunkten<br />

für die Auffassung <strong>de</strong>s Traumes Neues o<strong>de</strong>r Wertvolles gebracht. Meine Arbeit ist in<br />

<strong>de</strong>n meisten seither veröffentlichten Publikationen unerwähnt und unberücksichtigt geblieben.<br />

An an<strong>de</strong>rer Stelle sagt Freud 1909: Meine Kollegen von <strong>de</strong>r Psychiatrie scheinen sich<br />

keine Mühe gegeben zu haben, über das anfängliche Befrem<strong>de</strong>n hinauszukommen, welches<br />

meine neue Auffassung <strong>de</strong>s Traumes erwecken konnte ... Totgeschwiegen wer<strong>de</strong>n, das ist, so<br />

fürchtet Freud 1909, das Schicksal seines Buches.<br />

Freud war gekränkt, dass die Kollegen von <strong>de</strong>r Psychiatrie – sprich vor allem <strong>de</strong>r<br />

berühmte Kraepelin in München – sein Werk über die Traum<strong>de</strong>utung nicht berücksichtigt<br />

hatten, und so wünschte er, keine Zeile in seinem Buch neuen Arbeiten über <strong>de</strong>n Traum zu<br />

widmen. Kraepelin hat in seiner Monographie aus <strong>de</strong>m Jahre 1906 kein einziges Mal<br />

Freuds Traum<strong>de</strong>utung von 1900 erwähnt, und das hat dazu geführt, das Freud quasi als<br />

Vergeltung die Monographie Kraepelins – die eine Fülle an tatsächlichem Material über<br />

Sprache im Traum enthielt – 1909 und danach totschwieg.<br />

Heute, 100 Jahre nach <strong>de</strong>m Erscheinen, wollen wir die Monographie Kraepelins mit<br />

<strong>de</strong>m Titel Über Sprachstörungen im Traume ins Rampenlicht stellen³. Wieso hat <strong>de</strong>r seriöse<br />

Psychiater Kraepelin sich mit Träumen befasst? Dazu sagt er in <strong>de</strong>n Anfangszeilen <strong>de</strong>r<br />

Monographie folgen<strong>de</strong>s: Die eigentümlichen Wandlungen, die unser gesamtes psychisches<br />

Geschehen im Traum erfährt, sind von jeher ein Lieblingsgebiet <strong>de</strong>r Selbstbeobachtung und<br />

fast noch mehr <strong>de</strong>r künstlichen Zerglie<strong>de</strong>rung und Deutung gewesen. Aus seiner Schulzeit<br />

war Kraepelin schon bekannt mit <strong>de</strong>r Selbstbeobachtung, wie ich schon an<strong>de</strong>utete. In <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Zeilen <strong>de</strong>r Monographie sagt Kraepelin dann: Insbeson<strong>de</strong>re sind die Beziehungen<br />

<strong>de</strong>r Träume zu äußeren und inneren Erlebnissen, ferner die Abweichungen in Vorstellungsverbindungen<br />

und Persönlichkeitsbewusstsein, in Erinnerungen und Gedankenarbeit an<br />

zahllosen Beispielen immer aufs neue beschrieben und vielfach auch mit <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />

bei Geisteskrankheiten verglichen wor<strong>de</strong>n. Die Ähnlichkeit <strong>de</strong>s Traumes und <strong>de</strong>r Geisteskrankheit<br />

ist es, die <strong>de</strong>n Irrenarzt Kraepelin interessiert. Auf diese Ähnlichkeit haben<br />

Philosophen und Forscher oft hingewiesen. Ich habe mal eine Reihe von Zitaten dazu zusammengestellt.<br />

So sagt Immanuel Kant in seiner Arbeit mit <strong>de</strong>m Titel Versuch über die Krankheiten<br />

<strong>de</strong>s Kopfes: Der Verrückte ist ein Träumer im Wachen. Schopenhauer macht folgen<strong>de</strong>n Vergleich:<br />

Der Traum ist ein kleiner Wahnsinn und <strong>de</strong>r Wahnsinn ein langer Traum. Wilhelm<br />

Wundt, Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r experimentellen Psychologie, <strong>de</strong>ssen Schüler Kraepelin war, hat über<br />

das Verhältnis von Traum und Wahnsinn gesagt: Im Traum durchleben wir selbst fast alle<br />

³ Kraepelin, E. (1906). Über Sprachstörungen im Traume. Leipzig: Engelmann.<br />

49


Erscheinungen, die uns in <strong>de</strong>n Irrenhäusern begegnen. Sigmund Freud meint: Der Traum ist<br />

eine Psychose mit allen Ungereimtheiten, Wahnbildungen, Sinnestäuschungen einer Solchen.<br />

An an<strong>de</strong>rer Stelle behauptet er: Es ist wahrscheinlich, dass eine verän<strong>de</strong>rte Auffassung <strong>de</strong>s<br />

Traumes unsere Meinungen über <strong>de</strong>n inneren Mechanismus <strong>de</strong>r Geistesstörungen mit beeinflussen<br />

muss, und so dürfen wir sagen, dass wir an <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Psychosen arbeiten,<br />

wenn wir uns bemühen, das Geheimnis <strong>de</strong>s Traumes aufzuhellen. Allan Hobson, <strong>de</strong>r heute<br />

noch leben<strong>de</strong> Traumforscher <strong>de</strong>r Harvard University, hofft durch die Erforschung <strong>de</strong>r<br />

Hirnaktivität während <strong>de</strong>s Traumes mehr herauszufin<strong>de</strong>n über die Ursachen <strong>de</strong>r Psychose.<br />

Er meint: Die Träume versuchen uns zu sagen, was eine Psychose beinhaltet.<br />

Alle Zitate weisen auf die Analogie von Traum und Psychose. In diesem Sinne ist es<br />

für <strong>de</strong>n Irrenarzt Kraepelin durchaus respektabel, sich 1906 mit <strong>de</strong>m Traum als Forschungsobjekt<br />

zu beschäftigen.<br />

In seiner Monographie sagt Kraepelin nach <strong>de</strong>n Anfangszeilen: ... in ganz auffallen<strong>de</strong>r<br />

Weise wur<strong>de</strong>n die sprachlichen Äußerungen im Traume vernachlässigt, obgleich gera<strong>de</strong> sie<br />

mir für <strong>de</strong>n Psychologen wie für <strong>de</strong>n Irrenarzt eine Reihe von beachtenswerten Tatsachen zu<br />

liefern scheinen. Bis 1906 waren also die sprachlichen Äußerungen im Traum unbeachtet<br />

geblieben und Kraepelin hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese gründlich zu studieren.<br />

Wie und wann ist er dazu gekommen? Durch zufällige Erfahrungen, so sagt er, bin ich seit<br />

mehr als 20 Jahren auf die abson<strong>de</strong>rlichen Gestaltungen aufmerksam gewor<strong>de</strong>n, welche die<br />

Traumsprache darbietet. Nämlich die Ähnlichkeit <strong>de</strong>rselben mit <strong>de</strong>r Sprachverwirrtheit, auf<br />

die ich schon 1889 hinweisen konnte, hat mir <strong>de</strong>n Anlass gegeben, im Laufe <strong>de</strong>r Jahre gelegentlich<br />

eine größere Zahl von Sprachbeispielen <strong>de</strong>s Traumes zu sammeln. Ein Teil <strong>de</strong>rselben<br />

stammt von Personen meiner Umgebung, die ich bat, auf <strong>de</strong>rartige Erfahrungen zu achten;<br />

die meisten aber habe ich mir selbst verschafft, in<strong>de</strong>m ich zeitweise eine Tafel an mein Bett<br />

legte, um nach <strong>de</strong>m Erwachen sofort das Geträumte nie<strong>de</strong>rzuschreiben.<br />

Wie Traum und Geisteskrankheit sich ähneln, so ähneln sich also Sprachstörungen im<br />

Traume und die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r hat Kraepelin diese Ähnlichkeit betont. Die Re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geisteskranken<br />

so behauptet Kraepelin schon 1889 erinnern an die ganz ähnlichen Re<strong>de</strong>n, die wir im Traume<br />

zu halten pflegen und noch 1920 wird Kraepelin sagen, dass die Traumsprache in allen Einzelheiten<br />

<strong>de</strong>r schizophrenen Sprachverwirrtheit entspricht.<br />

Welche Erfahrungen Kraepelin nun veranlasst haben, Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache zu<br />

sammeln ist uns lei<strong>de</strong>r unbekannt. Angefangen hat dieses Sammeln vor 1886. Kraepelin<br />

und an<strong>de</strong>re Personen (man <strong>de</strong>nke an Familienmitglie<strong>de</strong>r wie seine Frau und später seine<br />

Kin<strong>de</strong>r) sammeln seit<strong>de</strong>m Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache. Nun ist das Behalten von einem<br />

Stück Traumsprache noch schwieriger als das Behalten von Traumbil<strong>de</strong>rn, und <strong>de</strong>shalb<br />

wie<strong>de</strong>rholte Kraepelin laut beim Erwachen die Sprachstörung solange, bis er sie nie<strong>de</strong>rschreiben<br />

konnte. Das muss sich komisch angehört haben im Hause Kraepelin!<br />

Warum, so fragt man sich, studiert Kraepelin die schizophrene Sprachverwirrtheit nicht<br />

direkt, son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n Umweg <strong>de</strong>r ähnlichen Traumsprache? Der Grund dafür ist, dass<br />

bei <strong>de</strong>r Sprachverwirrtheit die Schwierigkeit <strong>de</strong>r Deutung ungleich größer ist, da wir, an<strong>de</strong>rs<br />

als im Traume, nur selten feststellen können, was <strong>de</strong>r Kranke eigentlich hat sagen wollen.<br />

Wenn man nicht weiß, was <strong>de</strong>r Kranke eigentlich hat sagen wollen, wie soll man dann<br />

die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r gestörten Sprachäußerung studieren? Das Problem, das<br />

Kraepelin anrührt kann man auch so verstehen: Der Kranke – <strong>de</strong>r Psychotiker – kann sich<br />

nicht von seiner Welt in unsere Welt versetzen, er kann uns nicht klar machen, was er eigentlich<br />

sagen wollte.<br />

Dem Träumer aber gelingt es aus seiner Traumwelt beim Erwachen in unsere Welt<br />

hinüberzutreten. So scheint Kraepelin eine Sprachstörung in <strong>de</strong>n ersten Sekun<strong>de</strong>n nach<br />

<strong>de</strong>m Erwachen noch fehlerlos, erst beim Aufschreiben wird ihm <strong>de</strong>r fehlerhafte Charakter<br />

50


<strong>de</strong>r Äußerung klar, und was er eigentlich zu sagen meinte im Traum.<br />

Die Tatsache, dass Kraepelin meistens sowohl die Sprachstörung wie auch <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r<br />

Sprachstörung beim Erwachen erfasst, ist <strong>de</strong>r springen<strong>de</strong> Punkt, warum Kraepelins Traumsprache<br />

so wichtig ist, und genau diese Tatsache macht es auch möglich, <strong>de</strong>n Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Traumsprache zu knacken, wie wir später sehen wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Monographie aus <strong>de</strong>m Jahre 1906 gibt Kraepelin 286 Vorbil<strong>de</strong>r (Beispiele) von<br />

Traumsprache, in mehr als 20 Jahren gesammelt. Die Monographie wird daher in <strong>de</strong>r Literatur<br />

über die Psychopathologie <strong>de</strong>r Sprache als einzigartig eingestuft. Niemals hat seither<br />

jemand eine solche umfassen<strong>de</strong> Arbeit über Sprache im Traum geschrieben. In <strong>de</strong>r Traumliteratur<br />

jedoch wird sie kaum erwähnt. Dass Freud die Monographie totgeschwiegen hat,<br />

ist dafür ein wichtiger Grund.<br />

Auch nach 1906, bis drei Wochen vor seinem To<strong>de</strong> 1926, hat Kraepelin weiter gesammelt.<br />

En<strong>de</strong> vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> diese zweite Sammlung aufgefun<strong>de</strong>n, und sie befin<strong>de</strong>t<br />

sich heute im Archiv <strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Diese<br />

zweite Sammlung enthält 391 neue Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache und fast ausnahmsweise<br />

sind sie von Kraepelin selbst4 . So hat also Kraepelin mehr als vierzig Jahre Sprachbeispiele<br />

im Traum gesammelt, an die 700 Beispiele insgesamt. Das ist wirklich einmalig, Kraepelin<br />

ist <strong>de</strong>r Champion <strong>de</strong>r Traumsprache. Mehr als 40 Jahre hat er geträumt für die Psychiatrie.<br />

Was hat Kraepelin nun 1906, als er die Monographie schrieb, gemacht mit <strong>de</strong>n ersten<br />

286 Vorbil<strong>de</strong>rn? Er versucht, die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r Sprachstörungen zu erhellen,<br />

das heißt im Klartext: die Assoziationsmechanismen im Traum zu verstehen. Vielfach ent<strong>de</strong>ckt<br />

er zum Beispiel, dass Klangassoziationen im Traum wirksam sind.<br />

Dann teilt er die Sprachäußerungen ein und zwar in drei Gruppen, die <strong>de</strong>n drei Phasen<br />

von <strong>de</strong>r Entstehung eines Gedankens bis zum sprachlichen Ausdruck entsprechen: einen<br />

Gedanken formen, dann eine Struktur, einen Satz wählen, zum Ausdruck dieser Gedanken,<br />

und schließlich Worte wählen innerhalb <strong>de</strong>r Struktur. In je<strong>de</strong>r dieser drei Phasen können<br />

Störungen auftreten. So können Denkstörungen auftreten: <strong>de</strong>r Gedankeninhalt ist<br />

ganz unverständlich, nichtssagend o<strong>de</strong>r zusammenhangslos, obwohl <strong>de</strong>r Ausdruck ungefähr<br />

korrekt ist; o<strong>de</strong>r aber es schieben sich ablenken<strong>de</strong> Nebenvorstellungen ein. Weitere<br />

Störungen können im Ausdruck von Gedanken auftreten: dazu gehören Verstöße gegen<br />

die Grammatik und das Wegfallen von Teilen einer Re<strong>de</strong>. Störungen in <strong>de</strong>r Wortfindung<br />

äußern sich, in<strong>de</strong>m zum Beispiel nicht das angemessene Wort, son<strong>de</strong>rn ein Fehlwort produziert<br />

wird, oft eine Wortneubildung.<br />

Kraepelin macht an Hand von Vorbil<strong>de</strong>rn klar, wie sehr sich die Traumsprache <strong>de</strong>n<br />

Sprachstörungen bei Patienten mit Dementia praecox (schizophrene Sprachverwirrtheit)<br />

ähnelt. Schließlich versucht Kraepelin in <strong>de</strong>r Monographie auf Grund <strong>de</strong>r Sprachbeispiele<br />

Prozesse im Hirn anzu<strong>de</strong>uten, die verantwortlich sein sollen für die Sprachstörungen im<br />

Traume. Er kommt zum Schluss, dass es zwei Grundstörungen gibt, die mit zwei Hirngebieten<br />

korrespondieren, welche vorübergehend während <strong>de</strong>s Traumzustan<strong>de</strong>s vermin<strong>de</strong>rt<br />

funktionieren: das Praefrontalhirn, Sitz <strong>de</strong>s abstrakten Denkens (im Traum wird konkret<br />

gedacht) und das so genannte Wernicke-Gebiet, verantwortlich für das Verstehen <strong>de</strong>r<br />

Sprache (im Traum kann Unverständliches ohne weiteres produziert wer<strong>de</strong>n).<br />

Interessant ist, dass man neulich zeigen konnte, dass bei schizophrenen Patienten mit<br />

Sprachstörungen ein Hirngebiet, dass das Wernicke-Gebiet umschließt, geschrumpft ist im<br />

Vergleich zum gleichen Gebiet bei Normalen.<br />

4 Eine annotierte Originalausgabe dieses zweiten Korpus von Kraepelins Traumsprache wird bis En<strong>de</strong> 2006<br />

fertig gestellt sein: Emil Kraepelins Traumsprache 1908-1926, eingeleitet und annotiert von Huub Engels.<br />

Eine zum Teil ins Englische übersetzte Ausgabe fin<strong>de</strong>t man in Heynick, F. (1993) Language and its disturbances<br />

in dreams. The pioneering work of Freud and Kraepelin updated. New York: Wiley.<br />

51


Kraepelin erklärte die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r Sprachstörungen in <strong>de</strong>n Träumen meistens<br />

nur pauschal, manchmal gar nicht. Manchmal auch ist Kraepelins Analyse zweifelhaft. Und<br />

so verstehen wir, dass Kraepelin später mal sagte, das es ihm nur ganz ausnahmsweise gelinge,<br />

die Entstehungsgeschichte seiner eigenen Träume einigermaßen klarzulegen.<br />

Da Kraepelin 1906 seine Träume nur pauschal analysierte und die Träume von 1906 bis<br />

1926 fast gar nicht analysiert sind, stellt sich die Frage, ob es möglich sei, die Entstehungsgeschichte<br />

<strong>de</strong>r Sprachstörungen klarzulegen nach Kraepelins Tod. O<strong>de</strong>r aber wird Kraepelins<br />

Traumsprache eine tote Sprache bleiben, eine Sprache <strong>de</strong>ssen grundlegen<strong>de</strong> Struktur<br />

niemals mehr ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n wird?<br />

Schauen wir doch mal kurz auf die tote Sprache <strong>de</strong>r alten Ägypter. Auf die Analogie<br />

von Traum und Hieroglyphensprache hat schon <strong>de</strong>r französische Dichter Charles Bau<strong>de</strong>laire<br />

1856 hingewiesen: er hielt die Träume für eine Art Hieroglyphensprache, <strong>de</strong>ssen<br />

Schlüssel er nicht besitzt. Vergleichen wir also das Verstehen <strong>de</strong>r Traumsprache mit <strong>de</strong>r<br />

Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für die Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen war <strong>de</strong>r Fund einer zweisprachigen<br />

Inschrift: <strong>de</strong>r Stein von Rosetta. Dieser wur<strong>de</strong> im Jahre 1799 gefun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Nähe<br />

von Alexandrien bei Al-Raschid, Rosette, wie die Franzosen sagen. Nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage<br />

<strong>de</strong>r Franzosen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stein als Kriegsbeute von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn nach London geführt.<br />

Es ist heute eines <strong>de</strong>r wertvollsten Stücke <strong>de</strong>s British Museum in London. Die obere Inschrift<br />

<strong>de</strong>s Steins ist in Hieroglyphen gestellt, die untere Inschrift ins Griechische. Der griechische<br />

Text konnte gelesen wer<strong>de</strong>n und so hoffte man jetzt, <strong>de</strong>n gleichen Text in Hieroglyphen<br />

entziffern zu können und dann Schritt für Schritt auch Hieroglyphen lesen zu<br />

können, wenn ein griechischer Text fehlte. Diese Hoffnung ging in Erfüllung: nach<strong>de</strong>m die<br />

alt-ägyptische Schrift 1500 Jahre rätselhaft war, wur<strong>de</strong> sie 1822 vom Franzosen Champollion<br />

verstan<strong>de</strong>n.<br />

Kehren wir jetzt zurück zur Traumsprache. Bei Sprachstörungen im Traume wird <strong>de</strong>m<br />

Träumer beim Erwachen meistens klar, was er zu sagen meinte im Traum. Zum Beispiel ist<br />

Euer Majestät Bergholz ein Zeitungshalter als Symbol <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong>. Die Sprachstörung Euer<br />

Majestät Bergholz an sich ist rätselhaft, wie es die Hieroglyphen waren. „Zeitungshalter als<br />

Symbol <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong>“ aber ist an sich zu verstehen, wie <strong>de</strong>r Text in griechischer Sprache auf<br />

<strong>de</strong>n Rosettenstein zu verstehen war. Nur die Verbindung zwischen Sprachstörung und „Erklärung“<br />

ist noch zu erörtern, wie das mit <strong>de</strong>r Verbindung zwischen <strong>de</strong>n Hieroglyphen und<br />

<strong>de</strong>m griechischen Text <strong>de</strong>r Fall war. Im Beispiel muss noch erklärt wer<strong>de</strong>n, auf welche Weise<br />

<strong>de</strong>r Name Bergholz in Verbindung mit <strong>de</strong>m Begriff „Zeitungshalter“ steht. Dies ergibt<br />

sich zwar nicht leicht, ist aber prinzipiell ein nicht unlösbares Problem5 .<br />

So kann man erhoffen, dass sich <strong>de</strong>r Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache knacken lässt, und dass<br />

damit auch Äußerungen von schizophrener Sprachverwirrtheit verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können,<br />

weil ja die schizophrene Sprachverwirrtheit in allen Einzelheiten <strong>de</strong>r Traumsprache<br />

entspricht. Man kann nun sagen:<br />

Kraepelins Träume bil<strong>de</strong>n eine Art von Rosettenstein für die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />

Kraepelin hat während <strong>de</strong>s Schlafes 40 Jahre lang „gemeißelt“ an einem Rosettenstein.<br />

Wir haben daher genügend Material, um <strong>de</strong>n Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache zu knacken. Das<br />

Knacken dieses Ko<strong>de</strong>s ist zum Glück leichter als die Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen.<br />

5 Nur durch Anwendung <strong>de</strong>r kombinatorischen Metho<strong>de</strong> gelingt dies: man sucht dabei u.a. in <strong>de</strong>n Träumen<br />

Kraepelins nach weiteren Erwähnungen <strong>de</strong>s Wortes „Zeitung“.<br />

52


Schauen wir uns mal ein leichtes Beispiel an aus <strong>de</strong>r zweiten Traumsammlung, die sich<br />

im Archiv <strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Psychiatrie befin<strong>de</strong>t: ein Traum aus <strong>de</strong>m Jahre<br />

1923. Die Sprachstörung lautet: Ich fahre nach Milz. Milz, so sagt uns Kraepelin, ist eine<br />

Abzweigung von <strong>de</strong>r Bahn nach Rostock. Was ist die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s Traumwortes<br />

Milz? Milz ist aus Rostock entstan<strong>de</strong>n. Aber wie? Ist dieses Problem von einem<br />

Frem<strong>de</strong>n zu lösen? Gibt es eine Lösungsstrategie? Natürlich verwen<strong>de</strong>n wir alle Hinweise<br />

Kraepelins. Als Assoziation bei Milz gibt er Bilz. So ergibt sich die Frage wie man von<br />

Rostock nach Bilz kommt.<br />

Was o<strong>de</strong>r wer ist Bilz? Bilz ist ein Ba<strong>de</strong>ort, wie Kraepelin an<strong>de</strong>utet. Da es ein Bilz Bad<br />

in Ra<strong>de</strong>beul bei Dres<strong>de</strong>n gibt, führt uns dies zum ursprünglichen Betreiber dieses Ba<strong>de</strong>s:<br />

Friedrich Eduard Bilz (1842-1922), ein Naturheilkundler. Bilz produzierte auch ein alkoholfreies<br />

Erfrischungsgetränk, das er 1902 Bilz-Brause nannte. Nachher wur<strong>de</strong> es Sinalco<br />

genannt, ein heute noch bekannter Name, <strong>de</strong>r aus sine (ohne) und alcohole zusammengesetzt<br />

ist.<br />

Nun hat Kraepelin eine Art Sinalco produzieren lassen, eine Brauselimona<strong>de</strong> für die<br />

Patienten <strong>de</strong>r Klinik: man nannte das scherzhaft <strong>de</strong>n Kraepelin-Sekt. Lesen wir in diesem<br />

Zusammenhang nun mal, was uns Kraepelin in seinen Lebenserinnerungen sagt über die<br />

Bekanntheit seines Namens in Deutschland. Ich habe keinen Zweifel, dass meine gesamte<br />

wissenschaftliche Tätigkeit meinen Namen nicht soweit bekannt gemacht hat wie die einfache<br />

Tatsache, dass ich keine geistigen Getränke zu mir nahm. Als ich nach Jahren in Italien zufällig<br />

mit einigen Deutschen zusammentraf und sie erfuhren, dass ich aus Hei<strong>de</strong>lberg sei, war<br />

ihre erste Frage, ob ich dort auch <strong>de</strong>n Professor kenne, <strong>de</strong>r nichts trinke. Auch bei meiner<br />

Berufung nach München galt ich dort, offenbar wegen meiner Enthaltsamkeit, als ein etwas<br />

schwieriger Son<strong>de</strong>rling, so dass erst beruhigen<strong>de</strong> Nachrichten eingeholt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />

1895 war Kraepelin Abstinenzler gewor<strong>de</strong>n. Ein Abstinenzler nach München berufen<br />

und dazu einer, <strong>de</strong>r gegen das Trinken öffentlich Stellung nahm. Das war 1903 beunruhigend<br />

für die Bierwirtschaft. Aus <strong>de</strong>n gleichen Interessen Kraepelins und Bilz ergibt sich<br />

nun eine Assoziation Kraepelin – Bilz. So kommen wir <strong>de</strong>r Erklärung schon näher; die<br />

Kette von Assoziation lautet: Rostock - ? – Kraepelin – Bilz – Milz.<br />

Was hat Kraepelin bei Rostock gedacht? 1915, das heißt acht Jahre vor <strong>de</strong>m Traum,<br />

machte Kraepelin eine Radreise durch Mecklenburg auf <strong>de</strong>r Suche nach seinen Vorfahren,<br />

<strong>de</strong>n Ahnen. Mann nennt das die Ahnenreise Kraepelins. So ra<strong>de</strong>lte er 1915 durch das<br />

Städtchen Kröpelin wo er <strong>de</strong>n Stammsitz seiner Familie vermutete. Kraepelin betrachtet<br />

sich als Nachfahre <strong>de</strong>r ursprünglichen Kraepelins aus Kröpelin. Lesen wir weiter in Kraepelins<br />

Lebenserinnerungen, da schreibt er, dass er während <strong>de</strong>rselben Reise unter <strong>de</strong>m<br />

Kröpeliner Tor in Rostock anlangte. Die Kröpelinstrasse ist nun die Hauptstrasse Rostocks.<br />

Als Assoziation Kraepelins bei Rostock vermuten wir also Kröpelin und damit<br />

schließt sich die Kette: Rostock – Kröpelin – Kraepelin – Bilz – Milz. Kröpelin passt genau<br />

zwischen Rostock und Kraepelin und dass sich die Kette schließt, ist ein Kriterium für die<br />

Richtigkeit <strong>de</strong>s Rätsels Lösung. Die zwei Wörter Kröpelin und Kraepelin führen zur Lösung<br />

und die Lösung ist einfach, sie ist genau und sie entspricht Kraepelins Lebenserinnerungen.<br />

Schauen wir uns ein zweites Vorbild an. Vi, Tafalk! Lautet eine Auffor<strong>de</strong>rung an <strong>de</strong>n<br />

Leichenbestatter namens Vi, <strong>de</strong>n Sarg für die Leiche zu bringen.<br />

Wie ist <strong>de</strong>r Name Vi entstan<strong>de</strong>n, und woraus ist Vi entstan<strong>de</strong>n? Obwohl Kraepelin es<br />

nicht sagt, ist klar, dass Vi anstatt von Ka getreten ist, <strong>de</strong>nn das fehlt am Wort Katafalk,<br />

offenbar das Wort hinter Tafalk. Wie lautet dann die Entstehungsgeschichte von Vi: Ka –?<br />

– Vi. Vielleicht hat Ka in irgen<strong>de</strong>iner Sprache eine Be<strong>de</strong>utung, die klar macht wie Vi aus<br />

Ka entstan<strong>de</strong>n ist.<br />

Nun, Ka ist alt-ägyptisch und heißt „Lebenskraft“. Der Ka ist Teil <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />

im alten Ägypten, wie das <strong>de</strong>r Eigenname und <strong>de</strong>r Körper sind. Der Ka wird auch <strong>de</strong>r<br />

53


Doppelgänger genannt, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> am Leben bleibt. So lautet <strong>de</strong>s Rätsels Lösung<br />

das Vi aus vis vitalis, dies ist Latein für „Lebenskraft“, entstan<strong>de</strong>n ist, und dass vis vitalis<br />

das Bin<strong>de</strong>glied zwischen Ka und Vi bil<strong>de</strong>t: Ka – vis vitalis – Vi. Vi erweist sich als <strong>de</strong>r so<br />

genannte Ka Diener, ein Priester bei <strong>de</strong>r Begräbnisfeier im alten Ägypten.<br />

Die Lösung ist wie<strong>de</strong>r einfach und genau. Ist sie auch Kraepelin gerecht? Der Begräbnistraum<br />

stammt aus <strong>de</strong>m August 1923. En<strong>de</strong> 1922 wur<strong>de</strong> bei Theben, im alten Ägypten,<br />

im Tal <strong>de</strong>r Könige, Tutanchamuns Grab ent<strong>de</strong>ckt. Ein Schatz nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren kam zum<br />

Vorschein: unter an<strong>de</strong>rem im Februar 1923 zwei Wächter, die vor <strong>de</strong>r Grabkammer stan<strong>de</strong>n:<br />

es waren sogenannte Ka-Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Tutanchamuns. Kraepelin interessierte sich sehr<br />

für Ägypten, das er 1899 besuchte, und wo er Kontakt hatte zum Ägyptologen Ermann.<br />

Die gefun<strong>de</strong>ne Lösung entspricht also auch Kraepelins Lebenserinnerungen.<br />

Zwei Worte haben wir bis jetzt durch Analyse gefun<strong>de</strong>n: Kröpelin und Ka. Gibt es<br />

außer Kröpelin und Ka noch mehr ähnliche, in Träume verborgene Worte? Das griechische<br />

kraipalé erweist sich als wichtiges verborgenes Wort in <strong>de</strong>r Traumsprache. Es heisst<br />

Rausch. Das Wort Rausch kommt zum Beispiel vor im allerersten Traum <strong>de</strong>s Monats Mai<br />

1908. Es ist <strong>de</strong>r erste uns bekannte Traum <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts aufgefun<strong>de</strong>nen<br />

zweiten Traumsammlung Kraepelins.<br />

Als letztes Vorbild will ich einen Traum aus <strong>de</strong>m letzten Lebensjahr Kraepelins, also<br />

von 1926, behan<strong>de</strong>ln. „Rührochs gibt es nicht mehr“ lautet die Sprachstörung im Traum.<br />

Der Traum spielt sich ab in einer Wirtschaft. Woraus ist das Traumwort Rührochs entstan<strong>de</strong>n?<br />

Aus Rührei und Ochsenaugen sagt uns Kraepelin. Warum aber verschmelzen die bei<strong>de</strong>n<br />

Wörter zu einem Worte und warum entsteht nicht Rührochsen statt Rührochs? Hat<br />

die Wortneubildung Rührochs vielleicht eine Be<strong>de</strong>utung? Kann eine Wortneubildung<br />

überhaupt etwas be<strong>de</strong>uten?<br />

Betrachten wir das Traumwort Rührochs mal als mini-Traum: aus nur einem Wort bestehend.<br />

Dazu gibt Kraepelin zwei Assoziationen: Rührei und Ochsenaugen. Freud, in<br />

seiner Traum<strong>de</strong>utung, meint, dass wenn einmal <strong>de</strong>r Träumer seine freien Assoziationen<br />

zum Traum gegeben hat, <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Traumes schon klar wird. Was aber ist nun <strong>de</strong>r Sinn<br />

<strong>de</strong>s Wortes Rührochs: man wür<strong>de</strong> vielleicht meinen, das wäre ein Art Eiergericht und dann<br />

könnte man über <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Eiergerichts spekulieren. Der Sinn von Rührochs wird aber<br />

erst klar, wenn es uns gelingt, eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n zwei Assoziationen Kraepelins<br />

herzustellen. Dann erst kann man klären, woher die zwei Assoziationen und damit die<br />

Wortneubildung Rührochs rühren, und was Kraepelin mit <strong>de</strong>r Wortneubildung Rührochs<br />

sagen will. Lassen sie sich nun überraschen!<br />

Welches Wort ähnelt Rührei? Frühreif! Dies ist eine Klangassoziation („Rührei“ steckt<br />

in „frühreif“). Diese Assoziation ergibt sich leicht, da es die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes praecox<br />

ist, ein Kraepelin wohlbekanntes Wort. Aus <strong>de</strong>m lateinischen praecox entstan<strong>de</strong>n ist<br />

das Wort „Aprikose“, die frühreife Frucht, und von „Aprikose“ kommen wir dann zu<br />

Ochsenaugen, <strong>de</strong>nn Ochsenaugen be<strong>de</strong>utet nicht nur „Spiegelei“ son<strong>de</strong>rn auch: Gebäck<br />

mit Aprikose.<br />

Genau zwischen <strong>de</strong>n Wörtern Rührei und Ochsenaugen befin<strong>de</strong>t sich also das Wort<br />

praecox. Man kann auch sagen: praecox hat zu zwei Wörtern Rührei und Ochsenaugen geführt<br />

und diese verschmelzen nicht nur, weil sie bei<strong>de</strong> Eiergerichte sind, son<strong>de</strong>rn vor allem,<br />

weil sie aus ein und <strong>de</strong>mselben Wort entstan<strong>de</strong>n sind. „Rührochs gibt es nicht mehr“<br />

be<strong>de</strong>utet damit „praecox gibt es nicht mehr“. Das Wort praecox erklärt, wieso aus Rührei<br />

und Ochsenaugen ein neues Wort entsteht: Rührochs.<br />

Die gemeinte Äußerung im Traum ist also „praecox gibt es nicht mehr“, und das ist<br />

auch sonnenklar, wenn wir darin „Dementia praecox gibt es nicht mehr“ lesen, da Dementia<br />

praecox 1926 Schizophrenie genannt wur<strong>de</strong>.<br />

54


Die drei Vorbil<strong>de</strong>r sollen klar machen, dass nach <strong>de</strong>r Analyse von vielen Dutzen<strong>de</strong>n<br />

Vorbil<strong>de</strong>rn sich ein Mo<strong>de</strong>ll für die Traumsprache aufstellen lässt6 . Ich habe es Schlüssel –<br />

Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll genannt7 . Der Schlüssel ist <strong>de</strong>r Name Kraepelin. Wörter wie Kröpelin, Ka,<br />

kraipalé und praecox, alles Wörter, die zum Teil zum Namen Kraepelin passen8 , sind Ko<strong>de</strong>wörter<br />

<strong>de</strong>r Traumsprache. Sie formen <strong>de</strong>n Kraepelin-Ko<strong>de</strong>.<br />

Die Ko<strong>de</strong>wörter funktionieren wie eine Art Alphabet für Kraepelins Traumsprache:<br />

das Kraepelin-Alphabet. Schon <strong>de</strong>r Dichter Friedrich Hebbel sagte, dass im Traum mit<br />

einem Alphabet, das <strong>de</strong>r Träumer nicht versteht, unsinnige Figuren zusammengesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier haben wir also ein solches Alphabet, aus <strong>de</strong>m zwar nicht unsinnige Figuren,<br />

aber scheinbar unsinnige Sprachäußerungen zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll lässt sich verstehen, wenn wir ein Merkmal <strong>de</strong>s Traums im<br />

Allgemeinen betrachten und zwar <strong>de</strong>n vielfach erwähnten egozentrischen Charakter. Der<br />

griechische Philosoph Heraklit hat gesagt: Die Erwachten haben eine gemeinsame Welt, bei<br />

<strong>de</strong>n Eingeschlafenen aber wen<strong>de</strong>t sich je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eigenen zu. Friedrich Nietzsche sagte:<br />

Nichts ist mehr euer Eigenes als eure Träume. Nichts mehr euer eigenes Werk. Subjekt, Form,<br />

Dauer, Akteur, Zuschauer ... in dieser Komödie seid ihr alles selber. Freud meinte: Träume<br />

sind sämtlich egoistisch, in allen tritt das liebe Ich auf, wenn auch verklei<strong>de</strong>t. Man könnte<br />

<strong>de</strong>shalb sagen: <strong>de</strong>r Traum ist eine egozentrische Bil<strong>de</strong>rsprache und die Traumsprache<br />

Kraepelins ist eine egozentrische Sprache. An<strong>de</strong>rs formuliert: <strong>de</strong>r Traum ist wie ein Selbstbild,<br />

die Traumsprache ist wie eine Autobiographie.<br />

Lesen wir nun die erste Zeile aus <strong>de</strong>r Autobiographie Kraepelins: Geboren wur<strong>de</strong> ich<br />

am 15. Februar 1856 als Sohn <strong>de</strong>s 1882 verstorbenen Musiklehrers, späteren Reutervorlesers<br />

Karl Kraepelin in Neustrelitz. Geburtsdatum, Geschlecht, Name und Geburtsort wer<strong>de</strong>n<br />

erwähnt. Sie formen Elemente <strong>de</strong>r minimalen I<strong>de</strong>ntität. Im Traum nun haben wir ein geschwächtes<br />

Ich, ein minimales Ich. Die minimale I<strong>de</strong>ntität in sprachlicher Hinsicht ist <strong>de</strong>r<br />

Eigenname und dieser macht sich breit mittels Ko<strong>de</strong>wörtern in <strong>de</strong>r Traumsprache. In <strong>de</strong>r<br />

Traumsprache spricht <strong>de</strong>s Träumers minimales Ich, aus eigenem Namen, <strong>de</strong>r Eigenname.<br />

So erklärt sich also das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Nun wollen wir uns kurz <strong>de</strong>n Sprachstörungen in <strong>de</strong>r Schizophrenie hinwen<strong>de</strong>n. Erinnern<br />

wir uns an Freuds Aussage über Traum und Psychose: Es ist wahrscheinlich, dass eine<br />

verän<strong>de</strong>rte Auffassung <strong>de</strong>s Traumes unsere Meinungen über <strong>de</strong>n inneren Mechanismus <strong>de</strong>r<br />

Geistesstörungen mit beeinflussen muss, und so dürfen wir sagen, dass wir an <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

<strong>de</strong>r Psychosen arbeiten, wenn wir uns bemühen, das Geheimnis <strong>de</strong>s Traumes aufzuhellen.<br />

Wenn nun die von Kraepelin immer wie<strong>de</strong>r betonte Analogie von <strong>de</strong>r schizophrenen<br />

Sprachverwirrtheit und <strong>de</strong>r Traumsprache zutrifft, wäre man geneigt zu sagen, dass<br />

Sprachstörungen schizophrener Patienten jetzt leichter zu verstehen sind. Leichter aber<br />

heißt nicht leicht. Leichter wird es, weil wir <strong>de</strong>n Eigennamen auch hier als Schlüssel vermuten.<br />

Ein Vorbild einer Sprachstörung, das ich ins Deutsche übersetzt habe, soll zeigen, wie<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>s Eigennamens eine Dekodierung stattfin<strong>de</strong>n kann9 . Die Sprachstörung <strong>de</strong>s<br />

Patienten trat hervor, als er vom Unfall erzählte, bei <strong>de</strong>m sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod<br />

6 Einige weitere Vorbil<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t man in: Huub Engels, Frank Heynick & Cees van <strong>de</strong>r Staak. (2003). Emil<br />

Kraepelin´s dream speech: a psychoanalytic interpretation. International Journal of Psychoanalysis, 84,<br />

1281-1294.<br />

7 Engels, Huub (2004). Gestoor<strong>de</strong> taal in <strong>de</strong> dromen van Emil Kraepelin (Promotionsschrift). ISBN 90-6464-<br />

228-1. Als full-text im Internet: www.webdoc.ru.nl/e/engels h/gesttaind.pdf; Zusammenfassung in Englisch<br />

auf Seite: 207-214.<br />

8 Da praecox zu Rühr-ochs führt, müsste man es in <strong>de</strong>r Traumsprache als praec-ox abbrechen. Man vergleiche<br />

nun praec mit Kraep-elin.<br />

9 Siehe Engels (2004, S. 169-173)<br />

55


fand, und wobei er selbst anwesend war. Auf die Frage nach <strong>de</strong>r Unfallstelle, antwortete<br />

<strong>de</strong>r Patient zebrasche<strong>de</strong>ich. Die Analyse ergab folgen<strong>de</strong>s. Die Wortneubildung zebrasche<strong>de</strong>ich<br />

fängt an mit ze, Anfangsklang <strong>de</strong>s wirklichen Unfallortes, wo sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r,<br />

mit zweitem Namen Vincent10 , verunglückte. Zebra <strong>de</strong>utet auf <strong>de</strong>n Zebrastreifen hin, wo<br />

sein Freund, auch Namens Vincent, durch einen Lastkraftwagen ergriffen wur<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>n<br />

Assoziationen <strong>de</strong>s Patienten ergibt sich, dass Deich ein Hinweis ist auf <strong>de</strong>n Schaf<strong>de</strong>ich und<br />

das Sprichwort: wenn ein Schaf über <strong>de</strong>n Damm o<strong>de</strong>r Deich geht folgen mehrere. Der<br />

Patient, namens Siegfried, hatte die Strasse überquert, sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r Vincent, noch<br />

ein Knirps, lief hinter ihm her und wur<strong>de</strong> von einem Wagen ergriffen. Man beachte die<br />

ähnlichen Namen Vincent und Siegfried: <strong>de</strong>r Begriff „siegen“ steckt auch im Namen<br />

Vincent.<br />

Zwei Nebenvorstellungen stören <strong>de</strong>n Hauptgedanken, <strong>de</strong>r nur sehr gering, als ze, in <strong>de</strong>r<br />

Wortneubildung zum Ausdruck kommt. Die erste Nebenvorstellung bezieht sich auf einen<br />

an<strong>de</strong>ren Unfall und die Unfallstelle (Zebrastreifen), wobei sich die Ähnlichkeit von<br />

Namen (Vincent) aufdrängt. Die zweite Nebenvorstellung entsteht gar nicht über eine<br />

Unfallstelle, son<strong>de</strong>rn über die Art und Weise, wie das Unglück <strong>de</strong>s Bru<strong>de</strong>rs Vincent vorging:<br />

diese zweite Nebenvorstellung wird durch <strong>de</strong>n Begriff „überqueren <strong>de</strong>r Strasse“ in<br />

Zebrastreifen ausgelöst.<br />

Man erahnt unbewusste Schuldgedanken („wenn ich, Siegfried, die Strasse nicht überquert<br />

hätte, wäre mein Bru<strong>de</strong>r Vincent mir nicht gefolgt“), die das Leben <strong>de</strong>s Patienten<br />

beherrscht haben. Dass Sprachstörungen nicht für sich stehen, son<strong>de</strong>rn Teil <strong>de</strong>r Psychose<br />

ausmachen, will ich noch kurz an<strong>de</strong>uten. Derselbe Patient lief von Nimwegen aus nach<br />

Xanten in Deutschland, 60 km hin und tags darauf wie<strong>de</strong>r zurück. Seine Füße bluteten am<br />

En<strong>de</strong>. Die I<strong>de</strong>e, nach Xanten zu gehen, war ihm von Stimmen eingegeben wor<strong>de</strong>n: er<br />

wür<strong>de</strong> sich dann besser fühlen, wenn er diesen Marsch machte. War es eine Art Bußgang?<br />

Die Unfallstelle, an <strong>de</strong>r Vincent verunglückte, liegt an <strong>de</strong>r Route <strong>de</strong>s bekannten Viertagemarsches<br />

rund um Nimwegen. Steht also <strong>de</strong>r Unfallort in irgen<strong>de</strong>iner Verbindung zu<br />

Xanten und <strong>de</strong>r Marsch dorthin auch? Der Patient wollte sich in Xanten die Römischen<br />

Reste anschauen und auf <strong>de</strong>m Markt ein Bier trinken, so sagte er während eines <strong>de</strong>r Gespräche.<br />

Was gehört zu diesen bei<strong>de</strong>n Gedanken? Zu <strong>de</strong>n Römischen Resten: die Unfallstelle<br />

ist verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e vom alten Rom; Xanten funktioniert daher als Ersatz für<br />

die Unfallstelle: bei<strong>de</strong> sind mit <strong>de</strong>m alten Rom verbun<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>m Bier auf <strong>de</strong>m Marktplatz:<br />

am Marktplatz von Xanten steht die Kirche Sankt Viktor; die Namen Vincent und<br />

Viktor sind bei<strong>de</strong> vom Lateinischen Verb vincere „siegen“ hergeleitet. Man erkennt daher,<br />

dass für Siegfried <strong>de</strong>r Marsch nach Xanten als Ersatz für einen Marsch nach „Rom“ und<br />

„Viktor“ für Vincents Unfallstelle fungierte. So klären sich nicht nur Sprachstörungen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch weitere Äußerungen <strong>de</strong>r Psychose <strong>de</strong>s Patienten. So weit dieser Fall.<br />

Die Psychoanalytikerin Kalinich hat die Psychose als ein eigentümliches Verhältnis zum<br />

eigenen Namen charakterisiert. Die von Kraepelin betonte Analogie <strong>de</strong>r Traumsprache und<br />

<strong>de</strong>r schizophrenen Sprachverwirrtheit könnte also auch eine Analogie <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle beinhalten:<br />

hier wie dort könnte <strong>de</strong>r Eigenname als ‚Schlüssel‘ funktionieren. Kraepelins<br />

Traumsprache ist also durchaus nicht als Eigentümlichkeit Kraepelins zu betrachten. Für<br />

die Psychiatrie scheint sie mir früher wie heute wichtig. Auch für Psychoanalytiker ist sie<br />

interessant. Vielleicht führt sie auch zum erneuten Studium <strong>de</strong>r Sprachstörungen im All<br />

tagsleben, die unter <strong>de</strong>m Namen Freudsche Versprecher bekannt sind.<br />

10 Dass <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r als zweiten Vorname Vincent hatte, wur<strong>de</strong> erst nach vielen Gesprächen beiläufig von<br />

Patienten mitgeteilt. Ohne Kenntnis dieses „verstecken“ Namen ist eine Analyse von Zebrasche<strong>de</strong>ich<br />

unmöglich.<br />

56


Meine Damen und<br />

Herren: ich will jetzt<br />

zum Abschluss meines<br />

Vortrages kommen.<br />

Der amerikanische<br />

Traumforscher<br />

David Foulkes hat<br />

mal gesagt: However<br />

visual dreaming may<br />

seem it may be planned<br />

and regulated by<br />

the human speech<br />

production system:<br />

das Träumen mag<br />

also visuell scheinen,<br />

wird aber geplant<br />

und geregelt vom<br />

Sprachproduktionssystem.<br />

So sind es gera<strong>de</strong><br />

die Träume Kraepelins,<br />

in <strong>de</strong>nen<br />

Sprache produziert<br />

wird, welche vielleicht<br />

am besten dazu<br />

geeignet sind, <strong>de</strong>n<br />

Traum zu studieren.<br />

Gestatten Sie mir,<br />

dass ich in diesem<br />

Zusammenhang Detlev<br />

Ploog, ehemaliger<br />

Direktor <strong>de</strong>s Max-<br />

Planck-Instituts für<br />

Psychiatrie, zitiere.<br />

Ploog schrieb 1993<br />

folgen<strong>de</strong> Zeilen im<br />

Vorwort zu diesem<br />

Buch11 über Sprachstörungen<br />

im Traum in <strong>de</strong>m erstmals eine englische Übersetzung <strong>de</strong>r Monographie Kraepelins<br />

erschien: Whereas Freud has dominated the science of dreams for most of this century,<br />

the future may look upon his contemporary Kraepelin as a forerunner of a new trend in dream<br />

research that strives to contribute to the cognitive sciences, such as linguistics, as well as to<br />

psychopathology and brain science. [Während Freud die Wissenschaft vom Traum im 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt dominierte, blickt man in Zukunft vielleicht auf Kraepelin zurück als einen<br />

Wegbereiter von einem neuen Trend in <strong>de</strong>r Traumforschung, die Beiträge liefert zu <strong>de</strong>r<br />

Linguistik, <strong>de</strong>r Psychopathologie und <strong>de</strong>r Hirnforschung].<br />

Kraepelin also im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt als Traumforscher anerkannt, wer weiß?<br />

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit.<br />

11 Heynick (1993)<br />

57


58<br />

Dokumente zur Schulgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Carolinum Neustrelitz


Dieses hun<strong>de</strong>rtjährige Jubiläum ist ein Anlass <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s sich Erinnerns an Erlebnisse<br />

und Höhepunkte in dieser Zeit, ist aber auch Anlass ein Dankeschön auszusprechen.<br />

Wir Lehrerinnen und Lehrer <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum Neustrelitz bedanken uns bei<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Stadtbibliothek für ihre enge Zusammenarbeit mit unserer Einrichtung.<br />

Dabei sei an die Unterstützung von Ausstellungen am Carolinum, Lesungen für unsere<br />

Schüler <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Jahrgangsstufen sowie interessante Lesenächte erinnert.<br />

Um so mehr freut es uns, dass Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum dieser „Lebenskunst“<br />

gerecht wer<strong>de</strong>n und im Rahmen <strong>de</strong>r Festveranstaltung anlässlich <strong>de</strong>s 100. Jubiläums<br />

eine Lesung, <strong>de</strong>ren Leitung in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von Herrn Herbert Schwarz liegt, gestalten.<br />

Ferdinand Freiligraths Gedanken „Das ist ein Buch! Ich kann es dir nicht sagen,<br />

wie mich’s gepackt hat recht in tiefer Seele.“ formulieren das Motto <strong>de</strong>s Abends. Aline<br />

Grahn, selbst beteiligt an <strong>de</strong>r Lesung, blickt zurück auf dieses ganz beson<strong>de</strong>re Projekt.<br />

66<br />

100 Jahre Stadtbibliothek Neustrelitz<br />

Das Bibliotheksgebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Augustastraße


Ein Jubiläum und ein Abschied<br />

Anlässlich <strong>de</strong>s 100. Jubiläums <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Neustrelitz fand in <strong>de</strong>ren Räumlichkeiten<br />

am 03. November 2007 eine Festveranstaltung statt. Nach<strong>de</strong>m unser Bürgermeister,<br />

Herr Grund, alle Gäste begrüßt hatte, waren wir an <strong>de</strong>r Reihe. „Wir“, das sind Jonas Steglich,<br />

Franz Zimmermann, Laura Dae<strong>de</strong>low, Anika Benzin und ich. Unter <strong>de</strong>m Motto „Das<br />

ist ein Buch! Ich kann es dir nicht sagen, wie mich’s gepackt hat recht in tiefer Seele.“<br />

(Ferdinand Freiligrath) lasen wir verschie<strong>de</strong>ne Gedichte, Kurzgeschichten, Zitate und auch<br />

Ausschnitte aus z. B. Goethes „Egmont“ und Schillers „Maria Stuart“ vor. Obwohl wir vorher<br />

ziemlich aufgeregt waren, klappte alles prima und die Erleichterung war groß, als wir<br />

es endlich hinter uns hatten. Aber außer <strong>de</strong>r Erleichterung war da noch etwas an<strong>de</strong>res, etwas,<br />

das ich nicht genau <strong>de</strong>finieren kann. Dieses Programm nämlich war das Letzte, das<br />

<strong>de</strong>r ehemalige Deutschlehrer Herbert Schwarz geleitet hat, mit <strong>de</strong>m wir eine schöne Zeit<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten verbracht haben.<br />

Der Lesesaal in <strong>de</strong>n Bibliotheksräumen in <strong>de</strong>r Elisabethstraße<br />

Die Proben für diese Lesung begannen schon zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres. Anfangs dachte<br />

ich, dass wir ja bloß ein bisschen lesen sollen und dass das doch gar nicht so schwer sein<br />

kann. Aber bereits nach <strong>de</strong>r ersten Begegnung mit Herrn Schwarz hatte sich meine Meinung<br />

grundlegend geän<strong>de</strong>rt. Als wir bei unserem ersten Treffen dann gleich damit begannen,<br />

<strong>de</strong>n Auszug aus „Maria Stuart“ zu proben, in <strong>de</strong>m Anika die Maria Stuart und ich die<br />

Königin Elisabeth lesen sollten, erkannte ich, dass man ausdrucksvolles, lautes und <strong>de</strong>utliches<br />

Lesen üben muss und es etwas ganz an<strong>de</strong>res ist, als seiner kleinen Schwester eine<br />

Gute – Nacht – Geschichte vorzulesen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich das nie so<br />

vortragen wür<strong>de</strong>, wie Herr Schwarz es mir vorlas. Er re<strong>de</strong>te mir zwar gut zu, dass wir das<br />

mit ein bisschen Übung schon schaffen wür<strong>de</strong>n, aber so richtig überzeugt war ich nicht.<br />

67


68<br />

Wir alle wünschen uns<br />

weiterhin ein solch<br />

konstruktives und<br />

kreatives Miteinan<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>nn<br />

„Der Umgang mit<br />

Büchern, die Kunst <strong>de</strong>s<br />

Lesens ist einer klugen,<br />

freundlichen Pflege so<br />

würdig und so bedürftig<br />

wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Zweig<br />

<strong>de</strong>r Lebenskunst.“<br />

(Hermann Hesse)<br />

Herr Schwarz, <strong>de</strong>r die Texte, die wir lasen, ausgewählt und zusammengestellt hatte, bewies<br />

eine schier unermüdliche Geduld mit uns, wenn wir hier mal wie<strong>de</strong>r zu schnell lasen,<br />

da ein Wort falsch betonten o<strong>de</strong>r einfach zu un<strong>de</strong>utlich o<strong>de</strong>r zu leise sprachen (meine Spezialität).<br />

Kurz bevor es dann richtig in die heiße Phase ging, trafen wir uns für einen<br />

ganzen Probentag in seinem Ferienhaus in Ra<strong>de</strong>nsee. In entspannter Atmosphäre lasen<br />

wir beson<strong>de</strong>rs ausdrucksvoll und im Vergleich zu <strong>de</strong>n ersten Zusammenkünften hatten wir<br />

wirklich einiges dazu gelernt.<br />

Der Tag <strong>de</strong>r Lesung rückte näher und natürlich steigerte sich die Aufregung. Herr<br />

Schwarz zeigte sich jedoch immer zuversichtlich und machte uns wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r Mut.<br />

Tatsächlich wur<strong>de</strong> unsere Lesung zu einem vollen Erfolg. Keiner von uns hat sich verlesen<br />

und auch in <strong>de</strong>r letzten Reihe hat man uns gut verstan<strong>de</strong>n. Und obwohl ich ziemlich<br />

erleichtert war, dass alles so glänzend verlaufen war, schlich sich etwas Wehmut ein. Die<br />

Proben mit Herrn Schwarz haben viel Spaß gemacht, er war stets ein geduldiger Lehrer<br />

und ich konnte viel von ihm lernen - unsere Proben sind jedoch jetzt vorbei. Daher wer<strong>de</strong><br />

ich mich immer gerne an sie zurückerinnern, auch wenn es lei<strong>de</strong>r das letzte Mal war, dass<br />

Herr Schwarz so ein Programm geleitet hat.<br />

Aline Grahn, Klasse 12


Deutsch-Norwegische Reflexionen<br />

Schüler reisen seit 5 Jahren<br />

auf <strong>de</strong>n 69. nördlichen Breitengrad<br />

Im Mai 2002 reiste eine Delegation <strong>de</strong>s<br />

Gymnasium Carolinum an <strong>de</strong>r Spitze mit<br />

Schulleiter Henry Tesch nach Oslo. Gespräche<br />

im Außenministerium und Kontakte<br />

zu Schulen stan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Programm.<br />

Hier kam es zu einem Treffen mit Prof.<br />

Alv Egeland, <strong>de</strong>m führen<strong>de</strong>n Nordlichtforscher<br />

Norwegens.<br />

Alv Egeland<br />

Alv Egeland is<br />

a professor emeritus in physics at the University of Oslo. He has<br />

retired, but is not at all inactive! He is a very good friend of Andøya<br />

Rocket Range; he has been part of it since the beginning of<br />

time and has visited the Rocket Range innumerous times. In addition<br />

he is a brilliant and motivating lecturer who is always highly<br />

appreciated by the participants. This is the reason why we insist<br />

that Alv Egeland lectures at Space Camp as long as he wants<br />

to!<br />

Zum Schulfest 2002 reiste Prof. Egeland aus Norwegen<br />

an und hielt vor <strong>de</strong>m Leistungskurs Physik und vielen<br />

interessierten Schülern einen Vortrag zum Polarlicht<br />

und zur Arbeit <strong>de</strong>r Schüler in Spacecamp auf Andøya.<br />

Durch die Gespräche mit Prof. Egeland wur<strong>de</strong> das Interesse <strong>de</strong>r Caroliner<br />

am Spacecamp auf <strong>de</strong>r Insel Andøya geweckt. Andøya gehört zur<br />

Inselgruppe <strong>de</strong>r Vesterålen und liegt etwa 300 km nördlich <strong>de</strong>s Polarkreises<br />

vor <strong>de</strong>r Küste Norwegens. Die Vesterålen schließen nordöstlich an die bekannterenLofoten<br />

an.<br />

Damit begann<br />

die Tradition<br />

am Gymnasium<br />

Carolinum,<br />

jährlich zwei Schüler<br />

für eine Woche ins<br />

Spacecamp auf die Rocket<br />

Range zu schicken.<br />

Rocket Rannge 2006<br />

69


In diesem Jahr <strong>de</strong>r Jubiläen ist es nun zum 5. Mal gelungen, physik- und rakteteninteressierten<br />

Schülern eine Teilnahme dort zu ermöglichen. Ganz beson<strong>de</strong>rer Dank für die<br />

För<strong>de</strong>rung und Unterstützung gilt <strong>de</strong>m Schulverein „Carolinum“ e.V., <strong>de</strong>r Sparkasse<br />

Mecklenburg-Strelitz, <strong>de</strong>n Stadtwerken Neustrelitz, <strong>de</strong>m Leibniz- Institut für Atmosphärenphysik<br />

e.V. Kühlungsborn und <strong>de</strong>r Willy-Brandt-Stiftung.<br />

Hier die Zusammenstellung <strong>de</strong>r Schüler, die bereits im Spacecamp gearbeitet haben:<br />

Teilnehmer am Spacecamp seit 2003<br />

Jahr Schüler<br />

2003 Jörn Gu<strong>de</strong>r<br />

Alexan<strong>de</strong>r Binkowski<br />

2004 Stefan Rathmann<br />

Christian Wussack<br />

2005 Chris Lappe<br />

Paul Münch<br />

Chris Lappe beschrieb im Jahr 2005 das Spacecamp wie folgt:<br />

The sky is not the limit ...<br />

70<br />

Jahr Schüler<br />

2006 Felix Schumann<br />

Florian Bin<strong>de</strong>r<br />

2007 Alexan<strong>de</strong>r Vahl<br />

Hans-Georg Engler<br />

Hier macht Physik richtig Spaß!<br />

... it’s where the fun begins (Motto <strong>de</strong>s European Space Camp)<br />

10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, ZERO! Die kleine, vielleicht<br />

150 cm hohe Rakete erhebt sich mit einer unglaublich<br />

großen Qualmwolke in Richtung Weltall. Nach ungefähr<br />

1 bis 2 Sekun<strong>de</strong>n ist sie in <strong>de</strong>n Wolken verschwun<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Gesichtern <strong>de</strong>r Jugendlichen macht sich ein<br />

Lächeln breit, welches <strong>de</strong>n gesamten Körper erfasst und<br />

zum Jubel aller Beteiligten führt. Das Ziel <strong>de</strong>r Woche ist<br />

erreicht, die Jugendlichen vom European Space Camp<br />

haben ihre Stu<strong>de</strong>ntrocket in die Luft geschossen.<br />

Doch lassen Sie uns am Anfang beginnen. Je<strong>de</strong>s Jahr<br />

in <strong>de</strong>n Sommerferien fin<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>n Lofoten bei An<strong>de</strong>nes<br />

auf <strong>de</strong>r Andøyer Rocket Range ein European Space<br />

Camp statt. Diese Veranstaltung bietet Jugendlichen aus


Europa und aus an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r Welt, die Möglichkeit einfach mal hineinzuschnuppern<br />

in das Leben eines Wissenschaftlers, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>m Weltraum und <strong>de</strong>r Atmosphäre beschäftigt.<br />

Höhepunkt ist <strong>de</strong>r Raketenstart, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Jugendlichen gebauten Rakete.<br />

Das Programm ist zusammengesetzt aus Vorlesungen von Fachleuten und aus Gruppenarbeit.<br />

Die Vorlesungen vermitteln theoretisches<br />

Wissen über Raketentechnik, GPS,<br />

Plasmaphysik, Nordlichter, Atmosphäre<br />

usw.. Die Bezeichnungen <strong>de</strong>r Lektionen<br />

Prof. Egeland<br />

hören sich zum Teil sehr kompliziert an, wie<br />

zum Beispiel: „Colourful clouds and frosty<br />

temperatures at hardly accessible altitu<strong>de</strong>s:<br />

Atmospheric physics at the Norwegian Defence<br />

Research Establishment.“ von Ulrich<br />

Blum (2005), sie sind jedoch gut zu verstehen.<br />

Die Teilnehmer wer<strong>de</strong>n in fünf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gruppen aufgeteilt. Je<strong>de</strong> Gruppe ist<br />

für einen Teilbereich <strong>de</strong>r Rakete zuständig<br />

und verantwortlich.<br />

Rocket group (Raketen Gruppe). Diese beschäftigt sich im Laufe <strong>de</strong>r Woche mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Raketenantrieben und stellt diese <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Gruppen vor. Zu ihrem Versuchsfeld<br />

gehören Wasserraketen, Mo<strong>de</strong>llraketen , aber auch Hybridantriebe. Die an<strong>de</strong>ren<br />

Gruppen sind zum Teil ein bisschen neidisch, da es in dieser Gruppe richtig heiß wird<br />

(kann vor allem an <strong>de</strong>m Feuer <strong>de</strong>r Hybridantriebe liegen).<br />

Experimental group (Experimental Gruppe). Die Gruppe baut für die Sen<strong>de</strong>einheit Sensoren<br />

und wertet die Informationen, die die Rakete während <strong>de</strong>s Fluges zur Er<strong>de</strong> sen<strong>de</strong>t,<br />

aus. Sie sucht passen<strong>de</strong> mathematische Formeln, die <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Daten dienen.<br />

Payload group (Sen<strong>de</strong>einheit Gruppe). In dieser wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Temperatursensor und die gesamte<br />

Sen<strong>de</strong>einheit <strong>de</strong>r Rakete zusammen gebaut. Sie sind auch auf die Experimental<br />

Gruppe angewiesen, da diese ebenfalls Sensoren für <strong>de</strong>n Payload stellt.<br />

Main telemetry group und stu<strong>de</strong>nt telemetry group. Die Telemetry Gruppen haben die<br />

wichtigste Aufgabe, sie sind dafür zuständig, dass die Information, welche die Rakete als<br />

Radiowelle aussen<strong>de</strong>t, durch die Antennen empfangen, durch Receiver, Combiner, Bit<br />

Synchronizer und letztendlich <strong>de</strong>n Computer in einem Datendiagramm sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />

lässt, damit die Experimental Gruppe die Informationen auswerten kann. Alle Geräte<br />

müssen über die Woche miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Computer programmiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gruppenarbeit fin<strong>de</strong>t unter Anleitung <strong>de</strong>r Fachleute <strong>de</strong>r Rocket Ranch statt. Sie<br />

nehmen das Projekt ernst und so hat je<strong>de</strong>r Teilnehmer das Gefühl einer von Ihnen zu sein.<br />

Neben <strong>de</strong>r Raketen- und Weltraumforschung stehen aber auch an<strong>de</strong>re Aktivitäten auf<br />

<strong>de</strong>m Plan. Je<strong>de</strong>n Tag um 16.30 Uhr ist das traditionelle Waffelessen angesagt, es darf im<br />

Atlantik geba<strong>de</strong>t, Pottwale können auf <strong>de</strong>r Walsafari gesichtet wer<strong>de</strong>n, lustige Spiele<br />

wer<strong>de</strong>n gespielt und wer Bock hat, kann <strong>de</strong>n 300 Meter hohen Berg neben <strong>de</strong>r Rocket<br />

Ranch erklimmen. Die Nacht wird zum Tag, Und eh man sich versieht, ist es schon wie<strong>de</strong>r<br />

Morgen und verschlafene Teilnehmer laufen zum Gummibärenlied (Norwegische Version)<br />

über das Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rocket Range (morning gathering auch „Frühsport“ genannt). Der<br />

für <strong>de</strong>n Organismus nötige Schlaf wird dann notfalls in einer Vorlesung nachgeholt.<br />

71


Die Stimmung zwischen <strong>de</strong>n Teilnehmern ist super und je<strong>de</strong>r ist immer wie<strong>de</strong>r gespannt<br />

auf <strong>de</strong>n nächsten Programmpunkt und das von 8.00 Uhr (morning gathering) bis<br />

23.00 Uhr (evening gathering).<br />

Wie bereits gesagt, ist <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>r Raketenstart. Schon die Nacht vorher ist an<br />

Schlafen nicht zu <strong>de</strong>nken, je<strong>de</strong>r ist aufgeregt und angespannt, und hofft, das, wenn etwas<br />

schief geht, es nicht an seiner Gruppe liegt. Im Laufe <strong>de</strong>s Vormittags gibt es noch zwei<br />

Treffen. Im ersten stellt je<strong>de</strong> Gruppe ihren Status dar, erzählt, was alles schon klappt, beziehungsweise<br />

in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Gruppenarbeit noch gemacht wer<strong>de</strong>n müsste. Nach <strong>de</strong>r<br />

Gruppenarbeit, in <strong>de</strong>r noch einmal alles geprüft wird, trifft man sich zum Pre-flightmeeting.<br />

Hier wird die gesamte Startprozedur durchgesprochen und die Gruppenleiter <strong>de</strong>r<br />

Gruppen benannt, die während <strong>de</strong>s Countdowns über die Lautsprecheranlage kommunizieren,<br />

und ihr finales „Ja“ geben.<br />

In <strong>de</strong>r letzten Stun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n noch einmal die Funktionen überprüft, die Straße zur<br />

Andoyer Rocket Ranch und mehrere Kilometer Atlantik gesperrt. Über die gesamte Anlage<br />

ertönen die letzten Zahlen <strong>de</strong>s Countdowns aus <strong>de</strong>n Lautsprechern. Alle die nichts zu<br />

tun haben, stehen neben <strong>de</strong>r großen Fußballantenne, ca. 200 Meter von <strong>de</strong>r Rakete entfernt,<br />

und blicken auf <strong>de</strong>n winzigen, weißen Strich, welcher wohl die Rakete ist.<br />

Mit <strong>de</strong>m Start geht für die Telemetry Gruppen die Arbeit erst richtig los. Wenig später<br />

erfährt man von <strong>de</strong>r Experimental Gruppe alle wichtigen Daten: die Rakete „Evrydice 1“<br />

im Jahr 2005 flog ca. 90 Sekun<strong>de</strong>n (3.2 Sekun<strong>de</strong>n brannte <strong>de</strong>r Motor) und erreichte eine<br />

Höhe von acht Kilometer.<br />

Bil<strong>de</strong>r mit Impressionen aus 5 Jahren zeigen die Aktivitäten:<br />

72<br />

Das Layout 2004<br />

Gruppenbild <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer 2003,<br />

dabei<br />

Alexan<strong>de</strong>r Binkowski<br />

und Jörn Gu<strong>de</strong>r<br />

( 6. und 7. v.l.)<br />

links:<br />

Christian<br />

Wussack<br />

rechts:<br />

Stefan<br />

Rathmann


Chris Lappe<br />

Die Rakete 2004<br />

Layout 2005<br />

mit Paul Münch<br />

(3.v.r.)<br />

Der Raketenstartplatz<br />

2006: Florian Bin<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Telemetrie Station<br />

73


oben:<br />

2006: Vor <strong>de</strong>m Start <strong>de</strong>r Rakete<br />

mitte links:<br />

Felix Schumann (m.)<br />

mitte rechts:<br />

Alexan<strong>de</strong>r Vahl bei <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r<br />

Ergebnise<br />

unten links:Raketenstart<br />

unten rechts:<br />

Hans- Georg Engler (l.)<br />

beim Fachsimpeln<br />

74


Die Wandtafel – es ist kein Platz mehr für neue Notizen<br />

Alexan<strong>de</strong>r und Hans-Georg kamen aus Norwegen mit neuen Eindrücken, tieferen Einblicken<br />

in die theoretische und praktische Seite <strong>de</strong>r Raketentechnik, aber auch mit neuen<br />

Freundschaften wie<strong>de</strong>r.<br />

Alexan<strong>de</strong>r beschrieb das Spacecamp 2007:<br />

„ Sky is not the limit – it’s where the fun begins“<br />

Unter diesem Motto fand das European Space Camp auch 2007 auf <strong>de</strong>r Andøya<br />

Rocket Range statt. Vom 24.06. bis zum 02.07. waren 26 junge Menschen aus 12 Nationen<br />

auf <strong>de</strong>r norwegischen Insel Andøya zu Gast. Doch prinzipiell wäre <strong>de</strong>r Name „International<br />

Space Camp“ eher gerechtfertigt, schließlich waren auch Teilnehmer aus <strong>de</strong>n USA und<br />

Indien mit dabei.<br />

In diese multinationale Gruppe fügten sich bereits zum fünften Mal zwei Schüler <strong>de</strong>s<br />

Carolinums ein. Der Aufenthalt wur<strong>de</strong> finanziell erneut durch diverse Sponsoren unterstützt.<br />

Neben theoretischen Vorlesungen über Polarlichter, Forschungsraketen und Satellitentechnik<br />

gab man uns auch einen Einblick in mo<strong>de</strong>rne Forschungsmetho<strong>de</strong>n, wie beispielsweise<br />

das „Ausleuchten“ <strong>de</strong>s Himmels mit geballten Lichtstrahlen. Daher erkannte man<br />

sehr schnell, dass <strong>de</strong>r Himmel in keiner Weise eine Begrenzung für <strong>de</strong>n Menschen darstellt.<br />

Doch neben aller Theorie stand die praktische Arbeit im Vor<strong>de</strong>rgrund. Unter einem<br />

straff gesteckten Zeitplan arbeiteten wir fieberhaft an <strong>de</strong>r Fertigstellung unserer Forschungsrakete.<br />

Um eine erfolgreiche Mission zu ermöglichen, mussten diverse Sensoren<br />

gebaut, auf ihre Funktion geprüft und in das Raketenmodul eingesetzt wer<strong>de</strong>n und vielschichtige<br />

Berechnungen angestellt wer<strong>de</strong>n. Mit steigen<strong>de</strong>r Spannung wur<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>r<br />

Countdown verfolgt und die Rakete auf ihren 9.5km hohen und 6km weiten Flug verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Doch damit war die Arbeit bei weitem nicht getan. Im Anschluss an <strong>de</strong>n Start<br />

75


wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Telemetriegruppe die Daten aller Sensoren aufgezeichnet. Die Physikgruppe<br />

war vornehmlich mit <strong>de</strong>r Auswertung dieser Informationen beschäftigt, während<br />

sich alle an<strong>de</strong>ren Gruppen an die Präsentation ihrer Arbeit machten.<br />

Trotz <strong>de</strong>r vielen Aufgaben, die erfüllt wer<strong>de</strong>n mussten, gab es doch vielfältige an<strong>de</strong>re<br />

Aktivitäten. Dazu zählten, um nur einige zu nennen, das nächtliche Schwimmen unter <strong>de</strong>r<br />

Mitternachtssonne, allmorgendlicher Frühsport, Bergsteigen, Volleyball, und gemeinsame<br />

Ausflüge, beispielsweise zum Grillen. Bei all diesen Beschäftigungen darf man auch das<br />

Aufstellen eines neuen Space Camp Saunarekords, 30 Personen in einer 9m² Sauna, nicht<br />

vergessen.<br />

Nebenbei gab es quasi als Zugabe Impressionen einer <strong>de</strong>r schönsten Landschaften <strong>de</strong>r<br />

Welt.<br />

Auch im Jahr 2008 wer<strong>de</strong>n alle Anstrengungen unternommen, um eine erneute Teilnehme<br />

am Spacecamp 2008 für Schüler aus <strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum zu ermöglichen.<br />

Bil<strong>de</strong>r Spacecamp von <strong>de</strong>r Seite www.spacecamp.no am 12.11.2007, 9.30 Uhr<br />

Norway – Vesterålen – von An<strong>de</strong>nes – Wikipedia am 12.11.2007, 11.23 Uhr<br />

Aber nicht nur die Physiker leisteten in diesen fünf Jahren hervorragen<strong>de</strong> Arbeit, son<strong>de</strong>rn<br />

auch viele an<strong>de</strong>re Projekte wur<strong>de</strong>n mit viel Engagement bearbeitet.<br />

Aus <strong>de</strong>m Treffpunktjahr 2005, über das in früheren Heften schon ausführlich berichtet<br />

wur<strong>de</strong>, sollen hier zwei weitere Aktivitäten ihren Platz fin<strong>de</strong>n.<br />

76<br />

Biologieprojekt „Flusslandschaft Havel 2005“<br />

Schon bei <strong>de</strong>m letzten Besuch <strong>de</strong>utscher Schüler im norwegischen Farsund 2004 gab es<br />

ernsthafte Überlegungen, wie man sich an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utsch-norwegischen Schulprojekt “Treffpunkt<br />

2005“ beteiligen könnte. Auf <strong>de</strong>r Suche nach einer I<strong>de</strong>e trafen zwei Biologielehrer<br />

<strong>de</strong>s norwegischen und <strong>de</strong>utschen Gymnasiums zusammen und entwickelten erste Vorstellungen.<br />

Einer in <strong>de</strong>n Gewässern bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r vorkommen<strong>de</strong>n Fischart mit <strong>de</strong>m Namen<br />

Gründling gelang es dabei indirekt, „das Eis zu brechen“. Der Gedanke eines Biologieprojektes<br />

mit <strong>de</strong>utschen und norwegischen Schülern war geboren.<br />

Von nun an liefen die Vorbereitungen, geleitet von <strong>de</strong>n Biologielehrerinnen Frau Dr.<br />

Lenschow und Frau Milster, auf Hochtouren. Unser erstes Ziel war die Organisation <strong>de</strong>s<br />

Projektes für <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>r norwegischen Schüler in Neustrelitz im August 2005. Viele<br />

Probleme galt es zu lösen. Neben <strong>de</strong>r vollen Unterstützung durch die Schulleitung, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Frau Awe, danken wir auch <strong>de</strong>m Schulverein, <strong>de</strong>r uns finanziell „unter die Arme“<br />

griff. In Bezug auf die inhaltliche Gestaltung bekamen wir umfassen<strong>de</strong> Hilfe von Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Nationalparkamtes, Frau Schäfer, Herrn Weber, Herrn Werner und Herrn Spicher.<br />

Auch <strong>de</strong>m Biologen Dr. Waterstraat, <strong>de</strong>r Fischerfamilie Bergholz und <strong>de</strong>m Bootsverleihbesitzer<br />

Hecht sei ein beson<strong>de</strong>rer Dank ausgesprochen. Schnell hatten sie sich für unsere<br />

I<strong>de</strong>en erwärmt und waren mit großem Engagement an <strong>de</strong>r Umsetzung beteiligt.<br />

Voller Spannung trafen dann am späten Abend <strong>de</strong>s 27. August 2005 je 11 norwegische<br />

und <strong>de</strong>utsche Schüler aufeinan<strong>de</strong>r. Auch <strong>de</strong>r norwegische Biologielehrer M. Omdal gehörte<br />

natürlich zu <strong>de</strong>n Besuchern. Begleitet wur<strong>de</strong> er von seinen Kollegen E. L. Salvesen und<br />

T. R. Pe<strong>de</strong>rsen, die schon seit mehreren Jahren <strong>de</strong>n Schüleraustausch von norwegischer<br />

Seite aus organisieren.


Unter <strong>de</strong>m Thema „Flusslandschaft Havel 2005“ erforschten wir nun gemeinsam in<br />

<strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Tagen das Quellgebiet und <strong>de</strong>n Oberlauf <strong>de</strong>r Havel. Dabei waren<br />

wir sowohl zu Fuß als auch mit <strong>de</strong>m Kanu unterwegs. Die Themen <strong>de</strong>r gestellten Aufgaben<br />

waren breit gefächert. Sie bezogen sich z. B. auf die erdgeschichtliche Entwicklung, die<br />

wirtschaftliche als auch touristische Nutzung und auf das Kennenlernen <strong>de</strong>s Havelquellgebietes<br />

als Renaturierungsobjekt. Fische und wirbellose Tiere wur<strong>de</strong>n gefangen, Pflanzen<br />

gesammelt und bestimmt sowie biologische und chemische Wasseruntersuchungen durchgeführt.<br />

Wir erlebten eine praktische, lebendige Form <strong>de</strong>s Unterrichts und genossen neben<br />

<strong>de</strong>r Arbeit an <strong>de</strong>n Projektaufgaben eine einzigartige, wun<strong>de</strong>rschöne Natur. Umso betroffener<br />

waren wir, als man uns im Berliner Naturkun<strong>de</strong>museum das Projekt „Deutsche Einheit“<br />

Nr. 17 erläuterte. Es sieht vor, die Havel für 2000 t – Großmotorschiffe auszubauen.<br />

Schwere Folgen z. B. für die Landschaft, <strong>de</strong>n Artenreichtum, <strong>de</strong>n Grundwasserspiegel o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Sauerstoffgehalt <strong>de</strong>s Wassers wer<strong>de</strong>n befürchtet. Kann dieses Vorhaben noch gestoppt<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Am En<strong>de</strong> einer schönen, aber auch anstrengen<strong>de</strong>n Woche zeigten wir die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>s Projektes in einer Präsentation auf <strong>de</strong>m Schulfest <strong>de</strong>s Carolinums. Das entstan<strong>de</strong>ne<br />

Material wur<strong>de</strong> später auch noch einmal zur Nationalparkwoche im Schloss Hohenzieritz<br />

und zum Tag <strong>de</strong>r Umweltbildung im Jugendwaldheim „Steinmühle“ ausgestellt.<br />

Der Gegenbesuch unserer Schüler in Farsund ist für <strong>de</strong>n Monat September 2006 geplant.<br />

Wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Geplant sind z. B. Untersuchungen zu<br />

Nahrungsnetzen verschie<strong>de</strong>ner Fjor<strong>de</strong> in Südnorwegen, das Sezieren von Fischen und Bestimmen<br />

von Parasiten. Wer<strong>de</strong>n wir beim Fischfang erfolgreich sein, und fin<strong>de</strong>n wir dann<br />

vielleicht auch <strong>de</strong>n Gründling, <strong>de</strong>n Fisch mit <strong>de</strong>m eigentlich alles begann?<br />

Dr. Carmen Lenschow<br />

Projektleiterin und Fachlehrerin für Biologie und Chemie<br />

oben links:<br />

Impessionen<br />

oben rechts:<br />

Die Projektgruppe im Müritznationalpark<br />

links:<br />

Erkundung per Kanu<br />

77


Die Projekte in <strong>de</strong>n letzten Jahren waren weit gefächert. Ein ganz beson<strong>de</strong>rs gelang in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Musikschulzweckverband Kon.centus. Ein musikalisches Meisterwerk<br />

kam zur Aufführung. Ein Mitglied <strong>de</strong>s Orchester schil<strong>de</strong>rt seine Sicht.<br />

Eindrücke zu Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang<br />

„Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang? Mit <strong>de</strong>m Musikschulorchester? Unmöglich!“ Solche Stimmen<br />

hörte man vor <strong>de</strong>m Projekt allerorts. Nicht nur von Profimusikern, <strong>de</strong>nen oft eine gewisse<br />

Zornigkeit bei <strong>de</strong>r musikalischen Bewertung zugeschrieben wird, son<strong>de</strong>rn auch aus diversen<br />

an<strong>de</strong>ren Kreisen vernahm man kritische Stimmen. Ja selbst Johannes Groh, <strong>de</strong>r Leiter<br />

<strong>de</strong>s Orchesters, hatte bei diesem Unterfangen seine Zweifel angekündigt. Da aber sehr<br />

schnell festgelegt wur<strong>de</strong>, dass es doch zur Aufführung kommen wür<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> nun überlegt,<br />

wie man ein <strong>de</strong>rart facettenreiches Werk in einer qualitativ hohen Art und Weise auf die<br />

Bühne bringen kann. Und man staune. Es erklärten viele ehemalige Schüler, die Wege aus<br />

ganz Deutschland auf sich nahmen, Profimusiker <strong>de</strong>r Region und diverse Lehrer sich bereit<br />

das Orchester <strong>de</strong>s Musikschulzweckverban<strong>de</strong>s zu unterstützten. Somit begann die Probenzeit,<br />

die zwar in einem sehr kurzen Zeitraum verlaufen musste, jedoch durch die intensive<br />

Zusammenarbeit von Profis und Laien sehr ergiebig war. Ich selbst habe mich mit<br />

meinem ehemaligen Fagottlehrer durch die imposanten Klänge Men<strong>de</strong>lssohns gekämpft.<br />

Es herrschte eine erstaunlich konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Selbst die Kleinsten <strong>de</strong>s<br />

Orchesters wuchsen über ihre Grenzen hinaus. Den Höhepunkt bil<strong>de</strong>ten die zwei Konzerte,<br />

bei <strong>de</strong>nen nun Norweger und Deutsche zusammen musizierten. Und es war einfach<br />

grandios. Zum ersten Mal, seit Beginn <strong>de</strong>s Projektes, stand unser Orchester mit <strong>de</strong>m norwegischen<br />

Chor auf <strong>de</strong>r Bühne. Allen Zweifeln entgegen wur<strong>de</strong>n auch die Konzerte<br />

zunächst in Neubran<strong>de</strong>nburg und dann im Berliner Dom ein voller Erfolg. Schon in <strong>de</strong>r<br />

Neubran<strong>de</strong>nburger Konzertkirche, mitten im Getümmel, zusammen mit an<strong>de</strong>ren Jugendlichen<br />

eines <strong>de</strong>r genialsten Werke spielen zu dürfen, verursachte in mir ein überwältigen<strong>de</strong>s<br />

Gefühl. Die Krönung, bil<strong>de</strong>te das Konzert im Berliner Dom. Seine architektonische Wirkung<br />

ist ungeheuerlich. Je<strong>de</strong>r Mensch muss sich in <strong>de</strong>r Weite und Erhabenheit <strong>de</strong>s Raumes<br />

einfach klein fühlen und dieses Kunstwerk nur ehrfurchtsvoll bestaunen. Doch durch das<br />

musizieren bot sich mir eine Gefühl, welches mich über meine Grenzen hinaus beflügelte.<br />

Für die Zeit <strong>de</strong>r Aufführung waren wir nicht nur ein <strong>de</strong>utsches Orchester mit einem<br />

<strong>de</strong>utsch-norwegischen Chor, son<strong>de</strong>rn eine Gemeinschaft die für eineinhalb Stun<strong>de</strong>n über<br />

allem Schweben durfte, sodass sich sämtliche Grenzen aufhoben. Mit diesem Gefühl, haben<br />

wir uns alle zu einem Empfang in <strong>de</strong>r norwegischen Botschaft getroffen um die erlebten<br />

Eindrücke auszutauschen. Man kam sich näher und ent<strong>de</strong>ckte durch die Gespräche,<br />

meistens über Musik, dass Gefühl wie<strong>de</strong>r, welches man bei <strong>de</strong>r Aufführung schon so genoss.<br />

Eine tiefgründige Verbindung durch tiefgründige und einfach nur geniale Musik.<br />

78<br />

Martin Gernot Köhler<br />

ehem. Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum und Mitglied <strong>de</strong>s Jugendsinfonieorchesters


Auch im Jahr 2007 besuchten Schüler <strong>de</strong>s Gymnasiums eine ihrer norwegische Partnerschule.<br />

Tim Kahl aus <strong>de</strong>r 13. Klasse war dabei und gibt uns einen Rückblick.<br />

Deutscher Besuch in Norwegen<br />

Norwegische und <strong>de</strong>utsche Schüler während Geschichtsstun<strong>de</strong><br />

über „Norsk-Hydro“ in Rjukan<br />

Längst schon zur Tradition gewor<strong>de</strong>n,<br />

waren vom 17. bis zum 22. September<br />

2007 13 Schüler unter <strong>de</strong>r<br />

Begleitung von Elke Bartsch und<br />

Anita Einhorn zugast an <strong>de</strong>r vi<strong>de</strong>regåen<strong>de</strong><br />

skole in Jessheim. Im Rahmen<br />

eines Schüleraustausches fand<br />

dieser Besuch zum wie<strong>de</strong>rholten<br />

Male statt, da die norwegische Bildungseinrichtung<br />

schon seit 2002<br />

enge Kontakte zum Gymnasium Carolinum<br />

pflegt und alljährlich interkulturelle<br />

Aktivitäten mitorganisiert.<br />

Um einen langen und anstrengen<strong>de</strong>n<br />

Reiseweg zu vermei<strong>de</strong>n, flog<br />

die Gruppe nach Oslo und ließ sich<br />

dort von <strong>de</strong>n Gastfamilien abholen,<br />

die eine Woche <strong>de</strong>n Deutschen Unterkunft<br />

und Verpflegung boten.<br />

Da <strong>de</strong>r Austausch als Studienfahrt angerechnet wer<strong>de</strong>n konnte, organisierte man ein<br />

straffes Programm zum Thema „Deutsch-Norwegische Beziehungen“. So fand neben Norwegischunterricht<br />

eine Gesprächsrun<strong>de</strong> mit Inga Gulbrandsen, einer Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

KZ Ravensbrück, statt. Sie berichtete von ihrer illegalen Arbeit in einer norwegischen<br />

Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe bis hin zum Leben im Konzentrationslager und ihrer Rettung im Frühjahr<br />

1945 durch die Weißen Busse.<br />

Schüler und Lehrer<br />

bei (schneereicher)<br />

Führung zum<br />

Norsk-Hydrowerk<br />

79


Nach kurzem Aufenthalt in Jessheim wur<strong>de</strong>n die Koffer wie<strong>de</strong>r gepackt, <strong>de</strong>nn es ging<br />

auf nach Rjykan, einem geschichtsträchtigen Ort im Ski- und Freizeitgebiet Telemark. Ziel<br />

dieses zweitägigen Ausfluges war die Besichtigung <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Norsk Hydro Wasserwerkes<br />

Vemork, welches nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Besatzung 1940 für militärische Forschungszwecke<br />

missbräuchlich genutzt wur<strong>de</strong>. Hier ließen die Nationalsozialisten Schweres Wasser<br />

herstellen, was früher o<strong>de</strong>r später zur Entwicklung <strong>de</strong>r ersten Atombombe hätte<br />

führen können. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Ort durch eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Sabotage-Operationen<br />

<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts bekannt gewor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m die <strong>de</strong>utschen Schwerwasseranlagen<br />

durch einheimische Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer zerstört wur<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>n spektakulären Spuren<br />

<strong>de</strong>r „Heros of Vemork“ wan<strong>de</strong>rte die <strong>de</strong>utsch-norwegische Gruppe beim ersten Schnee<br />

durch die Berge und Täler <strong>de</strong>s Skandinavischen Hochgebirges.<br />

Zurückgekommen in Jessheim begannen die Schüler selbst gewählte Themen zu bearbeiten<br />

und eine Präsentation vorzubereiten. Passend zum Motto <strong>de</strong>r Fahrt entstan<strong>de</strong>n beispielsweise<br />

Vorstellungen zu Tänzen und Traditionen in Deutschland und Norwegen aber<br />

auch die wirtschaftlichen Beziehungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r im Bereich Rjykan wur<strong>de</strong>n analysiert.<br />

Am vorletzten Tag besuchte die <strong>de</strong>utsche Gruppe mit ihren Gastschülern die norwegische<br />

Hauptstadt Oslo, welche nur knapp 30 km von Jessheim entfernt ist. Dank <strong>de</strong>r ortskundigen<br />

Elke Bartsch wur<strong>de</strong>n alle wichtigen Sehenswürdigkeiten <strong>de</strong>r Stadt gezeigt, wie<br />

das Schloss <strong>de</strong>r Königsfamilie o<strong>de</strong>r auch die beeindrucken<strong>de</strong> Staatsoper. Natürlich nutzte<br />

man diese Tour auch für einen ausgiebigen Einkaufsbummel in <strong>de</strong>n zahlreichen Geschäften<br />

und Boutiquen <strong>de</strong>r kleinen Fjordmetropole.<br />

Nach einer anstrengen<strong>de</strong>n und zugleich spannen<strong>de</strong>n Woche mit neuen Eindrücken verabschie<strong>de</strong>te<br />

sich die Delegation von ihren norwegischen Freun<strong>de</strong>n und trat <strong>de</strong>n Rückflug<br />

nach Deutschland an. Natürlich ist ein Gegenbesuch geplant. Wenn alles klappt, wer<strong>de</strong>n<br />

die Norweger im März 2008 willkommene Gäste in Neustrelitz sein.<br />

Mit <strong>de</strong>utsch-norwegischen Projekten unter <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Themen und beson<strong>de</strong>rs<br />

mit vielen persönlichen Kontakten soll in je<strong>de</strong>m Jahr versucht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Schülern<br />

unser Partnerland Norwegen nahe zu bringen.<br />

Auch die Lehrer haben sich mit dieser Thematik auseinan<strong>de</strong>rgesetzt und im April 2006<br />

dazu eine <strong>de</strong>utsch-norwegische Konferenz am Gymnasium Carolinum durchgeführt. In<br />

Diskussionen wur<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Schwerpunkte erarbeitet:<br />

80


Deutsch-Norwegische Konferenz 2006<br />

21./ 22. April 2006 im Gymnasium Carolinum Neustrelitz<br />

Austauschprojekte zwischen Norwegen und Deutschland<br />

Zusammenfassung <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Gedanken und Erkenntnisse<br />

1. Kommunikationssprache<br />

– nach Möglichkeit sollte <strong>de</strong>utsch gesprochen wer<strong>de</strong>n<br />

– als Arbeitssprache könnte in Projekten und Seminaren Englisch dienen, um auch einen<br />

Anreiz für <strong>de</strong>utsche Schulen zu schaffen und auch das Verständnis für alle<br />

Schüler zu ermöglichen<br />

– die norwegische Sprache soll an die <strong>de</strong>utschen Schüler herangetragen und grundlegen<strong>de</strong><br />

Wortgruppen beherrscht wer<strong>de</strong>n<br />

– Schulen mit norwegischem Sprachangebot setzen dieses fort<br />

2. Arbeitsweise<br />

– langfristige Projektplanung, um eine Integration in <strong>de</strong>n Schuljahresarbeitsplan zu gewährleisten<br />

– enge Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Schulleitungen untereinan<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Lehrer mit ihrer<br />

Leitung<br />

– genaue Festlegung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten und Arbeitsbereiche<br />

– gemeinsame Erarbeitung <strong>de</strong>r Projektthemen durch die norwegischen und <strong>de</strong>utschen<br />

Partner<br />

– ein Teil <strong>de</strong>r gemeinsamen Arbeit erfolgt per E – Mail, ein Highlight wäre natürlich<br />

eine Gruppenarbeit an einer <strong>de</strong>r Schulen<br />

81


– Präsentationen könnten gemeinsam an <strong>de</strong>n beteiligten Schulen unter Anwesenheit<br />

von Gästen an<strong>de</strong>rer Schulen erfolgen<br />

– eine Präsentation als Hompage wäre aber auch <strong>de</strong>nkbar<br />

3. Finanzierung<br />

– die verschie<strong>de</strong>nsten durch Ministerien, Organisationen, Vereine und Kommunen angebotenen<br />

Möglichkeiten wer<strong>de</strong>n genutzt<br />

– die Projektför<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Willy – Brandt – Stiftung ist zu prüfen<br />

– Nutzung <strong>de</strong>s Kontaktes mit <strong>de</strong>m Norwegischen Bildungsdirektorat<br />

4. Projektthemen<br />

– im sprachlichen Bereich: Schüler lernen die Sprache ihres Partners im Unterrichtseinheiten<br />

während <strong>de</strong>r gegenseitigen Besuche und in <strong>de</strong>n Gastfamilien<br />

– Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Nationalsozialismus in Zusammenarbeit mit Mahn –<br />

und Ge<strong>de</strong>nkstätten und relevanter Organisationen<br />

– Themen zur Wen<strong>de</strong>zeit in Deutschland<br />

– im musischen Bereich: Arbeit an geschichtlichen Schwerpunkten norwegischer und<br />

<strong>de</strong>utscher Komponisten, gemeinsame Liedwerkstätten und Instrumentalprojekte<br />

– Ausweitung <strong>de</strong>r Projektarbeiten auf weitere Bereiche als Anknüpfung an Traditionen,<br />

Ansatzpunkte liefert die Ausstellung „Nicht nur Lachs und Würstchen“<br />

5. Teilnehmer<br />

– Schüler <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Alterstufen<br />

– Lehrer <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Fachkombinationen<br />

– Schulleiter o<strong>de</strong>r von ihnen beauftragte Leitungsmitglie<strong>de</strong>r<br />

– Einbeziehung <strong>de</strong>r Elternhäuser und regionaler Partner<br />

6. neue Kontakte<br />

– die bestehen<strong>de</strong>n Partnerschaften wer<strong>de</strong>n fortgeführt und ausgeweitet<br />

– das Gymnasium Carolinum wird die in die Partnerschaft Hamburg – Rahlstedt und<br />

Honningsvåg integriert<br />

– die norwegische Botschaft übergibt <strong>de</strong>n interessierten norwegischen Schulen eine Liste<br />

möglicher <strong>de</strong>utscher Partnereinrichtungen<br />

7. Fortführung <strong>de</strong>r Zusammenkünfte<br />

– die nächste, d.h. 3. norwegische – <strong>de</strong>utsche Konferenz wird im nächsten Jahr in Norwegen<br />

stattfin<strong>de</strong>n, als Veranstaltungsort wäre Bergen günstig<br />

Gemeinsam mit <strong>de</strong>n Schülern wird in <strong>de</strong>n nächsten Jahren daran gearbeitet, diese Gedanken<br />

fortzuführen, um hier einen weiteren, wesentlichen Beitrag zu Stärkung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utsch-norwegischen Beziehungen.<br />

82


Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />

Herr Henry Tesch<br />

erhält <strong>de</strong>n Königlich Norwegischen Verdienstor<strong>de</strong>n<br />

Auf Einladung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten Horst Köhler stattete das norwegische Königspaar,<br />

Seine Majestät König Harald V. und Ihre Majestät Königin Sonja, <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland im Zeitraum vom 15. – 17. Oktober 2007 einen offiziellen<br />

dreitägigen Staatsbesuch ab. Im Rahmen eines gemeinsamen<br />

Mittagessens am 15.10.2007 verlieh Seine Majestät König Harald V. an<br />

<strong>de</strong>n Bildungsminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s M-V Henry Tesch <strong>de</strong>n Königlich<br />

Norwegischen Verdienstor<strong>de</strong>n. Damit wur<strong>de</strong>n die außergewöhnlichen<br />

Leistungen, <strong>de</strong>s damaligen Schulleiters <strong>de</strong>s Gymnasium<br />

Carolinum, Herr Henry Tesch, selbst Deutsch- und Geschichtslehrer,<br />

gewürdigt. Beson<strong>de</strong>rs sein innovativer Einsatz in Rahmen <strong>de</strong>s Projektes<br />

„Treffpunkt 2005“ und seine unermüdlichen Bemühungen, gera<strong>de</strong><br />

Schüler und Jugendliche bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, auch sprachlich, einan<strong>de</strong>r<br />

näher zu bringen, sie anzuregen, ethnographische Kenntnisse zu erwerben und<br />

das gegenseitige Verständnis zu för<strong>de</strong>rn, wur<strong>de</strong> mit dieser hohen Auszeichnung gewürdigt.<br />

Königlich Norwegischer Verdienstor<strong>de</strong>n<br />

Dieser 1985 von König Olav V. gestiftete Or<strong>de</strong>n wird an ausländische Staatsbürger sowie<br />

im Ausland wohnhafte norwegische Staatsangehörige als Auszeichnung für beson<strong>de</strong>re Verdienste<br />

um norwegische Interessen verliehen. Der Verdienstor<strong>de</strong>n ist in die Klassen Großkreuz,<br />

Komman<strong>de</strong>ur mit Stern, Komman<strong>de</strong>ur, Ritter 1. Klasse und Ritter eingeteilt. Das<br />

Or<strong>de</strong>nsband ist königsblau. Das Or<strong>de</strong>nszeichen wird entsprechend <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n St.-Olav-<br />

Or<strong>de</strong>n gelten<strong>de</strong>n Bestimmungen getragen und geht in das Eigentum <strong>de</strong>s Empfängers über.<br />

Der Or<strong>de</strong>n wird von S. M. <strong>de</strong>m König auf Empfehlung <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>nsrates bestehend aus<br />

<strong>de</strong>m Hofchef, <strong>de</strong>m Protokollchef <strong>de</strong>s Außenministeriums und <strong>de</strong>m Kanzleichef <strong>de</strong>s St.-<br />

Olav-Or<strong>de</strong>ns verliehen.<br />

Bildungsminister<br />

Herr Henry Tesch (l.) am<br />

norwegischen Nationalfeiertag<br />

mit <strong>de</strong>m Generalkonsul<br />

<strong>de</strong>s Königreiches<br />

Norwegen und Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Verbundnetz<br />

Gas AG Leipzig<br />

Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst<br />

und <strong>de</strong>m Ensemble<br />

Carolinum in <strong>de</strong>r VNG.<br />

83


Projekte und Studienfahrten<br />

Impressionen vom 2. gemeinsamen<br />

<strong>de</strong>utsch-polnischen Bildungstag in Neustrelitz<br />

Die Schulleiterin <strong>de</strong>s Stettiner Lyzeums wird von Olaf Müller<br />

– amtieren<strong>de</strong>r Schulleiter <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum – in Neustrelitz begrüßt.<br />

Auf viel Interesse stieß beim anschließen<strong>de</strong>n Schulrundgang unter an<strong>de</strong>rem die LEGO-<br />

Station.<br />

84


Der Minister für<br />

Bildung, Wissenschaft<br />

und Kultur<br />

Henry Tesch<br />

eröffnet die<br />

Abendveranstalung.<br />

(Auf <strong>de</strong>m Bild zu<br />

sehen mit <strong>de</strong>r polnischen<br />

Lehrerin<br />

Malgorzata<br />

Stuliglowa.)<br />

Nach <strong>de</strong>r Arbeit an neuen Projekti<strong>de</strong>en führte die Försterfamilie Hey<strong>de</strong>n uns durch die<br />

schöne Umgebung bei Blankenför<strong>de</strong> im Müritz-Nationalpark.<br />

85


Studienfahrten 2007 in Bil<strong>de</strong>rn<br />

Auf Grund <strong>de</strong>s doppelten Abiturjahrgangs 2008 haben die Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s<br />

Gymnasiums Carolinum im Jahre 2007 sowohl im Sommer (Klassenstufe 13) als auch im<br />

Herbst (Klassenstufe 12) Studienfahrten unternommen. Die Ziele wie auch die zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />

Aufgaben waren wie<strong>de</strong>r sehr breit gefächert, um eine große Wahlfreiheit zu ermöglichen.<br />

Da wir aus Platzgrün<strong>de</strong>n nicht von je<strong>de</strong>r Studienfahrt einen Artikel abdrucken können,<br />

zeigen wir auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Seiten einige Bil<strong>de</strong>r, um so einen kleinen Eindruck zu<br />

vermitteln.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Studienfahrt Physik<br />

Messungen mit Radarund<br />

Lasertechnik<br />

durchgeführt.<br />

86<br />

Die Fachschaft<br />

Physik<br />

organisierte eine<br />

Studienfahrt nach<br />

München.<br />

Auf <strong>de</strong>m Bild sind<br />

unsere Schüler im<br />

Flugteamsimulator<br />

zu sehen.


Die von <strong>de</strong>n Fachschaften<br />

Deutsch und Geschichte<br />

organisierte Fahrt nach<br />

Weimar ist bereits zu<br />

einer Tradition gewor<strong>de</strong>n.<br />

Selbstverständlich wur<strong>de</strong> auch das<br />

ehemalige Wohnhaus von Friedrich<br />

Schiller besucht.<br />

87


Dies ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r durch die Fachschaft Kunst angebotenen Studienfahrt nach Wismar.<br />

Ebenfalls zu einer Tradition gewor<strong>de</strong>n ist die Studienfahrt nach Leipzig, die die Fachschaft<br />

Chemie anbietet.<br />

Nach einem<br />

Vortrag über die<br />

För<strong>de</strong>rung und<br />

Speicherung von<br />

Erdgas besuchen<br />

die Schülerinnen<br />

und Schüler einen<br />

Erdgasspeicher in<br />

Bad Lauchstaedt.<br />

88


Beson<strong>de</strong>re Kondition benötigen<br />

Lehrer und Schüler für die von<br />

<strong>de</strong>n Fachschaften Geografie<br />

und Biologie angebotenen<br />

Studienfahrten.<br />

Entlang <strong>de</strong>r Ostseeküste<br />

ging es per Rad, um die<br />

beeindrucken<strong>de</strong> Natur<br />

zu studieren.<br />

Stolz können Lehrer und Schüler<br />

auf die in fünf Tagen gezeigte Ausdauerleistung<br />

sein …<br />

… auch wenn das<br />

Wetter nicht immer<br />

mitspielte.<br />

89


90<br />

Die Fachschaft Geschichte<br />

bot in diesem Jahr eine<br />

Studienfahrt nach Polen an.<br />

Schwerpunkte waren die<br />

Besichtigung <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

Konzentrationslager in<br />

Auschwitz und in Auschwitz-<br />

Birkenau.<br />

Beson<strong>de</strong>ren Eindruck<br />

hinterließ bei <strong>de</strong>n Schülern<br />

ein Gespräch mit einem<br />

ehemaligen Häftling<br />

<strong>de</strong>s Konzentrationslagers<br />

Auschwitz.<br />

Einen kleinen<br />

Einblick in die<br />

Geschichte und<br />

Kultur Polens<br />

gab die Fahrt<br />

nach Krakau.


Ein Tag in Heiligendamm<br />

Minister Henry Tesch empfängt J8-Bewerber aus <strong>de</strong>m Land<br />

Parallel zum diesjährigen G8-Gipfel in Heiligendamm fand nach Gleneagles und St. Petersburg<br />

zum dritten Mal ein Junior8-Gipfel (J8) (vom 03. – 09.06.2007) in Wismar statt.<br />

Die 74 Jugendlichen aus <strong>de</strong>n G8-Staaten sowie aus zehn Schwellen- und Entwicklungslän<strong>de</strong>rn<br />

diskutierten über die Folgen <strong>de</strong>r Globalisierung und über Lösungsmöglichkeiten, wie<br />

diese gemeistert wer<strong>de</strong>n können. Anschließend diskutierte eine kleine Delegation <strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

die Ergebnisse mit <strong>de</strong>n Staats- und Regierungschefs <strong>de</strong>r G8-Staaten in Heiligendamm.<br />

Im Vorfeld <strong>de</strong>s J8 wur<strong>de</strong> bun<strong>de</strong>sweit ein Auswahlwettbewerb von Unicef und <strong>de</strong>r Morgan<br />

Stanley Stiftung zur Teilnahme <strong>de</strong>r 8 <strong>de</strong>utschen Schüler an diesem J8-Gipfel ausgeschrieben.<br />

An diesem Wettbewerb beteiligten sich auch 7 Schulen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Mit sehr guten I<strong>de</strong>en und Vorschlägen kamen zwei Schulen mit ihren Konzepten<br />

in die engste Auswahl.<br />

Im September empfing Bildungsminister Henry Tesch die Schüler <strong>de</strong>r beteilgten Schulen<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern, um mit ihnen über ihre Lösungsansätze zu Globalisierungsthemen<br />

ins Gespräch zu kommen. Das Treffen fand am Ort <strong>de</strong>s G8-Gipfels in Heiligendamm<br />

statt. Für die Schüler bestand die Möglichkeit sich auch das Tagungshotel anzuschauen.<br />

Das Treffen mit <strong>de</strong>m Minister soll ein Dank sein, dass sich die Schüler mit ihren<br />

I<strong>de</strong>en in die aktuelle Diskussion aktiv eingebracht haben.<br />

91


Hintergrund:<br />

J8 ist ein Projekt von Unicef und <strong>de</strong>r Morgan Stanley Stiftung, das mit Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

G8-Präsi<strong>de</strong>ntschaft durchgeführt wird. Die Konferenz dient als internationales Forum für<br />

<strong>de</strong>n Austausch ihrer I<strong>de</strong>en. Es soll Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen aus <strong>de</strong>n G8-Staaten und <strong>de</strong>n<br />

Entwicklungslän<strong>de</strong>rn direkt Gehör verschaffen, wenn die Mächtigsten <strong>de</strong>r Welt zusammentreffen.<br />

Zu<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rt es das Interesse <strong>de</strong>r Jugendlichen für Politik.<br />

...und wir waren dabei.<br />

16 Schüler und Schülerinnen <strong>de</strong>r zehnten, elften und zwölften Klassen nahmen an diesem<br />

Wettbewerb teil.<br />

Auch wenn uns nicht viel Zeit für die Bearbeitung <strong>de</strong>r Themen blieb, träumten doch<br />

alle von einer Teilnahme am Juniorgipfel in Wismar 2007.<br />

Wir bearbeiteten die Themen: „Perspektiven für Afrikas Wirtschaft“ sowie „Klimawan<strong>de</strong>l<br />

und die effektive Energiegewinnung“.<br />

Lei<strong>de</strong>r hat es mit <strong>de</strong>m Sieg in diesem Jahr nicht geklappt.<br />

Gefreut haben wir uns dann alle über die Einladung unseres Ministers nach Heiligendamm.<br />

Heike Algner und Martina Rindt<br />

Lehrerinnen am Gymnasium Carolinum<br />

92


Schulvereinsmitglie<strong>de</strong>r stellen sich vor:<br />

Ulrich Meßner<br />

Ulrich Meßner, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins<br />

Die Partnerschaft zwischen Carolinum und Nationalparkamt war schon einige Jahre alt,<br />

als mich Henry Tesch ansprach, <strong>de</strong>n Schulverein zu grün<strong>de</strong>n. Das passierte bekanntlich am<br />

25. April 1999 auf einer Schiffsreise zwischen Zietlitz und Mirow gemeinsam mit Jost<br />

Reinhold.<br />

Sowohl die Partnerschaft zwischen Carolinum und Nationalparkamt als auch die Arbeit<br />

<strong>de</strong>s Schulvereins haben inzwischen so viele großartige Projekte hervorgebracht, dass<br />

ich mehr <strong>de</strong>nn je von dieser Zusammenarbeit überzeugt bin. Zwar bin ich kein Lehrer,<br />

son<strong>de</strong>rn nur ein ehrenamtlicher, gelegentlicher Mitarbeiter im Schulverein, aber auch für<br />

mich ist <strong>de</strong>r schönste Dank für diese wenige Mitarbeit jährlich die feierliche Ausgabe <strong>de</strong>r<br />

Abiturzeugnisse. Es ist <strong>de</strong>shalb einer <strong>de</strong>r mir wichtigsten Termine im Jahr. Auch fin<strong>de</strong> ich<br />

es eine beson<strong>de</strong>rs schöne Geste <strong>de</strong>r Schule, sich bei ihren Partnern mit einem Weihnachtskonzert<br />

zu bedanken. Chor und Orchester strahlen eine Freu<strong>de</strong> aus, die sofort überspringt!<br />

Im Hauptberuf leite ich das Nationalparkamt Müritz. Dieses Amt hat seinen Sitz in<br />

Hohenzieritz und dazu 3 Außenstellen im Müritz-Nationalpark. Für die Schulpartnerschaft<br />

ist die wichtigste und bekannteste Außenstelle unser Jugendwaldheim in <strong>de</strong>r Steinmühle,<br />

das Kerstin Schäfer leitet. Seit vielen Jahren kamen jeweils die 6. Klassen für eine Woche<br />

in das Jugendwaldheim, um dort <strong>de</strong>n Müritz-Nationalpark vor <strong>de</strong>r Haustür von Neustrelitz<br />

93


intensiv kennen zu lernen. Unser Sachgebiet Umweltbildung macht darüber hinaus aber<br />

viele an<strong>de</strong>re Projekte im Rahmen <strong>de</strong>s Unterrichts, um die praktische Arbeit unseres Amtes<br />

in die Schule zu bringen. Aber auch wir bekommen sehr viel zurück an Informationen<br />

und Anregungen durch diese Projekte.<br />

Seit einigen Monaten wird das Jugendwaldheim umgebaut und wird hoffentlich im<br />

Frühjahr 2008 wie<strong>de</strong>r in Betrieb sein. Mit einem dann möglichen Ganzjahresbetrieb wer<strong>de</strong>n<br />

sich neue Möglichkeiten auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Carolinum ergeben.<br />

Nun ist „Amtsleiter“ kein gelernter Beruf, son<strong>de</strong>rn nur eine Funktion. Nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />

meiner 10. Klasse 1975 habe ich zunächst Feinmechaniker im Physikalischen Institut<br />

<strong>de</strong>r Universität Greifswald gelernt. Abitur durfte ich zunächst nicht machen, da ich<br />

kein „Arbeiterkind“ war. Also wur<strong>de</strong> ich erst selbst Arbeiter und habe nach Facharbeiterabschluss<br />

und Armeedienst auf <strong>de</strong>r Volkshochschule das Abitur abgelegt. Dann habe ich<br />

in Rostock Meeresbiologie studiert. Der Cousteau-Romantik stand nur entgegen, dass<br />

man damals gera<strong>de</strong> nicht die Meere frei befahren durfte, so dass die Ausbildung schon<br />

sehr auf Süßwasser- und terrestrische Ökologie ausgerichtet wur<strong>de</strong>. So kam ich 1986 nach<br />

<strong>de</strong>m Studium an das Müritz-Museum in Waren und habe dann 1989 an <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e eines<br />

Nationalparks an <strong>de</strong>r Müritz und einem Nationalparkprogramm für die DDR mitgearbeitet.<br />

Seit <strong>de</strong>m hat mich <strong>de</strong>r Nationalpark nicht mehr losgelassen, im Gegenteil: Das war <strong>de</strong>r<br />

Start für eine neue Naturschutzbewegung in Deutschland!<br />

Vor 1990 gab es in West<strong>de</strong>utschland 4 Nationalparks, in <strong>de</strong>r DDR gar keine. Dafür gab<br />

es in <strong>de</strong>r DDR 2 kleine Biosphärenreservate, die man in West<strong>de</strong>utschland nicht kannte.<br />

Das Nationalparkprogramm fügte noch die Naturparks hinzu und machte daraus ein<br />

System für neue Schutzziele unter Einbeziehung <strong>de</strong>r regionalen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Heute gibt es in Deutschland 14 Nationalparks. Das sind zwar nur 0,5 % <strong>de</strong>r Landfläche<br />

Deutschlands und damit noch kein internationales Niveau. Aber es hat sich herausgestellt,<br />

dass diese Gebiete für die Erhaltung <strong>de</strong>r Biodiversität, für unsere Wildnis und<br />

letztlich auch für die Regionalentwicklung von großer Be<strong>de</strong>utung sind. Wenn heute über<br />

globale Zusammenhänge von <strong>de</strong>r Wirtschaft bis hin zum Klima diskutiert wer<strong>de</strong>n muss, so<br />

spielen Erkenntnisse aus <strong>de</strong>n Nationalparks und <strong>de</strong>ren Regionen sowohl naturwissenschaftlich<br />

als auch gesellschaftspolitisch eine große Rolle.<br />

Bun<strong>de</strong>sweit haben sich die Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks 1991 in<br />

<strong>de</strong>r Organisation Europarc Deutschland zusammengetan (www.europarc-<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>).<br />

Dies ist die <strong>de</strong>utsche Sektion von Europarc Fe<strong>de</strong>ration, die europaweit arbeitet. Hier geht<br />

es um die Koordination unserer Arbeit und <strong>de</strong>ren Darstellung national und international.<br />

In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit stellen wir uns neuerdings als „Nationale Naturlandschaften“ dar,<br />

einer Dachmarke, die <strong>de</strong>n Wert dieser Gebiete in die Gesellschaft besser vermitteln wird.<br />

Wenn sich <strong>de</strong>r Müritz-Nationalpark also auch im und am Carolinum zeigt, wird dieses gemeinsame<br />

Erscheinungsbild uns künftig begleiten. (www.nationale-naturlandschaften.<strong>de</strong>)<br />

Ich habe meine verschie<strong>de</strong>nen Bildungswege nie bereut. Denn alles dazu gewonnene<br />

Wissen hat mir immer genützt. Und um je<strong>de</strong>r neuen Aufgabe gerecht zu wer<strong>de</strong>n, muss ich<br />

ständig neue Wege fin<strong>de</strong>n. Das Lernen hört also nie auf, wird vielleicht sogar immer intensiver,<br />

wenn man Spaß daran fin<strong>de</strong>t.<br />

Ich fin<strong>de</strong> es aus dieser Erfahrung heraus großartig, dass man heute keine Einschränkungen,<br />

son<strong>de</strong>rn eine große Vielfalt hat, sich zu bil<strong>de</strong>n und zu informieren. Das ist neben<br />

<strong>de</strong>n Nationalparks ein für mich direkt erlebtes und wichtiges Ergebnis <strong>de</strong>r politischen<br />

Wen<strong>de</strong> 1989.<br />

Und es ist für mich ein gutes Gefühl, dass wir als Nationalparkamt unser Wissen<br />

weitergeben und zur Diskussion stellen können. Das ist meine tragen<strong>de</strong> Motivation für die<br />

Partnerschaft mit <strong>de</strong>m Carolinum und an<strong>de</strong>ren Schulen <strong>de</strong>r Region!<br />

94


Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />

„Von offenen Türen in die Welt<br />

und unserer Bereitschaft zur Flucht“<br />

Festgottesdienst zum Carolinertreffen 2007<br />

Dieser Festgottesdienst sollte wie<strong>de</strong>r ein Höhepunkt zum Carolinertreffen wer<strong>de</strong>n. Aber<br />

was für ein Thema könnten wir wählen, das Jung und Alt anspricht?<br />

Wer wür<strong>de</strong> sich bereit erklären, mit uns diesen Gottesdienst zu feiern?<br />

Bei all <strong>de</strong>n Überlegungen erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Herrn Dr. Eberhard<br />

Buck, das uns im Rahmen <strong>de</strong>s Programms „Demokratie lernen und leben“ <strong>de</strong>r Bund-Län<strong>de</strong>r-Kommission<br />

zusammenführte und bei <strong>de</strong>m er sich mit großem Interesse nach unseren<br />

Schulaktivitäten erkundigte. Ich wusste, er ist Theologe und hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

als Projektleiter bei TEO (Tage Ethischer Orientierung) beispielgebend mit seinen I<strong>de</strong>en<br />

eingebracht und diese erfolgreich weiterentwickelt.<br />

TEO – für diese Arbeit sammelten wir in <strong>de</strong>n vergangenen Gottesdiensten, um Schülern<br />

unserer Schule finanziell zu helfen, wenn sie an diesem Projekt teilnehmen wollten.<br />

So wagte ich also, ihn zu bitten, mit uns Gottesdienst zu feiern.<br />

Herr Dr. Buck zögerte nicht lange, <strong>de</strong>nn er kennt unsere Schule und viele Schüler<br />

durch die gemeinsame TEO-Arbeit, durch Workshops zur Demokratiepädagogik sowie<br />

durch persönliche Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern.<br />

Jedoch am 8. September 2007 eine beson<strong>de</strong>re Situation – die Aula war nicht für eine<br />

Vorlesung, son<strong>de</strong>rn für seine Predigt vorbereitet.<br />

Im Eingangsteil <strong>de</strong>r Predigt sagte er:<br />

„Aber heute ist alles an<strong>de</strong>rs. Es ist, als ob sich <strong>de</strong>r mir und Ihnen bekannte Lebensraum<br />

Carolinum noch einmal neu erschließt. Denn heute morgen sind wir nicht hierher gekommen,<br />

um über Algebra und Vektorrechnung, Genetik und Ethik, über Deszen<strong>de</strong>nztheorie<br />

und Didaktik nachzu<strong>de</strong>nken, also <strong>de</strong>n klassischen Schulbetrieb zu treiben, son<strong>de</strong>rn<br />

wir sind hier, weil wir uns in <strong>de</strong>r Kunst, Gott als das Geheimnis <strong>de</strong>r Welt zu feiern, üben<br />

wollen. Es ist etwa so, als wollten wir heute Vormittag alle Klassentüren und die Türen <strong>de</strong>s<br />

Kollegiums gleich mit weit aufmachen (was ja bekanntlich in Schulen schwierig ist) mit <strong>de</strong>r<br />

Auffor<strong>de</strong>rung, doch einmal über alle Fachwissenschaft hinaus, über die Probleme <strong>de</strong>r täglichen<br />

Schul- und Lebensbewältigung zu fragen nach <strong>de</strong>m Grund unserer Existenz, nach unseren<br />

Lebensräumen, die ja in einzelnen Fragestellungen <strong>de</strong>r jeweiligen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen nicht aufgehen und aufgehen können. Denn wenn wir alle Fragen diesbezüglich<br />

geklärt hätten- so behauptete einmal Ludwig Wittgenstein, dann ist noch nicht eine<br />

einzige Frage unserer Existenz beantwortet.“<br />

Nach einer kurzen Einführung in <strong>de</strong>n mythischen Christushymnus aus <strong>de</strong>m Kolosserbrief<br />

(Kol 1, 15- 20)<br />

1. Strophe<br />

Er ist das Ebenbild <strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes<br />

<strong>de</strong>r Erstgeborene <strong>de</strong>r ganzen Schöpfung.<br />

Denn in ihm wur<strong>de</strong> alles erschaffen<br />

Im Himmel und auf Er<strong>de</strong>n<br />

95


Das Sichtbare und das Unsichtbare<br />

Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten.<br />

Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.<br />

2. Strophe<br />

Er ist vor aller Schöpfung<br />

In ihm hat alles Bestand.<br />

Er hat das Haupt <strong>de</strong>s Leibes<br />

(<strong>de</strong>r Leib aber ist die Kirche- dies ein späterer Kommentar)<br />

Er ist <strong>de</strong>r Ursprung<br />

Der Erstgeborene <strong>de</strong>r Toten<br />

So hat er in allem <strong>de</strong>n Vorrang<br />

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen<br />

Um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen.<br />

Alles im Himmel und auf Er<strong>de</strong>n wollte er zu Christus führen<br />

(<strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut –<br />

dies ein späterer Kommentar),<br />

<strong>de</strong>r dieser Predigt zugrun<strong>de</strong> lag und <strong>de</strong>n Erklärungen, die die neutestamentliche Wissenschaft<br />

für das Verstehen dieses „globalen Lie<strong>de</strong>s“ bereithält, wird <strong>de</strong>r Prediger konkret.<br />

„Soweit die Erklärungen <strong>de</strong>r Wissenschaft. Ich will Ihnen nun sagen, was beim Hören<br />

dieses Lie<strong>de</strong>s in mir zum Schwingen gebracht wur<strong>de</strong>.<br />

Ich höre dieses `Er ist alles` – Thema als einen gewaltigen Klang, <strong>de</strong>r durchdringt. Es<br />

scheint hier keinen Raum mehr zu geben, <strong>de</strong>r vor ihm und dieser Melodie sicher ist. Lie-<br />

<strong>de</strong>r, Gesang und Musik folgen nicht <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s diskursiven Denkens. Wer zu Singen<br />

anhebt, will nicht diskutieren. Und im Singen selbst ereignet sich etwas, was sich <strong>de</strong>r bewussten<br />

Wahrnehmung entzieht.<br />

Keine Kammer, die vor ihm unter Verschluss bleiben könnte, kein Denken, das die Frage<br />

nach <strong>de</strong>m Geheimnis <strong>de</strong>r Welt vorzeitig abbrechen sollte. Weiter kann man gedanklich die<br />

Türen nicht aufmachen: hier – mitten in <strong>de</strong>r Welt ist ER – und hier ist unser Platz …<br />

Aber wir beobachten mit Erstaunen, wie groß die Bereitschaft oft ist, die Welt wie<strong>de</strong>r<br />

säuberlich zu trennen: in Gute und Böse, in Theisten und Atheisten, in die da draußen und<br />

die hier drinnen, in Kirche und Welt, in Wissenschaft und Glaube, in jene, die kreationistisch<br />

an eine wörtlich verstan<strong>de</strong>ne 7 Tage Schöpfung glauben und jene, die sich ihre Haa-<br />

96<br />

(2 Fotos: Ulrich Krieger)


e raufen wegen <strong>de</strong>r theologischen – und biologischen Insolvenzerklärung, die mit einer<br />

solchen Alternative verbun<strong>de</strong>n wäre. Und vielleicht war ja schon dieser kleine Zusatz damals,<br />

dass <strong>de</strong>r Leib nicht <strong>de</strong>r Kosmos, son<strong>de</strong>rn die Kirche sei, ein Schritt in diese Richtung<br />

– <strong>de</strong>n universalen, kosmischen Anspruch dieses Lie<strong>de</strong>s ein wenig überschaubarer zu machen.“<br />

Die Universalität dieses Lie<strong>de</strong>s hat auch erkennbare Folgen für die Arbeit im Bereich<br />

kirchlich-schulischer Kooperationen.<br />

„Für mich hat dieses Lied praktische Konsequenzen, die mein Leben, Arbeiten und<br />

Denken beeinflussen.<br />

A. Es gibt keinen Raum in <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r nicht durchdrungen wäre von diesem letzten Geheimnis,<br />

dass wir Gott nennen und das sich uns im Ereignis <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>s Jesus von<br />

Nazareth zeigt. Die Re<strong>de</strong> von einer gottlosen Welt ist selbst eine gottlose Re<strong>de</strong>. Sie<br />

sollte in <strong>de</strong>r Kirche nicht über unsere Lippen kommen. In allen Religionen, in <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

und Kultur, in Gesellschaft und Politik wer<strong>de</strong>n wir dieses Geheimnis, diesen<br />

Appellcharakter <strong>de</strong>r Wirklichkeit nicht los. Wir müssen ihm antworten. Je<strong>de</strong>r muss auf<br />

seine Weise in diese kosmische Melodie einstimmen. Nicht Mitsingen geht nicht.<br />

B: Es gibt keinen geson<strong>de</strong>rten Bereich in dieser Welt, <strong>de</strong>n wir als Christen nur für uns beanspruchen<br />

könnten. Die Kirche selbst ist Teil dieses Kosmos und ihrerseits <strong>de</strong>r Raum,<br />

in <strong>de</strong>m sich das Geheimnis dieser Welt ereignen kann. Die Kirche ist ein Mittel für die<br />

Menschen, und diese sind ihr Zweck. Diesen Raum offen zu halten ist ihr Auftrag. Sie<br />

lädt ihrerseits Menschen ein, die Sorge um das Leben mit zu teilen. (K. Rahner)<br />

C: Auch ich verspüre gelegentlich die Bereitschaft zur Flucht. Dann sind die offenen<br />

Türen, dieses Leben mitten in <strong>de</strong>r Welt zu anstrengend und ich suche mir eine Nische,<br />

in <strong>de</strong>r es etwas gemütlicher zugeht. Gegen die Hässlichkeit <strong>de</strong>r Welt hilft mir die<br />

Nische <strong>de</strong>s Ästhetisch-Schönen. Gegen die Einsichten in die Mechanismen einer<br />

globalisierten Welt hilft ein wenig Gruppenegoismus und die Flucht ins Private. Und<br />

gegen die Zumutungen <strong>de</strong>s Denkens und <strong>de</strong>s Nicht- zuen<strong>de</strong> – Kommens mit <strong>de</strong>m Denken<br />

organisiere ich mir <strong>de</strong>n Rückzug in die sicher verwahrten privaten Gewissheiten.<br />

D: Aber ich versuche <strong>de</strong>r Bereitschaft zur Flucht zu wi<strong>de</strong>rstehen: wenn ich bei meiner<br />

Arbeit eine Schule betrete, mit Menschen spreche und nach gemeinsamen Handlungsfel<strong>de</strong>rn<br />

und Wegen suche, eine ,gemeinsame Kultur <strong>de</strong>s Aufwachsens von Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen im Horizont sinnstiften<strong>de</strong>r Lebens<strong>de</strong>utungen zu fin<strong>de</strong>n‘, dann gehe ich<br />

davon aus: auch hier wird das Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens verhan<strong>de</strong>lt, auch hier ist kein<br />

Raum, wo diese Melodie nicht schwingt, mal lauter, mal leiser, auch hier gibt es nicht<br />

einen Menschen, <strong>de</strong>r nicht mitsingen will und kann. Wenn wir das verstan<strong>de</strong>n haben,<br />

wer<strong>de</strong>n wir hellhörig und wachsam sein, um ja keinen Ton dieser kosmischen Melodie<br />

zu verpassen, wer<strong>de</strong>n wir auf die leisen Töne <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>r Sehnsucht danach<br />

achten lernen, wer<strong>de</strong>n wir in allen Variationen dieses kosmischen Lie<strong>de</strong>s das Hauptthema<br />

heraushören: da ist es wie<strong>de</strong>r- dieses immer mitschwingen<strong>de</strong> Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens<br />

und <strong>de</strong>r Welt, das wir uns nicht abgewöhnen können, alles in allem – summa summarum<br />

„Gott“ zu nennen.<br />

Wenn wir auf solche Art religiös musikalisch sind, wer<strong>de</strong>n wir noch so unsere Erfahrungen<br />

mit dieser Melodie machen …“<br />

Möge es uns vergönnt sein, solche Erfahrung zu machen.<br />

Dieser Vormittag am 8. September wird für uns alle auch durch die ansprechen<strong>de</strong><br />

Musik und die Lesungen ein unvergessliches Erlebnis bleiben.<br />

97


Für mich war es eine erfüllte Zeit, die mich sehr froh stimmte, nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb,<br />

weil Schüler, Lehrer und Eltern neben Herrn Dr. Buck und Herrn Kirchenmusikdirektor<br />

Küsel diesen Gottesdienst gemeinsam gestalteten.<br />

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die bei <strong>de</strong>r Vorbereitung und<br />

Durchführung <strong>de</strong>s Gottesdienstes mithalfen.<br />

Auch im September 2008 sind wie<strong>de</strong>r Altcaroliner, Caroliner, <strong>de</strong>ren Eltern, Freun<strong>de</strong><br />

und Gäste zum Festgottesdienst in die Aula unseres Gymnasiums eingela<strong>de</strong>n.<br />

Roswitha Schulze<br />

Koordinatorin am Carolinum<br />

98


Protokoll<br />

<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r „Altschülerschaft Gymnasium Carolinum e. V.“ vom 07.<br />

September 2007, 16.00 Uhr, im Lehrerzimmer <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum in Neustrelitz.<br />

1. Frau Helga Reuter begrüßt die Mitglie<strong>de</strong>r und nimmt die Totenehrung an <strong>de</strong>r <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />

vor.<br />

2. Das Protokoll vom 1. September 2006 wird einstimmig genehmigt.<br />

3. Frau Reuter liest <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n Herrn Dr. Zerbel vor.<br />

Darin hebt er die Unterstützung von Schülern bei <strong>de</strong>r Durchführung von<br />

Klassenfahrten sowie <strong>de</strong>r Zuerkennung von Stipendien hervor.<br />

Durch das Bemühen vieler Altschüler konnte die <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />

vollständig mit Hilfe von Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn finanziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt er bekannt, dass er <strong>de</strong>n Vorsitz <strong>de</strong>s Vereins zum Jahresen<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rlegt.<br />

Als Grün<strong>de</strong> dafür nennt er unzureichen<strong>de</strong>s Verständnis sowohl <strong>de</strong>r Schule als auch<br />

einiger Mitglie<strong>de</strong>r für die Belange <strong>de</strong>s Vereins.<br />

4. Der Kassenprüfer Herr Schulz gibt <strong>de</strong>n Kassenbericht.<br />

Der ordnungsgemäße Umgang mit <strong>de</strong>n finanziellen Mitteln wird darin festgestellt.<br />

Die Kassenprüfer bemängeln die schlechte Zahlungsmoral einiger Mitglie<strong>de</strong>r und<br />

empfehlen, ein Mahnverfahren einzuleiten.<br />

Der Vorstand wird entlastet.<br />

5. In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion gibt <strong>de</strong>r Schulleiter einen Überblick<br />

über die Entwicklung <strong>de</strong>r Schule.<br />

Weiterhin wird über die zurückgehen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rzahlen und die Frage:<br />

„Wie geht es weiter mit <strong>de</strong>m Verein“ lebhaft diskutiert.<br />

Über diese Frage soll die nächste Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2008 entschei<strong>de</strong>n.<br />

6. Fritz Wienke regt an, einen Antrag an die „Stiftung Mecklenburg“ mit <strong>de</strong>r Bitte,<br />

das Stiftungseigentum nach Neustrelitz zu übertragen, zu stellen.<br />

7. Die nächste Mitglie<strong>de</strong>rversammlung fin<strong>de</strong>t am 5. September 2008 statt.<br />

Helga Reuter O. Müller,<br />

stellv. Vorsitzen<strong>de</strong> Protokollant<br />

99


100<br />

Familiennachrichten<br />

Beson<strong>de</strong>re Geburtstage unserer Mitglie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2008,<br />

soweit sie <strong>de</strong>r Redaktion bekannt sind.<br />

102 Jahre wird Ingeburg Runge geb. Albrecht am 21. Oktober 2008.<br />

98 Jahre wird Edith Kohlhaase geb. Ryssel am 28. März 2008.<br />

97 Jahre wird Kurt Fischer am 28. Januar 2008.<br />

95 Jahre wird Margarete Keske geb. Lange- Karol am 4. Oktober 2008.<br />

94 Jahre wird Elisabeth Braun geb. Freu<strong>de</strong>nreich am 15. Juni 2008.<br />

93 Jahre wird Erika Burkhardt geb. Wolgast am 12. September 2008.<br />

92 Jahre wird Magdalene Tiedt geb. Schlie, am 25. August 2008.<br />

90 Jahre wird Dr. Hans Jerchel am 18. September 2008.<br />

85 Jahre wer<strong>de</strong>n Angela Achmet geb. Bloss am 1. August<br />

und Juliane Nürnberg geb. Rochna, am 30. November 2008.<br />

80 Jahre wer<strong>de</strong>n Vera Köster geb. Schönborn am 12. Januar,<br />

Dr. Hans- Joachim Ballschmieter am 10. Juli<br />

und Maja Bo<strong>de</strong>nstein geb. Heuck am 3. Oktober 2008.<br />

70 Jahre wird Prof. Dr. Joachim Töwe am 2. Dezember 2008.<br />

Geburtstage über 80 Jahre:<br />

Karl- Friedrich Runge am 1. Januar 87 Jahre<br />

Dr. Karl - Heinz Narjes am 30. Januar 84 Jahre<br />

Ernst- Eberhard Merian am 30. Januar 83 Jahre<br />

Hans Gerchow am 1. Februar 81 Jahre<br />

Heino Dieckmann am 2. Februar 84 Jahre<br />

Ilse Haverkamp, geb. Sterley am 6. Februar 82 Jahre<br />

Dr. Uwe Graffstädt am 12. Februar 82 Jahre<br />

Dr. Ilse-Dore Frick am 20. Februar 81 Jahre<br />

Waltraut Urban, geb. Lange am 29. Februar 81 Jahre<br />

Gerhard Schöttler am 5. April 83 Jahre<br />

Wolfgang Ohm am 14. April 84 Jahre<br />

Wolfgang Assmann am 18. April 83 Jahre<br />

Gisela Lütjens, geb. Narjes am 20. April 83 Jahre


Kurt Dahm am 23. April 81 Jahre<br />

Eberhard Koeltz am 10. Mai 82 Jahre<br />

Ernst Pieroth am 13. Juni 83 Jahre<br />

Prof. Dr. Joachim Gerchow am 26. Juni 87 Jahre<br />

Renate Michael, geb. Wittek am 30. Juni 82 Jahre<br />

Erich Maack am 15. Juli 83 Jahre<br />

Anna Renate v. d. Wense, geb. v. Arenstorf am 17. Juli 89 Jahre<br />

Wilhelm Nebe am 28. Juli 83 Jahre<br />

Dr. Karlheinz Gieseler am 30. Juli 83 Jahre<br />

Günter Topp am 1. August 84 Jahre<br />

Dr. Fritz Bormann am 5. August 88 Jahre<br />

Ilse Gerlach, geb.Kranz am 11. August 82 Jahre<br />

Dr. Dietrich Post am 20. August 83 Jahre<br />

Paul Garz am 10. September 81 Jahre<br />

Günther Jonas am 12. September 83 Jahre<br />

Clausjürgen Neitzel am 17. September 83 Jahre<br />

Joachim Siebert am 18. September 86 Jahre<br />

Joachim Werthen am 21. September 83 Jahre<br />

Hilda Lundbeck am 29. September 89 Jahre<br />

Asta Barnewitz, geb. Köhler am 7. Oktober 89 Jahre<br />

Arthur Graf von Bernsdorff am 13. Oktober 88 Jahre<br />

Franz Mau am 22. Oktober 83 Jahre<br />

Reginald Hansen am 16. November 89 Jahre<br />

Hans-Albrecht Neelsen am 17. November 84 Jahre<br />

Dr. Gustav-Adolf Strasen am 18. November 81 Jahre<br />

Adolf-Friedrich Holtz am 20. November 81 Jahre<br />

Harry Kurz am 8. Dezember 89 Jahre<br />

Hil<strong>de</strong>burg David am 28. Dezember 83 Jahre<br />

101


102<br />

To<strong>de</strong>sanzeigen.<br />

Margarete Wolter geb. Wendland am 22. Januar 2007<br />

Dr. Johannes Lessing (To<strong>de</strong>stag unbekannt)<br />

Barbara Wagner, geb. Illmer-Kephali<strong>de</strong>s am 30. November 2007<br />

Karl Dieckmann †<br />

In <strong>de</strong>r Nacht vom 18. auf <strong>de</strong>n 19. Oktober ist unser Klassenkamerad Karl Dieckmann seinem<br />

am 11. Oktober erlittenen Schlaganfall erlegen.<br />

Seit unserer Einschulung 1936 im Carolinum kennen wir Karl als lieben Freund und<br />

guten Kamera<strong>de</strong>n.Günther Jonas hat die Klassenkamera<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Krieg überlebten in<br />

mühevoller Suchaktion wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n und zusammengebracht. Regelmäßig fuhren wir<br />

zum Carolinertreffen zuerst nach Marburg und nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> nach Neustrelitz.<br />

Uns verband zusammen mit Günther Jonas und unseren Frauen eine enge Freundschaft.<br />

Die vielen schönen Stun<strong>de</strong>n bei gegenseitigen Besuchen und gemeinsam verbrachten Urlaubsreisen<br />

wer<strong>de</strong>n wir in Zukunft sehr vermissen.<br />

Karl, Förstersohn wie ich, wur<strong>de</strong> 1936 zusammen mit mir in die Sexta eingeschult. Wir<br />

waren vor <strong>de</strong>m Krieg bis zu unserer Einberufung nicht immer in <strong>de</strong>rselben Klasse. Aber<br />

wir trafen uns doch immer wie<strong>de</strong>r, früher <strong>de</strong>r eine später <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re. Wir hatten das gleiche<br />

Schicksal am Carolinum. Ich will es <strong>de</strong>n „Numerus clausus,, nennen. Förstersöhne<br />

hatten es im Sommerhalbjahr immer beson<strong>de</strong>rs schwer in <strong>de</strong>r Schule, <strong>de</strong>nn die Natur hatte<br />

sehr viel zu bieten und darunter litt die Aufmerksamkeit in <strong>de</strong>r Schule.<br />

Karl sollte sich im November einer notwendigen schweren Operation unterziehen. Er<br />

regte an, mit uns davor einen kurzen Urlaub in Bad Neuenahr zu verbringen. Dies sollte<br />

seine Anspannung vor <strong>de</strong>r Operation etwas mil<strong>de</strong>rn.<br />

Nach fröhlichen und ruhigen Tagen in <strong>de</strong>r Kurbadatmosphäre passierte es in <strong>de</strong>r<br />

Nacht. Wir konnten Karl sofort mit <strong>de</strong>m Notarztwagen zum nahe gelegenen Krankenhaus<br />

bringen. Er war rechtseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen. Alle Bemühungen<br />

<strong>de</strong>r Ärzte waren umsonst, ihm konnte nicht mehr geholfen wer<strong>de</strong>n. Karl, wir verneigen uns<br />

in stiller Trauer.<br />

Deine Klassenkamera<strong>de</strong>n und Freun<strong>de</strong> vermissen Dich.<br />

Clausjürgen Neitzel


Buchvorstellung:<br />

Unser Altcaroliner Clausjürgen Neitzel hat ein Buch geschrieben, das vielleicht bei<br />

<strong>de</strong>n Lesern unserer Zeitschrift Interesse fin<strong>de</strong>t.<br />

Neuerscheinung<br />

Belletristik / Historische Romane, Erzählungen<br />

Reihe: edition fischer<br />

Clausjürgen Neitzel<br />

Arnshagen – einen Kirchengemein<strong>de</strong> in<br />

Pommern zwischen 1640 und 1766<br />

Roman<br />

2007, 176 Seiten.<br />

Paperback € 9,80 (D). SFr 17,90.<br />

ISBN 978-3-89950-267-1. Warengruppe 1113<br />

Der Pilot Clausjürgen Neitzel ist in Forsthaus/<br />

Mecklenburg aufgewachsen und lebt jetzt mit<br />

seiner Familie als Pensionär in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />

wo er auch beschäftigt war.<br />

Bei seiner Ahnen- und Familienforschung stieß<br />

er auf die Wurzeln seiner Familie väterlicherseits<br />

in Pommern, im Kirchspiel Arnshagen bei Stolp,<br />

polnisch Slupsk. Sein historischer Roman mit<br />

Portraits zeitgenössicher Personen entstand auf<br />

<strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s Kirchenbuchs von Arnshagen<br />

für die Jahre 1640 bis 1766, in <strong>de</strong>m auch seine<br />

Vorfahren eingetragen sind.<br />

103


1 Max Apitz<br />

2 Hilmar Borutta<br />

3 Margarete Brechtl<br />

4 Heike Deutschmann<br />

5 Franz-Georg Donges<br />

6 Hans-Jürgen Gau<br />

7 Erhard Gundlach<br />

8 Horst Hafemann<br />

9 Klaus Handrik<br />

10 Christa Heidrich<br />

11 Brigitte Hüllge<br />

12 Kurt Ihrke<br />

13 Arno Kapahnke<br />

14 Egon Klöcking<br />

15 Jürgen Koch<br />

16 Detlef Kurzweil<br />

17 Hans-Joachim L ubs<br />

18 Hans-Christian Mechsner<br />

19 Karl-Günter Neumann<br />

20 Rolf-Dieter Priebe<br />

21 Hans- Jürgen Raschke<br />

22 Christel Roewer<br />

23 Herbert Roewer<br />

24 Martin Schülke<br />

25 Gerd Steinberg<br />

26 Helga Thiel<br />

27 Klaus- Peter Wehrmeister<br />

28 Monika Wagner<br />

104<br />

Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1957<br />

29 Helmut Bloss<br />

30 Bernd Brameyer<br />

31 Manfred Brodisch<br />

32 Hannelore Dinse<br />

33 Günter Fanselow<br />

34 Heinz-Jürgen Günther<br />

35 Jürgen Gütschow<br />

36 Eva Hagenow<br />

37 Brigitte Hanke<br />

38 Herta Heller<br />

39 Monika Holm<br />

40 Edda Jahnke<br />

41 Brigitte Kiekebusch<br />

42 Wilfried Knaak<br />

43 Wilfried Köpping<br />

44 Marlene List<br />

45 Joachim Maron<br />

46 Erwin Müller<br />

47 Gerd Onnasch<br />

48 Siegmund Quitschau<br />

49 Christa Reich<br />

50 Marianne Reuter<br />

51 Horst Sauer<br />

52 Eberhard Schulz<br />

53 Manfred Strohscheer<br />

54 Joachim Toewe<br />

55 Klaus Wegener


1 Norbert Bastian<br />

2 E<strong>de</strong>lgard Beduhn<br />

3 Gerhard Daus<br />

4 Anneliese Drechsler<br />

5 Johanna-Dorothea Götz<br />

6 Willi Gottlick<br />

7 Horst Hackbarth<br />

8 Peter Herz<br />

9 Hans-Joachim Hil<strong>de</strong>brandt<br />

10 Eva- Maria Karzikowski<br />

11 Karola Kollhoff<br />

12 Reinhard Koch<br />

13 Angelika Lehmann<br />

14 Renate Lemke<br />

15 Benita Minasch<br />

16 Klaus Peter Müller<br />

17 Walburge Morach<br />

18 Wolfgang Neumann<br />

19 Anneliese Peters<br />

20 Ortwin Peitsch<br />

21 Rita Rechlin<br />

22 Ulrike Sill<br />

23 Harald Sigmund<br />

24 Hannelore Schönbeck<br />

25 Helmut Schmidt<br />

26 Christiane Stegemann<br />

27 Manfred Usczeck<br />

28 Herbert Wagner<br />

29 Petra Wen<strong>de</strong><br />

30 Hannelore Wodrich<br />

31 Sigrid Zoske<br />

Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1967<br />

32 Eveline Belz<br />

33 Ulrich Borutta<br />

34 Sigurd Drägert<br />

35 Barbara Gerig<br />

36 Dieter Grählert<br />

37 Maria Guber<br />

38 Christiane Hafemann<br />

39 Hei<strong>de</strong>marie Hanus<br />

40 Wolfgang Kandler<br />

41 Helmut Köller<br />

42 Manfred Kimmritz<br />

43 Reinhard Lietz<br />

44 Dorothea Lange<br />

45 Friedhelm Meister<br />

46 Gisela Mrosek<br />

47 Klaus Mewes<br />

48 Klaus-Dieter Moritz<br />

49 Heidrun Nagel<br />

50 Heinz Peter<br />

51 Giesela Rackow<br />

52 Karl-Heinz Reinsch<br />

53 Gudrun Sahr<br />

54 Manfred Schriewer<br />

55 Hans-Gerd Schulz<br />

56 Gerhard Schmidt<br />

57 Klaus Steinau<br />

58 Christiane Vajen<br />

59 Ingrid Wegner<br />

60 Gudrun Werner<br />

61 Dagmar Wichmann<br />

62 Hans- Joachim Zens<br />

105


1 Gabriele Ahrens<br />

2 Andreas Bahr<br />

3 Irina Benecke<br />

4 Andrea Bertelmann<br />

5 Uwe Bork<br />

6 Axel Böhm<br />

7 Egbert Borutta<br />

8 Guido Breetz<br />

9 Heike Brosig<br />

10 Karsten Bunge<br />

11 Susanne Dähn<br />

12 Heike Donath<br />

13 Gaby Dörnbrack<br />

14 Gabriele Drauschke<br />

15 Klaus Eckart<br />

16 Anke Ernst<br />

17 Jörg Franke<br />

18 Heike Freese<br />

19 Gunda Görlich<br />

20 Gundula Goronzy<br />

21 Ralph Grau<br />

22 Swen Gumz<br />

23 Ulrike Gürtler<br />

24 Dirk Hacker<br />

25 Helga Hecht<br />

26 Frank Hiller<br />

27 Elke Helmchen<br />

28 Beate Herrmann<br />

29 Katrin Hohnschild<br />

30 Andreas Huth<br />

31 Matthias Köhler<br />

32 Frank Kempfer<br />

33 Birgit Kallasch<br />

34 Kerstin Karwe<br />

35 Marion Krepel<br />

36 Detlef Krohn<br />

37 Tilo Meißler<br />

38 Heike Lehnacker<br />

39 Sylke Lexow<br />

40 Simone Mania<br />

41 Martina Militz<br />

42 Cornelia Neumann<br />

106<br />

Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1982<br />

43 Astrid Pelka<br />

44 Ralph Pienkos<br />

45 Jörg Piontek<br />

46 Sabine Pollex<br />

47 Kathrin Quast<br />

48 Thomas Rait<br />

49 Anke Rasch<br />

50 Volker Raudszus<br />

51 Steffen Rausche<br />

52 Susanne Reif<br />

53 Heiko Reinke<br />

54 Olaf Richter<br />

55 Olaf Säckl<br />

56 Gisbert Sahr<br />

57 Heike Schad<br />

58 Beate Schlimok<br />

59 Cornelia Lahaine<br />

60 Kerstin Schmidt<br />

61 Jörg Schulz<br />

62 Sven Schumann<br />

63 Christina Sonnemann<br />

64 Gabriele Strätz<br />

65 Frank Steidl<br />

66 Thomas Stoldt<br />

67 Torsten Stoldt<br />

68 Marita Strogiehs<br />

69 Cornelia Ullrich<br />

70 Sylvia Thiel<br />

71 Silke Threbank<br />

72 Mario Tumm<br />

73 Beate Toebe<br />

74 Susanne Tonn<br />

75 Kerstin Vollrath<br />

76 Andrea Weber<br />

77 Kathrin Wed<strong>de</strong>rmann<br />

78 Uwe Welz<br />

79 Gaby Wenzel<br />

80 Jörg Wiele<br />

81 Frank Wilk<br />

82 Ronald Witte<br />

83 Thomas Wun<strong>de</strong>r<br />

84 Gabriele Zilian


Leserbrief<br />

Die Clara-Zeitkin-Oberschule.<br />

Mit Interesse und großer Freu<strong>de</strong> lese ich staunend in <strong>de</strong>n letzten Ausgaben <strong>de</strong>r Zeitschrift „ Carolinum“<br />

von <strong>de</strong>n positiven Entwicklungen und Aktivitäten am Gymnasium in meiner geliebten Heimatstadt<br />

Neustrelitz. Man kann wohl dankbar feststellen, dass es an dieser altehrwürdigen und traditionsreichen<br />

Schule noch niemals soviel Freiheit, Weltoffenheit und Bildungsmöglichkeiten gegeben hat<br />

wie heute.<br />

Das Gymnasium Carolinum hat seinen 200. Geburtstag hinter sich.<br />

Wir sollten aber nicht vergessen, dass diese Institution höherer Schulbildung in Neustrelitz ca. 45<br />

Jahre von dieser Zeit <strong>de</strong>n Namen „Clara-Zetkin-Oberschule“ trug. – Wie war es damals an dieser Schule?<br />

Ich gehöre zur Endkriegs- und Nachkriegsgeneration<br />

und machte 1955 mein Abitur<br />

an <strong>de</strong>r „Clara-Zetkin-Oberschule“ in Neustrelitz,<br />

– also 10 Jahre nach Kriegsen<strong>de</strong>. Unsere<br />

Welt war vergleichsweise klein. Aber es erging<br />

uns weitaus besser als <strong>de</strong>r Generation unserer<br />

Eltern.<br />

Die Vermittlung von Fakten, – beson<strong>de</strong>rs<br />

in <strong>de</strong>n naturwissenschaftlichen Fächern – war<br />

damals an <strong>de</strong>r Schule gut. Das konnten viele<br />

auch später vergleichend im Westen feststellen.<br />

Wir hatten noch einige gute Lehrer „alter<br />

Schule“, aber auch einige engagierte Junglehrer. Auch wir versuchten, uns ein Bild von <strong>de</strong>r Welt zu<br />

machen. Doch die meisten von uns mussten lernen, mit zwei Meinungen zu leben und mit zwei Zungen<br />

zu re<strong>de</strong>n. Das war anstrengend und belastend. Die eine Meinung galt im Familien- und Freun<strong>de</strong>skreis,-<br />

die an<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> offiziell in <strong>de</strong>r Schule geäußert. Vieles war tabu – so das Hören von Westsen<strong>de</strong>rn<br />

(Fernsehen hatten wir noch nicht) o<strong>de</strong>r das Besorgen von wichtigen Lebensgütern, die es in<br />

Neustrelitz nicht zu kaufen gab – in Westberlin jedoch zum Preis von 5:1 DDR Mark.<br />

Anstelle von Präsentations- und Auslandsreisen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Schülerschaft absolvierten wir je<strong>de</strong>n<br />

Sommer Ernteeinsätze auf <strong>de</strong>m Volkseigenen Gut Warben<strong>de</strong>.<br />

Neun Jahre lang musste ich pflichtmäßig in <strong>de</strong>r Schule und später an <strong>de</strong>r Universität Russisch lernen<br />

und habe in dieser Zeit nicht ein einziges Wort mit einem Russen gewechselt. Dabei wohnte ich<br />

sozusagen Zaun an Zaun mit Russen, <strong>de</strong>nn ich wohnte in <strong>de</strong>r oberen Mühlenstraße, von <strong>de</strong>r ein Teil<br />

für <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r russischen Armee abgetrennt war. Private Kontakte zu Russen waren nicht erwünscht.<br />

Trotz unserer eingeschränkten Freiheit und Möglichkeiten fühlten wir uns nicht etwa unglücklich.<br />

Auch unsere Persönlichkeit wur<strong>de</strong> nicht „verbogen“. Es ist erstaunlich, was <strong>de</strong>r Mensch aushält. Wir<br />

suchten uns damals beizeiten Nischen, in <strong>de</strong>nen wir uns entfalten konnten. Das waren für viele sportliche<br />

o<strong>de</strong>r musische Betätigungen und Erlebnisse in <strong>de</strong>r schönen Natur in <strong>de</strong>r Umgebung von Neustrelitz.<br />

Aber auch unser Bewegungsradius war begrenzt. Es gab keine Eltern mit Auto und nicht alle<br />

Schüler besaßen ein Fahrrad.<br />

Freundschaften, die unter diesen Bedingungen<br />

entstan<strong>de</strong>n, waren tiefgründig und<br />

hielten oft ein Leben lang.<br />

Heute bietet das Gymnasium Carolinum<br />

in Neustrelitz eine Plattform für alle Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Bildung, weltweite<br />

Vernetzung und gute, freundschaftliche Kontakte<br />

in alle Himmelsrichtungen.<br />

Wir können darauf alle sehr stolz sein.<br />

Margret Klatt geb. Kählke<br />

107


Strelitzer Zeitung, 8. Juni 2007<br />

108<br />

Pressespiegel


Strelitzer Zeitung, 11. Juni 2007<br />

109


Strelitzer Zeitung, 14. Juni 2007<br />

110


Strelitzer Zeitung, 21. Juni 2007<br />

111


Strelitzer Zeitung, 26. Juni 2007<br />

112


Strelitzer Zeitung, 26. Juni 2007<br />

113


Strelitzer Zeitung, 10. Juli 2007<br />

114


Strelitzer Zeitung, 10. Juli 2007<br />

115


Strelitzer Zeitung, 13. Juli 2007<br />

116


Strelitzer Zeitung, 13. Juli 2007<br />

117


Strelitzer Zeitung, 2. August 2007<br />

118


Strelitzer Zeitung, 13. August 2007<br />

119


Strelitzer Zeitung, 14. August 2007<br />

120


Strelitzer Zeitung, 25./26. August 2007<br />

121


Strelitzer Zeitung, 18. August 2007<br />

122


Strelitzer Zeitung, 28. August 2007<br />

123


Strelitzer Zeitung, 28. August 2007<br />

124


Strelitzer Zeitung, 31. August 2007<br />

125


Strelitzer Zeitung, 4. September 2007<br />

126


Strelitzer Zeitung, 6. September 2007<br />

127


Strelitzer Zeitung, 15. September 2007<br />

128


Strelitzer Zeitung, 4. Oktober 2007<br />

129


Strelitzer Zeitung, 6. Oktober 2007<br />

130


Strelitzer Zeitung, 1. November 2007<br />

131


Strelitzer Zeitung, 13. November 2007<br />

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