Gedenktafel - carocktikum.de
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71. Jg.-Nr. 139 Winter 2007
Impressum<br />
Herausgegeben im Auftrag <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.<br />
in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. durch:<br />
Jost Reinhold<br />
Dr. Klaus Zerbel<br />
Dr. Eberhard Voß<br />
Henry Tesch<br />
Olaf Müller<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Die Bezugsgebühren für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins „Carolinum“ e.V.<br />
und <strong>de</strong>r Altschülerschaft e.V. sind in <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong> enthalten.<br />
Redaktionskollegium:<br />
Hannelore Gentzen<br />
Armgard Bentzin<br />
Jana Minkner<br />
Dirk Kollhoff<br />
Eike Benzin<br />
Gesamtherstellung:<br />
Göttinger Tageblatt GmbH & Co. KG – Druckhaus Göttingen<br />
Anfragen unter:<br />
Gymnasium Carolinum, Louisenstraße 30, 17235 Neustrelitz,<br />
Tel. 0 39 81 / 28 67 10, Fax 0 39 81 / 28 67 30, E-Mail: info@carolinum.<strong>de</strong>
Inhalt<br />
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Aus <strong>de</strong>m Schulleben<br />
• Schulentlassungsfeier <strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>s Jahres 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
• Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch . . . . . . 8<br />
• Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Christina Kniehase und Ralph Pankow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
• Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
• Die Stipendiaten <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
• Ausstellung zum 10jährigen Jubiläum <strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>reinzugs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
• Schulsport am Carolinum<br />
• Zur Baugeschichte <strong>de</strong>r Sportanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
• Eröffnung <strong>de</strong>r Außensportanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
• Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>de</strong>r Schulfahne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
• Caroliner wur<strong>de</strong>n Drachenbootweltmeister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
• Rezitatorenwettbewerb <strong>de</strong>r 7. und 8. Klassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
• <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
• Eine neue Stele erinnert an Paul Schondorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
• Historische Anmerkungen zu Emil Kraepelin von Holger Steinberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />
• Traumsprache und Sprachverwirrtheit Dr. Engels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
• Dokumente zur Schulgeschichte <strong>de</strong>s Carolinums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
• 100 Jahre Stadtbibliothek <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />
Deutsch-norwegische Reflexionen<br />
• Schüler reisen auf <strong>de</strong>n 69. nördlichen Breitengrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />
• Biologie „Flusslandschaft Havel 2005” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
• Eindrücke zu Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
• Deutscher Besuch in Norwegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
• Deutsch-Norwegisceh Konferez 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
• Or<strong>de</strong>nsverleihung an Bildungsminister Henry Tesch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Projekte und Studienfahrten<br />
• Gemeinsamer Bildungstag mit unseren polnischen Kollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />
• Studienfahrt 2007 in Bil<strong>de</strong>rn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
• Schüler zu Gast in Heiligendamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
Schulvereinsmitglie<strong>de</strong>r stellen sich vor: Ulrich Meßner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
5
Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />
• Festgottesdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
• Protokoll <strong>de</strong>r Altschülerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
• Familiennachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
• Buchankündigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
• Absolventen <strong>de</strong>r Jahre 1957, 1967 und 1982 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Leserbrief<br />
104<br />
• Die Clara-Zeitkin-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
Pressespiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />
6<br />
Inhalt
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir hoffen, Ihnen auch mit dieser Ausgabe <strong>de</strong>r Zeitschrift Carolinum vielfältige Einblicke<br />
in das Schulleben <strong>de</strong>s Jahres 2007 geben zu können.<br />
Das Heft enthält darüber hinaus interessante historische Beiträge, die Ihnen sicherlich<br />
eine kurzweilige und anregen<strong>de</strong> Lektüre zum Jahreswechsel bieten.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen<br />
eine friedvolle Weihnacht und einen gesun<strong>de</strong>n Start in das neue Jahr.<br />
Ihr Redaktionskollegium<br />
7
Schulentlassungsfeier<br />
<strong>de</strong>r Abiturienten <strong>de</strong>s Jahres 2007<br />
Auszüge aus <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Ministers für Bildung, Wissenschaft und Kultur Henry Tesch<br />
Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />
liebe Eltern, liebe Großeltern,<br />
liebe Lehrerinnen und Lehrer,<br />
sehr geehrte Frau Landrätin, liebe Gäste,<br />
es ist geschafft, liebe Absolventinnen und liebe Absolventen – heute ist Ihr Tag. Die<br />
anstrengen<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n, Tage und Wochen liegen hinter Ihnen und für manch einen von<br />
Ihnen scheint es schon sehr lange her zu sein.<br />
Heute nun, an diesem 6.Juli 2007, erhalten Sie Ihre Hochschulreife, das Abitur. Dieser<br />
Begriff kommt aus <strong>de</strong>m Lateinischen und be<strong>de</strong>utet so viel wie Abgehen.<br />
Abgehen wohin? Sie verlassen nun Ihr Elternhaus, Sie verlassen die wohl bekannten<br />
Schulbänke, die Sie 13 Jahre „gedrückt“ haben, wie es im Volksmund heißt.<br />
Sie gehen in die „Welt hinaus“. Auf diesen Weg möchte ich Ihnen Worte Erich Kästners<br />
mitgeben, die für mich am besten wie<strong>de</strong>r geben, was uns alle, Ihre Eltern, Ihre Großeltern,<br />
Ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie die Mitarbeiter <strong>de</strong>s Carolinums bewegt, wenn<br />
Sie sich nun in <strong>de</strong>r Ausbildung o<strong>de</strong>r beim Studium behaupten müssen.<br />
8
„Die vier archimedischen Punkte“<br />
Archime<strong>de</strong>s suchte, für die physikalische Welt <strong>de</strong>n einen festen Punkt, von <strong>de</strong>m aus er<br />
sich´s zutraute, sie aus <strong>de</strong>n Angeln zu heben.<br />
Die soziale, moralische und politische Welt, die Welt <strong>de</strong>r Menschen nicht aus <strong>de</strong>n Angeln,<br />
son<strong>de</strong>rn in die rechten Angeln hineinzuheben, dafür gibt es in je<strong>de</strong>m von uns mehr<br />
als einen archimedischen Punkt. Vier dieser Punkte möchte ich aufzählen.<br />
Punkt 1: Je<strong>de</strong>r Mensch höre auf sein Gewissen! Das ist möglich. Denn er besitzt eines.<br />
Diese Uhr kann man we<strong>de</strong>r aus Versehen verlieren noch mutwillig zertrampeln. Diese Uhr<br />
mag leiser o<strong>de</strong>r lauter ticken – sie geht stets richtig. Nur wir gehen manchmal verkehrt.<br />
Punkt 2: Je<strong>de</strong>r Mensch suche sich Vorbil<strong>de</strong>r! Denn es existieren welche. Und es ist unwichtig,<br />
ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi o<strong>de</strong>r um<br />
Onkel Fritz aus Braunschweig han<strong>de</strong>lt, wenn es nur ein Mensch ist, <strong>de</strong>r im gegebenen<br />
Augenblick ohne Wimpernzucken das gesagt und getan hätte, wovor wir zögern. Das Vorbild<br />
ist ein Kompass, <strong>de</strong>r sich nicht irrt und uns Weg und Ziel weist.<br />
Punkt 3: Je<strong>de</strong>r Mensch ge<strong>de</strong>nke immer seiner Kindheit! Das ist möglich. Denn er hat<br />
ein Gedächtnis. Die Kindheit ist das stille, reine Licht, das aus <strong>de</strong>r eigenen Vergangenheit<br />
tröstlich in die Gegenwart und Zukunft hinüberflutet. Sich <strong>de</strong>r Kindheit wahrhaft erinnern,<br />
das heißt: plötzlich und ohne langes Überlegen wie<strong>de</strong>r wissen, was echt und falsch,<br />
was gut und böse ist.<br />
Die meisten vergessen ihre Kindheit wie einen Schirm und lassen sie irgendwo in <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit stehen. Und doch können nicht vierzig, nicht fünfzig spätere Jahre <strong>de</strong>s<br />
Lernens und Erfahrens <strong>de</strong>n seelischen Feingehalt <strong>de</strong>s ersten Jahrzehnts aufwiegen. Die<br />
Kindheit ist unser Leuchtturm.<br />
Punkt 4: Je<strong>de</strong>r Mensch erwerbe sich Humor! Das ist nicht unmöglich. Denn immer und<br />
überall ist es einigen gelungen. Der Humor rückt <strong>de</strong>n Augenblick an die richtige Stelle. Er<br />
lehrt uns die wahre Größenordnung und die gültige Perspektive. Er macht die Er<strong>de</strong> zu<br />
einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selber beschei<strong>de</strong>n.<br />
Das ist viel.<br />
Bevor man das Erb- und Erzübel, die Eitelkeit, nicht totgelacht hat, kann man nicht<br />
beginnen, das zu wer<strong>de</strong>n, was man ist: ein Mensch.“ Soweit die Gedanken Erich Kästners.<br />
Meine lieben Absolventinnen und Absolventen,<br />
das Gewissen hat Sie in <strong>de</strong>n letzten Jahren sicher so manches Mal geplagt. Hausaufgaben<br />
waren nicht zu schaffen, die Klausurvorbereitungen häuften sich, daneben galt es, Vorträge<br />
vorzubereiten und eine Einladung zu einer wirklich wichtigen Party stand auch im<br />
Kalen<strong>de</strong>r. Was soll man streichen, an welcher Stelle soll man versuchen, die Fülle von Aufgaben<br />
zu umgehen? Und dann mel<strong>de</strong>t es sich – unser Gewissen, das sittliche Bewusstsein<br />
von Gut und Böse.<br />
Es lässt sich nicht so einfach beruhigen, es mahnt uns immer wie<strong>de</strong>r. Und das ist gut so.<br />
Um die richtigen Entscheidungen zu fin<strong>de</strong>n, helfen uns Menschen, die wir an unserer<br />
Seite haben. Sie kennen es auch. Sie haben Ihre Eltern, Ihre Großeltern, die beson<strong>de</strong>rs in<br />
<strong>de</strong>n letzten 13 Schuljahren immer wie<strong>de</strong>r an Ihrer Seite stan<strong>de</strong>n, die für Sie zum Vorbild<br />
wur<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen Sie nacheifern wollten. Und vielleicht gab es auch <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Lehrer unserer Schule, <strong>de</strong>r für Sie zu einem Leitbild wur<strong>de</strong>, an <strong>de</strong>m Sie sich orientieren<br />
konnten und wollten.<br />
Kästner ist <strong>de</strong>r Meinung, man solle sich immer an seine Kindheit erinnern. Vielleicht<br />
ist es Ihnen im Moment noch nicht möglich, die Tragweite dieses Gedankens zu erfassen.<br />
So lange liegt Ihre Kindheit noch nicht zurück. Für mich drängt sich hier ohnehin die<br />
9
Frage auf, wo hört eigentlich die Kindheit auf? Ist es das Jetzt, ist es das Verlassen <strong>de</strong>s Elternhauses?<br />
Eines sollten Sie allerdings wissen, Kind bleiben Sie immer, nämlich für Ihre Eltern.<br />
Ihre Eltern haben Ihnen die Möglichkeit gegeben, <strong>de</strong>n höchsten Schulabschluss zu erreichen,<br />
Ihre Eltern geben Ihnen die Möglichkeit, eine Ausbildung o<strong>de</strong>r ein Studium zu beginnen,<br />
Ihre Eltern wer<strong>de</strong>n Sie weiter begleiten auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit.<br />
Seien Sie gewiss, dass Sie immer herzlich willkommen sind, dass Ihre Lehrerinnen und<br />
Lehrer regen Anteil an Ihrem weiteren Weg nehmen. Und auch wenn es Ihnen heute<br />
schwer fällt zu glauben, dass Sie sich nach <strong>de</strong>r Schule zurücksehnen, Absolventen klopfen<br />
immer wie<strong>de</strong>r an unsere Tür und bestätigen uns, wie schön doch die Schulzeit war. Machen<br />
auch Sie diese für uns schöne Erfahrung.<br />
Mit einem Durchschnitt von 2,26 haben Sie sich als <strong>de</strong>r Jahrgang (0)07 diese Bezeichnung<br />
wirklich verdient. Sechs Schülerinnen haben die 1,0 geschafft, dazu unseren herzlichen<br />
Glückwunsch. Ich freue mich außer<strong>de</strong>m, dass wir auch heute drei Abiturientinnen<br />
und Abiturienten mit einem einmaligen Stipendium von 1000 € auszeichnen können.<br />
Ihr Jahrgang ist geprägt durch ein gesun<strong>de</strong>s Selbstbewusstsein, ein hohes soziales<br />
Engagement, durch ein gutes Organisationstalent sowie inhaltliche Überzeugungskraft in<br />
Ihren Aktivitäten und Projekten, seien diese nun auf gesellschaftswissenschaftlichem,<br />
naturwissenschaftlichem, künstlerischem o<strong>de</strong>r sportlichem Gebiet.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n eine Lücke hinterlassen, <strong>de</strong>ssen seien Sie gewiss. Die Lehrerinnen und Lehrer<br />
möchten sich an dieser Stelle für Ihre Unterstützung, für Ihr Engagement, für Ihre<br />
Kreativität bedanken. Auch wir haben von Ihnen gelernt.<br />
Liebe Abiturientinnen und liebe Abiturienten,<br />
ich <strong>de</strong>nke, ich spreche auch in Ihrem Namen, wenn ich in diesem Rahmen Ihren Eltern<br />
und Ihren Großeltern danke, für die Unterstützung und für <strong>de</strong>n Beistand, die Sie erfahren<br />
haben. Ich möchte mich ebenso bei <strong>de</strong>n Lehrerinnen und Lehrern bedanken, die Sie auf<br />
Ihrem Weg begleitet haben, im ganz Beson<strong>de</strong>ren bei Ihren Tutoren. Wir alle wünschen<br />
Ihnen für <strong>de</strong>n nun vor Ihnen liegen<strong>de</strong>n Weg alles er<strong>de</strong>nklich Gute.<br />
Gestatten Sie mir, noch einmal auf Erich Kästner zurück zu kommen. Bezug nehmend<br />
auf „Die vier archimedischen Punkte“ wandte er sich in einer Neujahransprache an junge<br />
Leute. Wir beginnen zwar kein neues Jahr, aber Sie, liebe Absolventinnen und Absolventen,<br />
beginnen einen neuen Lebensabschnitt, <strong>de</strong>r wohl beinahe <strong>de</strong>r größte Einschnitt in<br />
Ihrem Leben sein wird.<br />
„Je<strong>de</strong>r ist mitverantwortlich für das, was auf <strong>de</strong>r Welt geschieht, und für das, was unterbleibt.<br />
Aber wie kann man das lernen? Steht man nicht mit seinem Bün<strong>de</strong>l Verantwortung<br />
wie in einem Wald bei Nacht ohne Licht und Weg? ...<br />
Hört auf euer Gewissen! Je<strong>de</strong>r Mensch hat eines.<br />
Sucht euch Vorbil<strong>de</strong>r! Es sind die Menschen, die im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken<br />
das gesagt o<strong>de</strong>r getan hätten, wovor wir zögern.<br />
Bewahrt euch <strong>de</strong>n Humor! Er macht die Er<strong>de</strong> zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte<br />
zu einem Atemzug und uns selbst beschei<strong>de</strong>n.”<br />
Ich bin mir sicher, wenn Sie diese Gedanken Erich Kästners zu Ihrem Leitspruch wer<strong>de</strong>n<br />
lassen, dann wer<strong>de</strong>n Sie alle Ihren Weg gehen, wer<strong>de</strong>n Sie Ihre archimedischen Punkte<br />
fin<strong>de</strong>n und Sie wer<strong>de</strong>n stolz auf das zurück blicken können, was Sie erreicht und geschafft<br />
haben.<br />
In diesem Sinne wünsche ich, wünschen die Lehrerinnen und Lehrer <strong>de</strong>s Gymnasium<br />
Carolinum Ihnen alles er<strong>de</strong>nklich Gute und viel Glück.<br />
10
Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abiturienten Christina Kniehase und Ralph Pankow<br />
Sehr verehrtes, voller Erwartung gespanntes Publikum,<br />
diese Re<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r letzte Versuch sein, <strong>de</strong>m kommen<strong>de</strong>n Ernst <strong>de</strong>s Lebens mit mehr Humor<br />
entgegen zu schreiten.<br />
Sie sollten jetzt allerdings nicht <strong>de</strong>n Fehler begehen und diesen Humor als stupi<strong>de</strong> betrachten.<br />
In diesem Sinne: Zurücklehnen, genießen und erinnern.<br />
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,<br />
Sehr geehrte Schulleitung und Lehrerschaft,<br />
Liebe Eltern und Verwandte,<br />
Sehr geehrte Freun<strong>de</strong>, Bekannte und Gäste,<br />
Wie wir alle wissen, hat <strong>de</strong>r Abiturjahrgang 2007 das Motto „Carolinum Royale“<br />
gewählt. Nicht nur die 007 ließ uns ein James Bond-Thema wählen, wir sind auch <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass <strong>de</strong>r Geheimagent in unserer Schule weitreichen<strong>de</strong> Aufgaben zu bewältigen<br />
gehabt hätte. Denn wie im wahren Leben gibt es hier – Betrug, Schurken, Drogen, Intrigen<br />
– und natürlich schöne Frauen. In seinem 21. Abenteuer „Casino Royale“ bekommt es 007<br />
mit einem dubiosen französischen Casino-Besitzer zu tun. Und auch für die meisten von<br />
uns war das Abitur doch eher ein Pokerspiel. Spätestens bei <strong>de</strong>n mündlichen Prüfungen<br />
zeigte sich dann, wer besser blufft.<br />
Aber sind wir doch mal ehrlich – in <strong>de</strong>r Schule haben wir wirklich für’s Leben gelernt.<br />
An praktischen Beispielen wur<strong>de</strong> uns die mo<strong>de</strong>rne Welt von heute erklärt. Das wohl aktuellste<br />
Thema ist die Globalisierung. O<strong>de</strong>r wie Wirtschaftsminister Glos so schön sagt – die<br />
„Globasilierung“. Was bringt sie mit sich? Unternehmen wer<strong>de</strong>n immer größer, in<strong>de</strong>m sie<br />
11
an<strong>de</strong>re übernehmen. Auch das Carolinum wusste dies vor einigen Jahren in die Tat umzusetzen.<br />
Dadurch sind zur Zeit 1.300 Schüler, 98 Lehrer, drei Sekretärinnen, drei Hausmeister,<br />
ein Sozialarbeiter, eine Bibliothekarin und Reinigungskräfte in die internationalen<br />
Machenschaften integriert. Beson<strong>de</strong>rs die Einsatzbereitschaft <strong>de</strong>r scheinbar unsichtbaren<br />
Untergrundkämpfer macht <strong>de</strong>n reibungslosen Ablauf <strong>de</strong>s Schulalltages erst möglich.<br />
Vielen Dank dafür.<br />
Des Weiteren wur<strong>de</strong> uns <strong>de</strong>r Kapitalismus erläutert. Schon vor <strong>de</strong>m Abitur zeigte man<br />
uns, worauf es im späteren Leben ankommt:<br />
Denn, wenn man die Fein<strong>de</strong> nicht besiegen kann, muss man sich scheinbar auf ihre<br />
Seite stellen. Kurzum wenn einem die Bildungspolitik und das Budget nicht zusagen, dann<br />
lässt man sich eben selbst zum Kultusminister wählen … Man darf dann nur nicht vergessen,<br />
wo man herkommt.<br />
O<strong>de</strong>r um es wie James Bond zu sagen: Doppelagenten sind die gefährlichsten.<br />
Für die Vermittlung dieses Basiswissens waren all die Jahre engagierte und motivierte<br />
Lehrer zuständig. Mit Sicherheit haben wir Ihnen oft Beherrschung abverlangt. Jedoch<br />
stan<strong>de</strong>n Sie, sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, uns stets als Orientierungshilfe und<br />
Richtungsweiser mit starkem Durchhaltevermögen zur Seite.<br />
Sie können stolz auf Ihre geleistete Arbeit sein und wir bedanken uns für Ihre beständige<br />
Kraft und Ausdauer.<br />
Wahrscheinlich sind Sie sogar <strong>de</strong>r Grund dafür, dass wir letztes Jahr ein Konzert <strong>de</strong>r<br />
Gruppe Silbermond genießen durften und in einem Radiowettbewerb zur klügsten Schule<br />
<strong>de</strong>s Nor<strong>de</strong>ns ernannt wor<strong>de</strong>n sind. Aber G. W. Bush ist ja auch ehrlich gewählter Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r Vereinigten Staaten.<br />
Vielleicht lag es aber auch nur an unserem großen und schönen Schulhof. Da hatte die<br />
Jury gar keine Wahl.<br />
Apropos Wahl: Natürlich wird an unserer Schule alles <strong>de</strong>mokratisch entschie<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>npläne, die Gestaltung <strong>de</strong>r Glastüren, wer welche Note bekommt …<br />
Beinahe wäre es kürzlich bei einer Wahl zum Eklat gekommen. Nur <strong>de</strong>r besonnene<br />
Vorschlag einer erneuten Abstimmung konnte <strong>de</strong>n Einsatz einer UN-Schutztruppe zur<br />
Wahlüberwachung verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Der heutige Tag ist aber auch Anlass die Dinge einmal objektiv zu betrachten.<br />
Bereit endlich unsere Schullaufbahn starten zu dürfen, wur<strong>de</strong>n wir 1994 eingeschult…<br />
(die meisten je<strong>de</strong>nfalls).<br />
Damals war <strong>de</strong>r Landkreis Mecklenburg-Strelitz frisch fusioniert, in 2 Jahren wird es<br />
ihn schon nicht mehr geben.<br />
Damals gab es die D-Mark, heute existiert sie nur noch in <strong>de</strong>n Köpfen einiger älterer<br />
Semester beim Umrechnen.<br />
Damals war <strong>de</strong>r Neustrelitzer Markt noch ein Kreisverkehr, heute kann man direkt<br />
rüberfahren. Und wenn <strong>de</strong>r Springbrunnen in Betrieb ist, wird gleichzeitig auch <strong>de</strong>r Unterbo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Autos gut gereinigt.<br />
All diese Verän<strong>de</strong>rungen wären für uns allein kaum zu verarbeiten gewesen. Aufrichtiger<br />
Dank gilt daher unseren Eltern, die auf je<strong>de</strong> Frage die passen<strong>de</strong> Antwort parat hatten.<br />
Auch auf Fragen, die wir gar nicht gestellt haben.<br />
Liebe Eltern, durch euer aufopfern<strong>de</strong>s Verhalten auf unserem langen Weg zum Abitur,<br />
können wir heute die Früchte dieser 13-jährigen Schulzeit ernten. Ihr habt uns <strong>de</strong>n Rücken<br />
gestärkt und uns durch weit mehr als nur finanzielle Hilfe diesen neuen Lebensabschnitt<br />
eröffnet. Nur <strong>de</strong>shalb ist es euch heute möglich, uns unseren eigenen Weg in die Zukunft<br />
gehen zu lassen.<br />
12
Aber auch darauf müssen wir uns vorbereiten: Sie merken ja selbst, es ist heute ein<br />
bisschen eng hier. Damit das zukünftig nicht mehr <strong>de</strong>r Fall ist, arbeiten wir daran.<br />
Wenn die Geburtenrate weiterhin so rapi<strong>de</strong> abnimmt, können die 12 Schüler <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs<br />
2030 ihre Zeugnisse im Lehrerzimmer abholen und sich danach zur zentralen<br />
Abifeier <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern in <strong>de</strong>r Aula treffen.<br />
Wie geht es mit uns weiter? Was wer<strong>de</strong>n wir erreichen?<br />
Es muss ja nicht gleich <strong>de</strong>r Superagent mit <strong>de</strong>r Lizenz zum Töten sein. Es reicht ja auch<br />
<strong>de</strong>r Polizist mit <strong>de</strong>m unglaublich wichtigen Auftrag einen Zaun zu bewachen … o<strong>de</strong>r einfach<br />
nur Kultusminister.<br />
Lieber Abiturjahrgang 2007, 9 Jahre unseres bisherigen Lebens, haben wir gemeinsam<br />
verbracht. Uns verbin<strong>de</strong>n Freundschaften, die erste große Liebe, Studienfahrten, Banknachbarschaften<br />
o<strong>de</strong>r einfach nur intensive Pausengespräche.<br />
Wir, Ralph Pankow und Christina Kniehase, wünschen Euch und Ihnen einen unvergesslichen<br />
Abend und eine großartige Feier.<br />
Und wenn Sie das einzige im Kartenpreis enthaltene Getränk genießen, halten sie es<br />
wie James Bond: geschüttelt, nicht gerührt.<br />
Dankeschön!<br />
Unsere Abiturienten mit ihren Tutoren<br />
LK Biologie – Frau Benecke 3. R. v.l.: Wieland Franke, Franziska Jahnke, Janine Groth, Thomas Bucksch, Marlen<br />
Utesch, 2. R.: Dörte Macholl, Maika Borowski, Diana Witt, Jenny Brandt, Susan Wegner, Josefine Filter, Margot<br />
Benecke, 1. R.: Julia Fahlberg, Sylvia Machann, Franziska Goß, Henriette Knispel, Caroline Wolfsteller, Kristin<br />
Gröhe<br />
13
LK Englisch 1 – Frau Wiele 4. R. v.l: Vitus Barz<strong>de</strong>lis, Michael Patzelt, Iris Koch, Lia Packheiser, Philipp Nespital,<br />
Ansgar Rudolf, 3. R.: Isabell Müller, Juliane Liebs, Claudia Rechlin, Anika Kittler, Carolin Mahnke, Ann-Christin<br />
Engel, Juliane Hinz, Frau Wiele, 2. R.: Stefen Manke, Jana Hoeveler, Klara Kopperschmidt, Alexandra Köhler, Marika<br />
Hil<strong>de</strong>brandt, Sophie Kieselmann, Silvia Retzlaff, 3. R.: Ulrike Renz, Claudia-Luise Konietzka, Fanny Haase,<br />
Stefanie Rambow, Katja Schneeweiß, Anne Oleischeck (Stefanie Neumann fehlt; Armee)<br />
LK Englisch 2 – Frau Hauffe 4. R. v. l: Matthias Basbisch, Nicole Westphal, Tom Hirstius, Frank Exner, Jürnjakob<br />
Falk, Robert Hübner 3. R.:Ulrike Ban<strong>de</strong>low, Christian Schwarz, Torsten Lusch, Lorenz Knispel, Jens Malchow, Steffen<br />
Thiel, 2. R: Andre Stark, Anne Wulff, Franziska Mülbe, Janine Gabbe, Berna<strong>de</strong>tte Schnei<strong>de</strong>r, Tutorin Marion<br />
Hauffe, 1. R: Jennifer Thierbach, Saskia Zipperling, Jana Wendt, Marie Leiste, Katja Griesbach, Michaela Stuth<br />
14
LK Französisch – Frau Birkholz. 2. R. v. l: JenniferMörtzsch, Antje Kirsch, Tina Redlich, Franziska Mantwillat,<br />
Stefanie Müller, 1. R.: Juliane Albrecht, Franziska Landt, Kristin Blank, Regina Beyer, Nancy Siewert<br />
LK Geschichte – Frau Hartwig. 3. R. v. l: Julian Michael, Alexan<strong>de</strong>r Altmann, Dirk Albrecht, Steffen Klare, Mathis<br />
Longino, Michael Gertz, 2. R.: Frank Korablin, Maria Winkel, Robert Veit, Hanna Steinfeld, Johannes Menzdorf,<br />
Mark Milinski, 1. R.: Göran Preuß, Katja Martens, Silvia Engel, Petra Ben<strong>de</strong>l, Anna-Maria Graefe, Miriam<br />
Dietrich, Mairbek Kotsoev<br />
15
LK Geographie 2 – Herr Pfitzner 3. R. v. l.: Toni Fricke, Stefan Böhns, Jan Kiel, Erik Hein, Tobias Jörn, 2. R.: Andrea<br />
Haas, Jacob Kolbatz, Josefin Forberger, Martin-Gernot Köhler, Jacob Hafner, Herr Pfitzner, 1. R.: Juliane Ernst, Annette<br />
Spietz, Anne Dziallas, Anne Bojárra, Candy Jörß, Claudia Koppe (Florian Guse nicht abgebil<strong>de</strong>t)<br />
LK Geographie 2 – Frau Rindt 3. R. v. l.: Patrick Mertin, Maik Metzner, Anika Krüger, Kathrin Lorenz, Sandra<br />
Malchow, Carsten Münn, Robert Penz, 2. R.: Christoph Marin, Katja Kühn, Tommy Patz, Marcel Windt, Kristin<br />
Krebs, Jaqueline Krüger, Frau Rindt, 1. R.: Josephin Meistring, Andrea Lindow, Henrike Lietz, Tobias Panwitz,<br />
Claudia Ölke, Kerstin Kriewall, Jasmin Loewié<br />
16
LK Kunst – Frau Parpart 4. R. v. l.: Felix Zemlin, Marcel Mallon, Janin Heymach, Nancy Heußer, Lisa Heyn,<br />
Lars Lubig, Anne Schwarz, 3. R.: Franziska Lange, Jennifer Zan<strong>de</strong>r, Susanne Krüger, Katharina Fredrich,<br />
Franziska Rausch, Julia Blohm, Anne Zimmermann, Davina Gipp, Corinna Berg, 2. R.: Frau Parpart, Michaela<br />
Bechtloff, Maren Pape, Sarah Brumm, Maren Hei<strong>de</strong>, Lisa Blohm, Carolin Walter, 1. R.: Ilka Losch, Ulrike Seewald,<br />
Sed Grigorian, Claudia Rechlin, Nicole Kunert, Annett Storbeck<br />
LK Mathematik 1 – Herr Löskow 3. R.v. l.: Nicolas Keil, Matthias Böttcher, Peter Herrmann, Marcus Tie<strong>de</strong>, Udo<br />
Griebel, Christoph Peters, Hans Henning, Daniel Götze, 2. R.: Matthias Lehnert, Benno En<strong>de</strong>rs, Patrick Pape, Maik<br />
Pahl, Dennis Runge, Florian Bin<strong>de</strong>r, Jan Peuker, 1. R.: Bianca Denocke, Maren Beyer, Kornelia Haas, Franziska<br />
Günther, Stefanie Mielke, Christine Rogge, Herr Löskow<br />
17
LK Mathematik 2 – Herr Bauer 3. R. v. l.: Mark Schrö<strong>de</strong>r, Mario Thomann, Siegfried Stenzel, Maik Riemann,<br />
Michael Staerk, Erik Romanowsky, Paul Stenz, 2. R.: Markus Schaak, Robert Fischer, Anne Sommer, Christian<br />
Schmidt, Patrick Rudolf, Felix Schumann, Oliver Raetz, 1. R.: Mareike Rochow, Claudia Rogge, Anna Selack, Kathrin<br />
Schubert, Anne Schmidtke, Sarah Suckstorff, Marko Bauer<br />
LK MaC 2 – Herr Dr. Stietzel 4. R. v. l. : Matthias Klein, Christoph Bartz, Martin Lippmann, Toni Wascher, Reik<br />
Schachtschnei<strong>de</strong>r, 3. R.: Ralph Pankow, Jacob Kaelcke, Mathias Tietz, Florian Gust, Dr. Detlef Stietz,<br />
2. R.: Silvio Springer, Anne Wohlrab, Franziska Kappler, Juliane Knuth, Claudia Gerlach, Steven Doß,<br />
1. R.: Isabel Achsel, Tina Skripec, Anne-Marie Roloff, Debbie Lin<strong>de</strong>, Juliane Schulze, Christina Kniehase<br />
18
Alexandra Köhler,<br />
Klara Kopperschmidt,<br />
Josefin Forberger,<br />
Wieland Franke,<br />
Thomas Bucksch (v.l.n.r.)<br />
freuen sich über eine Anerkennung<br />
in Höhe von 100,- €<br />
Anne Wohlrab,<br />
Marie Leiste, Debbie Lin<strong>de</strong>,<br />
Berna<strong>de</strong>tte Schnei<strong>de</strong>r,<br />
Sylvia Machann und Antje<br />
Hirsch (v.l.n.r.) wur<strong>de</strong>n mit<br />
je 250,- € ausgezeichnet.<br />
Marie Leiste, Philipp Nespital<br />
und Debbie Lin<strong>de</strong> (v.l.n.r.)<br />
erhielten im Jahr 2007 das<br />
Stipendium in Höhe von<br />
1.000 € für einen Leistungsdurchschnitt<br />
von 1,0.<br />
Die Stipendiaten <strong>de</strong>s Abiturjahrgangs 2007<br />
19
20<br />
Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum<br />
<strong>de</strong>s Wie<strong>de</strong>reinzugs<br />
<strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum<br />
in das Gebäu<strong>de</strong> am Glambecker See<br />
Der Eingangsbereich zur Ausstellung mit Ansichten <strong>de</strong>r vier historischen Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Carolinum und <strong>de</strong>m<br />
Motto „Der sittlichen und wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend“ von Karl, Herzog zu Mecklenburg, aus<br />
<strong>de</strong>m Jahre 1806<br />
Auf insgesamt 13 Schautafeln wur<strong>de</strong>n die wichtigsten Ereignisse, Traditionen und Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r letzten 10<br />
Jahre zusammen getragen. Eine Fotogalerie „Früher, später, heute“ unterstrich die Wandlung <strong>de</strong>s Hauses<br />
beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>
Grüße und Glückwünsche aus aller Welt erreichten die Schule.<br />
Die am 11. Juli 2007 eröffnete Ausstellung befin<strong>de</strong>t sich im Hauptgebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Louisenstraße<br />
30 in Raum 202. Sie wur<strong>de</strong> von einer Arbeitsgruppe, die aus Schülern und Lehrern<br />
bestand, konzipiert und gestaltet. Das Hauptaugenmerk wur<strong>de</strong> dabei auf die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum in <strong>de</strong>n vergangenen zehn Jahren gelegt.<br />
Die Ausstellung kann nach vorheriger Absprache gern besichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
21
Das zukünftige Sportplatzareal, fotografiert vom<br />
Dachbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Carolinum.<br />
Die alten Garagen sind abgerissen. Im Hintergrund<br />
die völlig intakte Außenhülle <strong>de</strong>s alten Gaswerksgebäu<strong>de</strong>s<br />
22<br />
Zur Baugeschichte <strong>de</strong>r Sportanlage<br />
August 2006: Die Bagger rücken an.<br />
Mit <strong>de</strong>m Abriss <strong>de</strong>r Mauer zur Straße<br />
beginnen die Bauarbeiten.<br />
Auf <strong>de</strong>m zukünftigen Sportplatzgelän<strong>de</strong><br />
befand sich einst das städtische Gaswerk.<br />
Bei <strong>de</strong>r Gasgewinnung fielen Teer und<br />
Ammoniumverbindungen an, so dass<br />
eine umfangreiche Altlastensanierung<br />
notwendig ist.<br />
Beim Abtragen <strong>de</strong>r Beton<strong>de</strong>cke auf <strong>de</strong>m<br />
Hof kommen die Probleme ans Licht.<br />
Links (eingezäunt) eine Teergrube.
Mehr als 4 Meter tief und ca.12 Meter<br />
im Durchmesser, <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>s<br />
Bassins war voller gaswerkstypischer<br />
Verunreinigungen.<br />
Das Gaswerksgebäu<strong>de</strong> wird abgerissen, und damit<br />
verschwin<strong>de</strong>t ein Industrie<strong>de</strong>nkmal und mit ihm ein Stück<br />
Stadtgeschichte.<br />
23
Die Sanierung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns ist fast abgeschlossen,<br />
die Gruben mit Kies verfüllt<br />
März 2007: Der Bau <strong>de</strong>s eigentlichen Sportplatzes beginnt.<br />
Die Spielfel<strong>de</strong>r sind abgesteckt, die Flächen sind planiert.<br />
24<br />
Das Schild kün<strong>de</strong>t<br />
vom Bauvorhaben.<br />
Es enthält gleich<br />
zwei Fehler.<br />
Das Gaswerk wird<br />
nicht saniert,<br />
son<strong>de</strong>rn abgerissen,<br />
und das Wort<br />
„Gaswerk” ist falsch<br />
geschrieben.<br />
September 2006: Ein Spezialkran hebt<br />
eine Gon<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>n Arbeitern in luftige<br />
Höhe. Der Schornstein muss Stein für<br />
Stein abgetragen wer<strong>de</strong>n.<br />
Juli 2007: Vor <strong>de</strong>m Aufbringen <strong>de</strong>r<br />
Asphaltschicht müssen die Pflasterarbeiten<br />
abgeschlossen wer<strong>de</strong>n.
Blick auf die 100-Meter-Bahn. Die Masten für die Spielfeldbegrenzung stehen schon;<br />
die Zaunfel<strong>de</strong>r müssen noch montiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Einfassung <strong>de</strong>r Weitsprunggrube wer<strong>de</strong>n<br />
Zementplatten eingemauert.<br />
Die Spielfel<strong>de</strong>r haben eine Asphalt<strong>de</strong>cke erhalten.<br />
Die Laufbahnen und<br />
Spielfeldmarkierungen<br />
sind gezeichnet,<br />
die Zaunfel<strong>de</strong>r sind<br />
montiert. Nun müssen<br />
nur noch die Basketballkörbe<br />
aufgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, und dann kann<br />
es endlich losgehen<br />
Alle Fotos zu diesem<br />
Artikel: A. Löskow<br />
August 2007:<br />
Nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung <strong>de</strong>s<br />
Platzes. Gleichmäßig verteilt die Maschine das<br />
Polyurethan auf <strong>de</strong>m Tennisfeld. Der Tartanbelag<br />
ist in <strong>de</strong>r Schulfarbe blau eingefärbt.<br />
25
Eröffnung <strong>de</strong>r Außensportanlage am Carolinum<br />
Grußwort von Ingrid Sievers, Beigeordnete <strong>de</strong>r Landrätin,<br />
zur Einweihung <strong>de</strong>r Schulsportanlage <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum<br />
am 27. August 2007<br />
Sehr geehrte Herren Minister Caffier, Tesch und Backhaus,<br />
sehr geehrte Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreistages (falls anwesend)<br />
sehr geehrter Herr Müller,<br />
sehr geehrte Bauhandwerker und Bauplaner<br />
Liebe Schülerinnen und Schüler,<br />
Liebe Gäste, sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich begrüße Sie alle zur Einweihungsfeier für die Schulsportanlage <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum.<br />
Ich darf Sie von Landrätin Kathrin Knuth ganz herzlich grüßen. Sie bedauert es<br />
sehr, dass sie an diesem ersehnten Tag nicht selbst hier sein kann. Denn mit diesem schönen<br />
Sportplatz ist das Carolinum nun wirklich perfekt ausgestattet. Das altehrwürdige<br />
schöne Schulgebäu<strong>de</strong>, die mo<strong>de</strong>rne Strelitzhalle und jetzt dazu <strong>de</strong>r Sportplatz in topp Lage<br />
am Glambecker See! Also, das ist schon ein einzigartiger kleiner Campus. Darauf können<br />
wir alle, darauf können <strong>de</strong>r Landkreis Mecklenburg-Strelitz und seine Kreistadt, wirklich<br />
stolz sein.<br />
Ich muss zugeben: Wenn man weiß, dass schon bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rinbetriebnahme <strong>de</strong>s<br />
Neuen Carolinums Wunsch nach einer solchen Sportstätte entstan<strong>de</strong>n war, dann erscheinen<br />
zehn Jahre Wartezeit ziemlich lang. Aber wenn man die Zeit betrachtet, die seit <strong>de</strong>m<br />
11. Mai 2005 vergangen ist, so meine ich, kann man von einer schnellen Realisierung spre-<br />
26
chen. An <strong>de</strong>m Tag hatte <strong>de</strong>r Kreistag Mecklenburg-Strelitz <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Schulsportanlage<br />
an diesem Platz beschlossen. Zuvor waren verschie<strong>de</strong>ne Standorte und Varianten untersucht<br />
wor<strong>de</strong>n. Am En<strong>de</strong> hat die kostengünstigste und für die Schülerinnen und Schüler<br />
praktische Variante überzeugt – so nah wie möglich an <strong>de</strong>r Schule. Das ganze Projekt ist<br />
nur möglich gewor<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r Landkreis dafür sehr großzügige För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r erhalten<br />
hat. Die Baukosten wer<strong>de</strong>n sich auf etwa 977 T € belaufen. Mehr als 80 Prozent davon sind<br />
För<strong>de</strong>rmittel. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich beim Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
und beim Bund. Ich danke ebenso <strong>de</strong>n Planern, Ingenieuren und Bauleuten für die<br />
zügige Umsetzung. Ich danke <strong>de</strong>m Staatlichen Amt für Umwelt und Naturschutz, das uns<br />
bei <strong>de</strong>r Beseitigung <strong>de</strong>r Altlasten von <strong>de</strong>m ehemaligen Fabrikgelän<strong>de</strong> mit einer 50-prozentigen<br />
För<strong>de</strong>rung unterstützt hat. Und natürlich danke ich <strong>de</strong>n engagierten Lehrerinnen<br />
und Lehrern <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum, die seit <strong>de</strong>m Schuljahr 2003/2004 die Ganztagsschule<br />
ermöglichen.<br />
Ich wünsche Ihnen und vor allem euch, liebe Schülerinnen und Schüler, viele schöne<br />
Sportstun<strong>de</strong>n und Wettkämpfe auf <strong>de</strong>r neuen Anlage.<br />
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Sitzung <strong>de</strong>s Kreistages im Mai 2005 als einige<br />
von euch zum Tagungsort gekommen waren, um die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreistages davon zu<br />
überzeugen, dass ihr diese Sportanlage haben möchtet.<br />
Ihr wart mit so einem Ball und sogar einem Korb gekommen und die Abgeordneten<br />
durften Korbwürfe trainieren. Ich kann heute sagen: Sie haben es am En<strong>de</strong> sehr gut getroffen,<br />
sozusagen von <strong>de</strong>r Freiwurf-Linie.<br />
Anschließend erfolgte die offizielle Eröffnung <strong>de</strong>r Schulsportanlage <strong>de</strong>s Carolinums.<br />
Der Innenminister Lorenz Caffier<br />
und <strong>de</strong>r Minister für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />
Henry Tesch signieren<br />
Bälle …<br />
… die sie zur Einweihung <strong>de</strong>r Sportanlage<br />
<strong>de</strong>n Schülern „übergeben“.<br />
27
Die Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s Carolinums ließen sich nicht lange bitten und nahmen<br />
„ihre“ Sportanlage sofort in Besitz.<br />
28
Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>de</strong>r Schulfahne<br />
Mit <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Sanierungsarbeiten auf <strong>de</strong>m ehemaligen Gaswerksgelän<strong>de</strong> im August<br />
2006 rückte jener Tag immer näher, an <strong>de</strong>m das Gymnasium Carolinum nach immerhin<br />
62jähriger Unterbrechung wie<strong>de</strong>r eine eigene Schulsportanlage erhalten wür<strong>de</strong>.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung dieses Anlasses entschloss sich <strong>de</strong>r Schulverein <strong>de</strong>s Carolinums<br />
auf Anregung von Henry Tesch, eine weitere Tradition <strong>de</strong>s Gymnasiums wie<strong>de</strong>r<br />
aufleben zu lassen: die Schulfahne.<br />
Über die Fahnen <strong>de</strong>s Carolinums und <strong>de</strong>s Realgymnasiums, die einst in <strong>de</strong>r Aula angebracht<br />
waren, und die die Gymnasiasten in ihrem Schulleben – vom Umzug durch die<br />
Stadt über die Abiturfeier bis hin zum Sportunterricht begleiteten, wur<strong>de</strong> bereits in einem<br />
Beitrag von Carl-Friedrich Fahrenkamp berichtet1 .<br />
Lei<strong>de</strong>r war es trotz aller Bemühungen <strong>de</strong>r Altschülerschaft, <strong>de</strong>r an dieser Stelle herzlich<br />
gedankt sei, nicht mehr möglich, das Aussehen <strong>de</strong>r einstigen Schulfahnen <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Realgymnasiums zweifelsfrei zu rekonstruieren, so dass sich <strong>de</strong>r Schulverein<br />
entschloss, eine gänzlich neue Fahne anfertigen zu lassen.<br />
Der Auftrag für <strong>de</strong>n Entwurf wur<strong>de</strong> im Frühjahr 2007 an eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>s Gymnasiums<br />
übertragen. Ihr gehörten an: die Chefredakteurin <strong>de</strong>r Zeitschrift Carolinum, Hannelore<br />
Gentzen, <strong>de</strong>r Schulkonferenzvorsitzen<strong>de</strong> Dr. Detlef Stietzel, <strong>de</strong>r Fachkonferenzleiter<br />
Kunst und Gestaltung, Erck Varsbotter und die Verwaltungsleiterin, Dana Gau. Die<br />
Arbeit erfolgte im engen Kontakt mit <strong>de</strong>r Schulleitung <strong>de</strong>s Gymnasiums, die <strong>de</strong>n Entwurf<br />
prüfte und schließlich bestätigte. Mit <strong>de</strong>r graphischen Umsetzung <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en wur<strong>de</strong> das Medienzentrum24<br />
betraut.<br />
Der Entwurf im Detail<br />
29
Das quadratische Fahnentuch hat eine Breite von 120 Zentimeter. Die Seite 1 besteht<br />
aus Brillantsamt in <strong>de</strong>r Farbe mittelblau. In ihrem Zentrum ist in einem Durchmesser von<br />
87 Zentimetern das kreisförmige Wappen <strong>de</strong>r Schule mit <strong>de</strong>r stilisierten Ansicht <strong>de</strong>s Schulturmes<br />
von <strong>de</strong>r Hofseite und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Schulflügeln, sowie <strong>de</strong>r umlaufen<strong>de</strong>n<br />
Aufschrift GYMNASIUM CAROLINUM eingestickt. Unter <strong>de</strong>m Wappen verläuft in<br />
glänzen<strong>de</strong>m Goldlurex2 ein 5 Zentimeter hoher Schriftzug „GESTIFTET 1795“.<br />
Die Seite 2 ist aus cremefarbenem Brillantsamt gefertigt. Mittig sind in 5 Zentimeter<br />
hohen Buchstaben die Worte „Der sittlichen und wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend.“,<br />
darunter drei Zentimeter hoch „Carl, Herzog zu Mecklenburg, 1806.“, jeweils in Goldlurex<br />
gestickt, zu lesen.<br />
Auf bei<strong>de</strong>n Seiten verläuft im Abstand von 6 Zentimetern parallel zum Rand ein Goldlurexfa<strong>de</strong>n<br />
mit je einem einfachen Schleifenornament in <strong>de</strong>n Ecken.<br />
Die Fahne ist an drei Kanten mit 6 cm langen Goldfransen besetzt und hat an <strong>de</strong>r 4.<br />
Kante eine Ringösenaufhängung zur Befestigung an <strong>de</strong>r Fahnenstange.<br />
Zum Ensemble gehört eine dunkelbraune, polierte Fahnenstange mit inliegen<strong>de</strong>r Einfachverschraubung<br />
und Messingspitze, ein Tragegurt aus 1a-Kernle<strong>de</strong>r, schwarz abgefüttert,<br />
mit verstellbarem Riemen, und Klarsichtsäcke zum Tragen <strong>de</strong>r Fahne bei Regenwetter.<br />
Der Schriftzug „GESTIFTET 1795“ erinnert<br />
an die Gründung <strong>de</strong>r Schule am<br />
12. April 1795, und daran, dass sich das<br />
Carolinum zu seiner gesamten, teils<br />
wechselvollen Geschichte bekennt.<br />
Dazu gehört auch das immer aktuelle<br />
Motto <strong>de</strong>r Schule: „Der sittlichen und<br />
wissenschaftlichen Bildung <strong>de</strong>r Jugend“<br />
auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Fahne. Dieser<br />
Leitgedanke fin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>r Tafel<br />
über <strong>de</strong>m Eingang <strong>de</strong>s ersten Schulgebäu<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>s Carolinum in <strong>de</strong>r Glambecker<br />
Straße 10 wie<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m sich von<br />
1991-2003 das Heinrich-Schliemann-<br />
Gymnasium befand. Sowohl das Alte<br />
Carolinum mit seinen berühmten ehemaligen<br />
Schülern, als auch die besten<br />
Traditionen <strong>de</strong>s Schliemanngymnasiums<br />
leben im Neuen Carolinum fort.<br />
Tim Schunke, Rene Nossmann und Julian Löskow<br />
tragen die Schulfahne auf <strong>de</strong>n neuen Sportplatz.<br />
30<br />
Die Auswahl <strong>de</strong>r Symbole
Einzug <strong>de</strong>r Schüler zur Eröffnung <strong>de</strong>s Sportplatzes – die Fahne ist erstmals mit dabei.<br />
Das 1925 eingeweihte Neue Carolinum an seinem Standort Louisenstraße 30, das seit<br />
1997 wie<strong>de</strong>r Heimstatt <strong>de</strong>r Caroliner ist, wird auf <strong>de</strong>r Fahne durch die Ansicht <strong>de</strong>s Schulgebäu<strong>de</strong>s<br />
mit <strong>de</strong>m Turm und <strong>de</strong>n Schulflügeln versinnbildlicht.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Farben blau und weiß3 <strong>de</strong>s Fahnentuches sind ebenfalls nicht zufällig bestimmt.<br />
Es sind die Schulfarben, die nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgründung <strong>de</strong>s Gymnasiums am 17.<br />
Oktober 1991 gewählt wur<strong>de</strong>n, und die noch heute verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Damit spannt sich mit <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Attribute <strong>de</strong>r Bogen vom Gründungsjahr <strong>de</strong>r<br />
Schule über wichtige Etappen seiner Geschichte bis in die Gegenwart.<br />
Die Fahne wur<strong>de</strong> im Sommer 2007 von einem erfahrenen Herstellerbetrieb, <strong>de</strong>r bei<br />
Regensburg ansässigen Firma Fahnen Kössinger gefertigt, und sie zog erstmals am 27. August<br />
2007 mit Schülern und Lehrern zur Übergabefeier <strong>de</strong>s Sportplatzes ein.<br />
Die Schulfahne (II)<br />
Als sich die Arbeitsgruppe erstmalig zur I<strong>de</strong>enfindung traf, tauchte sehr schnell die Frage<br />
auf, welchem Zweck eine Schulfahne in <strong>de</strong>r heutigen Zeit dienen solle, ja, wie Flaggen und<br />
Banner heute überhaupt verwen<strong>de</strong>t wür<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wur<strong>de</strong> klar, dass Fahnen – insbeson<strong>de</strong>re von jungen Menschen – gern auch viel<br />
weniger protokollarisch, und trotz<strong>de</strong>m mit Stolz getragen wer<strong>de</strong>n: sie sind „Umhang“,<br />
31
wenn Fans ihre Mannschaft begleiten,<br />
sie wer<strong>de</strong>n jubelnd im<br />
Drachenboot geschwenkt,<br />
wenn das Team gesiegt hat;<br />
Läufer im Stadion, Schwimmer<br />
im Wasser halten sie bei ihren<br />
Ehrenrun<strong>de</strong>n hoch in <strong>de</strong>r<br />
Hand, sie kommen beim<br />
Mannschaftsfoto mit aufs Bild,<br />
man winkt mit ihnen in die Kamera<br />
usw., usw.<br />
Gera<strong>de</strong> dazu, als Erkennungszeichen<br />
<strong>de</strong>r Schule: „He,<br />
hier sind wir, die Caroliner!“<br />
auf <strong>de</strong>n Sportstätten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s,<br />
bei Schülerolympia<strong>de</strong>n,<br />
auf Messen und Treffen, gera<strong>de</strong><br />
dazu ist eine goldgestickte,<br />
schwere, fast schon ein wenig<br />
ehrwürdig wirken<strong>de</strong> Samtfahne<br />
natürlich kaum geeignet.<br />
Ihr wer<strong>de</strong>n die feierlichen, erhabenen<br />
Momente im Schulleben<br />
vorbehalten bleiben: die<br />
Übergabe <strong>de</strong>r Abiturzeugnisse,<br />
die Feststun<strong>de</strong>n und Ehrentage.<br />
Für <strong>de</strong>n Einsatz bei Sportveranstaltungen,<br />
für das Wehen<br />
am Mast (vielleicht auch bei<br />
unseren Partnerschulen o<strong>de</strong>r<br />
gemeinsam mit <strong>de</strong>r Europa-,<br />
Deutschland- und Lan<strong>de</strong>sfahne)<br />
haben wir eine zweite Ausgabe<br />
<strong>de</strong>r Schulfahne fertigen<br />
lassen. Es ist eine 1,5 Meter x<br />
2,5 Meter große, strapazierfähige<br />
Hissfahne aus lichtechter, reißfester Synthetik in <strong>de</strong>r Schulfarbe blau, die einfarbig<br />
weiß/blau mit <strong>de</strong>m Schulwappen und <strong>de</strong>m Schriftzug „Gymnasium Carolinum Neustrelitz“<br />
bedruckt wur<strong>de</strong>. Die Verwandtschaft mit <strong>de</strong>r Samtfahne ist erkennbar und beabsichtigt.<br />
Möge unseren neuen Schulfahnen ein langes Leben beschie<strong>de</strong>n sein, und wünschen wir<br />
uns, dass die Caroliner sie in Ehren halten.<br />
Andreas Löskow<br />
1 Vgl. Zeitschrift Carolinum, Heft 136, S. 87 ff<br />
2 Lurex ist ein nicht oxydieren<strong>de</strong>s, gol<strong>de</strong>n, silbern o<strong>de</strong>r kupferfarben glänzen<strong>de</strong>s metallisches Effektgarn.<br />
3 Genau genommen ist das Fahnentuch nicht weiß, son<strong>de</strong>rn cremefarben. Auf Empfehlung <strong>de</strong>r herstellen<strong>de</strong>n<br />
Firma wur<strong>de</strong> diese das Aussehen kaum beeinflussen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung vorgenommen. Reinweißer Brillantsamt ist<br />
so fleck- und staubempfindlich, dass <strong>de</strong>r Anblick <strong>de</strong>r Fahne schon nach kurzer Zeit beeinträchtigt wäre.<br />
32
Caroliner wur<strong>de</strong>n Drachenbootweltmeister<br />
Are you ready … Attention … *BEEP*...<br />
Lane one forward, two back, three and four hold … <strong>de</strong>r „Race-official“, o<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>utsch<br />
Schiedsrichter, gibt die letzten Kommandos. Die Drachenboote verschie<strong>de</strong>nster Nationen<br />
sind ausgerichtet. Kurz vor <strong>de</strong>m Start sind Muskeln und Nerven bis aufs äußerste gespannt.<br />
Man atmet tief ein und aus.<br />
Are you ready … Attention…*BEEP*. Das ist das Zeichen für alle im gleichen Takt<br />
loszulegen.<br />
So verläuft ein ganz „normaler“ Start bei <strong>de</strong>r 8. Drachenboot-Weltmeisterschaft in<br />
Sydney/Australien.<br />
31 Jugendliche aus Mecklenburg und Bran<strong>de</strong>nburg durften Deutschland im U18-Bereich<br />
vertreten, darunter auch 10 Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum. Seit Januar diesen<br />
Jahres trainierte das Jugendnationalteam in dieser Besetzung in Neubran<strong>de</strong>nburg und<br />
dafür wur<strong>de</strong>n wir mit 7 Weltmeistertiteln belohnt.<br />
Insgesamt durften wir 18 Tage in „Down-Un<strong>de</strong>r“ verbringen, damit blieb neben <strong>de</strong>n 4<br />
Tagen WM und <strong>de</strong>m täglichen Training auch noch (genügend) Zeit, Sydney samt wun<strong>de</strong>rschönem<br />
Hinterland zu besichtigen. Die Vielfalt <strong>de</strong>r gesammelten Eindrücke hätte auch<br />
für eine doppelt so lange Reise genügend Abwechslung bereitgehalten. Von unseren Betreuern<br />
und Helfern bis ins kleinste Detail durchgeplant und für die Wettkämpfe durch<br />
fundiertes Fachwissen <strong>de</strong>r Trainer, allen voran F.-R. Behrens, bestens vorbereitet, konnten<br />
wir die wohl bis jetzt schönste Zeit unseres Lebens in je<strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong> genießen. An dieser<br />
33
Stelle noch einmal ein Dankeschön an alle, die sich für uns engagiert, uns unterstützt, betreut<br />
o<strong>de</strong>r einfach nur die Daumen gedrückt haben.<br />
Doch bevor sich solche<br />
zuvor nicht geglaubten<br />
Erfolge einstellten,<br />
durften wir eine dreitägige<br />
Rundreise, mal<br />
gänzlich ohne Training,<br />
durch die „Blue Mountains“<br />
erleben.<br />
Dieses riesige Gebiet<br />
aus Canyons ist zu<br />
99% mit Eukalyptus bewal<strong>de</strong>t<br />
und bot uns<br />
nord<strong>de</strong>utschen Flachlän<strong>de</strong>rn<br />
Ausblicke von<br />
nie geahnter Schönheit.<br />
Wil<strong>de</strong> Tiere bekamen<br />
wir, bis auf eine tot auf<br />
<strong>de</strong>m Weg liegen<strong>de</strong><br />
Braunschlange, die<br />
zweitgiftigste Schlange<br />
<strong>de</strong>r Welt, dort nicht zu<br />
sehen. Dafür aber konnten wir im „Featherdale Wildlifepark“, einer Art Tierpark, auf<br />
Tuchfühlung mit Koalas, Kängurus und weiteren urtypisch australischen Tieren gehen.<br />
Nach dieser Tour wur<strong>de</strong> das Training wie<strong>de</strong>r aufgenommen. Dazu gehörten Läufe und<br />
Kraftübungen an Traumsträn<strong>de</strong>n, sowie pad<strong>de</strong>ln entlang an einsamen Buchten und teuren<br />
Yachten. Untergebracht waren wir in Manly, einem Vorort 10 km von <strong>de</strong>r Innenstadt samt<br />
„Opera“ und „Habourbridge“, in einer Jugendherberge. Nach <strong>de</strong>m am Vormittag absolvierten<br />
Training fuhren wir via Fähre innerhalb von 40 Minuten zum Innenstadthafen in<br />
Front <strong>de</strong>r Skyline von Sydney und <strong>de</strong>n eben genannten Sehenswürdigkeiten. Auf diese Art<br />
und Weise verging eine ganze Woche wie im Fluge. Am Vormittag erhielten wir Paddler<br />
<strong>de</strong>n letzten Feinschliff<br />
und wur<strong>de</strong>n dafür beispielsweise<br />
mit <strong>de</strong>m Besuch<br />
<strong>de</strong>s Sydney-tower,<br />
<strong>de</strong>m höchsten Gebäu<strong>de</strong><br />
in Sydney mit einem<br />
360°-Panoramablick,<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aquariums mit<br />
typisch australischen<br />
Wasserbewohnern belohnt.<br />
Dann die WM – 4<br />
Tage im andauern<strong>de</strong>n<br />
Wettkampfstress und<br />
uneindämmbarer Euphorie!<br />
Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r selbst<br />
erfolgreich an (wichtigen)<br />
Wettkämpfen teilgenommen<br />
hat, kennt<br />
dies, allen an<strong>de</strong>ren ist es<br />
34
nicht erklärbar. Am Sonntag, <strong>de</strong>m 23.09., waren die 8th IDBF World Dragon Boat Racing<br />
Championships dann been<strong>de</strong>t.<br />
Mit bester Stimmung fand am nächsten Morgen das Frühstück, Sachen packen und<br />
eine kurze Auswertung <strong>de</strong>r Reise statt. Wir bestiegen das Flugzeug und traten <strong>de</strong>n 24-stündigen<br />
Flug mit Zwischenaufenthalt in Bangkok an. Dort wur<strong>de</strong> gelacht, geschwärmt o<strong>de</strong>r<br />
auf Grund <strong>de</strong>r Erschöpfung sehr viel geschlafen.<br />
Nun hat uns <strong>de</strong>r Alltag wie<strong>de</strong>r eingeholt, die Zeit <strong>de</strong>r Klausuren hat begonnen, doch<br />
diese Erlebnisse geben sogar noch Erzählstoff für die Enkel her, so war schon das Versprechen<br />
<strong>de</strong>r Trainer vor <strong>de</strong>r WM. Viele von uns sind zu alt, um in <strong>de</strong>r nächsten Saison wie<strong>de</strong>r<br />
im Jugendbereich für Deutschland bei <strong>de</strong>r EM in Italien pad<strong>de</strong>ln zu dürfen, die Konkurrenz<br />
für so junge Paddler im Erwachsenenbereich ist sehr stark, doch diesen Sport weiter<br />
betreiben, das wollen wohl alle!<br />
Noch einmal Danke für all dies im Namen <strong>de</strong>s gesamten Teams an alle Unterstützer.<br />
Alle sind fest davon überzeugt, dass das Jugendnationalteam auch in Zukunft so erfolgreich<br />
bleiben wird.<br />
Johannes George, Klasse 12<br />
35
„Spot on“ für die Rezitatoren <strong>de</strong>r 7. und 8. Klassen<br />
hieß es am 20. und 27. September für die 7. und 8. Klassen <strong>de</strong>s Carolinums. In einem Rezitationswettbewerb<br />
traten die Schüler gegeneinan<strong>de</strong>r an und versuchten mit ihren Stimmen<br />
zu beeindrucken. „Raum wird Traum und Rausch wird Dichtung“, so lautet ein Vers <strong>de</strong>s<br />
Herbstgedichts „Oktober“ von Erich Kästner.<br />
Dieses sowie eine Auswahl an<strong>de</strong>rer Lyrik hatten die Rezitatoren zuvor im Unterricht<br />
behan<strong>de</strong>lt. „Wir wollen Schüler wie<strong>de</strong>r verstärkt an die Schönheit <strong>de</strong>r Poesie heranführen“,<br />
erklärte Hannelore Gentzen als Leiterin <strong>de</strong>r Fachschaft Deutsch. Dafür hatte man <strong>de</strong>n<br />
Rezitationswettstreit neu belebt.<br />
Für <strong>de</strong>n „großen Tag“ kürten die Klassen ihre bei<strong>de</strong>n besten Sprecher, die sich dann<br />
mit ihren Mitstreitern außerhalb <strong>de</strong>s Klassenverban<strong>de</strong>s messen sollten. „Als zusätzlicher<br />
Ansporn, und vor breitem Publikum“, meinte Hannelore Gentzen zwinkernd. Und dieses<br />
Publikum bestand vor allem aus <strong>de</strong>m Fankreis <strong>de</strong>r Rezitatoren: Jeweils zwei Mitschüler<br />
pro Sprecher, plus <strong>de</strong>r eingela<strong>de</strong>nen Eltern!<br />
Ein bisschen Lampenfieber ließ sich da wohl nicht vermei<strong>de</strong>n. „Man erkennt vor lauter<br />
Aufregung seine eigene Stimme nicht“, meinte Toren Gipp nervös. Dennoch: Diese einzigartige<br />
Erfahrung wollte keiner <strong>de</strong>r Teilnehmer missen: „Sich hinstellen zu können und zu<br />
zeigen, was man drauf hat: Das ist einfach ein total cooles Gefühl!“ Paula Haase sprühte<br />
vor Begeisterung.<br />
Und vielleicht braucht man ja gera<strong>de</strong> dieses Gefühl <strong>de</strong>r Aufregung, um sein Bestes zu<br />
geben. Die Jury je<strong>de</strong>nfalls war von <strong>de</strong>r Leistung aller Teilnehmer überzeugt. Sie bestand<br />
aus drei Lehrern sowie zwei Schülern <strong>de</strong>r jeweiligen Jahrgangsstufe. Die „Unbestechlichen“,<br />
wie Dirk Kollhoff, Deutschlehrer am Gymnasium Carolinum, feststellte. Sie beurteilten<br />
nach zwei Kriterien: Der A-Note zur Einschätzung von Textsicherheit und Betonung,<br />
sowie <strong>de</strong>r B-Note für <strong>de</strong>n Gesamteindruck, inklusive Mimik und Gestik.<br />
36
Eigentlich konnte es nur Sieger geben. Denn sich vor einem Publikum in einem Gedichtvortrag<br />
zu präsentieren, be<strong>de</strong>utet bereits ein hohes Maß an Mut. Die Sieger unter <strong>de</strong>n<br />
Siegern wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r siebten Klasse dann jedoch Benjamin Tiedt, gefolgt von Jill Kolodzynski.<br />
Den dritten Platz ergatterten gleich zwei <strong>de</strong>r Teilnehmer. Denn Sophia Möller und<br />
Sophie Reimann, so entschied die Jury, waren bei<strong>de</strong> gleich fantastisch.<br />
In <strong>de</strong>r achten Klasse konnte sich Laura Malik gegen ihre Mitstreiter durchsetzen. Tanja<br />
Alexandrin wur<strong>de</strong> zweite, Paula Haase dritte.<br />
Es war ein erfolgreicher Auftakt für eine hoffentlich lange Rezitationstradition. Fortsetzung<br />
folgt. Denn bereits im nächsten Jahr wolle man auch an<strong>de</strong>re Jahrgänge mit einbeziehen,<br />
allen voran die neunte Klasse.<br />
Elisa Wehser<br />
Schülerin Klasse 13<br />
37
38<br />
<strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />
Die <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong> ist an einem würdigen Ort im Gymnasium Carolinum angebracht. Diese<br />
Form <strong>de</strong>s Erinnerns wird als wichtiger Meilenstein in unserer Schulgeschichte betrachtet,<br />
<strong>de</strong>nn alle, sowohl Schüler als auch Lehrer, wer<strong>de</strong>n aufgefor<strong>de</strong>rt, sich bewusst mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Vergangenheit, mit <strong>de</strong>r Schulgeschichte sowie persönlichen Schicksalen auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />
Fachschaft Geschichte
Aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
Eine neue Stele erinnert an Paul Schondorf<br />
Seit einigen Monaten erinnert eine von <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz aufgestellte Stele direkt vor<br />
<strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum an <strong>de</strong>n Ministerialbaurat Paul Schondorf.<br />
Der Text <strong>de</strong>r Stele wird mit freundlicher Genehmigung <strong>de</strong>r Stadt Neustrelitz im folgen<strong>de</strong>n<br />
hier abgedruckt.<br />
Ministerialrat Paul Schondorf<br />
Baumeister<br />
1873 Paul Schondorf wird am 1. November als Sohn <strong>de</strong>s Großherzoglichen Musikdirektors<br />
und Komponisten Johannes in Schondorf in Güstrow geboren.<br />
Er studiert Architektur in München und Braunschweig. Nach <strong>de</strong>m ersten<br />
Examen arbeitet er im Bauamt Lübeck und Schwerin.<br />
1902 – 1903 Mit <strong>de</strong>m zweiten bestan<strong>de</strong>nen Examen wird er im Lan<strong>de</strong>sbaudistrikt Güstrow<br />
als Regierungsbaumeister beschäftigt.<br />
1903 – 1911 Paul Schondorf steht <strong>de</strong>m Baudistrikt Dargun vor.<br />
1911 – 1912 Er arbeitet als Landbaumeister und Baudirektor im Staatsbaudistrikt Rostock.<br />
1912 Im Juni erfolgt die Berufung als Dezernent für das Hochbauwesen im Mecklenburg-Strelitzer<br />
Staatsministerium.<br />
Seit <strong>de</strong>m Eintritt in das Mecklenburg-Strelitzer Staatsministerium ist er bestrebt,<br />
die Rückstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Schulen und Domänen<br />
zu beseitigen. Nicht zuletzt bemüht er sich, die Arbeiterwohnverhältnisse<br />
auf <strong>de</strong>m Land einer gründlichen Än<strong>de</strong>rung und Besserung zu unterziehen.<br />
Der Großherzog ernennt ihn später zum Ministerialbaurat und bautechnischen<br />
Mitglied <strong>de</strong>s Großherzoglichen Ministeriums in Neustrelitz.<br />
1934 Er tritt in <strong>de</strong>n Ruhestand ein und zieht an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nsee, wo er bis zu seinem<br />
To<strong>de</strong> 1949 wohnt.<br />
Weitere Beispiele seines Schaffens:<br />
Amtshaus in Röbel,<br />
Kirche in Marihn bei Penzlin,<br />
Erweiterungs- und Hörsaalbauten im Anatomischen Institut und <strong>de</strong>n Ausbau<br />
<strong>de</strong>r Augenklinik an <strong>de</strong>r Universität in Rostock,<br />
Neubau <strong>de</strong>r Erziehungsanstalt „Bethanien“ in Neubran<strong>de</strong>nburg, heute das<br />
Lan<strong>de</strong>sbauamt (Mecklenburg-Vorpommern),<br />
Neubau <strong>de</strong>s Großherzoglichen Parkhauses am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tiergartens,<br />
Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r zerstörten Burg in Wesenberg nach einem Brand 1918,<br />
Umbauarbeiten an <strong>de</strong>r Orangerie in Neustrelitz,<br />
Entwurf für Schulen in Selmsdorf bei Schönbeck (Lübeck)<br />
Das Carolinum – Louisenstraße 30<br />
Das von 1923 – 25 nach Plänen <strong>de</strong>s Ministerialbaurats Paul Schondorf erbaute<br />
Schulgebäu<strong>de</strong> „Neues Carolinum“ ist ein lang gestrecktes dreigeschossiges<br />
Gebäu<strong>de</strong> am Glambecker See.<br />
39
Die Rückseite <strong>de</strong>r Stele<br />
40<br />
Die Monumentalität <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s aber auch die Konsequenz in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> zeigen die Schönheit <strong>de</strong>r gewaltigen Baumasse und damit<br />
<strong>de</strong>n hohen Qualitätsanspruch <strong>de</strong>s Baumeisters.<br />
Beson<strong>de</strong>re Beachtung fin<strong>de</strong>t die Innenarchitektur. In erster Linie ist die kapellenartige<br />
Aula mit <strong>de</strong>r durch Säulen gestützten Empore und <strong>de</strong>r Apsis zu<br />
nennen.<br />
Die farbigen Fenster in <strong>de</strong>r Apsis drücken <strong>de</strong>m Ganzen einen sakralen<br />
Stempel auf.<br />
Über <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>s Mittelbaus erhebt sich eine umfrie<strong>de</strong>te Plattform, die<br />
das ehemalige Observatorium beherbergte.<br />
Der Architekt nannte <strong>de</strong>n naturwissenschaftlichen Flügel „die Seele <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s“.<br />
Denken und Anschauung sollen sich hier im Goethischen Sinne zur „harmonischen<br />
Durchbildung <strong>de</strong>s neuzeitlichen Menschen vereinen“.<br />
Bei <strong>de</strong>n Einweihungsfeierlichkeiten bringt <strong>de</strong>r Kulturminister von Preußen,<br />
Prof. Becker sein Erstaunen über <strong>de</strong>n Weitblick und was hier in einem kleinen<br />
<strong>de</strong>utschen Staat unter einem so tüchtigen Baumeister geschaffen wur<strong>de</strong>,<br />
in seiner Re<strong>de</strong> zum Ausdruck.<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>r Schulentwicklung in Neustrelitz<br />
1757 Herzog Adolf Friedrich IV kauft das Gebäu<strong>de</strong> Markt 16 Ecke Bruchstraße<br />
und schenkt dieses <strong>de</strong>r Stadt.<br />
1758 Im Februar entsteht die erste öffentliche Schule.<br />
Bis dahin gibt es nur Klipp- o<strong>de</strong>r Winkelschulen, d.h. Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n von<br />
Privatpersonen in <strong>de</strong>ren Wohnungen im Rechnen, Schreiben, Lesen und Religion<br />
unterwiesen.<br />
1795 Herzog Carl, Vater <strong>de</strong>r Königin Louise, stiftet am 12. April eine Oberschule<br />
„für die sittliche und wissenschaftliche Bildung <strong>de</strong>r Jugend seines Lan<strong>de</strong>s“.<br />
Der Unterricht beginnt mit 49 Schülern.<br />
Das alte Schulgebäu<strong>de</strong> erweist sich bald als zu klein. Daraufhin mietet <strong>de</strong>r<br />
Herzog im Oktober <strong>de</strong>s Jahres das Haus Markt 17.<br />
Zwei Jahre später wird um eine Erweiterung <strong>de</strong>s alten Schulhauses Markt<br />
16 o<strong>de</strong>r einen Neubau gebeten.<br />
1803 Herzog Carl legt am 9. Juni <strong>de</strong>n Grundstein zum neuen Schulgebäu<strong>de</strong> auf<br />
<strong>de</strong>m ehemaligen Friedhof in <strong>de</strong>r Glambecker Straße 10.<br />
Der Baumeister Friedrich Wilhelm Dunkelberg erhält <strong>de</strong>n Auftrag.<br />
1805 Anfang Dezember wird <strong>de</strong>r noch unvollen<strong>de</strong>te Bau von <strong>de</strong>r Oberschule bezogen<br />
und mit <strong>de</strong>m Unterricht begonnen. Nach und nach ziehen auch die<br />
an<strong>de</strong>ren Schulen <strong>de</strong>r Stadt ein, so dass sechs verschie<strong>de</strong>ne Schultypen im<br />
Haus untergebracht sind. Sie zu vereinen ist durch das Fehlen von „brauchbaren“<br />
Lehrern anfänglich unmöglich.<br />
Die Lehranstalt heißt zunächst Neustrelitzer Stadtschule.
1811 Am 6. Oktober erhebt Herzog Carl auf Antrag <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Dirktors Siefert die<br />
Oberschule zum Gymnasium mit Namen „Carolinum“.<br />
1828 Die Stadtschule wird in Gymnasium Carolinum und Realschule getrennt<br />
und verbleibt noch bis 1860 im gleichen Schulhaus. Danach zieht die Realschule<br />
aus.<br />
Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium waren u. a.<br />
<strong>de</strong>r Maler Wilhelm Riefstahl,<br />
<strong>de</strong>r Altertumsforscher und Ent<strong>de</strong>cker Trojas Heinrich Schliemann,<br />
<strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s „Max-Planck-Institutes für Psychiatrie“ Prof. Dr. Emil<br />
Kraepelin,<br />
<strong>de</strong>r Naturwissenschaftler Prof. Dr. Karl Kraepelin, Mitbegrün<strong>de</strong>r und Leiter<br />
<strong>de</strong>s Naturhistorischen Museums Hamburg,<br />
<strong>de</strong>r Sprachgelehrte und Lexikograph Prof. Dr. Daniel San<strong>de</strong>rs,<br />
<strong>de</strong>r Pharmazeut Prof. Dr. Hermann Thoms, Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pharmazeutischen<br />
Instituts in Berlin<br />
Zur Geschichte <strong>de</strong>s Carolinums an diesem Standort<br />
1922 Der Mecklenburg-Strelitzer Landtag genehmigt am 8. April <strong>de</strong>n Neubau am<br />
Glambecker See.<br />
1923 Im Frühjahr wird mit <strong>de</strong>m Bau begonnen.<br />
Ministerialrat Paul Schondorf erhält dazu <strong>de</strong>n Auftrag.<br />
1925 Im Juni fin<strong>de</strong>t die Einweihungsfeier statt.<br />
Der Baumeister Ministerialrat Paul Schondorf hat „das schöne Projekt nach<br />
bau- und schultechnischen Grundsätzen unter Berücksichtigung aller mo<strong>de</strong>rnen<br />
Fortschritte <strong>de</strong>s Bau- und Schulwesens ausgearbeitet und mit unermüdlichem<br />
Fleiß bei <strong>de</strong>r Bauausführung die Oberleitung bis zur Fertigstellung<br />
inne gehabt“.<br />
1939 Während <strong>de</strong>s II. Weltkrieges wird aus <strong>de</strong>m Schulhaus ein Lazarett.<br />
1949 Die „Rote Armee“ belegt nach <strong>de</strong>m Krieg das Gebäu<strong>de</strong>.<br />
Es bleibt vorerst weiter Lazarett.<br />
Später entsteht für die Garnison ein Krankenhaus und ein kulturelles Zentrum.<br />
Das Gebäu<strong>de</strong> wird „Haus <strong>de</strong>r Offiziere“ genannt.<br />
1993 Mit <strong>de</strong>m Abzug <strong>de</strong>r GUS-Truppen wird das Haus wie<strong>de</strong>r frei. Es beginnen<br />
umfangreiche Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten mit <strong>de</strong>m Ziel, nach<br />
<strong>de</strong>nkmalpflegerischem Vorbild das Haus wie<strong>de</strong>r als Gymnasium zu nutzen.<br />
1997 Im September beziehen die Schüler das Gymnasium „Carolinum“ und <strong>de</strong>r<br />
Schulbetrieb wird aufgenommen. In <strong>de</strong>r ehemaligen Turnhalle ist eine mo<strong>de</strong>rne<br />
Schulbibliothek eingerichtet.<br />
1999 Eine mo<strong>de</strong>rne Sporthalle entsteht für die Schüler auf <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite <strong>de</strong>s Platzes, <strong>de</strong>r auch Schulhoffunktion hat.<br />
2007 Der Schulsportplatz wird auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Straßenseite direkt am Ufer <strong>de</strong>s<br />
Glambecker Sees eingeweiht.<br />
41
42<br />
(Foto: Andreas Löskow)
Historische Anmerkungen zu Emil Kraepelin und<br />
<strong>de</strong>n Stationen seines Lebens<br />
von Holger Steinberg<br />
Auf <strong>de</strong>n Schüler und Gymnasiasten Emil Kraepelin übten beson<strong>de</strong>rs sein älterer Bru<strong>de</strong>r<br />
Karl Kraepelin (1848-1915), <strong>de</strong>r spätere Zoologe und Botaniker, und <strong>de</strong>r Landarzt Louis<br />
Krüger (1837-1892) nachhaltigen Einfluss aus. Gera<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r Begegnungen mit<br />
Letzterem reifte in Kraepelin <strong>de</strong>r Entschluss, ebenfalls Medizin zu studieren. Außer<strong>de</strong>m<br />
gestattete Krüger <strong>de</strong>m Sohn seines Freun<strong>de</strong>s die Benutzung <strong>de</strong>r eigenen Bibliothek. Hier<br />
fand <strong>de</strong>r nach Orientierung Suchen<strong>de</strong> die ‚Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele’<br />
<strong>de</strong>s Philosophen, Psychologen und Physiologen Wilhelm Wundt (1832-1920). Da ihn psychologische<br />
Zusammenhänge sehr interessierten, er wohl zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n ersten Band dieser<br />
programmatischen Schrift mit Begeisterung durchgearbeitet hatte, entschloss er sich,<br />
Irrenarzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 21. April 1874 schreibt sich Emil Kraepelin für das Studium <strong>de</strong>r Medizin an <strong>de</strong>r<br />
Universität Leipzig ein, <strong>de</strong>r Stadt, in <strong>de</strong>r bereits sein Bru<strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>t und promoviert<br />
wor<strong>de</strong>n war und als Lehrer wirkte. Hier blieb er zunächst zwei Semester, bevor er nach<br />
Würzburg wechselte. Ein Schritt, <strong>de</strong>n er sehr schnell bereuen sollte, <strong>de</strong>nn dort arbeitete er<br />
Wundts ‚Grundzüge <strong>de</strong>r Physiologischen Psychologie’ durch und beschloss sofort, diesem<br />
Manne persönlich näher zu treten und bei ihm zu lernen. Eben im Jahr 1875 war Wundt<br />
auf eine or<strong>de</strong>ntliche Professur für Philosophie nach Leipzig berufen wor<strong>de</strong>n und dorthin<br />
kehrt Kraepelin im Frühjahr 1877 also zurück. Während <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Monate wird er<br />
<strong>de</strong>m Professor persönlich auffallen und mit Fleiß <strong>de</strong>ssen Lehrveranstaltungen besuchen.<br />
Jedoch ein ihn außeror<strong>de</strong>ntlich ehren<strong>de</strong>s Angebot Franz von Rineckers (1811-1883), noch<br />
als Stu<strong>de</strong>nt als Assistent in <strong>de</strong>ssen Irrenabteilung <strong>de</strong>s Juliusspitals einzutreten, kann er<br />
nicht ablehnen und kehrt zu ihm nach Würzburg zurück. Dort been<strong>de</strong>t Kraepelin sein Studium,<br />
legt die ärztliche Staatsprüfung ab und promoviert.<br />
Zum August 1878 wechselt er nach München an die Oberbayerische Kreisirrenanstalt<br />
zu Bernhard von Gud<strong>de</strong>n (1824-1886), einem <strong>de</strong>r bekanntesten hirnanatomisch orientierten<br />
Psychiater seiner Zeit. Obwohl die Beziehung zu ihm sehr persönlich und von Dankbarkeit<br />
geprägt war, gestaltete sie sich für <strong>de</strong>n jungen Assistenten doch zunehmend unbefriedigend:<br />
Gud<strong>de</strong>n beantwortete alle Fragen, die auf das Gebiet <strong>de</strong>r Psychosen führten,<br />
<strong>de</strong>ren Wesen und Ursachen zu einem großen Teil noch völlig unklar waren, nur mit Achselzucken,<br />
wandte sich ausschließlich <strong>de</strong>n organisch bedingten, später exogen genannten Hirnerkrankungen<br />
zu. Seine Mitarbeiter hatten sich weitgehend mit <strong>de</strong>r Anfertigung von Hirnschnitten<br />
zu beschäftigen und sich auf die mikroskopische Suche nach <strong>de</strong>n hirnorganischen<br />
Ursachen <strong>de</strong>r Störungen zu begeben. Kraepelin versprach sich von diesem Forschungsansatz<br />
wenig für das Verständnis <strong>de</strong>r Geistesstörungen.<br />
Umso mehr jedoch von <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r Wundtschen Arbeitsmetho<strong>de</strong>n in die Psychiatrie.<br />
Der Leipziger Professor beschäftigte sich innerhalb seines weiter angelegten Forschungsprogramms<br />
auch mit singulären psychischen Grundphänomenen, vor allem <strong>de</strong>r<br />
Sinneswahrnehmung, über das Verhältnis von Reiz und Empfindung, mit Hilfe von<br />
Reaktions- und Zeitmessungen sowie Assoziationstests. Kraepelin verfocht die I<strong>de</strong>e, dass Geistesstörungen<br />
bzw. <strong>de</strong>ren Syndrome und Symptome auf abweichen<strong>de</strong>n psychischen Grundphänomenen<br />
basierten und man bei massenhaften Experimenten mit psychisch Kranken<br />
und Vergleichen mit Gesun<strong>de</strong>n man die Gesetzmäßigkeiten solcher Abweichungen und<br />
43
damit <strong>de</strong>ren Ursache erkennen könne. Somit wen<strong>de</strong>t er seinen Blick ein drittes Mal nach<br />
Leipzig und bittet Wundt, ihn als Assistenten in seinem Labor für Experimentalpsychologie<br />
anzunehmen. Wundts Labor wird jedoch bis 1883/84 eine Privatinitiative bleiben und<br />
er verfügt <strong>de</strong>shalb über keinerlei bezahlte Stellungen, empfiehlt jedoch, sich an Paul Flechsig<br />
(1847-1929) zu wen<strong>de</strong>n. Der sei Professor für Psychiatrie in Leipzig und suche für seine im<br />
Frühjahr 1882 zu eröffnen<strong>de</strong> neue Universitäts-Irrenklinik klinisch erfahrene Assistenzärzte.<br />
Nebenbei könne sich Kraepelin dann gern in seinem Labor beschäftigen.<br />
Kraepelin folgt diesem Rat und tritt am 25. Februar 1882 in die Flechsigsche Klinik in<br />
Leipzig ein. Während <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Monate wird er sich jedoch ausgiebig <strong>de</strong>m zeitrauben<strong>de</strong>n<br />
Studium und Experimentieren bei Wundt hingeben und seine Dienstobliegenheiten<br />
in <strong>de</strong>r Irrenklinik vernachlässigen. Flechsig wird ihn daraufhin, nach noch nicht einmal<br />
viermonatiger Tätigkeit, fristlos entlassen. Dies bringt <strong>de</strong>n gebürtigen Neustrelitzer jedoch<br />
nicht von seinem Vorhaben ab, an <strong>de</strong>r Universität Leipzig zu habilitieren. Er genießt dabei<br />
die Unterstützung einiger Professoren, so von Wundt und <strong>de</strong>m Neurologen Wilhelm Erb<br />
(1840-1921), <strong>de</strong>r Kraepelins Habilitationsangelegenheit gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand Flechsigs<br />
entschei<strong>de</strong>nd befürwortet. Jedoch bringt auch die Habilitation keine Aussicht auf eine<br />
feste bezahlte Anstellung und <strong>de</strong>r junge Privatdozent ist gezwungen, Wundt zu verlassen<br />
und nach München zurückzukehren. In<strong>de</strong>s be<strong>de</strong>utet die Rückkehr in die bayerische<br />
Hauptstadt, wo sich unter von Gud<strong>de</strong>n die Verhältnisse nicht verän<strong>de</strong>rt haben, nicht mehr<br />
als einen kurzen Zwischenaufenthalt. Der bestimmte Wunsch, eine Familie zu begrün<strong>de</strong>n,<br />
lässt ihn schweren Herzens auf die Unbestimmtheit eines aka<strong>de</strong>mischen Aufstiegs verzichten<br />
und sich zum Juli 1884 um eine zu vergeben<strong>de</strong>, sehr gut bezahlte Oberarztstelle an <strong>de</strong>r<br />
schlesischen Irrenanstalt Leubus (Lubi¸a˙z) erfolgreich bewerben. Am 4. Oktober <strong>de</strong>s Jahres<br />
1884 heiratet Kraepelin seine langjährige Verlobte, die auf <strong>de</strong>m Gutsbesitz Marly aufgewachsene<br />
Ina Schwabe (1855-1944). Obgleich sich die Verhältnisse in und um die Anstalt<br />
im O<strong>de</strong>rwald offenbar gut gestalten, reizt es Kraepelin doch, als er von <strong>de</strong>r Ausschreibung<br />
einer Oberarztstelle an <strong>de</strong>r Irrenabteilung <strong>de</strong>s Dres<strong>de</strong>ner Stadtkrankenhauses erfährt, vor<br />
allem, weil er damit an einer stark frequentierten großstädtischen Klinik arbeiten und forschen<br />
kann. Als <strong>de</strong>ren relativ eigenständiger Leiter kann er dann zu<strong>de</strong>m fast völlig frei<br />
über Aufnahme und Abgabe von Patienten entschei<strong>de</strong>n. Ein Umstand, <strong>de</strong>r ihm später, vor<br />
allem in Hei<strong>de</strong>lberg, als I<strong>de</strong>al vorgeschwebt haben muss. In diese Stellung, die er am 1. Mai<br />
1885 antritt, gelangte er scheinbar problemlos. Aber wie sich bald zeigen sollte, mangelte<br />
es hier an Mitteln für wissenschaftliche Forschungen, zumal die Krankenhauskommission<br />
<strong>de</strong>rartige Vorhaben hemmte. Auch im Privaten muss das Ehepaar einen ersten Schicksalsschlag<br />
hinnehmen, als Anfang November ihr erstes Kind kurz nach <strong>de</strong>r Geburt an einer<br />
Nabelschnurumschlingung verstirbt.<br />
Doch plötzlich, durch einen persönlichen Glücksumstand, wird Kraepelin die aka<strong>de</strong>mische<br />
Karriereleiter wie<strong>de</strong>r hingehalten: Hermann Emminghaus (1845-1904), Professor <strong>de</strong>r<br />
Psychiatrie in Dorpat (Tartu), wird 1886 nach Freiburg berufen. Und dieser ehemalige<br />
Würzburger Lehrer Kraepelins vermittelt nun ihn als seinen Nachfolger auf <strong>de</strong>n psychiatrischen<br />
Lehrstuhl <strong>de</strong>r im Machtbereich <strong>de</strong>s russischen Imperiums liegen<strong>de</strong>n, aber<br />
<strong>de</strong>utsch-baltisch geprägten Universität im heutigen Estland. Trotz dieser Umstän<strong>de</strong> zögert<br />
<strong>de</strong>r 30-jährige keine Minute, zurück in die schon abgeschriebene universitäre Laufbahn zu<br />
gelangen. Dort nun kann er sich neben <strong>de</strong>r ärztlichen Tätigkeit, die Klinik umfasst 70 bis<br />
80 Betten, <strong>de</strong>r Forschungsarbeit verstärkt hingeben, die in <strong>de</strong>n ersten Jahren vor allem<br />
eine experimentalpsychologische ist. Mit großer Begeisterung will er in einem selbst begrün<strong>de</strong>ten<br />
experimentalpsychologischen Labor nun endlich sein Forschungsprogramm angehen<br />
und die Wundtsche Experimentalpsychologie in die Psychiatrie einführen. Doch ergeben<br />
sich bald Schwierigkeiten verschie<strong>de</strong>ner Art. So erweist es sich auch als nahezu unmöglich,<br />
mit manifest psychotisch Erkrankten die eine gewisse Mitarbeit erfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Versuche anzustellen. Nun besinnt er sich mehr und mehr darauf, sich <strong>de</strong>r schon in seiner<br />
Antrittsvorlesung angekündigten klinischen Verlaufsbeobachtung <strong>de</strong>r Kranken zu verschreiben.<br />
Schon 1863 hatte Karl Ludwig Kahlbaum (1828-1899) gefor<strong>de</strong>rt, dass das Wesen<br />
44
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Geisteskrankheiten nur dann verstan<strong>de</strong>n und unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
könne, wenn man davon abkäme, eine Einteilung auf <strong>de</strong>r Grundlage irgendwann sich bei<br />
<strong>de</strong>n Patienten zeigen<strong>de</strong>r Symptome vorzunehmen. Vielmehr sei die Beobachtung <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Kranken während ihres gesamten, nicht selten lebenslangen Krankheitsverlaufs notwendig,<br />
um so immer gleiche Muster zu erkennen, die jeweils verschie<strong>de</strong>ne Erkrankungsbil<strong>de</strong>r<br />
repräsentierten. Womöglich entschei<strong>de</strong>nd durch ein persönliches Gespräch mit <strong>de</strong>m<br />
Görlitzer Anstaltsdirektor Kahlbaum während seiner schlesischen Monate in Leubus verlegt<br />
sich Kraepelin immer mehr auf diesen Forschungsansatz. Experimentalpsychologie<br />
und pathologische Hirnanatomie <strong>de</strong>nkt er sich als weitere notwendige Hilfswissenschaften,<br />
die durch Forschung auf ihrem Gebiet zu <strong>de</strong>n gleichen Krankheitseinheiten führen müssten.<br />
Es konstituiert sich Kraepelins theoretisches Konzept seiner pluridimensionalen klinisch-empirischen<br />
Psychiatrie heraus.<br />
Zunehmend <strong>de</strong>primieren ihn jedoch die Isolation vom Deutschen und <strong>de</strong>m wissenschaftlichen<br />
Verkehr, was durch die in zunehmen<strong>de</strong>m Maße restriktive Russifizierung <strong>de</strong>s<br />
gesamten Dorpater Universitätslebens noch verstärkt wird. So kann er ohne Hilfe von<br />
Dolmetschern auch keine eingehen<strong>de</strong>n Gespräche mit seinen Patienten führen. Längere<br />
Reisen während <strong>de</strong>r Semesterferien vor allem nach Mittel- und Sü<strong>de</strong>uropa können nicht<br />
länger ein adäquater Ersatz dafür sein. Briefwechsel, so mit Wundt, berichten von <strong>de</strong>r<br />
Hoffnung auf eine baldige Rückkehr aus <strong>de</strong>m „Exil“ in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Sprachraum.<br />
Diese erfüllt sich mit <strong>de</strong>r Berufung auf <strong>de</strong>n Lehrstuhl <strong>de</strong>r renommierten Universität<br />
Hei<strong>de</strong>lberg, <strong>de</strong>n er zum Frühjahrssemester 1891 übernimmt. Hier nun sollte Kraepelin <strong>de</strong>n<br />
Höhepunkt seines wissenschaftlichen Schaffens erreichen: „Der Kraepelin, <strong>de</strong>ssen Psychiatrie<br />
sich die Welt eroberte, ist <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger Kraepelin.“ Die vornehmlich hier verfassten<br />
Editionen seines ‚Lehrbuches <strong>de</strong>r Psychiatrie’ repräsentieren diesen Gipfel. Darin<br />
führt er seine klinisch-empirische Psychiatrie erstmals breit aus und entwickelt seine Klassifikation<br />
<strong>de</strong>r psychischen Krankheiten mit <strong>de</strong>r bekannten Zweiteilung <strong>de</strong>r endogenen<br />
Psychosen, <strong>de</strong>s Manisch-Depressiven Irreseins und <strong>de</strong>r Dementia praecox, die ein Vorgängerkonzept<br />
<strong>de</strong>r heutigen Gruppe <strong>de</strong>r Schizophrenien darstellt. In Hei<strong>de</strong>lberg als Direktor<br />
einer über 110 Betten verfügen<strong>de</strong>n Universitäts-Irrenklinik will er nun das in Dorpat theoretisch<br />
begrün<strong>de</strong>t Konzept praktisch umsetzen. Er lässt die Klinik umbauen und richtet<br />
Räume für wissenschaftliche Laboratorien ein, vor allem aber große Wachsäle, in <strong>de</strong>nen<br />
eine große Anzahl von Kranken rund um die Uhr wissenschaftlich beobachtet wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Es entstehen umfangreiche Krankenakten. Für je<strong>de</strong>n Patienten legt er außer<strong>de</strong>m<br />
eine Zählkarte an, auf <strong>de</strong>r er die wichtigsten Hinweise über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung<br />
vermerkt. Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre entsteht so eine Sammlung mehrerer Tausend Zählkarten,<br />
die <strong>de</strong>r Forscher nun nach gleichartigen Verläufen ordnet und so tatsächlich auf unterscheidbare<br />
psychische Erkrankungen schließt, vor allem für das große, bis dahin unklare<br />
Gebiet <strong>de</strong>r endogenen Psychosen. Seine eigene Klinik baut Kraepelin um zu einer diagnostischen<br />
Durchgangsstation, die es erlaubt, Patienten schon im Frühstadium ihrer Erkrankung<br />
aufzunehmen und forscherisch bekannte Fälle schnell in an<strong>de</strong>re badische Anstalten<br />
weiter zu verlegen. Deren Spätphase o<strong>de</strong>r Ausgang <strong>de</strong>r Erkrankung beobachtet und vermerkt<br />
er auf seinen Zählkarten während jährlicher Besuche in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Einrichtungen.<br />
Allerdings muss Kraepelin die Basis seiner wissenschaftlichen Forschungen zunehmend<br />
gefähr<strong>de</strong>t sehen, <strong>de</strong>nn er ist immer weniger in <strong>de</strong>r Lage, chronische, forscherisch weniger<br />
interessante Fälle unbürokratisch an Folgeeinrichtungen abzugeben. Die badischen<br />
Anstaltsdirektoren wehren sich erfolgreich dagegen, Erfüllungsgehilfen <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>lberger<br />
Professors zu sein und ihre Kliniken zu Verwahranstalten wer<strong>de</strong>n zu lassen. Dies führt zur<br />
Überfüllung <strong>de</strong>r Kraepelinschen Universitätsklinik und zur Unmöglichkeit neue Patienten<br />
aufzunehmen. Kraepelin kann die Sammlung seiner Zählkarten nicht vervollständigen, seine<br />
Krankheitsklassifikation nicht auf eine noch breite Datengrundlage stellen und ihm<br />
sich klar offenbaren<strong>de</strong> Fehlschlüsse berichtigen.<br />
45
Daraufhin treten die bayerischen Behör<strong>de</strong>n und die Münchener Medizinische Fakultät<br />
an Kraepelin heran und garantieren ihm bei einer Übernahme <strong>de</strong>s dortigen Lehrstuhles<br />
freie Forschungsbedingungen in einer vollkommen neu erbauten, auf <strong>de</strong>m neusten Kenntnisstand<br />
<strong>de</strong>r Irrenversorgung stehen<strong>de</strong>n Psychiatrischen Klinik. Schweren Herzens verlässt<br />
er 1903 die von ihm so geliebte Neckarstadt und nimmt <strong>de</strong>n Ruf nach München an. In<br />
Dorpat hatte Kraepelin die theoretischen Grundfeiler seiner klinisch-empirischen Psychiatrie<br />
eingeschlagen, in Hei<strong>de</strong>lberg konnte er durch <strong>de</strong>ren praktische Umsetzung erste wesentliche<br />
Früchte ernten, <strong>de</strong>ren sichtbarste nur die Dichotomie <strong>de</strong>r endogenen Psychosen ist.<br />
Die Münchener Zeit von 1903 bis 1922 als Professor und Direktor <strong>de</strong>r psychiatrischen<br />
Universitätsklinik und ab 1917 bis 1926 als vorübergehend gleichzeitiger Direktor <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (heute Max-Planck-Institut) wird erkenntnistheoretisch<br />
im Wesentlichen die Nachzeit seines großen wissenschaftlichen Wurfes sein.<br />
Was ihm in München allerdings gelingen wird, ist die Perfektionierung seiner Wissenschaftsorganisation.<br />
Er implementiert die Klasse <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Assistenten und<br />
lässt die Erkenntnisse aus <strong>de</strong>ren jeweiliger Spezialdisziplin in seinen psychiatrisch-pluridimensionalen<br />
Gesamtwurf mün<strong>de</strong>n. Der Münchener Direktor wird so zum Dirigenten eines<br />
ganzen Forschungsorchesters und zieht viele <strong>de</strong>r angesehensten Forscher an seine Klinik<br />
und sein Institut, so unter an<strong>de</strong>rem Wilhelm Weygandt (1870-1939), Willy Hellpach (1877-<br />
1955), Gustav Aschaffenburg (1866-1944), Paul Schrö<strong>de</strong>r (1873-1941), Robert Gaupp<br />
(1870-1953), Karl Wilmanns (1873-1945), Franz Nissl (1860-1919), Alois Alzheimer (1864-<br />
1915), Johannes Lange (1891-1938), Franz Jahnel (1885-1951), Felix Plaut (1877-1940),<br />
Walther Spielmeyer (1879-1935) o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n später <strong>de</strong>m Nationalsozialismus ergebenen<br />
Rassenhygieniker sowie Erb- und Familienforscher Ernst Rüdin (1874-1952). Die Beherrschung<br />
dieses ganzen Ensembles und <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>s Forschungsinstitutes bil<strong>de</strong>n Kraepelins<br />
organisatorische Hauptleistung. Letzteres vermochte er während <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges<br />
und <strong>de</strong>r für Deutschland schweren Nachkriegszeit vor allem mit finanzieller Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s amerikanisch-<strong>de</strong>utschen Stifters James Loeb (1867-1933) zu leisten, auch<br />
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870-1950) und <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Chemischen Industrie trugen durch Spen<strong>de</strong>n dazu bei. Seit<strong>de</strong>m widmete er sich beson<strong>de</strong>rs<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung dieses Institutes, erst recht nach seinem Rückzug von allen universitären<br />
Ämtern im Jahre 1922. So stieg die Forschungsanstalt auf als das „erste Zentrum für ein<br />
umfassen<strong>de</strong>s Studium von Gehirn und Verstand mit all ihren möglichen Störungen“ und<br />
gilt auch heute noch als eine international renommierte Stätte <strong>de</strong>r biologisch orientierten<br />
psychiatrischen Forschung. Obgleich sein erstes, unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> Wundts entworfenes Forschungsprogramm,<br />
die Einführung <strong>de</strong>r Experimentalpsychologie als Schlüsselwissenschaft<br />
<strong>de</strong>r Psychiatrie, nicht in <strong>de</strong>m von ihm erhofften Maße umzusetzen war, arbeitete Kraepelin<br />
doch ein Leben auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Psychologie weiter. Einerseits sagte er an vielen Stellen<br />
selbst, dass ihr stets sein Herz gehörte, an<strong>de</strong>rerseits empfand er sich wohl gegenüber<br />
seinem Leipziger Lehrvater lange in einer Bringschuld. Demzufolge kann er es als Befreiung<br />
betrachtet haben, mit <strong>de</strong>r Arbeitskurve endlich eine elementar be<strong>de</strong>utungsvolle, aber<br />
von vornherein genuin psychologische Arbeit, <strong>de</strong>ren Ergebnisse also keinerlei Anwendung<br />
in <strong>de</strong>r Psychiatrie fin<strong>de</strong>n sollten, vorlegt haben zu können. Fast von selbst ergibt es sich da,<br />
dass er die Arbeitskurve, die er Weygandt zufolge gar als „Hauptwerk seines Lebens“ einstufte,<br />
in <strong>de</strong>r Festschrift anlässlich Wundts 70. Geburtstag publiziert hat.<br />
Kraepelin war ein Liebhaber <strong>de</strong>r Literatur, 1928 wur<strong>de</strong>n einige seiner eigenen Gedichte<br />
postum veröffentlicht. Beson<strong>de</strong>rs mochte er Friedrich Schiller (1759-1805), Fritz Reuter<br />
(1810-1874) und Guy <strong>de</strong> Maupassant (1850-1893), ebenso zeigte er für das Theater Interesse.<br />
Im Privaten wie im Beruflichen entsprach es am ehesten seiner Neigung, in Ruhe und<br />
Zurückgezogenheit zu wirken, fernab öffentlicher Verpflichtungen; <strong>de</strong>r Vater von vier<br />
Töchtern, die von insgesamt acht Kin<strong>de</strong>rn Geburt und Kleinkin<strong>de</strong>salter überlebten, hegte<br />
auch eine große Scheu vor Würdigungen seiner eigenen Person. Die besten Möglichkeiten,<br />
dieser Veranlagung nachzugehen, boten sich einerseits in seiner von einem großen Garten<br />
umgebenen Villa Buon Rimedio am Lago Maggiore, <strong>de</strong>nn hier stand seine umfangreiche,<br />
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viel geliebte Bibliothek, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rerseits in <strong>de</strong>r Klinik. Hier hielt er sich am liebsten im<br />
Wachsaal bei <strong>de</strong>r Krankenbeobachtung auf o<strong>de</strong>r im Dienstzimmer, völlig hingegeben <strong>de</strong>n<br />
Gedanken einer möglichen Perfektionierung <strong>de</strong>r Krankenaufzeichnungen, ihrer Führung<br />
und Gruppierung. Das wollte er möglichst immer allein erledigen, <strong>de</strong>nn er hegte die Überzeugung<br />
<strong>de</strong>s frenetischen Sammlers, außer ihm könnte niemand es wirklich richtig machen.<br />
Politisch soll Kraepelin anfangs <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie und <strong>de</strong>n Arbeiterfragen sehr zugeneigt<br />
gewesen sein. Sehr gut möglich, dass dies in seine Leipziger Phase fiel, <strong>de</strong>nn im<br />
›Roten Sachsen‹, einem Grundpfeiler <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sozial<strong>de</strong>mokratie in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />
<strong>de</strong>s Wilhelminischen Reiches, wäre ein solcher Einfluss <strong>de</strong>nkbarer als in Mecklenburg-<br />
Strelitz, Franken o<strong>de</strong>r im nie<strong>de</strong>rschlesischen O<strong>de</strong>rwald. Zunehmend öffnete er sich jedoch<br />
<strong>de</strong>m anschwellen<strong>de</strong>n Nationalismus und Chauvinismus völkisch-<strong>de</strong>utschtümeln<strong>de</strong>r Kräfte.<br />
Dies konnte sogar so weit führen, dass er internationale Tagungen und Versammlungen<br />
boykottierte, bei <strong>de</strong>nen statt Deutsch Französisch die Konferenzsprache war. Zu diesem<br />
übersteigerten Patriotismus traten ausgeprägte absolutistisch-autoritäre, sittlich-puritanische,<br />
das Bildungsbürgertum extrem glorifizieren<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nzen, mitunter sogar latent rassische<br />
Vorbehalte. Damit allerdings bil<strong>de</strong>te Kraepelin keinesfalls eine Ausnahme in <strong>de</strong>r<br />
europäischen Wissenschaftslandschaft <strong>de</strong>r ersten Jahrzehnte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Die Zeit<br />
vor <strong>de</strong>m einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ereignis <strong>de</strong>s verlorenen Weltkrieges erscheint ihm im Rückblick<br />
als eine Epoche <strong>de</strong>r Sicherheit, <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, für die die auserwählte<br />
Person Otto von Bismarcks (1815-1898) Garant gewesen sei, <strong>de</strong>m er das Attribut „größter<br />
Staatsmann seines Jahrhun<strong>de</strong>rts“ zuerkennt. Während <strong>de</strong>s Krieges engagiert sich <strong>de</strong>r Münchener<br />
Professor einige Zeit politisch, 1916/17 sieht er das Reich in akuter Gefahr, verfolgt<br />
sogar Umsturzpläne gegen <strong>de</strong>n Kanzler Theobald von Bethmann-Hollweg (1856-1921).<br />
Danach, so in <strong>de</strong>r Räteherrschaft, „die wahllos Gesin<strong>de</strong>l aller Art in die verantwortungsvollsten<br />
Ämter hineinspüle” und in <strong>de</strong>r schon <strong>de</strong>r Sozialismus-Kommunismus entstehe,<br />
meinte er alle <strong>de</strong>utschen Werte verloren gehen zu sehen. Eine führen<strong>de</strong> Staatsleitung sei<br />
nicht mehr gegeben, es walte nur noch <strong>de</strong>r Kleingeist von Parteiengesinnung, so schätzte<br />
Kraepelin unzufrie<strong>de</strong>n ein. Wohl resigniert, zog er sich wie<strong>de</strong>r zurück in die Wissenschaft,<br />
in <strong>de</strong>r Überzeugung, so einen besseren Dienst am Volke leisten zu können.<br />
Über nahezu 30 Jahre seit Mitte <strong>de</strong>r 1890er Jahre bis zu seinem To<strong>de</strong> beeinflusste<br />
Kraepelin die Meinungsbildung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Psychiatrie wie es vor ihm wohl nur<br />
Wilhelm Griesinger (1817-1868) und nach ihm nieman<strong>de</strong>m mehr gelang. Er hatte die unbestrittene<br />
Führungsposition inne und sein Konzept verkörperte <strong>de</strong>n maßgeblichen Reibungspunkt<br />
für an<strong>de</strong>re Meinungen.<br />
Bis zuletzt mutete er sich als 70-Jähriger ein volles Arbeitspensum zu. Die letzten Vorhaben<br />
galten <strong>de</strong>r Errichtung eines Institutsneubaus für seine Forschungsanstalt, die immer<br />
noch in Räumen <strong>de</strong>r Universitätsklinik untergebracht war, was auch <strong>de</strong>n Anlass zu Reibereien<br />
mit seinem Lehrstuhl-Nachfolger Oswald Bumke (1877-1950) bot. Zur Rekrutierung<br />
dafür notwendiger Geldmittel wur<strong>de</strong> eine weitere Annäherung an die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />
erreicht und an die Rockefeller-Foundation angebahnt. Kraepelin plante auch<br />
wie<strong>de</strong>r längere Reisen in die USA, nach Indien und Ceylon zur Durchführung ethnopsychiatrischer<br />
Forschungen. Auch die Konzipierung und Nie<strong>de</strong>rschrift einer neunten Auflage<br />
seines Lehrbuches for<strong>de</strong>rte beson<strong>de</strong>re Anstrengungen. Am 4. Oktober 1926 konnte er<br />
Band 2 abschließen, drei Tage später erlag er einer Grippe-Pneumonie.<br />
Anschrift <strong>de</strong>s Verfassers:<br />
Priv.-Doz. Dr. Holger Steinberg, Universitätsklinikum Leipzig, Archiv für Leipziger<br />
Psychiatriegeschichte an <strong>de</strong>r Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Johannisallee 20,<br />
04317 Leipzig<br />
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48<br />
Emil Kraepelins Traumsprache und die<br />
schizophrene Sprachverwirrtheit 1<br />
Dr. Huub Engels 2<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />
als ich vor einem halben Jahr hörte, dass <strong>de</strong>r Kraepelin-Tag in diesem Jahr am zweiten<br />
September stattfin<strong>de</strong>n sollte, schien mir das ein Traumdatum und zwar in <strong>de</strong>m Sinne, dass<br />
das Datum mit Kraepelin und indirekt mit seinen Träumen in Verbindung steht. Der zweite<br />
September ist für Kraepelin nämlich ein bemerkenswerter Tag. Als 14-jähriger Schüler<br />
am Gymnasium Carolinum in Neustrelitz hatte Kraepelin am 2. September 1870 seinen ersten<br />
Rausch, während eines Kommerses von Schülern und Lehrern. Der spätere Abstinenzler<br />
Kraepelin <strong>de</strong>nkt in seinen Lebenserinnerungen mit gemischten Gefühlen zurück an<br />
diesen Tag. Das Wort Rausch nun und das griechische Wort kraipalé für Rausch spielen<br />
eine Rolle in Kraepelins sogenannter Traumsprache und so sind wir auch schon beim<br />
Thema dieses Vortrages: Emil Kraepelins Traumsprache und die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />
Um eventuelle Missverständnisse zu beseitigen will ich gleich hervorheben, dass Kraepelins<br />
Traumsprache sich nicht bezieht auf die Sprache <strong>de</strong>s Traums, damit meint man die<br />
Bil<strong>de</strong>rsprache <strong>de</strong>s Traums, son<strong>de</strong>rn auf die Sprache im Traum. Weiter han<strong>de</strong>lt es sich nicht<br />
um normale Sprache im Traum. Was Kraepelin als Traumsprache bezeichnet, bezieht sich<br />
auf die verschie<strong>de</strong>nen Störungen <strong>de</strong>r Sprache, die im Traume auftreten können, kurz gesagt,<br />
auf die Sprachstörungen im Traume.<br />
Lassen sie mich eine Übersicht geben von <strong>de</strong>m, was Sie erwarten können. Zuerst will<br />
ich erläutern, wieso Kraepelins im Jahre 1906 verfasste Monographie über die Traumsprache<br />
in Vergessenheit geraten ist. Die Monographie basiert auf <strong>de</strong>r Analogie von Traum<br />
und Geisteskrankheit o<strong>de</strong>r Psychose, die daher unser Interesse verdient. Kraepelin konzentriert<br />
sich auf die sich daraus ergeben<strong>de</strong> Analogie <strong>de</strong>r Sprachstörungen im Traume und<br />
<strong>de</strong>r Sprachstörungen <strong>de</strong>r Geisteskranken, die schizophrene Sprachverwirrtheit, und erzielt<br />
dabei zum Teil heute noch interessante Forschungsresultate. Wie man heutzutage <strong>de</strong>n<br />
Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache knacken kann, will ich zumin<strong>de</strong>st an<strong>de</strong>uten. Wegen <strong>de</strong>r Analogie<br />
von Traumsprache und Sprachverwirrtheit will ich dann ein Vorbild geben von <strong>de</strong>r Analyse<br />
einer verwirrten Äußerung eines Patienten. Das Resultat <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>r Traumsprache<br />
gestattet es, eine solche Analyse heute einfacher durchzuführen. Zuletzt will ich<br />
dann noch versuchen, vorher zu sagen, wie die vergessene Monographie Kraepelins in <strong>de</strong>r<br />
Zukunft bewertet wer<strong>de</strong>n wird.<br />
Kehren wir zurück nach Neustrelitz, <strong>de</strong>nn hier fing Kraepelins Interesse an Träumen<br />
an. Im letzten Jahr seiner Schulzeit am Gymnasium Carolinum, das war 1874, beschäftigte<br />
Emil Kraepelin sich mit psychologischen Fragen, was ihn dazu veranlasste seine Träume<br />
aufzuschreiben und <strong>de</strong>ren Entstehungsgeschichte zu untersuchen. Zu welchem Schluss die<br />
erste Untersuchung <strong>de</strong>s damals 18-jährigen Kraepelin geführt hat, sagte Kraepelin uns<br />
nicht in seinen Lebenserinnerungen. Je<strong>de</strong>nfalls war das Interesse für die Psychologie ein<br />
Grund, weshalb Kraepelin beschloss, Irrenarzt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
1 Referat am Kraepelin-Tag, <strong>de</strong>n 2. IX. 2006, in <strong>de</strong>r Orangerie in Neustrelitz<br />
² Zur Zeit Gastforscher am Max Planck Institut für Psycholinguistik, Nimwegen (Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>). Anschrift:<br />
Huub Engels; Paepestraat 17; 6931 CP Westervoort; Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>.
Dann, im Jahre 1886, als er 30 Jahre alt war, erwähnt Kraepelin in einer Arbeit zum ersten<br />
Mal drei seiner Träume und zwar drei Fälle von Erinnerungsfälschungen in seinen<br />
Träumen. In einem Traum zum Beispiel raucht er zum ersten Mal eine Zigarre, obwohl er<br />
nie im Leben geraucht hat. Dieser Traum ist nun nicht gera<strong>de</strong> etwas sehr Beson<strong>de</strong>res. Ungefähr<br />
in gleicher Zeit aber fängt Kraepelin an, sehr beson<strong>de</strong>re Träume – Träume mit<br />
Sprachstörungen – zu sammeln, was dann 1906 dazu führte, dass er eine 100-seitige Monographie<br />
über die Traumsprache veröffentlicht.<br />
Um zu verstehen, wieso diese Monographie so wenig beachtet wird, müssen wir nach<br />
Wien gehen. Dort erschien im Jahre 1900 Sigmund Freuds Hauptwerk Die Traum<strong>de</strong>utung.<br />
In diesem Buch stellte Freud eine neue Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>utung vor und eine neue<br />
Theorie <strong>de</strong>s Traumes. Freud behauptete, <strong>de</strong>r Lösung <strong>de</strong>s Rätsels <strong>de</strong>s Traumes wesentlich<br />
näher gekommen zu sein, als dies in mehrtausendjähriger Bemühung jemals geschehen<br />
war.<br />
Aber viel Anklang fand das Traumbuch zuerst nicht. Erst 1909 war eine zweite Ausgabe<br />
von Freuds Traum<strong>de</strong>utung fällig. Bei <strong>de</strong>r zweiten Ausgabe <strong>de</strong>r Traum<strong>de</strong>utung sagt<br />
Freud: Ein Zeitraum von neun Jahren hat we<strong>de</strong>r an tatsächlichem Material noch an Gesichtspunkten<br />
für die Auffassung <strong>de</strong>s Traumes Neues o<strong>de</strong>r Wertvolles gebracht. Meine Arbeit ist in<br />
<strong>de</strong>n meisten seither veröffentlichten Publikationen unerwähnt und unberücksichtigt geblieben.<br />
An an<strong>de</strong>rer Stelle sagt Freud 1909: Meine Kollegen von <strong>de</strong>r Psychiatrie scheinen sich<br />
keine Mühe gegeben zu haben, über das anfängliche Befrem<strong>de</strong>n hinauszukommen, welches<br />
meine neue Auffassung <strong>de</strong>s Traumes erwecken konnte ... Totgeschwiegen wer<strong>de</strong>n, das ist, so<br />
fürchtet Freud 1909, das Schicksal seines Buches.<br />
Freud war gekränkt, dass die Kollegen von <strong>de</strong>r Psychiatrie – sprich vor allem <strong>de</strong>r<br />
berühmte Kraepelin in München – sein Werk über die Traum<strong>de</strong>utung nicht berücksichtigt<br />
hatten, und so wünschte er, keine Zeile in seinem Buch neuen Arbeiten über <strong>de</strong>n Traum zu<br />
widmen. Kraepelin hat in seiner Monographie aus <strong>de</strong>m Jahre 1906 kein einziges Mal<br />
Freuds Traum<strong>de</strong>utung von 1900 erwähnt, und das hat dazu geführt, das Freud quasi als<br />
Vergeltung die Monographie Kraepelins – die eine Fülle an tatsächlichem Material über<br />
Sprache im Traum enthielt – 1909 und danach totschwieg.<br />
Heute, 100 Jahre nach <strong>de</strong>m Erscheinen, wollen wir die Monographie Kraepelins mit<br />
<strong>de</strong>m Titel Über Sprachstörungen im Traume ins Rampenlicht stellen³. Wieso hat <strong>de</strong>r seriöse<br />
Psychiater Kraepelin sich mit Träumen befasst? Dazu sagt er in <strong>de</strong>n Anfangszeilen <strong>de</strong>r<br />
Monographie folgen<strong>de</strong>s: Die eigentümlichen Wandlungen, die unser gesamtes psychisches<br />
Geschehen im Traum erfährt, sind von jeher ein Lieblingsgebiet <strong>de</strong>r Selbstbeobachtung und<br />
fast noch mehr <strong>de</strong>r künstlichen Zerglie<strong>de</strong>rung und Deutung gewesen. Aus seiner Schulzeit<br />
war Kraepelin schon bekannt mit <strong>de</strong>r Selbstbeobachtung, wie ich schon an<strong>de</strong>utete. In <strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n Zeilen <strong>de</strong>r Monographie sagt Kraepelin dann: Insbeson<strong>de</strong>re sind die Beziehungen<br />
<strong>de</strong>r Träume zu äußeren und inneren Erlebnissen, ferner die Abweichungen in Vorstellungsverbindungen<br />
und Persönlichkeitsbewusstsein, in Erinnerungen und Gedankenarbeit an<br />
zahllosen Beispielen immer aufs neue beschrieben und vielfach auch mit <strong>de</strong>n Erfahrungen<br />
bei Geisteskrankheiten verglichen wor<strong>de</strong>n. Die Ähnlichkeit <strong>de</strong>s Traumes und <strong>de</strong>r Geisteskrankheit<br />
ist es, die <strong>de</strong>n Irrenarzt Kraepelin interessiert. Auf diese Ähnlichkeit haben<br />
Philosophen und Forscher oft hingewiesen. Ich habe mal eine Reihe von Zitaten dazu zusammengestellt.<br />
So sagt Immanuel Kant in seiner Arbeit mit <strong>de</strong>m Titel Versuch über die Krankheiten<br />
<strong>de</strong>s Kopfes: Der Verrückte ist ein Träumer im Wachen. Schopenhauer macht folgen<strong>de</strong>n Vergleich:<br />
Der Traum ist ein kleiner Wahnsinn und <strong>de</strong>r Wahnsinn ein langer Traum. Wilhelm<br />
Wundt, Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r experimentellen Psychologie, <strong>de</strong>ssen Schüler Kraepelin war, hat über<br />
das Verhältnis von Traum und Wahnsinn gesagt: Im Traum durchleben wir selbst fast alle<br />
³ Kraepelin, E. (1906). Über Sprachstörungen im Traume. Leipzig: Engelmann.<br />
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Erscheinungen, die uns in <strong>de</strong>n Irrenhäusern begegnen. Sigmund Freud meint: Der Traum ist<br />
eine Psychose mit allen Ungereimtheiten, Wahnbildungen, Sinnestäuschungen einer Solchen.<br />
An an<strong>de</strong>rer Stelle behauptet er: Es ist wahrscheinlich, dass eine verän<strong>de</strong>rte Auffassung <strong>de</strong>s<br />
Traumes unsere Meinungen über <strong>de</strong>n inneren Mechanismus <strong>de</strong>r Geistesstörungen mit beeinflussen<br />
muss, und so dürfen wir sagen, dass wir an <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>r Psychosen arbeiten,<br />
wenn wir uns bemühen, das Geheimnis <strong>de</strong>s Traumes aufzuhellen. Allan Hobson, <strong>de</strong>r heute<br />
noch leben<strong>de</strong> Traumforscher <strong>de</strong>r Harvard University, hofft durch die Erforschung <strong>de</strong>r<br />
Hirnaktivität während <strong>de</strong>s Traumes mehr herauszufin<strong>de</strong>n über die Ursachen <strong>de</strong>r Psychose.<br />
Er meint: Die Träume versuchen uns zu sagen, was eine Psychose beinhaltet.<br />
Alle Zitate weisen auf die Analogie von Traum und Psychose. In diesem Sinne ist es<br />
für <strong>de</strong>n Irrenarzt Kraepelin durchaus respektabel, sich 1906 mit <strong>de</strong>m Traum als Forschungsobjekt<br />
zu beschäftigen.<br />
In seiner Monographie sagt Kraepelin nach <strong>de</strong>n Anfangszeilen: ... in ganz auffallen<strong>de</strong>r<br />
Weise wur<strong>de</strong>n die sprachlichen Äußerungen im Traume vernachlässigt, obgleich gera<strong>de</strong> sie<br />
mir für <strong>de</strong>n Psychologen wie für <strong>de</strong>n Irrenarzt eine Reihe von beachtenswerten Tatsachen zu<br />
liefern scheinen. Bis 1906 waren also die sprachlichen Äußerungen im Traum unbeachtet<br />
geblieben und Kraepelin hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese gründlich zu studieren.<br />
Wie und wann ist er dazu gekommen? Durch zufällige Erfahrungen, so sagt er, bin ich seit<br />
mehr als 20 Jahren auf die abson<strong>de</strong>rlichen Gestaltungen aufmerksam gewor<strong>de</strong>n, welche die<br />
Traumsprache darbietet. Nämlich die Ähnlichkeit <strong>de</strong>rselben mit <strong>de</strong>r Sprachverwirrtheit, auf<br />
die ich schon 1889 hinweisen konnte, hat mir <strong>de</strong>n Anlass gegeben, im Laufe <strong>de</strong>r Jahre gelegentlich<br />
eine größere Zahl von Sprachbeispielen <strong>de</strong>s Traumes zu sammeln. Ein Teil <strong>de</strong>rselben<br />
stammt von Personen meiner Umgebung, die ich bat, auf <strong>de</strong>rartige Erfahrungen zu achten;<br />
die meisten aber habe ich mir selbst verschafft, in<strong>de</strong>m ich zeitweise eine Tafel an mein Bett<br />
legte, um nach <strong>de</strong>m Erwachen sofort das Geträumte nie<strong>de</strong>rzuschreiben.<br />
Wie Traum und Geisteskrankheit sich ähneln, so ähneln sich also Sprachstörungen im<br />
Traume und die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r hat Kraepelin diese Ähnlichkeit betont. Die Re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geisteskranken<br />
so behauptet Kraepelin schon 1889 erinnern an die ganz ähnlichen Re<strong>de</strong>n, die wir im Traume<br />
zu halten pflegen und noch 1920 wird Kraepelin sagen, dass die Traumsprache in allen Einzelheiten<br />
<strong>de</strong>r schizophrenen Sprachverwirrtheit entspricht.<br />
Welche Erfahrungen Kraepelin nun veranlasst haben, Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache zu<br />
sammeln ist uns lei<strong>de</strong>r unbekannt. Angefangen hat dieses Sammeln vor 1886. Kraepelin<br />
und an<strong>de</strong>re Personen (man <strong>de</strong>nke an Familienmitglie<strong>de</strong>r wie seine Frau und später seine<br />
Kin<strong>de</strong>r) sammeln seit<strong>de</strong>m Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache. Nun ist das Behalten von einem<br />
Stück Traumsprache noch schwieriger als das Behalten von Traumbil<strong>de</strong>rn, und <strong>de</strong>shalb<br />
wie<strong>de</strong>rholte Kraepelin laut beim Erwachen die Sprachstörung solange, bis er sie nie<strong>de</strong>rschreiben<br />
konnte. Das muss sich komisch angehört haben im Hause Kraepelin!<br />
Warum, so fragt man sich, studiert Kraepelin die schizophrene Sprachverwirrtheit nicht<br />
direkt, son<strong>de</strong>rn über <strong>de</strong>n Umweg <strong>de</strong>r ähnlichen Traumsprache? Der Grund dafür ist, dass<br />
bei <strong>de</strong>r Sprachverwirrtheit die Schwierigkeit <strong>de</strong>r Deutung ungleich größer ist, da wir, an<strong>de</strong>rs<br />
als im Traume, nur selten feststellen können, was <strong>de</strong>r Kranke eigentlich hat sagen wollen.<br />
Wenn man nicht weiß, was <strong>de</strong>r Kranke eigentlich hat sagen wollen, wie soll man dann<br />
die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r gestörten Sprachäußerung studieren? Das Problem, das<br />
Kraepelin anrührt kann man auch so verstehen: Der Kranke – <strong>de</strong>r Psychotiker – kann sich<br />
nicht von seiner Welt in unsere Welt versetzen, er kann uns nicht klar machen, was er eigentlich<br />
sagen wollte.<br />
Dem Träumer aber gelingt es aus seiner Traumwelt beim Erwachen in unsere Welt<br />
hinüberzutreten. So scheint Kraepelin eine Sprachstörung in <strong>de</strong>n ersten Sekun<strong>de</strong>n nach<br />
<strong>de</strong>m Erwachen noch fehlerlos, erst beim Aufschreiben wird ihm <strong>de</strong>r fehlerhafte Charakter<br />
50
<strong>de</strong>r Äußerung klar, und was er eigentlich zu sagen meinte im Traum.<br />
Die Tatsache, dass Kraepelin meistens sowohl die Sprachstörung wie auch <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r<br />
Sprachstörung beim Erwachen erfasst, ist <strong>de</strong>r springen<strong>de</strong> Punkt, warum Kraepelins Traumsprache<br />
so wichtig ist, und genau diese Tatsache macht es auch möglich, <strong>de</strong>n Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Traumsprache zu knacken, wie wir später sehen wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r Monographie aus <strong>de</strong>m Jahre 1906 gibt Kraepelin 286 Vorbil<strong>de</strong>r (Beispiele) von<br />
Traumsprache, in mehr als 20 Jahren gesammelt. Die Monographie wird daher in <strong>de</strong>r Literatur<br />
über die Psychopathologie <strong>de</strong>r Sprache als einzigartig eingestuft. Niemals hat seither<br />
jemand eine solche umfassen<strong>de</strong> Arbeit über Sprache im Traum geschrieben. In <strong>de</strong>r Traumliteratur<br />
jedoch wird sie kaum erwähnt. Dass Freud die Monographie totgeschwiegen hat,<br />
ist dafür ein wichtiger Grund.<br />
Auch nach 1906, bis drei Wochen vor seinem To<strong>de</strong> 1926, hat Kraepelin weiter gesammelt.<br />
En<strong>de</strong> vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts wur<strong>de</strong> diese zweite Sammlung aufgefun<strong>de</strong>n, und sie befin<strong>de</strong>t<br />
sich heute im Archiv <strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München. Diese<br />
zweite Sammlung enthält 391 neue Vorbil<strong>de</strong>r von Traumsprache und fast ausnahmsweise<br />
sind sie von Kraepelin selbst4 . So hat also Kraepelin mehr als vierzig Jahre Sprachbeispiele<br />
im Traum gesammelt, an die 700 Beispiele insgesamt. Das ist wirklich einmalig, Kraepelin<br />
ist <strong>de</strong>r Champion <strong>de</strong>r Traumsprache. Mehr als 40 Jahre hat er geträumt für die Psychiatrie.<br />
Was hat Kraepelin nun 1906, als er die Monographie schrieb, gemacht mit <strong>de</strong>n ersten<br />
286 Vorbil<strong>de</strong>rn? Er versucht, die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r Sprachstörungen zu erhellen,<br />
das heißt im Klartext: die Assoziationsmechanismen im Traum zu verstehen. Vielfach ent<strong>de</strong>ckt<br />
er zum Beispiel, dass Klangassoziationen im Traum wirksam sind.<br />
Dann teilt er die Sprachäußerungen ein und zwar in drei Gruppen, die <strong>de</strong>n drei Phasen<br />
von <strong>de</strong>r Entstehung eines Gedankens bis zum sprachlichen Ausdruck entsprechen: einen<br />
Gedanken formen, dann eine Struktur, einen Satz wählen, zum Ausdruck dieser Gedanken,<br />
und schließlich Worte wählen innerhalb <strong>de</strong>r Struktur. In je<strong>de</strong>r dieser drei Phasen können<br />
Störungen auftreten. So können Denkstörungen auftreten: <strong>de</strong>r Gedankeninhalt ist<br />
ganz unverständlich, nichtssagend o<strong>de</strong>r zusammenhangslos, obwohl <strong>de</strong>r Ausdruck ungefähr<br />
korrekt ist; o<strong>de</strong>r aber es schieben sich ablenken<strong>de</strong> Nebenvorstellungen ein. Weitere<br />
Störungen können im Ausdruck von Gedanken auftreten: dazu gehören Verstöße gegen<br />
die Grammatik und das Wegfallen von Teilen einer Re<strong>de</strong>. Störungen in <strong>de</strong>r Wortfindung<br />
äußern sich, in<strong>de</strong>m zum Beispiel nicht das angemessene Wort, son<strong>de</strong>rn ein Fehlwort produziert<br />
wird, oft eine Wortneubildung.<br />
Kraepelin macht an Hand von Vorbil<strong>de</strong>rn klar, wie sehr sich die Traumsprache <strong>de</strong>n<br />
Sprachstörungen bei Patienten mit Dementia praecox (schizophrene Sprachverwirrtheit)<br />
ähnelt. Schließlich versucht Kraepelin in <strong>de</strong>r Monographie auf Grund <strong>de</strong>r Sprachbeispiele<br />
Prozesse im Hirn anzu<strong>de</strong>uten, die verantwortlich sein sollen für die Sprachstörungen im<br />
Traume. Er kommt zum Schluss, dass es zwei Grundstörungen gibt, die mit zwei Hirngebieten<br />
korrespondieren, welche vorübergehend während <strong>de</strong>s Traumzustan<strong>de</strong>s vermin<strong>de</strong>rt<br />
funktionieren: das Praefrontalhirn, Sitz <strong>de</strong>s abstrakten Denkens (im Traum wird konkret<br />
gedacht) und das so genannte Wernicke-Gebiet, verantwortlich für das Verstehen <strong>de</strong>r<br />
Sprache (im Traum kann Unverständliches ohne weiteres produziert wer<strong>de</strong>n).<br />
Interessant ist, dass man neulich zeigen konnte, dass bei schizophrenen Patienten mit<br />
Sprachstörungen ein Hirngebiet, dass das Wernicke-Gebiet umschließt, geschrumpft ist im<br />
Vergleich zum gleichen Gebiet bei Normalen.<br />
4 Eine annotierte Originalausgabe dieses zweiten Korpus von Kraepelins Traumsprache wird bis En<strong>de</strong> 2006<br />
fertig gestellt sein: Emil Kraepelins Traumsprache 1908-1926, eingeleitet und annotiert von Huub Engels.<br />
Eine zum Teil ins Englische übersetzte Ausgabe fin<strong>de</strong>t man in Heynick, F. (1993) Language and its disturbances<br />
in dreams. The pioneering work of Freud and Kraepelin updated. New York: Wiley.<br />
51
Kraepelin erklärte die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r Sprachstörungen in <strong>de</strong>n Träumen meistens<br />
nur pauschal, manchmal gar nicht. Manchmal auch ist Kraepelins Analyse zweifelhaft. Und<br />
so verstehen wir, dass Kraepelin später mal sagte, das es ihm nur ganz ausnahmsweise gelinge,<br />
die Entstehungsgeschichte seiner eigenen Träume einigermaßen klarzulegen.<br />
Da Kraepelin 1906 seine Träume nur pauschal analysierte und die Träume von 1906 bis<br />
1926 fast gar nicht analysiert sind, stellt sich die Frage, ob es möglich sei, die Entstehungsgeschichte<br />
<strong>de</strong>r Sprachstörungen klarzulegen nach Kraepelins Tod. O<strong>de</strong>r aber wird Kraepelins<br />
Traumsprache eine tote Sprache bleiben, eine Sprache <strong>de</strong>ssen grundlegen<strong>de</strong> Struktur<br />
niemals mehr ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n wird?<br />
Schauen wir doch mal kurz auf die tote Sprache <strong>de</strong>r alten Ägypter. Auf die Analogie<br />
von Traum und Hieroglyphensprache hat schon <strong>de</strong>r französische Dichter Charles Bau<strong>de</strong>laire<br />
1856 hingewiesen: er hielt die Träume für eine Art Hieroglyphensprache, <strong>de</strong>ssen<br />
Schlüssel er nicht besitzt. Vergleichen wir also das Verstehen <strong>de</strong>r Traumsprache mit <strong>de</strong>r<br />
Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd für die Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen war <strong>de</strong>r Fund einer zweisprachigen<br />
Inschrift: <strong>de</strong>r Stein von Rosetta. Dieser wur<strong>de</strong> im Jahre 1799 gefun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Nähe<br />
von Alexandrien bei Al-Raschid, Rosette, wie die Franzosen sagen. Nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage<br />
<strong>de</strong>r Franzosen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Stein als Kriegsbeute von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn nach London geführt.<br />
Es ist heute eines <strong>de</strong>r wertvollsten Stücke <strong>de</strong>s British Museum in London. Die obere Inschrift<br />
<strong>de</strong>s Steins ist in Hieroglyphen gestellt, die untere Inschrift ins Griechische. Der griechische<br />
Text konnte gelesen wer<strong>de</strong>n und so hoffte man jetzt, <strong>de</strong>n gleichen Text in Hieroglyphen<br />
entziffern zu können und dann Schritt für Schritt auch Hieroglyphen lesen zu<br />
können, wenn ein griechischer Text fehlte. Diese Hoffnung ging in Erfüllung: nach<strong>de</strong>m die<br />
alt-ägyptische Schrift 1500 Jahre rätselhaft war, wur<strong>de</strong> sie 1822 vom Franzosen Champollion<br />
verstan<strong>de</strong>n.<br />
Kehren wir jetzt zurück zur Traumsprache. Bei Sprachstörungen im Traume wird <strong>de</strong>m<br />
Träumer beim Erwachen meistens klar, was er zu sagen meinte im Traum. Zum Beispiel ist<br />
Euer Majestät Bergholz ein Zeitungshalter als Symbol <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong>. Die Sprachstörung Euer<br />
Majestät Bergholz an sich ist rätselhaft, wie es die Hieroglyphen waren. „Zeitungshalter als<br />
Symbol <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong>“ aber ist an sich zu verstehen, wie <strong>de</strong>r Text in griechischer Sprache auf<br />
<strong>de</strong>n Rosettenstein zu verstehen war. Nur die Verbindung zwischen Sprachstörung und „Erklärung“<br />
ist noch zu erörtern, wie das mit <strong>de</strong>r Verbindung zwischen <strong>de</strong>n Hieroglyphen und<br />
<strong>de</strong>m griechischen Text <strong>de</strong>r Fall war. Im Beispiel muss noch erklärt wer<strong>de</strong>n, auf welche Weise<br />
<strong>de</strong>r Name Bergholz in Verbindung mit <strong>de</strong>m Begriff „Zeitungshalter“ steht. Dies ergibt<br />
sich zwar nicht leicht, ist aber prinzipiell ein nicht unlösbares Problem5 .<br />
So kann man erhoffen, dass sich <strong>de</strong>r Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache knacken lässt, und dass<br />
damit auch Äußerungen von schizophrener Sprachverwirrtheit verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können,<br />
weil ja die schizophrene Sprachverwirrtheit in allen Einzelheiten <strong>de</strong>r Traumsprache<br />
entspricht. Man kann nun sagen:<br />
Kraepelins Träume bil<strong>de</strong>n eine Art von Rosettenstein für die schizophrene Sprachverwirrtheit.<br />
Kraepelin hat während <strong>de</strong>s Schlafes 40 Jahre lang „gemeißelt“ an einem Rosettenstein.<br />
Wir haben daher genügend Material, um <strong>de</strong>n Ko<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Traumsprache zu knacken. Das<br />
Knacken dieses Ko<strong>de</strong>s ist zum Glück leichter als die Entzifferung <strong>de</strong>r Hieroglyphen.<br />
5 Nur durch Anwendung <strong>de</strong>r kombinatorischen Metho<strong>de</strong> gelingt dies: man sucht dabei u.a. in <strong>de</strong>n Träumen<br />
Kraepelins nach weiteren Erwähnungen <strong>de</strong>s Wortes „Zeitung“.<br />
52
Schauen wir uns mal ein leichtes Beispiel an aus <strong>de</strong>r zweiten Traumsammlung, die sich<br />
im Archiv <strong>de</strong>s Max-Planck-Instituts für Psychiatrie befin<strong>de</strong>t: ein Traum aus <strong>de</strong>m Jahre<br />
1923. Die Sprachstörung lautet: Ich fahre nach Milz. Milz, so sagt uns Kraepelin, ist eine<br />
Abzweigung von <strong>de</strong>r Bahn nach Rostock. Was ist die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>s Traumwortes<br />
Milz? Milz ist aus Rostock entstan<strong>de</strong>n. Aber wie? Ist dieses Problem von einem<br />
Frem<strong>de</strong>n zu lösen? Gibt es eine Lösungsstrategie? Natürlich verwen<strong>de</strong>n wir alle Hinweise<br />
Kraepelins. Als Assoziation bei Milz gibt er Bilz. So ergibt sich die Frage wie man von<br />
Rostock nach Bilz kommt.<br />
Was o<strong>de</strong>r wer ist Bilz? Bilz ist ein Ba<strong>de</strong>ort, wie Kraepelin an<strong>de</strong>utet. Da es ein Bilz Bad<br />
in Ra<strong>de</strong>beul bei Dres<strong>de</strong>n gibt, führt uns dies zum ursprünglichen Betreiber dieses Ba<strong>de</strong>s:<br />
Friedrich Eduard Bilz (1842-1922), ein Naturheilkundler. Bilz produzierte auch ein alkoholfreies<br />
Erfrischungsgetränk, das er 1902 Bilz-Brause nannte. Nachher wur<strong>de</strong> es Sinalco<br />
genannt, ein heute noch bekannter Name, <strong>de</strong>r aus sine (ohne) und alcohole zusammengesetzt<br />
ist.<br />
Nun hat Kraepelin eine Art Sinalco produzieren lassen, eine Brauselimona<strong>de</strong> für die<br />
Patienten <strong>de</strong>r Klinik: man nannte das scherzhaft <strong>de</strong>n Kraepelin-Sekt. Lesen wir in diesem<br />
Zusammenhang nun mal, was uns Kraepelin in seinen Lebenserinnerungen sagt über die<br />
Bekanntheit seines Namens in Deutschland. Ich habe keinen Zweifel, dass meine gesamte<br />
wissenschaftliche Tätigkeit meinen Namen nicht soweit bekannt gemacht hat wie die einfache<br />
Tatsache, dass ich keine geistigen Getränke zu mir nahm. Als ich nach Jahren in Italien zufällig<br />
mit einigen Deutschen zusammentraf und sie erfuhren, dass ich aus Hei<strong>de</strong>lberg sei, war<br />
ihre erste Frage, ob ich dort auch <strong>de</strong>n Professor kenne, <strong>de</strong>r nichts trinke. Auch bei meiner<br />
Berufung nach München galt ich dort, offenbar wegen meiner Enthaltsamkeit, als ein etwas<br />
schwieriger Son<strong>de</strong>rling, so dass erst beruhigen<strong>de</strong> Nachrichten eingeholt wer<strong>de</strong>n mussten.<br />
1895 war Kraepelin Abstinenzler gewor<strong>de</strong>n. Ein Abstinenzler nach München berufen<br />
und dazu einer, <strong>de</strong>r gegen das Trinken öffentlich Stellung nahm. Das war 1903 beunruhigend<br />
für die Bierwirtschaft. Aus <strong>de</strong>n gleichen Interessen Kraepelins und Bilz ergibt sich<br />
nun eine Assoziation Kraepelin – Bilz. So kommen wir <strong>de</strong>r Erklärung schon näher; die<br />
Kette von Assoziation lautet: Rostock - ? – Kraepelin – Bilz – Milz.<br />
Was hat Kraepelin bei Rostock gedacht? 1915, das heißt acht Jahre vor <strong>de</strong>m Traum,<br />
machte Kraepelin eine Radreise durch Mecklenburg auf <strong>de</strong>r Suche nach seinen Vorfahren,<br />
<strong>de</strong>n Ahnen. Mann nennt das die Ahnenreise Kraepelins. So ra<strong>de</strong>lte er 1915 durch das<br />
Städtchen Kröpelin wo er <strong>de</strong>n Stammsitz seiner Familie vermutete. Kraepelin betrachtet<br />
sich als Nachfahre <strong>de</strong>r ursprünglichen Kraepelins aus Kröpelin. Lesen wir weiter in Kraepelins<br />
Lebenserinnerungen, da schreibt er, dass er während <strong>de</strong>rselben Reise unter <strong>de</strong>m<br />
Kröpeliner Tor in Rostock anlangte. Die Kröpelinstrasse ist nun die Hauptstrasse Rostocks.<br />
Als Assoziation Kraepelins bei Rostock vermuten wir also Kröpelin und damit<br />
schließt sich die Kette: Rostock – Kröpelin – Kraepelin – Bilz – Milz. Kröpelin passt genau<br />
zwischen Rostock und Kraepelin und dass sich die Kette schließt, ist ein Kriterium für die<br />
Richtigkeit <strong>de</strong>s Rätsels Lösung. Die zwei Wörter Kröpelin und Kraepelin führen zur Lösung<br />
und die Lösung ist einfach, sie ist genau und sie entspricht Kraepelins Lebenserinnerungen.<br />
Schauen wir uns ein zweites Vorbild an. Vi, Tafalk! Lautet eine Auffor<strong>de</strong>rung an <strong>de</strong>n<br />
Leichenbestatter namens Vi, <strong>de</strong>n Sarg für die Leiche zu bringen.<br />
Wie ist <strong>de</strong>r Name Vi entstan<strong>de</strong>n, und woraus ist Vi entstan<strong>de</strong>n? Obwohl Kraepelin es<br />
nicht sagt, ist klar, dass Vi anstatt von Ka getreten ist, <strong>de</strong>nn das fehlt am Wort Katafalk,<br />
offenbar das Wort hinter Tafalk. Wie lautet dann die Entstehungsgeschichte von Vi: Ka –?<br />
– Vi. Vielleicht hat Ka in irgen<strong>de</strong>iner Sprache eine Be<strong>de</strong>utung, die klar macht wie Vi aus<br />
Ka entstan<strong>de</strong>n ist.<br />
Nun, Ka ist alt-ägyptisch und heißt „Lebenskraft“. Der Ka ist Teil <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />
im alten Ägypten, wie das <strong>de</strong>r Eigenname und <strong>de</strong>r Körper sind. Der Ka wird auch <strong>de</strong>r<br />
53
Doppelgänger genannt, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> am Leben bleibt. So lautet <strong>de</strong>s Rätsels Lösung<br />
das Vi aus vis vitalis, dies ist Latein für „Lebenskraft“, entstan<strong>de</strong>n ist, und dass vis vitalis<br />
das Bin<strong>de</strong>glied zwischen Ka und Vi bil<strong>de</strong>t: Ka – vis vitalis – Vi. Vi erweist sich als <strong>de</strong>r so<br />
genannte Ka Diener, ein Priester bei <strong>de</strong>r Begräbnisfeier im alten Ägypten.<br />
Die Lösung ist wie<strong>de</strong>r einfach und genau. Ist sie auch Kraepelin gerecht? Der Begräbnistraum<br />
stammt aus <strong>de</strong>m August 1923. En<strong>de</strong> 1922 wur<strong>de</strong> bei Theben, im alten Ägypten,<br />
im Tal <strong>de</strong>r Könige, Tutanchamuns Grab ent<strong>de</strong>ckt. Ein Schatz nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren kam zum<br />
Vorschein: unter an<strong>de</strong>rem im Februar 1923 zwei Wächter, die vor <strong>de</strong>r Grabkammer stan<strong>de</strong>n:<br />
es waren sogenannte Ka-Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Tutanchamuns. Kraepelin interessierte sich sehr<br />
für Ägypten, das er 1899 besuchte, und wo er Kontakt hatte zum Ägyptologen Ermann.<br />
Die gefun<strong>de</strong>ne Lösung entspricht also auch Kraepelins Lebenserinnerungen.<br />
Zwei Worte haben wir bis jetzt durch Analyse gefun<strong>de</strong>n: Kröpelin und Ka. Gibt es<br />
außer Kröpelin und Ka noch mehr ähnliche, in Träume verborgene Worte? Das griechische<br />
kraipalé erweist sich als wichtiges verborgenes Wort in <strong>de</strong>r Traumsprache. Es heisst<br />
Rausch. Das Wort Rausch kommt zum Beispiel vor im allerersten Traum <strong>de</strong>s Monats Mai<br />
1908. Es ist <strong>de</strong>r erste uns bekannte Traum <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts aufgefun<strong>de</strong>nen<br />
zweiten Traumsammlung Kraepelins.<br />
Als letztes Vorbild will ich einen Traum aus <strong>de</strong>m letzten Lebensjahr Kraepelins, also<br />
von 1926, behan<strong>de</strong>ln. „Rührochs gibt es nicht mehr“ lautet die Sprachstörung im Traum.<br />
Der Traum spielt sich ab in einer Wirtschaft. Woraus ist das Traumwort Rührochs entstan<strong>de</strong>n?<br />
Aus Rührei und Ochsenaugen sagt uns Kraepelin. Warum aber verschmelzen die bei<strong>de</strong>n<br />
Wörter zu einem Worte und warum entsteht nicht Rührochsen statt Rührochs? Hat<br />
die Wortneubildung Rührochs vielleicht eine Be<strong>de</strong>utung? Kann eine Wortneubildung<br />
überhaupt etwas be<strong>de</strong>uten?<br />
Betrachten wir das Traumwort Rührochs mal als mini-Traum: aus nur einem Wort bestehend.<br />
Dazu gibt Kraepelin zwei Assoziationen: Rührei und Ochsenaugen. Freud, in<br />
seiner Traum<strong>de</strong>utung, meint, dass wenn einmal <strong>de</strong>r Träumer seine freien Assoziationen<br />
zum Traum gegeben hat, <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Traumes schon klar wird. Was aber ist nun <strong>de</strong>r Sinn<br />
<strong>de</strong>s Wortes Rührochs: man wür<strong>de</strong> vielleicht meinen, das wäre ein Art Eiergericht und dann<br />
könnte man über <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Eiergerichts spekulieren. Der Sinn von Rührochs wird aber<br />
erst klar, wenn es uns gelingt, eine Verbindung zwischen <strong>de</strong>n zwei Assoziationen Kraepelins<br />
herzustellen. Dann erst kann man klären, woher die zwei Assoziationen und damit die<br />
Wortneubildung Rührochs rühren, und was Kraepelin mit <strong>de</strong>r Wortneubildung Rührochs<br />
sagen will. Lassen sie sich nun überraschen!<br />
Welches Wort ähnelt Rührei? Frühreif! Dies ist eine Klangassoziation („Rührei“ steckt<br />
in „frühreif“). Diese Assoziation ergibt sich leicht, da es die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wortes praecox<br />
ist, ein Kraepelin wohlbekanntes Wort. Aus <strong>de</strong>m lateinischen praecox entstan<strong>de</strong>n ist<br />
das Wort „Aprikose“, die frühreife Frucht, und von „Aprikose“ kommen wir dann zu<br />
Ochsenaugen, <strong>de</strong>nn Ochsenaugen be<strong>de</strong>utet nicht nur „Spiegelei“ son<strong>de</strong>rn auch: Gebäck<br />
mit Aprikose.<br />
Genau zwischen <strong>de</strong>n Wörtern Rührei und Ochsenaugen befin<strong>de</strong>t sich also das Wort<br />
praecox. Man kann auch sagen: praecox hat zu zwei Wörtern Rührei und Ochsenaugen geführt<br />
und diese verschmelzen nicht nur, weil sie bei<strong>de</strong> Eiergerichte sind, son<strong>de</strong>rn vor allem,<br />
weil sie aus ein und <strong>de</strong>mselben Wort entstan<strong>de</strong>n sind. „Rührochs gibt es nicht mehr“<br />
be<strong>de</strong>utet damit „praecox gibt es nicht mehr“. Das Wort praecox erklärt, wieso aus Rührei<br />
und Ochsenaugen ein neues Wort entsteht: Rührochs.<br />
Die gemeinte Äußerung im Traum ist also „praecox gibt es nicht mehr“, und das ist<br />
auch sonnenklar, wenn wir darin „Dementia praecox gibt es nicht mehr“ lesen, da Dementia<br />
praecox 1926 Schizophrenie genannt wur<strong>de</strong>.<br />
54
Die drei Vorbil<strong>de</strong>r sollen klar machen, dass nach <strong>de</strong>r Analyse von vielen Dutzen<strong>de</strong>n<br />
Vorbil<strong>de</strong>rn sich ein Mo<strong>de</strong>ll für die Traumsprache aufstellen lässt6 . Ich habe es Schlüssel –<br />
Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll genannt7 . Der Schlüssel ist <strong>de</strong>r Name Kraepelin. Wörter wie Kröpelin, Ka,<br />
kraipalé und praecox, alles Wörter, die zum Teil zum Namen Kraepelin passen8 , sind Ko<strong>de</strong>wörter<br />
<strong>de</strong>r Traumsprache. Sie formen <strong>de</strong>n Kraepelin-Ko<strong>de</strong>.<br />
Die Ko<strong>de</strong>wörter funktionieren wie eine Art Alphabet für Kraepelins Traumsprache:<br />
das Kraepelin-Alphabet. Schon <strong>de</strong>r Dichter Friedrich Hebbel sagte, dass im Traum mit<br />
einem Alphabet, das <strong>de</strong>r Träumer nicht versteht, unsinnige Figuren zusammengesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hier haben wir also ein solches Alphabet, aus <strong>de</strong>m zwar nicht unsinnige Figuren,<br />
aber scheinbar unsinnige Sprachäußerungen zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll lässt sich verstehen, wenn wir ein Merkmal <strong>de</strong>s Traums im<br />
Allgemeinen betrachten und zwar <strong>de</strong>n vielfach erwähnten egozentrischen Charakter. Der<br />
griechische Philosoph Heraklit hat gesagt: Die Erwachten haben eine gemeinsame Welt, bei<br />
<strong>de</strong>n Eingeschlafenen aber wen<strong>de</strong>t sich je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eigenen zu. Friedrich Nietzsche sagte:<br />
Nichts ist mehr euer Eigenes als eure Träume. Nichts mehr euer eigenes Werk. Subjekt, Form,<br />
Dauer, Akteur, Zuschauer ... in dieser Komödie seid ihr alles selber. Freud meinte: Träume<br />
sind sämtlich egoistisch, in allen tritt das liebe Ich auf, wenn auch verklei<strong>de</strong>t. Man könnte<br />
<strong>de</strong>shalb sagen: <strong>de</strong>r Traum ist eine egozentrische Bil<strong>de</strong>rsprache und die Traumsprache<br />
Kraepelins ist eine egozentrische Sprache. An<strong>de</strong>rs formuliert: <strong>de</strong>r Traum ist wie ein Selbstbild,<br />
die Traumsprache ist wie eine Autobiographie.<br />
Lesen wir nun die erste Zeile aus <strong>de</strong>r Autobiographie Kraepelins: Geboren wur<strong>de</strong> ich<br />
am 15. Februar 1856 als Sohn <strong>de</strong>s 1882 verstorbenen Musiklehrers, späteren Reutervorlesers<br />
Karl Kraepelin in Neustrelitz. Geburtsdatum, Geschlecht, Name und Geburtsort wer<strong>de</strong>n<br />
erwähnt. Sie formen Elemente <strong>de</strong>r minimalen I<strong>de</strong>ntität. Im Traum nun haben wir ein geschwächtes<br />
Ich, ein minimales Ich. Die minimale I<strong>de</strong>ntität in sprachlicher Hinsicht ist <strong>de</strong>r<br />
Eigenname und dieser macht sich breit mittels Ko<strong>de</strong>wörtern in <strong>de</strong>r Traumsprache. In <strong>de</strong>r<br />
Traumsprache spricht <strong>de</strong>s Träumers minimales Ich, aus eigenem Namen, <strong>de</strong>r Eigenname.<br />
So erklärt sich also das Schlüssel-Ko<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>ll.<br />
Nun wollen wir uns kurz <strong>de</strong>n Sprachstörungen in <strong>de</strong>r Schizophrenie hinwen<strong>de</strong>n. Erinnern<br />
wir uns an Freuds Aussage über Traum und Psychose: Es ist wahrscheinlich, dass eine<br />
verän<strong>de</strong>rte Auffassung <strong>de</strong>s Traumes unsere Meinungen über <strong>de</strong>n inneren Mechanismus <strong>de</strong>r<br />
Geistesstörungen mit beeinflussen muss, und so dürfen wir sagen, dass wir an <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
<strong>de</strong>r Psychosen arbeiten, wenn wir uns bemühen, das Geheimnis <strong>de</strong>s Traumes aufzuhellen.<br />
Wenn nun die von Kraepelin immer wie<strong>de</strong>r betonte Analogie von <strong>de</strong>r schizophrenen<br />
Sprachverwirrtheit und <strong>de</strong>r Traumsprache zutrifft, wäre man geneigt zu sagen, dass<br />
Sprachstörungen schizophrener Patienten jetzt leichter zu verstehen sind. Leichter aber<br />
heißt nicht leicht. Leichter wird es, weil wir <strong>de</strong>n Eigennamen auch hier als Schlüssel vermuten.<br />
Ein Vorbild einer Sprachstörung, das ich ins Deutsche übersetzt habe, soll zeigen, wie<br />
mit Hilfe <strong>de</strong>s Eigennamens eine Dekodierung stattfin<strong>de</strong>n kann9 . Die Sprachstörung <strong>de</strong>s<br />
Patienten trat hervor, als er vom Unfall erzählte, bei <strong>de</strong>m sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod<br />
6 Einige weitere Vorbil<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t man in: Huub Engels, Frank Heynick & Cees van <strong>de</strong>r Staak. (2003). Emil<br />
Kraepelin´s dream speech: a psychoanalytic interpretation. International Journal of Psychoanalysis, 84,<br />
1281-1294.<br />
7 Engels, Huub (2004). Gestoor<strong>de</strong> taal in <strong>de</strong> dromen van Emil Kraepelin (Promotionsschrift). ISBN 90-6464-<br />
228-1. Als full-text im Internet: www.webdoc.ru.nl/e/engels h/gesttaind.pdf; Zusammenfassung in Englisch<br />
auf Seite: 207-214.<br />
8 Da praecox zu Rühr-ochs führt, müsste man es in <strong>de</strong>r Traumsprache als praec-ox abbrechen. Man vergleiche<br />
nun praec mit Kraep-elin.<br />
9 Siehe Engels (2004, S. 169-173)<br />
55
fand, und wobei er selbst anwesend war. Auf die Frage nach <strong>de</strong>r Unfallstelle, antwortete<br />
<strong>de</strong>r Patient zebrasche<strong>de</strong>ich. Die Analyse ergab folgen<strong>de</strong>s. Die Wortneubildung zebrasche<strong>de</strong>ich<br />
fängt an mit ze, Anfangsklang <strong>de</strong>s wirklichen Unfallortes, wo sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r,<br />
mit zweitem Namen Vincent10 , verunglückte. Zebra <strong>de</strong>utet auf <strong>de</strong>n Zebrastreifen hin, wo<br />
sein Freund, auch Namens Vincent, durch einen Lastkraftwagen ergriffen wur<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>n<br />
Assoziationen <strong>de</strong>s Patienten ergibt sich, dass Deich ein Hinweis ist auf <strong>de</strong>n Schaf<strong>de</strong>ich und<br />
das Sprichwort: wenn ein Schaf über <strong>de</strong>n Damm o<strong>de</strong>r Deich geht folgen mehrere. Der<br />
Patient, namens Siegfried, hatte die Strasse überquert, sein jüngerer Bru<strong>de</strong>r Vincent, noch<br />
ein Knirps, lief hinter ihm her und wur<strong>de</strong> von einem Wagen ergriffen. Man beachte die<br />
ähnlichen Namen Vincent und Siegfried: <strong>de</strong>r Begriff „siegen“ steckt auch im Namen<br />
Vincent.<br />
Zwei Nebenvorstellungen stören <strong>de</strong>n Hauptgedanken, <strong>de</strong>r nur sehr gering, als ze, in <strong>de</strong>r<br />
Wortneubildung zum Ausdruck kommt. Die erste Nebenvorstellung bezieht sich auf einen<br />
an<strong>de</strong>ren Unfall und die Unfallstelle (Zebrastreifen), wobei sich die Ähnlichkeit von<br />
Namen (Vincent) aufdrängt. Die zweite Nebenvorstellung entsteht gar nicht über eine<br />
Unfallstelle, son<strong>de</strong>rn über die Art und Weise, wie das Unglück <strong>de</strong>s Bru<strong>de</strong>rs Vincent vorging:<br />
diese zweite Nebenvorstellung wird durch <strong>de</strong>n Begriff „überqueren <strong>de</strong>r Strasse“ in<br />
Zebrastreifen ausgelöst.<br />
Man erahnt unbewusste Schuldgedanken („wenn ich, Siegfried, die Strasse nicht überquert<br />
hätte, wäre mein Bru<strong>de</strong>r Vincent mir nicht gefolgt“), die das Leben <strong>de</strong>s Patienten<br />
beherrscht haben. Dass Sprachstörungen nicht für sich stehen, son<strong>de</strong>rn Teil <strong>de</strong>r Psychose<br />
ausmachen, will ich noch kurz an<strong>de</strong>uten. Derselbe Patient lief von Nimwegen aus nach<br />
Xanten in Deutschland, 60 km hin und tags darauf wie<strong>de</strong>r zurück. Seine Füße bluteten am<br />
En<strong>de</strong>. Die I<strong>de</strong>e, nach Xanten zu gehen, war ihm von Stimmen eingegeben wor<strong>de</strong>n: er<br />
wür<strong>de</strong> sich dann besser fühlen, wenn er diesen Marsch machte. War es eine Art Bußgang?<br />
Die Unfallstelle, an <strong>de</strong>r Vincent verunglückte, liegt an <strong>de</strong>r Route <strong>de</strong>s bekannten Viertagemarsches<br />
rund um Nimwegen. Steht also <strong>de</strong>r Unfallort in irgen<strong>de</strong>iner Verbindung zu<br />
Xanten und <strong>de</strong>r Marsch dorthin auch? Der Patient wollte sich in Xanten die Römischen<br />
Reste anschauen und auf <strong>de</strong>m Markt ein Bier trinken, so sagte er während eines <strong>de</strong>r Gespräche.<br />
Was gehört zu diesen bei<strong>de</strong>n Gedanken? Zu <strong>de</strong>n Römischen Resten: die Unfallstelle<br />
ist verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e vom alten Rom; Xanten funktioniert daher als Ersatz für<br />
die Unfallstelle: bei<strong>de</strong> sind mit <strong>de</strong>m alten Rom verbun<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>m Bier auf <strong>de</strong>m Marktplatz:<br />
am Marktplatz von Xanten steht die Kirche Sankt Viktor; die Namen Vincent und<br />
Viktor sind bei<strong>de</strong> vom Lateinischen Verb vincere „siegen“ hergeleitet. Man erkennt daher,<br />
dass für Siegfried <strong>de</strong>r Marsch nach Xanten als Ersatz für einen Marsch nach „Rom“ und<br />
„Viktor“ für Vincents Unfallstelle fungierte. So klären sich nicht nur Sprachstörungen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch weitere Äußerungen <strong>de</strong>r Psychose <strong>de</strong>s Patienten. So weit dieser Fall.<br />
Die Psychoanalytikerin Kalinich hat die Psychose als ein eigentümliches Verhältnis zum<br />
eigenen Namen charakterisiert. Die von Kraepelin betonte Analogie <strong>de</strong>r Traumsprache und<br />
<strong>de</strong>r schizophrenen Sprachverwirrtheit könnte also auch eine Analogie <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle beinhalten:<br />
hier wie dort könnte <strong>de</strong>r Eigenname als ‚Schlüssel‘ funktionieren. Kraepelins<br />
Traumsprache ist also durchaus nicht als Eigentümlichkeit Kraepelins zu betrachten. Für<br />
die Psychiatrie scheint sie mir früher wie heute wichtig. Auch für Psychoanalytiker ist sie<br />
interessant. Vielleicht führt sie auch zum erneuten Studium <strong>de</strong>r Sprachstörungen im All<br />
tagsleben, die unter <strong>de</strong>m Namen Freudsche Versprecher bekannt sind.<br />
10 Dass <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r als zweiten Vorname Vincent hatte, wur<strong>de</strong> erst nach vielen Gesprächen beiläufig von<br />
Patienten mitgeteilt. Ohne Kenntnis dieses „verstecken“ Namen ist eine Analyse von Zebrasche<strong>de</strong>ich<br />
unmöglich.<br />
56
Meine Damen und<br />
Herren: ich will jetzt<br />
zum Abschluss meines<br />
Vortrages kommen.<br />
Der amerikanische<br />
Traumforscher<br />
David Foulkes hat<br />
mal gesagt: However<br />
visual dreaming may<br />
seem it may be planned<br />
and regulated by<br />
the human speech<br />
production system:<br />
das Träumen mag<br />
also visuell scheinen,<br />
wird aber geplant<br />
und geregelt vom<br />
Sprachproduktionssystem.<br />
So sind es gera<strong>de</strong><br />
die Träume Kraepelins,<br />
in <strong>de</strong>nen<br />
Sprache produziert<br />
wird, welche vielleicht<br />
am besten dazu<br />
geeignet sind, <strong>de</strong>n<br />
Traum zu studieren.<br />
Gestatten Sie mir,<br />
dass ich in diesem<br />
Zusammenhang Detlev<br />
Ploog, ehemaliger<br />
Direktor <strong>de</strong>s Max-<br />
Planck-Instituts für<br />
Psychiatrie, zitiere.<br />
Ploog schrieb 1993<br />
folgen<strong>de</strong> Zeilen im<br />
Vorwort zu diesem<br />
Buch11 über Sprachstörungen<br />
im Traum in <strong>de</strong>m erstmals eine englische Übersetzung <strong>de</strong>r Monographie Kraepelins<br />
erschien: Whereas Freud has dominated the science of dreams for most of this century,<br />
the future may look upon his contemporary Kraepelin as a forerunner of a new trend in dream<br />
research that strives to contribute to the cognitive sciences, such as linguistics, as well as to<br />
psychopathology and brain science. [Während Freud die Wissenschaft vom Traum im 20.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt dominierte, blickt man in Zukunft vielleicht auf Kraepelin zurück als einen<br />
Wegbereiter von einem neuen Trend in <strong>de</strong>r Traumforschung, die Beiträge liefert zu <strong>de</strong>r<br />
Linguistik, <strong>de</strong>r Psychopathologie und <strong>de</strong>r Hirnforschung].<br />
Kraepelin also im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt als Traumforscher anerkannt, wer weiß?<br />
Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit.<br />
11 Heynick (1993)<br />
57
58<br />
Dokumente zur Schulgeschichte<br />
<strong>de</strong>s Carolinum Neustrelitz
Dieses hun<strong>de</strong>rtjährige Jubiläum ist ein Anlass <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s sich Erinnerns an Erlebnisse<br />
und Höhepunkte in dieser Zeit, ist aber auch Anlass ein Dankeschön auszusprechen.<br />
Wir Lehrerinnen und Lehrer <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum Neustrelitz bedanken uns bei<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Stadtbibliothek für ihre enge Zusammenarbeit mit unserer Einrichtung.<br />
Dabei sei an die Unterstützung von Ausstellungen am Carolinum, Lesungen für unsere<br />
Schüler <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Jahrgangsstufen sowie interessante Lesenächte erinnert.<br />
Um so mehr freut es uns, dass Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum dieser „Lebenskunst“<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n und im Rahmen <strong>de</strong>r Festveranstaltung anlässlich <strong>de</strong>s 100. Jubiläums<br />
eine Lesung, <strong>de</strong>ren Leitung in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von Herrn Herbert Schwarz liegt, gestalten.<br />
Ferdinand Freiligraths Gedanken „Das ist ein Buch! Ich kann es dir nicht sagen,<br />
wie mich’s gepackt hat recht in tiefer Seele.“ formulieren das Motto <strong>de</strong>s Abends. Aline<br />
Grahn, selbst beteiligt an <strong>de</strong>r Lesung, blickt zurück auf dieses ganz beson<strong>de</strong>re Projekt.<br />
66<br />
100 Jahre Stadtbibliothek Neustrelitz<br />
Das Bibliotheksgebäu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Augustastraße
Ein Jubiläum und ein Abschied<br />
Anlässlich <strong>de</strong>s 100. Jubiläums <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Neustrelitz fand in <strong>de</strong>ren Räumlichkeiten<br />
am 03. November 2007 eine Festveranstaltung statt. Nach<strong>de</strong>m unser Bürgermeister,<br />
Herr Grund, alle Gäste begrüßt hatte, waren wir an <strong>de</strong>r Reihe. „Wir“, das sind Jonas Steglich,<br />
Franz Zimmermann, Laura Dae<strong>de</strong>low, Anika Benzin und ich. Unter <strong>de</strong>m Motto „Das<br />
ist ein Buch! Ich kann es dir nicht sagen, wie mich’s gepackt hat recht in tiefer Seele.“<br />
(Ferdinand Freiligrath) lasen wir verschie<strong>de</strong>ne Gedichte, Kurzgeschichten, Zitate und auch<br />
Ausschnitte aus z. B. Goethes „Egmont“ und Schillers „Maria Stuart“ vor. Obwohl wir vorher<br />
ziemlich aufgeregt waren, klappte alles prima und die Erleichterung war groß, als wir<br />
es endlich hinter uns hatten. Aber außer <strong>de</strong>r Erleichterung war da noch etwas an<strong>de</strong>res, etwas,<br />
das ich nicht genau <strong>de</strong>finieren kann. Dieses Programm nämlich war das Letzte, das<br />
<strong>de</strong>r ehemalige Deutschlehrer Herbert Schwarz geleitet hat, mit <strong>de</strong>m wir eine schöne Zeit<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Monaten verbracht haben.<br />
Der Lesesaal in <strong>de</strong>n Bibliotheksräumen in <strong>de</strong>r Elisabethstraße<br />
Die Proben für diese Lesung begannen schon zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres. Anfangs dachte<br />
ich, dass wir ja bloß ein bisschen lesen sollen und dass das doch gar nicht so schwer sein<br />
kann. Aber bereits nach <strong>de</strong>r ersten Begegnung mit Herrn Schwarz hatte sich meine Meinung<br />
grundlegend geän<strong>de</strong>rt. Als wir bei unserem ersten Treffen dann gleich damit begannen,<br />
<strong>de</strong>n Auszug aus „Maria Stuart“ zu proben, in <strong>de</strong>m Anika die Maria Stuart und ich die<br />
Königin Elisabeth lesen sollten, erkannte ich, dass man ausdrucksvolles, lautes und <strong>de</strong>utliches<br />
Lesen üben muss und es etwas ganz an<strong>de</strong>res ist, als seiner kleinen Schwester eine<br />
Gute – Nacht – Geschichte vorzulesen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich das nie so<br />
vortragen wür<strong>de</strong>, wie Herr Schwarz es mir vorlas. Er re<strong>de</strong>te mir zwar gut zu, dass wir das<br />
mit ein bisschen Übung schon schaffen wür<strong>de</strong>n, aber so richtig überzeugt war ich nicht.<br />
67
68<br />
Wir alle wünschen uns<br />
weiterhin ein solch<br />
konstruktives und<br />
kreatives Miteinan<strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>nn<br />
„Der Umgang mit<br />
Büchern, die Kunst <strong>de</strong>s<br />
Lesens ist einer klugen,<br />
freundlichen Pflege so<br />
würdig und so bedürftig<br />
wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Zweig<br />
<strong>de</strong>r Lebenskunst.“<br />
(Hermann Hesse)<br />
Herr Schwarz, <strong>de</strong>r die Texte, die wir lasen, ausgewählt und zusammengestellt hatte, bewies<br />
eine schier unermüdliche Geduld mit uns, wenn wir hier mal wie<strong>de</strong>r zu schnell lasen,<br />
da ein Wort falsch betonten o<strong>de</strong>r einfach zu un<strong>de</strong>utlich o<strong>de</strong>r zu leise sprachen (meine Spezialität).<br />
Kurz bevor es dann richtig in die heiße Phase ging, trafen wir uns für einen<br />
ganzen Probentag in seinem Ferienhaus in Ra<strong>de</strong>nsee. In entspannter Atmosphäre lasen<br />
wir beson<strong>de</strong>rs ausdrucksvoll und im Vergleich zu <strong>de</strong>n ersten Zusammenkünften hatten wir<br />
wirklich einiges dazu gelernt.<br />
Der Tag <strong>de</strong>r Lesung rückte näher und natürlich steigerte sich die Aufregung. Herr<br />
Schwarz zeigte sich jedoch immer zuversichtlich und machte uns wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r Mut.<br />
Tatsächlich wur<strong>de</strong> unsere Lesung zu einem vollen Erfolg. Keiner von uns hat sich verlesen<br />
und auch in <strong>de</strong>r letzten Reihe hat man uns gut verstan<strong>de</strong>n. Und obwohl ich ziemlich<br />
erleichtert war, dass alles so glänzend verlaufen war, schlich sich etwas Wehmut ein. Die<br />
Proben mit Herrn Schwarz haben viel Spaß gemacht, er war stets ein geduldiger Lehrer<br />
und ich konnte viel von ihm lernen - unsere Proben sind jedoch jetzt vorbei. Daher wer<strong>de</strong><br />
ich mich immer gerne an sie zurückerinnern, auch wenn es lei<strong>de</strong>r das letzte Mal war, dass<br />
Herr Schwarz so ein Programm geleitet hat.<br />
Aline Grahn, Klasse 12
Deutsch-Norwegische Reflexionen<br />
Schüler reisen seit 5 Jahren<br />
auf <strong>de</strong>n 69. nördlichen Breitengrad<br />
Im Mai 2002 reiste eine Delegation <strong>de</strong>s<br />
Gymnasium Carolinum an <strong>de</strong>r Spitze mit<br />
Schulleiter Henry Tesch nach Oslo. Gespräche<br />
im Außenministerium und Kontakte<br />
zu Schulen stan<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Programm.<br />
Hier kam es zu einem Treffen mit Prof.<br />
Alv Egeland, <strong>de</strong>m führen<strong>de</strong>n Nordlichtforscher<br />
Norwegens.<br />
Alv Egeland<br />
Alv Egeland is<br />
a professor emeritus in physics at the University of Oslo. He has<br />
retired, but is not at all inactive! He is a very good friend of Andøya<br />
Rocket Range; he has been part of it since the beginning of<br />
time and has visited the Rocket Range innumerous times. In addition<br />
he is a brilliant and motivating lecturer who is always highly<br />
appreciated by the participants. This is the reason why we insist<br />
that Alv Egeland lectures at Space Camp as long as he wants<br />
to!<br />
Zum Schulfest 2002 reiste Prof. Egeland aus Norwegen<br />
an und hielt vor <strong>de</strong>m Leistungskurs Physik und vielen<br />
interessierten Schülern einen Vortrag zum Polarlicht<br />
und zur Arbeit <strong>de</strong>r Schüler in Spacecamp auf Andøya.<br />
Durch die Gespräche mit Prof. Egeland wur<strong>de</strong> das Interesse <strong>de</strong>r Caroliner<br />
am Spacecamp auf <strong>de</strong>r Insel Andøya geweckt. Andøya gehört zur<br />
Inselgruppe <strong>de</strong>r Vesterålen und liegt etwa 300 km nördlich <strong>de</strong>s Polarkreises<br />
vor <strong>de</strong>r Küste Norwegens. Die Vesterålen schließen nordöstlich an die bekannterenLofoten<br />
an.<br />
Damit begann<br />
die Tradition<br />
am Gymnasium<br />
Carolinum,<br />
jährlich zwei Schüler<br />
für eine Woche ins<br />
Spacecamp auf die Rocket<br />
Range zu schicken.<br />
Rocket Rannge 2006<br />
69
In diesem Jahr <strong>de</strong>r Jubiläen ist es nun zum 5. Mal gelungen, physik- und rakteteninteressierten<br />
Schülern eine Teilnahme dort zu ermöglichen. Ganz beson<strong>de</strong>rer Dank für die<br />
För<strong>de</strong>rung und Unterstützung gilt <strong>de</strong>m Schulverein „Carolinum“ e.V., <strong>de</strong>r Sparkasse<br />
Mecklenburg-Strelitz, <strong>de</strong>n Stadtwerken Neustrelitz, <strong>de</strong>m Leibniz- Institut für Atmosphärenphysik<br />
e.V. Kühlungsborn und <strong>de</strong>r Willy-Brandt-Stiftung.<br />
Hier die Zusammenstellung <strong>de</strong>r Schüler, die bereits im Spacecamp gearbeitet haben:<br />
Teilnehmer am Spacecamp seit 2003<br />
Jahr Schüler<br />
2003 Jörn Gu<strong>de</strong>r<br />
Alexan<strong>de</strong>r Binkowski<br />
2004 Stefan Rathmann<br />
Christian Wussack<br />
2005 Chris Lappe<br />
Paul Münch<br />
Chris Lappe beschrieb im Jahr 2005 das Spacecamp wie folgt:<br />
The sky is not the limit ...<br />
70<br />
Jahr Schüler<br />
2006 Felix Schumann<br />
Florian Bin<strong>de</strong>r<br />
2007 Alexan<strong>de</strong>r Vahl<br />
Hans-Georg Engler<br />
Hier macht Physik richtig Spaß!<br />
... it’s where the fun begins (Motto <strong>de</strong>s European Space Camp)<br />
10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, ZERO! Die kleine, vielleicht<br />
150 cm hohe Rakete erhebt sich mit einer unglaublich<br />
großen Qualmwolke in Richtung Weltall. Nach ungefähr<br />
1 bis 2 Sekun<strong>de</strong>n ist sie in <strong>de</strong>n Wolken verschwun<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>n Gesichtern <strong>de</strong>r Jugendlichen macht sich ein<br />
Lächeln breit, welches <strong>de</strong>n gesamten Körper erfasst und<br />
zum Jubel aller Beteiligten führt. Das Ziel <strong>de</strong>r Woche ist<br />
erreicht, die Jugendlichen vom European Space Camp<br />
haben ihre Stu<strong>de</strong>ntrocket in die Luft geschossen.<br />
Doch lassen Sie uns am Anfang beginnen. Je<strong>de</strong>s Jahr<br />
in <strong>de</strong>n Sommerferien fin<strong>de</strong>t auf <strong>de</strong>n Lofoten bei An<strong>de</strong>nes<br />
auf <strong>de</strong>r Andøyer Rocket Range ein European Space<br />
Camp statt. Diese Veranstaltung bietet Jugendlichen aus
Europa und aus an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r Welt, die Möglichkeit einfach mal hineinzuschnuppern<br />
in das Leben eines Wissenschaftlers, <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>m Weltraum und <strong>de</strong>r Atmosphäre beschäftigt.<br />
Höhepunkt ist <strong>de</strong>r Raketenstart, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Jugendlichen gebauten Rakete.<br />
Das Programm ist zusammengesetzt aus Vorlesungen von Fachleuten und aus Gruppenarbeit.<br />
Die Vorlesungen vermitteln theoretisches<br />
Wissen über Raketentechnik, GPS,<br />
Plasmaphysik, Nordlichter, Atmosphäre<br />
usw.. Die Bezeichnungen <strong>de</strong>r Lektionen<br />
Prof. Egeland<br />
hören sich zum Teil sehr kompliziert an, wie<br />
zum Beispiel: „Colourful clouds and frosty<br />
temperatures at hardly accessible altitu<strong>de</strong>s:<br />
Atmospheric physics at the Norwegian Defence<br />
Research Establishment.“ von Ulrich<br />
Blum (2005), sie sind jedoch gut zu verstehen.<br />
Die Teilnehmer wer<strong>de</strong>n in fünf verschie<strong>de</strong>nen<br />
Gruppen aufgeteilt. Je<strong>de</strong> Gruppe ist<br />
für einen Teilbereich <strong>de</strong>r Rakete zuständig<br />
und verantwortlich.<br />
Rocket group (Raketen Gruppe). Diese beschäftigt sich im Laufe <strong>de</strong>r Woche mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Raketenantrieben und stellt diese <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Gruppen vor. Zu ihrem Versuchsfeld<br />
gehören Wasserraketen, Mo<strong>de</strong>llraketen , aber auch Hybridantriebe. Die an<strong>de</strong>ren<br />
Gruppen sind zum Teil ein bisschen neidisch, da es in dieser Gruppe richtig heiß wird<br />
(kann vor allem an <strong>de</strong>m Feuer <strong>de</strong>r Hybridantriebe liegen).<br />
Experimental group (Experimental Gruppe). Die Gruppe baut für die Sen<strong>de</strong>einheit Sensoren<br />
und wertet die Informationen, die die Rakete während <strong>de</strong>s Fluges zur Er<strong>de</strong> sen<strong>de</strong>t,<br />
aus. Sie sucht passen<strong>de</strong> mathematische Formeln, die <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Daten dienen.<br />
Payload group (Sen<strong>de</strong>einheit Gruppe). In dieser wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Temperatursensor und die gesamte<br />
Sen<strong>de</strong>einheit <strong>de</strong>r Rakete zusammen gebaut. Sie sind auch auf die Experimental<br />
Gruppe angewiesen, da diese ebenfalls Sensoren für <strong>de</strong>n Payload stellt.<br />
Main telemetry group und stu<strong>de</strong>nt telemetry group. Die Telemetry Gruppen haben die<br />
wichtigste Aufgabe, sie sind dafür zuständig, dass die Information, welche die Rakete als<br />
Radiowelle aussen<strong>de</strong>t, durch die Antennen empfangen, durch Receiver, Combiner, Bit<br />
Synchronizer und letztendlich <strong>de</strong>n Computer in einem Datendiagramm sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />
lässt, damit die Experimental Gruppe die Informationen auswerten kann. Alle Geräte<br />
müssen über die Woche miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Computer programmiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Gruppenarbeit fin<strong>de</strong>t unter Anleitung <strong>de</strong>r Fachleute <strong>de</strong>r Rocket Ranch statt. Sie<br />
nehmen das Projekt ernst und so hat je<strong>de</strong>r Teilnehmer das Gefühl einer von Ihnen zu sein.<br />
Neben <strong>de</strong>r Raketen- und Weltraumforschung stehen aber auch an<strong>de</strong>re Aktivitäten auf<br />
<strong>de</strong>m Plan. Je<strong>de</strong>n Tag um 16.30 Uhr ist das traditionelle Waffelessen angesagt, es darf im<br />
Atlantik geba<strong>de</strong>t, Pottwale können auf <strong>de</strong>r Walsafari gesichtet wer<strong>de</strong>n, lustige Spiele<br />
wer<strong>de</strong>n gespielt und wer Bock hat, kann <strong>de</strong>n 300 Meter hohen Berg neben <strong>de</strong>r Rocket<br />
Ranch erklimmen. Die Nacht wird zum Tag, Und eh man sich versieht, ist es schon wie<strong>de</strong>r<br />
Morgen und verschlafene Teilnehmer laufen zum Gummibärenlied (Norwegische Version)<br />
über das Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rocket Range (morning gathering auch „Frühsport“ genannt). Der<br />
für <strong>de</strong>n Organismus nötige Schlaf wird dann notfalls in einer Vorlesung nachgeholt.<br />
71
Die Stimmung zwischen <strong>de</strong>n Teilnehmern ist super und je<strong>de</strong>r ist immer wie<strong>de</strong>r gespannt<br />
auf <strong>de</strong>n nächsten Programmpunkt und das von 8.00 Uhr (morning gathering) bis<br />
23.00 Uhr (evening gathering).<br />
Wie bereits gesagt, ist <strong>de</strong>r Höhepunkt <strong>de</strong>r Raketenstart. Schon die Nacht vorher ist an<br />
Schlafen nicht zu <strong>de</strong>nken, je<strong>de</strong>r ist aufgeregt und angespannt, und hofft, das, wenn etwas<br />
schief geht, es nicht an seiner Gruppe liegt. Im Laufe <strong>de</strong>s Vormittags gibt es noch zwei<br />
Treffen. Im ersten stellt je<strong>de</strong> Gruppe ihren Status dar, erzählt, was alles schon klappt, beziehungsweise<br />
in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Gruppenarbeit noch gemacht wer<strong>de</strong>n müsste. Nach <strong>de</strong>r<br />
Gruppenarbeit, in <strong>de</strong>r noch einmal alles geprüft wird, trifft man sich zum Pre-flightmeeting.<br />
Hier wird die gesamte Startprozedur durchgesprochen und die Gruppenleiter <strong>de</strong>r<br />
Gruppen benannt, die während <strong>de</strong>s Countdowns über die Lautsprecheranlage kommunizieren,<br />
und ihr finales „Ja“ geben.<br />
In <strong>de</strong>r letzten Stun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n noch einmal die Funktionen überprüft, die Straße zur<br />
Andoyer Rocket Ranch und mehrere Kilometer Atlantik gesperrt. Über die gesamte Anlage<br />
ertönen die letzten Zahlen <strong>de</strong>s Countdowns aus <strong>de</strong>n Lautsprechern. Alle die nichts zu<br />
tun haben, stehen neben <strong>de</strong>r großen Fußballantenne, ca. 200 Meter von <strong>de</strong>r Rakete entfernt,<br />
und blicken auf <strong>de</strong>n winzigen, weißen Strich, welcher wohl die Rakete ist.<br />
Mit <strong>de</strong>m Start geht für die Telemetry Gruppen die Arbeit erst richtig los. Wenig später<br />
erfährt man von <strong>de</strong>r Experimental Gruppe alle wichtigen Daten: die Rakete „Evrydice 1“<br />
im Jahr 2005 flog ca. 90 Sekun<strong>de</strong>n (3.2 Sekun<strong>de</strong>n brannte <strong>de</strong>r Motor) und erreichte eine<br />
Höhe von acht Kilometer.<br />
Bil<strong>de</strong>r mit Impressionen aus 5 Jahren zeigen die Aktivitäten:<br />
72<br />
Das Layout 2004<br />
Gruppenbild <strong>de</strong>r<br />
Teilnehmer 2003,<br />
dabei<br />
Alexan<strong>de</strong>r Binkowski<br />
und Jörn Gu<strong>de</strong>r<br />
( 6. und 7. v.l.)<br />
links:<br />
Christian<br />
Wussack<br />
rechts:<br />
Stefan<br />
Rathmann
Chris Lappe<br />
Die Rakete 2004<br />
Layout 2005<br />
mit Paul Münch<br />
(3.v.r.)<br />
Der Raketenstartplatz<br />
2006: Florian Bin<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Telemetrie Station<br />
73
oben:<br />
2006: Vor <strong>de</strong>m Start <strong>de</strong>r Rakete<br />
mitte links:<br />
Felix Schumann (m.)<br />
mitte rechts:<br />
Alexan<strong>de</strong>r Vahl bei <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r<br />
Ergebnise<br />
unten links:Raketenstart<br />
unten rechts:<br />
Hans- Georg Engler (l.)<br />
beim Fachsimpeln<br />
74
Die Wandtafel – es ist kein Platz mehr für neue Notizen<br />
Alexan<strong>de</strong>r und Hans-Georg kamen aus Norwegen mit neuen Eindrücken, tieferen Einblicken<br />
in die theoretische und praktische Seite <strong>de</strong>r Raketentechnik, aber auch mit neuen<br />
Freundschaften wie<strong>de</strong>r.<br />
Alexan<strong>de</strong>r beschrieb das Spacecamp 2007:<br />
„ Sky is not the limit – it’s where the fun begins“<br />
Unter diesem Motto fand das European Space Camp auch 2007 auf <strong>de</strong>r Andøya<br />
Rocket Range statt. Vom 24.06. bis zum 02.07. waren 26 junge Menschen aus 12 Nationen<br />
auf <strong>de</strong>r norwegischen Insel Andøya zu Gast. Doch prinzipiell wäre <strong>de</strong>r Name „International<br />
Space Camp“ eher gerechtfertigt, schließlich waren auch Teilnehmer aus <strong>de</strong>n USA und<br />
Indien mit dabei.<br />
In diese multinationale Gruppe fügten sich bereits zum fünften Mal zwei Schüler <strong>de</strong>s<br />
Carolinums ein. Der Aufenthalt wur<strong>de</strong> finanziell erneut durch diverse Sponsoren unterstützt.<br />
Neben theoretischen Vorlesungen über Polarlichter, Forschungsraketen und Satellitentechnik<br />
gab man uns auch einen Einblick in mo<strong>de</strong>rne Forschungsmetho<strong>de</strong>n, wie beispielsweise<br />
das „Ausleuchten“ <strong>de</strong>s Himmels mit geballten Lichtstrahlen. Daher erkannte man<br />
sehr schnell, dass <strong>de</strong>r Himmel in keiner Weise eine Begrenzung für <strong>de</strong>n Menschen darstellt.<br />
Doch neben aller Theorie stand die praktische Arbeit im Vor<strong>de</strong>rgrund. Unter einem<br />
straff gesteckten Zeitplan arbeiteten wir fieberhaft an <strong>de</strong>r Fertigstellung unserer Forschungsrakete.<br />
Um eine erfolgreiche Mission zu ermöglichen, mussten diverse Sensoren<br />
gebaut, auf ihre Funktion geprüft und in das Raketenmodul eingesetzt wer<strong>de</strong>n und vielschichtige<br />
Berechnungen angestellt wer<strong>de</strong>n. Mit steigen<strong>de</strong>r Spannung wur<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>r<br />
Countdown verfolgt und die Rakete auf ihren 9.5km hohen und 6km weiten Flug verabschie<strong>de</strong>t.<br />
Doch damit war die Arbeit bei weitem nicht getan. Im Anschluss an <strong>de</strong>n Start<br />
75
wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Telemetriegruppe die Daten aller Sensoren aufgezeichnet. Die Physikgruppe<br />
war vornehmlich mit <strong>de</strong>r Auswertung dieser Informationen beschäftigt, während<br />
sich alle an<strong>de</strong>ren Gruppen an die Präsentation ihrer Arbeit machten.<br />
Trotz <strong>de</strong>r vielen Aufgaben, die erfüllt wer<strong>de</strong>n mussten, gab es doch vielfältige an<strong>de</strong>re<br />
Aktivitäten. Dazu zählten, um nur einige zu nennen, das nächtliche Schwimmen unter <strong>de</strong>r<br />
Mitternachtssonne, allmorgendlicher Frühsport, Bergsteigen, Volleyball, und gemeinsame<br />
Ausflüge, beispielsweise zum Grillen. Bei all diesen Beschäftigungen darf man auch das<br />
Aufstellen eines neuen Space Camp Saunarekords, 30 Personen in einer 9m² Sauna, nicht<br />
vergessen.<br />
Nebenbei gab es quasi als Zugabe Impressionen einer <strong>de</strong>r schönsten Landschaften <strong>de</strong>r<br />
Welt.<br />
Auch im Jahr 2008 wer<strong>de</strong>n alle Anstrengungen unternommen, um eine erneute Teilnehme<br />
am Spacecamp 2008 für Schüler aus <strong>de</strong>m Gymnasium Carolinum zu ermöglichen.<br />
Bil<strong>de</strong>r Spacecamp von <strong>de</strong>r Seite www.spacecamp.no am 12.11.2007, 9.30 Uhr<br />
Norway – Vesterålen – von An<strong>de</strong>nes – Wikipedia am 12.11.2007, 11.23 Uhr<br />
Aber nicht nur die Physiker leisteten in diesen fünf Jahren hervorragen<strong>de</strong> Arbeit, son<strong>de</strong>rn<br />
auch viele an<strong>de</strong>re Projekte wur<strong>de</strong>n mit viel Engagement bearbeitet.<br />
Aus <strong>de</strong>m Treffpunktjahr 2005, über das in früheren Heften schon ausführlich berichtet<br />
wur<strong>de</strong>, sollen hier zwei weitere Aktivitäten ihren Platz fin<strong>de</strong>n.<br />
76<br />
Biologieprojekt „Flusslandschaft Havel 2005“<br />
Schon bei <strong>de</strong>m letzten Besuch <strong>de</strong>utscher Schüler im norwegischen Farsund 2004 gab es<br />
ernsthafte Überlegungen, wie man sich an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utsch-norwegischen Schulprojekt “Treffpunkt<br />
2005“ beteiligen könnte. Auf <strong>de</strong>r Suche nach einer I<strong>de</strong>e trafen zwei Biologielehrer<br />
<strong>de</strong>s norwegischen und <strong>de</strong>utschen Gymnasiums zusammen und entwickelten erste Vorstellungen.<br />
Einer in <strong>de</strong>n Gewässern bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r vorkommen<strong>de</strong>n Fischart mit <strong>de</strong>m Namen<br />
Gründling gelang es dabei indirekt, „das Eis zu brechen“. Der Gedanke eines Biologieprojektes<br />
mit <strong>de</strong>utschen und norwegischen Schülern war geboren.<br />
Von nun an liefen die Vorbereitungen, geleitet von <strong>de</strong>n Biologielehrerinnen Frau Dr.<br />
Lenschow und Frau Milster, auf Hochtouren. Unser erstes Ziel war die Organisation <strong>de</strong>s<br />
Projektes für <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>r norwegischen Schüler in Neustrelitz im August 2005. Viele<br />
Probleme galt es zu lösen. Neben <strong>de</strong>r vollen Unterstützung durch die Schulleitung, insbeson<strong>de</strong>re<br />
Frau Awe, danken wir auch <strong>de</strong>m Schulverein, <strong>de</strong>r uns finanziell „unter die Arme“<br />
griff. In Bezug auf die inhaltliche Gestaltung bekamen wir umfassen<strong>de</strong> Hilfe von Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>s Nationalparkamtes, Frau Schäfer, Herrn Weber, Herrn Werner und Herrn Spicher.<br />
Auch <strong>de</strong>m Biologen Dr. Waterstraat, <strong>de</strong>r Fischerfamilie Bergholz und <strong>de</strong>m Bootsverleihbesitzer<br />
Hecht sei ein beson<strong>de</strong>rer Dank ausgesprochen. Schnell hatten sie sich für unsere<br />
I<strong>de</strong>en erwärmt und waren mit großem Engagement an <strong>de</strong>r Umsetzung beteiligt.<br />
Voller Spannung trafen dann am späten Abend <strong>de</strong>s 27. August 2005 je 11 norwegische<br />
und <strong>de</strong>utsche Schüler aufeinan<strong>de</strong>r. Auch <strong>de</strong>r norwegische Biologielehrer M. Omdal gehörte<br />
natürlich zu <strong>de</strong>n Besuchern. Begleitet wur<strong>de</strong> er von seinen Kollegen E. L. Salvesen und<br />
T. R. Pe<strong>de</strong>rsen, die schon seit mehreren Jahren <strong>de</strong>n Schüleraustausch von norwegischer<br />
Seite aus organisieren.
Unter <strong>de</strong>m Thema „Flusslandschaft Havel 2005“ erforschten wir nun gemeinsam in<br />
<strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Tagen das Quellgebiet und <strong>de</strong>n Oberlauf <strong>de</strong>r Havel. Dabei waren<br />
wir sowohl zu Fuß als auch mit <strong>de</strong>m Kanu unterwegs. Die Themen <strong>de</strong>r gestellten Aufgaben<br />
waren breit gefächert. Sie bezogen sich z. B. auf die erdgeschichtliche Entwicklung, die<br />
wirtschaftliche als auch touristische Nutzung und auf das Kennenlernen <strong>de</strong>s Havelquellgebietes<br />
als Renaturierungsobjekt. Fische und wirbellose Tiere wur<strong>de</strong>n gefangen, Pflanzen<br />
gesammelt und bestimmt sowie biologische und chemische Wasseruntersuchungen durchgeführt.<br />
Wir erlebten eine praktische, lebendige Form <strong>de</strong>s Unterrichts und genossen neben<br />
<strong>de</strong>r Arbeit an <strong>de</strong>n Projektaufgaben eine einzigartige, wun<strong>de</strong>rschöne Natur. Umso betroffener<br />
waren wir, als man uns im Berliner Naturkun<strong>de</strong>museum das Projekt „Deutsche Einheit“<br />
Nr. 17 erläuterte. Es sieht vor, die Havel für 2000 t – Großmotorschiffe auszubauen.<br />
Schwere Folgen z. B. für die Landschaft, <strong>de</strong>n Artenreichtum, <strong>de</strong>n Grundwasserspiegel o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Sauerstoffgehalt <strong>de</strong>s Wassers wer<strong>de</strong>n befürchtet. Kann dieses Vorhaben noch gestoppt<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
Am En<strong>de</strong> einer schönen, aber auch anstrengen<strong>de</strong>n Woche zeigten wir die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>s Projektes in einer Präsentation auf <strong>de</strong>m Schulfest <strong>de</strong>s Carolinums. Das entstan<strong>de</strong>ne<br />
Material wur<strong>de</strong> später auch noch einmal zur Nationalparkwoche im Schloss Hohenzieritz<br />
und zum Tag <strong>de</strong>r Umweltbildung im Jugendwaldheim „Steinmühle“ ausgestellt.<br />
Der Gegenbesuch unserer Schüler in Farsund ist für <strong>de</strong>n Monat September 2006 geplant.<br />
Wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Geplant sind z. B. Untersuchungen zu<br />
Nahrungsnetzen verschie<strong>de</strong>ner Fjor<strong>de</strong> in Südnorwegen, das Sezieren von Fischen und Bestimmen<br />
von Parasiten. Wer<strong>de</strong>n wir beim Fischfang erfolgreich sein, und fin<strong>de</strong>n wir dann<br />
vielleicht auch <strong>de</strong>n Gründling, <strong>de</strong>n Fisch mit <strong>de</strong>m eigentlich alles begann?<br />
Dr. Carmen Lenschow<br />
Projektleiterin und Fachlehrerin für Biologie und Chemie<br />
oben links:<br />
Impessionen<br />
oben rechts:<br />
Die Projektgruppe im Müritznationalpark<br />
links:<br />
Erkundung per Kanu<br />
77
Die Projekte in <strong>de</strong>n letzten Jahren waren weit gefächert. Ein ganz beson<strong>de</strong>rs gelang in<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Musikschulzweckverband Kon.centus. Ein musikalisches Meisterwerk<br />
kam zur Aufführung. Ein Mitglied <strong>de</strong>s Orchester schil<strong>de</strong>rt seine Sicht.<br />
Eindrücke zu Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang<br />
„Men<strong>de</strong>lssohns Lobgesang? Mit <strong>de</strong>m Musikschulorchester? Unmöglich!“ Solche Stimmen<br />
hörte man vor <strong>de</strong>m Projekt allerorts. Nicht nur von Profimusikern, <strong>de</strong>nen oft eine gewisse<br />
Zornigkeit bei <strong>de</strong>r musikalischen Bewertung zugeschrieben wird, son<strong>de</strong>rn auch aus diversen<br />
an<strong>de</strong>ren Kreisen vernahm man kritische Stimmen. Ja selbst Johannes Groh, <strong>de</strong>r Leiter<br />
<strong>de</strong>s Orchesters, hatte bei diesem Unterfangen seine Zweifel angekündigt. Da aber sehr<br />
schnell festgelegt wur<strong>de</strong>, dass es doch zur Aufführung kommen wür<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> nun überlegt,<br />
wie man ein <strong>de</strong>rart facettenreiches Werk in einer qualitativ hohen Art und Weise auf die<br />
Bühne bringen kann. Und man staune. Es erklärten viele ehemalige Schüler, die Wege aus<br />
ganz Deutschland auf sich nahmen, Profimusiker <strong>de</strong>r Region und diverse Lehrer sich bereit<br />
das Orchester <strong>de</strong>s Musikschulzweckverban<strong>de</strong>s zu unterstützten. Somit begann die Probenzeit,<br />
die zwar in einem sehr kurzen Zeitraum verlaufen musste, jedoch durch die intensive<br />
Zusammenarbeit von Profis und Laien sehr ergiebig war. Ich selbst habe mich mit<br />
meinem ehemaligen Fagottlehrer durch die imposanten Klänge Men<strong>de</strong>lssohns gekämpft.<br />
Es herrschte eine erstaunlich konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Selbst die Kleinsten <strong>de</strong>s<br />
Orchesters wuchsen über ihre Grenzen hinaus. Den Höhepunkt bil<strong>de</strong>ten die zwei Konzerte,<br />
bei <strong>de</strong>nen nun Norweger und Deutsche zusammen musizierten. Und es war einfach<br />
grandios. Zum ersten Mal, seit Beginn <strong>de</strong>s Projektes, stand unser Orchester mit <strong>de</strong>m norwegischen<br />
Chor auf <strong>de</strong>r Bühne. Allen Zweifeln entgegen wur<strong>de</strong>n auch die Konzerte<br />
zunächst in Neubran<strong>de</strong>nburg und dann im Berliner Dom ein voller Erfolg. Schon in <strong>de</strong>r<br />
Neubran<strong>de</strong>nburger Konzertkirche, mitten im Getümmel, zusammen mit an<strong>de</strong>ren Jugendlichen<br />
eines <strong>de</strong>r genialsten Werke spielen zu dürfen, verursachte in mir ein überwältigen<strong>de</strong>s<br />
Gefühl. Die Krönung, bil<strong>de</strong>te das Konzert im Berliner Dom. Seine architektonische Wirkung<br />
ist ungeheuerlich. Je<strong>de</strong>r Mensch muss sich in <strong>de</strong>r Weite und Erhabenheit <strong>de</strong>s Raumes<br />
einfach klein fühlen und dieses Kunstwerk nur ehrfurchtsvoll bestaunen. Doch durch das<br />
musizieren bot sich mir eine Gefühl, welches mich über meine Grenzen hinaus beflügelte.<br />
Für die Zeit <strong>de</strong>r Aufführung waren wir nicht nur ein <strong>de</strong>utsches Orchester mit einem<br />
<strong>de</strong>utsch-norwegischen Chor, son<strong>de</strong>rn eine Gemeinschaft die für eineinhalb Stun<strong>de</strong>n über<br />
allem Schweben durfte, sodass sich sämtliche Grenzen aufhoben. Mit diesem Gefühl, haben<br />
wir uns alle zu einem Empfang in <strong>de</strong>r norwegischen Botschaft getroffen um die erlebten<br />
Eindrücke auszutauschen. Man kam sich näher und ent<strong>de</strong>ckte durch die Gespräche,<br />
meistens über Musik, dass Gefühl wie<strong>de</strong>r, welches man bei <strong>de</strong>r Aufführung schon so genoss.<br />
Eine tiefgründige Verbindung durch tiefgründige und einfach nur geniale Musik.<br />
78<br />
Martin Gernot Köhler<br />
ehem. Schüler <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum und Mitglied <strong>de</strong>s Jugendsinfonieorchesters
Auch im Jahr 2007 besuchten Schüler <strong>de</strong>s Gymnasiums eine ihrer norwegische Partnerschule.<br />
Tim Kahl aus <strong>de</strong>r 13. Klasse war dabei und gibt uns einen Rückblick.<br />
Deutscher Besuch in Norwegen<br />
Norwegische und <strong>de</strong>utsche Schüler während Geschichtsstun<strong>de</strong><br />
über „Norsk-Hydro“ in Rjukan<br />
Längst schon zur Tradition gewor<strong>de</strong>n,<br />
waren vom 17. bis zum 22. September<br />
2007 13 Schüler unter <strong>de</strong>r<br />
Begleitung von Elke Bartsch und<br />
Anita Einhorn zugast an <strong>de</strong>r vi<strong>de</strong>regåen<strong>de</strong><br />
skole in Jessheim. Im Rahmen<br />
eines Schüleraustausches fand<br />
dieser Besuch zum wie<strong>de</strong>rholten<br />
Male statt, da die norwegische Bildungseinrichtung<br />
schon seit 2002<br />
enge Kontakte zum Gymnasium Carolinum<br />
pflegt und alljährlich interkulturelle<br />
Aktivitäten mitorganisiert.<br />
Um einen langen und anstrengen<strong>de</strong>n<br />
Reiseweg zu vermei<strong>de</strong>n, flog<br />
die Gruppe nach Oslo und ließ sich<br />
dort von <strong>de</strong>n Gastfamilien abholen,<br />
die eine Woche <strong>de</strong>n Deutschen Unterkunft<br />
und Verpflegung boten.<br />
Da <strong>de</strong>r Austausch als Studienfahrt angerechnet wer<strong>de</strong>n konnte, organisierte man ein<br />
straffes Programm zum Thema „Deutsch-Norwegische Beziehungen“. So fand neben Norwegischunterricht<br />
eine Gesprächsrun<strong>de</strong> mit Inga Gulbrandsen, einer Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
KZ Ravensbrück, statt. Sie berichtete von ihrer illegalen Arbeit in einer norwegischen<br />
Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe bis hin zum Leben im Konzentrationslager und ihrer Rettung im Frühjahr<br />
1945 durch die Weißen Busse.<br />
Schüler und Lehrer<br />
bei (schneereicher)<br />
Führung zum<br />
Norsk-Hydrowerk<br />
79
Nach kurzem Aufenthalt in Jessheim wur<strong>de</strong>n die Koffer wie<strong>de</strong>r gepackt, <strong>de</strong>nn es ging<br />
auf nach Rjykan, einem geschichtsträchtigen Ort im Ski- und Freizeitgebiet Telemark. Ziel<br />
dieses zweitägigen Ausfluges war die Besichtigung <strong>de</strong>s be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Norsk Hydro Wasserwerkes<br />
Vemork, welches nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Besatzung 1940 für militärische Forschungszwecke<br />
missbräuchlich genutzt wur<strong>de</strong>. Hier ließen die Nationalsozialisten Schweres Wasser<br />
herstellen, was früher o<strong>de</strong>r später zur Entwicklung <strong>de</strong>r ersten Atombombe hätte<br />
führen können. Zu<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Ort durch eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Sabotage-Operationen<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts bekannt gewor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m die <strong>de</strong>utschen Schwerwasseranlagen<br />
durch einheimische Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer zerstört wur<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>n spektakulären Spuren<br />
<strong>de</strong>r „Heros of Vemork“ wan<strong>de</strong>rte die <strong>de</strong>utsch-norwegische Gruppe beim ersten Schnee<br />
durch die Berge und Täler <strong>de</strong>s Skandinavischen Hochgebirges.<br />
Zurückgekommen in Jessheim begannen die Schüler selbst gewählte Themen zu bearbeiten<br />
und eine Präsentation vorzubereiten. Passend zum Motto <strong>de</strong>r Fahrt entstan<strong>de</strong>n beispielsweise<br />
Vorstellungen zu Tänzen und Traditionen in Deutschland und Norwegen aber<br />
auch die wirtschaftlichen Beziehungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r im Bereich Rjykan wur<strong>de</strong>n analysiert.<br />
Am vorletzten Tag besuchte die <strong>de</strong>utsche Gruppe mit ihren Gastschülern die norwegische<br />
Hauptstadt Oslo, welche nur knapp 30 km von Jessheim entfernt ist. Dank <strong>de</strong>r ortskundigen<br />
Elke Bartsch wur<strong>de</strong>n alle wichtigen Sehenswürdigkeiten <strong>de</strong>r Stadt gezeigt, wie<br />
das Schloss <strong>de</strong>r Königsfamilie o<strong>de</strong>r auch die beeindrucken<strong>de</strong> Staatsoper. Natürlich nutzte<br />
man diese Tour auch für einen ausgiebigen Einkaufsbummel in <strong>de</strong>n zahlreichen Geschäften<br />
und Boutiquen <strong>de</strong>r kleinen Fjordmetropole.<br />
Nach einer anstrengen<strong>de</strong>n und zugleich spannen<strong>de</strong>n Woche mit neuen Eindrücken verabschie<strong>de</strong>te<br />
sich die Delegation von ihren norwegischen Freun<strong>de</strong>n und trat <strong>de</strong>n Rückflug<br />
nach Deutschland an. Natürlich ist ein Gegenbesuch geplant. Wenn alles klappt, wer<strong>de</strong>n<br />
die Norweger im März 2008 willkommene Gäste in Neustrelitz sein.<br />
Mit <strong>de</strong>utsch-norwegischen Projekten unter <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Themen und beson<strong>de</strong>rs<br />
mit vielen persönlichen Kontakten soll in je<strong>de</strong>m Jahr versucht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Schülern<br />
unser Partnerland Norwegen nahe zu bringen.<br />
Auch die Lehrer haben sich mit dieser Thematik auseinan<strong>de</strong>rgesetzt und im April 2006<br />
dazu eine <strong>de</strong>utsch-norwegische Konferenz am Gymnasium Carolinum durchgeführt. In<br />
Diskussionen wur<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Schwerpunkte erarbeitet:<br />
80
Deutsch-Norwegische Konferenz 2006<br />
21./ 22. April 2006 im Gymnasium Carolinum Neustrelitz<br />
Austauschprojekte zwischen Norwegen und Deutschland<br />
Zusammenfassung <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Gedanken und Erkenntnisse<br />
1. Kommunikationssprache<br />
– nach Möglichkeit sollte <strong>de</strong>utsch gesprochen wer<strong>de</strong>n<br />
– als Arbeitssprache könnte in Projekten und Seminaren Englisch dienen, um auch einen<br />
Anreiz für <strong>de</strong>utsche Schulen zu schaffen und auch das Verständnis für alle<br />
Schüler zu ermöglichen<br />
– die norwegische Sprache soll an die <strong>de</strong>utschen Schüler herangetragen und grundlegen<strong>de</strong><br />
Wortgruppen beherrscht wer<strong>de</strong>n<br />
– Schulen mit norwegischem Sprachangebot setzen dieses fort<br />
2. Arbeitsweise<br />
– langfristige Projektplanung, um eine Integration in <strong>de</strong>n Schuljahresarbeitsplan zu gewährleisten<br />
– enge Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Schulleitungen untereinan<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Lehrer mit ihrer<br />
Leitung<br />
– genaue Festlegung <strong>de</strong>r Verantwortlichkeiten und Arbeitsbereiche<br />
– gemeinsame Erarbeitung <strong>de</strong>r Projektthemen durch die norwegischen und <strong>de</strong>utschen<br />
Partner<br />
– ein Teil <strong>de</strong>r gemeinsamen Arbeit erfolgt per E – Mail, ein Highlight wäre natürlich<br />
eine Gruppenarbeit an einer <strong>de</strong>r Schulen<br />
81
– Präsentationen könnten gemeinsam an <strong>de</strong>n beteiligten Schulen unter Anwesenheit<br />
von Gästen an<strong>de</strong>rer Schulen erfolgen<br />
– eine Präsentation als Hompage wäre aber auch <strong>de</strong>nkbar<br />
3. Finanzierung<br />
– die verschie<strong>de</strong>nsten durch Ministerien, Organisationen, Vereine und Kommunen angebotenen<br />
Möglichkeiten wer<strong>de</strong>n genutzt<br />
– die Projektför<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Willy – Brandt – Stiftung ist zu prüfen<br />
– Nutzung <strong>de</strong>s Kontaktes mit <strong>de</strong>m Norwegischen Bildungsdirektorat<br />
4. Projektthemen<br />
– im sprachlichen Bereich: Schüler lernen die Sprache ihres Partners im Unterrichtseinheiten<br />
während <strong>de</strong>r gegenseitigen Besuche und in <strong>de</strong>n Gastfamilien<br />
– Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Nationalsozialismus in Zusammenarbeit mit Mahn –<br />
und Ge<strong>de</strong>nkstätten und relevanter Organisationen<br />
– Themen zur Wen<strong>de</strong>zeit in Deutschland<br />
– im musischen Bereich: Arbeit an geschichtlichen Schwerpunkten norwegischer und<br />
<strong>de</strong>utscher Komponisten, gemeinsame Liedwerkstätten und Instrumentalprojekte<br />
– Ausweitung <strong>de</strong>r Projektarbeiten auf weitere Bereiche als Anknüpfung an Traditionen,<br />
Ansatzpunkte liefert die Ausstellung „Nicht nur Lachs und Würstchen“<br />
5. Teilnehmer<br />
– Schüler <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Alterstufen<br />
– Lehrer <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Fachkombinationen<br />
– Schulleiter o<strong>de</strong>r von ihnen beauftragte Leitungsmitglie<strong>de</strong>r<br />
– Einbeziehung <strong>de</strong>r Elternhäuser und regionaler Partner<br />
6. neue Kontakte<br />
– die bestehen<strong>de</strong>n Partnerschaften wer<strong>de</strong>n fortgeführt und ausgeweitet<br />
– das Gymnasium Carolinum wird die in die Partnerschaft Hamburg – Rahlstedt und<br />
Honningsvåg integriert<br />
– die norwegische Botschaft übergibt <strong>de</strong>n interessierten norwegischen Schulen eine Liste<br />
möglicher <strong>de</strong>utscher Partnereinrichtungen<br />
7. Fortführung <strong>de</strong>r Zusammenkünfte<br />
– die nächste, d.h. 3. norwegische – <strong>de</strong>utsche Konferenz wird im nächsten Jahr in Norwegen<br />
stattfin<strong>de</strong>n, als Veranstaltungsort wäre Bergen günstig<br />
Gemeinsam mit <strong>de</strong>n Schülern wird in <strong>de</strong>n nächsten Jahren daran gearbeitet, diese Gedanken<br />
fortzuführen, um hier einen weiteren, wesentlichen Beitrag zu Stärkung <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utsch-norwegischen Beziehungen.<br />
82
Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Mecklenburg-Vorpommern<br />
Herr Henry Tesch<br />
erhält <strong>de</strong>n Königlich Norwegischen Verdienstor<strong>de</strong>n<br />
Auf Einladung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten Horst Köhler stattete das norwegische Königspaar,<br />
Seine Majestät König Harald V. und Ihre Majestät Königin Sonja, <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland im Zeitraum vom 15. – 17. Oktober 2007 einen offiziellen<br />
dreitägigen Staatsbesuch ab. Im Rahmen eines gemeinsamen<br />
Mittagessens am 15.10.2007 verlieh Seine Majestät König Harald V. an<br />
<strong>de</strong>n Bildungsminister <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s M-V Henry Tesch <strong>de</strong>n Königlich<br />
Norwegischen Verdienstor<strong>de</strong>n. Damit wur<strong>de</strong>n die außergewöhnlichen<br />
Leistungen, <strong>de</strong>s damaligen Schulleiters <strong>de</strong>s Gymnasium<br />
Carolinum, Herr Henry Tesch, selbst Deutsch- und Geschichtslehrer,<br />
gewürdigt. Beson<strong>de</strong>rs sein innovativer Einsatz in Rahmen <strong>de</strong>s Projektes<br />
„Treffpunkt 2005“ und seine unermüdlichen Bemühungen, gera<strong>de</strong><br />
Schüler und Jugendliche bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, auch sprachlich, einan<strong>de</strong>r<br />
näher zu bringen, sie anzuregen, ethnographische Kenntnisse zu erwerben und<br />
das gegenseitige Verständnis zu för<strong>de</strong>rn, wur<strong>de</strong> mit dieser hohen Auszeichnung gewürdigt.<br />
Königlich Norwegischer Verdienstor<strong>de</strong>n<br />
Dieser 1985 von König Olav V. gestiftete Or<strong>de</strong>n wird an ausländische Staatsbürger sowie<br />
im Ausland wohnhafte norwegische Staatsangehörige als Auszeichnung für beson<strong>de</strong>re Verdienste<br />
um norwegische Interessen verliehen. Der Verdienstor<strong>de</strong>n ist in die Klassen Großkreuz,<br />
Komman<strong>de</strong>ur mit Stern, Komman<strong>de</strong>ur, Ritter 1. Klasse und Ritter eingeteilt. Das<br />
Or<strong>de</strong>nsband ist königsblau. Das Or<strong>de</strong>nszeichen wird entsprechend <strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n St.-Olav-<br />
Or<strong>de</strong>n gelten<strong>de</strong>n Bestimmungen getragen und geht in das Eigentum <strong>de</strong>s Empfängers über.<br />
Der Or<strong>de</strong>n wird von S. M. <strong>de</strong>m König auf Empfehlung <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>nsrates bestehend aus<br />
<strong>de</strong>m Hofchef, <strong>de</strong>m Protokollchef <strong>de</strong>s Außenministeriums und <strong>de</strong>m Kanzleichef <strong>de</strong>s St.-<br />
Olav-Or<strong>de</strong>ns verliehen.<br />
Bildungsminister<br />
Herr Henry Tesch (l.) am<br />
norwegischen Nationalfeiertag<br />
mit <strong>de</strong>m Generalkonsul<br />
<strong>de</strong>s Königreiches<br />
Norwegen und Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Verbundnetz<br />
Gas AG Leipzig<br />
Dr.-Ing. Klaus-Ewald Holst<br />
und <strong>de</strong>m Ensemble<br />
Carolinum in <strong>de</strong>r VNG.<br />
83
Projekte und Studienfahrten<br />
Impressionen vom 2. gemeinsamen<br />
<strong>de</strong>utsch-polnischen Bildungstag in Neustrelitz<br />
Die Schulleiterin <strong>de</strong>s Stettiner Lyzeums wird von Olaf Müller<br />
– amtieren<strong>de</strong>r Schulleiter <strong>de</strong>s Gymnasium Carolinum – in Neustrelitz begrüßt.<br />
Auf viel Interesse stieß beim anschließen<strong>de</strong>n Schulrundgang unter an<strong>de</strong>rem die LEGO-<br />
Station.<br />
84
Der Minister für<br />
Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur<br />
Henry Tesch<br />
eröffnet die<br />
Abendveranstalung.<br />
(Auf <strong>de</strong>m Bild zu<br />
sehen mit <strong>de</strong>r polnischen<br />
Lehrerin<br />
Malgorzata<br />
Stuliglowa.)<br />
Nach <strong>de</strong>r Arbeit an neuen Projekti<strong>de</strong>en führte die Försterfamilie Hey<strong>de</strong>n uns durch die<br />
schöne Umgebung bei Blankenför<strong>de</strong> im Müritz-Nationalpark.<br />
85
Studienfahrten 2007 in Bil<strong>de</strong>rn<br />
Auf Grund <strong>de</strong>s doppelten Abiturjahrgangs 2008 haben die Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>s<br />
Gymnasiums Carolinum im Jahre 2007 sowohl im Sommer (Klassenstufe 13) als auch im<br />
Herbst (Klassenstufe 12) Studienfahrten unternommen. Die Ziele wie auch die zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />
Aufgaben waren wie<strong>de</strong>r sehr breit gefächert, um eine große Wahlfreiheit zu ermöglichen.<br />
Da wir aus Platzgrün<strong>de</strong>n nicht von je<strong>de</strong>r Studienfahrt einen Artikel abdrucken können,<br />
zeigen wir auf <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Seiten einige Bil<strong>de</strong>r, um so einen kleinen Eindruck zu<br />
vermitteln.<br />
Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Studienfahrt Physik<br />
Messungen mit Radarund<br />
Lasertechnik<br />
durchgeführt.<br />
86<br />
Die Fachschaft<br />
Physik<br />
organisierte eine<br />
Studienfahrt nach<br />
München.<br />
Auf <strong>de</strong>m Bild sind<br />
unsere Schüler im<br />
Flugteamsimulator<br />
zu sehen.
Die von <strong>de</strong>n Fachschaften<br />
Deutsch und Geschichte<br />
organisierte Fahrt nach<br />
Weimar ist bereits zu<br />
einer Tradition gewor<strong>de</strong>n.<br />
Selbstverständlich wur<strong>de</strong> auch das<br />
ehemalige Wohnhaus von Friedrich<br />
Schiller besucht.<br />
87
Dies ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r durch die Fachschaft Kunst angebotenen Studienfahrt nach Wismar.<br />
Ebenfalls zu einer Tradition gewor<strong>de</strong>n ist die Studienfahrt nach Leipzig, die die Fachschaft<br />
Chemie anbietet.<br />
Nach einem<br />
Vortrag über die<br />
För<strong>de</strong>rung und<br />
Speicherung von<br />
Erdgas besuchen<br />
die Schülerinnen<br />
und Schüler einen<br />
Erdgasspeicher in<br />
Bad Lauchstaedt.<br />
88
Beson<strong>de</strong>re Kondition benötigen<br />
Lehrer und Schüler für die von<br />
<strong>de</strong>n Fachschaften Geografie<br />
und Biologie angebotenen<br />
Studienfahrten.<br />
Entlang <strong>de</strong>r Ostseeküste<br />
ging es per Rad, um die<br />
beeindrucken<strong>de</strong> Natur<br />
zu studieren.<br />
Stolz können Lehrer und Schüler<br />
auf die in fünf Tagen gezeigte Ausdauerleistung<br />
sein …<br />
… auch wenn das<br />
Wetter nicht immer<br />
mitspielte.<br />
89
90<br />
Die Fachschaft Geschichte<br />
bot in diesem Jahr eine<br />
Studienfahrt nach Polen an.<br />
Schwerpunkte waren die<br />
Besichtigung <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Konzentrationslager in<br />
Auschwitz und in Auschwitz-<br />
Birkenau.<br />
Beson<strong>de</strong>ren Eindruck<br />
hinterließ bei <strong>de</strong>n Schülern<br />
ein Gespräch mit einem<br />
ehemaligen Häftling<br />
<strong>de</strong>s Konzentrationslagers<br />
Auschwitz.<br />
Einen kleinen<br />
Einblick in die<br />
Geschichte und<br />
Kultur Polens<br />
gab die Fahrt<br />
nach Krakau.
Ein Tag in Heiligendamm<br />
Minister Henry Tesch empfängt J8-Bewerber aus <strong>de</strong>m Land<br />
Parallel zum diesjährigen G8-Gipfel in Heiligendamm fand nach Gleneagles und St. Petersburg<br />
zum dritten Mal ein Junior8-Gipfel (J8) (vom 03. – 09.06.2007) in Wismar statt.<br />
Die 74 Jugendlichen aus <strong>de</strong>n G8-Staaten sowie aus zehn Schwellen- und Entwicklungslän<strong>de</strong>rn<br />
diskutierten über die Folgen <strong>de</strong>r Globalisierung und über Lösungsmöglichkeiten, wie<br />
diese gemeistert wer<strong>de</strong>n können. Anschließend diskutierte eine kleine Delegation <strong>de</strong>r Jugendlichen<br />
die Ergebnisse mit <strong>de</strong>n Staats- und Regierungschefs <strong>de</strong>r G8-Staaten in Heiligendamm.<br />
Im Vorfeld <strong>de</strong>s J8 wur<strong>de</strong> bun<strong>de</strong>sweit ein Auswahlwettbewerb von Unicef und <strong>de</strong>r Morgan<br />
Stanley Stiftung zur Teilnahme <strong>de</strong>r 8 <strong>de</strong>utschen Schüler an diesem J8-Gipfel ausgeschrieben.<br />
An diesem Wettbewerb beteiligten sich auch 7 Schulen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Mit sehr guten I<strong>de</strong>en und Vorschlägen kamen zwei Schulen mit ihren Konzepten<br />
in die engste Auswahl.<br />
Im September empfing Bildungsminister Henry Tesch die Schüler <strong>de</strong>r beteilgten Schulen<br />
aus Mecklenburg-Vorpommern, um mit ihnen über ihre Lösungsansätze zu Globalisierungsthemen<br />
ins Gespräch zu kommen. Das Treffen fand am Ort <strong>de</strong>s G8-Gipfels in Heiligendamm<br />
statt. Für die Schüler bestand die Möglichkeit sich auch das Tagungshotel anzuschauen.<br />
Das Treffen mit <strong>de</strong>m Minister soll ein Dank sein, dass sich die Schüler mit ihren<br />
I<strong>de</strong>en in die aktuelle Diskussion aktiv eingebracht haben.<br />
91
Hintergrund:<br />
J8 ist ein Projekt von Unicef und <strong>de</strong>r Morgan Stanley Stiftung, das mit Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
G8-Präsi<strong>de</strong>ntschaft durchgeführt wird. Die Konferenz dient als internationales Forum für<br />
<strong>de</strong>n Austausch ihrer I<strong>de</strong>en. Es soll Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen aus <strong>de</strong>n G8-Staaten und <strong>de</strong>n<br />
Entwicklungslän<strong>de</strong>rn direkt Gehör verschaffen, wenn die Mächtigsten <strong>de</strong>r Welt zusammentreffen.<br />
Zu<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rt es das Interesse <strong>de</strong>r Jugendlichen für Politik.<br />
...und wir waren dabei.<br />
16 Schüler und Schülerinnen <strong>de</strong>r zehnten, elften und zwölften Klassen nahmen an diesem<br />
Wettbewerb teil.<br />
Auch wenn uns nicht viel Zeit für die Bearbeitung <strong>de</strong>r Themen blieb, träumten doch<br />
alle von einer Teilnahme am Juniorgipfel in Wismar 2007.<br />
Wir bearbeiteten die Themen: „Perspektiven für Afrikas Wirtschaft“ sowie „Klimawan<strong>de</strong>l<br />
und die effektive Energiegewinnung“.<br />
Lei<strong>de</strong>r hat es mit <strong>de</strong>m Sieg in diesem Jahr nicht geklappt.<br />
Gefreut haben wir uns dann alle über die Einladung unseres Ministers nach Heiligendamm.<br />
Heike Algner und Martina Rindt<br />
Lehrerinnen am Gymnasium Carolinum<br />
92
Schulvereinsmitglie<strong>de</strong>r stellen sich vor:<br />
Ulrich Meßner<br />
Ulrich Meßner, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schulvereins<br />
Die Partnerschaft zwischen Carolinum und Nationalparkamt war schon einige Jahre alt,<br />
als mich Henry Tesch ansprach, <strong>de</strong>n Schulverein zu grün<strong>de</strong>n. Das passierte bekanntlich am<br />
25. April 1999 auf einer Schiffsreise zwischen Zietlitz und Mirow gemeinsam mit Jost<br />
Reinhold.<br />
Sowohl die Partnerschaft zwischen Carolinum und Nationalparkamt als auch die Arbeit<br />
<strong>de</strong>s Schulvereins haben inzwischen so viele großartige Projekte hervorgebracht, dass<br />
ich mehr <strong>de</strong>nn je von dieser Zusammenarbeit überzeugt bin. Zwar bin ich kein Lehrer,<br />
son<strong>de</strong>rn nur ein ehrenamtlicher, gelegentlicher Mitarbeiter im Schulverein, aber auch für<br />
mich ist <strong>de</strong>r schönste Dank für diese wenige Mitarbeit jährlich die feierliche Ausgabe <strong>de</strong>r<br />
Abiturzeugnisse. Es ist <strong>de</strong>shalb einer <strong>de</strong>r mir wichtigsten Termine im Jahr. Auch fin<strong>de</strong> ich<br />
es eine beson<strong>de</strong>rs schöne Geste <strong>de</strong>r Schule, sich bei ihren Partnern mit einem Weihnachtskonzert<br />
zu bedanken. Chor und Orchester strahlen eine Freu<strong>de</strong> aus, die sofort überspringt!<br />
Im Hauptberuf leite ich das Nationalparkamt Müritz. Dieses Amt hat seinen Sitz in<br />
Hohenzieritz und dazu 3 Außenstellen im Müritz-Nationalpark. Für die Schulpartnerschaft<br />
ist die wichtigste und bekannteste Außenstelle unser Jugendwaldheim in <strong>de</strong>r Steinmühle,<br />
das Kerstin Schäfer leitet. Seit vielen Jahren kamen jeweils die 6. Klassen für eine Woche<br />
in das Jugendwaldheim, um dort <strong>de</strong>n Müritz-Nationalpark vor <strong>de</strong>r Haustür von Neustrelitz<br />
93
intensiv kennen zu lernen. Unser Sachgebiet Umweltbildung macht darüber hinaus aber<br />
viele an<strong>de</strong>re Projekte im Rahmen <strong>de</strong>s Unterrichts, um die praktische Arbeit unseres Amtes<br />
in die Schule zu bringen. Aber auch wir bekommen sehr viel zurück an Informationen<br />
und Anregungen durch diese Projekte.<br />
Seit einigen Monaten wird das Jugendwaldheim umgebaut und wird hoffentlich im<br />
Frühjahr 2008 wie<strong>de</strong>r in Betrieb sein. Mit einem dann möglichen Ganzjahresbetrieb wer<strong>de</strong>n<br />
sich neue Möglichkeiten auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Carolinum ergeben.<br />
Nun ist „Amtsleiter“ kein gelernter Beruf, son<strong>de</strong>rn nur eine Funktion. Nach <strong>de</strong>m Abschluss<br />
meiner 10. Klasse 1975 habe ich zunächst Feinmechaniker im Physikalischen Institut<br />
<strong>de</strong>r Universität Greifswald gelernt. Abitur durfte ich zunächst nicht machen, da ich<br />
kein „Arbeiterkind“ war. Also wur<strong>de</strong> ich erst selbst Arbeiter und habe nach Facharbeiterabschluss<br />
und Armeedienst auf <strong>de</strong>r Volkshochschule das Abitur abgelegt. Dann habe ich<br />
in Rostock Meeresbiologie studiert. Der Cousteau-Romantik stand nur entgegen, dass<br />
man damals gera<strong>de</strong> nicht die Meere frei befahren durfte, so dass die Ausbildung schon<br />
sehr auf Süßwasser- und terrestrische Ökologie ausgerichtet wur<strong>de</strong>. So kam ich 1986 nach<br />
<strong>de</strong>m Studium an das Müritz-Museum in Waren und habe dann 1989 an <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e eines<br />
Nationalparks an <strong>de</strong>r Müritz und einem Nationalparkprogramm für die DDR mitgearbeitet.<br />
Seit <strong>de</strong>m hat mich <strong>de</strong>r Nationalpark nicht mehr losgelassen, im Gegenteil: Das war <strong>de</strong>r<br />
Start für eine neue Naturschutzbewegung in Deutschland!<br />
Vor 1990 gab es in West<strong>de</strong>utschland 4 Nationalparks, in <strong>de</strong>r DDR gar keine. Dafür gab<br />
es in <strong>de</strong>r DDR 2 kleine Biosphärenreservate, die man in West<strong>de</strong>utschland nicht kannte.<br />
Das Nationalparkprogramm fügte noch die Naturparks hinzu und machte daraus ein<br />
System für neue Schutzziele unter Einbeziehung <strong>de</strong>r regionalen Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Heute gibt es in Deutschland 14 Nationalparks. Das sind zwar nur 0,5 % <strong>de</strong>r Landfläche<br />
Deutschlands und damit noch kein internationales Niveau. Aber es hat sich herausgestellt,<br />
dass diese Gebiete für die Erhaltung <strong>de</strong>r Biodiversität, für unsere Wildnis und<br />
letztlich auch für die Regionalentwicklung von großer Be<strong>de</strong>utung sind. Wenn heute über<br />
globale Zusammenhänge von <strong>de</strong>r Wirtschaft bis hin zum Klima diskutiert wer<strong>de</strong>n muss, so<br />
spielen Erkenntnisse aus <strong>de</strong>n Nationalparks und <strong>de</strong>ren Regionen sowohl naturwissenschaftlich<br />
als auch gesellschaftspolitisch eine große Rolle.<br />
Bun<strong>de</strong>sweit haben sich die Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks 1991 in<br />
<strong>de</strong>r Organisation Europarc Deutschland zusammengetan (www.europarc-<strong>de</strong>utschland.<strong>de</strong>).<br />
Dies ist die <strong>de</strong>utsche Sektion von Europarc Fe<strong>de</strong>ration, die europaweit arbeitet. Hier geht<br />
es um die Koordination unserer Arbeit und <strong>de</strong>ren Darstellung national und international.<br />
In <strong>de</strong>r Öffentlichkeit stellen wir uns neuerdings als „Nationale Naturlandschaften“ dar,<br />
einer Dachmarke, die <strong>de</strong>n Wert dieser Gebiete in die Gesellschaft besser vermitteln wird.<br />
Wenn sich <strong>de</strong>r Müritz-Nationalpark also auch im und am Carolinum zeigt, wird dieses gemeinsame<br />
Erscheinungsbild uns künftig begleiten. (www.nationale-naturlandschaften.<strong>de</strong>)<br />
Ich habe meine verschie<strong>de</strong>nen Bildungswege nie bereut. Denn alles dazu gewonnene<br />
Wissen hat mir immer genützt. Und um je<strong>de</strong>r neuen Aufgabe gerecht zu wer<strong>de</strong>n, muss ich<br />
ständig neue Wege fin<strong>de</strong>n. Das Lernen hört also nie auf, wird vielleicht sogar immer intensiver,<br />
wenn man Spaß daran fin<strong>de</strong>t.<br />
Ich fin<strong>de</strong> es aus dieser Erfahrung heraus großartig, dass man heute keine Einschränkungen,<br />
son<strong>de</strong>rn eine große Vielfalt hat, sich zu bil<strong>de</strong>n und zu informieren. Das ist neben<br />
<strong>de</strong>n Nationalparks ein für mich direkt erlebtes und wichtiges Ergebnis <strong>de</strong>r politischen<br />
Wen<strong>de</strong> 1989.<br />
Und es ist für mich ein gutes Gefühl, dass wir als Nationalparkamt unser Wissen<br />
weitergeben und zur Diskussion stellen können. Das ist meine tragen<strong>de</strong> Motivation für die<br />
Partnerschaft mit <strong>de</strong>m Carolinum und an<strong>de</strong>ren Schulen <strong>de</strong>r Region!<br />
94
Aus <strong>de</strong>n Vereinen<br />
„Von offenen Türen in die Welt<br />
und unserer Bereitschaft zur Flucht“<br />
Festgottesdienst zum Carolinertreffen 2007<br />
Dieser Festgottesdienst sollte wie<strong>de</strong>r ein Höhepunkt zum Carolinertreffen wer<strong>de</strong>n. Aber<br />
was für ein Thema könnten wir wählen, das Jung und Alt anspricht?<br />
Wer wür<strong>de</strong> sich bereit erklären, mit uns diesen Gottesdienst zu feiern?<br />
Bei all <strong>de</strong>n Überlegungen erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Herrn Dr. Eberhard<br />
Buck, das uns im Rahmen <strong>de</strong>s Programms „Demokratie lernen und leben“ <strong>de</strong>r Bund-Län<strong>de</strong>r-Kommission<br />
zusammenführte und bei <strong>de</strong>m er sich mit großem Interesse nach unseren<br />
Schulaktivitäten erkundigte. Ich wusste, er ist Theologe und hat sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
als Projektleiter bei TEO (Tage Ethischer Orientierung) beispielgebend mit seinen I<strong>de</strong>en<br />
eingebracht und diese erfolgreich weiterentwickelt.<br />
TEO – für diese Arbeit sammelten wir in <strong>de</strong>n vergangenen Gottesdiensten, um Schülern<br />
unserer Schule finanziell zu helfen, wenn sie an diesem Projekt teilnehmen wollten.<br />
So wagte ich also, ihn zu bitten, mit uns Gottesdienst zu feiern.<br />
Herr Dr. Buck zögerte nicht lange, <strong>de</strong>nn er kennt unsere Schule und viele Schüler<br />
durch die gemeinsame TEO-Arbeit, durch Workshops zur Demokratiepädagogik sowie<br />
durch persönliche Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern.<br />
Jedoch am 8. September 2007 eine beson<strong>de</strong>re Situation – die Aula war nicht für eine<br />
Vorlesung, son<strong>de</strong>rn für seine Predigt vorbereitet.<br />
Im Eingangsteil <strong>de</strong>r Predigt sagte er:<br />
„Aber heute ist alles an<strong>de</strong>rs. Es ist, als ob sich <strong>de</strong>r mir und Ihnen bekannte Lebensraum<br />
Carolinum noch einmal neu erschließt. Denn heute morgen sind wir nicht hierher gekommen,<br />
um über Algebra und Vektorrechnung, Genetik und Ethik, über Deszen<strong>de</strong>nztheorie<br />
und Didaktik nachzu<strong>de</strong>nken, also <strong>de</strong>n klassischen Schulbetrieb zu treiben, son<strong>de</strong>rn<br />
wir sind hier, weil wir uns in <strong>de</strong>r Kunst, Gott als das Geheimnis <strong>de</strong>r Welt zu feiern, üben<br />
wollen. Es ist etwa so, als wollten wir heute Vormittag alle Klassentüren und die Türen <strong>de</strong>s<br />
Kollegiums gleich mit weit aufmachen (was ja bekanntlich in Schulen schwierig ist) mit <strong>de</strong>r<br />
Auffor<strong>de</strong>rung, doch einmal über alle Fachwissenschaft hinaus, über die Probleme <strong>de</strong>r täglichen<br />
Schul- und Lebensbewältigung zu fragen nach <strong>de</strong>m Grund unserer Existenz, nach unseren<br />
Lebensräumen, die ja in einzelnen Fragestellungen <strong>de</strong>r jeweiligen wissenschaftlichen<br />
Disziplinen nicht aufgehen und aufgehen können. Denn wenn wir alle Fragen diesbezüglich<br />
geklärt hätten- so behauptete einmal Ludwig Wittgenstein, dann ist noch nicht eine<br />
einzige Frage unserer Existenz beantwortet.“<br />
Nach einer kurzen Einführung in <strong>de</strong>n mythischen Christushymnus aus <strong>de</strong>m Kolosserbrief<br />
(Kol 1, 15- 20)<br />
1. Strophe<br />
Er ist das Ebenbild <strong>de</strong>s unsichtbaren Gottes<br />
<strong>de</strong>r Erstgeborene <strong>de</strong>r ganzen Schöpfung.<br />
Denn in ihm wur<strong>de</strong> alles erschaffen<br />
Im Himmel und auf Er<strong>de</strong>n<br />
95
Das Sichtbare und das Unsichtbare<br />
Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten.<br />
Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.<br />
2. Strophe<br />
Er ist vor aller Schöpfung<br />
In ihm hat alles Bestand.<br />
Er hat das Haupt <strong>de</strong>s Leibes<br />
(<strong>de</strong>r Leib aber ist die Kirche- dies ein späterer Kommentar)<br />
Er ist <strong>de</strong>r Ursprung<br />
Der Erstgeborene <strong>de</strong>r Toten<br />
So hat er in allem <strong>de</strong>n Vorrang<br />
Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen<br />
Um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen.<br />
Alles im Himmel und auf Er<strong>de</strong>n wollte er zu Christus führen<br />
(<strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut –<br />
dies ein späterer Kommentar),<br />
<strong>de</strong>r dieser Predigt zugrun<strong>de</strong> lag und <strong>de</strong>n Erklärungen, die die neutestamentliche Wissenschaft<br />
für das Verstehen dieses „globalen Lie<strong>de</strong>s“ bereithält, wird <strong>de</strong>r Prediger konkret.<br />
„Soweit die Erklärungen <strong>de</strong>r Wissenschaft. Ich will Ihnen nun sagen, was beim Hören<br />
dieses Lie<strong>de</strong>s in mir zum Schwingen gebracht wur<strong>de</strong>.<br />
Ich höre dieses `Er ist alles` – Thema als einen gewaltigen Klang, <strong>de</strong>r durchdringt. Es<br />
scheint hier keinen Raum mehr zu geben, <strong>de</strong>r vor ihm und dieser Melodie sicher ist. Lie-<br />
<strong>de</strong>r, Gesang und Musik folgen nicht <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>s diskursiven Denkens. Wer zu Singen<br />
anhebt, will nicht diskutieren. Und im Singen selbst ereignet sich etwas, was sich <strong>de</strong>r bewussten<br />
Wahrnehmung entzieht.<br />
Keine Kammer, die vor ihm unter Verschluss bleiben könnte, kein Denken, das die Frage<br />
nach <strong>de</strong>m Geheimnis <strong>de</strong>r Welt vorzeitig abbrechen sollte. Weiter kann man gedanklich die<br />
Türen nicht aufmachen: hier – mitten in <strong>de</strong>r Welt ist ER – und hier ist unser Platz …<br />
Aber wir beobachten mit Erstaunen, wie groß die Bereitschaft oft ist, die Welt wie<strong>de</strong>r<br />
säuberlich zu trennen: in Gute und Böse, in Theisten und Atheisten, in die da draußen und<br />
die hier drinnen, in Kirche und Welt, in Wissenschaft und Glaube, in jene, die kreationistisch<br />
an eine wörtlich verstan<strong>de</strong>ne 7 Tage Schöpfung glauben und jene, die sich ihre Haa-<br />
96<br />
(2 Fotos: Ulrich Krieger)
e raufen wegen <strong>de</strong>r theologischen – und biologischen Insolvenzerklärung, die mit einer<br />
solchen Alternative verbun<strong>de</strong>n wäre. Und vielleicht war ja schon dieser kleine Zusatz damals,<br />
dass <strong>de</strong>r Leib nicht <strong>de</strong>r Kosmos, son<strong>de</strong>rn die Kirche sei, ein Schritt in diese Richtung<br />
– <strong>de</strong>n universalen, kosmischen Anspruch dieses Lie<strong>de</strong>s ein wenig überschaubarer zu machen.“<br />
Die Universalität dieses Lie<strong>de</strong>s hat auch erkennbare Folgen für die Arbeit im Bereich<br />
kirchlich-schulischer Kooperationen.<br />
„Für mich hat dieses Lied praktische Konsequenzen, die mein Leben, Arbeiten und<br />
Denken beeinflussen.<br />
A. Es gibt keinen Raum in <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r nicht durchdrungen wäre von diesem letzten Geheimnis,<br />
dass wir Gott nennen und das sich uns im Ereignis <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>s Jesus von<br />
Nazareth zeigt. Die Re<strong>de</strong> von einer gottlosen Welt ist selbst eine gottlose Re<strong>de</strong>. Sie<br />
sollte in <strong>de</strong>r Kirche nicht über unsere Lippen kommen. In allen Religionen, in <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />
und Kultur, in Gesellschaft und Politik wer<strong>de</strong>n wir dieses Geheimnis, diesen<br />
Appellcharakter <strong>de</strong>r Wirklichkeit nicht los. Wir müssen ihm antworten. Je<strong>de</strong>r muss auf<br />
seine Weise in diese kosmische Melodie einstimmen. Nicht Mitsingen geht nicht.<br />
B: Es gibt keinen geson<strong>de</strong>rten Bereich in dieser Welt, <strong>de</strong>n wir als Christen nur für uns beanspruchen<br />
könnten. Die Kirche selbst ist Teil dieses Kosmos und ihrerseits <strong>de</strong>r Raum,<br />
in <strong>de</strong>m sich das Geheimnis dieser Welt ereignen kann. Die Kirche ist ein Mittel für die<br />
Menschen, und diese sind ihr Zweck. Diesen Raum offen zu halten ist ihr Auftrag. Sie<br />
lädt ihrerseits Menschen ein, die Sorge um das Leben mit zu teilen. (K. Rahner)<br />
C: Auch ich verspüre gelegentlich die Bereitschaft zur Flucht. Dann sind die offenen<br />
Türen, dieses Leben mitten in <strong>de</strong>r Welt zu anstrengend und ich suche mir eine Nische,<br />
in <strong>de</strong>r es etwas gemütlicher zugeht. Gegen die Hässlichkeit <strong>de</strong>r Welt hilft mir die<br />
Nische <strong>de</strong>s Ästhetisch-Schönen. Gegen die Einsichten in die Mechanismen einer<br />
globalisierten Welt hilft ein wenig Gruppenegoismus und die Flucht ins Private. Und<br />
gegen die Zumutungen <strong>de</strong>s Denkens und <strong>de</strong>s Nicht- zuen<strong>de</strong> – Kommens mit <strong>de</strong>m Denken<br />
organisiere ich mir <strong>de</strong>n Rückzug in die sicher verwahrten privaten Gewissheiten.<br />
D: Aber ich versuche <strong>de</strong>r Bereitschaft zur Flucht zu wi<strong>de</strong>rstehen: wenn ich bei meiner<br />
Arbeit eine Schule betrete, mit Menschen spreche und nach gemeinsamen Handlungsfel<strong>de</strong>rn<br />
und Wegen suche, eine ,gemeinsame Kultur <strong>de</strong>s Aufwachsens von Kin<strong>de</strong>rn und<br />
Jugendlichen im Horizont sinnstiften<strong>de</strong>r Lebens<strong>de</strong>utungen zu fin<strong>de</strong>n‘, dann gehe ich<br />
davon aus: auch hier wird das Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens verhan<strong>de</strong>lt, auch hier ist kein<br />
Raum, wo diese Melodie nicht schwingt, mal lauter, mal leiser, auch hier gibt es nicht<br />
einen Menschen, <strong>de</strong>r nicht mitsingen will und kann. Wenn wir das verstan<strong>de</strong>n haben,<br />
wer<strong>de</strong>n wir hellhörig und wachsam sein, um ja keinen Ton dieser kosmischen Melodie<br />
zu verpassen, wer<strong>de</strong>n wir auf die leisen Töne <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>r Sehnsucht danach<br />
achten lernen, wer<strong>de</strong>n wir in allen Variationen dieses kosmischen Lie<strong>de</strong>s das Hauptthema<br />
heraushören: da ist es wie<strong>de</strong>r- dieses immer mitschwingen<strong>de</strong> Geheimnis <strong>de</strong>s Lebens<br />
und <strong>de</strong>r Welt, das wir uns nicht abgewöhnen können, alles in allem – summa summarum<br />
„Gott“ zu nennen.<br />
Wenn wir auf solche Art religiös musikalisch sind, wer<strong>de</strong>n wir noch so unsere Erfahrungen<br />
mit dieser Melodie machen …“<br />
Möge es uns vergönnt sein, solche Erfahrung zu machen.<br />
Dieser Vormittag am 8. September wird für uns alle auch durch die ansprechen<strong>de</strong><br />
Musik und die Lesungen ein unvergessliches Erlebnis bleiben.<br />
97
Für mich war es eine erfüllte Zeit, die mich sehr froh stimmte, nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb,<br />
weil Schüler, Lehrer und Eltern neben Herrn Dr. Buck und Herrn Kirchenmusikdirektor<br />
Küsel diesen Gottesdienst gemeinsam gestalteten.<br />
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die bei <strong>de</strong>r Vorbereitung und<br />
Durchführung <strong>de</strong>s Gottesdienstes mithalfen.<br />
Auch im September 2008 sind wie<strong>de</strong>r Altcaroliner, Caroliner, <strong>de</strong>ren Eltern, Freun<strong>de</strong><br />
und Gäste zum Festgottesdienst in die Aula unseres Gymnasiums eingela<strong>de</strong>n.<br />
Roswitha Schulze<br />
Koordinatorin am Carolinum<br />
98
Protokoll<br />
<strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r „Altschülerschaft Gymnasium Carolinum e. V.“ vom 07.<br />
September 2007, 16.00 Uhr, im Lehrerzimmer <strong>de</strong>s Gymnasiums Carolinum in Neustrelitz.<br />
1. Frau Helga Reuter begrüßt die Mitglie<strong>de</strong>r und nimmt die Totenehrung an <strong>de</strong>r <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />
vor.<br />
2. Das Protokoll vom 1. September 2006 wird einstimmig genehmigt.<br />
3. Frau Reuter liest <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n Herrn Dr. Zerbel vor.<br />
Darin hebt er die Unterstützung von Schülern bei <strong>de</strong>r Durchführung von<br />
Klassenfahrten sowie <strong>de</strong>r Zuerkennung von Stipendien hervor.<br />
Durch das Bemühen vieler Altschüler konnte die <strong>Ge<strong>de</strong>nktafel</strong><br />
vollständig mit Hilfe von Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn finanziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Außer<strong>de</strong>m gibt er bekannt, dass er <strong>de</strong>n Vorsitz <strong>de</strong>s Vereins zum Jahresen<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rlegt.<br />
Als Grün<strong>de</strong> dafür nennt er unzureichen<strong>de</strong>s Verständnis sowohl <strong>de</strong>r Schule als auch<br />
einiger Mitglie<strong>de</strong>r für die Belange <strong>de</strong>s Vereins.<br />
4. Der Kassenprüfer Herr Schulz gibt <strong>de</strong>n Kassenbericht.<br />
Der ordnungsgemäße Umgang mit <strong>de</strong>n finanziellen Mitteln wird darin festgestellt.<br />
Die Kassenprüfer bemängeln die schlechte Zahlungsmoral einiger Mitglie<strong>de</strong>r und<br />
empfehlen, ein Mahnverfahren einzuleiten.<br />
Der Vorstand wird entlastet.<br />
5. In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion gibt <strong>de</strong>r Schulleiter einen Überblick<br />
über die Entwicklung <strong>de</strong>r Schule.<br />
Weiterhin wird über die zurückgehen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rzahlen und die Frage:<br />
„Wie geht es weiter mit <strong>de</strong>m Verein“ lebhaft diskutiert.<br />
Über diese Frage soll die nächste Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2008 entschei<strong>de</strong>n.<br />
6. Fritz Wienke regt an, einen Antrag an die „Stiftung Mecklenburg“ mit <strong>de</strong>r Bitte,<br />
das Stiftungseigentum nach Neustrelitz zu übertragen, zu stellen.<br />
7. Die nächste Mitglie<strong>de</strong>rversammlung fin<strong>de</strong>t am 5. September 2008 statt.<br />
Helga Reuter O. Müller,<br />
stellv. Vorsitzen<strong>de</strong> Protokollant<br />
99
100<br />
Familiennachrichten<br />
Beson<strong>de</strong>re Geburtstage unserer Mitglie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2008,<br />
soweit sie <strong>de</strong>r Redaktion bekannt sind.<br />
102 Jahre wird Ingeburg Runge geb. Albrecht am 21. Oktober 2008.<br />
98 Jahre wird Edith Kohlhaase geb. Ryssel am 28. März 2008.<br />
97 Jahre wird Kurt Fischer am 28. Januar 2008.<br />
95 Jahre wird Margarete Keske geb. Lange- Karol am 4. Oktober 2008.<br />
94 Jahre wird Elisabeth Braun geb. Freu<strong>de</strong>nreich am 15. Juni 2008.<br />
93 Jahre wird Erika Burkhardt geb. Wolgast am 12. September 2008.<br />
92 Jahre wird Magdalene Tiedt geb. Schlie, am 25. August 2008.<br />
90 Jahre wird Dr. Hans Jerchel am 18. September 2008.<br />
85 Jahre wer<strong>de</strong>n Angela Achmet geb. Bloss am 1. August<br />
und Juliane Nürnberg geb. Rochna, am 30. November 2008.<br />
80 Jahre wer<strong>de</strong>n Vera Köster geb. Schönborn am 12. Januar,<br />
Dr. Hans- Joachim Ballschmieter am 10. Juli<br />
und Maja Bo<strong>de</strong>nstein geb. Heuck am 3. Oktober 2008.<br />
70 Jahre wird Prof. Dr. Joachim Töwe am 2. Dezember 2008.<br />
Geburtstage über 80 Jahre:<br />
Karl- Friedrich Runge am 1. Januar 87 Jahre<br />
Dr. Karl - Heinz Narjes am 30. Januar 84 Jahre<br />
Ernst- Eberhard Merian am 30. Januar 83 Jahre<br />
Hans Gerchow am 1. Februar 81 Jahre<br />
Heino Dieckmann am 2. Februar 84 Jahre<br />
Ilse Haverkamp, geb. Sterley am 6. Februar 82 Jahre<br />
Dr. Uwe Graffstädt am 12. Februar 82 Jahre<br />
Dr. Ilse-Dore Frick am 20. Februar 81 Jahre<br />
Waltraut Urban, geb. Lange am 29. Februar 81 Jahre<br />
Gerhard Schöttler am 5. April 83 Jahre<br />
Wolfgang Ohm am 14. April 84 Jahre<br />
Wolfgang Assmann am 18. April 83 Jahre<br />
Gisela Lütjens, geb. Narjes am 20. April 83 Jahre
Kurt Dahm am 23. April 81 Jahre<br />
Eberhard Koeltz am 10. Mai 82 Jahre<br />
Ernst Pieroth am 13. Juni 83 Jahre<br />
Prof. Dr. Joachim Gerchow am 26. Juni 87 Jahre<br />
Renate Michael, geb. Wittek am 30. Juni 82 Jahre<br />
Erich Maack am 15. Juli 83 Jahre<br />
Anna Renate v. d. Wense, geb. v. Arenstorf am 17. Juli 89 Jahre<br />
Wilhelm Nebe am 28. Juli 83 Jahre<br />
Dr. Karlheinz Gieseler am 30. Juli 83 Jahre<br />
Günter Topp am 1. August 84 Jahre<br />
Dr. Fritz Bormann am 5. August 88 Jahre<br />
Ilse Gerlach, geb.Kranz am 11. August 82 Jahre<br />
Dr. Dietrich Post am 20. August 83 Jahre<br />
Paul Garz am 10. September 81 Jahre<br />
Günther Jonas am 12. September 83 Jahre<br />
Clausjürgen Neitzel am 17. September 83 Jahre<br />
Joachim Siebert am 18. September 86 Jahre<br />
Joachim Werthen am 21. September 83 Jahre<br />
Hilda Lundbeck am 29. September 89 Jahre<br />
Asta Barnewitz, geb. Köhler am 7. Oktober 89 Jahre<br />
Arthur Graf von Bernsdorff am 13. Oktober 88 Jahre<br />
Franz Mau am 22. Oktober 83 Jahre<br />
Reginald Hansen am 16. November 89 Jahre<br />
Hans-Albrecht Neelsen am 17. November 84 Jahre<br />
Dr. Gustav-Adolf Strasen am 18. November 81 Jahre<br />
Adolf-Friedrich Holtz am 20. November 81 Jahre<br />
Harry Kurz am 8. Dezember 89 Jahre<br />
Hil<strong>de</strong>burg David am 28. Dezember 83 Jahre<br />
101
102<br />
To<strong>de</strong>sanzeigen.<br />
Margarete Wolter geb. Wendland am 22. Januar 2007<br />
Dr. Johannes Lessing (To<strong>de</strong>stag unbekannt)<br />
Barbara Wagner, geb. Illmer-Kephali<strong>de</strong>s am 30. November 2007<br />
Karl Dieckmann †<br />
In <strong>de</strong>r Nacht vom 18. auf <strong>de</strong>n 19. Oktober ist unser Klassenkamerad Karl Dieckmann seinem<br />
am 11. Oktober erlittenen Schlaganfall erlegen.<br />
Seit unserer Einschulung 1936 im Carolinum kennen wir Karl als lieben Freund und<br />
guten Kamera<strong>de</strong>n.Günther Jonas hat die Klassenkamera<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Krieg überlebten in<br />
mühevoller Suchaktion wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n und zusammengebracht. Regelmäßig fuhren wir<br />
zum Carolinertreffen zuerst nach Marburg und nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> nach Neustrelitz.<br />
Uns verband zusammen mit Günther Jonas und unseren Frauen eine enge Freundschaft.<br />
Die vielen schönen Stun<strong>de</strong>n bei gegenseitigen Besuchen und gemeinsam verbrachten Urlaubsreisen<br />
wer<strong>de</strong>n wir in Zukunft sehr vermissen.<br />
Karl, Förstersohn wie ich, wur<strong>de</strong> 1936 zusammen mit mir in die Sexta eingeschult. Wir<br />
waren vor <strong>de</strong>m Krieg bis zu unserer Einberufung nicht immer in <strong>de</strong>rselben Klasse. Aber<br />
wir trafen uns doch immer wie<strong>de</strong>r, früher <strong>de</strong>r eine später <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re. Wir hatten das gleiche<br />
Schicksal am Carolinum. Ich will es <strong>de</strong>n „Numerus clausus,, nennen. Förstersöhne<br />
hatten es im Sommerhalbjahr immer beson<strong>de</strong>rs schwer in <strong>de</strong>r Schule, <strong>de</strong>nn die Natur hatte<br />
sehr viel zu bieten und darunter litt die Aufmerksamkeit in <strong>de</strong>r Schule.<br />
Karl sollte sich im November einer notwendigen schweren Operation unterziehen. Er<br />
regte an, mit uns davor einen kurzen Urlaub in Bad Neuenahr zu verbringen. Dies sollte<br />
seine Anspannung vor <strong>de</strong>r Operation etwas mil<strong>de</strong>rn.<br />
Nach fröhlichen und ruhigen Tagen in <strong>de</strong>r Kurbadatmosphäre passierte es in <strong>de</strong>r<br />
Nacht. Wir konnten Karl sofort mit <strong>de</strong>m Notarztwagen zum nahe gelegenen Krankenhaus<br />
bringen. Er war rechtseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen. Alle Bemühungen<br />
<strong>de</strong>r Ärzte waren umsonst, ihm konnte nicht mehr geholfen wer<strong>de</strong>n. Karl, wir verneigen uns<br />
in stiller Trauer.<br />
Deine Klassenkamera<strong>de</strong>n und Freun<strong>de</strong> vermissen Dich.<br />
Clausjürgen Neitzel
Buchvorstellung:<br />
Unser Altcaroliner Clausjürgen Neitzel hat ein Buch geschrieben, das vielleicht bei<br />
<strong>de</strong>n Lesern unserer Zeitschrift Interesse fin<strong>de</strong>t.<br />
Neuerscheinung<br />
Belletristik / Historische Romane, Erzählungen<br />
Reihe: edition fischer<br />
Clausjürgen Neitzel<br />
Arnshagen – einen Kirchengemein<strong>de</strong> in<br />
Pommern zwischen 1640 und 1766<br />
Roman<br />
2007, 176 Seiten.<br />
Paperback € 9,80 (D). SFr 17,90.<br />
ISBN 978-3-89950-267-1. Warengruppe 1113<br />
Der Pilot Clausjürgen Neitzel ist in Forsthaus/<br />
Mecklenburg aufgewachsen und lebt jetzt mit<br />
seiner Familie als Pensionär in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n,<br />
wo er auch beschäftigt war.<br />
Bei seiner Ahnen- und Familienforschung stieß<br />
er auf die Wurzeln seiner Familie väterlicherseits<br />
in Pommern, im Kirchspiel Arnshagen bei Stolp,<br />
polnisch Slupsk. Sein historischer Roman mit<br />
Portraits zeitgenössicher Personen entstand auf<br />
<strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s Kirchenbuchs von Arnshagen<br />
für die Jahre 1640 bis 1766, in <strong>de</strong>m auch seine<br />
Vorfahren eingetragen sind.<br />
103
1 Max Apitz<br />
2 Hilmar Borutta<br />
3 Margarete Brechtl<br />
4 Heike Deutschmann<br />
5 Franz-Georg Donges<br />
6 Hans-Jürgen Gau<br />
7 Erhard Gundlach<br />
8 Horst Hafemann<br />
9 Klaus Handrik<br />
10 Christa Heidrich<br />
11 Brigitte Hüllge<br />
12 Kurt Ihrke<br />
13 Arno Kapahnke<br />
14 Egon Klöcking<br />
15 Jürgen Koch<br />
16 Detlef Kurzweil<br />
17 Hans-Joachim L ubs<br />
18 Hans-Christian Mechsner<br />
19 Karl-Günter Neumann<br />
20 Rolf-Dieter Priebe<br />
21 Hans- Jürgen Raschke<br />
22 Christel Roewer<br />
23 Herbert Roewer<br />
24 Martin Schülke<br />
25 Gerd Steinberg<br />
26 Helga Thiel<br />
27 Klaus- Peter Wehrmeister<br />
28 Monika Wagner<br />
104<br />
Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1957<br />
29 Helmut Bloss<br />
30 Bernd Brameyer<br />
31 Manfred Brodisch<br />
32 Hannelore Dinse<br />
33 Günter Fanselow<br />
34 Heinz-Jürgen Günther<br />
35 Jürgen Gütschow<br />
36 Eva Hagenow<br />
37 Brigitte Hanke<br />
38 Herta Heller<br />
39 Monika Holm<br />
40 Edda Jahnke<br />
41 Brigitte Kiekebusch<br />
42 Wilfried Knaak<br />
43 Wilfried Köpping<br />
44 Marlene List<br />
45 Joachim Maron<br />
46 Erwin Müller<br />
47 Gerd Onnasch<br />
48 Siegmund Quitschau<br />
49 Christa Reich<br />
50 Marianne Reuter<br />
51 Horst Sauer<br />
52 Eberhard Schulz<br />
53 Manfred Strohscheer<br />
54 Joachim Toewe<br />
55 Klaus Wegener
1 Norbert Bastian<br />
2 E<strong>de</strong>lgard Beduhn<br />
3 Gerhard Daus<br />
4 Anneliese Drechsler<br />
5 Johanna-Dorothea Götz<br />
6 Willi Gottlick<br />
7 Horst Hackbarth<br />
8 Peter Herz<br />
9 Hans-Joachim Hil<strong>de</strong>brandt<br />
10 Eva- Maria Karzikowski<br />
11 Karola Kollhoff<br />
12 Reinhard Koch<br />
13 Angelika Lehmann<br />
14 Renate Lemke<br />
15 Benita Minasch<br />
16 Klaus Peter Müller<br />
17 Walburge Morach<br />
18 Wolfgang Neumann<br />
19 Anneliese Peters<br />
20 Ortwin Peitsch<br />
21 Rita Rechlin<br />
22 Ulrike Sill<br />
23 Harald Sigmund<br />
24 Hannelore Schönbeck<br />
25 Helmut Schmidt<br />
26 Christiane Stegemann<br />
27 Manfred Usczeck<br />
28 Herbert Wagner<br />
29 Petra Wen<strong>de</strong><br />
30 Hannelore Wodrich<br />
31 Sigrid Zoske<br />
Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1967<br />
32 Eveline Belz<br />
33 Ulrich Borutta<br />
34 Sigurd Drägert<br />
35 Barbara Gerig<br />
36 Dieter Grählert<br />
37 Maria Guber<br />
38 Christiane Hafemann<br />
39 Hei<strong>de</strong>marie Hanus<br />
40 Wolfgang Kandler<br />
41 Helmut Köller<br />
42 Manfred Kimmritz<br />
43 Reinhard Lietz<br />
44 Dorothea Lange<br />
45 Friedhelm Meister<br />
46 Gisela Mrosek<br />
47 Klaus Mewes<br />
48 Klaus-Dieter Moritz<br />
49 Heidrun Nagel<br />
50 Heinz Peter<br />
51 Giesela Rackow<br />
52 Karl-Heinz Reinsch<br />
53 Gudrun Sahr<br />
54 Manfred Schriewer<br />
55 Hans-Gerd Schulz<br />
56 Gerhard Schmidt<br />
57 Klaus Steinau<br />
58 Christiane Vajen<br />
59 Ingrid Wegner<br />
60 Gudrun Werner<br />
61 Dagmar Wichmann<br />
62 Hans- Joachim Zens<br />
105
1 Gabriele Ahrens<br />
2 Andreas Bahr<br />
3 Irina Benecke<br />
4 Andrea Bertelmann<br />
5 Uwe Bork<br />
6 Axel Böhm<br />
7 Egbert Borutta<br />
8 Guido Breetz<br />
9 Heike Brosig<br />
10 Karsten Bunge<br />
11 Susanne Dähn<br />
12 Heike Donath<br />
13 Gaby Dörnbrack<br />
14 Gabriele Drauschke<br />
15 Klaus Eckart<br />
16 Anke Ernst<br />
17 Jörg Franke<br />
18 Heike Freese<br />
19 Gunda Görlich<br />
20 Gundula Goronzy<br />
21 Ralph Grau<br />
22 Swen Gumz<br />
23 Ulrike Gürtler<br />
24 Dirk Hacker<br />
25 Helga Hecht<br />
26 Frank Hiller<br />
27 Elke Helmchen<br />
28 Beate Herrmann<br />
29 Katrin Hohnschild<br />
30 Andreas Huth<br />
31 Matthias Köhler<br />
32 Frank Kempfer<br />
33 Birgit Kallasch<br />
34 Kerstin Karwe<br />
35 Marion Krepel<br />
36 Detlef Krohn<br />
37 Tilo Meißler<br />
38 Heike Lehnacker<br />
39 Sylke Lexow<br />
40 Simone Mania<br />
41 Martina Militz<br />
42 Cornelia Neumann<br />
106<br />
Absolventen <strong>de</strong>s Jahres 1982<br />
43 Astrid Pelka<br />
44 Ralph Pienkos<br />
45 Jörg Piontek<br />
46 Sabine Pollex<br />
47 Kathrin Quast<br />
48 Thomas Rait<br />
49 Anke Rasch<br />
50 Volker Raudszus<br />
51 Steffen Rausche<br />
52 Susanne Reif<br />
53 Heiko Reinke<br />
54 Olaf Richter<br />
55 Olaf Säckl<br />
56 Gisbert Sahr<br />
57 Heike Schad<br />
58 Beate Schlimok<br />
59 Cornelia Lahaine<br />
60 Kerstin Schmidt<br />
61 Jörg Schulz<br />
62 Sven Schumann<br />
63 Christina Sonnemann<br />
64 Gabriele Strätz<br />
65 Frank Steidl<br />
66 Thomas Stoldt<br />
67 Torsten Stoldt<br />
68 Marita Strogiehs<br />
69 Cornelia Ullrich<br />
70 Sylvia Thiel<br />
71 Silke Threbank<br />
72 Mario Tumm<br />
73 Beate Toebe<br />
74 Susanne Tonn<br />
75 Kerstin Vollrath<br />
76 Andrea Weber<br />
77 Kathrin Wed<strong>de</strong>rmann<br />
78 Uwe Welz<br />
79 Gaby Wenzel<br />
80 Jörg Wiele<br />
81 Frank Wilk<br />
82 Ronald Witte<br />
83 Thomas Wun<strong>de</strong>r<br />
84 Gabriele Zilian
Leserbrief<br />
Die Clara-Zeitkin-Oberschule.<br />
Mit Interesse und großer Freu<strong>de</strong> lese ich staunend in <strong>de</strong>n letzten Ausgaben <strong>de</strong>r Zeitschrift „ Carolinum“<br />
von <strong>de</strong>n positiven Entwicklungen und Aktivitäten am Gymnasium in meiner geliebten Heimatstadt<br />
Neustrelitz. Man kann wohl dankbar feststellen, dass es an dieser altehrwürdigen und traditionsreichen<br />
Schule noch niemals soviel Freiheit, Weltoffenheit und Bildungsmöglichkeiten gegeben hat<br />
wie heute.<br />
Das Gymnasium Carolinum hat seinen 200. Geburtstag hinter sich.<br />
Wir sollten aber nicht vergessen, dass diese Institution höherer Schulbildung in Neustrelitz ca. 45<br />
Jahre von dieser Zeit <strong>de</strong>n Namen „Clara-Zetkin-Oberschule“ trug. – Wie war es damals an dieser Schule?<br />
Ich gehöre zur Endkriegs- und Nachkriegsgeneration<br />
und machte 1955 mein Abitur<br />
an <strong>de</strong>r „Clara-Zetkin-Oberschule“ in Neustrelitz,<br />
– also 10 Jahre nach Kriegsen<strong>de</strong>. Unsere<br />
Welt war vergleichsweise klein. Aber es erging<br />
uns weitaus besser als <strong>de</strong>r Generation unserer<br />
Eltern.<br />
Die Vermittlung von Fakten, – beson<strong>de</strong>rs<br />
in <strong>de</strong>n naturwissenschaftlichen Fächern – war<br />
damals an <strong>de</strong>r Schule gut. Das konnten viele<br />
auch später vergleichend im Westen feststellen.<br />
Wir hatten noch einige gute Lehrer „alter<br />
Schule“, aber auch einige engagierte Junglehrer. Auch wir versuchten, uns ein Bild von <strong>de</strong>r Welt zu<br />
machen. Doch die meisten von uns mussten lernen, mit zwei Meinungen zu leben und mit zwei Zungen<br />
zu re<strong>de</strong>n. Das war anstrengend und belastend. Die eine Meinung galt im Familien- und Freun<strong>de</strong>skreis,-<br />
die an<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> offiziell in <strong>de</strong>r Schule geäußert. Vieles war tabu – so das Hören von Westsen<strong>de</strong>rn<br />
(Fernsehen hatten wir noch nicht) o<strong>de</strong>r das Besorgen von wichtigen Lebensgütern, die es in<br />
Neustrelitz nicht zu kaufen gab – in Westberlin jedoch zum Preis von 5:1 DDR Mark.<br />
Anstelle von Präsentations- und Auslandsreisen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Schülerschaft absolvierten wir je<strong>de</strong>n<br />
Sommer Ernteeinsätze auf <strong>de</strong>m Volkseigenen Gut Warben<strong>de</strong>.<br />
Neun Jahre lang musste ich pflichtmäßig in <strong>de</strong>r Schule und später an <strong>de</strong>r Universität Russisch lernen<br />
und habe in dieser Zeit nicht ein einziges Wort mit einem Russen gewechselt. Dabei wohnte ich<br />
sozusagen Zaun an Zaun mit Russen, <strong>de</strong>nn ich wohnte in <strong>de</strong>r oberen Mühlenstraße, von <strong>de</strong>r ein Teil<br />
für <strong>de</strong>n Bedarf <strong>de</strong>r russischen Armee abgetrennt war. Private Kontakte zu Russen waren nicht erwünscht.<br />
Trotz unserer eingeschränkten Freiheit und Möglichkeiten fühlten wir uns nicht etwa unglücklich.<br />
Auch unsere Persönlichkeit wur<strong>de</strong> nicht „verbogen“. Es ist erstaunlich, was <strong>de</strong>r Mensch aushält. Wir<br />
suchten uns damals beizeiten Nischen, in <strong>de</strong>nen wir uns entfalten konnten. Das waren für viele sportliche<br />
o<strong>de</strong>r musische Betätigungen und Erlebnisse in <strong>de</strong>r schönen Natur in <strong>de</strong>r Umgebung von Neustrelitz.<br />
Aber auch unser Bewegungsradius war begrenzt. Es gab keine Eltern mit Auto und nicht alle<br />
Schüler besaßen ein Fahrrad.<br />
Freundschaften, die unter diesen Bedingungen<br />
entstan<strong>de</strong>n, waren tiefgründig und<br />
hielten oft ein Leben lang.<br />
Heute bietet das Gymnasium Carolinum<br />
in Neustrelitz eine Plattform für alle Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Bildung, weltweite<br />
Vernetzung und gute, freundschaftliche Kontakte<br />
in alle Himmelsrichtungen.<br />
Wir können darauf alle sehr stolz sein.<br />
Margret Klatt geb. Kählke<br />
107
Strelitzer Zeitung, 8. Juni 2007<br />
108<br />
Pressespiegel
Strelitzer Zeitung, 11. Juni 2007<br />
109
Strelitzer Zeitung, 14. Juni 2007<br />
110
Strelitzer Zeitung, 21. Juni 2007<br />
111
Strelitzer Zeitung, 26. Juni 2007<br />
112
Strelitzer Zeitung, 26. Juni 2007<br />
113
Strelitzer Zeitung, 10. Juli 2007<br />
114
Strelitzer Zeitung, 10. Juli 2007<br />
115
Strelitzer Zeitung, 13. Juli 2007<br />
116
Strelitzer Zeitung, 13. Juli 2007<br />
117
Strelitzer Zeitung, 2. August 2007<br />
118
Strelitzer Zeitung, 13. August 2007<br />
119
Strelitzer Zeitung, 14. August 2007<br />
120
Strelitzer Zeitung, 25./26. August 2007<br />
121
Strelitzer Zeitung, 18. August 2007<br />
122
Strelitzer Zeitung, 28. August 2007<br />
123
Strelitzer Zeitung, 28. August 2007<br />
124
Strelitzer Zeitung, 31. August 2007<br />
125
Strelitzer Zeitung, 4. September 2007<br />
126
Strelitzer Zeitung, 6. September 2007<br />
127
Strelitzer Zeitung, 15. September 2007<br />
128
Strelitzer Zeitung, 4. Oktober 2007<br />
129
Strelitzer Zeitung, 6. Oktober 2007<br />
130
Strelitzer Zeitung, 1. November 2007<br />
131
Strelitzer Zeitung, 13. November 2007<br />
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