August 2010 - Der Neusser

August 2010 - Der Neusser August 2010 - Der Neusser

20.11.2012 Aufrufe

22 Wir sind Familie Endlich Ferien. Ei- gentlich sollte im Sommer das Jahr zu Ende gehen. Genauer betrachtet, ist im Winter ein Jahreswechsel doch deplatziert. Heute der 31., dann Silvesterkracher, ein brummender Schädel und beim ein oder anderen ein paar neue Bekannte. Aber ansonsten… Was passiert schon, wo bricht wirklich was um, wenn es draußen weitestgehend dunkel und finster ist und die Gemüter im Winterschlaf verweilen? Im Sommer sieht es ganz anders aus, vor allem in den Familien. Strukturelle Veränderungen sind angesagt. Hier zieht mit dem Sommer häufig ein neues Zeitalter ein: Der Einstieg in den Kindergarten, Einschulung oder der Weg in die höhere Schule oder berufliche Ausbildung erfordern oft drastische Umorganisationen des Familienalltags. Zeiten, Rhythmus und Inhalte – nichts bleibt wie es war. Selbst die Kids sind nicht wieder zu erkennen, machen einen mächtigen Entwicklungssprung. „Unglaublich, ist der groß geworden!“, hört man im Freundeskreis. Nur eine Woche Schule und so ein Erstklässler ist wie ausgetauscht. Vor dem Sommer ein verspieltes Kindergartenkind. Nach dem Sommer ein cooler Knabe oder ein gestyltes Mädel. „Mensch, wie die Zeit vergeht…“ Genauso der erste Urlaub im Jugendcamp oder die erste selbstverantwortliche Reise mit Gleichaltrigen und der Wandel ist vorprogrammiert. Da fahren die wohlbehüteten Zöglinge manchmal gar mit Tränen in den Augen fort. Überraschenderweise hört man danach wenig bis gar nichts. Zwei Wochen Funkstille. Dann steigen sie aus dem Bus oder stehen am Bahnsteig und irgendetwas ist fremd an ihnen. Noch ein sehnsüchtiger Blick auf die Gruppe, vielleicht eine innige Umarmung mit einer neuen Errungenschaft und sie sitzen schweigend neben einem im Wagen. Fast schweigend: „War toll.“ – Aha. „Und sonst?“ – „Nee, echt klasse.“ Ach so. Wenn Kinder flügge werden Alles Wesentliche wäre gesagt. Zu Hause loggen sie sich umgehend im Chatraum ein. Stunden vergehen. Die Tür ist zu, dem Kind geht’s gut. Aber Eltern müssen draußen bleiben. Wieder ein Schritt Abnabelung. Sommerjahreswende und die Familie steht Kopf Sommer halt, da ist das so. Lebensphasenwende. Und die Eltern gucken erst mal nur zu. Aber es kann noch härter kommen. Abi, Studium, fester Partner und schwups werden die Koffer gepackt und der Nachwuchs ist weg. Studienplatz in München, soziales Jahr in Johannesburg, Au pair in Amerika. Ein Ticket, manchmal nur hin, für ein Jahr Übersee. Wird schon werden. Aber alles so plötzlich? Vorgestern spielten sie noch auf der Schulbühne Trompete – und dann der Abflug. Einfach so. Nach all den Jahren Erziehungsarbeit, Verantwortung und Fürsorge. Nach all der Turbulenz. Sie sind erwachsen. Selbständig. Aber was wird aus den Eltern? „Empty Nest“ titulieren dieses neue Familienzeitalter die Experten. Leeres Nest, das klingt heftig und ist auch häufig so. Viele Mütter fallen durch diesen Bruch im Lebensinhalt in Depressionen, Schlafstörungen und schwere Krisen. Das fanden amerikani- StattBlatt 08.2010 sche Psychologen bereits in den 60er Jahren heraus und warnten vor zu großer Abhängigkeit. Dennoch, keine Panik! Heute sind die Folgen meist weit geringer. Neuere Forschungen belegen, dass der Auszug der Kinder zwar Trauer und Trennungsschmerz verursacht und das Leben gehörig auf den Kopf stellt, doch muss dies nicht zwangsläufig zum Verlust elterlicher Lebensfreude führen. Viele Mütter sind heute berufstätig oder engagieren sich für Projekte oder Hobbys außerhalb ihrer Familien. Die Mehrgestaltung des weiblichen Alltags trägt dazu bei, dass der Einschnitt nicht zu gravierend ist. Zudem kann man vorab eine Menge tun, um sich auf das „Empty Nest“ vorzubereiten. So sollten Eltern jeden Schritt der Kinder in die Selbständigkeit möglichst mit einem Zug in die eigene Abnabelung begleiten. Die Freiheiten, die man Stück für Stück zurückgewinnt, sollten mit eigenen Interessen und Leidenschaften belegt werden. Die einen reisen, die anderen entdecken Tanz- oder Kochkurse. Manche genießen die Ruhe zum Lesen oder um das Haus umzugestalten. Andere verändern sich noch einmal beruflich. Egal was, wichtig ist nur, sich wieder mehr auf sich selbst zu besinnen. Und auf den Partner. Natürlich ist das nicht ganz leicht. Aber Trotzphasen waren das auch nicht. Loslassen bedeutet Haltbarkeit schaffen, so die Psychologen. Klammern nützt wenig. Stetig im Leben der Kinder zu grasen, gefährdet die Beziehung. Eltern müssen akzeptieren, dass die Kinder jetzt auf Augenhöhe stehen, eigene Wege gehen und Entscheidungen treffen, die sie selbst verantworten. Je besser die Unabhängigkeit für Eltern und Kinder gelingt, desto tiefer schweißt sich eine Beziehungsbande, die über alle Lebensphasen hält. Vertrauen schafft Nähe, selbst über große räumliche Distanz. Marion Stuckstätte

StattBlatt 08.2010 Sport & Gesundheit Leben statt Überleben Auf der Suche nach dem Wort „Wellness“ im Internet wird man heut- zutage schnell auf Seiten geleitet, die uns alles verkaufen wollen, vom Urlaub in Luxushotels, Wasserbetten bis hin zu einer ganzen Palette von Schönheitsprodukten. Wir neigen dazu zu glauben, dass Wellness etwas mit gutem Aussehen, Entspannung und einfach nur Wohlfühlen zu tun hat. Dies haben sich Marketingexperten gerne zunutze gemacht, um ihre Produkte mit der Bezeichnung „Wellness“ besser verkaufen zu können. Aber die eigentliche Bedeutung von Wellness ist eine viel tiefere. Wellness heißt, Verantwortung für die eigene Lebensqualität zu übernehmen Wellness bedeutet in erster Linie sich zu entscheiden, die Verantwortung für die eigene Lebensqualität zu übernehmen. Die beginnt mit dem bewussten Entschluss, einen gesunden Lebensstil zu führen. Wellness ist eine Denkweise, die zu mehr Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit führt. Viele Wellness-Befürworter, so wie ich auch, sehen Wellness als eine Philosophie, die viele Prinzipien der Gesundheit umfasst: Selbstverantwortung, Training und Fitness, Ernährung, Stressbewältigung, kritisches Denken, emotionale Intelligenz, Humor und funktionierende Beziehungen. Es ist schwierig einen Wellness-Lebensstil zu führen, wenn man ständig damit beschäftigt ist, Krankheiten oder Symptome zu bekämpfen. Unglücklicherweise wird dieses Dilemma in keiner Weise von unserem Gesundheitssystem aufgefangen. Chiropraktik, Naturheilverfahren, Ayurveda, Homöopathie und Asiatische Medizin beruhen auf Verfahren, die die natürlichen Selbstheilungskräfte frei- setzen und unterstützen. Blockaden werden entfernt, die Funktionen des Körpers wieder hergestellt Seit ihrer Entdeckung im Jahre 1895 hat sich die Chiropraktik an die Spitze der Wellnessprofessionen gesetzt und ist heute, neben der Schulmedizin und Zahnmedizin, einer der größten Heilberufe der Welt geworden. Nichtsdestotrotz herrscht im Gesundheitssystem das Prinzip von Diagnostizieren und Bekämpfen von Krankheiten, anstelle des pro-aktiven Wellness-Modells. Ein Weg, den eigenen Gesundheitszustand zu verbessern, ist die chiropraktische Betreuung. Chiropraktoren betonen, dass sie durch das Auffinden und Korrigieren von Blockaden des Nervensystems in der Wirbel säule (Subluxationen), die Funktionen des Körpers wieder herstellen können. Bleiben Sie gesund! Korrigieren Stabilisieren Vorbeugen „Expect Miracles“ – Erwarten Sie Wunder. Das Statement, welches Paul Ahearn auf dem Rücken seines Shirts trägt, würden seine Patienten sofort unterschreiben. Mit Wissen und Erfahrung befreit der studierte Doctor of Chiropractic (USA) regelmäßig die blockierten Nervenbahnen in den Wirbelsäulen seiner Patienten. Der Körper entgiftet, Krankheiten werden vermieden und behoben. Paul Ahearn schenkt seinen Patienten Wohlbefinden und Aktivität zurück. Seine wirksame Philosophie: Vermeide die Ursache von Krank heiten, bevor ihre Symptome entstehen. Auch das würden seine Patienten sofort zweifellos unterschreiben. ahearn chiropractic www.ahearn-chiropractic.de – Anzeige – Alexanderstraße 18 • 40210 Düsseldorf Tel: 02 11/862 90 -15 • Fax -16 23

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Wir sind Familie<br />

Endlich Ferien. Ei-<br />

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Sommer das Jahr<br />

zu Ende gehen. Genauer<br />

betrachtet, ist im Winter<br />

ein Jahreswechsel doch<br />

deplatziert. Heute der 31.,<br />

dann Silvesterkracher, ein<br />

brummender Schädel und<br />

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paar neue Bekannte. Aber<br />

ansonsten… Was passiert<br />

schon, wo bricht wirklich<br />

was um, wenn es draußen<br />

weitestgehend dunkel und<br />

finster ist und die Gemüter<br />

im Winterschlaf verweilen?<br />

Im Sommer sieht es ganz<br />

anders aus, vor allem in den<br />

Familien. Strukturelle Veränderungen<br />

sind angesagt.<br />

Hier zieht mit dem Sommer<br />

häufig ein neues Zeitalter<br />

ein: <strong>Der</strong> Einstieg in den Kindergarten,<br />

Einschulung oder der Weg in die<br />

höhere Schule oder berufliche Ausbildung<br />

erfordern oft drastische Umorganisationen<br />

des Familienalltags. Zeiten, Rhythmus und<br />

Inhalte – nichts bleibt wie es war. Selbst die<br />

Kids sind nicht wieder zu erkennen, machen<br />

einen mächtigen Entwicklungssprung. „Unglaublich,<br />

ist der groß geworden!“, hört man<br />

im Freundeskreis. Nur eine Woche Schule<br />

und so ein Erstklässler ist wie ausgetauscht.<br />

Vor dem Sommer ein verspieltes Kindergartenkind.<br />

Nach dem Sommer ein cooler Knabe<br />

oder ein gestyltes Mädel. „Mensch, wie<br />

die Zeit vergeht…“<br />

Genauso der erste Urlaub im Jugendcamp<br />

oder die erste selbstverantwortliche Reise<br />

mit Gleichaltrigen und der Wandel ist vorprogrammiert.<br />

Da fahren die wohlbehüteten<br />

Zöglinge manchmal gar mit Tränen in den<br />

Augen fort. Überraschenderweise hört man<br />

danach wenig bis gar nichts. Zwei Wochen<br />

Funkstille. Dann steigen sie aus dem Bus<br />

oder stehen am Bahnsteig und irgendetwas<br />

ist fremd an ihnen. Noch ein sehnsüchtiger<br />

Blick auf die Gruppe, vielleicht eine innige<br />

Umarmung mit einer neuen Errungenschaft<br />

und sie sitzen schweigend neben einem im<br />

Wagen. Fast schweigend: „War toll.“ – Aha.<br />

„Und sonst?“ – „Nee, echt klasse.“ Ach so.<br />

Wenn Kinder flügge werden<br />

Alles Wesentliche wäre gesagt. Zu Hause<br />

loggen sie sich umgehend im Chatraum ein.<br />

Stunden vergehen. Die Tür ist zu, dem Kind<br />

geht’s gut. Aber Eltern müssen draußen bleiben.<br />

Wieder ein Schritt Abnabelung.<br />

Sommerjahreswende und die<br />

Familie steht Kopf<br />

Sommer halt, da ist das so. Lebensphasenwende.<br />

Und die Eltern gucken erst mal nur<br />

zu. Aber es kann noch härter kommen. Abi,<br />

Studium, fester Partner und schwups werden<br />

die Koffer gepackt und der Nachwuchs<br />

ist weg. Studienplatz in München, soziales<br />

Jahr in Johannesburg, Au pair in Amerika.<br />

Ein Ticket, manchmal nur hin, für ein Jahr<br />

Übersee. Wird schon werden. Aber alles so<br />

plötzlich? Vorgestern spielten sie noch auf<br />

der Schulbühne Trompete – und dann der<br />

Abflug. Einfach so. Nach all den Jahren Erziehungsarbeit,<br />

Verantwortung und Fürsorge.<br />

Nach all der Turbulenz. Sie sind erwachsen.<br />

Selbständig. Aber was wird aus den Eltern?<br />

„Empty Nest“ titulieren dieses neue Familienzeitalter<br />

die Experten. Leeres Nest, das<br />

klingt heftig und ist auch häufig so. Viele<br />

Mütter fallen durch diesen Bruch im Lebensinhalt<br />

in Depressionen, Schlafstörungen<br />

und schwere Krisen. Das fanden amerikani-<br />

StattBlatt 08.<strong>2010</strong><br />

sche Psychologen bereits<br />

in den 60er Jahren heraus<br />

und warnten vor zu großer<br />

Abhängigkeit. Dennoch,<br />

keine Panik! Heute sind die<br />

Folgen meist weit geringer.<br />

Neuere Forschungen<br />

belegen, dass der Auszug<br />

der Kinder zwar Trauer<br />

und Trennungsschmerz<br />

verursacht und das Leben<br />

gehörig auf den Kopf<br />

stellt, doch muss dies nicht<br />

zwangsläufig zum Verlust<br />

elterlicher Lebensfreude<br />

führen. Viele Mütter sind<br />

heute berufstätig oder engagieren<br />

sich für Projekte<br />

oder Hobbys außerhalb<br />

ihrer Familien. Die Mehrgestaltung<br />

des weiblichen<br />

Alltags trägt dazu bei, dass<br />

der Einschnitt nicht zu gravierend<br />

ist. Zudem kann<br />

man vorab eine Menge tun, um sich auf das<br />

„Empty Nest“ vorzubereiten. So sollten Eltern<br />

jeden Schritt der Kinder in die Selbständigkeit<br />

möglichst mit einem Zug in die eigene<br />

Abnabelung begleiten. Die Freiheiten, die<br />

man Stück für Stück zurückgewinnt, sollten<br />

mit eigenen Interessen und Leidenschaften<br />

belegt werden. Die einen reisen, die anderen<br />

entdecken Tanz- oder Kochkurse. Manche<br />

genießen die Ruhe zum Lesen oder um<br />

das Haus umzugestalten. Andere verändern<br />

sich noch einmal beruflich. Egal was, wichtig<br />

ist nur, sich wieder mehr auf sich selbst<br />

zu besinnen. Und auf den Partner. Natürlich<br />

ist das nicht ganz leicht. Aber Trotzphasen<br />

waren das auch nicht. Loslassen bedeutet<br />

Haltbarkeit schaffen, so die Psychologen.<br />

Klammern nützt wenig. Stetig im Leben der<br />

Kinder zu grasen, gefährdet die Beziehung.<br />

Eltern müssen akzeptieren, dass die Kinder<br />

jetzt auf Augenhöhe stehen, eigene Wege<br />

gehen und Entscheidungen treffen, die sie<br />

selbst verantworten. Je besser die Unabhängigkeit<br />

für Eltern und Kinder gelingt, desto<br />

tiefer schweißt sich eine Beziehungsbande,<br />

die über alle Lebensphasen hält. Vertrauen<br />

schafft Nähe, selbst über große räumliche<br />

Distanz.<br />

Marion Stuckstätte

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