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Projektinformation SERUA - Brot für die Welt in der Landeskirche ...

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<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong>Die Himmelsstürmervon Cerro CoráBrasilien In den Favelas Rio de Janeiros fehlt es an allem, auch an Freizeit- undBildungse<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche. Mit dem Programm„Kick <strong>in</strong> e<strong>in</strong> besseres Leben“ holt <strong>die</strong> Organisation <strong>SERUA</strong> Heranwachsende von<strong>der</strong> Straße – und macht sie stark.


InhaltsverzeichnisLandes<strong>in</strong>formationen 3Wissenswertes über das Land im Süden AmerikasDie Himmelsstürmer von Cerro Corá 4Wie das Projekt „Kick <strong>in</strong> e<strong>in</strong> besseres Leben“ K<strong>in</strong><strong>der</strong>n hilft„Auch <strong>die</strong> Favela-K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Rechte“ 7Interview mit Cesar Marques, Geschäftsführer von <strong>SERUA</strong>Platz zum Spielen, Zeit zum Träumen 10Jessica f<strong>in</strong>det bei <strong>SERUA</strong> e<strong>in</strong>e zweite FamilieRafael ergreift den Strohhalm 13Der Fußballtra<strong>in</strong>er entkommt dem Drogensumpf„Ich fühle mich zu Hause“ 15K<strong>in</strong><strong>der</strong> erzählen von ihren Erfahrungen mit <strong>SERUA</strong>E<strong>in</strong> Pflaster für <strong>die</strong> Stichwunde 17Wie Brasilien <strong>die</strong> Armut bekämpftStichwort: K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche 19Wie <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> hilftMe<strong>die</strong>nh<strong>in</strong>weise 20So können Sie sich weiter <strong>in</strong>formierenIhre Spende hilft 22Wie Sie <strong>die</strong> Arbeit von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> unterstützen könnenImpressumRedaktion Mandy Rutkowski/Thorsten Lichtblau, Juli 2012 Text SandraWeiss Fotos Florian Kopp Gestaltung FactorDesignFeedbackIhre Anregungen, Me<strong>in</strong>ungen, Ideen o<strong>der</strong> Kritik s<strong>in</strong>d uns sehr willkommen –Sie helfen uns damit, unsere Materialien weiterzuentwickeln. Schreiben Sieuns doch e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e E-Mail an kontakt@brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de.Wenn Sie <strong>die</strong> Projekt-Materialien für eigene Aktionen nutzen: BerichtenSie uns über Ihre Ideen, Erfahrungen und Erfolge! Wir präsentieren IhrEngagement gerne auf unserer Internetseite – als Anregung für an<strong>der</strong>eMenschen, <strong>die</strong> helfen wollen.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 2 22


Landes<strong>in</strong>formationBrasilienBrasilien ist <strong>der</strong> fünftgrößte Staat <strong>der</strong> Erde und mit über 192 Millionen E<strong>in</strong>wohnern<strong>der</strong> bevölkerungsreichste Südamerikas. Das Land im Süden desKont<strong>in</strong>ents grenzt an Französisch-Guayana, Sur<strong>in</strong>ame, Guyana, Venezuela,Kolumbien, Peru, Bolivien, Paraguay, Argent<strong>in</strong>ien, Uruguay und den Atlantik.Aufgrund <strong>der</strong> portugiesischen Kolonialherrschaft, <strong>die</strong> mehr als dreiJahrhun<strong>der</strong>te dauerte und 1822 endete, ist <strong>die</strong> Landessprache portugiesisch.Die Landeshauptstadt mit 2,6 Millionen E<strong>in</strong>wohnern ist Brasília. Brasiliengehört im weltweiten Vergleich zu den Län<strong>der</strong>n mit den größten E<strong>in</strong>kommensunterschieden.Brasilien_Das Grün <strong>der</strong> brasilianischen Flaggeist <strong>die</strong> Farbe <strong>der</strong> portugiesischenAdelsfamilie Braganza, <strong>die</strong> im 19.Jahrhun<strong>der</strong>t den ersten Kaiser desLandes stellte. Gelb ist <strong>die</strong> Farbe<strong>der</strong> Habsburger, <strong>der</strong> Familie se<strong>in</strong>erFrau Leopold<strong>in</strong>a. In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong>Flagge ist <strong>der</strong> Himmel über Rio deJaneiro im Moment <strong>der</strong> Ausrufung<strong>der</strong> Republik, am 15. November1889 um 8:30 Uhr, zu sehen. Diemittlerweile 27 Sterne stehen für<strong>die</strong> 26 brasilianischen Bundesstaatenund den Bundesdistrikt. DasMotto „ordem e progresso“ (Ordnungund Fortschritt) ist e<strong>in</strong> Wahlspruch<strong>der</strong> von dem FranzosenAuguste Comte begründeten Philosophiedes Positivismus, dem sich<strong>die</strong> junge brasilianische Republikverbunden fühlte.Brasilien DeutschlandFläche <strong>in</strong> km 2 8.547.404 357.104Bevölkerung <strong>in</strong> Millionen 196,7 81,1Bevölkerungsdichte <strong>in</strong> E<strong>in</strong>wohner/km 2 23 228Säugl<strong>in</strong>gssterblichkeit <strong>in</strong> % 1,9 0,3LebenserwartungMänner 69 78Frauen 77 83Analphabetenrate <strong>in</strong> %Männer 12 < 1Frauen 13 < 1Brutto<strong>in</strong>landsprodukt <strong>in</strong> Dollar/Kopf 10.720 43.986Quellen: Fischer <strong>Welt</strong>almanach, CIA World Factbook (2012)<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 3 22


Die Himmelsstürmer von Cerro CoráIn den Favelas Rio de Janeiros fehlt es an allem, auch an Freizeit- und Bildungse<strong>in</strong>richtungenfür K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche. Mit dem Programm „Kick <strong>in</strong> e<strong>in</strong> besseresLeben“ holt <strong>die</strong> Organisation <strong>SERUA</strong> Heranwachsende von <strong>der</strong> Straße –und macht sie stark.Energisch fegt Gabriel Mart<strong>in</strong>s <strong>die</strong> Kronkorken und Plastikflaschen vomSpielfeld. Gestern Abend wurde auf dem Sportplatz von Cerro Corá getanztund gefeiert, und <strong>die</strong> letzten Partylöwen s<strong>in</strong>d gerade erst benebelt von Marihuanaund Alkohol nach Hause gewankt. Dabei haben sie von den höher gelegenenGassen <strong>der</strong> Favela grölend leere Flaschen auf das Wellblechdachüber dem Sportplatz geworfen. „So ist das immer“, murmelt <strong>der</strong> 13-Jährigemissbilligend und schüttet <strong>die</strong> Schaufel schwungvoll über e<strong>in</strong>em Plastik-Müllsack aus. Der Sportplatz ist nichts Beson<strong>der</strong>es: 20 mal 40 Meter Spielflächeaus schmuddeligem Beton, buntbemalte Wände, von denen <strong>der</strong> Putzabblättert, e<strong>in</strong> paar Betonstufen, <strong>die</strong> als Tribüne <strong>die</strong>nen, e<strong>in</strong> löchriges Wellblechdachund dah<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong> vermüllter, staubiger Park mit e<strong>in</strong> paar kaputtenMetall-Wippen. Aber es ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige öffentliche Raum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Favela, <strong>die</strong>sich eng an den steilen Hügel unterhalb <strong>der</strong> Christusstatue von Rio de Janeiroschmiegt. Und es ist nicht immer e<strong>in</strong>fach für <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ihn den Älterenabzutrotzen. Heute aber hat <strong>die</strong> von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> unterstützte Organisation<strong>SERUA</strong> e<strong>in</strong> Fußballturnier organisiert, und Tra<strong>in</strong>er Rafael hat von denBandenchefs grünes Licht bekommen.Große Leidenschaft Gabriel istKapitän e<strong>in</strong>er Fußballmannschaft,<strong>die</strong> <strong>SERUA</strong> <strong>in</strong>s Leben gerufen hat.Hier bekommt er Anerkennung.Der Wunsch nach AnerkennungEndlich ist <strong>der</strong> Platz sauber und es geht los. Schwungvoll umdribbelt <strong>der</strong>stämmige Gabriel se<strong>in</strong>en um e<strong>in</strong>en Kopf größeren Gegner und brüllt Anweisungenan se<strong>in</strong>e Mitspieler. Er ist <strong>der</strong> Kapitän und e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wenigen, <strong>die</strong> mitrichtigen Turnschuhen auftrumpfen könne. Auch wenn e<strong>in</strong> Strumpf schwarzist und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e weiß, <strong>die</strong> passenden Paare hat Gabriel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eile heuteMorgen nicht gefunden. Manchmal schlafen bis zu acht Personen <strong>in</strong> demunverputzten Drei-Zimmer-Häuschen se<strong>in</strong>er Familie. Das Chaos ist groß,und für ihn, den Jüngsten, das adoptierte F<strong>in</strong>delk<strong>in</strong>d, ist dann nur nochPlatz auf dem Sofa neben dem E<strong>in</strong>gang. Lange hatte Gabriel an se<strong>in</strong>er Herkunftzu knabbern. Wer ist se<strong>in</strong>e richtige Mutter? Und wieso hat sie ihn alsBaby vor e<strong>in</strong>em fremden Haus abgelegt? Aber jetzt zählt das alles nicht, nur<strong>der</strong> Moment: Pass – Schuss – lei<strong>der</strong> daneben – Ballverlust – gegnerischerSpielzug – Tor für <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Mannschaft! Gabriel murrt, fügt sich aber <strong>in</strong>se<strong>in</strong> Schicksal. Beim Straßenfußball geht es Schlag auf Schlag, und schonmanches Fußballtalent wurde <strong>in</strong> den Favelas entdeckt. Davon träumen siealle: von Ruhm, Anerkennung und Geld – und <strong>der</strong> Chance, dem Elend <strong>der</strong>Armenviertel zu entfliehen.ProjektträgerSe Essa Rua Fosse M<strong>in</strong>ha (<strong>SERUA</strong>)F<strong>in</strong>anzierung <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>(drei Jahre) 88.429,- EuroWas kostet wie viel?E<strong>in</strong> Fußball:27,- EuroVesper für 100 K<strong>in</strong><strong>der</strong>: 75,- EuroWöchentliches Honorare<strong>in</strong>es Tra<strong>in</strong>ers:140,-Euro<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 4 22


Es ist e<strong>in</strong> Traum, <strong>der</strong> nur für wenige wahr wird. Aber er motiviert. „DasWichtigste ist, e<strong>in</strong> Ziel vor Augen zu haben, um nicht vom Weg abzukommen“,sagt Tra<strong>in</strong>er Rafael Santos, <strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>mal Fußballprofi werden wollte.Ob er ohne se<strong>in</strong>en Traum noch am Leben wäre, weiß er nicht. Se<strong>in</strong>e Familieist tief <strong>in</strong> den Drogenhandel verstrickt, e<strong>in</strong> Onkel und e<strong>in</strong> Cous<strong>in</strong> wurdendeshalb ermordet. Die Favelas s<strong>in</strong>d wild gewachsene Siedlungen, entstandennach <strong>der</strong> Sklavenbefreiung 1888, und im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t angeschwollendurch <strong>die</strong> massive Landflucht. Das Erbe <strong>der</strong> Sklaverei hat <strong>die</strong> Favelas geprägt:Bis heute ist <strong>die</strong> überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnerschwarz. In Cerro Corá, am Fuße <strong>der</strong> Christusstatue, leben 6.000Menschen <strong>in</strong> eng ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geklatschten Ziegelhäuschen. Seit 50 Jahrengibt es <strong>die</strong> Favela schon, bis heute ist <strong>der</strong> Staat abwesend. Das ist <strong>der</strong> Unterschiedzum „Asphalt“, wie <strong>die</strong> urbanisierten Viertel genannt werden, <strong>die</strong> oftnur wenige hun<strong>der</strong>t Meter entfernt s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> Favela gibt es ke<strong>in</strong>e Schule,ke<strong>in</strong>e Straßenschil<strong>der</strong>, ke<strong>in</strong>e Polizeistation, ke<strong>in</strong> Krankenhaus, ke<strong>in</strong>enStrom, ke<strong>in</strong>e Kanalisation, ke<strong>in</strong>en öffentlichen Nahverkehr. Jedenfalls nichtoffiziell.Schwierige Beziehung GabrielsAdoptivmutter hatte nie viel Zeit fürihren Sohn. Sie ist froh, dass er nunvon <strong>der</strong> Straße weg ist.Flucht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Krim<strong>in</strong>alitätAlles, was es hier gibt, haben sich <strong>die</strong> Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohner irgendwieabgezweigt und selbst organisiert. Das wenigste kam als Wahlgeschenkpopulistischer Politiker, <strong>die</strong> meisten Dienstleistungen s<strong>in</strong>d dagegen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Mafiabanden, <strong>die</strong> vom staatlichen Vakuum profitieren. Als<strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahmen daraus nicht mehr reichten, um <strong>die</strong> materiellen Ansprüche<strong>der</strong> Gangster zu erfüllen, kamen neue Geschäftszweige h<strong>in</strong>zu: Schutzgel<strong>der</strong>pressung,Waffen- und Drogenhandel. Die Banden s<strong>in</strong>d für viele Jugendliche<strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige Hoffnung, zu etwas Wohlstand und Ansehen zu kommen. E<strong>in</strong>Handy, e<strong>in</strong> Motorrad – das s<strong>in</strong>d Statussymbole für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, bei denen es zuhauseoft nicht e<strong>in</strong>mal zu drei Mahlzeiten reicht. „Die Bosse zahlen dir <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Woche, was du sonst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Monat ver<strong>die</strong>nst“, sagt GabrielsAdoptivmutter Jaquel<strong>in</strong>e Mart<strong>in</strong>s dos Santos, <strong>die</strong> als Putzhilfe arbeitet.„Aber das ist e<strong>in</strong>e Falle. Sie führt letztlich <strong>in</strong>s Gefängnis o<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Grab.“Deshalb ist <strong>die</strong> 45-Jährige so froh, dass Gabriel zu <strong>SERUA</strong> gefunden hat, e<strong>in</strong>erOrganisation, <strong>die</strong> sich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen aus den Favelas Riode Janeiros annimmt. „Früher hat er viel gestritten, hat ke<strong>in</strong>e Hausaufgabengemacht und g<strong>in</strong>g gerne auf <strong>die</strong> Straße mit se<strong>in</strong>en älteren Brü<strong>der</strong>n“, erzähltsie. „Aber draußen ist es gefährlich, das ist das Terra<strong>in</strong> <strong>der</strong> Banden.“ Dochmeist hatte sie genug zu tun mit den fünf eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en diverseVäter sich we<strong>der</strong> um den Nachwuchs noch um den Unterhalt scherten. Esgab viel Streit und wenig Geld. Für das adoptierte Nesthäkchen blieb nichtviel Zeit. Gabriel lispelte, blieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zurück. Aber e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Brü<strong>der</strong>nahm ihn vor sechs Jahren mit zu <strong>SERUA</strong>. Dort bekam er plötzlich Aufmerksamkeit,dort hörte man ihm zu. „Hier fühle ich mich wohl. Immer weißjemand e<strong>in</strong>en Rat. Das ist wie e<strong>in</strong>e zweite Familie“, sagt Gabriel. JedenNachmittag nach <strong>der</strong> Schule ist <strong>der</strong> 13-Jährige nun im Projekt, entwe<strong>der</strong> imZentrum von <strong>SERUA</strong> am Fuße von Cerro Corá o<strong>der</strong> beim Fußballtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g aufdem Sportplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Favela. Er kickt, turnt, jongliert mit dem Dia-<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 5 22


olo, lernt im Informatikkurs mit dem Computer umzugehen und stu<strong>die</strong>rtnun sogar e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Erzählung e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> er bei den Auftritten von <strong>SERUA</strong> <strong>in</strong>Schulen vorlesen wird.Vom Außenseiter zum Anführer„Gabriel hat sich dafür freiwillig gemeldet“, sagt se<strong>in</strong>e Lektürelehrer<strong>in</strong> MarisaSilva, <strong>die</strong> Satz für Satz <strong>die</strong> richtige Intonation mit ihm übt. Das Lispelnund mit ihm <strong>die</strong> Angst vor dem Lesen ist fast verschwunden. Silva ist bee<strong>in</strong>drucktvom Wandel ihres Schülers. „Anfangs son<strong>der</strong>te er sich ab, spielte immeralle<strong>in</strong>e. Jetzt ist er sehr gesellig und fröhlich, e<strong>in</strong> Bezugspunkt für <strong>die</strong>an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Er ist völlig verwandelt“, sagt sie. Beson<strong>der</strong>s schätzt sieauch se<strong>in</strong>e Hilfsbereitschaft. „Wir können immer auf ihn zählen.“ Gabriel tutso, als bekomme er es nicht mit, aber das Lob lässt se<strong>in</strong>e Brust vor Stolz anschwellen.Er schnappt sich e<strong>in</strong>en Ball und vollführt e<strong>in</strong> paar Jonglier-Tricks. Trotzdem reicht es für se<strong>in</strong> blau-gelbes Team dann doch nicht <strong>in</strong>sEndspiel des Fußballturniers, e<strong>in</strong>e Medaille als Trostpreis muss reichen.Gabriel nimmt es gelassen und stopft bereits den zweiten Hotdog <strong>in</strong> sichh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, den es zum Abschluss des Turniers für <strong>die</strong> hungrigen Athleten gibt.„Vielleicht werde ich auch Zirkusartist“, sagt er. „O<strong>der</strong> Arzt.“ Mutter Jaquel<strong>in</strong>eschaut etwas ungläubig dre<strong>in</strong>, aber Lektürelehrer<strong>in</strong> Silva ist begeistert.„Nur wer sich hohe Ziele steckt, kann über sich h<strong>in</strong>auswachsen.“ AnSelbstvertrauen mangelt es Gabriel nicht: Weil er zum Stu<strong>die</strong>ren ordentlichePapiere braucht, hat er se<strong>in</strong>e Mutter so lange bedrängt, bis sie zu <strong>SERUA</strong>g<strong>in</strong>g. Hier wird ihr beim Kampf mit <strong>der</strong> Bürokratie geholfen. Damit Gabrielendlich auch formal per Geburtsurkunde e<strong>in</strong>e Herkunft besche<strong>in</strong>igt bekommt.Die Nestwärme hat er bei <strong>SERUA</strong> ja schon gefunden.Spaß am Lernen Gabriel stu<strong>die</strong>rtmit se<strong>in</strong>er Lektürelehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>eErzählung e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> er bei den Auftrittenvon <strong>SERUA</strong> <strong>in</strong> Schulen vorliest.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 6 22


„Auch <strong>die</strong> Favela-K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Rechte“Cesar Marques, Geschäftsführer von <strong>SERUA</strong>, über <strong>die</strong>Arbeit se<strong>in</strong>er Organisation.Wie kam es zur Gründung von <strong>SERUA</strong>, und was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> ZieleIhrer Organisation?Angefangen haben wir 1991. Ich war damals Sozialarbeiter und habe Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>angesprochen, um mehr über sie zu erfahren. Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>wurden damals vom Rest <strong>der</strong> Gesellschaft als Bedrohung gesehen, es gabviel Gewalt gegen sie. Unser Ziel war es, Alternativen für sie zu entwickelnund <strong>die</strong> Gesellschaft für ihre Nöte zu sensibilisieren. Außerdem wollten wirden Staat zum Handeln zw<strong>in</strong>gen, damit er nicht nur repressiv handelt, son<strong>der</strong>nauch spezifische Sozialprogramme für <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> entwirft.Welche K<strong>in</strong><strong>der</strong> landen <strong>in</strong> Brasilien auf <strong>der</strong> Straße?Es s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus den Favelas, den Armenvierteln, <strong>der</strong>en Grundrechte –etwa das Recht auf Bildung, auf Gesundheit, auf Freizeit, auf Sicherheit, aufstabile Familienverhältnisse – ständig verletzt werden. Sie s<strong>in</strong>d ständig vonGewalt und Elend umgeben. Das macht sie extrem anfällig. Wichtig ist auche<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> <strong>die</strong> Geschichte. Brasilien ist das letzte Land, das <strong>die</strong> Sklavereiabgeschafft hat, und selbst danach gab es noch lange Gesetze, <strong>die</strong> Schwarzebenachteiligten. Deshalb s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> meisten Armen heute Schwarze. Und 70Prozent aller Jugendlichen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Brasilien gewaltsam ums Leben kommen,s<strong>in</strong>d schwarz.Engagiert„Brasiliens Problem istnicht <strong>die</strong> Armut, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Ungleichheit.“Cesar Marques setztsich mit <strong>SERUA</strong> für benachteiligteK<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>.Wie groß ist <strong>die</strong> Chance, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Straße zu holen?Zwischen 60 und 70 Prozent <strong>der</strong> Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> können wir durch unsereArbeit psychisch stabilisieren und wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrieren, entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> eigeneFamilie o<strong>der</strong> <strong>in</strong> staatliche Sozialprogramme und Institutionen.Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Straße landet, hat es meist ja schon e<strong>in</strong>enlangen Leidensweg h<strong>in</strong>ter sich. Wäre es nicht s<strong>in</strong>nvoll, schonvorher mit Sozialarbeit anzusetzen?Deshalb arbeiten wir heute zwar noch immer mit Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n, aber <strong>der</strong>Schwerpunkt unserer Arbeit liegt auf <strong>der</strong> Prävention. Wir arbeiten mit denK<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Favelas, ich nenne sie auch gerne „K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohne Straße“.Dort ist <strong>der</strong> Wohnraum extrem beengt, und <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben kaum SpielundBolzplätze. Um sich auszutoben, müssen sie <strong>in</strong> den engen Gassen zwischenMüll und Abwasser spielen, was sehr gefährlich und ungesund ist.Wir veranstalten Fußball- und Zirkuskurse für sie, wenn möglich direkt <strong>in</strong><strong>der</strong> Favela, und wenn es dafür ke<strong>in</strong>en Platz gibt, <strong>in</strong> unserem Zentrum, dasim E<strong>in</strong>zugsbereich mehrerer Favelas liegt.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 7 22


Ihr Zentrum liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> reichsten Gegenden von Rio, <strong>in</strong> <strong>der</strong>Südzone. Schafft das nicht auch Probleme?Das Problem ist, dass sich beide <strong>Welt</strong>en kaum berühren. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus denFavelas haben nichts, und wenn sie zehn M<strong>in</strong>uten den Berg h<strong>in</strong>unterlaufen,s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Welt</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es breite Straßen, Schulen mit Klimaanlage undgroße Spiel- und Sportplätze gibt. Das schafft natürlich Konflikte. An<strong>der</strong>erseitswachsen auch <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> reichen Familien oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossenenWohnkomplex auf, gehen auf e<strong>in</strong>e teure Privatschule und haben überhauptke<strong>in</strong>en Kontakt zum Rest <strong>der</strong> Gesellschaft. Auch sie s<strong>in</strong>d „K<strong>in</strong><strong>der</strong> ohneStraße“, denn sie kennen <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> als Ganzes überhaupt nicht. Was problematischist, denn aus ihnen geht <strong>die</strong> künftige Führungselite des Landes hervor.Brasiliens Problem ist nicht <strong>die</strong> Armut, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Ungleichheit. Deshalbbieten wir hier im Zentrum jetzt auch kostenpflichtige Kurse für <strong>die</strong>Mittelschicht an. Außerdem machen wir viele Aufführungen auch an Privatschulen.Danach gibt es immer e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Essen und e<strong>in</strong>e Diskussion,damit e<strong>in</strong> Austausch stattf<strong>in</strong>det.Fußball und Zirkus verstehen Sie also als Beitrag zur gesellschaftlichenVerän<strong>der</strong>ung?Es gibt <strong>die</strong> Kunst, weil das Leben nicht reicht. Wir haben 1992 unser pädagogischesKonzept vom Sozialzirkus entworfen. Der Zirkus ist dabei nichtnur Unterhaltung, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Mittel zur gesellschaftlichen Anerkennung,e<strong>in</strong> Raum des Austauschs und e<strong>in</strong>e Möglichkeit, <strong>die</strong> eigenen Grenzen zusprengen. Nach <strong>die</strong>sem Konzept arbeiten heute mehr als 20 Hilfsorganisationen<strong>in</strong> Brasilien, <strong>der</strong> berühmte „Cirque du Soleil“ hat unser Konzept begeistertunterstützt, aufgegriffen und auf <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> verbreitet. Diese Ideeliegt unserer Arbeit als Ganzes zugrunde, gilt also auch für den Fußball und<strong>die</strong> Computer-, Tanz- und Lesekurse, <strong>die</strong> wir anbieten.Haben es <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus den Armenvierteln heute besser?Es gab viele Fortschritte. Wir haben beispielsweise e<strong>in</strong> Ausbildungsprogrammentworfen, dessen Ziel es ist, <strong>die</strong> Spirale von Gewalt und Ausgrenzungzu durchbrechen. Mit <strong>die</strong>sem Programm arbeiten <strong>in</strong>zwischen Universitätenund <strong>die</strong> Stadtverwaltung von Rio. Und zusammen mit an<strong>der</strong>en Organisationenhaben wir das neue Gesetz über K<strong>in</strong><strong>der</strong>rechte maßgeblich bee<strong>in</strong>flusst.Die Idee, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Recht auf Spielen haben, und dass das fürihre Entwicklung extrem wichtig ist, bahnt sich so langsam den Weg.Und wie sieht es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis aus?Nicht so rosig. Rio bereitet sich gerade auf e<strong>in</strong>e Reihe sportlicher Großereignissevor, und <strong>die</strong> Behörden wollen <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> das schönste Gesicht <strong>der</strong> Stadtzeigen. Da stören Armut, Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> und Drogensüchtige. Sie alle werdenjetzt aus <strong>der</strong> Südzone verbannt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>die</strong> Sportveranstaltungen stattf<strong>in</strong>denwerden. Es gibt dauernd Razzien. Die Drogenabhängigen und Obdachlosenwerden von <strong>der</strong> Polizei e<strong>in</strong>gesammelt und zwangs<strong>in</strong>terniert. Das halten wirnicht für den richtigen Weg, weil es ke<strong>in</strong>e nachhaltige Sozialpolitik ist.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 8 22


Wie wichtig ist <strong>die</strong> <strong>in</strong>ternationale Hilfe im Allgeme<strong>in</strong>en undvon <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> im Beson<strong>der</strong>en für Sie?Sehr wichtig, denn sie gibt uns Unabhängigkeit. Heute ist Brasilien zwar<strong>die</strong> sechstgrößte Volkswirtschaft <strong>der</strong> Erde, und <strong>die</strong> Regierung sonnt sich<strong>in</strong> dem Erfolg, aber <strong>die</strong> sozialen Probleme s<strong>in</strong>d noch immer enorm. Bei<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Bildung liegt Brasilien <strong>in</strong>ternational weit h<strong>in</strong>ten, wir s<strong>in</strong>dweiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> ungerechtesten Verteilung von Reichtumweltweit. Der Konsum wurde auch dank <strong>der</strong> Sozialprogramme <strong>der</strong>Regierung angekurbelt, und heute können sich auch <strong>die</strong> Armen e<strong>in</strong>enFernseher und e<strong>in</strong> Handy leisten – aber ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bleibt das Rechtauf gute Bildung o<strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge verwehrt. Die brasilianischeRegierung hat es nicht gerne, wenn man den F<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> <strong>die</strong>se Wunden legt.Sobald man <strong>die</strong> Regierung kritisiert, bekommt man ke<strong>in</strong>e öffentlichenGel<strong>der</strong> mehr. Dank <strong>der</strong> ausländischen Unterstützung können wir uns weiterh<strong>in</strong>für Menschenrechte und Chancengleichheit e<strong>in</strong>setzen.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 9 22


Platz zum Spielen, Zeit zum Träumen“Vor e<strong>in</strong>em Jahr kam <strong>die</strong> 13-jährige Jessica Santos mit ihrer Mutter nach Riode Janeiro. Der Anfang war hart. Dank <strong>SERUA</strong> hat das Mädchen <strong>in</strong>zwischenAnschluss gefunden.In <strong>der</strong> Schule ist Jessica Santos eher schüchtern. Jetzt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zirkusklassevon <strong>SERUA</strong>, hangelt sie sich wieselfl<strong>in</strong>k an elastischen Stoffbän<strong>der</strong>n nachoben bis unter <strong>die</strong> Decke und wickelt mal hier, mal da Arme und Be<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>.In luftigen sechs Metern Höhe angekommen, lässt sich das 13-jährige Mädchenmit halsbrecherischen Schrauben und Salti nach unten fallen – kunstvollgehalten von den Bän<strong>der</strong>n. „Nochmal“, bettelt sie mit ihrem unwi<strong>der</strong>stehlichenLächeln und dem sehnsüchtigen Blick aus großen, dunklen Kulleraugen.Doch Lehrer T<strong>in</strong>ho bleibt hart. „Jetzt s<strong>in</strong>d erst mal <strong>die</strong> an<strong>der</strong>endran.“Vor e<strong>in</strong> paar Wochen hätte sie noch protestiert und sich schmollend <strong>in</strong>e<strong>in</strong>e Ecke verzogen. Inzwischen weiß Jessica: Es gibt Regeln, <strong>die</strong> respektiertwerden müssen. Artig setzt sie sich auf <strong>die</strong> Bank und beobachtet ihre Zirkuskameraden,nicht ohne ab und zu e<strong>in</strong>en guten Ratschlag loszuwerden. „Siehat e<strong>in</strong> fantastisches Gedächtnis und ist sehr agil, nur an Reife fehlt esnoch“, me<strong>in</strong>t Tra<strong>in</strong>er T<strong>in</strong>ho, <strong>der</strong> versucht, ihre Energie <strong>in</strong> <strong>die</strong> richtigen Bahnenzu leiten. Erst seit wenigen Monaten nimmt Jessica am Betreuungsprogramm<strong>der</strong> von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> unterstützten Organisation teil. Hier hat sienicht nur Freunde gefunden – son<strong>der</strong>n auch ihre Grenzen.Jeden Nachmittag verbr<strong>in</strong>gt Jessica im buntbemalten Häuschen von<strong>SERUA</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ruhigen Seitenstraße unweit des Zentrums von Rio de Janeirogelegen. Sie ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten, <strong>die</strong> kommen, und e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> letzten, <strong>die</strong>gehen. Sie liebt <strong>die</strong> Sch<strong>in</strong>kenbrote und den Kuchen, den es jeden Nachmittagzum Abschluss für alle gibt. So unstillbar wie ihr Appetit ist ihr Wissensdurst.Alles macht <strong>der</strong> quirlige Teenager mit: Zirkus natürlich am liebsten,aber auch Tanz, Informatik, Lesen und Fotografie. Sie lernt Geschäftsbriefezu schreiben und kommentiert fachmännisch <strong>die</strong> Fotos, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Jugendliche<strong>in</strong> ihrer Favela geschossen haben. „Neben so viel Müll kann man dochüberhaupt nicht spielen!“ zeigt sie empört auf e<strong>in</strong> Foto e<strong>in</strong>es überquellendenMüllconta<strong>in</strong>ers. „Den sollten wir wegräumen, aber wer hilft uns dabei?“,lenkt Betreuer<strong>in</strong> Natalia Bitar <strong>die</strong> Diskussion <strong>in</strong> <strong>die</strong> beabsichtigte Richtung:Das Umfeld nicht e<strong>in</strong>fach so h<strong>in</strong>nehmen, son<strong>der</strong>n darüber nachdenken, wassich än<strong>der</strong>n sollte und wie. E<strong>in</strong>e Reflexion über Rechte und Pflichten, was esbedeutet, e<strong>in</strong> Bürger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Bürger<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong> – ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von so krassen Gegensätzen geprägten Land wie Brasilien.An Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Zuwendung fehlt es den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, <strong>die</strong> wie Jessicaaus den Armenvierteln von Rio stammen, weiß Projektleiter Cesar Marques.„Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d ausgegrenzt und ständig von Elend und Gewaltumgeben“, sagt er. Platz zum Spielen, Zeit zum Träumen? Fehlanzeige. Zumal,wenn sie schwarz s<strong>in</strong>d, so wie Jessica.Begeistert Jeden Nachmittagverbr<strong>in</strong>gt Jessica Santos bei <strong>SERUA</strong>und übt Schrauben und Salti anelastischen Stoffbän<strong>der</strong>n.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 10 22


Für <strong>die</strong> meisten K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist <strong>SERUA</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, e<strong>in</strong> wenig unbeschwerteK<strong>in</strong>dheit zu leben. Denn <strong>in</strong> den Favelas, den Armenvierteln, <strong>die</strong>sich <strong>die</strong> steilen Berge von Rio de Janeiro hochziehen, gibt es ke<strong>in</strong>en Platz.Die engen Gassen s<strong>in</strong>d oft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand von krim<strong>in</strong>ellen Banden. Zuhausewohnen Großfamilien <strong>in</strong> prekären hygienischen Verhältnissen auf beengtemRaum. Manche Favelas wie Cerro Corá haben immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Sportplatz ausWaschbeton und Wellblech. Doch auch den mussten <strong>die</strong> Jugendlichen mitUnterstützung von <strong>SERUA</strong> erst mal den halbwüchsigen Gangmitglie<strong>der</strong>nabluchsen, <strong>die</strong> dort lieber Marihuana rauchten und lautstark Gangsterraphörten. Nun gibt es dort dreimal <strong>die</strong> Woche Fußball und Zirkus. Viele K<strong>in</strong><strong>der</strong>wie Jessica gehen aber lieber zum Unterricht <strong>in</strong>s Projektzentrum und tauchendort e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e <strong>Welt</strong>.„Das hier ist me<strong>in</strong>e Familie, me<strong>in</strong> Zuhause“, sagt Jessica. Ihren Vater hatsie nie gekannt, den Rest <strong>der</strong> Familie hat sie zurücklassen müssen im 1.600Kilometer entfernten Salvador da Bahía, als sie vor e<strong>in</strong>em Jahr mit ihrerMutter Adriana Oliveira nach Rio de Janeiro kam. E<strong>in</strong>e lange Reise <strong>in</strong>s Ungewisse.Ihre Mutter hatte e<strong>in</strong>e Adresse und e<strong>in</strong> Jobangebot als Hausmädchen.„Es war für mich e<strong>in</strong>e Chance“, sagt <strong>die</strong> 33-Jährige. In Bahía lebten siemit Onkeln und Tanten zusammen. Je<strong>der</strong> versuchte, mit Gelegenheitsjobsetwas beizutragen zum Familienunterhalt, aber es reichte h<strong>in</strong>ten und vornenicht. Ständig gab es Streit – und ke<strong>in</strong>e wirkliche Perspektive. In Rio erg<strong>in</strong>ges Adriana erst e<strong>in</strong>mal wie vielen Zuwan<strong>der</strong>ern aus dem armen Nordosten:Der versprochene Job erwies sich als Ausbeutung. „Wir mussten auf demWohnzimmersofa <strong>der</strong> Hausherr<strong>in</strong> zu zweit schlafen“, erzählt <strong>die</strong> Tochter.Zweites Zuhause Bei <strong>SERUA</strong> hatJessica e<strong>in</strong>e neue Familie gefunden.Jessica soll es e<strong>in</strong>mal besser habenIrgendwann packte <strong>die</strong> Mutter ihre zwei Koffer und e<strong>in</strong> paar Plastiktüten –und g<strong>in</strong>g. Tagelang schliefen <strong>die</strong> beiden am Strand. Adriana fand rasch wie<strong>der</strong>Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Subway-Filiale, doch e<strong>in</strong>e Unterkunft erwies sich alsschwierig. Rio ist „<strong>in</strong>“, und <strong>die</strong> bevorstehenden Sportevents haben <strong>die</strong> Mietpreise<strong>in</strong> astronomische Höhen schnallen lassen. Es waren schwierige Wochen.Jessica g<strong>in</strong>g zwar vormittags <strong>in</strong> <strong>die</strong> staatliche Schule, doch am Nachmittaghatte sie nichts zu tun und lungerte auf <strong>der</strong> Straße herum. Bis <strong>SERUA</strong>mit e<strong>in</strong>er Zirkusvorführung <strong>in</strong> ihre Schule kam. Jessica war sofort Feuer undFlamme und füllte sogar <strong>die</strong> Anmeldeformulare selber aus. Ihre Mutter hat<strong>die</strong> Schule abgebrochen; mit <strong>der</strong> Rechtschreibung hapert es. Als Adriana ihreTochter zum ersten Mal zu <strong>SERUA</strong> begleitete, standen ihr <strong>die</strong> Tränen <strong>in</strong> denAugen: „Ich b<strong>in</strong> so froh, dass sie Anschluss gefunden hat und etwas, was ihrSpaß macht und wo sie etwas lernt.“ Dass es ihrer e<strong>in</strong>zigen Tochter gut geht,ist Adriana wichtig. Denn Jessica soll es e<strong>in</strong>mal besser haben. Dafür gehtAdriana an ihrem freien Tag nun auch noch putzen. Um Jessica ab und zue<strong>in</strong> Eis kaufen zu können, o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> schicken Jeans, <strong>die</strong> sie so liebt.Inzwischen wohnen <strong>die</strong> beiden zusammen mit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en alle<strong>in</strong>erziehendenMutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er w<strong>in</strong>zigen E<strong>in</strong>-Zimmer-Wohnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Favela MorroAzul. E<strong>in</strong>e Matratze auf dem Boden, <strong>die</strong> Klei<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pappkarton sauberzusammengelegt. E<strong>in</strong>e Kochplatte, e<strong>in</strong> abgewetztes Sofa. Nur e<strong>in</strong> paar Fotos<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 11 22


und e<strong>in</strong>e große weiße Babypuppe er<strong>in</strong>nert an <strong>die</strong> Heimat. Die hat Jessica vonihren Cous<strong>in</strong>en zum Abschied bekommen. Die kle<strong>in</strong>e Tochter <strong>der</strong> Mitbewohner<strong>in</strong>hat sie mit Kuli bekritzelt, aber Jessica liebt sie trotzdem.Lange werden <strong>die</strong> beiden wohl auch nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> ungemütlich gekachelten,f<strong>in</strong>steren Wohnung mit den Schimmelflecken bleiben. Sie ist zu teuer.Die Mitbewohner<strong>in</strong> zahlt ihren Teil <strong>der</strong> Miete nicht, alle<strong>in</strong>e kann Adrianamit ihren 850 Reais Monatse<strong>in</strong>kommen (rund 315 Euro) <strong>die</strong> Unterkunftnicht bezahlen. Die Wan<strong>der</strong>schaft wird weitergehen. Aber <strong>SERUA</strong> bleibt. Zuweit weg vom Projekt darf <strong>die</strong> neue Wohnung nicht liegen. Darauf bestehtJessica.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 12 22


Rafael ergreift den StrohhalmDas Projekt hat Rafael Santos davor bewahrt, wie viele se<strong>in</strong>er Familienmitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong>den gewalttätigen Bandenkrieg zu geraten. Heute ist er Fußballtra<strong>in</strong>er und e<strong>in</strong> Vorbildfür an<strong>der</strong>e.„Das war e<strong>in</strong> Foul! Elfmeter!” „Quatsch, das war e<strong>in</strong>e Schwalbe!“ Auf demSportplatz von Cerro Corá geht es hoch her, doch Rafael Santos lässt sichnicht beirren, führt <strong>die</strong> Trillerpfeife an den Mund und gibt den Elfmeter. Der14-jährige Wel<strong>in</strong>ton, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal Profi werden möchte, läuft an, schießt –und Tor! Die Siegermannschaft des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsspiels steht fest, und <strong>die</strong> halbwüchsigenbrasilianischen Barfußkicker aus dem Armenviertel unterhalb <strong>der</strong>Christusstatue von Rio de Janeiro vollführen Luftsprünge, als hätten sie soeben<strong>die</strong> <strong>Welt</strong>meisterschaft gewonnen. Rafael lächelt. Gut er<strong>in</strong>nert sich <strong>der</strong>22-Jährige daran, wie er selbst vor zehn Jahren hitzköpfig und siegesbesessenauf dem heruntergekommenen Waschbetonplatz h<strong>in</strong>ter dem Ball herrannte. Doch kurz danach g<strong>in</strong>g es los mit dem Krieg <strong>der</strong> Drogenbanden <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Favela, und alles wurde an<strong>der</strong>s.Auf dem Sportplatz gab es statt Fußballturnieren ausschweifende Partysmit viel Alkohol und Drogen. Aus Angst vor Querschlägern ließen <strong>die</strong> Mütterihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht mehr <strong>in</strong> den engen Gassen spielen. Ab und zu kam <strong>die</strong> Polizei,trat Türen e<strong>in</strong>, suchte Waffen und Drogen und verhaftete Verdächtige.Die Me<strong>die</strong>n waren voller Schlagzeilen über <strong>die</strong> gewalttätigen Favelas, und<strong>die</strong> Politiker for<strong>der</strong>ten immer härtere Strafen. Je brutaler <strong>die</strong> Polizei wurde,desto mehr bewaffneten sich <strong>die</strong> Banden, und desto schneller drehte sich <strong>die</strong>Spirale <strong>der</strong> Gewalt. Rafaels Familie rutschte tief <strong>in</strong> den Sumpf: E<strong>in</strong> Onkelwurde im Bandenkrieg ermordet, e<strong>in</strong> Cous<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>em Raubzug von <strong>der</strong>Polizei h<strong>in</strong>gerichtet, se<strong>in</strong> älterer Bru<strong>der</strong> brachte es zum Bandenchef. Rafaelliebt Motorrä<strong>der</strong>, dicke Uhren, Handys, Flachbildschirme. Konsumgüter, <strong>die</strong>für Jugendliche aus den Favelas auf legalem Weg unerschw<strong>in</strong>glich s<strong>in</strong>d. Erbrach <strong>die</strong> Schule ab, lungerte auf <strong>der</strong> Straße herum. Se<strong>in</strong> Weg schien vorgezeichnet.Die Bandenchefs bezahlen <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>eren Jungs als Späher o<strong>der</strong> fürBotengänge. Rasch ver<strong>die</strong>ntes Geld für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus zerrütteten Familien, <strong>die</strong>auf m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertige, staatliche Schulen gehen und von vornhere<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>eChance haben auf sozialen Aufstieg.„Hätte es das Projekt nicht gegeben, würde ich jetzt wahrsche<strong>in</strong>lich nichthier stehen“, sagt <strong>der</strong> junge Mann mit dem kurzrasierten Haar und verstummt.Das Projekt, das Rafaels retten<strong>der</strong> Strohhalm war, ist das von<strong>SERUA</strong>, e<strong>in</strong>er Organisation, <strong>die</strong> von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> unterstützt wird. Vorsechs Jahren kam <strong>die</strong> Organisation mit e<strong>in</strong>em Straßenzirkus nach CerroCorá – und Rafael war begeistert. Fortan ließ er sich ke<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g entgehen,zweimal <strong>die</strong> Woche auf dem Sportplatz des Viertels, zweimal im Ausbildungszentrumdes Projekts, 20 M<strong>in</strong>uten Fußweg entfernt. Er war e<strong>in</strong>schwieriger Junge, vorlaut, aufmüpfig. „Erst nach und nach habe ich verstanden,dass <strong>die</strong> Lehrer uns zum Nachdenken über uns selbst br<strong>in</strong>gen wollten.“Rafael jonglierte, lief auf Stelzen, balancierte – und hatte e<strong>in</strong> Ziel vorNeue Perspektiven schaffenRafael möchte mit se<strong>in</strong>er Arbeit alsFußballtra<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>n helfen, von<strong>der</strong> Straße wegzukommen.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 13 22


Augen. Die Zirkusgruppe aus <strong>der</strong> Favela präsentierte sich <strong>in</strong> Schulen und beiFestivals, und <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Rafael früher ob se<strong>in</strong>es Aussehens und se<strong>in</strong>erHerkunft von vornhere<strong>in</strong> als Straßen<strong>die</strong>b abstempelten, applau<strong>die</strong>rten ihmnun. Plötzlich sah sich Rafael selbst <strong>in</strong> an<strong>der</strong>em Licht: „Ich habe erkannt,dass <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> groß ist, und nicht nur aus Polizisten, Banditen und Elend besteht.Und dass man se<strong>in</strong>en Weg wählen kann.“Die kritischen Jahre zwischen 15 und 18 widmete Rafael ganz dem Zirkus.Dann musste er, wie <strong>die</strong> meisten Jugendlichen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Alter, anfangenzu arbeiten, um zum Unterhalt <strong>der</strong> Familie beizutragen. Er fährt Motorradtaxiund besucht e<strong>in</strong>en Fortbildungskurs zum Fremdenführer. Inzwischenhat er e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> und träumt von e<strong>in</strong>er Familie. Doch Zeit für dasProjekt f<strong>in</strong>det er noch immer. Vor e<strong>in</strong>em Jahr hat er <strong>die</strong> Fußballschule <strong>in</strong>sLeben gerufen. „Zirkus ist toll, aber Fußball ist e<strong>in</strong>fach Brasiliens SportNummer e<strong>in</strong>s und fasz<strong>in</strong>iert alle“, sagt er. Seither betreut er <strong>in</strong> Cerro Corázweimal <strong>die</strong> Woche ehrenamtlich rund 30 Kicker zwischen sieben und 17Jahren. Der Sportplatz gehört nun wie<strong>der</strong> ganz <strong>der</strong> Jugend; <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> lebenviel unbeschwerter als damals Rafael. „Für sie gibt es e<strong>in</strong>e Zukunft“, sagt erstolz.E<strong>in</strong> neues Leben „Ohne <strong>SERUA</strong>würde ich heute wahrsche<strong>in</strong>lichnicht hier stehen“. Rafael warfrüher e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d von <strong>der</strong> Straße,nun träumt er mit se<strong>in</strong>er Freund<strong>in</strong>von e<strong>in</strong>er Familie.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 14 22


„Ich fühle mich zu Hause“<strong>SERUA</strong> gibt vielen Jugendlichen aus den Favelas Halt. Hier f<strong>in</strong>den sie Menschen,<strong>die</strong> sich um sie kümmern und ihnen zuhören.Mayara Alves Sousa Barbosa, 14 Jahre alt, lebt <strong>in</strong> <strong>der</strong> FavelaCerro Corá und kommt seit ihrem siebten Lebensjahr zu <strong>SERUA</strong>.Sie hat e<strong>in</strong>e Zwill<strong>in</strong>gsschwester und e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren Bru<strong>der</strong>.„Ich habe hier Akrobatik gelernt und Fotografie, dazu hätte ich sonst ke<strong>in</strong>eMöglichkeit gehabt. Ich kenne me<strong>in</strong>e Stadt viel besser durch <strong>die</strong> Ausflüge,<strong>die</strong> wir unternehmen. Aber das Projekt vermittelt nicht nur Wissen, son<strong>der</strong>nich habe auch viel gelernt über den Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Favelageht es oft sehr rüde zu, alle rufen durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, unterbrechen o<strong>der</strong>schubsen und schlagen <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en. Bei <strong>SERUA</strong> ist es viel ruhiger. Hier b<strong>in</strong>ich glücklich und fühle mich wohl. Die Lehrer s<strong>in</strong>d klasse, und ich habe vieleFreunde. Jetzt leite ich das Fotoprojekt „olhar direito“. Wir haben e<strong>in</strong>paar Kameras bekommen und fotografieren den Alltag <strong>in</strong> unserer Favela.Das f<strong>in</strong>de ich sehr spannend. Wir lernen viel über unsere Umwelt und überunsere Rechte. Zum Beispiel gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt nur wenig Müll, und beiuns da oben auf dem Berg türmt er sich. Die Leute <strong>der</strong> reichen Viertel sehenuns nicht als Teil <strong>der</strong> Stadt, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong>e Art Auswuchs. Aber wir wollen,dass auch wir als Bewohner von Rio wahrgenommen werden. Wir s<strong>in</strong>dalle Menschen und haben <strong>die</strong> gleichen Rechte. Ich möchte e<strong>in</strong>mal Jura stu<strong>die</strong>renund mich gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung engagieren.“Große Pläne Mayara möchteJura stu<strong>die</strong>ren, um sich e<strong>in</strong>mal für<strong>die</strong> Rechte <strong>der</strong> Armen e<strong>in</strong>setzen.Eliana Alves da Silva, 19 Jahre alt, steht kurz vor dem Abitur. Seitihrem zwölften Lebensjahr ist <strong>die</strong> zweitälteste von vier K<strong>in</strong><strong>der</strong>nfür ihre jüngeren Geschwister verantwortlich, denn <strong>die</strong> alle<strong>in</strong>erziehendeMutter arbeitet von morgens früh bis spätabends. Seitzwei Monaten ist Eliana im Projekt, das sie auf e<strong>in</strong>er Zirkusveranstaltung<strong>in</strong> ihrer Schule kennen lernte.„Solche Projekte gibt es hier nur wenige. Denn <strong>der</strong> Süden von Rio de Janeirogilt als reiches, bürgerliches Viertel, und dass es hier auch Arme gibt,wird oft vergessen. Für Jugendliche wie uns gibt es zum Beispiel kaum e<strong>in</strong>eMöglichkeit, den Umgang mit dem Computer zu lernen. In <strong>der</strong> staatlichenSchule gibt es ke<strong>in</strong>e PCs, und private Kurse können wir nicht bezahlen. Ichhabe zuhause ke<strong>in</strong>en Computer und ke<strong>in</strong> Internet und mache hier oftHausaufgaben. Wenn ich groß b<strong>in</strong>, würde ich gerne Chemiker<strong>in</strong> werden,denn da ver<strong>die</strong>nt man gut und wird respektiert. Auch den Zirkus liebe ichbei <strong>SERUA</strong>. Nie hätte ich gedacht, dass ich solche akrobatischen Kunststückelernen könnte! Darauf b<strong>in</strong> ich stolz. Auf <strong>der</strong> Straße habe ich das Gefühl,dass ich wegen me<strong>in</strong>er Hautfarbe und Herkunft oft schräg angeschaut werde.Hier bei <strong>SERUA</strong> wurde ich mit offenen Armen aufgenommen und fühlemich zuhause, fast wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familie. Man hört mir zu. Dieses Vertrauenist wichtig für e<strong>in</strong>en guten Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.“Froh „Bei <strong>SERUA</strong> wurde ich mitoffenen Armen aufgenommen“,sagt Eliana.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 15 22


Beatriz Vial, 11, hat e<strong>in</strong>en zwölfjährigen Bru<strong>der</strong> und e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>jährigenHalbbru<strong>der</strong>. Sie lebt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Favela Guararapes, e<strong>in</strong>emNachbarviertel von Cerro Corá, mit ihrer Mutter und dem Stiefvater.Seit e<strong>in</strong>em halben Jahr kommt sie zum Fußballtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.„Ich liebe Fußball und spiele gerne mit den Jungs. Sie schießen zwar etwashärter, aber ich kann sie ausdribbeln. Ich b<strong>in</strong> Stürmer<strong>in</strong> und schieße gerneTore. Ich habe von e<strong>in</strong>em Freund vom Fußball- und Zirkustra<strong>in</strong><strong>in</strong>g hier erfahren.Es ist gut, dass es das Projekt gibt, denn dann lernen wir auchTechnik, und <strong>die</strong> Jungs spielen mir auch mal den Ball ab. Sie f<strong>in</strong>den, dassMädchen nicht so gut Fußball spielen können. Me<strong>in</strong>e Mutter unterstütztmich und kommt auch manchmal zu den Turnieren. Sie f<strong>in</strong>det es gut, dassich beschäftigt b<strong>in</strong>, denn früher saß ich nur vom dem Fernseher und warden ganzen Tag mit Videospielen beschäftigt. Mit me<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong> und me<strong>in</strong>enEltern gab es deshalb ständig Streit. Jetzt bee<strong>in</strong>drucke ich sie mit denneuen D<strong>in</strong>gen, <strong>die</strong> ich gelernt habe. Im Zirkus mache ich am liebsten Trampol<strong>in</strong>,weil man da so hoch fliegt und <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> ganz an<strong>der</strong>s sieht. Der Zirkusist me<strong>in</strong>e große Liebe, <strong>der</strong> Fußball me<strong>in</strong>e Leidenschaft. Ohne das Projektgäbe es hier ke<strong>in</strong>e Abwechslung.“Sportskanone Früher saß Beatrizden ganzen Tag vor dem Fernseher,heute kickt sie mit den Jungs.Und ihr Blick auf <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> hat sichverän<strong>der</strong>t.Wel<strong>in</strong>ton Alves da Silva, 14 Jahre alt, wohnt im ArmenviertelCerro Corá. Er hat fünf ältere Geschwister und Halbgeschwister.Se<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>erziehende Mutter arbeitet und hat nur wenig Zeitfür das Nesthäkchen. Bevor er <strong>in</strong>s Projekt kam, h<strong>in</strong>g er mit denälteren Brü<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Straße herum.„Ich liebe Fußball und will e<strong>in</strong>mal Profi werden. Auch Theater und Zirkusmachen mir Spaß. Wenn wir hier oben auf dem Sportplatz etwas im Projektunternehmen, räumen wir anschließend auf, und alles ist sauber. Das machen<strong>die</strong> an<strong>der</strong>en, <strong>die</strong> den Sportplatz nutzen, nicht, und das f<strong>in</strong>de ich blöd.Mir gefällt es <strong>in</strong> Cerro Corá, denn wir haben e<strong>in</strong>en tollen Blick auf <strong>die</strong> Stadtund <strong>die</strong> Christusstatue, <strong>die</strong> immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> neuen Farben angestrahlt wird.Was mir weniger gefällt ist <strong>der</strong> ganze Schmutz, und dass <strong>die</strong> Erwachsenenoft viel tr<strong>in</strong>ken und D<strong>in</strong>ge versprechen, <strong>die</strong> sie dann nicht e<strong>in</strong>halten. AmProjekt f<strong>in</strong>de ich toll, dass wir uns untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen und gut zusammenhalten.Ich lerne viel von den an<strong>der</strong>en und br<strong>in</strong>ge ihnen bei, wasich weiß. Das nützt uns allen.“Teamplayer Wel<strong>in</strong>ton freut sichüber den Austausch und Zusammenhaltim Projekt.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 16 22


E<strong>in</strong> Pflaster für <strong>die</strong> Stichwunde2014 f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Brasilien <strong>die</strong> Fußballweltmeisterschaft statt. E<strong>in</strong>e Gelegenheit, <strong>der</strong><strong>Welt</strong> e<strong>in</strong> starkes Bild des Landes zu präsentieren. Obdachlose und Drogenabhängigestören da nur. Mit e<strong>in</strong>em breit angelegten Programm geht <strong>die</strong> Regierung nun gegenArmut und Krim<strong>in</strong>alität vor.Brasilien gehört zu den boomenden Schwellenlän<strong>der</strong>n. Mit e<strong>in</strong>em Volkse<strong>in</strong>kommenvon 2,5 Billionen US-Dollar ist das südamerikanische Land <strong>die</strong>sechstgrößte Volkswirtschaft <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>. Doch nicht alle profitieren vom Aufschwung.Etwa 700.000 Familien leben <strong>in</strong> extremer Armut, viele von ihnen<strong>in</strong> den Favelas <strong>der</strong> großen Städte. Die Probleme <strong>die</strong>ser von <strong>der</strong> Politik vergessenenArmenviertel s<strong>in</strong>d augenfällig und könnten <strong>in</strong> Kürze <strong>in</strong> das Blickfeld<strong>der</strong> <strong>Welt</strong>öffentlichkeit geraten. Denn <strong>in</strong> dem größten Land Südamerikaswerden <strong>in</strong> den nächsten Jahren zwei sportliche Großereignisse stattf<strong>in</strong>den:Die Fußballweltmeisterschaft 2014 und <strong>die</strong> Olympischen Sommerspiele2016.Brasilien sieht sich zum Handeln gezwungen und pumpt Milliarden vonDollar <strong>in</strong> Sozialprogramme, um <strong>die</strong> Situation <strong>in</strong> den Favelas zu verbessernund <strong>die</strong> Armut schon bald vergessen zu machen. So hat <strong>die</strong> Regierung beispielsweisee<strong>in</strong> im Jahr 2013 mit mehr als 9,3 Milliarden Euro ausgestattetesProgramm zur Unterstützung armer Familien aufgelegt. Diese erhalten<strong>die</strong> För<strong>der</strong>ung aber nur, wenn sie den Schulbesuch sowie regelmäßige Impfungenihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nachweisen. Insgesamt verfolgt <strong>die</strong> Regierung mit ihrenSozialleistungen das Ziel, dass jede Brasilianer<strong>in</strong> und je<strong>der</strong> Brasilianerm<strong>in</strong>destens 70 Reais (27 Euro) im Monat zum Leben hat. E<strong>in</strong> Ansatz, <strong>der</strong><strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 17 22


<strong>die</strong> f<strong>in</strong>anzielle Situation von vielen Menschen kurzfristig verbessern kann.Ob er auch zu e<strong>in</strong>er langfristigen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebenssituation führt,bleibt abzuwarten.Auch <strong>die</strong> Maßnahmen zur E<strong>in</strong>dämmung <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> den Favelaszielen eher auf den kurzfristigen Erfolg. So führt <strong>die</strong> brasilianische Polizeials Teil <strong>der</strong> Sicherheitsstrategie zur Fußball-WM und den OlympischenSpielen <strong>in</strong> den Armenvierteln regelmäßig bewaffnete Razzien durch. Umden herrschenden Drogengangs <strong>die</strong> Vorherrschaft auf <strong>der</strong> Straße wie<strong>der</strong> zuentreißen, <strong>in</strong>stalliert <strong>die</strong> Polizei auch feste Wachen <strong>in</strong> den bisher vernachlässigtenVierteln. Außerdem geht sie gegen Drogenabhängige und Obdachlosevor. Die brasilianische Regierung setzt alles daran, Krim<strong>in</strong>alität undArmut zu verr<strong>in</strong>gern o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest den Ansche<strong>in</strong> zu erwecken, sie sei nure<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Problem e<strong>in</strong>es ansonsten stabilen Landes.Doch profitiert das Land von <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft und denOlympischen Spielen, wie <strong>die</strong> Veranstalter behaupten? Argemiro Ferreirade Almeida hegt daran se<strong>in</strong>e Zweifel. Als Mitglied e<strong>in</strong>es Basiskomitees, dassich <strong>in</strong> den 12 Austragungsstädten <strong>der</strong> Fußball-WM für <strong>die</strong> Rechte <strong>der</strong> benachteiligtenBevölkerungsgruppen e<strong>in</strong>setzt, reiste er nach Europa, um auf<strong>die</strong> sozialen Probleme Brasiliens aufmerksam zu machen. Er sieht <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nerausschließlich auf Seiten <strong>der</strong> Banken, <strong>der</strong> Tourismusbranche sowie<strong>der</strong> ausländischen Immobilienunternehmen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bauprojekte engagiertwurden. Die brasilianische Bevölkerung hat von <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>meisterschaftse<strong>in</strong>es Erachtens wenig bis gar nichts.Vom 13. Juni bis 13. Juli 2014 wird <strong>in</strong> Brasilien e<strong>in</strong> Megaevent ausgetragen,das für <strong>die</strong> Bevölkerung zugleich Kultur und Kunst, Unterhaltung undReligion bedeutet. Viele von ihnen können jedoch an den Veranstaltungen,<strong>die</strong> Menschen aus <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong> zusammenbr<strong>in</strong>gen, nicht teilnehmen.Und <strong>die</strong> Sozialpolitik <strong>der</strong> Regierung bekämpft nur <strong>die</strong> Symptome <strong>der</strong> Armut,nicht ihre Ursachen, sie verdeckt <strong>die</strong> Armut wie e<strong>in</strong> Pflaster e<strong>in</strong>eStichwunde: Für e<strong>in</strong>en kurzen Moment sche<strong>in</strong>t das Problem verschwundenzu se<strong>in</strong>, bevor es im nächsten Moment noch größer zutage tritt.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 18 22


StichwortK<strong>in</strong><strong>der</strong> und JugendlicheUnter <strong>der</strong> Armut <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n <strong>die</strong>ser <strong>Welt</strong> leiden K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichebeson<strong>der</strong>s: Fast zehn Millionen K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter fünf Jahren sterbenjedes Jahr an vermeidbaren Krankheiten und Unterernährung. Be<strong>in</strong>ahe200 Millionen Heranwachsende zwischen fünf und 14 Jahrenmüssen arbeiten. Mehr als 100 Millionen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche lebenohne Schutz und Perspektive auf <strong>der</strong> Straße. Tausende Jungen und Mädchenwerden als K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten missbraucht. Zahlen, <strong>die</strong> fassungslosmachen und <strong>die</strong> wir nicht e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>nehmen können!Brandrodung Beavendandam, susdae. Riconsequi quam eossum quecomnien impostia destiis am,illa dellit, susda nis alitperaectu-sae nobite cuptavellatem dolupta ist esequae.Nequidest, nonNatur anemquunt, eum que nemilignih icipsusciis velicaepudande volupit placilique lam,iliquias qui rem fugit mobeaquatiunt qui voluptasitaerferi quam, quasitios .<strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> setzt sich <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht für K<strong>in</strong><strong>der</strong> undJugendliche e<strong>in</strong>:• Wir för<strong>der</strong>n Projekte, <strong>die</strong> ehemaligen K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeitern, Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong>nund K<strong>in</strong><strong>der</strong>soldaten Schutz und Halt bieten.• Wir helfen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen durch Bildungs- und Ausbildungsprogramme.• Wir unterstützen Ernährungs- und Gesundheitsprogramme, von denenzuallererst <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren.Denn wir s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Ansicht: Jedes K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong> Recht auf e<strong>in</strong>menschenwürdiges Leben.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 19 22


Me<strong>die</strong>nh<strong>in</strong>weiseI. LiteraturL<strong>in</strong>d, Mecka: Isabel, e<strong>in</strong> Straßenk<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Rio.(213 Seiten, Arena, 1995)Schulte, Frank: Straßenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Brasilien: Aufwachsbed<strong>in</strong>gungen– Straßensozialisation – pädagogische Handlungsansätze (72 Seiten,Vdm Verlag Dr. Müller, 2008)II. FilmeDas Evangelische Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit (EZEF)und <strong>die</strong> evangelischen Me<strong>die</strong>nzentralen helfen Ihnen weiter, wenn Sie Filmezu Thema und Land suchen. Weitere Informationen, didaktische H<strong>in</strong>weise,Auskünfte über <strong>die</strong> Verleihbed<strong>in</strong>gungen sowie den Filmkatalog erhaltenSie hier: EZEF, Kniebisstr. 29, 70188 Stuttgart, Telefon 0711 28 47243, <strong>in</strong>fo@ezef.de, www.ezef.deIII. Materialien zum ProjektFotoserie (10 Fotos, Artikelnummer 119 306 020) Fotos im Format 20x30cm mit Texten zum Gestalten e<strong>in</strong>er Ausstellung, Schutzgebühr 5 Euro.PowerPo<strong>in</strong>t-Präsentation Kostenloser Download unterwww.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de/projekte/seruaFaltblatt (6 Seiten, DIN lang, Artikelnummer 116 202 113) zur Auslage beiVeranstaltungen und Spendenaktionen.IV. Weitere Projekte zum ThemaArgent<strong>in</strong>ien: E<strong>in</strong>e etwas an<strong>der</strong>e Familiewww.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de/projekte/ierpSüdafrika: Zirkus <strong>der</strong> Zuversichtwww.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de/projekte/s<strong>in</strong>aniV. Internetwww.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de Hier f<strong>in</strong>den Sie ausführliche Informationenzu Projekten, Wissenswertes zu aktuellen Aktionen und Kampagnensowie hilfreiche Anregungen für <strong>die</strong> Unterrichtsgestaltung.www.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de/themen/k<strong>in</strong><strong>der</strong>-und-jugendliche.html Auf <strong>die</strong>serSeite haben wir Informationen zu unseren Hilfsprojekten für K<strong>in</strong><strong>der</strong>und Jugendliche zusammen gestellt.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 20 22


www.brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de/mediathek In unserer Mediathek f<strong>in</strong>den Sie Projektfilmeund TV-Spots, Audiobeiträge und Präsentationen sowie unserenmonatlichen Podcast zu e<strong>in</strong>em entwicklungspolitischen Thema.www.auswaertiges-amt.de/DE/Laen<strong>der</strong><strong>in</strong>formationen/00-SiHi/BrasilienSicherheit.html Das Auswärtige Amt bietet aktuelle Reise- undSicherheitsh<strong>in</strong>weise für Brasilien.http://liportal.giz.de/brasilien.html Auf den Seiten <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaftfür Internationale Zusammenarbeit (GIZ) f<strong>in</strong>den Sie umfangreicheInformationen und e<strong>in</strong>e kommentierte L<strong>in</strong>kliste zu Brasilien.https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/br.htmlAktuelle Zahlen und Fakten liefert das CIA World Factbook (<strong>in</strong> englischerSprache).www.epo.de Entwicklungspolitik Onl<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formiert über aktuelleThemen und Organisationen <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit.www.entwicklungs<strong>die</strong>nst.de Der Arbeitskreis „Lernen und Helfen <strong>in</strong>Übersee e.V.“ (LHÜ) ist das zentrale Portal für soziales Engagement welt-weit.VI. Bestellh<strong>in</strong>weiseSämtliche Materialien von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> erhalten Sie bei:Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., Zentraler Vertrieb,Karlsruher Str. 11, 70771 Le<strong>in</strong>felden-Echterd<strong>in</strong>gen, Tel: 0711 2159 777, Fax:0711 7977 502; E-Mail: vertrieb@diakonie.de.Unsere Preise enthalten sämtliche Preisbestandteile e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> gesetzlichenMehrwertsteuer. Bei Bestellungen kostenpflichtiger Artikel berechnenwir bis zu e<strong>in</strong>em Bestellwert von € 24,99 zusätzlich e<strong>in</strong>e Versandkosten-Pauschale<strong>in</strong> Höhe von € 2,95. Artikel mit e<strong>in</strong>em höheren Bestellwertsowie kostenlose Artikel werden kostenfrei verschickt.<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 21 22


Ihre Spende hilftIhnen liegen K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche am Herzen? Sie möchten das Projekt„Die Himmelsstürmer von Cerro Corá“ unterstützen? Dannüberweisen Sie bitte Ihre Spende mit dem Stichwort „K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche“auf folgendes Konto:<strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>Bank für Kirche und DiakonieBLZ 1006 1006Konto-Nr. 500 500 500Wenn mehr Spenden e<strong>in</strong>gehen, als das Projekt benötigt, dann setzen wir ihreSpende für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche <strong>in</strong> ähnlichen Projekten e<strong>in</strong>.PartnerschaftlichUm wirkungsvoll zu helfen, arbeitet <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> eng mit erfahrenen,e<strong>in</strong>heimischen – oft kirchlichen o<strong>der</strong> kirchennahen – Organisationen zusammen.Deren Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter kennen <strong>die</strong> Verhältnisseund <strong>die</strong> Menschen vor Ort, sie wissen daher um ihre Schwierigkeiten undBedürfnisse. Geme<strong>in</strong>sam mit den Betroffenen entwickeln sie Projektideenund setzen <strong>die</strong>se um. Von <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> erhalten sie f<strong>in</strong>anzielle und fachlicheUnterstützung.VerantwortlichTransparenz, gegenseitiges Vertrauen, aber auch regelmäßige Kontrollens<strong>in</strong>d maßgeblich für e<strong>in</strong>e gute Zusammenarbeit. Die Partnerorganisationenvon <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> s<strong>in</strong>d daher gehalten, jährliche Projektfortschritts- undF<strong>in</strong>anzberichte vorzulegen. Diese werden von staatlich anerkannten Wirtschaftsprüfernnach <strong>in</strong>ternationalen Regeln testiert.Den verantwortlichen Umgang mit Spendengel<strong>der</strong>n bestätigt das DeutscheZentral<strong>in</strong>stitut für soziale Fragen (DZI) <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> jedes Jahr durch<strong>die</strong> Vergabe se<strong>in</strong>es Spendensiegels.Haben Sie Fragen zu Ihrer Spende?Dann können Sie sich gerne an unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen wenden:<strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong>ServiceportalPostfach 40 1 6410061 Berl<strong>in</strong>Tel 030 65211 1189service@brot-fuer-<strong>die</strong>-welt.de<strong>Projekt<strong>in</strong>formation</strong> Brasilien – Die Himmelsstürmer von Cerro Corá © <strong>Brot</strong> für <strong>die</strong> <strong>Welt</strong> Seite 22 22

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