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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Seit einiger Zeit wird auch die Braut „entführt“; das Wiederbringen kostet den Bräutigam und oder seine<br />

Brautführer „einiges“. Dem Verfasser ist nicht ganz klar wann dieser Brauch aufkam. Im Oberland ist er<br />

längst bekannt. Am Schluß der Hochzeit wird das Paar nach Hause begleitet, wobei die Begleiter zum<br />

Beschluß der Feier noch einen Choral singen.<br />

Der Hochzeitstag selbst war bis in die Neuere Zeit herein der <strong>Die</strong>nstag, heute meist Samstag, nie Freitag.<br />

Bei Hochzeiten und Taufen wird von der Jugend gerne der Brauch geübt, die Tauf- und Hochzeitsgesellschaft<br />

„aufzuhalten“, mit einem über den Weg gespannten Seil. <strong>Die</strong> Betreffenden müssen sich dann<br />

loskaufen. (Eine eindrucksvolle Erinnerung an eine einst übliche Hochzeit stellt der „Hochzeitsbilderbogen<br />

von der Ulmer Alb“ dar, den der damalige „Ulmer Sturm“ am 11. Juni 1937 über die Hochzeit von Ernst Häcker,<br />

Bauer in Neenstetten mit Katharina geb. Häußler von <strong>Bernstadt</strong> am 25. Mai veröffentlichte).<br />

Eine wichtige Rolle spielten einst die Lostage: 2. Februar Lichtmeß, der Wandertag der <strong>Die</strong>nstboten, da<br />

mit gewaltigem Peitschenknallen der abgehende <strong>Die</strong>nstbote zum neuen Bauern gebracht wurde; der Tag<br />

war ansonsten für die <strong>Die</strong>nstboten ein Festtag.<br />

War einmal 23. April „Jörgentag“ dann durften die Wiesen nicht mehr von Unbefugten betreten werden.<br />

<strong>Die</strong> drei Eisheiligen, 12 / 13 / 14. Mai und „kalte Sophie“ am 15. Mai.<br />

An Himmelfahrt wurden und werden die „Himmelfahrtsblümchen“ geholt, soweit sie nicht ausgerottet<br />

sind, und Kränzlein daraus geflochten, „zum Schutz des Hauses vor Blitzschlag“<br />

Peter und Paul am 29. Juni sind gefürchtet wegen der gerne in dieser Zeit auftretenden Gewitter, wie<br />

schon vorher Himmelfahrt und Fronleichnam.<br />

Am 17. September, dem Lambertustag war einst Kirchweihe in <strong>Bernstadt</strong> zu Ehren des Kirchenheiligen<br />

St. Lambert, Kirchenweihmontag im Oktober, also bei der allgemeinen Kirchweihe, war früher auch immer<br />

ein „beträchtlicher Feiertag“ mit Tanz.<br />

„Kirchweih macht d’ Gärten frei!“<br />

Vom Gallustag, 16. Oktober, an dürfen die Kinder „gallen“, ( das stimmt kalendermäßig nicht mehr ganz).<br />

Im Unterland heißt es statt „gallen“ „afzgabirgel“, was bedeutet: Hinten drein bergen ( die rerstlichen Äpfel<br />

und Birnen holen).<br />

Martini am 11. November war Zinstag, einst in der armen Zeit ein gefürchteter Tag von denen, die zinspflichtig<br />

waren.<br />

Der Nikolaustag 6. Dezember beginnt in neuester Zeit für die Jugend einige Bedeutung zu gewinnen.<br />

Und es kommen noch die „zwölf heiligen Nächte“, die angeblich für das Wetter des kommenden Jahres<br />

richtungweisend sind; bei einiger Beobachtung läßt sich allerdings feststellen, daß die Wirklichkeit meist<br />

anders ist, nämlich das Wetter kommt „wie es mag“.<br />

Ohne Zweifel sind diese ganzen Vorstellungen über diese Wintertage oder Winternächte ein Rest alter<br />

Heidnischen Glaubens.<br />

Nette Bräuche, die mit der Erntezeit zusammenhingen, waren einst die Sichelhenke; ein kleines Festlein für<br />

die <strong>Die</strong>nstboten nach der Beerdigung des „Schneidens“, die Flegelhenke nach Beendigung des Dreschens,<br />

jetzt vollständig im Wegfall gekommen in der Zeit der Mäh- und Dreschmaschinen, insbesondere<br />

des Mähdreschers.<br />

Schön war es auch, wenn der Bauer in der Ernte die weiße Schürze trug, was jetzt weggefallen ist, wie<br />

das „Blauhemd“, das in der Stadt abgewandert wo es jetzt teilweise von der Jugend getragen wird.<br />

Feiertage:<br />

Im Seminar, so Pfarrer Aichinger, wie beim Kommiss gab es an Königs- und Kaiser (27. Januar) wie<br />

auch Geburtstage der Königin (10. 10.) „gebesserte Kost“ und dienst- bzw. schulfrei.<br />

An Apostelfeiertage als schulfreie Tage sind ja , bis auf vielleicht „gestrichen“, wenn auch im Kalender<br />

immer noch vermerkt, und im bäuerlichen Volkstum als bestimmend eine Rolle spielend:<br />

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