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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Dann spielten durch die Jahrhunderte hindurch bei der heranwachsenden Jugend eine wichtige Rolle die<br />

Kunkelstuben, deren es in <strong>Bernstadt</strong> vier gab, bis in die neuere, fast neueste Zeit herein. Wenn die Arbeit<br />

draußen auf dem Feld fertig war und die Nächte so lang wurden, traf man sich in den Spinnstuben zum<br />

Spinnen, Erzählen, Sagen auffrischen, auch zum Singen und Musizieren- die jungen Burschen machten<br />

sich an diesem Abend irgendwie nützlich.<br />

Für die Beleuchtung diente einst der rußende Kienspan, dann das Talglicht oder ein Lämpchen, dessen<br />

Docht mit Rübenöl gespeist wurde, später das Erdöllicht und zuletzt noch das elektrische Licht.<br />

Immer wieder wurden die Kunkelstuben von der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit aufs Korn genommen,<br />

denn Licht und Schatten sind ja immer eng beieinander; doch hielt sich der Brauch, der ja mehr als<br />

verständlich war, - denn mit was sollten sich die jungen Menschen auch unterhalten, solange es kaum ein<br />

Buch zum Lesen gab, keine Zeitung, geschweige denn Kino, Radio und Fernsehen - sehr zäh, bis ihm die<br />

neueste Zeit wohl für immer ein Ende bereitete.<br />

<strong>Die</strong> ganze berufliche Umschichtung spielte dabei wohl die Hauptrolle; einst waren alle in der Landwirtschaft<br />

tätig, heute ist das ganz anders, und dazu die schon erwähnten Unterhaltungsmöglichkeiten der<br />

Neuzeit, einschließlich Motorrad und Auto. Noch einige Zeit wird die Kunkelschenke an die Kunkelstuben<br />

erinnern, wenn eine Braut von Freundinnen und Bekannten kurz vor der Hochzeit, oder später nach<br />

der Endbindung, mit allerlei nützlichen Geschenken bedacht wird. Doch auch dieser Name wird verblassen,<br />

wenn auch gegenseitiges „Sichbeschenken“ bleiben wird.<br />

Schöne Bräuche gab es, und gibt es teilweise noch beim Heiraten und bei der Hochzeit. Zwei Tage vor der<br />

Hochzeit wurde und wird die Braut „heimgeholt“, sofern nicht der Bräutigam „aufs Haus“ heiratet. <strong>Die</strong>se<br />

Ausführungen gelten natürlich nur noch für rein bäuerliche Verhältnisse! - Der Bräutigam fuhr mit der<br />

Braut in der Hochzeitkutsche , heute mit dem Auto, da es weder Kutsche noch Pferde mehr gibt!<br />

(<strong>Die</strong> „Traumhochzeit“ führt heute, 1998, nicht an <strong>einer</strong> Kutsche vorbei).<br />

Das Heiratsgut der Braut war auf zwei Leiterwagen verladen; jedermann konnte alles beschauen. Auf<br />

dem ersten Leiterwagen saßen inmitten der Betten die Brautjungfern, die dann auch beim Einräumen<br />

halfen. Von einem Mann der Gemeinde, es war ein bestimmter, wurde noch die mit Kranz und Glocke geschmückte<br />

Brautkalbel in den neuen Stall getrieben.<br />

Der Treiber hatte auf dem Hut ein Taschentuch, wie die Fahrer der Brautkutsche. Jedermann ging<br />

einst in der Tracht, Männer wie Frauen, sowie die ledigen Mädchen. Auf einen solchen Festtag wurde<br />

alles besonders schön hergerichtet. <strong>Die</strong> jungen Mädchen trugen Mieder, weiße Schürze und den bekannten<br />

Rock, auf dem Kopf den „Bund“ (auch Bood); die verheirateten Frauen trugen die Kirchenhaube mit langen<br />

Bändern, dunkler Schürze und Rock, alle mit Silberschmuck.<br />

<strong>Die</strong> Tracht der Frauen und Mädchen gehört wohl bald der Vergangenheit an ( wird in <strong>Bernstadt</strong> im Original<br />

von den Landfrauen wieder und weiter getragen). <strong>Die</strong> Tracht der Männer bestand in einem blauen, langen<br />

Rock, roter Weste mit silbernen Knöpfen .<br />

nung“:<br />

Zum Hochzeitstag selbst gehörten und gehören eine Reihe von Bräuchen:<br />

Geladen zur Hochzeit war durch den Hochzeitslader<br />

dann Sammlung im Gasthaus zum gemeinsamen Kirchgang,,<br />

Hochzeitszug mit Musik zur Kirche,<br />

dann wieder gemeinsamer Zug ins Gasthaus mit bestimmter Sitzordnung.<br />

Für das junge Paar und die Verwandten, auch bis vor kürzerer Zeit eine gewisse „Speiseord-<br />

1. Hochzeitsuppe (gebackene Klöße, die die bei der „Bierwirts-Usche“ besonders gut schmeckte)<br />

2. Rindfleisch oder gemischter Braten mit Spätzle und Gemüse, anschließend Kutteln, später auch<br />

Nachmittagskaffee;<br />

3. abends Bratwüste mit Salat,<br />

Während der Feier wurden eine Reihe der Gäste von Bekannten und Verwandten „übers Mahl“ (mundartlich<br />

übers Maohl;- wir als Kinder übernahmen damals gerne diese Aufgabe, gab es doch jedesmal eine<br />

Kleinigkeit von der Beschenkten. ) beschenkt teilweise mit <strong>einer</strong> Flasche Wein oder einem Gugelhopf.<br />

Seit uralter Zeit gehört Musik und Tanz zur Hochzeit und seit die Fotographie aufkam auch das entsprechende<br />

Hochzeitbild:<br />

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