Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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eiten. Man war in die Eisenzeit eingetreten, die von da an bis heute dauert. Nun, dieser Gewalt, die den<br />
Jungsteinzeitbauern mit ihren Bronzewaffen,- die dazu wohl spärlich vorhanden waren - entgegentrat, konnten<br />
sie nicht widerstehen<br />
.<br />
Oft genug mag in diesen „Schanzen“ ein ganzes Dorf untergegangen sein, - man konnte die Belagerten<br />
auch mit Brandpfeilen beschießen! Und dann konnten die „Neuen“ in den bisherigen Dörfern weiterleben; es<br />
war dann der selbe Vorgang wie er sich in Ostpreußen und jenseits der Oder-Neiße-Linie vollzogen hat. Der<br />
wissenschaftliche Name für die ältere Eisenzeit (etwa von 1000 - 400 v. Chr.) lautet Hallstattkultur, nach<br />
den Funden unweit des Hallstätter Sees im Salzkammergut; die darauf folgende Zeit nennt man die La Tene-Kultur<br />
nach den Funden am Neuenburger See in der Schweiz.<br />
Der beginnende Kampf mit den einwandernden Kelten spielte sich so um die Zeit herum ab, als fern im<br />
Süden Rom erbaut wurde, dessen Beginn auf das Jahr 753 v. Chr. festgelegt ist. Überreste von den Kelten<br />
sind bei uns, d.h. in der näheren Umgebung die sogenannten Viereckschanzen; die uns nächste liegt südwestlich<br />
von Tomerdingen, eine weitere, besser erhaltene, südlich der Straße von Wippingen nach Sonderbuch,<br />
in der Richtung zum Nägelesfelsen.<br />
Der Unterschied der Viereckschanzen gegenüber den älteren Ringwallschanzen liegt vor allem in der Form:<br />
Dort viereckig, hier ringförmig, außerdem liegen die Ringwallschanzen, wie schon erwähnt, häufig am Ende<br />
<strong>einer</strong> Bergzunge, die Viereckschanzen einfach mitten im „Gelände“. Wie bei den Ringwallschanzen noch<br />
nicht genügend geklärt ist, wozu sie in erster Linie dienten, so ist dies auch bei den Viereckschanzen der<br />
Fall. Folgende Deutungen finden sich: Entweder waren es militärische Anlagen, nach einheitlichem Willen<br />
und Vorbild erbauter „Fliehburgen“ (so Dr. Paret), die etwa als Verteidigungsanlagen gegen die vordringenden<br />
Römer angelegt waren; oder es waren „erdumwallte“ keltische Gutshöfe, auch mit strategischen<br />
Bedeutungen, etwa als Sicherung <strong>einer</strong> Straße; oder waren es, nach Ansicht eines bayrischen. Geschichtsforschers,<br />
ähnlich wie die Ringwallschanzen, einfach Viehgehege, in denen das Vieh vor allem während<br />
des Winters untergebracht war; endlich findet sich auch die Annahme, es könnte sich um reguläre keltische<br />
Tempelanlagen handeln (nach einem Artikel von Dr. Pressmar in der S.D.Z. vom 22.10.1958 über<br />
„vorgechichtliche Ausgrabungen im Ulmer Gebiet“). <strong>Die</strong> Zukunft wird in diese Frage mehr Licht bringen,<br />
doch dürfte die Annahme, daß es strategische Anlagen waren, die naheliegendste sein.<br />
Weitere „Denkmale“ jener alten Zeit sind wohl auch die Anfänge unserer heutigen Straßen. Mitten durch<br />
<strong>Bernstadt</strong> führt die „Heerstraße“, früher die „herstroß“ genannt. <strong>Die</strong>se Straße, die vom Donaugebiet her<br />
über Langenau nach hier und weiter nach Westerstetten, Amstetten zum Filstal führt, hat wohl ein sehr hohes<br />
Alter. Wir müssen daran denken, daß diese Straße wohl den leichtesten und bequemsten Aufstieg<br />
zur Alb darstellt, den es überhaupt gibt. Das wußten sicherlich schon die Jungsteinzeitbauern zu schätzen,<br />
ebenso die nachrückenden Kelten, wie dann die Römer. Es läßt sich vermuten, daß es längst auch Querverbindungen<br />
zu diesem Straßenzug gab, etwa in Richtung Holzkirch, Beimerstetten usw.. Daß die damaligen<br />
Wege eine sehr unbequeme „Angelegenheit“ waren, ist klar. Immerhin waren z.B. die Römer<br />
tüchtige Straßenbauer.<br />
Sogar sprachliche Reste aus der Keltenzeit liegen vor, z.B. „Brühl“, „Wette“ und wohl auch der Name Lone.<br />
Zu der Frage, was es mit dem Namen Lone für eine Bewandtnis hat, möchte ich den Artikel in den „Ulmer<br />
Nachrichten“ vom 9. September 1960 anführen, in dem das Wesentliche ausgeführt ist:<br />
Immer wieder wird behauptet, das Flüßlein Lone habe seinen Namen aus dem Lateinischen „luna“ =<br />
Mond. Nun hieß tatsächlich das römische Kastell bei Urspring „CASTELLUM AD LUNAM“. Fälschlicherweise<br />
wird behauptet, die Römer hätten das unterschiedlich fließende Wasser mit dem wechselnden<br />
Mond verglichen und darum „luna“ genannt. Und daher würden sie also dieses römische Wort für „Mond“<br />
oder „Mondgöttin“ im Worte „Lone“ weiterführen.<br />
In Wirklichkeit dürfte es aber anders sein. Lange Zeit vor den Römern wohnten im Lonetälchen oder auf<br />
den Höhen über der Lone die jungsteinzeitlichen Ackerbauern und Hirten, von denen wohl die verschiedenen<br />
Ringwälle über dem Lonetal herstammen. Schon diese Leute, die das<br />
Wasser der jetzigen Lone schätzten, gaben ihr sicherlich einen Namen, ebenso nachher die Kelten, soweit<br />
sie in der Gegend wohnten. Nun war es so, daß ein Eroberervolk die Namen für Flüsse und Berge übernahm<br />
und nicht erst neu schuf. So mag die Lone schon bei den Jungsteinzeitbauern und später bei<br />
den Kelten etwa den Namen Launa oder so ähnlich gehabt haben. Und die Römer nannten dann ihr Kastell<br />
ad „LAUNAM“, woraus sich schließlich das Wort „AD LUNAM“ herausgebildet haben mag. <strong>Die</strong>ser Lautunterschied<br />
ist klein. Heute noch heißt das Lonetal: „Laudtel“; Lonsee heißt im Volksmund „Lausah“ und<br />
hat nichts mit einem „See“ beim Mond oder bei der Mondgöttin zu tun, und die Lone heißt - und das wohl<br />
seit Jahrtausenden -,“Lau ne“.<br />
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