Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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(Stand: 1999)<br />
Marianne Katzmaier ab September 1995 bis heute<br />
Während des Krieges unterrichteten auch Fräulein Bückle und Frau Stingl-Wagner sowie die Hörvelsinger<br />
Lehrer Kilgus und Winter; die Daten sind zu Zeit nicht bekannt.<br />
Es ist eine stattliche Zahl junger Lehrer und Lehrerinnen die mehr oder weniger kurz hier wirkten, mehrere<br />
sind im 1. und 2. Weltkrieg gefallen. Viele sind vergessen, eine Reihe aber haben sich doch im Gedächtnis<br />
der Gemeinde für lange Zeit ihren Platz behalten.( und sei es nur nur als „Hosenspanner“ oder die „Tatze“<br />
) Viele <strong>Bernstadt</strong>er werden aus der Reihe der aufgelisteten Pädagogen „ihre“ herausfinden, mir ist es<br />
ebenso gegangen!<br />
Einer aber hat ein bleibendes Denkmal besonderer Art erhalten ist:<br />
36. Der Lehrer Johann Georg Fischer<br />
Er ist am 25. Oktober 1816 in Großsüßen geboren, schlug die Laufbahn des Lehrers ein, war bis Ende 1840<br />
in Eningen bei Reutlingen Schulgehilfe und Amtsverweser. Durch Erlaß des Evangelischen Konsitorium vom<br />
21. Oktober 1840 wurde er auf Martini hierher als Unterlehrer ernannt; wobei er zuerst noch eine <strong>Die</strong>nstprüfung<br />
abzulegen hatte.<br />
Bei dieser Prüfung erhielt er die Note: „Kenntnisse - gute“. (Datum 5. November). Daß er schon länger im<br />
„Reiche der Dichtung“ weilte, das geht auch aus dem Vermerk im besonderen Zeugnis hervor, das er<br />
von Eningen erhielt. Allerdinge fand Fischer bei den Vorgesetzten nicht den restlosen Beifall; das ergibt<br />
sich aus der Beurteilung: „Unter dem Umherschweifen in den Sphären der Poesie und der dahin eingeschlagenden<br />
Lektüre“. Man hätte es wohl lieber gesehen, wenn er andere Studien getrieben hätte.<br />
Vom Herbst 1841 bis 1843 war er auf dem Reallehrerseminar in Tübingen, bestand dort das Reallehrerexamen,<br />
kam auf 1. Januar 1844 nach Langenau als Unterlehrer und im Juli desselben Jahres nach Ulm<br />
als „Vikar“ an die dortige Realschule. Schließlich wurde er nach Stuttgart Ende 1845 berufen, war zunächst<br />
Reallehrer und bekam am 12. Januar 1857 die Doktorwürde. 1858 wurde er Schulinspektor an<br />
der dortigen Realschule und endlich am 28. Januar 1862 Professor an dieser Schule. Insgesamt ist dies<br />
ein glänzender Aufstieg, der von hoher Begabung und zähem Fleiß kündet! 1885 trat er in den Ruhestand<br />
und ist am 4. Mai 1897 in Stuttgart gestorben.<br />
Wenn Fischer auch nicht allzu lange in <strong>Bernstadt</strong> war, so war ihm doch in der Zeit seines Aufenthalts hier<br />
die Gelegenheit reichlich geboten, all die schönen Pflanzen zu betrachten, die es in den Wäldern gibt, und<br />
auf die Vogelstimmen zu lauschen. <strong>Die</strong> Schule war damals im Schloß. Wie schon erwähnt fand Fischer<br />
seine Frau im Hause des Pfarrers Neubert, mit dem er oft dienstlich zu tun hatte. Nach langer Verlobungszeit<br />
heiratete er 1848 in <strong>Bernstadt</strong>, und er bezog mit s<strong>einer</strong> jungen Frau Auguste Luise eine Wohnung<br />
an seinem Amtssitz in Stuttgart. Am 15. Juni 1867 wurde diese Ehe durch den Tod der länger<br />
kränklich gewesenen Frau gelöst. Ein Sohn, Hermann Fischer schreibt die „Erinnerungen“ an seinen<br />
Vater; in einem 1923 bei Cotta Nachfolger erschienenen Bändchen finden sich Gedichte von I.G.Fischer. -<br />
Ein interessanter Bericht über J.G.Fischer erschien in Nr. 4, 1966, Blätter des Schwäbischen Albvereins S.<br />
138 - .<br />
An Hand der erwähnten Erinnerungen, sowie auf Grund des mit köstlichem Humor gewürzten Gedichtes, „<br />
Beim alten Herrn“, das der Schwiegersohn I.G. Fischer auf seinen Schwiegervater Neubert gedichtet hatte,<br />
ist es möglich, sich auch ein gewisses Bild über das Leben in einem Pfarrhaus in der damaligen Zeit zu<br />
machen.<br />
Damals war der Pfarrer noch immer auch ein wenig Bauer, der die Güter der Pfarrei bewirtschaftete und den<br />
„kleinen Zehnten“ bezog. (Im Anhang zu diesem Abschnitt einiges, das einen netten Einblick gewährt).<br />
<strong>Bernstadt</strong> war damals eine sehr gesuchte und begehrte Stelle. Zwei Pferde standen im Stall, die entweder<br />
die Kutsche zogen oder auch zum Reiten dienten. Im Roßstall im Pfarrhaus hatte es genug Platz für die<br />
Rösser und im Pfarrstadel Platz fürs Futter. Ein nie versiegender Brunnen stand in der Richtung vom Pfarrstadel<br />
zum Zehntstadel.<br />
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