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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Zusammenfassend ist bemerkenswert, daß in dieser Besoldung ( Darstellung ) von 2 Flurnamen<br />

die Rede ist, die heute nicht mehr allgemein bekannt sind: „die alte Wiese“ und der „Seegen“, der in der<br />

Aufstellung über die Flurnamen „im Säge „ geschrieben worden ist. Ferner ergibt sich, daß die Entlohnung<br />

eines damaligen Schulmeistern gerade keine „fürstliche“ war. An barem Geld 40 Kreuzer und Schulgeld<br />

von 48 Kreuzer für jedes Kind das macht bei <strong>einer</strong> Höchstzahl von 100 Kinder 80 Gulden, wovon<br />

der Provisor noch 50 Gulden bekam<br />

Da bleiben ja nur noch 30 Gulden für den Schulmeister übrig, ein Betrag, mit dem er hätte verhungern<br />

müssen, wenn nicht noch die Gebühren für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen dazu gekommen wären,<br />

die er sich auch mit dem Provisor teilen mußte. Da lebte er eigentlich nur von den „Zehnten“, also Naturalgaben<br />

und den angeführten Nutznießungen und seinen, vielleicht zwei Kühen. Und dazu das nicht<br />

übermäßig große Haus, das zugleich Schulhaus war.<br />

(Damals traf das geläufige Wort vom armen Schulmeisterlein zu Recht zu, heute beziehen die Lehrer ein<br />

ansehliches Gehalt im Vergleich dazu)<br />

Anderorts beklagte sich im November 1807 ein Lehrer; weyl bey der gegenwärtigen Zeit, wo alle Bedürfnisse<br />

des menschlichen Lebens und alle Arbeiter in ihren Forderungen um ein 1/3 gestiegen sind, der<br />

evangelische Schullehrer mit seinem, sich kaum auf hundert Gulden belaufenden Gehalt, nicht imstande<br />

ist, nur seine eigene Person in Kost und Kleidung zu erhalten, geschweige denn noch eine Familie von 6<br />

Personen zu ernähren...!“<br />

Er bat um Aufbesserung. Nicht viel anders lagen die Dinge beim damaligen Schulmeister Deuber.<br />

Es sei hier noch auf einige bemerkenswerte Entwicklungen im Schulwesen hingewiesen.<br />

Im Jahre 1836 lag der Synode im Dezember ein Entwurf über Errichtung von „Werktagsschulen für Erwachsene“<br />

vor, was soviel bedeutete wie die späteren Fortbildungsschulen. Schon damals wurde die Einrichtung<br />

der sogenannten „Sonntagsschulen“, die noch lange fortbestanden, als unzweckmäßig angesehen<br />

und an Errichtung von Werktagschulen gedacht. <strong>Die</strong> Einführung dieser Werktagschulen hielt aber<br />

schwer. -<br />

Als „Hindernisse“ für die beabsichtigte Einführung wurde angesehen:<br />

Mangel an gutem Willen, der Kostenpunkt, „die große Verwilderung der erwachsenen Jugend und<br />

allzu großer Hang zur Sinnlichkeit“, Mangel an Zeit, ferner Spinn- und Kunkelstuben, Nichtachtung<br />

des Lehrers usw. .<br />

Demgegenüber wurde gedrungen auf Hebung der sittlichen Zustände, Autorität, Hinweis auf die Wichtigkeit<br />

sowohl der Notwendigkeit allgem<strong>einer</strong> wie religiöser Bildung. Ferner wurde gedacht an eine Prüfung der<br />

Lehrlinge vor Antritt der Lehre über die elementaren Kenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen -<br />

gegebenenfalls ein Jahr länger Schule, sowie bei den Meistern an Ablegung <strong>einer</strong> Prüfung und Anfertigung<br />

eines Meisterstückes.<br />

Auch in die Ehe sollte nur treten können, wer die Kenntnisse in den elementaren Dinge des Lesens,<br />

Schreibens und Rechnens aufweise. Wir sehen, in Sachen, die uns heute selbstverständlich sind, mußte<br />

man noch vor jetzt 170 Jahren erst anfangen „kämpfen“.<br />

In diesem Zusammenhang erinnert Pfarrer Aichinger an zwei Tatsachen, die insbesondere unsere heutige<br />

Jugend sich vor Augen halten möge, da man vom Pennälergehalt redet und selbstverständlich jeder Lehrling<br />

sofort sein schönes und angemessenen Urlaub bekommt:<br />

Noch bis kurz vor dem 1. Weltkrieg mußte der Vater eines jeden Lehrlings dem Lehrmeister ein beträchtliches<br />

Lehrgeld bezahlen, Urlaub ? und dazu stand etwa ein kaufmännischer Lehrling die ganze Woche<br />

selbstverständlich von morgens bis abends im Laden; am Sonntag waren die Läden bis nachmittags 16 Uhr<br />

offen; da mußte er vormittags zuerst in den Laden, dann in den Gottesdienst und in die Sonntagsschule, und<br />

dann bis 16 Uhr in den Laden.<br />

Ja, so waren die Zeiten auch schon !<br />

Durch Gesetz vom 17. Juli 1905 erfolgte die Trennung des Mesnerdienstes vom Schuldienst<br />

Infolgedessen mußten die Mesnerbesoldungsanteile aus dem Schuleinkommen ausgeschieden werden.<br />

Das war keine leichte Arbeit, wenn man nur etwa an die angeführten Einkommensbeschreibung von Bern-<br />

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