Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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Unverzüglich ging man an den Wiederaufbau, aber da die Gemeinde durch Plünderung genug gelitten hatte,<br />
war das Geld knapp. Am 30.6.1704 ging eine Abordnung nach Ulm zu den Herrschaftspflegern mit der Bitte<br />
um Beihilfe, Material zum Wiederaufbau, usw. dies wurde genehmigt.<br />
Das Metall, der bis auf eine, geschmolzenen Glocken wurde nach und nach, nach Ulm gebracht. Große<br />
Verhandlungen fanden statt. Auch zwischen Ulm und dem Chorherrnstift Wiesensteig, denn beide hatten ja<br />
Rechte und Pflichten gegenüber der Pfarrei.<br />
<strong>Die</strong> neuen Glocken wurden von Meister Theodosius Ernst in Ulm gegossen. Bis das ganze Geläut fertig war,<br />
lieh Ernst in Ulm ein kleines Glöcklein. Das Ulmer Land steuerte damals reichlich bei; die Wiesensteiger<br />
Zehntherren taten nur notgedrungen und ziemlich kärglich Beihilfe.<br />
Endlich war 1707 der Bau vollendet; der Turm war nicht mehr so hoch und einfacher wie früher; die Kosten<br />
beliefen sich auf 3651 Gulden. Vieles war dazu umsonst geliefert worden, unter anderem das Gestühl,<br />
das von den Bernstädtern und Osterstettern durch Umlage errichtet wurde, so daß die Gesamtkosten sich<br />
mindestens auf 4000 Gulden beliefen. <strong>Die</strong> Uhr kostete damals 227 Gulden, war aber nicht besonders viel<br />
wert. <strong>Die</strong> Einweihung der wiederaufgebauten Kirche war dann am 25. September 1707, unter wenig verheißungsvollen<br />
Umständen, denn im Juli zuvor hatten die kaiserlichen Truppen neben anderen Orten auch<br />
Beimerstetten und Osterstetten angezündet. <strong>Die</strong> genaue Schilderung siehe Kriegsereignisse 1707.<br />
Reichlich wurden auch Stiftungen gemacht:<br />
Eitel Albrecht Besserer zum Altar 100 Gulden<br />
Besserische Stiftung 50 Gulden<br />
Karg`sche Stiftung 20 Gulden<br />
Gemeinde Beimerstetten 32 Gulden<br />
eine Stiftung mit 12 Gulden<br />
eine Stiftung mit 7 Gulden<br />
Dann wurden von Maria Sibylla Besserer 2 zinnerne Leuchter, eine Putzschere und ein zinnernes Blech<br />
gestiftet, „welches Gott mit anderwärtigem göttlichem reichem Segen derselben vergelten wölle“.<br />
Dann wurden 1708 „Gott zu Ehren und der Kirchen zur Zierden“ gestiftet die <strong>Bilder</strong> von Jesus, den 12 Aposteln<br />
und Paulus von den Herren Besserer, Reuthe, Mayer, Buntz und anderen, „welche Gott dafür segnen<br />
wolle“.<br />
So war der Schaden, den das Unheil von 1704 angerichtet hatte, wenigstens einigermaßen wieder ausgeglichen.<br />
Nun, ein Gebäude, wie eine Kirche, macht in ihrer Größe auch immer wieder Sorgen. Ein Schmerzenskind<br />
der neuen Kirche war die offenbar ziemlich schlecht ausgeführte Nordmauer (wie schon erwähnt die<br />
Südmauer des alten Kirchleins).<br />
Dann die Uhr von 1707 - immer wieder mußte sie unter großen Kosten ausgebessert werden, bis man<br />
sich am 13. Januar 1832 zur Anschaffung <strong>einer</strong> neuen entschloß. Daraufhin wurde eine neue Patentuhr<br />
angeschafft, die allgemein bewundert wurde, aber sie war allzufein ausgeschafft und ging oft schlecht.<br />
Da sie außerdem auf das bisherige Geläut eingestellt war, war das Schlagwerk zu schwach, als sie im Jahr<br />
1883 das schöne, aber auch schwere Geläut eingerichtet wurde. Um dem Übel abzuhelfen, wurde dann am<br />
1. August 1894 mit Firma Philipp Hörz, Ulm, ein Vertrag abgeschlossen über die Lieferung <strong>einer</strong> neuen<br />
Kirchenuhr, die jahrzehntelang in Frieden und Kriegszeiten ihren <strong>Die</strong>nst tat, bis sie durch eine elektrische<br />
Uhr ersetzt wurde.<br />
Uhrentafeln gab es früher nur 2, dann 3 und schließlich 4.<br />
Niemand ahnte, daß dem erwähnten schönen noch heute von den Älteren gerühmt an Geläute ein bitteres<br />
Los beschieden war. <strong>Die</strong> 3 Glocken wurden von Firma Kurtz, Stuttgart geliefert. <strong>Die</strong> Töne waren E, Gis H,<br />
das Gewicht betrug 17; 9 und 5,3 Zentner. Am 18. April 1883 wurde mit den neuen Glocken zum erstenmal<br />
geläutet. Sie hätten wohl Jahrhunderte überdauert, aber der 1. Weltkrieg forderte sie, wie ungezählte<br />
andere Glocken, als Opfer für die Munitionsherstellung.<br />
Durch ein Mißgeschick verzögerte sich dann nach dem Krieg im Wettlauf mit der galoppierenden Inflation<br />
die rechtzeitige Nachbestellung des neuen Ersatzgeläutes, (das in Beimerstetten gerade noch rechtzeitig<br />
beschafft wurde) und es wurde ein Stahlgeläute erstanden, das seither dient, auch einen schönen<br />
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