Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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34. Kirchengebäude und Kirchenwesen:<br />
Bereits früher ist darauf hingewiesen worden, daß wohl schon in sehr alter Zeit von den Herren von Berofstat<br />
bei ihrer „Burg“ auch eine Kapelle oder Kirchlein gegründet worden ist. Vielleicht eine erste Kirche<br />
stand an der Stelle des Gotteshauses, dessen Chor heute noch in der Sakristei erhalten ist. <strong>Die</strong>ses Kirchlein<br />
stand bis 1486<br />
.<br />
<strong>Die</strong> alte Kirche war einst ein wirkliches Kleinod. Zum Glück sind noch erhalten:<br />
1. <strong>Die</strong> Reliefs links und rechts in den Fensternischen. Ohne Zweifel gingen diese einst mindestens um den<br />
ganzen Chor, wenn nicht um die ganze ehemalige Kirche. Ein unersetzliches Gut und Kunstwerk ist da s<strong>einer</strong>zeit<br />
der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Doch hätte heute noch ein Kunstkenner reichliche Arbeit, alle<br />
Tiere und Gestalten zu deuten, die glücklicherweise noch erhalten sind.<br />
2. <strong>Die</strong> alten , jetzt wieder aufgefrischten <strong>Bilder</strong> an der Wand. Leider wurden sie, in gutgemeinter Absicht,<br />
s<strong>einer</strong>zeit im Jahre 1926 ( am Tage des Aufzuges von Herr Pfarrer Aichinger ) zugetüncht, inzwischen<br />
wieder freigelegt. Es ist klar, daß solches Zutünchen und Wiederfreimachen nicht gerade günstig ist. Es ist<br />
zu vermuten, daß diese <strong>Bilder</strong> um die gleiche Zeit gemalt wurden, wie in der Kirche zu Burgfelden, Kreis<br />
Balingen, die geradezu weltberühmt sind, also etwa 11. Jahrhundert.<br />
Wenn einmal aus irgendeinem Grunde westlich der Sakristei gegraben würde, dann könnten die Grundmauern<br />
im Boden gefunden und damit die Größe festgestellt werden. Jedenfalls fand man im Jahre 1901 bei<br />
Grabarbeiten für die Treppe zum Turm, daß in 3/4tel Meter Tiefe der Boden mit Bauschutt aufgefüllt war,<br />
ferner fand man im Boden einige Treppenstufen, die einst vom Boden des alten Kirchlein zum Altar führten.<br />
Daraus ergibt sich, daß das alte Kirchlein tiefer lag als die heutige Kirche. Beim gründlichem Aufgraben<br />
könnte in der Tiefe vielleicht noch ein Grab gefunden werden, wie anderorts, in dem etwa der Gründer dieses<br />
Kirchleins begraben wäre. Auf alle Fälle hatte, bzw. hat das alte Kirchlein ein sehr hohes Alter,<br />
genau wie die Friedhofsmauer,<br />
die sicherlich ihre tausend Jahre hinter sich hat, und einst mit der Mauer um die Burg, die es einst gab,<br />
eine ganz bedeutende Befestigung darstellte. Hierzu sei daran erinnert, daß 1937, als die Betonmauer<br />
zur Befestigung der Böschung um die Friedhofsmauer und zur Verbreiterung der Straße gebaut wurde<br />
,,Überreste“ <strong>einer</strong> an die Friedhofsmauer angrenzenden Maueranlage freigelegt wurden, die <strong>ohne</strong> Zweifel<br />
den Grund eines Tores bildeten, das sich zwischen einstiger Burgmauer und Friedhofsmauer befand. Das<br />
rekonstruierte Bild im Amtszimmer des Rathauses deutet ja auch auf ein solches Tor.<br />
Außerdem wurden so ziemlich an der gleichen Stelle Brandschuttreste vom Brand von 1704 gefunden,<br />
ferner an der Westseite der Friedhofmauer in der Böschung offenbar Gräber angeschnitten, die von der<br />
Pestzeit 1634/35 herrühren mochten, da wegen der vielen Todesfälle der Platz im Friedhof nicht genügte.<br />
<strong>Die</strong> Toten waren mit Kalk übertüncht worden.<br />
Friedhofsmauer und Grundmauern des einstigen Zehntstadels waren aus dem gleichen Material und<br />
auf dieselbe Bauweise hergestellt.<br />
1486 schritt man, da die alte Kirche entweder zu klein oder baufällig geworden war, zum Abbruch der alten<br />
und Bau der neuen Kirche. Der Turm blieb derselbe. Südmauer der alten und Nordmauer der neuen Kirche<br />
mögen sich gedeckt haben. „Es muß ein schöner Anblick gewesen sein, die große Kirche mit ihrem<br />
hohen Turm, der höher war, als er jetzt ist; das Kirchendach war mit glasierten, farbigen Ziegeln gedeckt“,<br />
- der erwähnte Bauschutt gab auch einen Hinweis darauf; außerdem waren einige mansardenartige<br />
Aufbauten angebracht; durch ein solches Fenster konnte die Zehntfrucht auf den Boden unter dem Kirchendach<br />
hinaufgezogen werden.<br />
Auch innen war es sicher schön und würdig. Ob die Wände nicht auch bemalt waren ? - wenn nicht, dann<br />
waren sie bestimmt schön gestrichen.<br />
<strong>Die</strong> ganze Schönheit der Kirche versank weithin in den Flammen des Brandes vom 7. Juni 1704, der schon<br />
geschildert ist. Es war alles ausgebrannt Kirche wie Turm, letzterer offenbar auch deshalb, weil zur Rettung<br />
vor den Feinden Schmalz gelagert worden war, denn dort glaubte man, lagere es sicher. Auch die Glocken<br />
waren geschmolzen.<br />
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