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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Und nun haben wir noch etwas, was bis heute eine gewisse Verbindung mit jenen Leuten darstellt. Es sind<br />

die Grabhügel, die sich in der Filde, etwa beim „Roßkopf“, dann im „Bergwald“ befinden, weiter im Waldteil<br />

„Rausebart“, da und dort im „Brand“. Es sind die merkwürdigen Hügel aus Steinen und Erde, etwa in<br />

quadratischer Form. Wenn man sie öffnet, dann findet sich darin ein Skelett und, was das Wichtigste ist,<br />

etwa die Waffe des Toten, bei Frauen Schmuck, dazu vielleicht ein Gefäß, in welchem dem Totem etwas<br />

Speise mitgegeben wurde.<br />

1892 wurde im „Roßkopf“ ein solcher Grabhügel ausgegraben, in dem sich eine „Fibel“ (Spange) befand,<br />

ferner drei Bronzeringe und Scherben. Daraus kann man schließen, daß dieses Grab etwa aus der späteren<br />

Bronzezeit oder frühen Eisenzeit stammt, etwa um die Jahre 1000-800 v. Chr. (Rieth, Bd. 61 S. 229 in<br />

„Vorgeschichte der Schwäb. Alb“). Leider wurden diese Grabhügel auch schon zum Teil im Mittelalter<br />

geöffnet und dabei zerstört, weil „Schatzgräber“, die man eher Leichenfledderer oder Friedhofschänder<br />

nennen möchte, nach Gold suchten. Es wird eine Aufgabe der Zukunft sein, diese Hügel noch zu untersuchen,<br />

soweit sie unbeschädigt sind; wir bekämen dann wichtige weitere Einblicke in die Vergangenheit<br />

unserer Heimat. <strong>Die</strong> Angaben über die Zahl der Grabhügel in der Oberamtsbeschreibung dürften etwas zu<br />

hoch sein. Es mag sein, daß mancher Hügel in der Zwischenzeit bei den Waldarbeiten auch eingeebnet<br />

wurde.<br />

Weiterhin haben wir erfreulicherweise weitere gewichtige Zeugen der Vergangenheit: <strong>Die</strong> Ringwälle, die wir<br />

bei uns so reichlich antreffen. Auf unserer Markung finden wir den „Ringwall“, oder wie es auf den Landkarten<br />

heißt „Schanze“ im Bergwald, vielleicht einen auf dem Aglisburre, dann einen kl<strong>einer</strong>en am Fuß des<br />

„Salzbühl“, endlich den Ringwall im „Schlößle“, sowie auf der Markung Neenstetten, in nächster Umgebung<br />

also, den großen Ringwall „Kiechelsberg“. Sie sind alle nach einen System angelegt: Eine schmale<br />

Bergzunge ist durch einen Graben und runden Erdwall vom „Hinterland“ abgeriegelt; talwärts ist immer<br />

ein Steilhang, der eine natürliche Befestigung darstellt, wenn man sich etwa noch den Wall und den Steilabfall<br />

durch einen Holzzaun, Pallisade, gesichert denkt. <strong>Die</strong> Ringwälle hatten alle einen Zugang zu <strong>einer</strong><br />

Wasserstelle, bei uns zur Lone oder einem Nebenbächlein. Am eindrucksvollstem ist der von Menschenhand<br />

aufgesetzte Steinriegel vom „Schlößle“ über den „Katzenschwanz“ zur Lone. (Nebenbei erwähnen<br />

möchte Pfarrer Aichinger, daß z. B. der Ringwall beim Reußenstein unweit der Lindachquelle liegt, wie<br />

es mancher Wanderer wohl schon beobachtet hat).<br />

Nun ist unter den Forschern ein Streit darüber, welche Aufgabe etwa die Ringwälle hatten. Ohne weiteres<br />

nahm man bisher an, es seien Befestigungsanlagen oder Fliehburgen der Jung-steinbauern gewesen.<br />

Das ist sehr einleuchtend und, wenn man an die gesicherte Lage denkt, auch höchst wahrscheinlich. In letzter<br />

Zeit wurde aber auch der Gedanke vertreten, es seien nur Viehkraale, also große, feste „Pferche“<br />

gewesen, in denen jene Leute ihr Vieh untergebracht hatten. Dem Augenschein nach dürften diese Anlagen<br />

beides gewesen sein, und das ist angesichts der Lage auch am verständlichsten. Noch im 30 jährigen<br />

Krieg flohen in höchster Not die <strong>Bernstadt</strong>er auch in den „Berg“, in die dortige „Schanze“. Beim Aglisburren<br />

könnte man sich denken, daß es sich sogar um einen aus Steinen aufgesetzten Wall handelte, der<br />

aber fast restlos verschwunden, vielleicht abgetragen worden ist.<br />

Nun dürfte es klar sein, daß diese Ringwälle oder Schanzen nicht einfach irgendwo nach Gutdünken in die<br />

Landschaft gesetzt wurden, daß sie eben einfach da waren. Sie waren im Gegenteil gewissermaßen ein zu<br />

<strong>einer</strong> Siedlung gehöriger Teil, wie etwa das Dorf am Eichenberg sich die Schanze am Aglisburren baute.<br />

Ebenso mochte zum Ringwall im Bergwald eine Siedlung gehören, die man sich halbwegs zwischen der<br />

östlichen Kuppe des Bergwalds und der „Schanze“ denken kann, wo wir auch heute noch Vertiefungen und<br />

Erhöhungen im Boden feststellen können. Das Gelände selbst müssen wir uns ja waldfrei vorstellen! Ebenso<br />

verhält es sich beim Salzbühl, wo wir uns eine Siedlung auf dem Höhenrücken östlich davon denken könnten.<br />

Bemerkenswert ist noch die Feststellung, daß im Gelände eines Ringwalls im frühen Mittelalter da und dort<br />

eine Burg gebaut wurde. Ein hervorragendes Beispiel ist der Reußenstein. Für eine Burg innerhalb der Ringwälle<br />

auf unserer Markung liegen bisher keine Hinweise vor. Man müßte da wenigstens auch nur sehr bescheidene<br />

Mauerreste finden.<br />

Zusammenfassend wäre zu sagen, daß im Laufe von zuständiger Seite folgende Plätze genau zu durchforschen<br />

wären:<br />

1. Das Gelände östlich des Salzbühl in der Ecke zwischen dem Weg vom Salzbühl zum Englenghäu und<br />

dem Weg zum „Horn“ . Es geht da um die Frage, ob es sich um eine große Anzahl von Flachgräbern handelt,<br />

die mit Steinen bedeckt waren.<br />

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