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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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32. Flur- und Wegenamen:<br />

Ein sehr interessantes Gebiet der Heimatgeschichte stellen in jeder Dorfgemeinde die Flurnamen und die<br />

Namen der Wege dar. Sie bilden eine lebendige Brücke mit der Vergangenheit, sie spiegeln das Denken<br />

und Fühlen der Ahnen, und sind zum Teil auch Sprachdenkmale früherer Zeiten.<br />

Erfreulicherweise finden wir einen großen Teil der heutigen Flurnamen im „Heiligen Saalbuch“. Es geginnt<br />

1530. Wir finden dort den Haimersberg, Egenberg, Wydenbrayttin ( heute nicht mehr bekannt ), Kreit ( Greut<br />

), „lange Wies“ - bis heute diesen Namen führend, Hungerberg, Baubenreissach ( ein Waldteil, der heute<br />

nicht mehr bekannt ist ), Bontaler Steig, im Volksmund heute Bottler Steig, umgetauft in Burkhartsteig, Agathaburg,<br />

Lauro ( wo? ), Rennweg ( Name von herabrinnenden Wasser ). Graben, Öschwende, Pfaffenried,<br />

Bucken, Ostertal, Schenkenbrunnen, Creuzlingen, Burrausgasse - irgendwie der Filde gelegen - Ensental (<br />

Esental ), eine Sölde, außerdem die „Braindt“, dann der Beimerstetter Weg, Ulmer Weg, Grabner Steig,<br />

Rausenbart, der „Herren Holz“, die Probsthalde genannt.<br />

Wir sehen also, daß viele Namen der Flurbezeichnung auf ein hohes Alter deuten, zumal sie in jenem Jahr<br />

1530 ja nicht neu gebildet wurden, sondern auch damals schon Jahrhunderte alt waren.<br />

Ganz im allgemeinen kann gesagt werden, daß die Flurnamen oft vom natürlichen Gelände hergeleitet<br />

sind, dann erinnern sie an Tiere, künden von einstigem handwerklichen Betrieb, erzählen von der Weidewirtschaft,<br />

weisen auf die Art der Gewinnung des Ackerbodens; manchmal findet sich auch ein Vergleich<br />

mit einem bäuerlichen Gegenstand oder Gerät.<br />

Bei der Aufzeichnung und Erklärung der Flurnamen wird ausgegangen von der Heerstraße, <strong>Bernstadt</strong><br />

bis Osterstetten:<br />

An sie grenzen die Weinhausäcker, nunmehr Siedlungsgebiet. Sie gehörten zur einstigen Brot- und Weinjahren<br />

-taberna, ( lateinisch Laden Gaststätte ), heute der „ Oberbauer“.<br />

Dann kommen die Krautgärten, seit eh und je vom sonstigen Ackerland abgetrennte Stücke, die für Anbau<br />

von Kraut usw. bestimmt waren.<br />

Dann kommen die Pfaffenriedäcker, die auf eine doppelte Tatsache hinweisen, nämlich daß sie der Kirche<br />

gehörten und daß sie einen feuchten Untergrund haben, wie alle Riedäcker und -wiesen.<br />

Das Gewand Bergle hat seinen Namen vom Gelände, also dem kleinen Berg, der dort in die Landschaft<br />

ragt.<br />

Hinter dem Gäßlen, heute überbaut, deutet eben darauf hin, daß die Grundstücke hinter dem „Gäßle“ liegen,<br />

während die Gewande auf eine alte Flureinteilung hinweisen mag, an der etliche Gemeindemitglieder gleichen<br />

Anteil hatten.<br />

<strong>Die</strong> Flur Graben führt ihren Namen zu Recht, denn es gibt dort etliches Wasser, das durch Gräben abgeleitet<br />

wurde, ja es finden sich noch Überreste älterer Anlagen, die wohl der Regulierung der Entwässerung<br />

dienten.<br />

<strong>Die</strong> Öschwende erinnert an die uralt germanische Einteilung der Gesamtflur in Sommer-, Winter- und<br />

Brachösch, eine Reihenfolge, die streng eingehalten wurde. Bei der Öschwende war die Grenze zwischen<br />

dem einen und anderen Ösch. Das Wort Esch oder Ösch bedeutet Saatfeld und ist bei uns auch<br />

noch erhalten im Wort „Ösch Schäu“ ( Feldschütz oder Feldhüter; einigen Einheimischen ist sicher der<br />

„Ösch Schäu Jackel“ noch in Erinnerung).<br />

Außerdem befindet man sich dort im Gebiet des Ostertales, einem Trockentälchen, das die meiste Zeit des<br />

Jahres kein Wasser führt, aber uns vor die Frage stellt, woher kommt das Wort „Oster“, mundartlich „Auster“,<br />

das sich ebenso im nahen Osterstetten findet. Soll es nur die Himmelsrichtung Osten , von <strong>Bernstadt</strong> aus<br />

gesehen, ausdrücken, oder ist es ein Hinweis auf die altgemanische Frühlingsgöttin Ostara, die dort von den<br />

germanischen Einwanderern verehrt wurde?<br />

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