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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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So können wir feststellen, daß die Grundformen unserer heutigen Landwirtschaft und Industrie und<br />

Technik sämtlich in den Dörfern der ausgehenden jüngeren Steinzeit und beginnenden Bronzezeit sich<br />

entwickelten. Und es ist weiterhin bezeichnend, daß gerade auch die Alb seit diesen fernen Zeiten besiedelt<br />

ist. Das rührte davon her, daß <strong>einer</strong>seits die Hochfläche der Alb, wohl unter dem Einfluß von Trockenzeiten,<br />

weithin <strong>ohne</strong> Wald war und sich darum für Weidebetrieb eignete. (Heute haben wir sicher auch<br />

bei uns mehr Wald als vor etlichen Tausend Jahren, die Lonehänge wurden weithin erst von Menschenhand<br />

aufgeforstet ). Andererseits sind Löß- und Lehmböden geeignete Grundlagen, die dem Getreidebau<br />

zusagen. Es braucht uns nicht zu verwundern, daß auch auf unserer Markung frühzeitig Ackerbau getrieben<br />

wurde, wenn man an die tiefe, mindestens 10 m tiefe Lehmschicht denkt, in die sich der Bagger bei der Kanalisierung<br />

der Schmiedgasse einfressen mußte. Löß- und Lehmböden entstanden durch die heftigen<br />

Staubstürme der Eiszeit, die nach Art von Schneewächten den im Winde treibenden Staub und feinen<br />

Sand ablagerten, der etwa aus der Rheingegend stammte.<br />

Auf den Äckern wurden Weizen, Gerste, auch Hirse, sogar Flachs angebaut. Einiges Kopfzerbrechen<br />

verursachte die Frage, welche Bedeutung die Hochäcker hatten, die sich auch bei uns, z.B. im „Röschen“<br />

befinden, heute aber vom Wald bedeckt sind.<br />

5. Jungsteinzeitliche Siedlung:<br />

<strong>Die</strong>se Hochäcker finden sich in Deutschland, Nordfrankreich, England und Skandinavien, also auch in einem<br />

beträchtlichen Verbreitungsgebiet. Genauere Angaben über das, was und wie auf diesen Äckern angebaut<br />

wurde, können bisher leider nicht gemacht werden.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache des Vorhandenseins von solchen Äckern und Grabhügeln deuten nun darauf hin, daß in unserer<br />

nächsten Umgebung eine oder mehrere Siedlungen sich befinden mußten. Schon manchem <strong>Bernstadt</strong>er<br />

sind wohl die Gruben auf dem Eichenberg aufgefallen, die zwischenzeitlich mit dem Schutt und Müll aufgefüllt<br />

wurden, der im Ort anfiel. Man kann sich fragen, ob da einmal Steine ausgegraben wurden; jedenfalls<br />

sind diese „Löcher“ nicht von Natur da. Derlei Anlagen kommen aber auch an anderen Orten vor. Man<br />

hat schon vermutet, daß diese Gruben in vorgeschichtlicher Zeit überdacht waren und als „Wohngruben“<br />

den damaligen Leuten als Behausung dienten. Von dieser Theorie ist man aber besonders auch aus dem<br />

Grunde abgekommen, weil man bei nassem Wetter ja ganz feucht gewohnt hätte. Man hat erkannt, daß<br />

jeweils neben <strong>einer</strong> solchen Grube ein Rechteckhaus aus Holz und Lehm stand, und die Gruben dienten<br />

lediglich als Abfallstätte und zugleich als offener „Schweinestall“, der mit einem Zaun umgeben war !<br />

So dürfen wir nun vermuten, daß auf dem Eichenberg an der Stelle der noch vorhandenen Gruben eine<br />

„Übernstadt“ stand, die selbstverständlich ganz anders hieß, aber gewiß eine feine Lage hatte. Fraglich ist<br />

nur, woher die Leute das Wasser nahmen, das auch sie und ihr Vieh brauchten. <strong>Die</strong> damals sicher noch<br />

reichlicher fließende Lone konnte genug liefern. Möglich wäre sogar, daß die Jungsteinzeitbauern einmal<br />

unten im Tal gewohnt hätten, solange die Lone wenig Wasser führte, etwa während <strong>einer</strong> Trockenzeit. Aber<br />

wie es nässer wurde, so wie in dem schon erwähnten Dorf im Blautal bei Ehrenstein, das schließlich im<br />

moorigen Boden versank, verzogen sich die Leute auf die Höhe. <strong>Die</strong> älteren Leute von <strong>Bernstadt</strong> wissen ja<br />

gut, wie naß es im Lonetal sein kann, so, daß die Wiesen weithin unter Wasser stehen. Da ist dann kein<br />

Siedeln mehr möglich.<br />

Es wird noch bemerkt, daß auf <strong>einer</strong> Karte im Museum in Ulm der erwähnte Platz auf dem Eichenberg als<br />

jungsteinzeitliche Siedlung eingetragen ist. Gerne würden wir noch einiges über jene Bew<strong>ohne</strong>r der<br />

Jungsteinzeitdörfer hören, etwa über ihr Aussehen, ihre Kleidung, ihre Sitten und Gebräuche und endlich<br />

ihre Sprache.<br />

Da fließen die Quellen äußerst spärlich. <strong>Bilder</strong> von ihnen gibt es nicht, leider auch k<strong>einer</strong>lei schriftliche<br />

Urkunden, denn es gab noch keine Schrift. Mit Lesen und Schreiben wurde die Jugend nicht geplagt. Was<br />

es an Überliefertem gab, wurde mündlich von Generation zu Generation weiter gegeben. Doch können<br />

wir getrost annehmen, daß sie ähnlich aussahen wie wir, ferner, daß ihre Sprache irgendwie mit der<br />

unsrigen verwandt war. Denn sie gehörten zu den „Indogermanen“, deren Blut auch in unseren Adern<br />

fließt, wozu freilich zu bemerken ist, daß zu ihnen alle die Stämme zählten und zählen, wie die alten Griechen<br />

und Römer, die Kelten, die Illyrer, die slawischen Völker, die Germanen. Verstehen würden wir sie<br />

nicht und sie uns nicht. Wie schon erwähnt wurde, lebten sie von Ackerbau und Viehzucht, wobei es<br />

scheint, daß letztere die Haupttätigkeit darstellte, Weiden gab es ja genug.<br />

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