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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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1805 Ein wenig erhebender Eintrag findet sich bei einem am 1. April dieses Jahr beerdigten ledigen 72jährigen<br />

<strong>Bernstadt</strong>er:<br />

„<strong>Die</strong>ser Mensch hat seit seinen jungen Jahren mit Spielen, Kegeln, und Trinken ein lockeres<br />

Leben geführt. Im Alter konnte er als Weber nichts mehr verdienen und wurde bei der Gemeinde von<br />

Haus zu Haus gespeist. Sein Aufenthalt war im Armenhaus, hatte kein Bett, lag und starb auf dem<br />

Stroh. - Man fand ihn morgens tot im „Bett“; er wurde mit <strong>einer</strong> Kindsleiche beerdigt, wobei aber mit<br />

allen Glocken geläutet wurde“.<br />

Der am 26. Oktober beerdigte Stephan Wiedenmann „wurde von räuberischen und plündernden Franzosen<br />

erschossen, als er die Wegnahme eines hiesigen Wagens durch sie mit verhindern wollte; er<br />

starb ein paar Stunden nach einem im Schenkel erhaltenen Schuss, der ihm das Bein zerschmetterte und<br />

die Hauptblutader zerriss. Text: Luk. 23 / 46 „Vater ich befehle meinen Geist in Deine Hände“, welche Worte<br />

die letzten waren, die der Verstorbene geredet“.<br />

Anm. Obiger Stepfan Wiedenmann hatte sich am 16. Februar 1785 mit der Katharina Junginger von hier<br />

verheiratet.<br />

Vermerk bei einem am 26. Okt. hier beerdigten fremden Kind: „Das Kind wurde wegen Kriegsnot hieher<br />

geflüchtet“, und zwar von Jungingen.<br />

Um welche Kriegsnot handelte es sich 1805?<br />

In diesem Jahr veranlaßte England die Staaten Österreich, Rußland und Schweden zum 3.Koalitionskrieg<br />

gegen die Franzosen.<br />

<strong>Die</strong> Franzosen rückten unter Napoleon sehr schnell von Boulogne aus gegen die obere Donau vor, also<br />

unmittelbar in unsere nächste Heimat, ja auch nach <strong>Bernstadt</strong>; die Heerstraße gegen <strong>Bernstadt</strong> war sicher<br />

Aufmarschweg für die Franzosen, während der österreichische Feldmarschall - Leutnant Mack mit 3 Korps<br />

am 9. Oktober, nur durch die Donau getrennt, ihm gegenüberlag.<br />

Leider unterließen es die Österreicher mit ihrer Überzahl, die Donau zu überschreiten und Napoleon anzugreifen,<br />

sie zogen sich auf Ulm zurück ( 10. Oktober ), wo man „zuwartete“, was kommen sollte.<br />

Napoleon dagegen lies am 14. Oktober den bei Elchingen gebildeten Brückenkopf, der von 4 Kompanien<br />

und 6 Geschützen der Österreicher verteidigt wurde, stürmen und nahm in ein. Hernach wurde Oberelchingen<br />

gestürmt; die österreichischen Verteidiger zogen sich, mit Mühe, nach Ulm zurück, nachdem<br />

auch von Langenau her noch französische Kavallerie eingegriffen hatte. ( In dieser Schlacht gab es etwa<br />

5.000 Tote und Verwundete auf beiden Seiten)<br />

Der französische Marschall Ney erhielt von Napoleon den Titel „Herzog von Elchingen“. Schon am 17.<br />

Oktober ergaben sich die Österreicher, <strong>ohne</strong> daß ein größerer Kampf stattgefunden hatte. ( Nur bei Haslach<br />

und Jungingen waren die Österreicher ein paar Tage zuvor siegreich gewesen.)<br />

Am 20. Oktober mußten 23.000 österreichische Soldaten, 16 Generäle, 40 Fahnen und 60 Geschütze<br />

am Kienlesberg vor Napoleon vorbeimarschieren und ihre Waffen ablegen. Ulm mußte 1.500.000<br />

Gulden aufbringen und nachher nochmals 1.000.000 für die erlittenen Schäden.<br />

Über den gesamten Ablauf der „Schlacht um Elchingen“ und Ulm hat der verstorbene Franz Willbold aus<br />

Unterelchingen, den ich persönlich schätzen- und kennengelernt habe ( auf <strong>einer</strong> gemeinsamen Fahrt nach<br />

und in Paris auf den „Spuren“ von Napoleons), ein hochinteressantes Buch geschrieben, zu dem ich jedem<br />

sehr gerne rate.<br />

1806 <strong>Die</strong>ses Jahr brachte schmerzliche Todesfälle: Am 27. Januar starb an „Gichtern“ die 3-jährige<br />

Katharina Ziegler, „litt sehr an den Augen und hatte eines schon gänzlich verloren“.<br />

„Georg Nüßle verstarb am 24. April am Schlagfluß: Er ging des Morgens in den Keller, um Brot zu holen;<br />

nach kurzer Zeit fand man ihn unten an der Stieg tot“.<br />

In diesem Jahr 1806 wurden 32 Kinder geboren, aber 34 Personen starben. Übrigens fand genau ein Jahr<br />

nach der Erstürmung von Oberelchingen, am 14. Oktober 1805, die besonders für Preußen, aber auch<br />

Deutschland verhängnisvolle Doppelschlacht von Jena und Auerstädt statt, also am 14. Oktober 1806.<br />

Durch dieses Ereignis kam Napoleon I. wohl auf den Höhepunkt s<strong>einer</strong> Macht, die dann erst 7 Jahre<br />

hernach in Rußland endete.<br />

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