Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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Auch ein ergreifender Bericht: „Den 8. Dezember ist gestorben Apollonia Schuler. Sie wünschte sich<br />
bei dem Tode ihres Kindes Sonntag abends den Tod ( das Kind war am Tag zuvor gestorben und wurde<br />
mit ihr begraben ) und Montag Vormittag wurde ihr Wunsch erfüllt. Sie starb plötzlich“.<br />
1795 „Den 27. Oktober ist gestorben Georg Straub, Hufschmied, im 38. Jahr seines Lebens: er fiel den<br />
12. Oktober beim Eichenschlagen von <strong>einer</strong> Eiche herunter brach das Bein oberhalb dem Knie, der<br />
kalte Brand schlug sich dazu und machte seinem Leben ein Ende.<br />
1796 „Den 17. November wurde tot gefunden Franz Mäurer, Kind, 28 Wochen alt. Es wurde in Abwesenheit<br />
der Eltern von seinem kleinen Schwesterlein mit einem Kopfkissen zugedeckt und erstickte“.<br />
„Auch so was kann vorkommen“, kann man mit Schmunzeln bei folgendem Bericht feststellen:<br />
„ Am 17. Dezember wurden ehlich verbunden: Georg Miller, gewesener Schäfer, jetzt Gänsehirt und<br />
Nachtwächter, auch Witwer, und Maria geb. Brenner“.<br />
Anmerkung: <strong>Die</strong>ses Ehepaar wollte den 16. November sich kopulieren lassen, und hatte die Bestellung<br />
dazu beim Pfarramt gemacht, daß es in der Betstunde geschehen sollte. Man hielt auch die Betstunde, verlas<br />
den 128. Psalm nebst Erklärung, sang das dazu schickliche Lied und erwartete das Hochzeitspaar;<br />
allein es kam nicht. Der Bräutigam beschäftigte sich mit Dreschen, die Braut mit Waschen. Man ließ<br />
sie von Seiten des Pfarramts fragen, warum sie nicht zur Kopulation kämen, da sie solche doch bestellt<br />
hätten. <strong>Die</strong> Antwort war, sie wollten morgen nach der Hochzeitpredigt ( es war also am folgenden Tag<br />
eine andere richtige Hochzeit mit Predigt ) sich kopulieren lassen“. -<br />
<strong>Die</strong> beiden hatten „Nerven“, sagt man heute in einem solchen Fall.<br />
1797 Ein ehrenvolles Lob: <strong>Die</strong> am 26. März verstorbene Anna Buck, geb. Dürr, die mit 47 Jahren verschied,<br />
war „eines der besten, christlichsten, redlichsten, wohltätigsten Weiber“. - Sie ist in Hörvelsingen<br />
geboren, als Tochter des Johannes Dirr, Bauern daselbst, und der Anna Barbara geb. Rühle. Ihr Ehemann<br />
war Jakob Buck, Bauer. Von ihren 11 Kindern starben 9 in frühester Jugend.<br />
1799 „Den 25. November ist gestorben und den 26. begraben Miachael Ballari aus Sachsen vom k.k.<br />
Fuhrwesenskorps - nachher „Train „, heute „Nachschubtruppe“; lag im Lazarett im hiesigen Schloß alt 25<br />
Jahre, starb an Faulfieber ( wohl auch am berüchtigten Fleckfieber? ). Dsgl. den 9. Dezember ist allhier im<br />
kaiserlichen Lazarett, das im Schloß lag, gestorben und am 10. begraben Theodor Ruschula, Gem<strong>einer</strong><br />
beim k.k. Fuhrwesen, an <strong>einer</strong> hitzigen Krankheit, dsgl. den 14. Dezember Dominikus Zeillinger, Korporal<br />
beim k.k. Fuhrwesen , an der Brustwassersucht“.<br />
<strong>Die</strong>ses Kriegslazarett war hier offenbar im Verlauf des sogenannten „Zweiten Koalitionskrieg“, 1799 -<br />
1801 errichtet worden. In diesem Jahr 1799 hatten die Franzosen mitten im Frieden am 24. Januar die<br />
Festung Ehrenbreitstein am Rhein besetzt, worauf Österreich, England und eine Reihe anderer Staaten<br />
gegen Frankreich vorgingen. Damals wurden die gegen den Bodensee vordringenden Franzosen bei Ostrach<br />
und Stockach durch Erzherzog Karl von Österreich geschlagen. <strong>Die</strong> hier in <strong>Bernstadt</strong> liegenden<br />
Verwundeten und Kranken stammten dann aus dem Heer des Erzherzog Karl.<br />
1801 „Den 22. Dezember ist verstorben und den 24. begraben worden Johannes Brachert, Weber und<br />
Söldner. Er fiel in des Anwalds Bühler Stadel vom Oberling in den Tennen herab und starb nach 8<br />
Tagen im 39. Jahr seines Alters“.<br />
1803 Das Reichstadtgebiet Ulm kommt an das Kurfürstentum Bayern. <strong>Die</strong>ser Wechsel der Herrschaft<br />
erfolgte durch den sog. Reichsdeputationshautschluß vom 25. Februar 1803. Durch ihn endete das<br />
habsburgische Imperium. Von 52 freien Reichsstädten blieben nur 6 bestehen; das Reichstadtgebiet<br />
Ulm kam, wie schon erwähnt, an das Kurfürstentum Bayern, was allerlei Verwaltungsänderungen usw.<br />
mit sich brachte; freilich dauerte die bayerische Herrschaft nicht lange, denn 1810 wurden Ulm dem Königreich<br />
Württemberg einverleibt.<br />
<strong>Die</strong>ser neuerliche Wechsel erfolgte durch einen Vertrag mit Bayern, das neben anderem auch Langenau,<br />
Geislingen und Crailsheim an Württemberg abtrat, allerdings gibt es seither dann auch das bayerische Neu-<br />
Ulm.<br />
Hinter dem ganzen Geschehen stand ja Napoleon, durch dessen Gunst am 1. Jan. 1806 der älteste<br />
Sohn des Herzogs Friedrich Eugen, Herzog Friedrich II., König geworden war; er hieß nunmehr<br />
König Friedrich I., nachdem er 1797 - 1799 ( 31. Dez. ) Herzog gewesen war. Er starb 1816.<br />
Nach diesem Vermerk über das Geschehen im Großen nun wieder zurück in den engen Kreis der Gemeinde.<br />
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