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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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25. Das verhängnisvolle Jahr:<br />

1704 Noch am „3. Juni ist zu Haus wegen französischer Ausfäll getaufft worden Johann Matthäus, Sohn des<br />

- neu ernannten - Pfarrers Johann Matthäus Reuthe, und Susanne Riedlingerin, sein fraw“ und dann kam<br />

das Unglück:<br />

„In diesem Jahr hatte <strong>Bernstadt</strong> durch Raub und Brand größten Schaden gelitten. Denn nachdem den 4.<br />

Juni die französische und bayerisch Armee vor Albeck gerückt war, mußte alles in <strong>Bernstadt</strong> die Flucht<br />

nehmen, worauf die grausamen Feinde in dem Flecken greulich hausten. Sie plünderten das ganze Dorf<br />

aus, schlugen in den Häusern alles, Öfen, Fenster, Truhen usw. hinein (zusammen), worauf auch die Kirche<br />

ausgeraubt wurde.<br />

Darauf, den 7. Juni, Sonnabend vor dem 3. Trinitatis, die Bürg, Kirche, Armenhaus, das Schulhaus, und<br />

Jörg Friedels Haus in Brand geritten und auch völlig zum Aschenhaufen worden. Gott war nicht genug<br />

zu danken, daß mitten in dem greulichen Feuer dennoch das Pfarrhaus stehen geblieben ist.<br />

Darauf hat sich die Gemeinde da und dorthin zerstreut, und waren meistenteils in Schalkstetten, Gussenstadt,<br />

Stubersheim und Überkingen zu finden. Etliche Tage hatten unser Lager im Berge und zwar in<br />

höchster Gefahr, doch war gottlob keinem Menschen ein Leid am Leben widerfahren.<br />

Sobald aber beide Armeen sich von uns gewendet, die kaiserliche und englische zu Langnau sich gelagert,<br />

die französische und kurbayerische aber zu Leipheim, hatten wir uns allmählich wieder eingefunden.<br />

Als nun den 13. August, Mitwoch die Feinde bei Höchstedt ( zwischen Dillingen und Donauwörth) geschlagen<br />

worden waren - nämlich die Franzosen und Bayern durch die Reichsarmee und die Engländer,-<br />

so daß etwa 40.000 Mann verloren gingen, eilten in höchster Eile die Franzosen und Bayern aus<br />

dem Schwabenland; deswegen zogen am 21. August beide Armeen (das Reichsheer und die Engländer)<br />

als Sieger vor Ulm und Belagerten die Stadt, die auch den 10. September, mittwochs, durch den tapferen<br />

Generalfeldmarschall Herrn von Tüngen zu jedermanns Freude eingenommen worden ist.<br />

( Zu dieser Belagerung und Eroberung Ulms muß vermerkt werden, daß am 2. September 1702 Ulm von<br />

den Bayern erobert und besetzt wurde. Denn die Reichstadt Ulm stand im Spanischen Erbfolgekrieg auf<br />

Seiten des Kaisers, wie auch Württemberg. <strong>Die</strong> Bayern standen aber „auf der anderen Seute“.<br />

Aus diesem Grunde waren also die Nachbarn - Ulmer und Bayern - Gegner, und Ulm hatte den Schaden.<br />

<strong>Die</strong> Bayern rückten offenbar durch das zu schwach besetzte Gänstor ein. Im Frühjahr 1703 kamen<br />

auch die Franzosen und der französische Generalleutnant Marquis de Blainville übernahm den Oberbefehl<br />

in Ulm. <strong>Die</strong> damaligen „Besatzer“ waren dann bis zum 10. September 1704 in Ulm.)<br />

Obiger Bericht fährt dann fort:<br />

„Deswegen ist Sonntag darauf das Freudenfest gehalten worden; und der gnädige Gott lasse uns dergleichen<br />

nicht mehr erfahren; er segne mit milder Hand, was durch Raub und Brand verlorengegangen, und<br />

sei fernerhin unser gnädiger Gott, der auch die Herzen der Oberen erwecke, daß unsere liebe Kirche<br />

bald wieder gebaut werden möge“.<br />

Damals war Pfarrer Johann Matthäus Reuthe; Amtmann Johann Ulrich Wiedemann, Schulmeister Jörg<br />

Friedrich Deuber, Heiligenpfleger Jörg Buck, Bauer, und Martin Rüd, Weber.<br />

Mit beklemmenden Gefühlen lesen wir Heutigen diesen Bericht des damaligen Pfarrers Reuthe von 1704,<br />

wie die früheren Berichte von 1634 und 1688. Dankbar können wir feststellen, daß der Wunsch und die Bitten,<br />

die s<strong>einer</strong>zeit ausgesprochen wurden, als die Kirche ausgebrannt dastand und die Umgebung der Kirche<br />

weithin in Asche lag, in Erfüllung gegangen sind.<br />

Über zwei Jahrhunderte gingen <strong>ohne</strong> Unheil über den Ort hinweg, bis das Unheil des 1. und 2. Weltkrieges<br />

über die Menschheit kam. In beidenWeltkriegen blieb der Ort selber verschont.<br />

Bomben, die im „Ofenloch“ einschlugen, brachten genug Schrecken, doch keinen Schaden. Dagegen waren<br />

die Blutopfer beider Kriege schrecklich.<br />

Mögen wir in Zukunft vor solchem Leid bewahrt bleiben!<br />

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