Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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<strong>Die</strong>ses Jahr 1688 war ein, auch für die hiesige Gemeinde, verhängnisvolles.<br />
Der Franzosenkönig Ludwig der XIV. begann in diesem Jahre <strong>ohne</strong> Kriegserklärung einen Krieg mit<br />
dem damaligen Deutschen Reich. Er belagerte Philippsburg und rückte in die Rheinlande ein. <strong>Die</strong> 1686<br />
gegründete Augsburger Allianz zu der unter anderem auch Württemberg gehörte, stand gegen Ludwig<br />
den XIV.. <strong>Die</strong> württembergischen Truppen waren aber weg, -da fielen unter dem berüchtigten<br />
MELAC<br />
die Franzosen in Württemberg ein, natürlich auch im Ulmer Reichsstadtgebiet und verheerten und<br />
brandschatzten die Lande entsetzlich.<br />
Wie es hier zuging, spiegeln folgende Berichte wieder:<br />
„den 28. November in dem leidigen französischen Mordbrand sind im feur verdorben und in den flammen<br />
begraben worden<br />
1. Johannes, ein eheliches Kind Johann Glöcklers, Schumachers und Katharina Schlumbergerin, 2 Jahre<br />
alt;<br />
2. Heinrich, ein ehelich Kind Jörg Dürrers und Anna Heckherin, 3 / 4 Jahr alt;<br />
3. Ursula, ein ehelich Kind Bernhard Mayers und Agnes Landerin, 4 Jahre alt.<br />
4. Sonsten sollen in dem Birhaus auch 2 Spinnerinnen und ein armer knab im feur umkommen seyn, deren<br />
namen mir nicht bekannt“.<br />
Es ist nicht schwer, sich ein Bild davon zu machen, was sich diese Mordbrenner leisteten. Ungefähr 6<br />
Menschen kamen nur in unserem kleinen Ort ums Leben, der wirklich keine „strategische Bedeutung“<br />
hatte, und doch grausam heimgesucht wurde. Da war reine Mord- und Brandlust am Werk! Das Dorf wurde<br />
an allen vier Ecken angezündet, etwa 150 Stück Vieh gingen zugrunde, auch das Schloß brannte aus.<br />
Noch 1690 starben eine erwachsene Person und etliche Kinder in Jungingen bzw. Pfuhl, weil sie oder<br />
die Eltern wegen des „Brandes“ sich dort aufhielten; ebenso wurde in Börslingen ein Kind getauft, weil<br />
aus demselben Grunde die Eltern sich dort aufhielten.<br />
Wie sonst immer in Kriegszeiten, war es auch in diesem Jahr so, daß schwere Krankheiten ausbrachen,<br />
wie der Typhus. „Den 19. Dezember 1689 starb Hans Kettinger, Beckh und des Gerichts, 64 Jahre alt, und<br />
weilen bey allen denen, welche „febri ardente“ (hitzigem Fieber, Typhus) laborierten, die leichpredigten speciali<br />
edicto ( durch behördlichen Erlaß ) verbotten waren, also ist er <strong>ohne</strong> angesehen man remonstrierte (<br />
behauptete ), es sey bei ihm kein solcher Zustand, -doch darum <strong>ohne</strong> leichpredigt beerdigt worden, weilen<br />
ihn die hiz und frost angegriffen, Requiescat in pace“!<br />
Hier vernehmen wir, daß vom Rat in Ulm Leichenpredigten verboten waren, wenn die ansteckende<br />
Krankheit vorlag.<br />
Der spanische König, Karl II. (1665 - 1700 ) -ein Habsburger,- war kinderlos und setzte den bayerischen<br />
Kurprinzen zum Erben ein. <strong>Die</strong>ser starb jedoch schon 1699.<br />
<strong>Die</strong> Großmächte (Frankreich, England, Rußland und Österreich ) einigten sich darauf eigenmächtig über<br />
die Erbfolge:<br />
Frankreich und Österreich sollten sich in die spanischen Nebenländer teilen.<br />
Doch setzte Karl II. einen Verwandten, Philipp von Anjou zum Erben der Gesamtmonarchie ein- und<br />
starb kurz hernach, im Jahre 1700. <strong>Die</strong>ser Philipp von Anjou, ein Franzose also, besetzte als Erbe 1701<br />
Madrid und wurde Philipp V. spanischer König.<br />
Infolge der ungeklärten Sachlageabmachung der Großmächte und Erbfestsetzung Karl II., standen sich nun<br />
2 Mächte gegenüber:<br />
1. Frankreich durch Ludwig XIV., dessen Enkel Philipp von Anjou war, verlangte das ganze Erbe Karls II.;<br />
2. der Kaiser Leopold I. aber, entsprechend der Abmachung der Großmächte, forderte die spanischen<br />
Erblande für seinen Sohn Karl;<br />
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