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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Sehr intressant ist die weitere Bemerkung von Pfarrer Adam: Nachdem noch die Wahl des „Gerichts“ in Beimerstetten<br />

erwähnt ist, heißt es „und ist zuvor von Beimerstetten k<strong>einer</strong> in das „Gericht“ gangen, so die Alten<br />

von „Bömerstetten“ für eine sonderliche Gerechtigkeit ( Vorrecht ) gehalten, ist aber annitzo aus vielen wichtigen<br />

Ursachen nützlich angesehen“.<br />

<strong>Die</strong>se erwähnte über das Vorrecht der Gemeinde Beimerstetten, der alten Pfarrfinale von <strong>Bernstadt</strong>, läßt die<br />

Frage stellen, seit wann und warum k<strong>einer</strong> von Beimerstetten sich ins „Gericht“ wählen ließ? Vielleicht hängt<br />

das mit einem gewissen „Stolz“ zusammen, der auf die Gründungs-zeit und die Gründer selbst zurückgeht.<br />

Es ist anzunehmen, daß die <strong>Bernstadt</strong>er Alemannen waren, die in der Zeit der alemannischen Landnahme<br />

unsern Ort besiedelten, also etwa um 300 n. Chr. <strong>Die</strong> Gemeinde Beimerstetten dürfte aber erst ein<br />

paar Jahrhunderte später gegründet worden sein und zwar von Leuten, die man die „Böheimer“ nannte.<br />

<strong>Die</strong> „Böheimer oder später Bajuwaren, und dann Bayern, waren germannische Stämme, Markomannen,<br />

Quaden und Hermanduren, die aus dem heutigen Böhmen kamen und sich im heutigen Bayern niederließen.<br />

Ein Häuflein von ihnen mag den Ort Beimerstetten , einst „Böheimerstetten“ gegründet haben, da<br />

sie sich von ihrem Hauptvolk absonderten und weiter zogen. Sie behielten also einige Besonderheiten bei,<br />

die sie lange festhielten. ( Sind darin auch die früheren, zum Teil heftigen „ Frozzeleien“ zu suchen, die auch<br />

heute noch manchmal auf humorvolle Art und freundschaftlich ausgetragen werden? ).<br />

Nunmehr folgt, was noch aus zum Jahr 1637 zu berichten ist:<br />

„Und das ist in anno 1637“ fürgeloffen“; Leichen und Hochzeiten werden an seinem Ort gefunden, also im<br />

Tauf- uns Sterberegister.<br />

In diesem Jahr hat man stets fliehen müssen, und demnach den Ackerbau übel können bestellen, ich aber<br />

bin stets mit der Hilf Gottes bei der Pfarrei verbleiben.<br />

Zu 1637 „wegen Streiffens ( feindlicher Streifzüge ) aber zu Bömerstetten nie gepredigt; wer gewollt, der ist<br />

nach <strong>Bernstadt</strong> zur kyich gangen, in maßen ( wie ) 1638 auch geschehen ist“. Wir können uns lebhaft vorstellen,<br />

was für bittere Zeiten über die Orte gekommen waren, wie elend, hungrig und gefahrvoll alles war.<br />

Ein leuchtendes Denkmal aus dieser schweren Zeit ist mit folgender Bemerkung im Leichenregister von<br />

1637 <strong>einer</strong> Frau aus der Gemeinde gesetzt worden: „Den 5. Herbstmonat ist eine Leuchpredigt gehalten<br />

worden für Katharina, Balthasar Glockers Wittib, welche im vergangenen sterbent das beste wol<br />

(größte Wohltat und Hilfsbereitschaft) bei den Leuten und Verstorbenen getan ! -<br />

<strong>Die</strong>se Frau muß sich schon mit ganzer Kraft in dem großen Elend aufgeopfert haben ! Wahrscheinlich hat<br />

sie im Ort ausgehalten, als fast alles geflohen oder schwer krank war.<br />

Was geschah 1638 ?<br />

Bei der am 8. März getauften Margareta, Tochter des Andreas Pfeffer und s<strong>einer</strong> ehelichen Hausfrau Margaretha<br />

waren Gevattern: Heinrich Reinwalt, Amtmann; sein Verweser, weil der Amtmann geflohen, Peter Weselin<br />

und Lea, Mag. Jakob Adams Hausfrau. „In diesem Jahr ist der Pfarrer von <strong>Bernstadt</strong> bei der Pfarr (auf<br />

der Pfarrei) verblieben, sonsten haben sich die anderen alle mit der Flucht nach Ulm salviert, darum viel<br />

auslendische (auswärtige) Kinder nach <strong>Bernstadt</strong> getragen, und allda getauft worden sein“.<br />

Dann berichtet Pfarrer Adam: „Bin von Reutern oft ausgeplündert worden, mir aber ist, und den meinigen,<br />

an unserem Leib kein ungelegenheit zugefügt; ich auch mit einigen schmachworten von ihnen<br />

nie angetastet worden; dafür Gott lob und dank gesagt in alle Ewigkeit. Amen“.<br />

(Im Taufregister sind dann eine ganze Reihe getaufter Kinder aus Börslingen, Neenstetten, Altheim, Heldenfingen<br />

u.a. eingetragen).<br />

<strong>Die</strong> Flucht hat gewährt (gedauert) vom 27. Hornung bis uff den 7. Juni, darunter ich daheim mit Gottes Hilff<br />

verblieben“.<br />

Ganz nebenher erfolgt ein Bericht über zwei Operationen, damals natürlich <strong>ohne</strong> jegliche Narkose - und<br />

sonstige besonderen Hilfsmittel.<br />

„Den 6. September wird an einem Stein zu Bernstatt geschnitten Johannes Christian Scheiblin Söhnlein<br />

von fünfthalb Jahren, und den 9. hernach Johannes Martin Berg’s von Bömerstetten, Anwalt’s Söhnlein, an<br />

einem Wasserbruch, und ist gottlob wohl abgegangen; durch Meister Ludwig von Grübingen, wirttemberger<br />

Land-Testis fui - ich war Zeuge -“.<br />

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