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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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<strong>Die</strong> schwedischen Generale Bernhard und Horn wurden schwer geschlagen, ihr Heer größtenteils aufgerieben,<br />

der Rest zog nach Norden ab, etwa 4.000 Württemberger, fast das gesamte Aufgebot, fielen - und die<br />

Kaiserlichen überschwemmten Württemberg. Was das für eine Einzelgemeinde, wie <strong>Bernstadt</strong> bedeutete,<br />

hören wir, wie folgt:<br />

Adam schreibt im <strong>Bernstadt</strong>er Kirchenbuch nach <strong>einer</strong> Taufe im Juni die Worte: „Hier fängt an in unserem<br />

Land und ulmischen Gebiet Krieg, Teuerung, Hunger und Pestilenz,- wie in den <strong>Bernstadt</strong>ischen Taufbuch<br />

alles ordentlich beschrieben ist,<br />

- Herr erbam dich unser“!<br />

Und hier heißt es:<br />

21. Jammers und Nots Anfang 1634<br />

Im Monat August 1634 ( in den protest. Gebieten galten damals noch der Julianische Kalender, der dem<br />

Gregorianischen um 13 Tage zurück ist! ) nach der Schlacht bei Nördlingen, als die Schweden geschlagen,<br />

und die Kaiserlichen victorium davongetragen, hat sich aller Jammer, aus Gottes gerechter Straf<br />

um unserer Sünden willen angefangen; Württemberger Land wurde eingenommen, sowohl das Ulmer<br />

Territorium; Geislingen, Leipheim und Blaubeuren wurden eingenommen als Pässe und Ulm damit blockiert;<br />

den 5. Herbstmonat wird Albeck das erste Mal von den Kaiserlichen angezündet und sind 8 First<br />

( Häuser ) verbrannt und geschieht sehr erschrecklicher Schaden von Freund und Feind. Der Pfarrer von<br />

Geislingen, Nobilis Mag, Loe Roth, wird neben vielen andern daselbst im September niedergemacht.<br />

Im Wintermonat wird die Stadt Geislingen von Spanischen verbrannt, bis auf drei Häuser. Im Wintermonat<br />

sind wegen der kaiserlichen Einfälle ins Württemberger Land und Ulmer Gebiet nach der Stadt Ulm geflohen<br />

fremde Personen 8440.<br />

Den 25. Oktober ist in <strong>Bernstadt</strong> die letzte Predigt ( war eine Leichenpredigt ) wegen des einfallenden<br />

Kriegs gehalten worden, das „ganz ministerium in agro nostro“ ( wohl die ganze Obrigkeit auf unserem<br />

Gebiet ) in die Stadt geflohen.<br />

In diesem Jahr 1634 hat angefangen die erschreckliche Pestilentz, welche gewährt (gedauert ) bis auf<br />

den vollkommenen Herbst (bis Ende Herbst) ja gar bis auf den Advent 1635, und sind in der Stadt Ulm<br />

daran gestorben:<br />

Bürger: 4.678<br />

Fremde: 4.033<br />

Arme: 5.683 (welche man auf dem Totenkarren hinausfährt )<br />

Summa: 14.394<br />

Im Beimerstetter Kirchenbuch ergänzt Pfarrer Adam noch, daß alles nach Ulm geflohen ist; Kinder, die während<br />

dieser Zeit in Ulm geboren seien, müsse man im Ulmer Taufbuch nach-lesen, „denn weil der eine da,<br />

der andere dort sich aufgehalten, allenthalben nur Jammer, Angst und Not gewesen, haben mirs die Leute<br />

nicht angezeigt“, ( nämlich wenn ein Kind geboren oder getauft wurde ). Vermerkt sei noch, daß im Brachmonat<br />

(Juni) 1635 die Kaiserlichen Beimerstetten angezündet und dabei 7 Häuser verbrannten haben. Von<br />

Batholomäi 1634 bis Michaeli 1635 ist eine erschreckliche Zeit von Krieg, Teurung, Hunger und Pest<br />

gewesen.....<br />

Was für ein Elend drücken diese Worte aus, wenn man alles genau überdenkt!<br />

Nach dem <strong>Bernstadt</strong>er Kirchenbuch hören wir weiter: ( zunächst auch die Bemerkung, daß man Kinder, die<br />

um diese Zeit geboren und getauft wurden, im Ulmer Taufbuch nachsuchen müsse, wenn nötig ), „weil in<br />

diesem Jahr 1635 fast jedermann nach der Stadt geflohen ist....In diesem Jahr hat sich angefangen der<br />

erschreckliche Hunger und Pestilentz in Amt und Kirch <strong>Bernstadt</strong>; wie weiter zu finden sein im Register<br />

unten von den Verstorbenen und Leichen( Beerdigungen ). Im Monat April sind von dem Schulmeister Johann<br />

Kettinger zu <strong>Bernstadt</strong>, welcher bis auf die albeckische Belagerung im Flecken mit etlichen anderen<br />

geblieben, getauft 4 Kinder, ( die alle wieder gestorben sind ).<br />

Am 15. März 1635 schreibt Pfarrer Adam: „Habe ich zu <strong>Bernstadt</strong> das heilige Abendmahl gehalten und haben<br />

sich dabei befunden, die im Flecken gewest und aus der Stadt Ulm herausgegangen, jung und Alt 162<br />

Personen; ist gottlob wohl abgegangen, wiewohl große Gefahr verhanden: die Kaiserlichen wollten diesmal<br />

Albeck stürmen, hielten Reiter Schildwach in unseren Kraut-gärten, - sie standen also hier in „Bereitschaft“ -,<br />

das wir aber in der Kirch nicht gewußt, bis wir es am Nachmittag erfuhren.<br />

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