Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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andschatzten. Erst 451 n. Chr. wurden sie unter ihrem König Attila ( Etzel ) auf den „katalaunischen Feldern“<br />
in Frankreich geschlagen.<br />
Nachdem 896 n. Chr. die Magyaren Ungarn besetzt hatten, überfluteten und bedrohten auch sie mit ihren<br />
Reiterscharen die westlichen Lande. Zum Schutz gegen sie ließ der Kaiser Heinrich I. ( 919 - 936 )<br />
größere Wohnsitze und alle Klöster mit Mauer und Graben umgeben. In dieser Zeit dürfte auch hier die Burg<br />
und der Friedhofzaun ummauert worden sein. <strong>Die</strong> Friedhofmauer wäre dann ein geschichtliches Denkmal<br />
und eine auch noch uns gebliebene Erinnerung an jene gefahrvollen Zeiten. - Wenn die Magyren kamen,<br />
konnten sich die Leute in den Dörfern hinter diese Mauern zurückziehen und dort die größte Gefahr<br />
überstehen.<br />
Viel Aufregung gab es auch im Ort im Jahr 1372, als die Reichsstadt Ulm und ihre Verbündeten mit<br />
dem bekannten württembergischen Graf Eberhardt II., „der Gr<strong>einer</strong>“ (1344-1392) stritten.<br />
Da am 7. April die Schlacht zwischen Weidenstetten und Altheim geschlagen wurde, in der die Ulmer<br />
schwere Verluste erlitten, ist es klar, daß von den reichstädtischen Truppen wohl auch der Weg über<br />
<strong>Bernstadt</strong> zum Aufmarsch oder Rückzug benützt wurde. Wahrscheinlich mußte auch das eine oder andere<br />
Mitglied des <strong>Bernstadt</strong>er Ortsadels, der Herren von Berolfstat, am Kampfe teilnehmen. Der Grund zu den<br />
Kämpfen war das Machtstreben des württenbergischen Grafen, wogegen sich die Reichsstädte wehrten.<br />
Dann kam die schwere Zeit des Bauernkrieges 1524 - 1525. <strong>Die</strong> Gründe, die Erhebung der Bauern führten,<br />
sind ja hinlänglich bekannt; sie wollten endlich auch bürgerliche Freiheit, Befreiung von Leibeigenschaft<br />
und Feudalherrschaft, wobei auch der eben aufkommende neue Glauben eine wichtige Rolle spielte.<br />
<strong>Die</strong> hiesigen Bauern, die daran teilnahmen, gehörten wohl zum „Leipheimer Haufen“, der sich aus<br />
ungefähr 117 Orten der ganzen Umgebung von Leipheim, Günzburg, Albeck, Nerenstetten usw. rekrutierte.<br />
Führer des Haufens war der Leipheimer Pfarrer Hans Jakob Wehe, ebenso der Langenauer Pfarrer<br />
Finsterauer, der sich ihm anschloß, und dann in seinem Verband den „Langenauer Haufen führte. Beide<br />
Haufen zogen, mit vielen tausend Mann unter Wehes Führung gegen Weißenhorn. Roggenburg wurde geplündert,<br />
der erbeutet Wein tat das übrige, um alle Zucht und Ordnung aufzugeben, sinnlos wurde allerhand<br />
zerstört, wie ja der Bauernkrieg eine Menge Schlösser und Burgen vernichtete. Doch die Bauern hatten<br />
sich umsonst erhoben.<br />
Ein gemeinschaftlicher Angriff aller Haufen auf Ulm mißlang. Der Schwäbische Bund unter dem Truchseß<br />
von Waldburg schlug in mehreren Treffen die Bauernhaufen. Auch Leipheim ergab sich, und an den Bauern<br />
und ihren Führern wurde blutige Rache genommen. Der Pfarrer Wehe konnte zwar zunächst fliehen,<br />
wurde aber im Wald aufgespürt und zum Tode verurteilt und hingerichtet, ebenso viele andere Führer und<br />
Bauern. <strong>Die</strong> Gefangenen wurden auch gefoltert und z.T. verstümmelt; Ulm war offenbar sehr eifrig im<br />
Plagen und Quälen. Wer von den Bauern nicht sein Leben lassen mußte, wurde mit gewaltigen Geldstrafen<br />
belegt.<br />
Einzelschicksale <strong>Bernstadt</strong>er Bauern sind bisher nicht bekannt. Kirchenbuch wurde noch keines geführt, in<br />
dem dieser oder jene Vermerk erhalten wäre. Es läßt sich denken, daß unser Ort das schwere Los mit allen<br />
andern teilen mußte.<br />
Unruhige Zeiten für unseren Heimatort, wie für alle anderen, brachte dann der Schmalkadische Krieg (<br />
1546 - 1547 ). Es war ja ein Religionskrieg, durch den der katholische Kaiser Karl V. den alten Glauben<br />
wieder allgemein einführen wollte. Schon 1530 war der Schalkadische Bund gegründet worden, zu dem<br />
auch die Reichstädte Ulm, Reutlingen usw. zählten. Er sollte den neuen Glauben schützen. Dem Schmalkadischen<br />
Bund stand die „heilige Liga“ gegenüber, die also die Sache des alten Glaubens vertrat. Als Karl<br />
V. 1546 freie Hand hatte, brach der Krieg aus, Schauplatz war ein halbes Jahr lang das Gebiet der oberen<br />
Donau.<br />
Im Oktober 1545 lagen sich die Gegner bei Giengen an der Brenz gegeüber. Durch den Einfall des protestantischen<br />
Moritz von Sachsen, der sich dem Kaiser angeschlossen hatte, in kursächsisches Land,<br />
wurde die Lage für den Schalkaldischen Bund brenzlig. <strong>Die</strong> mitteldeutschen Fürsten mußten die süddeutschen<br />
Protestanten preisgeben, diese sich dem Kaiser beugen. z.B. mußte Ulm 100 000 Gulden bezahlen,<br />
Schwäbisch Hall 60 000 Gulden, Herzog Ulrich von Württemberg 300 000 Gulden Kriegsentschädigung.<br />
Hierauf erfolgte das sogenannte Interim.<br />
(lat. einstweilige Regelung; vor allem in der Reformationszeit eine einstweilige Regelung des Religionsstreites<br />
bis zur Entscheidung durch ein allgem. Konzil, so das Augsburger I. von 1548, das vorläufige Duldung<br />
der Priesterehe und des Laienkelchs gewährte bis zur Regelung im Augsburger Religionsfrieden von 1555.)<br />
Karl V. schien den Sieg in der Hand zu haben.<br />
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