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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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zuvor liegen. Dann war sie nach dem Aussterben der Herren von Berolfstat Sitz der Amtsleute bis 1670,<br />

danach diente sie bescheiden als Zehntstadel, der erstmals am 7. Juni 1704 ausbrannte. <strong>Die</strong> Mauern sind<br />

stehen geblieben und ein mächtiges Walmdach bedeckte das Gebäude nach dem Wiederaufbau, das auf<br />

alle Beschauer einen mächtigen Eindruck machte und einigen älteren Einw<strong>ohne</strong>rn in guter Erinnerung ist.<br />

Nach Aufhebung des Zehnten gehörte der Stadel zum Stänglerschen Hof ( heute Fröhlich ).<br />

Dann kam der 2. Juni 1932. Kurz nacheinander zuckten zwei Blitze, gefolgt von fürchterlichen Donnerschlägen.<br />

Der erste traf das neue Haus der Familie Zimmermeister Junginger, wo der kleine Brand<br />

gleich gelöscht wurde, wenige Sekunden nach dem zweiten Blitz brannte der Zehntstadel lichterloh, und<br />

damit hatte seine Stunde geschlagen. Er brannte vollständig aus, stehen bleiben nur die Mauern. <strong>Die</strong> Länge<br />

betrug 22,50, die Breite 13,25, die Höhe der Mauern bis zum First, etwa 16 - 17, die Höhe bis zum Dachrand<br />

8 - 9 Meter. <strong>Die</strong> Dicke der Mauern 1,10 - 1,20 Meter.<br />

In der ausgebrannten Brandruine ließ sich deutlich erkennen, daß sich aus der West- und Südwand der<br />

Mauer ein Teil abhob, welcher einst die West- und Südwand des ehemaligen Herrenhauses gewesen war.<br />

<strong>Die</strong> fehlende Ostwand des alten Herrenhauses war erst in neuester Zeit abgebrochen worden, die Nordwand<br />

schon länger, als das Herrenhaus zum Zehntstadel erweitert wurde. <strong>Die</strong> Maße des einstigen Herrenhauses<br />

11,60 auf 9,60 Meter, Dicke der Mauern durchweg 1,20. Im unteren Stockwerk sah man romanische<br />

Rundbogenfensternischen, im oberen gotische Spitzbogenfenster. Der Abstand der Bodenauflage<br />

des unteren Stockwerks von der Bodenauflage des oberen Stockwerks, wie man in der Mauer gut<br />

sehen konnte, betrug 3 Meter, so daß die Zimmerhöhe im Obergeschoß etwa 4,50 Meter betrug. Da die<br />

Burg noch mit <strong>einer</strong> Mauer umgeben war, dazu durch ein Tor mit der Friedhofsmauer verbunden, so war<br />

schon äußerlich ein stolzes Bauwerk.<br />

Nach dem Brand wurde das ganze Mauerwerk abgebrochen, um einen neuen Stadel erstehen zu lassen,<br />

der noch um etliche Meter nach Norden verlängert wurde. Hierbei fand sich etwas Prächtiges: Als Füllmaterial<br />

wurden einige Fußstücke ehemaliger Fenstersäulen, ferner eine ganze Säule festgestellt, die zwar zunächst<br />

in etliche Stücke zerbrach, aber leicht zusammengesetzt werden konnte. <strong>Die</strong> Säule steht jetzt im<br />

Museum in Ulm; um ihre Bergung hat sich der damalige Bauleiter, August Ehret besonders verdient gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Säule selber bildete einst, wie ihre leider nicht mehr erhaltenen „Schwestern“, in den gotischen Fenstern<br />

den mittleren Pfeiler. Sie besteht aus feingeschlemmtem, gelblichweißem Kalk, der ein ausgezeichnetes<br />

Material für den Künstler darstellte, denn so können wir den Meister wohl nennen, der diese und andere<br />

Säulen schuf. Der „Schaft“ der Säule erscheint wie in einander verschlungen, prächtig sind die vier Köpfe,<br />

die tadellos erhalten sind.<br />

<strong>Die</strong>se Säule läßt uns ahnen, wie schön es einst in dem Herrenhaus ausgesehen hat. Ja es muß ein<br />

kunstverständiges und -liebendes Geschlecht gewesen sein, das damals in der Hohenstauferzeit lebte,<br />

denn aus dieser Zeit stammt dies bis heute erhaltene Kleinod. Man mag sich in Gedanken dazu vorstellen<br />

die einfachen, aber gediegenen Möbeln, das Geschirr, teils aus Kupfer, Zinn oder gar Silber; wir bedauern,<br />

daß Alles dahin ist.<br />

Nach dem Brand 1932 wurden die ganzen Mauerreste bis auf den Grund abgetragen, und der heutige Stadel<br />

neu aufgebaut, wobei nach Norden noch weiter hinausgerückt wurde, nur die Erinnerung verbindet noch<br />

mit der alten Zeit.<br />

Zu den alten Bauten gehört hier noch das Schloß, das von Jörg Besserer von Rohr , -der hier mehre<br />

Sölden gekauft und dadurch Leibeigene hatte, was durch den Ankauf sich ganz von selbst ergab -, als Wasserschloß<br />

erbaut wurde. ( Es sei bemerkt, daß auch in Osterstetten ein solches Wasserschloß war ). mannigfaltig<br />

war das Schicksal dieses Schlosses. 1688 brannte es aus, als die Melacscharen hier wüteten,<br />

dann bald hernach wieder 1704, während des spanischen Erbfolgekriegs ( 1701 - 1713 ). 1761 kam das<br />

Schloß durch Erbgang an die Ulmer Patrizierfamilien Schermar, Baldinger und Schad. Um den Preis von<br />

925 Gulden ging das Gebäude in den Besitz der Gemeinde über, und wurde dann ab 1839 als Schul- und<br />

Rathaus verwendet.<br />

Fast wäre es im Jahre 1850 zum Verkauf gekommen; auf 1. April vormittags 10.00 Uhr waren „Kauflustige“<br />

auf das Rathaus eingeladen, doch es kam glücklicherweise zu keinem Verkauf.<br />

Damit wären die alten und ältesten Bauten hier im wesentlichen erwähnt. <strong>Die</strong> Brände haben dafür<br />

gesorgt, daß fast alles neuen Datums ist, und gerade jetzt, wie übrigens seit etlichen Jahren schon, wird<br />

das Ortsbild dadurch verändert, daß neue Siedlungen entstehen und eine große Anzahl älterer Häuser umgebaut,<br />

erneuert und größer wieder aufgebaut werden. Dennoch, der Ort behält ( bis jetzt noch im alten<br />

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