20.11.2012 Aufrufe

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Pfarrers in Predigt, Seelsorge, Taufe und Abendmahl, Kinderbericht (soviel wie religiöse Unterweisung<br />

der Jugend), Krankenbesuch, Verkündigungen auf der Kanzel, Opfer; weiter über das private Verhalten<br />

des Pfarrers und s<strong>einer</strong> Familie.<br />

Dann mußte Auskunft gegeben werden, über den Mesner und Schulmeister betreffs Amtsführung in der<br />

Schule, Kirchengesang, Mesnertätigkeit, Verhalten zwischen Pfarrer und Mesner und dessen privatem Leben.<br />

Ferner wollten die Ulmer etwas hören über den Amtmann: Ob er zu Recht berufen sei, ob Amtmann<br />

und Pfarrer gut miteinander auskommen, ob ärgerliche Laster im Ort vorkommen, wie es mit den Kunkelhäusern<br />

stehe, mit dem Tanzen der Jugend, ob man, dem Amtmann Gehorchsam leiste, ob die Pfarrhäuser<br />

in Ordnung seien, ob die nötigen Kirchenbücher daseien, wie es die Hebammen bei Jähtaufen halten, über<br />

die Ablieferung des Zehnten, ob der Pfarrer sein Einkommen richtig erhalte, ob Wiedertäufer daseien, oder<br />

ob es solche gäbe, die noch zur Messe - in einen anderen Ort - gehen ?<br />

Wir sehen, es war ein reichhaltiges Register von Fragen, die zu beantworten waren. Man nahm es in Ulm<br />

genau.<br />

So , wie in Kuchen, wurden in allen visitierten Gemeinden gefragt. Hier in <strong>Bernstadt</strong> ergab sich Folgendes:<br />

Der Amtmann sagt über den Pfarrer: „Des Prädikanten halben Lehr und Leben hat er keinen Mangel (=<br />

nichts auszusetzen), predigt das Evangelium nach der Historie, hat noch nie kein Nachtmahl gehalten (es<br />

waren vier Jahre seit Einführung der Reformation !), hat kein „Kinder-bericht“ gehalten, hält auch der Schulmeister<br />

den Kinderbericht nit in der Schul. Der Schulmeister hält sich wohl. Singen die Psalmen in der Kirch.<br />

<strong>Die</strong> neu Ordnung ist ihm noch nit zukommen. Gotteslästerung geht wohl für. Trinkens halben werden sie<br />

etwa (manchmal) voll. Haben kein gmein Almosen (Armenkasse).<br />

Der Prädikant (Pfarrer) selbst erklärt: „Predigt auf den Sonntag die Evangelisten nach der Zeit, hat kein Kinderbericht<br />

noch öffentlich gehalten, er tauft, wenn man`s ihm bringt, das „Gauchtaufen (Nottaufen) hält er für<br />

gerecht (richtig). Hat kein Nachtmahl noch gehalten, will der Herren Ordnung inhalt nach vom Nachtmahl<br />

gehalten. <strong>Die</strong> weiteren Aussagen des Pfarrers: Soll des Schulmeisters Haus gebaut werden. Den Schulmeister<br />

hält er für einen teutschen Schulmeister. Weiter: (Wir) haben kein gmein Almosen (etwa soviel wie<br />

Armenkasse der Gemeinde). Ein Vertreter der Gemeinde, Jakob Durst, spricht aus: „Der Prädikant gefällt<br />

ihm wohl, Kinderbericht hat er gehalten“.<br />

Zu diesem Punkt ist allerdings zu bemerken, daß Amtmann und der Pfarrer selbst das Gegenteil gesagt<br />

haben, nämlich kein „Kinderbericht“ gehalten worden ist. Weiter : „hat vom Nachtmahl nicht sonders prediget,<br />

denn daß er`s schlecht (schlicht) bei dem Text bleiben lassen. Der Schulmeister sollte fleißiger sein,<br />

denn er ist. Singt Psalmen. Der Amtmann hält wohl ob der Ordnung“.<br />

Schulmeister Hans Mayer: „Hat ob des Prädikanten Lehr und Leben gar kein Mangel. Hat gelehrt von des<br />

Herren Nachtmal die Wort Christi: „Das ist mein Leib“ und dabei bleiben lassen. Der gemein Mann hält dafür,<br />

er lehr anders davon denn der ander. -Hierzu eine kurze Bemerkung: <strong>Die</strong> Reformation führte ja das<br />

Abendmahl „mit Brot und Wein“ ein, während es in der katholischen Kirche für den Laien nur das Brot<br />

gab und gibt. Es scheint, daß sich der <strong>Bernstadt</strong>er Pfarrer nicht auf das Neue umstellen wollte oder<br />

konnte, weshalb er auch jahrelang kein Abendmahl feierte.<br />

Der Richter ( Name fehlt ) sagt aus: „Kein Kinderbericht, kein Nachtmal hat Klaus ( Vorname des Pfarrers );<br />

der Schulmeister wartet der Kinder nit wohl, der Amtmann geht nit fleißig in die Predigt. Mit dem Trinken sind<br />

sie ungeschickt gnug.<br />

Zwei weitere Vertreter der Gemeinde: „ Können den Prädikanten kein Mangel nachrede. Er hat das Nachtmahl<br />

noch nie gehalten, hat kein Kinderbericht gehalten, haben keinen gemeinen Säckel ( = Armenkasse ).<br />

Tänz, Spielen, Kunkelhäuser halben wissen sie gar nichts ( eine Aussage, die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt!!<br />

).<br />

Zwei von Beimerstetten; der eine: „Prädikant tauft, wenn man ihn braucht. Des Nachtmahls halben hat er sie<br />

dazu ermahnt ( ? ). Der Amtmann straft der Sünden weidlich“. Der andere: „Es dünkt ihn, man sollte am<br />

Sonntag baß ( besser ) feiern, denn man tut“.<br />

Aus diesen Aussagen hatten nun die Ulmer Visitatoren die Wahrheit zu finden und dementsprechend ihre<br />

Anordnungen zu treffen. Für <strong>Bernstadt</strong> erklären sie: „Amtmann hat nit sonder Klag, denn daß zwar ein<br />

reicher Heilig ( = kirchlicher Grundbesitz, der ja in <strong>Bernstadt</strong> sehr groß war ) und ( aber ) kein gmein Almosen<br />

sei. <strong>Die</strong> Herrschaftspfleger sollen Gelegenheit erfahren, wer Unterstützung braucht. Prädikant<br />

ist noch neu, hat vom Nachtmahl noch nicht gepredigt, denn daß er einmal gesagt hat an <strong>einer</strong> Predigt:<br />

<strong>Die</strong> Wort „das ist mein Leib“ dabei will ich`s lassen bleiben und die nit weiter auslegen“.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!