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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Das mag hier an jenem Pfingsten ein Leben gewesen sein, ein Für und Wider der Ansichten, eine gespannte<br />

Erwartung der Dinge, die da kommen sollten. Wer von den 3 Reformatoren in <strong>Bernstadt</strong> gepredigt hat, ist<br />

nicht bekannt, doch muß es wohl Ökolampad gewesen sein, dar dann am Pfingstmontagmorgen in Langenau<br />

predigte. Wahrscheinlich wurden zuerst die Anwesenden im Auftrag des Rats der Stadt Ulm auf das<br />

Bevorstehende aufmerksam gemacht. Den Pfarrern selbst (soweit sie vom Rat belehnt waren) wurde zur<br />

Auflage gemacht, bis auf weiteres „das heilige Evangelium und Epistel schlecht (schlicht) nach dem Text<br />

<strong>ohne</strong> alle weitere Auslegung predigen und verkündigen“.<br />

Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt, insbesondere auch nicht, wie die Bevölkerung reagiert hat. Darauf<br />

wurde ja schon hingewiesen, daß die leibeigenen Bauern als praktische Folge des neuen Glaubes die<br />

Aufhebung der Leibeigenschaft erwartet hatten. <strong>Die</strong> Enttäuschung mag groß gewesen sein, als in dieser<br />

Beziehung nichts geschah.<br />

Außer für die geistliche Erbauung an jenem Pfingstmorgen hatte der Rat auch noch für das leibliche Wohl<br />

der Geladenen gesorgt: Es wurde zur Verpflegung Brot ausgeteilt, das von Ulm mitgebracht wurde.<br />

Reichstadtgebiet reformiert wurden, z.B. Westerstetten, Dornstadt, Tomerdingen usw.. Nun deren Pfarrer<br />

wurden damals vom Kloster Elchingen belehrt, und weil das Kloster Elchingen nicht reformiert wurde, -<br />

es blieb offenbar vergessen -, darum blieben auch die genannten Gemeinden beim alten Glauben.<br />

Es war damals eben so, daß das Verbleiben beim alten Glauben oder die Annahme des ev. Glaubens<br />

letztlich irgendwie „von oben“ entschieden und nicht vom Einzelnen aus freier Entscheidung vollzogen<br />

wurde.<br />

Als nächstes kam dann die Vorladung der Geistlichen nach Ulm, das „Examen“, und damit deren Stellungnahme<br />

für oder wider die Reformation. „Auf <strong>Die</strong>nstag zu Nacht nach Sonntag Trinitis sollten sämtliche<br />

Pfarrer „allhie zu Ulm gewißlich und <strong>ohne</strong> Ausbleiben ankommen, am Mittwoch darnach zur sechsten<br />

Stund vormittags auf dem Rathaus erscheinen und ferneren Befehls gewarten“.<br />

In 18 Artikeln war durch die Prediger der neue Glauben zusammengestellt worden. Am Mittwoch, den 7.<br />

Juni, war dann die Verhandlung mit den Landgeistlichen. <strong>Die</strong> Ulmer Ratstube war der Verhandungsort. Bei<br />

den Zusammenkünften nahm zuerst der Altbürgermeister Besserer das Wort in einem „Vorhalt“, der wohl<br />

von Butzer verfaßt war. Nach dem Vorhalt wurden die 18 Artikel verlesen und kurz erklärt. Schließlich hatten<br />

die Verhörten das Wort, wobei es manchmal recht lebhaft zuging - für oder wider -. <strong>Die</strong> Niederschriften sind<br />

noch erhalten. Etwa 1/3 der Geistlichen vom Land war sofort für das Neue. Aus verschiedenen Gründen<br />

wurden aber die Geistlichen nochmals vorgeladen und verhört.<br />

Beim 2. Verhör schnitt der <strong>Bernstadt</strong>er Pfarrer, wohl Ludwig Geßler, schlecht ab. Das 1. Mal sagte er nämlich,<br />

„ er halte die verlesenen 18 Artikel für recht, will tun, was der Rat tut; den kleinen Skrupel Sakraments<br />

halben will ihm B. Besserer öffnen“. Nach dem 2. Verhör aber soll er nicht mehr bei der Pfarrei bleiben; „ er<br />

habe ganz seicht gelehrt und wisse nicht, was Glaube und Evangelium ist“. Beschluß: „soll mit ihm geredet<br />

werden, von der Pfarre zu ziehen, und diese mit einem anderen versehen werden.<br />

Mancherlei persönliche Nöte und Gewissensbedenken, auch Härten verbergen sich in solchen Beschlüssen.<br />

Im Einzelnen ging dann die Reformation so vor sich, daß die Messen abgeschafft wurden, das Evangelium<br />

gepredigt wurde, die Heiligenbilder entfernt wurden. <strong>Die</strong> Leute gewöhnten sich nach und nach an das Neue.<br />

<strong>Die</strong> Einführung der Reformation bedeutet für <strong>Bernstadt</strong> zunächst, daß von da an der Pfarrer in <strong>Bernstadt</strong><br />

zugleich auch der Pfarrer von Beimerstetten war. Wohl gab es offenbar längere Zeit vorher einen<br />

Kaplan in Beimerstetten, der wohl im „heutigen“ Fetzerschen Hause wohnte. Doch war Beimerstetten seit<br />

jeher kirchliche Filiale von <strong>Bernstadt</strong>. Aber da bei Einführung der Reformation zufällig kein Kaplan in Beimerstetten<br />

war, gab es von da bis vor wenigen Jahren keinen eigenen Pfarrer für diesen Ort selbst.<br />

Weiterhin kam etwas Neues: Mit Einführung der Reformation wurden auch Schulen, also Schulunterricht<br />

eingeführt. In einem Ort wie <strong>Bernstadt</strong> konnte wohl nur der Pfarrer und etwa ein Amtmann lesen und schreiben.<br />

Sie hatten ihre Ausbildung in einem Kloster, <strong>einer</strong> lateinischen Schule in <strong>einer</strong> Stadt, wie Ulm, oder auf<br />

<strong>einer</strong> der damals schon bestehenden Universitäten erhalten. Aber sonst verstand kaum jemand etwas von<br />

diesen „Künsten“. Als erster Lehrer wird 1543 ein Johannes Mayer erwähnt. Das erste Schulhaus war das<br />

Haus unterhalb des Pfarrhauses.<br />

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