20.11.2012 Aufrufe

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Es ist bekannt, daß die gedrückte Bauern ihre Lage dann und wann zu verbessern suchten: 1476, 1492,<br />

1502 am Rhein der „Bundschuh“, 1514 im Remstal „der arme Konrad“ und dann der Bauernkrieg<br />

1525. Einzelheiten vom hiesigen Ort können keine angegeben werden, - es ist nichts berichtet-. Von Beimerstetten<br />

liegt in der Stadtbibliothek in Ulm ein Zettel mit den Namen der Beimerstetter Teilnehmer.<br />

Nachdem der Aufstand zunächst zügig vorangegangen war, brach er schließlich doch zusammen.<br />

Den Ausschlag gaben die blutigen Ereignisse anläßlich der Eroberung der Weibertreu am Ostermorgen<br />

1525 durch die Bauern. <strong>Die</strong> eingeschlossenen Ritter mußten Spießrutenlaufen und fanden so den Tod.<br />

Aber die Bauern verscherzten sich so vollends jegliche Sympathie, z.B. auch Luthers. Und bald war der<br />

ganze Aufstand blutig und grausam niedergeschlagen.<br />

<strong>Die</strong> Leibeigenschaft, deren Abschaffung auch in einem der 12 Artikel gefordert wurde, - und das mit Recht<br />

- , blieb noch runde 300 Jahre bestehen, bis sie durch die Tatkraft des Reichsfreiherrn von Stein endlich<br />

abgeschafft wurde.<br />

Für <strong>Bernstadt</strong> selbst haben wir eine Stellungsnahme zur Leibeigenschaft überliefert. Nach der Einführung<br />

der Reformation ( 1531 ) fand Mitte Oktober ein „Examen“ statt. Bei diesem mußten vor dem Rat in Ulm von<br />

jeder Gemeinde die Amtleute, die Prädikanten (= Pfarrer) und „die vom Gericht“, also etwa der heutige Gemeinderat<br />

zum „Verhör“ erscheinen. Dabei erklärte der Amtmann Lauks von <strong>Bernstadt</strong>: „Seine Bauern, die<br />

sagen, wenn ein Rat (= der Rat in Ulm ) die „eigenen Leut“ (= die Leibeigenen ) erließ und die <strong>Die</strong>nste (<br />

Frontdienst ) aufgäbe, so wäre es evangelisch; das sagen etwan ( z.B. ) die Witfrauen, die einen Schilling<br />

oder anderes geben müssen.....“.<br />

Man muß hier zu erwähnen, daß zur Leibeigenschaft auch die Härte hinzutrat, daß eine Witfrau beim Tode<br />

des Mannes das sogenannte „Besthaupt“ abliefern mußte, also das beste Stück Vieh im Stall, vielleicht<br />

auch den besten Anzug des Mannes, was eine fürchterliche Belastung bedeutete.<br />

Der damalige Pfarrer (wohl Jörg Enkelin) erklärt zur Leibeigenschaft: „Sie sagen, man woll evangelisch<br />

sein, wenn man die Leibeigenschaft und den „Fall“( = Leibfall s. oben !) fallen ließ, das hieße das Evangelium<br />

angenommen.“ Vorsichtig sagt aber der Pfarrer: „Wiss aber nit, wer das geredt hab, sondern<br />

werd ihm das also angezeigt“. Gegen die L. zu reden, war naturgemäß gerade in diesen Jahren so<br />

kurz nach dem Bauernkrieg eine gefährliche Sache, zumal vielleicht etliche Herren vom Rat damals auch<br />

persönliche Leibeigene in <strong>Bernstadt</strong> hatten. Dann hörte man eine solche Sprache sicherlich ungern.<br />

Es ist gar nicht auszudenken, wie die ganze <strong>Geschichte</strong> Deutschlands anders verlaufen wäre,<br />

wenn sich die Lage der unfreien Bauernschaft damals gründlich und glücklich hätte lösen lassen.<br />

15. <strong>Die</strong> Durchführung der Reformation:<br />

Für die Einführung des neuen Glaubens in der Gemeinde <strong>Bernstadt</strong>, wie in allen anderen Gemeinden des<br />

Reichstadtgebietes Ulm, war das Verhalten der Reichstadt selber maßgebend.<br />

Wichtig war vor allem die Abstimmung vom 3.-8. Nov. 1530 in Ulm bei der 7/8 tel der Bürgschaft und<br />

zwar in ihren jeweiligen Zünften, sich für die Ablehnung des Reichstagsabschiedes vom Augsburger<br />

Reichstag entschieden, und damit für die Einführung des neuen, evangelischen Glaubens. <strong>Die</strong>se<br />

Ablehnung bedeutete Widerstand gegen den Kaiser Karl V., doch die Stadt nahm das Risiko auf sich.<br />

Unter anderem berief der Rat der Stadt Ulm zur Durchführung der Reformation 3 berühmte Männer: Martin<br />

Butzer von Straßburg, Johann Ökolampad von Basel und Ambrosius Blarer von Konstanz. <strong>Die</strong>se Drei<br />

kamen am 21. Mai 1531 in Ulm an und bezogen bei Konrad Sam daselbst Wohnung. Der erste Beschluß,<br />

den sie faßten, war, alle vom Rat belehnten Pfarrer und Priester in die Stadt zu berufen, ferner den Landbew<strong>ohne</strong>rn<br />

den Entschluß des Rates mitzuteilen und ihnen das Evangelium zu verkünden, mit der Absicht, sie<br />

nicht mit Gewalt zu zwingen, sondern auf diese Weise fürs Evangelium zu gewinnen. Als erstes wurde: „<strong>Die</strong><br />

Erbauung des Ulmer Landvolkes über die Pfingsttage mit der Predigt des Evangeliums“ angeordnet.<br />

„Auf den hl. Pfingsttag am Morgen früh zu der sechsten Stund sind beschieden gen Berenstatt in die<br />

Kirche die von Berenstatt, Baimerstetten, Herfelsingen, Osterstetten, Stupelaw, Albeck, Göttingen,<br />

mit allen Flecken, die in jedes der genannten Dörfer gehören“.<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!