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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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14. Leibeigenschaft und Abgaben:<br />

Ein düsteres Kapitel in der <strong>Geschichte</strong> stellt die Leibeigenschaft dar, die bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts<br />

auch bei uns bestand. <strong>Die</strong> Worte „Fronen“ und „Fronburgermeister“ sind immer noch bekannt.<br />

<strong>Die</strong> Wurzel der Leibeigenschaft dürfte in der Sklaverei liegen, jenem unseligen Dasein, in dem der Mensch<br />

nur eine „Ware“ ist, käuflich oder verkäuflich wie ein Stück Vieh: Wurde <strong>einer</strong> getötet, dann war der Täter,<br />

wenn es der Herr war, niemanden Rechenschaft schuldig. Sklave konnte <strong>einer</strong> werden, wenn er als Kriegsgefangener<br />

in die Hände des Feindes fiel und nicht gleich getötet wurde. Bekannt ist, daß bis heute ( 1960 )<br />

in Afrika Menschenraub vorkommt, durch den die armen Opfer in die Sklaverei kommen, obwohl dies völkerrechtlich<br />

verboten ist.<br />

Nicht gar so schlimm war die Leibeigenschaft. Der Leibeigene konnte etwa ein Vermögen erwerben,<br />

konnte Prozesse führen, und hatte auch sonst eine Reihe von Rechten, war aber persönlich- unfrei.<br />

Es gab einen leichteren Grad, den der Erbuntertänigkeit, der Grundhörigkeit, dies waren die Hörigen<br />

oder Hintersassen. Sie hatten <strong>Die</strong>nst- und Abgabepflicht an den Grundherrn und waren an die Scholle<br />

gebunden, hatten also keine Freizügigkeit. Hier waren das die Bauern auf den großen Höfen.<br />

Daneben gab es den härteren Grad der Leibeigenschaft, wobei der Leibeigene außer der <strong>Die</strong>nst- und Abgabenverpflichtung<br />

auch den Wohnort nicht verlassen durfte, sich nicht <strong>ohne</strong> Einwilligung des Erbherrn<br />

verehelichen konnte und sogar körperlichen Strafen unterworfen war.<br />

In manchen Herrschaftsgebieten hatten die Herren Rechte, die man <strong>ohne</strong> Weiteres men-schenunwürdig<br />

nennen muß.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Die</strong>nstverpfichtungen bestanden z.B. in dem Zwang, die Burgen und Schlösser der Herren zu<br />

bauen. Hier war es die Bürg, sonst müssen wir beim Betrachten <strong>einer</strong> schönen Burg oder Ruine, wie etwa<br />

der Reußenstein oder Rosenstein usw. daran denken, daß diese Bauten einfach durch Fronarbeit in der<br />

Hauptsache bebaut wurden.<br />

<strong>Die</strong> Abgaben waren gar reichlich! Da gab es den „großen Zehnten“ und den „kleinen Zehnten“, das bedeutete<br />

die Abgabe des 10. Teils vom geernteten Weizen ( Veesen hieß es damals), Roggen ( Rok-kes ),<br />

Hafer ( Haber ), usw. den Zehnten von allem Kraut, Flachs, Erbsen, vom Wachs usw. Zum Zeichen der<br />

Hörigkeit oder Leibeigenschaft mußte von allen die „Fastnachtshenne“ abgeliefert werden.<br />

Der Name für die Leibeigenen, zu denen auch die Handwerker wie Schmied, Wagner usw. gehörten, war<br />

„Söldner“ und hat sich bis heute erhalten. Das Wort kommt übrigens nicht vom „Sold“ her, sondern von<br />

„Seelenanteil“, also so viel wie Grund und Boden, die eine „Seele“ bedurfte. Daher hat auch das<br />

„Saalbuch“ seinen Namen, das wirklich nichts mit einem „Saal“ zu tun hat, sondern mit lauter Grundstücken.<br />

Im hiesigen „Saalbuch“ sind sämtliche Grundstücke aufgezeichnet, die einmal dem „Heiligen“, heute<br />

Kirchenpflege, gehörten.<br />

Wann und wie kam die Leibeigenschaft auf? Es scheint, daß dies vielleicht schon vor der Hohenstaufenzeit<br />

begann, also etwa in den Jahrhunderten um 900 - 1 000. Der Anlaß war anscheinend die Entwicklung,<br />

daß das Heerwesen immer mehr Ansprüche im Laufe der Zeit stellte. Jeder Soldat sollte sein Pferd haben,<br />

sich auch weiterhin selbst verpflegen und verköstigen. Vielen wurde dies zu viel und zu teuer. Man konnte<br />

sich „loskaufen“ , mußte aber diesen Preis sehr teuer bezahlen, nämlich eben mit der Hörigkeit oder<br />

Leibeigenschaft. Mancher begab sich auch freiwillig in den diesen Stand ,, vielleicht weil er verschuldet<br />

war“. Dazu kam noch, daß die Leibeigenschaft erblich war, also man kam eigentlich nicht mehr davon los,<br />

einen guten Teil s<strong>einer</strong> Freiheit hatte der deutsche Bauer verloren und wie war er einst so freiheitsliebend!<br />

Wem war man hörig bzw. leibeigen? Hier waren es die Herren von Berolf. Es scheinen immer etliche<br />

Brüder gewesen zu sein, von denen dann jeder einige Hörige und Leibeigene hatte. <strong>Die</strong> Herren von<br />

Berofstat waren ihrerseits den Helfenst<strong>einer</strong>n verpflichtet, bzw. den jeweiligen Kaisern; in deren <strong>Die</strong>nst<br />

zogen sie in den Krieg. Es mag sein, daß der eine oder andere von Berolfstat z.B. an einem Kreuzzug teilnahm.<br />

Von einem <strong>Die</strong>trich von B., der 1360 im <strong>Die</strong>nste von Pisa stand, wurde schon berichtet.<br />

Auf Grund der eben ausgeführten Rechtsverhältnisse war es dann auch möglich, daß ein Ort samt Land und<br />

Leuten einfach verkauft werden konnte, z.B. von den Helfenst<strong>einer</strong>n an die Werdenburger und von diesen<br />

an die Reichstadt Ulm.<br />

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