Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt
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herrschaft ausübten. <strong>Die</strong> führten in ihrem Wappen einen Elefanten. Wo sie herstammen und woher ihr Name<br />
stammt, liegt natürlich im Dunkeln. Es war wohl auch fränk. Adel. Der eigentliche Kern des Helfenstein -<br />
Gebiets war der „Pleonungetalgau“ = oberes Fils- und Eybachtal.<br />
Jedenfalls hat aber schon im Jahr 861 ein Rudolf von Helfenstein das Cyriakusstift in Wiesensteig gegründet,<br />
wobei Wiesensteig der älteste Hauptort der Helfenst<strong>einer</strong> war. Jm 11. Jahrhundert bauten sie<br />
ihre Stammburg auf den Helfenstein bei Geislingen, eine trutzige Burg auf stolzer Höhe. Vielleicht hatten<br />
sie hier oder sonst auf einem Felsen schon vorher eine kleine Burg.<br />
Jahrhundertelang spielten sie eine wichtige Rolle, ihr Besitz war groß und reich, angesehen im damaligen<br />
deutschen Reich. Sie waren z. B. auch mit Kaiser Karl IV. bekannt und verwandt. Doch dann kam das<br />
Verhängnis über die Helfenst<strong>einer</strong>: Derselbe, schon erwähnte Karl IV. vermittelte dem älteren Grafen Ulrich<br />
die Heirat mit <strong>einer</strong> reichen, aber sehr lebenslustigen Prinzessin, Maria von Bosnien. Ihr wurde es auf dem<br />
Helfenstein zu eng, außerdem konnte sie es nicht ertragen, daß ihr Gatte mit einem Vetter die Herrschaft<br />
über das helfenstein. Gebiet ausübte, und es kam 1356 zu <strong>einer</strong> verhängnisvollen Teilung der helf. Herrschaft.<br />
Ihr Mann, Ulrich der Ältere, behielt Geislingen - Wiesensteig, der Vetter Ulrich der Jüngere das Gebiet<br />
von Blaubeuren und Helfenstein. Das kl<strong>einer</strong>e Gebiet brachte aber auch weniger Einnahmen, während<br />
der Graf und die Gräfin ein teures Leben führten, nichts vom Sparen wissen wollten, und schließlich Geld<br />
borgen mußten. Als Hauptmann des „Landfriedens“ kam Ulrich dann noch in Gefangenschaft und wurde<br />
an einem Maientag 1372 auf der Burg Ramstein im Schwarzwald mit durchschnittener Kehle aufgefunden.<br />
Noch heute ist unbekannt, ob es Mord oder Selbstmord war.<br />
<strong>Die</strong> Söhne Ulrichs erbten Name, Burg, Glanz , aber auch Schulden des Vaters. Zehn Jahre nach Ulrichs d.<br />
Ä. Tod nahmen die Erben von der Stadt Ulm 37.000 Gulden auf, 1396 waren die Schulden auf 120 000<br />
Gulden angewachsen. Kein Wunder, daß unter diesen Umständen ein großer Wechsel kam.<br />
<strong>Bernstadt</strong> wird reichstädtisch - ulmisch<br />
1396 verzichtet Graf Ulrich von Helfenstein zu Gunsten des Magistrats von Ulm auf den halben Teil der<br />
Pfarrlehenschaft <strong>Bernstadt</strong>,... sowie auf den vierten Teil des Zehnten, den von da an Ulm bekam, während<br />
¾ das Chorherrnstift Wiesensteig bezog.<br />
Der Rat der Stadt Ulm war von da an die Regierung, unter der <strong>Bernstadt</strong>, wie das ganze Gebiet der Reichsstadt<br />
Ulm, stand. Auf Gedeih und Verderb war jeder Ort mit dem Schicksal der Reichsstadt verbunden, insbesonders,<br />
als hier die Herren von „Bernstat“ im Jahr 1432 ihre Leut und Güter, einschließlich ihrer<br />
Stammburg an die Reichsstadt verkauft hatten. Schon 2 Jahre zuvor, also 1430, hatten die drei Herren,<br />
Hans, Heinrich und Burghart den „Kirchensatz“ - das war das Recht, die Pfarrei mit einem neuen Pfarrherrn<br />
zu besetzen, wenn die Stelle verwaist war - an das Kloster Wengen in Ulm und an das Chorherrenstift<br />
Wiesensteig verkauft und zwar um 1 500 Gulden.<br />
Was mag die Herren bewogen haben, ihren ganzen Besitz zu verkaufen? Vielleicht war es die dieselbe<br />
„Schwäche“, wie bei den Helfenst<strong>einer</strong>n, nämlich- Schulden. Bei einigermaßen sparsamen Leben hätten sie<br />
sicher mit ihrem Vermögen auskommen können! Jedenfalls ist es merkwürdig, daß das Geschlecht auf einmal<br />
sang- und klanglos aufhörte zu existieren. Vielleicht waren auf dem hiesigen Friedhof einmal Grabsteine<br />
von ihnen, aber bis heute hat sich k<strong>einer</strong> mehr gefunden.<br />
Bemerkt sei noch, daß 1447 in Ellwangen ein Syfridus de Bernstat verstorben ist.<br />
In der Folgezeit erwarben mehrere ulmische Patrizierfamilien Besitz in <strong>Bernstadt</strong>, Es waren die Besserer,<br />
Beitrat und Kraft. Jörg Besserer von Rohr kaufte mehrere Sölden und erbaute 1549 das Schloß,<br />
wahrscheinlich ein „Wasserschloß“, d. h. ein mit einem Wassergraben umgebenes. Bei den Kanalisatiosarbeiten<br />
fanden sich westlich des Schlosses im Boden Holzknüppel und anscheinend der Rest von sumpfigen<br />
Boden, was zweifellos auf eine solche Anlage deuten könnte. Weiteres über Schloß und die Besitzverhältnisse<br />
im Ort folgt.<br />
<strong>Bernstadt</strong> wird bayrisch: 1803 kam die Reichstadt Ulm, samt ihrem Gebiet, an das Kurfürstentum Bayern.<br />
<strong>Die</strong>se „Herrschaft“ dauerte nicht lange und der Ort war, wie das württembergische Land, in das Teil der<br />
Reichstadtgebiets Ulm „eingegliedert“ wurde, ab 1810 wieder königlich württembergisch.<br />
Für das ursprüngliche Reichstadtgebiet war die Neuordnung insofern folgenschwerer.<br />
Ab 1918 bestand das Deutsche Reich weiter als Freistaat oder als Republik bis 1933, dann bis zum Zusammenbruch<br />
1945 als 3. Reich unter Hitler. Seit 1952 sind wir als Baden - Württemberg ein Bundesland<br />
der Bundesrepublik Deutschland. Wie alles weitergehen wird, wissen wir nicht.<br />
Jedenfalls stehen aber seit etlichen Jahren z. B. auf den Donaubrücken und sonst an der bayrischen Grenzseite<br />
wieder Grenzpfähle,- niemand weiß recht wozu!<br />
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