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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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Und nun kommt noch die Frage, warum haben wir hier eine<br />

St. Lambertskirche ??<br />

Lambert oder Lambrecht war Bischof von Tongern oder Lüttich. Ähnlich wie Johannes der Täufer hielt<br />

er dem Pippin von Heristal, einem fränkischen Herzog, sein sündhaftes Leben vor. Dafür scheint er am<br />

17. September 708 oder 709 in Maastricht an der Maas hingerichtet worden zu sein. <strong>Die</strong>ser Lambert wurde<br />

nun als Schutzheiliger oder Patron der hiesigen Kirche bestimmt, vielleicht wurde sogar einmal eine Reliquie<br />

von ihm verehrt. Kirchweih war früher in <strong>Bernstadt</strong> immer am 17. September, also dem Todestag<br />

Lamberts.<br />

Es ist möglich, daß aus Mitgefühl mit diesem Mann und unter dem Druck, unter dem auch die damalige Einw<strong>ohne</strong>rschaft<br />

von hier litt, er als „Patron“der Kirche gewählt wurde. Pfr. Aichele hat diese Vermutung auch<br />

ausgesprochen.<br />

Vielleicht war sogar zunächst ein ganz einfaches Bauwerk da, das dann im Laufe der Zeit erweitert wurde,<br />

von dem die heutige Sakristei noch erhalten ist. <strong>Die</strong>se ist ja durch die erhaltenen uralten Gemälde und die<br />

herrlichen Reste der Reliefs mit den eigenartigen Tiergestalten ein wirkliches Kleinod. Das alte Kirchlein<br />

war im romanischen Stil erbaut.<br />

Um die Kirche herum wurde gleich von Anfang an der Friedhof angelegt. Eine bisher ungelöste Frage ist die,<br />

wo wohl die alemannische Bevölkerung ihre Toten beerdigt oder verbrannt hatte.<br />

Da im Laufe der Zeit die alte Kirche zu klein wurde, schritt man 1484 zum Bau der heutigen Kirche. Man<br />

kann ungefähr sagen, die Südwand der alten Kirche wurde die Nordwand der neuen, also jetzigen Kirche.<br />

Der Turm wurde von der alten Kirche übernommen; er war bis 1704 - noch höher als jetzt. <strong>Die</strong> Kirche<br />

muß einen herrlichen Anblick geboten haben. Das Dach war mit glasierten Ziegel bedeckt; es waren sogar<br />

einige mansartenartige Anbauten angebracht. Durch das Fenster eines solchen Aufbaus wurde<br />

Zehntfrucht unter das Dach auf den Boden gezogen. Es ist zu vermuten, daß die Kirche im Innern bemalt<br />

war, wie es auch bei anderen Kirchen aus dieser Zeit der Fall war, Haupteingang war bis zum Brand 1704<br />

das südliche Tor.<br />

Leider kann aus der allgemeinen <strong>Geschichte</strong> des Ortes aus den Jahrhunderten des frühen Mittelalters mangels<br />

Urkunden ganz wenig berichtet werden.<br />

Immerhin erinnert uns der „Zehntstadel“ an den Zehnten.<br />

Durch eine Verordnung des Kaisers Karl d. Gr. vom Jahr 779 wurde dieser allenthalben eingeführt. Dem<br />

Sinn der Verordnung sollte er nur der Geistlichkeit zukommen; jedoch waren schon von früher her mancherlei<br />

Abgaben an die Grundherren zu entrichten, und zwar in bestimmten Teilen des Ertrages eines landwirtschaftlichen<br />

Anwesens.<br />

Somit gab es eigentlich von Anfang an den geistlichen und weltlichen Zehnten<br />

.<br />

So erinnert uns der „Zehntstadel“ an eine etwa 1 200 Jahre alte <strong>Geschichte</strong>. Heute gibt es zwar den „Zehnten“<br />

als Naturalabgabe, wie er einstens war, nicht mehr. Dafür liefern wir wahrscheinlich einen beträchtlichen<br />

höheren Satz als den „Zehnten“ an Steuern und Abgaben aller Art ab.<br />

Beim hiesigen Pfarramt befindet sich als wertvolles Gut aus alter Zeit ein „Zehntbuch“ oder „Zehennt<br />

Büchlin, wie die „Zehenden verkäufft“ werden“. Der erste Eintrag stammt aus dem Jahr 1523, der letzte von<br />

1820 .<br />

Eine weitere Erinnerung aus der Zeit des Frühen Mittelalters haben wir wohl an der überaus starken Friedhofsmauer.<br />

Derart starke Mauern hängen mit den Einfällen der Magyaren oder Ungarn zusammen.<br />

Bald nach 900 fingen diese wilden Scharen an, wie einst die Hunnen, die deutschen und andere Länder zu<br />

überfallen und zu verheeren. 907 wurden von ihnen die Bayern geschlagen, 910 Schwaben und Oberitalien<br />

heimgesucht, dann fast Jahr für Jahr andere deutsche Stämme. Ohne Zweifel wurde auch der hiesige<br />

Raum überfallen. Wenn dann und wann im Straßengraben oder auf einem Acker ein kleines Hufeisen<br />

gefunden wird, dann mag dies eine Erinnerung an jene Reiterscharen sein, die einmal ein Schrecken für die<br />

Gegend waren. Es ist anzunehmen, daß jene Horden hauptsächlich die kleinen , flinken, anspruchslosen<br />

Pferde ritten, die uns als Panjepferde bekannt sind.<br />

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