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Die Geschichte einer Albgemeinde.(ohne Bilder) - Bernstadt

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9. <strong>Die</strong> Alemannen besetzen ihre endgültige Heimat:<br />

(mutmaßliche Gründung des Dorfes )<br />

In den Jahrzehnten nach 260 war es ein häufig gesehenes Bild: Von einem großen Heerbann der Alemannen<br />

oder einem Lager in der Nähe des Limes löste sich ein Häuflein Leute, eine „Hundertschaft“, um die<br />

neue Heimat in Besitz zu nehmen. Ein Vorkommando war vorausgegangen, den Umständen genügend<br />

stark und hatte erkundet, wo günstige Weiden, Ackerland und Wasser waren. So mag es gewesen sein. Da<br />

kam ein Trupp, vielleicht die Heerstraße herab, mit „Roß, Mann und Wagen“.<br />

Da der Limes bei Lorch unserer Gegend am nächsten lag, so mögen auch aus dieser Richtung die neuen<br />

Siedler gekommen sein, und den Weg über das heutige Gerstetten - Altheim genommen haben.<br />

Römer, die allenfalls noch hier herum wohnten, hatten längst das Weite gesucht, wohl auch die Kelten,<br />

soweit sie nicht im Laufe der Zeit unter den Alemannen aufgingen.<br />

In der Nähe der Lache, also <strong>einer</strong> längst vorhandenen Hüle, oder auch beim heutigen „Schullächle“, mögen<br />

diese „Neuen“ dann im Laufe der Zeit ihre Häuslein gebaut haben, 15 - 20 an der Zahl. So viel benötigte<br />

die „Hundertschaft“, denn zu ihr zählten ungefähr ebenso viele Familien mit Mann, Frau, ein paar Kinder<br />

und etwa noch einem Großvater oder Großmutter. Zur Haushaltung gehörte dann noch ein Roß, ein paar<br />

Stück Vieh, ein Hund; der Hausrat war auf dem Wagen mitgeführt worden.<br />

Sobald als möglich wurde das um die Ortschaft liegende Land an die Einzelnen verteilt, die Äcker, die<br />

Wiesen und die „Allmende“, das Land, das der ganzen Ortsgemeinschaft gehörte. Arbeit gab es genug,<br />

Hauptnahrungsquellen waren Jagd und Viehzucht ( Weidewirtschaft ) und Ackerbau. <strong>Die</strong> Männer mußten<br />

viel Kriegsdienst leisten; wie oft mag auch damals schon der eine oder andere nicht mehr heimgekehrt sein!<br />

Noch lange machten die Römer zu schaffen, bis endgültig Ruhe war.<br />

Mit den Römern standen unsere Ahnen auf denkbar schlechten Fuße. Wie bereits ausgeführt hatten die<br />

Vorfahren der Alemannen schon ums Jahr 58 v.Chr. unter Ariov`ist mit den Römern gefochten und sich eine<br />

schwere Niederlage geholt. Kein Wunder, daß die Alemannen haßten, was römisch war. Sie zerstörten<br />

deren Häuser, Tempel, Städte und Dörfer oder ließen sie einfach verfallen, wie es auch beim „Löhle“ der<br />

Fall war.<br />

Zusammengefaßt sei bemerkt, daß vor allem die Orte auf -ingen alemannische Siedlungen waren. ( Hörvelsingen,<br />

Breitingen, Jungingen usw. ) Zum alemannischen Gebiet gehört der weite Raum vor der Gegend<br />

Augsburg, Bodensee, deutschsprechende Schweiz, Elsaß, Württemberg bis hin zum fränkischen Gebiet.<br />

Man nannte es zuerst Alemannien, dann Herzogtum Schwaben.<br />

10. Der Burren oder Kirchbühl:<br />

Wohl die wenigsten von uns ahnen, daß wir auf der denkwürdigsten geschichtlichen Stätte <strong>Bernstadt</strong>s<br />

stehen, wenn wir uns auf dieser Höhe befinden; vielleicht schon Jahrhunderte vor Christus und etliche nachher<br />

war da, wo heute Kirche, Friedhof und Zehnstadel sich befinden, eine alte heidnische Opferstätte.<br />

<strong>Die</strong> erhabene Lage, mit dem Ausblick weit ins Land, mag schon in grauer Vorzeit dazu angeregt haben, hier<br />

eine heilige Stätte zu wählen, an der ein kl<strong>einer</strong> Eichenhain rauschte, worin ein kl<strong>einer</strong> Altar aus Steinen<br />

errichtet war. Hier trafen sich die Männer der Umgebung vielleicht alljährlich im Herbst und brachten<br />

ihrem Gott ein Opfer dar. ( Es ist möglich, daß dasselbe im Frühjahr bei der „Ostrastätte“, also dem heutigen<br />

Osterstetten, <strong>einer</strong> Göttin zu Ehren geschah.) Nach dem Opfer fand eine ausgedehnte Opfermahlzeit<br />

statt, bei der die nicht verbrannten Teile der Opfertiere verspeist wurden, wozu Bier getrunken wurde.<br />

Woher wissen wir von diesen Vorgängen? Pfarrer Aichele berichtet davon in den württenbergischen Vierteljahresheften<br />

für Landesgeschichte 1886, Jahrgang IX, S.78 ff. Er hatte das Glück, im Jahr 1884 Zeuge zu<br />

sein, wie ein Damm oder Wall nördlich des Zehntstadels abgetragen wurde. Der Wall war bei der Erbauung<br />

der Burg zu deren Schutz errichtet und natürlich von dem umgebenden Gelände ausgehoben worden,<br />

wobei auch ein Graben entstand. Dabei fanden sich Asche und Holzreste, weiter in <strong>einer</strong> dunklen Lehmschicht<br />

eine Menge Scherben von Schüssel, Tellern, Krügen und Urnen, alle aus Ton, teils glasiert, teils<br />

nicht glasiert, teils mit, teils <strong>ohne</strong> Verzierungen.<br />

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