10.07.2015 Aufrufe

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

91Dass die Journalistin kurze Zeit später mit einem chirurgischen Leiden meineSprechstunde aufsuchte, betrachtete ich anfänglich als Test. Diesen hatte ichaber offenbar bestanden, war meine einstige Kritikerin doch in der Folge eineregelmässige Patientin, obschon sie nicht im Einzugsgebiet unseres Krankenhauseswohnte. Und das Büchlein mit ihren gesammelten Glossen und Kolumnen,welches sie mir schenkte, versah sie mit einer persönlichen Widmung.AntabusSilvester A. war ein Dorfbekanntes Original, das aber reichlich dem Alkoholzusprach. In meiner Sprechstunde habe ich ihn oft auf die Gefahren des übermässigenAlkoholgenusses aufmerksam gemacht – leider ohne jeden Erfolg.So erstaunte es mich eigentlich nicht, dass er eines Tages mit heftigsten akutenBauchschmerzen in unserer Notfallstation auftauchte. Schon die einfacheklinische Untersuchung ergab ein akut durchgebrochenes Magengeschwürund eine Notoperation wurde unumgänglich, auch wenn ein deutlich erhöhtesRisiko für den Eingriff bestand. Beim Eröffnen der Bauchhöhle zeigte sichdann auch ausser dem erwarteten Magengeschwür eine durch den Alkoholbedingte Leberverhärtung, was oft eine verzögerte Blutgerinnung zur Folgehat. Ich musste mich aber trotzdem zur Magenresektion entschliessen mit entsprechendpeinlicher Blutstillung. Wir hatten Glück – Silvester überstand denEingriff ohne jegliche Komplikation und wir konnten ihn am 10. Tag bereitswieder nach hause entlassen.Vor seiner Entlassung holte ich Silvester noch einmal in mein Sprechzimmerund wies ihn auf alle Gefahren eines weiteren Alkoholkonsumes hin – er hattees ja jetzt selbst erlebt! Zur Sicherheit gab ich ihm ein Medikament mitAntabuswirkung, das heisst, dass es ihm nach Genuss von Alkohol so übelwurde, dass er es kein zweites Mal versuchen würde. Um ihm den eigentlichenSinn der Medizin zu verheimlichen, erklärte ich ihm, dass das Medikamentdringend nötig sei für die Verdauung, da er ja nur noch den halbenMagen habe.Zur ersten Kontrolle nach der Spitalentlassung kam er nach einer Woche. Aufmeine Frage hin, wie es ihm denn mit dem neuen Medikament ginge, antworteteer ganz begeistert:«Es geht mir seit der Operation so gut, dass ich das Medikament gar nichtnötig habe!» Mir schwante Böses.«Und wie haben sie es mit dem Alkoholgenuss?»«Keine Probleme; ich trinke nicht mehr.»Mit einer gewissen Skepsis doppelte ich nach:«Gar nichts mehr?»«Nein – also, am Morgen (einen Schnaps vor dem Frühstück)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!