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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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83steigen wollte, verwehrte mir der Bahnangestellte mit einem Augenzwinkernden Zutritt zur Bahn:«Herr Doktor – ich kann Ihnen die Türe nicht öffnen; ich habe keinenSchlüssel!» Schlüssel-Johnny, wie ich seither Johannes für mich nannte, liessmich aber schliesslich doch noch einsteigen.Der JuristDie Osteosynthese, das heisst die Versorgung von Knochenbrüchen mittelsNägeln, Platten und Schrauben, ist heute eine weltweit verbreitete und anerkannteMethode. Ende der 50iger <strong>Jahre</strong>, als einige Schweizer Chirurgen,darunter auch der damals in Chur tätige Prof. Allgöwer, sich zur «Arbeitsgemeinschaftfür Osteosynthesefragen» (AO) zusammen schlossen, war dasnoch nicht der Fall. Obschon die innovativen Chirurgen wissenschaftlichfundiert und selbstkritisch die chirurgische Methode entwickelten und inunzähligen Kursen auch an junge Chirurgen weitergaben, fand sich diesogenannte «offene Frakturbehandlung» grosser Kritik ausgesetzt. Auchnamhafte Professoren an Universitätskliniken warnten vor dem Freilegeneines gebrochenen Knochens, da dadurch ein grosses Risiko für eineKnocheninfektion bestünde. Und nachdem die ersten Haftpflichtprozessegegen Chirurgen auch in Europa langsam eine grössere Verbreitung fanden,wuchs die Angst vor der gefürchteten Komplikation auch bei uns.Der Madrisa-Rettungsdienst brachte uns an einem Sonntag Nachmittag imFebruar 1969 eine ca. 40-jährige Patientin mit einem Bruch von Schien- undWadenbein. Der elegante Skianzug, die Pelzkappe und die ganze mitgebrachteSkiausrüstung zeigten uns sofort, dass es sich bei der schlankendeutschen Frau um eine Dame «aus besserem Haus» handelte. Der ebensoelegante Ehemann, braun gebrannt mit graumelierten Haaren, sportlich trainiertund fit, schien sehr besorgt um seine verletzte Gattin zu sein. Ich zeigteihm noch in der Notfallstation die Röntgenbilder des gebrochenen Beinesund erklärte ihm, dass bei dem ausgebrochenen Knochenfragment amSchienbein nur eine Operation mit Platte und Schrauben eine korrekteWiederherstellung des Beines garantieren könne. Daraufhin erkundigte ersich, ob und wie oft ich eine solche Operation schon durchgeführt habe undob eine sofortige Verlegung in seine Herkunftsstadt Offenburg in eine deutscheKlinik nicht besser sei. Offenbar konnte ich den vornehmen Herrn aberdavon überzeugen, dass gerade bei Skiunfällen die Schweizer Spitäler diegrössere Erfahrung hätten und die anzuwendende Operationsmethode eine«Schweizer Erfindung» sei. Abgesehen davon sei jede Verzögerung desOperationstermines schädlich, da eine zunehmende Schwellung des Beinesein erhebliches Risiko darstelle. Erstaunt darüber, dass in unserem Spital

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