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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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74rer Arbeitszeit und oft auch etwas höheren Löhnen waren für die jungenÄrzte in Ausbildung eindeutig attraktiver. So mussten die kleinen Krankenhäuseroft über die Landesgrenzen hinaus ihre Fühler strecken, obschon esgar nicht so leicht war, die Arbeitsbewilligung für Ausländer zu erhalten. DerKanton verlangte den Nachweis für mindestens drei Inserate, welche in derSchweizerischen Ärztezeitung publiziert worden waren und auf welchekeine brauchbaren Interessenten antworteten. Aus sprachlichen Gründenbeschränkte sich meine Suche vor allem auf Deutschland (Österreich hattedieselben Sorgen wie wir), wobei mir die Beziehung zu einem ehemaligenMitstudenten, welcher inzwischen Professor an einer deutschen Universitätwar, sehr zugute kam. Trotzdem musste ich mehrmals einen Arzt anstellen,dessen Muttersprache nicht Deutsch war. Die Ausländer, welche in der Regelin Deutschland studiert hatten, waren der deutschen Sprache wenigstens somächtig, dass sie sich auch mit den Prättigauern unterhalten konnten. MehrMühe bereitete es unseren Patienten, die oftmals exotisch klingenden Namenauszusprechen. So wurde Dr. Toussaint aus Haïti, welcher perfektes Berlinerischsprach, einfach «der Schwarze» genannt.Doktor Jiri Hrachovec, beim Prager Aufstand 1968 aus der Tschechoslowakeigeflüchtet, hatte anschliessend in Zürich Medizin studiert und dabeisogar fast akzentfrei unsere Mundart gesprochen. Seinen Namen aber konntendie Prättigauer kaum aussprechen. Da er sowieso gedachte, sich endgültigin der Schweiz niederzulassen, beantragte er bei den zuständigen Behördeneine Namensänderung. Der Vorname konnte noch leicht übersetztwerden – aus Jiri wurde Georg. Aber Hrachovec war schwieriger. Nachdemer mir erzählt hatte, dass dieser tschechische Name wohl aus dem Bergbaustammte, schlug ich Steinmann vor, und so weiss wohl kein Patient in derGemeinde des Zürcher Unterlandes mehr, dass ihr typischer Schweizer ArztGeorg Steinmann einst einen für Prättigauer unaussprechlichen Namenhatte.Die Namensänderung des ursprünglich aus Indien stammenden José Vilangatuserilgestaltete sich einfacher. Der für unsere Verhältnisse viel zu langeName – die Unterschrift konnte sowieso kein Mensch lesen – wurde ganzeinfach gekürzt. Wenn man nur die fünf ersten Buchstaben stehen liess, bliebein für die Prättigauer bekannter Name zurück: Vilan. Die Behörden entsprachenauch diesem Gesuch und die Patienten an der zürcherischen Goldküsteschätzen ihren Doktor Josef Vilan wohl noch heute, ohne zu wissen, dass einprachtvoller Aussichtsberg im Prättigau bei der Namensgebung Pate stand.Ohne offizielle, behördlich genehmigte Namensänderung machten wir ausdem persischen Röntgenassistenten Dastarniku schlicht einen Niku, wobeiniemand genau wusste, ob dies nun der Vor- oder Nachname war. Man riefeinfach nach Niku.^^

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