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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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60Die Versorgung der Anaesthesie blieb aber während vieler <strong>Jahre</strong> unsere grosseSorge. Während meiner Ausbildung zum Chirurgen gehörte es zur Pflicht,während mindestens 3 Monaten unter Leitung eines Narkosearztes Narkosenselbst durchzuführen. Vor allem das Intubieren, das heisst das Einführen einesSchlauches in die Luftröhre zur direkten Beatmung der Lungen mit Narkosegasen,war eine ärztliche Aufgabe und durfte nicht an die Narkoseschwesterdelegiert werden. Heute ist es selbstverständlich, dass die Anaesthesie, welchein der Chirurgie nicht mehr wegzudenken ist, eine spezialärztliche Tätigkeitdarstellt und fast in jedem Spital durch einen eigenen leitenden Arzt ausgeführtwird.Bei meinem Stellenantritt in Schiers fand ich eine ältere Diakonissin vor,welche als angelernte Schwester die kleineren Narkosen vornahm. Auf eineGesichtsmaske, bestehend aus einem Drahtgeflecht mit einem Stück Gaze,tropfte sie aus einer braunen Flasche soviel Aether, dass der oder die Patientinschlief und der Chirurg einigermassen ruhig operieren konnte. Die Schlaftiefewurde lediglich durch die Grösse der Pupillen kontrolliert oder durch die Reaktiondes Chirurgen, wenn sich der Patient zu stark bewegte. Hinterher er -brachen sich die frisch Operierten oft, was nicht unbedingt zur Heilung einerBauchwunde beitrug, und der süssliche Geruch des Narkoseaethers be -herrschte manchmal die ganze OP-Sphäre.Für grössere oder risikoreichere Operationen wurde jeweils ein holländischerNarkosearzt aus Davos beigezogen. Der an sich sehr charmante Dr. v.d.B.besass allerdings kein Auto und kam mit der Bahn von Davos. Bei seinem Eintreffenim Spital musste erst einmal ein Frühstück bereitstehen, weil er in derFrühe zu hause noch keinen Kaffee mochte. So konnten die ersten Operationenerst um 10 Uhr in Angriff genommen werden und die Patienten, welche amVorabend mit einem Beinbruch eingeliefert wurden, mussten oft unnötiger -weise lange leiden.Schliesslich konnte ich eine ausgezeichnete Schwester dazu bewegen, sich ander Universitätsklinik in Zürich zur Narkoseschwester ausbilden zu lassen undnach mehreren hartnäckigen Interventionen brachte ich den dortigen Chefarztund schweizerischen «Anaesthesie-Papst» dazu, Schwester M. auch im Intubierenauszubilden. Von der 2-jährigen Ausbildungszeit wich Prof. H. aberkeinen Tag ab!Ein eigentlich neues Zeitalter betr. Anaesthesie brach an unserem Regional -spital aber erst mit der Anstellung einer Narkoseärztin an. Und dabei spielte einwenig Zufall und sehr viel Glück eine grosse Rolle.Frau Dr. Dörte J. war eine der vielen deutschen Ärzte und Ärztinnen, welcheihre sogenannte Medizinalassistenten-Zeit an einem schweizerischen Kleispitalabsolvierten, wo sie gerne aufgenommen wurden. Dörte kam aus Flensburgim nördlichsten Deutschland, lernte aber sehr rasch auch den Prättigauer

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