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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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57gebeten. Bei den Besuchen bei ihrem Bruder im Engadin zog sie sich jeweilshüfthohe Stiefel an, um im Inn Forellen zu fangen und ich glaube nicht, dassWally darüber den knöchellangen Rock trug. Vor ihrer Rückreise nach Schiersrief sie mich an, dass wir mit dem Essen warten sollten, da sie eine grosseForelle gefangen habe. Selbstverständlich wartete auch die Köchin, um unsÄrzten Forellen blau servieren zu dürfen! Die Ärzte assen damals getrennt vomübrigen Personal in ihrem von Papieren überbordenden Büro, welches allerdingseinen direkten Speiselift zur Küche hatte.1968 sah sich leider das Diakonissen-Mutterhaus Neumünster gezwungen, dieSchwestern endgültig aus Schiers zurückzuziehen. Jüngere Diakonissinnengab es nicht mehr und die verbliebenen älteren waren den Belastungen oft nichtmehr gewachsen. So musste zum Beispiel die Oberschwester Anni auch gleichzeitigdie Narkosen für die immer zahlreicheren Operationen ausführen; selbstverständlichauch nachts und an den Wochenenden.Um freie Schwestern rekrutieren zu können, verfiel Verwalter S. Jenny auf diegloriose Idee, eine Ferienwohnung in Klosters zu mieten, welche von allenSchwestern an ihren Ferien- und Freitagen gratis benutzt werden konnte. Sofanden wir eigentlich immer genügend Pflegepersonal – mindestens für dieWintermonate. Schwieriger war es allerdings, «Spezialisten» zu finden.Bei den Instrumentierschwestern, kurz OP-Schwestern genannt, hatten wirallerdings enormes Glück: Als Professor Martin Allgöwer von Chur an die UniversitätBasel gewählt wurde, nahm er einen grossen Teil seines Kaders mit.Die Chef-Instrumentierschwester Regula blieb aber in Graubünden, da sie sichvor dem Stress der Uniklinik fürchtete. Und so kam ich zu einer perfekten OP-Schwester, welche gleichzeitig für den Nachwuchs sorgte, indem sie auf derPflegestation eine geeignete Schwester suchte und diese in unserem Opera -tionssaal ausbildete.Die «Schierser Krankheit»Trotz aller Schwierigkeiten, überhaupt Pflegepersonal zu rekrutieren, hattenwir auch einen enormen Vorteil: Die «Schierser Krankheit». So nannten wir dasPhänomen, dass eine Krankenschwester, welche ursprünglich lediglich für eineWintersaison oder höchstens für ein Jahr bei uns arbeiten wollte, den Absprungnicht mehr schaffte. Manche Spitalangestellte, ob Laborantin, Röntgenassistentinoder Krankenschwester, wollte nach der Ausbildung in der grossenKlinik auch einmal Erfahrungen in einem Kleinspital sammeln. Vielleicht wares auch das Gefühl, am <strong>Regionalspital</strong> sei das Stress-Risiko kleiner oder manhätte eher die Möglichkeit, die Freizeit im nahen Parsenngebiet beim Skilaufenverbringen zu können. Jedenfalls bewarb sich hie und da eine Kranken-

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