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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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50Hosen unterhalb dem Knie ab! Und an einem Sylvesterabend wurde ich insHotel Vereina gerufen, wo die Contessa Margherita di Parma y Bourbonkrank sei. Als ich gegen 23 Uhr bei ihr eintraf, lag die junge Adelige ganzmunter im Bett, neben sich zwei Gläser Champagner, und lud mich ein, mitihr den Neujahrsbeginn zu feiern. Sie war wahrscheinlich sehr enttäuscht,dass ich ihrer Einladung nicht Folge leistete, weil meine damalige Braut mitFreunden in der «Schwemme» auf mich wartete.Meine erste Assistentenstelle trat ich an der chirurgischen Abteilung desstädtischen Krankenhauses in Zürich an, wo ich unter Anleitung des Chefarztesund zweier Oberärzte die Grundlagen der Chirurgie erlernen durfte. Dererste Nachtdienst, wo ich plötzlich die Verantwortung über 120 Patiententragen musste, ist mir heute noch in lebhafter Erinnerung. Ich wurde kurznach Mitternacht zu einem vor kurzem operierten Patienten gerufen, weil erschlecht atmete. Ich betrachtete abwechslungsweise den 70-jährigen Patientenund die Nacht-Schwester und war offensichtlich etwas ratlos. Nach einemzweiten Blick auf die Fieberkurve fragte ich kurzerhand die Schwester, waswohl der Chef in einem solchen Fall tun würde. Ich folgte ihrem promptenRatschlag sehr gerne – sie hatte das entsprechende Medikament schon bereitgestellt – und von da an hatte ich einen Stein im Brett der Krankenschwester,weil ich als Arzt auf das Urteil einer Pflegeperson hörte. Ich habe spätermeinen Assistenten oft erklärt, dass ihnen kein Stein aus der Krone falle,wenn sie auf den Rat einer erfahrenen Krankenschwester hörten.Im zweiten Frühling wurde ich für einen Monat ins Engadin geschickt, umals Kurarzt in der Chesa Ruppanner in Samaden die Patienten zu betreuen.Das Arbeitspensum war nicht sehr gross, sodass ich in dieser Zeit meineDissertation schreiben konnte, mit deren Anerkennung ich dann ein richtiger«Doktor» wurde. Der damalige Lohn eines Assistenten war allerdings nochnicht «doktoral», verdienten wir doch im ersten Dienstjahr (immerhin nachAbschluss eines langen Hochschulstudiums) ganze 628.– Franken – selbstverständlichinklusive Nacht- und Sonntagsdienst! Die Entlöhnung entsprachder selben Lohnklasse, in der die Putzfrauen der öffentlichen WC-Anlageneingeteilt waren. Die Antwort des zuständigen Stadtrates bei unserer Reklamationlautete, dass die genannten Putzfrauen eine «ekelerregende» Arbeitausüben müssten. Auf unseren Vorschlag hin, der Herr Stadtrat möge docheinmal in einer Samstag Nacht auf die Notfallstation kommen und unshelfen, alle Betrunkenen zu betreuen, wurden wir in dieselbe Lohnklasse eingeteilt,in welcher sich die Tram-Kondukteusen befanden – ein grosser Fortschritt.Am Ende meines ersten <strong>Jahre</strong>s zitierte mich mein Chef in sein Büro underkundigte sich über meine weiteren Berufspläne. Ich antwortete ohne zuzögern: «Ich möchte Hausarzt in den Bergen werden». Er empfahl mir dazu,

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