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125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

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sein. Lediglich die drei Mahlzeiten wurden uns vom Spital offeriert, aberbereits beim regelmässigen z’Vieri mussten wir zuschauen, wie die regulärenAssistenzärzte ihren Kaffee tranken. Hie und da wurden wir aber auch als Vertreterder Assistenten eingesetzt, z.B. während derer Militärdienstzeit. So wurdeich auch einmal an einem Sonntag zum Nachtdienst eingeteilt – als Praktikantstand mir aber kein Arztzimmer zum Schlafen zur Verfügung. Nachdemum Mitternacht kein Notfall mehr angemeldet war und ich auf der hartenLiege des mir zugewiesenen Untersuchungs – Raumes keinen Schlaf fand,wies mir die Nachtschwester ein unbesetztes Bett auf der Wöchnerinnenabteilungzu, in welchem ich wunderbar schlief. Die Arztvisite am nächsten Morgenbegann auf der Entbindungsstation und ich weiss nicht, wer mehr erschrak, alsder Uhu unsanft durch den visitierenden Chefarzt geweckt wurde, welcher aufder Gebärabteilung sicher nicht einen jungen Mann (und schon gar nichtseinen Sohn!) erwartet hatte. Von diesem Tag an durften dann allerdings auchdie Studenten in einem Arzt – Pikettzimmer schlafen, sofern sie zum Nachtdiensteingeteilt waren. Dass wir auch kleine chirurgische Eingriffe, wie dieEntfernung einer Talgdrüse oder einer Fettgeschwulst selbständig ausführendurften, war unsere Entlöhnung. Auch kamen wir einmal in den Genuss einesSolokonzertes des berühmten Geigers Jehudi Menuhin, dessen Frau Patientinim Spital war und der sich durch ein Konzert im Spital-Esszimmer für die gutePflege bedankte.Nach dem Praktikum hiess es wieder die Schulbank drücken in den letztentheoretischen Vorlesungen. Auffallend viele der damaligen ordentlichen Medizin-Professorenan der Zürcher Universität waren Bündner. So der damaligePädiater, Prof. Guido Fanconi aus Poschiavo (manche seiner Assistenzärzteerhielten keinen Lohn, da der Name «Fanconi» mehr als Geld wert sei!), dieProfessoren Gian Töndury, Luzius Rüedi, Hermann Mooser, Andrea Prader,Peter Waser, Ambrosius von Albertini, Veraguth.Schliesslich kam der Studienabschluss mit dem Staatsexamen und anschliessenddie Offiziersschule, welche ich als hervorragende Erholungszeit nachdem theoretischen Büffeln betrachtete. Die Zeit bis zum ersten Stellenantrittals diplomierten Arzt nutzte ich für die Vertretung eines Hausarztes inZürich-Oerlikon. Dort konnte ich auch praktisch anwenden, was ich bereitsgegen Ende des Studiums als Praxis-Assistent in Klosters gelernt hatte.Während zweier Winter lernte ich, was es heisst, eine Allgemeinpraxis in denBergen zu betreiben, bei Schneetreiben und prekären Strassenverhältnissennotfalls Hausbesuche zu machen, aber auch auf die ausgefallenen Wünscheder Kurort-Prominenz eingehen zu müssen. So wollte ein berühmter Film-Regisseur nach seinem harmlosen Knöchelbruch unbedingt einen farbigenGips, was ihm natürlich gewährt wurde. Damit die Leute auf der Strasse dasblau/gelbe Gipsbein auch bewundern konnten, schnitt er kurzerhand seine49

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