10.07.2015 Aufrufe

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48AusbildungAn der Sonnenseite des Zürichsees aufgewachsen, habe ich das Literar-Gymnasiuman der Kantonsschule Zürich besucht und auch das Medizinstudium zurHauptsache an der dortigen Universität absolviert. In den 50iger <strong>Jahre</strong>n studiertenmax. 50-80 Studenten pro Jahrgang Medizin, sodass sich die Kommilitonenunter einander noch persönlich kannten, was bei der heutigen Anzahl derStudierenden selten noch der Fall ist. Zur Erweiterung des Horizontes durfteich mich für ein Semester in Wien immatrikulieren, wo ich gewahr wurde, dassauch an einer anderen Universität eine hervorragende Medizin betrieben undgelehrt wurde. Die Wiener Studenten besuchten allerdings nur gerade die obligatorischensog. Magistral-Vorlesungen in Chirurgie, Innerer Medizin undGynäkologie, während die kleineren Vorlesungen – heute würde man sie Workshopsnennen – oft nur von einer kleinen Gruppe belegt waren. So waren wireinmal in der «Einführung in die Neurologie» nur gerade 4 Schweizer Studenten,was den Dozenten Birkmaier bewog, uns zu sich nach hause einzuladenund uns bei einer Tasse Tee unter einem Baum in seinem Vorstadtgarten dieVorlesung en famille zu halten. Unter den Wiener Professoren waren dieSchweizer als interessierte Studenten bekannt, sodass ich 3 <strong>Jahre</strong> später, als ichmich für eine Assistentenstelle beim damals berühmten Gynäkologen Prof.Tassilo Antoine interessierte, von diesem sofort wieder als ehemaliger Student«aus der ersten Bankreihe» erkannt wurde. Der schöne Prof. Antoine, dessenFotografie in der Buchhandlung neben der Universitätsklinik gekauft werdenkonnte und sich wohl auf dem Nachttisch mancher Studentin befand, legte sehrviel Wert auf sein Äusseres. So trug er ständig Krawatte und Socken in den Farbenseiner blauen Augen – ja sogar das Taschentuch war auf die Augenfarbeabgestimmt, wie die schwärmenden Studentinnen bemerkten. Tassilo Antoinebewarb sich auch einmal um den Lehrstuhl in Zürich, wurde aber nichtgewählt, da seiner Frau nicht erlaubt wurde, in der Schweiz als Ärztin zu praktizieren.Er hätte aber mir, dem Schweizer, sofort eine Stelle angeboten – nurleider ohne Entlöhnung, was ich mir damals jedoch aus wirtschaftlichen Gründennicht leisten konnte. Wien ist aber seit den Studienzeiten für immer meineLieblingsstadt geblieben – nicht nur aus medizinischen, sondern ebenso sehraus kulturellen Gründen. Da wir als Studenten in der nach dem Krieg frischeröffneten Staatsoper Stehplatzkarten für nur einen österreichischen Schillingkaufen konnten, war ich wohl ebenso häufig in der Oper anzutreffen wie in derUniversität.In die Schweiz zurück gekehrt, trat ich meine erste Praktikums – Stelle alsUnterassistent im Kreisspital Männedorf an. Wir Uhu’s («Unterhund» wurdendamals die sich noch im Studium befindenden Praktikanten genannt) erhieltenselbstverständlich keinen Lohn und mussten für die Unterkunft selbst besorgt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!