125 Jahre Regionalspital Praettigau Festschrift - Flury Stiftung
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201958 reichte der inzwischen 84-jährige Verwalter Carl Schneider seinenRücktritt ein. Für ihn konnte der Schierser Johannes Reidt (geb. 1901) ge -wonnen werden, welcher das Amt weiterhin in halbamtlicher Anstellung bis1966 versah.Der Neubau bewährte sich und es folgten relativ ruhige Jahre im Spitalbetrieb.Dr. Mark betreute über 1000 stationäre Patienten im Jahr, zusammen mit oftnur einem jungen Assistenten oder sogar nur mit einem Studenten. Danebenbetrieb der Spitalarzt noch eine ausgedehnte ambulante Praxis mit Hausbe -suchen und abends jeweils noch eine spezielle Sprechstunde für die Schüler derevangelischen Mittelschule. Die Arztverhältnisse im Vorderprättigau warenprekär, besonders nach dem Tod des 70-jährigen Dr. Zimmerli, welcher nachseinem Ausscheiden als Spitalarzt während 20 Jahren eine gutgehende Praxisin Schiers betrieb. Ausser ihm war noch Dr. Hans Heinz (1884-1974) als Internisttätig, welcher seine Praxis bis ins hohe Alter führte. Als Nachfolger vonDr. Zimmerli übernahm 1960 Dr. Alex. Schillig aus Altdorf die Praxis, was fürDr. Mark eine gewisse Entlastung brachte.Mit der Annahme des neuen Graubündner Krankenpflegegesetzes im Jahre1964 besserte sich die finanzielle Lage des Krankenhauses, übernahm doch derKanton von da an 90% des engeren Betriebsdefizites. Damit verlor das Spitalaber auch eine gewisse Selbständigkeit, bestimmte doch jetzt der Kanton, wasfür Anschaffungen, Bauten etc. getätigt werden durften.Am Ende eines arbeitsreichen Tages verstarb am Abend des 9. April 1965Dr. G. Mark erst 56-jährig an einem Herzinfarkt. Zur notfallmässigen Ver -sorgung des ärztlich verwaisten Spitals schickte der befreundete Chefarzt desZürcherischen Waidspitals seinen Oberarzt, Dr. Peter Boesch (geb. 1932) nachSchiers. Nach längerer Evaluation wurde dieser am 26. Juni 1965 schliesslichals Nachfolger von Dr. Mark zum neuen Chefarzt gewählt.Ein Jahr später musste auch Verwalter Johannes Reidt aus Alters- und Gesundheitsgründenseine Demission einreichen. An seiner Stelle wählte der Spital-Vorstand am 1. Okt. 1966 den bisherigen Kreisaktuar und Amtsvormund vonKlosters, Simon Jenny (geb. 1930), welcher schon bald die administrative Leitungim Vollamt ausüben musste. Eine der ersten Aufgaben des neuen Verwaltersbildeten die Verhandlungen mit den Krankenkassen über eine Vollpauschalefür die Patienten der Allgemeinen Abteilung.Eine prekäre Situation im Bereich des Pflegedienstes trat Ende 1968 auf, alsdas Diakoniewerk Neumünster in Zürich den Vertrag mit dem PrättigauerKrankenhaus wegen mangelndem Nachwuchs auflösen musste. Seit der Gründungdes Spitals waren die Diakonissen mit ihren langen blauen Röcken undden weissen Hauben auf dem Kopf auch aus dem Dorfbild nicht mehr wegzudenken.Nun mussten auf dem Inseratenweg, selbst im Ausland, fortlaufendfreie Krankenschwestern gesucht werden. Das familiäre Betriebsklima im
kleinen Landspital bewog aber nicht selten eine Schwester, statt dem vorgesehenenWinterhalbjahr ein bis mehrere Jahre in Schiers zu bleiben. Und nichtwenige fanden im Prättigau sogar ihre Lebensstelle!Noch schwieriger war die Situation bei der Anästhesie. Wurden die Narkosenanfänglich von einer angelernten Diakonissin durchgeführt, war es nach demAusscheiden der Diakonissen fast unmöglich, eine ausgebildete Narkoseschwesterin ein Landspital zu bringen. Oftmals wusste der Operateur amAbend noch nicht, wer anderntags die Patienten narkotisierte. Dank der Mit -hilfe anderer Spitäler, von Samedan, via Walenstadt und Grabs bis Flawil,konnten die anstehenden Operationen aber doch immer ausgeführt werden.Nicht selten holte Verwalter Jenny persönlich noch am späten Abend eine eingekleideteOrdensschwester in Ilanz ab – sehr zum Leidwesen des Spitalpräsidenten,welcher im evangelischen Spital nicht gerne eine Nonne sah.Schlagartig besserte sich die Situation erst am 1. Febr. 1980, als Frau Dr.Dörte Jessen, eine deutsche ehemalige Assistentin und inzwischen Fachärztinfür Anästhesie, den Weg ins Prättigau fand. Der Regierungsrat wollte allerdingsder Ausländerin keine Bewilligung erteilen und es brauchte einige Nerven undSchliche, damit Frau Dr. Jessen nicht nur als Assistentin mit Ausnahmebe -willigung, sondern als Leitende Ärztin für Anästhesie, arbeiten durfte.Schon vorher konnte auch die langjährige Forderung nach einer kompetentenVersorgung der intern-medizinischen Patienten erfüllt werden. Am 1. Nov.1969 trat Dr. Urs Wülser (geb. 1934), bisher Oberarzt am Kantonsspital Churund bereits konsiliarisch bei uns tätig, die Stelle als vorerst Leitender Arzt derintern-medizinischen Abteilung an. Daneben betrieb Dr. Wülser eine gutgehende spezialärztliche Praxis in den Räumen des Spitals.Für Kleinspitäler war es in den 60iger Jahren schwierig, geeignete Assistenzärztezu finden. Die jungen Schweizer Ärzte wollten ihre Ausbildung lieber in einergrossen Klinik absolvieren, wo auch die Arbeitszeit geregelter war. Vor allemdie angehenden Spezialärzte rechneten sich für ihr Fortkommen grössereChancen an einem Kantons- oder Universitätsspital aus. So waren wir auch inSchiers auf deutsche Assistenten angewiesen, welche in der Schweiz oft mehrverdienten als in ihrem Heimatland. Es waren aber sehr gut ausgebildete Jungärzteund sie hatten auch keine sprachlichen Probleme. Mehr Mühe hatten diePrättigauer Patienten mit den Griechen, Norwegern, Holländern und Tschechen,die sich aber sehr bemühten, neben Deutsch auch noch den Prättigauer Dialektzu erlernen. In den 70iger Jahren besserte sich aber die Situation. Immer mehrSchweizer Assistenten interessierten sich für eine Stelle im Kleinspital, welchesfür eine spätere Allgemeinpraxis eine hervorragende Ausbildungsstätte dar -stellte. Und so sind auch unter den Hausärzten im Prättigau und in derHerrschaft viele ehemalige Assistenten des Schierser Spitals anzutreffen. Mitteder 70er Jahre begann eine intensive Bautätigkeit. Im Hinblick auf ein schon21
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201958 reichte der inzwischen 84-jährige Verwalter Carl Schneider seinenRücktritt ein. Für ihn konnte der Schierser Johannes Reidt (geb. 1901) ge -wonnen werden, welcher das Amt weiterhin in halbamtlicher Anstellung bis1966 versah.Der Neubau bewährte sich und es folgten relativ ruhige <strong>Jahre</strong> im Spitalbetrieb.Dr. Mark betreute über 1000 stationäre Patienten im Jahr, zusammen mit oftnur einem jungen Assistenten oder sogar nur mit einem Studenten. Danebenbetrieb der Spitalarzt noch eine ausgedehnte ambulante Praxis mit Hausbe -suchen und abends jeweils noch eine spezielle Sprechstunde für die Schüler derevangelischen Mittelschule. Die Arztverhältnisse im Vorderprättigau warenprekär, besonders nach dem Tod des 70-jährigen Dr. Zimmerli, welcher nachseinem Ausscheiden als Spitalarzt während 20 <strong>Jahre</strong>n eine gutgehende Praxisin Schiers betrieb. Ausser ihm war noch Dr. Hans Heinz (1884-1974) als Internisttätig, welcher seine Praxis bis ins hohe Alter führte. Als Nachfolger vonDr. Zimmerli übernahm 1960 Dr. Alex. Schillig aus Altdorf die Praxis, was fürDr. Mark eine gewisse Entlastung brachte.Mit der Annahme des neuen Graubündner Krankenpflegegesetzes im <strong>Jahre</strong>1964 besserte sich die finanzielle Lage des Krankenhauses, übernahm doch derKanton von da an 90% des engeren Betriebsdefizites. Damit verlor das Spitalaber auch eine gewisse Selbständigkeit, bestimmte doch jetzt der Kanton, wasfür Anschaffungen, Bauten etc. getätigt werden durften.Am Ende eines arbeitsreichen Tages verstarb am Abend des 9. April 1965Dr. G. Mark erst 56-jährig an einem Herzinfarkt. Zur notfallmässigen Ver -sorgung des ärztlich verwaisten Spitals schickte der befreundete Chefarzt desZürcherischen Waidspitals seinen Oberarzt, Dr. Peter Boesch (geb. 1932) nachSchiers. Nach längerer Evaluation wurde dieser am 26. Juni 1965 schliesslichals Nachfolger von Dr. Mark zum neuen Chefarzt gewählt.Ein Jahr später musste auch Verwalter Johannes Reidt aus Alters- und Gesundheitsgründenseine Demission einreichen. An seiner Stelle wählte der Spital-Vorstand am 1. Okt. 1966 den bisherigen Kreisaktuar und Amtsvormund vonKlosters, Simon Jenny (geb. 1930), welcher schon bald die administrative Leitungim Vollamt ausüben musste. Eine der ersten Aufgaben des neuen Verwaltersbildeten die Verhandlungen mit den Krankenkassen über eine Vollpauschalefür die Patienten der Allgemeinen Abteilung.Eine prekäre Situation im Bereich des Pflegedienstes trat Ende 1968 auf, alsdas Diakoniewerk Neumünster in Zürich den Vertrag mit dem PrättigauerKrankenhaus wegen mangelndem Nachwuchs auflösen musste. Seit der Gründungdes Spitals waren die Diakonissen mit ihren langen blauen Röcken undden weissen Hauben auf dem Kopf auch aus dem Dorfbild nicht mehr wegzudenken.Nun mussten auf dem Inseratenweg, selbst im Ausland, fortlaufendfreie Krankenschwestern gesucht werden. Das familiäre Betriebsklima im