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Heer - Strategie und Technik

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<strong>Heer</strong>PlattformschutzHard- <strong>und</strong> Softkill-SystemeRalf HolthausDie Einsätze im Rahmen der Beteiligung an weltweiten friedenserhaltenden bzw. friedensschaffenden Einsätzenführen zu einer sich stetig verändernden, asymmetrischen Bedrohungslage. Umfang <strong>und</strong> Qualität derBedrohung können in Abhängigkeit vom Einsatzort stark variieren <strong>und</strong> sind zudem kaum vorhersehbar.Daraus ergibt sich die Notwendigkeiteines umfassenden Schutzesfür die eingesetzten landgeb<strong>und</strong>enenPlattformen gegenüber Bedrohungendurch gegnerische Einwirkungen <strong>und</strong> Maßnahmen.Mit taktisch beweglichen landgeb<strong>und</strong>enePlattformen werden – für dieunterschiedlichen Aufgabenbereiche derB<strong>und</strong>eswehr – bestimmte Funktionalitätenfür den Einsatz zur Verfügung gestellt.Hierzu zählen Gefechtsfahrzeuge, geschützteFührungs- <strong>und</strong> Funktionsfahrzeuge(GFF), geschützte Transportfahrzeuge(GTF), sonstige geschützte Fahrzeuge <strong>und</strong>geschützte Sonderfahrzeuge <strong>und</strong> Waffenträger.Schutz (indirekter <strong>und</strong> direkter,aktiver sowie passiver) besteht aus einemVerb<strong>und</strong> von Maßnahmen in Abhängigkeitvon der Bedrohung.Während bis Anfang der neunziger Jahreder höchste passive Schutz weitgehendauf die Frontbereiche einer Plattform – <strong>und</strong>hier auch nur bei Gefechtsfahrzeugen wieKampfpanzern (KPz) <strong>und</strong> Schützenpanzern(SPz) – konzentriert war, hat sich dieBedrohung durch die unterschiedlichstenpanzerbrechenden Wirkmittel, mit denennahezu aus allen Richtungen (sphärischeBedrohung) eingewirkt werden kann, starkerhöht. Neben dieser R<strong>und</strong>um-Bedrohunghat die Bedrohung durch Mehrfachbeschussinsbesondere durch Hohlladungsgefechtsköpfein Form von Panzerabwehrgranaten– eingesetzt mit Panzerabwehrhandwaffen– ebenfalls zugenommen.Das KonzeptIm Gesamtschutzkonzept heutiger wieauch zukünftiger Plattformen ist eineVielzahl von Einzelschutzmaßnahmen desAutorOberstleutnant Ralf Holthaus,ist Dezernatsleiter <strong>Heer</strong>esamt III 4 (1).indirekten <strong>und</strong> des direkten Schutzes kombiniert.Ein umfassender Schutz einer Plattformkommt durch die funktionsorientierteVerknüpfung der einzelnen Schutzkomponentenwirkungsvoll zur Geltung. Schutzgeht deutlich über Panzerung hinaus.Bedrohungen durch WirkmittelDer indirekte Schutz umfasst alle Maßnahmenzur Minderung der Aufklärbarkeit,zur Minderung der Identifizierbarkeit <strong>und</strong>der Treffervermeidung. Der direkte Schutzbeinhaltet alle Maßnahmen, die eine Wirkungsreduzierung– insbesondere einerpanzerbrechenden Bedrohung – erzielen,bis hin zur Durchschlagsvermeidung <strong>und</strong>zur Verhinderung des Totalausfalls derPlattform. Diese Einzelschutzmaßnahmensind plattformspezifisch <strong>und</strong> ggf. der Funktionalitätder jeweiligen Plattform nachgeordnet.Im Bereich der direkten Schutzmaßnahmenlassen sich zwar durch die Anwendung vonmodernen, adaptierbaren, passiven oderauch reaktiven Panzerungen (ERA) Plattformengegen Bedrohungen durch panzerbrechendeWirkmittel schützen, jedoch nurunter Inkaufnahme von Einschränkungender Mobilität/Agilität <strong>und</strong> Manövrierbarkeit/Geländegängigkeit,da diese „konventionellen“Panzerungen mit einem – auchbei modularem, bedrohungsoptimiertemAufbau – nicht unerheblichen Gewichts<strong>und</strong>Abmessungszuwachs verb<strong>und</strong>en sind.Sind diese Auswirkungen bei schwerenGefechtsfahrzeugen, z.B. KPz oder SPzggf. noch hinnehmbar, so führen diese beileichten <strong>und</strong> mittelschweren Plattformenzu deutlichen Einschränkungen in derenFunktionalität.Die Realisierung eines angemessenenSchutzes bei möglichst geringem Gewichtszuwachskann u. a. dadurch erreichtwerden, dass das bedrohende Wirkmittelnicht in oder an der „Hülle“ der Plattformneutralisiert wird, sondern vor dieser, d.h.bevor es zum eigentlichen Kontakt mit derPlattform kommt.(Grafik: Autor)18November 2011 · <strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong>


<strong>Heer</strong>Beschädigung, z.B. der Konuseinlage oderdes Zünders, erreicht werden. Die Bedrohungkann ihre Wirkung dann nicht mehrerreichen.Durch Stören wird die Flugbahn des anfliegendenWirkmittels verändert. Dies hat zurFolge, dass die Stellung des Wirkmittels relativzur Hülle (Panzerung) der zu schützendenPlattform ungünstig verändert wird,<strong>und</strong> die zu schützende Plattform lediglichvon der Druckwelle sowie den Splittern<strong>und</strong>/oder durch Fragmente des zerstörtenGefechtskopfes getroffen wird.Die Abwehr von KE-Geschossen kanndurch Zerstörung des Penetrators, z.B.stabilisierten Granaten, einem Flach-Panel-Radarsensor, einem IR-Passiv-Sensor <strong>und</strong>einer Hauptkontrolleinheit. Es ist aufgr<strong>und</strong>seiner modularen Bauweise auf allen gängigenPlattformen bis hin zum KPz verwendbar.Der Doppelwerfer kann – miteinem Jammer ausgestattet – das Systemsomit um die Softkill-Fähigkeit erweitern.Das System ist in der Lage, zwei Bedrohungengleichzeitig innerhalb eines Sektorsabzuwehren.Der fest installierte Radarsensor <strong>und</strong> ein IR-Sucher detektieren automatisch herannahendeFlugkörper. Die Hauptkontrolleinheitberechnet den optimalen Abwehrzeitpunkt(Foto: IMI)(Foto: Rafael)IRON FIST – Werfer mit seitlich angebrachtem JammerTrophy am Strykerdurch Zerbrechen, oder durch Destabilisierungder Flugbahn infolge Beschädigungerfolgen. Bei einer Destabilisierung wirdder Treffer nicht verhindert, sondern dieEindringtiefe des Penetrators erheblich verringert.Eine Destabilisierung der Flugbahnwird hauptsächlich durch Treffer von Splitternin aerodynamisch wichtigen Bereichendes Penetrators erzielt, wie beispielsweisebei Beschädigung dessen Leitwerks. EinBruch des Penetrators setzt starke Biege<strong>und</strong>Scherbeanspruchungen voraus, dieihn in mehrere Teilstücke zerbrechen lässt,deren Eindringtiefen deutlich geringer sind.Bei den folgenden Systemen wird nur einTeil der weltweit verfügbaren – <strong>und</strong> auchbereits in Nutzung befindlichen – aktivenSchutzsysteme beschrieben.IRON FIST (Israel)IRON FIST ist ein – von Israel Military Industries(IMI) – werferbasiertes Hardkill-Systemfür Plattformen aller Art. Es soll Schutz gegenverschiedenste Bedrohungen bieten,z.B. gegen ATGM <strong>und</strong> ATR (insbesonderePG-7) sowie gegen HEAT- <strong>und</strong> KE-Geschosse.Das System (Gewicht 400 kg) besteht auseinem richtbaren Doppelwerfer mit flügel-<strong>und</strong> startet eine Splitter-Blast-Granate inRichtung der herannahenden Bedrohung.Die Abfangentfernung liegt zwischen fünf<strong>und</strong> 20 Metern. Dabei detoniert die Granatekurz vor dem herannahenden Flugkörper,der durch die Splitter-Blast-Wirkungdabei entweder zerstört, an der Zielverfolgunggehindert oder vom Kurs abgelenktwird.Trophy (Israel)Trophy (ASPRO-A) ist Bestandteil der Produktpalette„Armoured Shield PROtectionTrophy“ der Firma Rafael ADS. Das werferbasierte,multi-hit-fähige Hardkill-Systemfür gepanzerte Gefechtsfahrzeuge sollSchutz gegen verschiedenste Bedrohungen,wie z.B. gegen ATGM <strong>und</strong> ATR (insbesonderePG-7) sowie gegen HEAT- <strong>und</strong>KE-Geschosse, bieten.Trophy ist im israelischen KPz MerkavaMk 4M eingerüstet <strong>und</strong> damit in der westlichenWelt das erste Hardkill-System, dasrealisiert wurde <strong>und</strong> sich schon im Einsatzbewährt hat. Das circa 780 kg schwere,im Turm integrierte, multi-hit-fähige Systembesteht aus dem Feuerleitrechner,vier Flatpanel-Tracking-Radarsensoren <strong>und</strong>zwei richtbaren Werfereinheiten mit unterSchutz liegendem Munitionscontainer (jedrei Wirkmittel). Es besitzt die Fähigkeitzum automatischen Nachladen der Werfereinheiten.Weiterhin ist das System andas Battle Management System des KPzadaptiert.Die Radarsensoren decken einen Bereichvon 360 Grad ab <strong>und</strong> detektieren automatischherannahende Flugkörper/Geschosse.Der Feuerleitrechner erkennt, identifiziert<strong>und</strong> verifiziert die Bedrohung, initiiert denjeweiligen Werfer <strong>und</strong> löst das Wirkmittelin Form eines MEFP aus. Die Abfangentfernungliegt zwischen zehn <strong>und</strong> 30 Metern.Die 490 kg schwere – für leichte bis mittlereGefechtsfahrzeuge optimierte – VarianteTrophy light (ASPRO-A-L) konnteerfolgreich an dem IFV (Infantery FightingVehicle) Stryker adaptiert werden.AMAP-ADS (Deutschland)AMAP-ADS (Advanced Modular ArmorProtection – Active Defense System) ist einboxenbasiertes Hardkill-System von IBD-Deisenroth. Sensoren <strong>und</strong> Effektoren bildenkeine Einheit. Vielmehr können sie individuellam Fahrzeug in unterschiedlicherAnzahl angebracht werden. Es soll Schutzgegen ATGM <strong>und</strong> ATR sowie gegen HEAT<strong>und</strong>KE-Geschosse <strong>und</strong> sogar EFP (ExplosivelyFormed Projectiles) bieten können.Der Sensor detektiert eine anfliegende Bedrohungim Nächstbereich der zu schützendenPlattform. Das System bewirkt, dassdie ankommende Bedrohung unmittelbarvor Erreichen der Plattform zerstört wird.Im Rahmen des schwedischen Projektes„Active Armor Concept (AAC)“ wurde dasHardkill-System auf diverse Plattformen (z.B.CV 9040, CV 90120 <strong>und</strong> SEP) adaptiert <strong>und</strong>auf Systemverträglichkeit getestet.Das vom französischen Verteidigungsministeriumgeförderte System SHARK (SystemHARd Kill) nutzt die Schutztechnologie20November 2011 · <strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong>


<strong>Heer</strong>TPz Fuchs mit AMAP-ADSLMV von IVECO mit AMAP-ADS(Foto: Diehl BGT Defence)(Foto: BAE Systems Häggl<strong>und</strong>s AB)(Foto: BAE Systems AB)(Foto: Rheinmetall)(Foto: IBD)CV90120 mit AMAP-ADSvon AMAP-ADS <strong>und</strong> eine von Thales entwickelteSensorik. Es lässt sich auf leichtenbis mittelschweren Plattformen einsetzen.SHARK wurde von DGA (Direction généralede l‘armement) auf dem véhicule del‘avant blindé (VAB) 4x4 von Renault Trucksauf Systemverträglichkeit getestet.AVePS (Deutschland)AVePS (Actice Vehicle Protection System)von Diehl ist ein werferbasiertes Hardkill-VAB mit SHARKSEP mit AMAP-ADSSystem – bestehend aus Sensor, Feuerleitrechner,Vierfachwerfer <strong>und</strong> Effektoren(Blast-Granaten) – das speziell zur Abwehrvon ATGM <strong>und</strong> ATR ausgelegt ist. AVePSist eine Weiterentwicklung des SystemsAWiSS (AbstandsWIrksames Schutz System).Anfliegende Bedrohungen werden durchein Such- <strong>und</strong> Zielverfolgungsradar in Verbindungmit einer IR-Kamera detektiert,identifiziert <strong>und</strong> verfolgt. Durch die Anbringungmehrerer Sensormodule an die zuschützende Plattform wird eine 360-Grad-Abdeckung erreicht. In Abhängigkeit vonder zu schützenden Plattform sind ein oderggf. zwei Vierfachwerfer nötig, um einenR<strong>und</strong>umschutz zu gewährleisten.Zur Abwehr wird eine Blast-Granate ausdem schnell richtbaren Vierfachwerfer inRichtung der anfliegenden Bedrohung abgefeuert<strong>und</strong> so gezündet, dass diese ineiner Entfernung von zehn bis zwanzig Meternvon der Plattform neutralisiert wird.Das 350 bis 500 kg schwere System kann insehr kurzem Abstand mehrere Bedrohungenabwehren (Multi-hit-Fähigkeit).LEDS 150 (Schweden/Südafrika)LEDS (Land Electronic Defense System) 150von Saab ist das Hardkill-System aus derLEDS-Familie. Das werferbasierte, multihit-fähigeSystem soll Schutz gegen ATGM<strong>und</strong> ATR sowie gegen HEAT- <strong>und</strong> KE-Geschossebieten. Der R<strong>und</strong>umschutz wirddurch vier Sensormodule (bestehend auspassiven <strong>und</strong> aktiven Komponenten), einemFeuerleitrechner <strong>und</strong> zwei Sechsrohrwerfernmit einer Elevation von -15 bis +65Grad sichergestellt. Als Gegenmaßnahmenwerden flügelstabilisierte Blast-Granatenverwendet.<strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong> · November 2011 21


CV90 mit LEDS von SaabLEDS 150 – EffektorDas System bietet auch die Möglichkeit derKombination mit dem System LEDS 100<strong>und</strong> ist dadurch Softkill-fähig.Die Abwehr einer Bedrohung erfolgt in einerEntfernung bis zu 20 Metern von der zuschützenden Plattform.Quick Kill (USA)Quick Kill von Raytheon ist ein Hardkill-System, bei dem das Wirkmittel senkrechtnach oben ausgebracht wird. Dadurcherübrigt sich ein schnell richtbarerWerfer mit den sich daraus ergebendentechnischen Nachteilen. Der Startcontainerist im Gr<strong>und</strong>schutz der Plattform integriert(Systemgewicht ca. 140 kg).Das System war als Teil des U. S. Army„Future Combat Systems (FCS)” gedacht<strong>und</strong> soll Schutz gegen verschiedenste Bedrohungen– ATGM <strong>und</strong> ATR sowie HEAT-Geschosse – bieten.Bedrohungen werden über ein Active-Electronically-Scanned-Array-Radardetektiert,ein Abfangpunkt über den Feuerleitrechnerberechnet <strong>und</strong> das Wirkmittel in Formeiner Rakete ausgelöst <strong>und</strong> zunächst übereinen im Startcontainer integrierten Gasgeneratorsenkrecht nach oben ausgebracht.(Foto: Saab)(Foto: Saab)Quick Kill – StartcontainerSobald die Rakete die Plattform verlassenhat, wird sie durch Steuerdüsen in dieRichtung der anfliegenden Bedrohung gedreht.Die Drehung der Rakete wird durcheine entsprechende Gegendüse gestoppt<strong>und</strong> danach die Hauptdüse der Raketegezündet. In geeigneter Entfernung vorder Bedrohung wird dann das Wirkmittelgezündet <strong>und</strong> die Bedrohung durch einengerichteten Blast zerstört (ca. 30 Metervor der zu schützenden Plattform). Durchdiesen aufwändigen Lenk- <strong>und</strong> Steuermechanismusverliert das System allerdings anReaktionszeit. Je nach Bedrohung könnenzwei unterschiedliche Wirkmittel zum Einsatzkommen: eine kleine Rakete gegenlangsam fliegende Flugkörper <strong>und</strong> einegrößere gegen ATGM.Das System bietet R<strong>und</strong>umschutz, da dieWirkmittel in beliebige Richtungen ausgebrachtwerden können <strong>und</strong> verfügt mitacht bis 16 Raketen je Startvorrichtungüber ausreichend Nachladekapazität.Softkill-SystemeDie bei Softkill-Systemen eingesetztenGegenmaßnahmen lassen sich nach zweigr<strong>und</strong>legenden Prinzipien einteilen.Das erste Prinzip ist die Störung des anfliegendenWirkmittels oder des Schützen bzw.des Abschussgerätes (durch IR-Emitter, Jammer,Flares). Die Abwehr durch Störung stelltsich wie folgt dar: Nach der Erfassung derBedrohung wird mit einem Störsender bzw.Störstrahler eine Fehlinformation zu derLenk-, Auswerte- oder Auslöseelektronikdes Wirkmittels bzw. des Abschussgerätesgesendet. Normalerweise wird ein Störstrahlereingesetzt, der dem Markierungsbrandsatzdes Lenkflugkörpers gleicht. Der(Foto: Raytheon)stärkere Störstrahler wird von der Optik desAbschussgerätes erfasst <strong>und</strong> als Positiondes Lenkflugkörpers verarbeitet. Durch diefalsche Position des Störstrahlers versuchtdie (teil-) automatische Steuerung den vermeintlichenFehler zu korrigieren <strong>und</strong> sendetfalsche Lenkimpulse. Der Lenkflugkörperwird abgelenkt <strong>und</strong> verfehlt sein Ziel.Das zweite Prinzip ist die Unterbrechungder Sichtlinie zwischen anfliegender Bedrohung<strong>und</strong> der bedrohten Plattform (z.B. durch multispektralen Nebel). Die Abwehrerfolgt mit Hilfe einer Nebelwandzwischen Abschussgerät/Lenkflugkörper<strong>und</strong> Ziel. Die Nebelwand, die auch Radar<strong>und</strong>IR-Schutz bieten kann, unterbricht dieSichtverbindung, <strong>und</strong> der Schütze bzw.der Lenkflugkörper verliert je nach eingesetzter<strong>Technik</strong> das Ziel. Im Zusammenspielmit möglichen Fahrzeugbewegungen imSchutz der Nebelwand kann so ein Trefferder Plattform vermieden werden.Gr<strong>und</strong>sätzlich eignen sich Softkill-Systemenur zur Abwehr von gelenkter Munition (z.B. ATGM, Anti-Tank Guided Missiles). Auchbei Bedrohung durch ungelenkte Wirkmittel(z.B. ATR, Anti-Tank Rocket) kann dieTreffwahrscheinlichkeit durch eine frühzeitigeUnterbrechung der Sichtlinie – vorderen Schussabgabe – vermindert werden.MUSS (Deutschland)MUSS (MUltifunktionales SelbstschutzSystem) ist ein Softkill-System, das Trefferdurch ATGM oder lasergelenkte Munitionvermeiden soll. Es ist das erste aaSS, das inder B<strong>und</strong>eswehr zum Einsatz kommt <strong>und</strong>zwar auf dem SPz Puma.Die Systemarchitektur besteht aus denBaugruppen Zentralelektronik, Warnsensoren(vier pro System), IR-Jammerkopf,IR-Jammerelektronik, Steuerelektronik sowiezwei richtbaren Wurfanlagen mit Nebelmunition<strong>und</strong> Zündmodul. Das Systemnutzt dabei die im SPz Puma integriertenBedien- <strong>und</strong> Anzeige-Elemente sowie dievorhandenen Turm-Inertialdaten.Die Warnsensoren haben einen Erfassungsbereichvon je 90×70 Grad <strong>und</strong> eineAuflösung von ±1,5 Grad. Somit wird eineAbdeckung von 360 Grad im Azimut <strong>und</strong>von 70 Grad in der Elevation ereicht. DieWarnsensoren arbeiten passiv abbildendim UV-Bereich <strong>und</strong> überwachen stetig dieUmgebung. Auftretende Bedrohungenwerden anhand ihrer emittierten Strahlung(z.B. die von LFK-Triebwerken emittierteUV-Strahlung) erfasst <strong>und</strong> an dieZentralelektronik gemeldet. Automatischwerden Bedrohungsart <strong>und</strong> -richtung derBesatzung angezeigt, die geeigneten Gegenmaßnahmenvom System ausgewählt<strong>und</strong> je nach vorgewählter Betriebsart voll-22November 2011 · <strong>Strategie</strong> & <strong>Technik</strong>


(Foto: KMW)<strong>Heer</strong>Bereich wirkenden Nebel <strong>und</strong> zusätzlicheIR-Strahlung. Jede Nebelmunition enthältdrei Submunitionen, die zur Verlängerungder Wirkzeiten zeitlich gestaffelt aktiviertwerden.MUSS am SPz Pumader Regel weit davor durch Bodenkontaktzerstört werden.Die zweite Gegenmaßnahme wirkt durchAusbringen von pyrotechnischer Nebelmunitionmittels richtbarer Wurfanlagen.Dabei werden diese durch die Steuerelektronikin die ermittelte Bedrohungsrichtungausgerichtet <strong>und</strong> die Zündung derNebelmunition gesteuert. Die Wurfanlagekann für den taktischen Einsatz auch manuellausgelöst werden. Die pyrotechnischeNebelmunition erzeugt sehr schnelleinen vom sichtbaren bis zum weiten IRoderhalbautomatisch (d.h. erst nach Bestätigungdurch den Bediener) ausgelöst.Die Gegenmaßnahmen werden in der vomSystem automatisch festgelegten zeitlichenAbfolge aktiviert.Als erste Gegenmaßnahme wirkt der IR-Jammer (in Azimut <strong>und</strong> Elevation richtbar<strong>und</strong> mit automatischer Ausrichtung auf dieermittelte Bedrohungsrichtung), der dieMehrzahl der derzeit im Einsatz befindlichenPanzerabwehrlenkraketen mit ihrenim IR-Bereich arbeitenden Lenkanlagen sostört, dass sie ihr Ziel nicht treffen <strong>und</strong> inZusammenfassungDurch die Nutzung abstandsaktiver Schutzsystemekann eine signifikante Verbesserungdes Schutzes von Plattformen – insbesonderegegen Bedrohungen durch ATGM<strong>und</strong> ATR – erzielt werden. Eine Steigerungdes Schutzniveaus ist speziell bei leichten<strong>und</strong> mittelschweren Plattformen möglich,da diese sich von jeher am oberen Gewichtslimitbewegen <strong>und</strong> somit kein Aufwuchspotentialfür schwere, konventionelle, passivePanzerungen haben.Bei neu zu entwickelnden Plattformen könnendiese Systeme frühzeitig integriert <strong>und</strong>so das Gesamtschutzkonzept auch unterBerücksichtigung weiterer Schutzmaßnahmenplattformspezifisch optimiert werden.Die zusätzliche Gefährdung abgesessenereigener Kräfte, beziehungsweise einemögliche unbeabsichtigte Steigerung desAusmaßes des Kollateralschadens beimEinsatz dieser Systeme, muss noch untersuchtwerden.VistaMaster-Modulare Displays<strong>und</strong> Panel PCs.Defence vehicle’s eyeATM ComputerSysteme verfügt übereine innovative VistaMaster Familie mitweitreichenden Optionen. Basierend auf den gegebenen K<strong>und</strong>enanforderungengarantieren wir robuste IT-Lösungen für geschützte Rad- <strong>und</strong> Kettenfahrzeuge.Qualität Made in Germany. K<strong>und</strong>enspezifisch <strong>und</strong> bedarfsorientiert.| www.atm-computer.de |ADVANCED TECHNOLOGYFOR MILITARY-FORCESATM ComputerSysteme GmbH | +49 75 31 808 - 44 62 | info@atm-computer.de

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