innovativ:nrw - Geologischer Dienst NRW
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Wissenschaftler des<br />
Geologischen <strong>Dienst</strong>es<br />
untersuchen Details an<br />
einer Spezialstruktur im<br />
Großschurf Viersen-Süchteln.<br />
54<br />
Erdbebenrisiko abschätzen<br />
Kommission geförderten Forschungsvorhaben „PALEOSIS –<br />
Bewertung des Starkbebenpotenzials in Regionen Europas mit<br />
geringer aktueller Erdbebentätigkeit“ konzentrierten sich<br />
Arbeitsgruppen aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland<br />
auf die Niederrheinische Bucht. Als Projektteilnehmer führte<br />
der Geologische <strong>Dienst</strong> zusammen mit dem Geologischen<br />
Institut der Universität Köln als assoziiertem Partner von 1998<br />
bis 2000 paläoseismische Untersuchungen an der Rurrand-<br />
Verwerfung – einer der Hauptverwerfungen der Niederrheinischen<br />
Bucht – in der Nähe von Jülich durch.<br />
Die Rurrand-Verwerfung sollte senkrecht zu ihrem Verlauf<br />
durch einen Schurf aufgeschlossen werden. Für die Positionierung<br />
des Untersuchungsschurfes wurden vorliegende geologische<br />
Karten sowie die in den Archiven des Geologischen<br />
<strong>Dienst</strong>es gesammelten Untergrundinformationen ausgewertet<br />
und geophysikalische Erkundungen (Geoelektrik, Reflexionsseismik,<br />
Bodenradar) durchgeführt. So konnte ein Testfeld östlich<br />
von Jülich festgelegt werden.<br />
Der Geologische <strong>Dienst</strong> ließ aufgrund der Messergebnisse<br />
1999 an einem Erkundungsprofil einen 60 m langen und 4 m<br />
tiefen Schurf anlegen. Die Wand dieser Aufgrabung wurde präpariert,<br />
detailliert geologisch kartiert und durch verschiedene<br />
fotografische Verfahren dokumentiert. Die in der Schurfwand<br />
sichtbaren Untergrundstrukturen wurden auf durch Erdbeben<br />
verursachte Verschiebungen entlang der Verwerfung und auf<br />
die Auswirkung seismischer Beschleunigungen hin untersucht.<br />
Bodenproben aus den einzelnen freigelegten Schichten wurden<br />
für diverse Laboranalysen entnommen.<br />
Nach Schwermineralanalysen konnten die einzelnen Sedimentschichten<br />
als tertiär- und quartärzeitliche Bildungen eingeordnet<br />
werden. Im Westteil des Schurfes wurden sechs Verwerfungslinien<br />
festgestellt. Einige dieser Brüche zeigen Versätze,<br />
die sich bis in oberflächennahe, junge, umgelagerte Lössschichten<br />
hinein fortsetzen. Die Umlagerung dieser Schichten<br />
hat möglicherweise vor etwa 10 000 Jahren, zum Ende der<br />
Weichsel-Kaltzeit, stattgefunden.<br />
Hinweise auf ruckartige Bewegungen entlang den Verwerfungslinien<br />
seit dieser Zeit konnten nicht eindeutig festgestellt werden.<br />
Bei der Interpretation der Versatzbeträge müssen auch<br />
neuzeitliche, vom Menschen verursachte Einflüsse berücksichtigt<br />
werden. So liegt dieser Abschnitt der Rurrand-Verwerfung<br />
im Bereich der durch den rheinischen Braunkohlenbergbau<br />
bedingten Grundwasserabsenkungen. Dadurch kommt es beiderseits<br />
der Verwerfung zu unterschiedlichen Setzungsbewegungen.<br />
Zur Interpretation der Untergrundstruktur muss man<br />
wissen, in welchem Bereich des Schurfes sich Setzungen widerspiegeln.<br />
Aber auch wenn man diese anthropogenen Einflüsse<br />
berücksichtigt, bleibt ein scharfer Versatz von etwa 40 cm übrig,<br />
der möglicherweise durch ein Erdbeben erzeugt wurde.<br />
Zur Bewertung des Starkbebenpotenzials in der Niederrheinischen<br />
Bucht wurden deshalb 2001 weitere paläoseismische<br />
Untersuchungen im Bereich von Viersen-Süchteln und Selfkant-<br />
Hillensberg durchgeführt. Die Auswertung dieser Untersuchungen<br />
ist allerdings noch nicht abgeschlossen.<br />
Auskunft erteilt:<br />
Dipl.-Geophys. Dr. Rolf Pelzing<br />
rolf.pelzing@gd.<strong>nrw</strong>.de