innovativ:nrw - Geologischer Dienst NRW

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20.11.2012 Aufrufe

Einsturztrichter des großen Erdfalls von Bad Seebruch, aufgenommen im Februar 1971 48 Planen und beraten Bauen im Erdfallgebiet Am 15. Juni 1970 entstand in Bad Seebruch bei Vlotho ein Erdfall von 80 m Durchmesser. Ohne Vorankündigung brach das Gelände dort 25 m tief ein. Innerhalb eines Tages füllte sich der Hohlraum mit Wasser. Die Gebäude unmittelbar neben der Einbruchstelle mussten wegen Einsturzgefahr geräumt werden. An der Einbruchstelle bestand bereits ein etwa 8 000 Jahre alter Erdfall von 50 m Durchmesser. Darin hatten sich im Laufe der Jahrtausende mächtige Torfe abgelagert – die natürliche Grundlage des dortigen Kurbadbetriebs. Im Jahr 2000 ersuchte das Bauamt des Kreises Herford den Geologischen Dienst NRW um Stellungnahme zu dem Plan, im Umfeld des Moortrichters von Bad Seebruch zwei Einfamilienhäuser mit Fremdenzimmern zu errichten. Der Geologische Dienst wies das Bauamt darauf hin, dass allein die Tatsache, dass seit 1970 keine weiteren Erdfälle in diesem Bereich aufgetreten sind, nicht für einen sicheren Baugrund spricht. Die geologische Situation ist unverändert. Im tiefen Untergrund von Bad Seebruch liegen auslaugungsfähige Gesteine – in diesem Falle sind es Salze des Zechsteins –, sodass die Gefahr von Einstürzen jederzeit gegeben ist. Schon 1979 hatte der Geologische Dienst NRW der Stadt Vlotho empfohlen, Neubauten in Bad Seebruch nicht mehr zuzulassen. Grundlage dieser Empfehlung ist die auch heute noch aktuelle Karte der erdfallgefährdeten Zonen, die anlässlich des Erdfalls von 1970 in Bad Seebruch erstellt wurde. Sollte die Stadt dieser Empfehlung nicht folgen wollen, so wurde vorgeschlagen, beim Bau der Häuser zumindest nach den Grundsätzen des Bauens in Bergsenkungsgebieten zu verfahren. Demnach ist die Gründung der Gebäude so auszulegen, dass die Häuser in gewissem Umfang Zerrungen und Pressungen aufnehmen können. In diesem Fall hat der Geologische Dienst vom geplanten Bauvorhaben konkret abgeraten. Auskunft erteilt: Dipl.-Geol. Dr. Arnold Gawlik arnold.gawlik@gd.nrw.de

Neues Pflegekonzept für ein altes Naturschutzgebiet Planen und beraten Das Felsenmeer bei Hemer im nördlichen Sauerland ist in seiner Art einzigartig in Deutschland. Dieses 33 Jahre alte Naturschutzgebiet ist zugleich Archiv der Erdgeschichte, bergbauhistorisches Bodendenkmal und wertvoller Biotop. Im mitteldevonischen Massenkalk bildete sich hier unter den feuchtwarmen Klimaverhältnissen der Tertiär-Zeit eine Kegelkarstlandschaft mit ausgedehnten Höhlen. Durch die Verwitterung und Umlagerung eisenhaltigen Kalksteins kam es zur Bildung sekundärer Eisenerzlagerstätten im Lehm der Karstschlotten. Während der Eiszeiten des Quartärs wurde diese Karstlandschaft durch Lössaufwehungen plombiert und erst in den letzten 10 000 Jahren durch Erosion teilweise wieder freigelegt. Massenkalk Grundhöcker im Massenkalk Höhle kaolinhaltiger Rotlehm Die Eisenerze wurden seit dem frühen Mittelalter bis zum Jahre 1871 wirtschaftlich genutzt, wobei die Bergleute oftmals natürliche Höhlen ausräumten, erweiterten oder als Transportwege nutzten. Oberirdisch hinterließ der Bergbau Schachtöffnungen, Stollenmundlöcher und Halden. Als der Bergbau allmählich an Bedeutung verlor, entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Buchenhochwald. Das heutige Felsenmeer ist also über Tage wie unter Tage ein komplexes Gemisch aus einer Natur- und einer Kulturlandschaft. Seit 1968 steht das Felsenmeer unter Naturschutz. Im Jahre 1988 wurde das Gelände umzäunt und die Besucher wurden auf einen Rundweg verwiesen, der um das schluchtartige, insgesamt ca. 3 km 2 große Gebiet herumführt. Zusätzlich wurden Büsche gepflanzt, um die Begrünung des Geländes zu beschleunigen. Als Folge dieser Maßnahmen hat sich seitdem ein üppiger Pflanzenwuchs entwickelt, unter dem nun die Felslandschaft allmählich verschwindet. Durch diese Entwicklung entsteht zwar einerseits eine Art natürlicher Urwald, was aus biologischer Sicht begrüßt wird; der eigentliche und einmalige Charakter des Felsenmeeres als Karst- und Bergbaulandschaft droht aber unwiederbringlich verloren zu gehen. Die zuständigen Behörden und die politischen Gremien erörterten zahlreiche Vorschläge für die zukünftige Ausgestaltung des Das Blockbild zeigt den Untergrund des Felsenmeeres bei Hemer. 49

Neues Pflegekonzept<br />

für ein altes Naturschutzgebiet<br />

Planen und beraten<br />

Das Felsenmeer bei Hemer im nördlichen Sauerland ist in<br />

seiner Art einzigartig in Deutschland. Dieses 33 Jahre alte<br />

Naturschutzgebiet ist zugleich Archiv der Erdgeschichte, bergbauhistorisches<br />

Bodendenkmal und wertvoller Biotop.<br />

Im mitteldevonischen Massenkalk bildete sich hier unter den<br />

feuchtwarmen Klimaverhältnissen der Tertiär-Zeit eine Kegelkarstlandschaft<br />

mit ausgedehnten Höhlen. Durch die Verwitterung<br />

und Umlagerung eisenhaltigen Kalksteins kam es zur<br />

Bildung sekundärer Eisenerzlagerstätten im Lehm der Karstschlotten.<br />

Während der Eiszeiten des Quartärs wurde diese<br />

Karstlandschaft durch Lössaufwehungen plombiert und erst in<br />

den letzten 10 000 Jahren durch Erosion teilweise wieder freigelegt.<br />

Massenkalk<br />

Grundhöcker im Massenkalk<br />

Höhle<br />

kaolinhaltiger Rotlehm<br />

Die Eisenerze wurden seit dem frühen Mittelalter bis zum Jahre<br />

1871 wirtschaftlich genutzt, wobei die Bergleute oftmals natürliche<br />

Höhlen ausräumten, erweiterten oder als Transportwege<br />

nutzten. Oberirdisch hinterließ der Bergbau Schachtöffnungen,<br />

Stollenmundlöcher und Halden. Als der Bergbau allmählich an<br />

Bedeutung verlor, entwickelte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

ein Buchenhochwald. Das heutige Felsenmeer ist<br />

also über Tage wie unter Tage ein komplexes Gemisch aus<br />

einer Natur- und einer Kulturlandschaft.<br />

Seit 1968 steht das Felsenmeer unter Naturschutz. Im Jahre<br />

1988 wurde das Gelände umzäunt und die Besucher wurden<br />

auf einen Rundweg verwiesen, der um das schluchtartige, insgesamt<br />

ca. 3 km 2 große Gebiet herumführt. Zusätzlich wurden<br />

Büsche gepflanzt, um die Begrünung des Geländes zu beschleunigen.<br />

Als Folge dieser Maßnahmen hat sich seitdem ein<br />

üppiger Pflanzenwuchs entwickelt, unter dem nun die Felslandschaft<br />

allmählich verschwindet. Durch diese Entwicklung entsteht<br />

zwar einerseits eine Art natürlicher Urwald, was aus biologischer<br />

Sicht begrüßt wird; der eigentliche und einmalige<br />

Charakter des Felsenmeeres als Karst- und Bergbaulandschaft<br />

droht aber unwiederbringlich verloren zu gehen.<br />

Die zuständigen Behörden und die politischen Gremien erörterten<br />

zahlreiche Vorschläge für die zukünftige Ausgestaltung des<br />

Das Blockbild zeigt den<br />

Untergrund des Felsenmeeres<br />

bei Hemer.<br />

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