innovativ:nrw - Geologischer Dienst NRW
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Kalksteinbrüche – wie hier bei Wülfrath – sind oft große Eingriffe in die Landschaft. 42 Rohstoffe sichern Kalksteine am Teutoburger Wald Durch seinen Flächen„verbrauch“ steht gerade der Abbau oberflächennaher Bodenschätze im dicht besiedelten Nordrhein- Westfalen in Konkurrenz zu zahlreichen anderen Interessen. Bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt zwischen Kalksteingewinnung und Naturschutz am Teutoburger Wald wurde in einem umfangreichen, landesweit angelegten, vom damaligen Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW in Auftrag gegebenen Gutachten der Thieberg bei Rheine vom Geologischen Dienst NRW als potenzielle Kalksteinlagerstätte vorgeschlagen. Am Thieberg liegt ein großflächiges Kalksteinvorkommen aus Schichten der Oberkreide. Der Geologische Dienst ermittelte im Rahmen seiner lagerstättenkundlichen Beratung die dort gewinnbare Menge an hochreinen Kalksteinen. Er führte 1998 acht Kernbohrungen durch, die geologisch-lagerstättenkundlich und geochemisch untersucht wurden. Die Bohrungen mussten metergenau eingestuft werden, um den wirtschaftlich interessanten Kalksteinhorizont in seiner Verbreitung und Mächtigkeit einerseits sowie einige den Thieberg durchquerende Störungszonen andererseits genau erfassen zu können. Neben geophysikalischen Bohrlochmessungen kamen paläontologische Methoden zum Einsatz. Makrofossilien – wie Ammoniten und Muschelreste –, aber auch Mikrofaunen wurden untersucht, um bestimmte markante Leithorizonte nachzuweisen. Mikrofaunen wurden zum Teil auch quantitativ ausge- wertet, um die Verteilung verschiedener Mikrofossilgruppen innerhalb eines Bohrprofils zu erfassen. Einer der gesuchten Leithorizonte zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass die Häufigkeit spezieller Plankton-Foraminiferen plötzlich stark ansteigt. Diese Änderung in der Mikrofaunengemeinschaft hat
Auskunft erteilt: Dipl.-Geol. Dr. Martin Hiß martin.hiss@gd.nrw.de Rohstoffe sichern ökologisch-paläogeografische Ursachen, markiert aber zugleich auch in etwa die Basis eines besonders interessanten Lagerstättenteils. Mit den paläontologischen Untersuchungsergebnissen wurden die Bohrlochmessdiagramme „geeicht“ und konnten dann besser untereinander verglichen und in Hinblick auf die Lagerstättenqualität interpretiert werden. Die wirtschaftlich interessanten Gesteine des Cenoman-Kalks und des Cenoman-Pläners mit CaCO 3 -Gehalten von 80 – 88 % stehen in den Bohrungen bis in 35 m und teilweise bis in über 50 m Tiefe an. Im darunter folgenden Cenoman-Mergel neh- Teufe 0 20 40 60 80 100 120 Karbonatgehalt Foraminiferenzahl je Gramm Sediment (0,2- 0,5mm) Anteile verschiedener Foraminiferengruppen sandschalige Benthos- Foraminiferen kalkschalige Benthos- Foraminiferen Plankton- Foraminiferen Anzahl verschiedener Plankton-Foraminiferen je Gramm Sediment gekielte Plankton- Foraminiferen Gesamtzahl aller Plankton-Foraminiferen (gekielt/ungekielt) 140m 0 50 100% 0 75 150 0 50 100% 0,1 1 10 100 men die Karbonatgehalte rasch auf Werte von 70 – 75 % ab. Bis in durchschnittlich 40 m Tiefe errechnen sich Lagerstätteninhalte von rund 300 Mio. t Kalkstein. Die gleichzeitig zu Grundwassermessstellen ausgebauten Bohrungen lieferten Daten zur Erstellung eines Grundwassergleichenplans. Für eine Nutzung der Lagerstätte kommt vorrangig der östliche Teil des Thiebergs infrage, da dort kein Konflikt mit der Wasserwirtschaft zu erwarten ist. Aufgrund der im östlichen Bereich vorhandenen Vorratsmengen von über 150 Mio. t hochreinem Kalkstein handelt es sich beim Thieberg um eine volkswirtschaftlich bedeutsame Lagerstätte. Die Bewertung eines ganz anderen Rohstoffs zeigt das zweite Beispiel. Hier kann bei der Erkundung und Beurteilung der Lagerstätte auf Unterlagen zurückgegriffen werden, die unter gänzlich anderen Voraussetzungen vom Geologischen Dienst erstellt wurden. Es sind dies die Karten der nordrhein-westfälischen Steinkohlenlagerstätten, die zur „Hoch“zeit des Steinkohlenabbaus im Ruhrgebiet erarbeitet worden sind. Sie sind heute noch – auch unter den veränderten Ausgangsbedingungen – eine wichtige Datenbasis. Dieses Beispiel zeigt, dass sorgfältig erarbeitetes und gespeichertes Datenmaterial auch für Fragestellungen genutzt werden kann, die bei der Bearbeitung des Ursprungsthemas noch gar nicht absehbar waren. Die Kalksteine am Thieberg wurden auf ihren Karbonatund Mikrofossilinhalt hin untersucht. 43
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Kalksteinbrüche – wie hier<br />
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Durch seinen Flächen„verbrauch“ steht gerade der Abbau oberflächennaher<br />
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Westfalen in Konkurrenz zu zahlreichen anderen Interessen.<br />
Bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt zwischen<br />
Kalksteingewinnung und Naturschutz am Teutoburger<br />
Wald wurde in einem umfangreichen, landesweit angelegten,<br />
vom damaligen Ministerium für Umwelt, Raumordnung und<br />
Landwirtschaft <strong>NRW</strong> in Auftrag gegebenen Gutachten der<br />
Thieberg bei Rheine vom Geologischen <strong>Dienst</strong> <strong>NRW</strong> als potenzielle<br />
Kalksteinlagerstätte vorgeschlagen.<br />
Am Thieberg liegt ein großflächiges Kalksteinvorkommen aus<br />
Schichten der Oberkreide. Der Geologische <strong>Dienst</strong> ermittelte im<br />
Rahmen seiner lagerstättenkundlichen Beratung die dort gewinnbare<br />
Menge an hochreinen Kalksteinen. Er führte 1998<br />
acht Kernbohrungen durch, die geologisch-lagerstättenkundlich<br />
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Die Bohrungen mussten metergenau eingestuft werden, um<br />
den wirtschaftlich interessanten Kalksteinhorizont in seiner Verbreitung<br />
und Mächtigkeit einerseits sowie einige den Thieberg<br />
durchquerende Störungszonen andererseits genau erfassen zu<br />
können. Neben geophysikalischen Bohrlochmessungen kamen<br />
paläontologische Methoden zum Einsatz. Makrofossilien – wie<br />
Ammoniten und Muschelreste –, aber auch Mikrofaunen wurden<br />
untersucht, um bestimmte markante Leithorizonte nachzuweisen.<br />
Mikrofaunen wurden zum Teil auch quantitativ ausge-<br />
wertet, um die Verteilung verschiedener Mikrofossilgruppen<br />
innerhalb eines Bohrprofils zu erfassen. Einer der gesuchten<br />
Leithorizonte zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass die<br />
Häufigkeit spezieller Plankton-Foraminiferen plötzlich stark<br />
ansteigt. Diese Änderung in der Mikrofaunengemeinschaft hat