n2

n2 n2

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KSH-VF-Chemie 1. Quantenchemie Mit der Quantenbedingung erhalten wir für die Energie des Elektrons im eindimensionalen Kasten: n = Hauptquantenzahl Ekin = –––––––– = –––––– = –––––– n me = Masse des Elektrons h = Plancksches Wirkungsquantum L = Kastenlänge 2 h 2 h 2me ––– 2 n 2 2me4L 2 2 2 L 2 n 2 h 2 8meL 2 Die Energiezustände E kin sind proportional zu n 2 . Es ergeben sich nur ganz bestimmte, diskrete Energiezustände. Chemiker interessieren sich vorwiegend für Elektronen! Es ist interessant zu wissen, wo das Elektron sich im Kasten befindet. Eine Grösse, die darüber Auskunft gibt, existiert ebenfalls: quadriert man die Wellenfunktion Ψ n(x), so erhält man die Wahrscheinlichkeit, das Elektron im jeweiligen Energiezustand an einer bestimmten Stelle des Kastens anzutreffen. Wie interpretieren wir die nebenstehenden Graphen? Im Energiezustand n = 1 ist das Elektron am häufigsten in der Mitte des Kastens anzutreffen. Im zweiten Energiezustand findet man das Elektron hauptsächlich in der Mitte der linken und rechten Kastenhälfte. In der Mitte des Kastens ist die Wahrscheinlichkeit Null. Entsprechend sind die höheren Zustände zu interpretieren. Aufgabe 8 Was folgt aus den oben gemachten Überlegungen für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons bei sehr hohen Energiezuständen? (a) Abb. 1.7 Graphische Darstellung der quadrierten Wellenfunktion (a) und symbolische Darstellung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit (b) des Elektrons. Es stellt sich folgende Frage: Wie gelangt ein Elektron im zweiten Energiezustand (n = 2) von einer Kastenhälfte in die andere, wenn in der Mitte des Kastens die Aufenthaltswahrscheinlichkeit = 0 ist? Diese Frage darf man eigentlich nicht stellen. Das Elektron verhält sich eben nicht wie ein klassisches Teilchen! Aus quantenmechanischer Sicht kann man so antworten: Man stellt sich das Elektron modellhaft als eine stehende Materiewelle vor. Diese hat für n = 2 einen Knoten in der Kastenmitte. Studiere auf der Kopie der Seite 57 aus dem Buch „Elemente Chemie II“ des Klett-Verlages den Abschnitt „Quantenzahlen“ mit der dazugehörigen Tabelle. Du hast nun die Möglichkeit, die Wirkungsweise dieses Modells an einem praktischen Beispiel auszuprobieren! Als „Kasten“ betrachtest Du das Molekül Oktatetraen: CH 2=CH–CH=CH–CH=CH–CH=CH 2 1,3,5,7-Oktatetraen In Kettenmolekülen wie Oktatetraen verhalten sich jeweils zwei Elektronen der Doppelbindungen annähernd wie in einem linearen Kasten mit der Moleküllänge als Kastenlänge (ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit erstreckt sich über das gesamte Molekül!). Mit anderen Worten: von den vier Elektronen einer Doppelbindung sind zwei im ganzen Molekül beweglich, die anderen zwei zwischen den entsprechenden Atomen der Doppelbindung fixiert. Es verhalten sich nur die zwei frei beweglichen Elektronen wie Elektronen in einem Kasten. Man spricht bei den beweglichen Elektronen in diesem Zusammenhang von π-Elektronen. In den ‚Kasten’ lassen P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern. 10 (b)

KSH-VF-Chemie 1. Quantenchemie<br />

Mit der Quantenbedingung erhalten wir für die Energie des Elektrons im eindimensionalen<br />

Kasten:<br />

n = Hauptquantenzahl<br />

Ekin = –––––––– = –––––– = –––––– n me = Masse des Elektrons<br />

h = Plancksches Wirkungsquantum<br />

L = Kastenlänge<br />

2<br />

h 2<br />

h<br />

2me –––<br />

2 n 2<br />

2me4L 2<br />

2 2 L 2<br />

n 2<br />

h 2<br />

8meL 2<br />

Die Energiezustände E kin sind proportional zu n 2 . Es ergeben sich nur ganz bestimmte, diskrete<br />

Energiezustände.<br />

Chemiker interessieren sich vorwiegend für Elektronen! Es ist<br />

interessant zu wissen, wo das Elektron sich im Kasten befindet. Eine<br />

Grösse, die darüber Auskunft gibt, existiert ebenfalls: quadriert man die<br />

Wellenfunktion Ψ n(x), so erhält man die Wahrscheinlichkeit, das<br />

Elektron im jeweiligen Energiezustand an einer bestimmten Stelle des<br />

Kastens anzutreffen.<br />

Wie interpretieren wir die nebenstehenden Graphen?<br />

Im Energiezustand n = 1 ist das Elektron am häufigsten in der Mitte des<br />

Kastens anzutreffen. Im zweiten Energiezustand findet man das<br />

Elektron hauptsächlich in der Mitte der linken und rechten Kastenhälfte.<br />

In der Mitte des Kastens ist die Wahrscheinlichkeit Null. Entsprechend<br />

sind die höheren Zustände zu interpretieren.<br />

Aufgabe 8 Was folgt aus den oben<br />

gemachten Überlegungen<br />

für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit<br />

des<br />

Elektrons bei sehr hohen<br />

Energiezuständen?<br />

(a)<br />

Abb. 1.7<br />

Graphische Darstellung der quadrierten Wellenfunktion (a)<br />

und symbolische Darstellung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit<br />

(b) des Elektrons.<br />

Es stellt sich folgende Frage: Wie gelangt ein Elektron im zweiten Energiezustand (n = 2) von<br />

einer Kastenhälfte in die andere, wenn in der Mitte des Kastens die Aufenthaltswahrscheinlichkeit<br />

= 0 ist? Diese Frage darf man eigentlich nicht stellen. Das Elektron verhält sich eben<br />

nicht wie ein klassisches Teilchen! Aus quantenmechanischer Sicht kann man so antworten:<br />

Man stellt sich das Elektron modellhaft als eine stehende Materiewelle vor. Diese hat für n =<br />

2 einen Knoten in der Kastenmitte.<br />

Studiere auf der Kopie der Seite 57 aus dem Buch „Elemente Chemie II“ des Klett-Verlages<br />

den Abschnitt „Quantenzahlen“ mit der dazugehörigen Tabelle.<br />

Du hast nun die Möglichkeit, die Wirkungsweise dieses Modells an einem praktischen Beispiel<br />

auszuprobieren! Als „Kasten“ betrachtest Du das Molekül Oktatetraen:<br />

CH 2=CH–CH=CH–CH=CH–CH=CH 2<br />

1,3,5,7-Oktatetraen<br />

In Kettenmolekülen wie Oktatetraen verhalten sich jeweils zwei Elektronen der Doppelbindungen<br />

annähernd wie in einem linearen Kasten mit der Moleküllänge als Kastenlänge (ihre<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeit erstreckt sich über das gesamte Molekül!). Mit anderen Worten: von den<br />

vier Elektronen einer Doppelbindung sind zwei im ganzen Molekül beweglich, die anderen<br />

zwei zwischen den entsprechenden Atomen der Doppelbindung fixiert. Es verhalten sich nur<br />

die zwei frei beweglichen Elektronen wie Elektronen in einem Kasten. Man spricht bei den<br />

beweglichen Elektronen in diesem Zusammenhang von π-Elektronen. In den ‚Kasten’ lassen<br />

P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung<br />

August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern.<br />

10<br />

(b)


KSH-VF-Chemie 1. Quantenchemie<br />

sich Elektronenwellen einfügen, die der Quantenbedingung genügen. Die Wellenfunktionen,<br />

die diese Elektronenwellen symbolisieren, entsprechen ganz bestimmten Energiezuständen<br />

und können maximal zwei Elektronen beschreiben. Dies entspricht dem sogenannten Pauli-<br />

Prinzip: Keine zwei Elektronen dürfen in allen vier Quantenzahlen übereinstimmen.<br />

Da das Molekül insgesamt 8 frei bewegliche Elektronen besitzt, sind zur energetischen Beschreibung<br />

des Moleküls vier Energieniveaus erforderlich. Jede Wellenfunktion gilt für je<br />

zwei Elektronen, wobei diese den jeweils energieärmsten Zustand einnehmen (Abb. 1.8). Die<br />

höheren Zustände sind nicht besetzt; sie enthalten<br />

keine Elektronen.<br />

Trifft elektromagnetische Strahlung auf ein Molekül<br />

mit π-Elektronen, so kann die Energie einer<br />

bestimmten Wellenlänge bzw. Frequenz ein π-<br />

Elektron vom höchsten besetzten in den tiefsten<br />

unbesetzten Energiezustand anheben. In unserem<br />

Beispiel also vom 4. in den 5. Energiezustand. Liegt<br />

diese Absorptionsenergie im Bereich des sichtbaren<br />

Lichts, so ist der Stoff farbig. Die Mischung der nicht<br />

absorbierten Wellenlängen, die vom farbigen Stoff<br />

reflektiert oder hindurch gelassen werden, erscheint<br />

unserem Auge als Farbe.<br />

Wie wir später lernen werden, spricht man bei<br />

Wellenfunktionen von Elektronen auch von<br />

Orbitalen. Die Anregung von Elektronen vom<br />

Abb. 1.8 Energiezustände der π-<br />

Elektronen im Oktatetraen-Molekül.<br />

höchsten besetzten Molekül-Orbital (= highest occupied molecular orbital = HOMO) ins<br />

tiefste unbesetzte Molekül-Orbital (= lowest unoccupied molecular orbital = LUMO) ist als<br />

HOMO-LUMO-Prinzip bekannt.<br />

Aufgabe 9 Berechne die Wellenlänge des absorbierten Lichtes von 1,3,5,7-Oktatetraen!<br />

Kettenlänge des Moleküls: 9 x 10 -10 m; m e = 9.1095 x 10 -31 kg, h = 6.626 x 10 -34<br />

Js<br />

1.2.4 Quantenzahlen<br />

So, wie die verschiedenen stehenden Wellen einer Saite durch die Zahlen n = 1, 2, 3, ... beschrieben<br />

werden können, lassen sich die möglichen stehenden Elektronenwellen im Atom<br />

auch durch Zahlen wiedergeben. Diese Zahlen, welche den Energie- und Schwingungszustand<br />

des Elektrons im Atom charakterisieren, nennt man Quantenzahlen. Zur vollständigen Beschreibung<br />

einer Wellenfunktion ist die Kombination von vier verschiedenen Quantenzahlen<br />

notwendig.<br />

Die Hauptquantenzahl n (n = 1, 2, 3, 4, ... 7). Sie legt die Grundenergie fest und entspricht<br />

den Hauptschalen im Bohr’schen Schalenmodell.<br />

Die Nebenquantenzahl l (l = 0, 1, 2, ..., n-1). Sie gibt Hinweise zur Geometrie des Elektron-<br />

Aufenthaltsraumes (= Orbital). Die Nebenquantenzahl entspricht den Unterschalen im<br />

Bohr’schen Schalenmodell.<br />

Die magnetische Quantenzahl m (m = -l, -l+1, ..., l-1, l). Sie bestimmt die magnetischen Eigenschaften<br />

der Elektronen.<br />

Die Spinquantenzahl s (s = + 1 / 2, - 1 / 2). Sie unterscheidet die Drehrichtung des Elektrons. Jeder<br />

Energie- und Schwingungszustand kann von maximal zwei Elektronen eingenommen werden,<br />

die sich in der Spinquantenzahl s voneinander unterscheiden.<br />

P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung<br />

August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern.<br />

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KSH-VF-Chemie 1. Quantenchemie<br />

In Tab. 1.1 sind die Quantenzahlen einiger Schwingungszustände der Elektronenwelle zusammengefasst.<br />

n l m Name des<br />

Orbitals<br />

n l m Name des<br />

Orbitals<br />

1 0 0 1s 4 0 0 4s<br />

2 0 0 2s 4 1 -1<br />

2 1 -1 4 1 0 4p<br />

2 1 0 2p 4 1 1<br />

2 1 1 4 2 -2<br />

3 0 0 3s 4 2 -1<br />

3 1 -1 4 2 0 4d<br />

3 1 0 3p 4 2 1<br />

3 1 1 4 2 2<br />

3 2 -2 4 3 -3<br />

3 2 -1 4 3 -2<br />

3 2 0 3d 4 3 -1<br />

3 2 1 4 3 0 4f<br />

3 2 2 4 3 1<br />

4 3 2<br />

Tab. 1.1 Quantenzahlenkombinationen bis n = 4.<br />

1.3 Das Orbitalmodell<br />

1.3.1 Das Wasserstoff-Atom<br />

4 3 3<br />

Beim eindimensionalen Kasten war das Elektron an gewisse Randbedingungen gebunden.<br />

Dabei sind wir unter anderem davon ausgegangen, dass die potentielle Energie des Elektrons<br />

im Kasten konstant ist. Diese Vereinfachung muss bei der Übertragung des Modells in das<br />

Wasserstoff-Atom fallen gelassen werden. Kommt dazu, dass sich die Bewegungen in den<br />

drei Richtungen x, y, und z im Falle des Wasserstoffatomes nicht mehr trennen lassen.<br />

Schliesslich sind die möglichen Zustandsfunktionen räumlich nicht mehr beschränkt wie im<br />

eindimensionalen Kasten. Wir sehen also: die Sache wird komplizierter.<br />

Prinzipiell aber entspricht das Vorgehen für die mathematische Beschreibung eines Elektrons<br />

im Wasserstoffatom jenem des linearen Kastens:<br />

• ‚Suchen’ der Funktion der Materiewelle und Interpretation der Wellenfunktion.<br />

• Einsetzen der gefundenen Wellenfunktion in die Schrödinger-Gleichung. Dies ergibt<br />

die Energiezustände des Systems Elektron-Proton.<br />

• Quadrieren der Wellenfunktion. Daraus können Aussagen über die Elektronendichte<br />

(Aufenthaltswahrscheinlichkeit) des Elektrons im entsprechenden Energiezustand<br />

gemacht werden.<br />

Der Grundzustand des Wasserstoffatomes:<br />

Ψ 1s<br />

Abb. 1.9 zeigt den Graphen für die Wellenfunktion<br />

des Grundzustandes eines Elektrons im<br />

Wasserstoffatom. Die Interpretation der graphischen<br />

Darstellung der Funktion Ψ 1s ergibt: Die Amplitude<br />

der Materiewelle hat in der Nähe des Atomkerns hohe<br />

Werte. Je grösser der Abstand Proton-Elektron wird,<br />

desto kleiner wird die Amplitude. Im Unendlichen<br />

streben die Werte von Ψ 1s gegen Null.<br />

Abb. 1.9 Graphische Darstellung der<br />

Wellenfunktion für den Grundzustand<br />

des Wasserstoffatomes.<br />

P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung<br />

August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern.<br />

Ψ 1s<br />

r<br />

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Die Wahrscheinlichkeitsdichte Ψ 2<br />

1s oder: Wo ist das<br />

Elektron?<br />

Die Wellenfunktion Ψ 1s liefert keine messbare<br />

physikalische Grösse, sondern enthält die gesamte<br />

Information, stellt also einen Katalog der<br />

Eigenschaften des Systems dar, aus denen sich die<br />

messbaren Grössen ableiten.<br />

Wird die Wellenfunktion quadriert, so ergibt sich<br />

daraus die Wahrscheinlichkeitsdichte (= Elektronendichte,<br />

Ladungsdichte). Mit dieser Grösse<br />

lässt sich die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des<br />

Elektrons in einem bestimmten Volumenelement dV<br />

mit unterschiedlichen Abständen zum Kern berechnen<br />

(Dichte = Wahrscheinlichkeit pro Volumeneinheit).<br />

Ψ 2<br />

1s<br />

Abb. 1.11 Graphische Darstellung der Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

des Elektrons im Wasserstoffatom<br />

im Grundzustand.<br />

Die Wahrscheinlichkeitsdichte vergleicht die<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in gleichen<br />

Volumenteilen dV, wenn diese verschiedene Abstände<br />

vom Atomkern aufweisen.<br />

Die Elektronendichte lässt sich in der Wolkendarstellung<br />

sichtbar machen. Man kann sich diese als<br />

Abb. 1.10<br />

Veranschaulichung der Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

(= Aufenthaltswahrscheinlichkeit) des<br />

Elektrons in der Volumeneinheit dV bei verschiedenen<br />

Abständen zum Atomkern.<br />

Die graphische Darstellung der<br />

Wahrscheinlichkeitsdichte lässt erkennen, dass sich<br />

das Elektron im Grundzustand (1s) mit grösster<br />

Wahrscheinlichkeit in der Nähe des Atomkerns<br />

aufhält. Mit zunehmendem Radius nimmt die<br />

Wahrscheinlichkeit nach allen Raumrichtungen<br />

rasch ab. Dies entspricht einer kugelsymmetrischen<br />

Wahrscheinlichkeitsdichte.<br />

Abb. 1.12 Wolkendarstellung der<br />

Elektronendichte.<br />

Übereinanderprojektion vieler Momentaufnahmen des Elektrons denken. Hierbei steht die<br />

Vorstellung des Elektrons als Punktladung im Vordergrund.<br />

Abb. 1.13 Kugelschalen gleicher<br />

Dicke dr.<br />

Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

Wir haben schon einmal gesagt, dass das Kräftefeld des Atomkerns<br />

dreidimensional und kugelsymmetrisch ist. Deshalb ist es<br />

sinnvoll, auch die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte zu betrachten.<br />

Dabei addieren wir alle Volumenelemente dV in einem<br />

bestimmten Abstand vom Kern. Auf diese Weise erhält man die<br />

Wahrscheinlichkeit, das Elektron in dieser Kugelschale<br />

anzutreffen (= radiale Wahrscheinlichkeitsdichte).<br />

Die radiale Wahrscheinlichkeitsdichte vergleicht die<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons in Kugelschalen<br />

gleicher Dicke dr, wenn diese verschiedene Abstände r vom<br />

Kern aufweisen.<br />

P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung<br />

August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern.<br />

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KSH-VF-Chemie 1. Quantenchemie<br />

Die graphische Darstellung der<br />

radialen Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

W kann wie folgt interpretiert<br />

werden: Im Atomkern ist der Wert<br />

Null. Die Kurve durchläuft dann<br />

ein Maximum. Je weiter man sich<br />

vom Atomkern entfernt, umso<br />

unwahrscheinlicher wird es, ein<br />

Elektron in einer Kugelschale bei<br />

dieser Entfernung anzutreffen. Die<br />

Funktion geht gegen Null.<br />

Ein Atom hört eigentlich nie auf!!<br />

Obwohl das Elektron an<br />

beliebigen Orten angetroffen<br />

werden kann, hält es sich im<br />

Grundzustand mit grösster<br />

Wahrscheinlichkeit im Abstand r 1 vom Atomkern in einer Kugelschale der Dicke dr auf.<br />

Diese Kugelschale entspricht der ‚K-Schale’ des Bohr-Modells. Eine ‚Elektronenschale’ ist<br />

also eine Kugelschale, in der sich Elektronen mit grösster Wahrscheinlichkeit aufhalten.<br />

Zwei weitere Begriffe werden zur Beschreibung der Elektronen in Atomen und Molekülen<br />

verwendet:<br />

Der Aufenthaltsraum des Elektrons ist der Raum, in welchem sich das Elektron mit einer gewissen<br />

Wahrscheinlichkeit (z.B. 95 %) aufhält. Bei dieser Betrachtungsweise steht das Teilchenmodell<br />

im Vordergrund.<br />

Dieser Aufenthaltsraum ist identisch mit dem Raum, der einen bestimmten Betrag der Elektronenladung<br />

umschliesst (z.B. 95 %). Hier überwiegt das Wellenmodell. Man spricht von einer<br />

Ladungswolke.<br />

Abb. 1.15 Graphische Darstellung der Wellenfunktion<br />

Ψ 2s.<br />

Ψ 2<br />

1s4πr 2 dr<br />

Der 1. angeregte Zustand im<br />

Wasserstoffatom: Ψ 2s, Ψ 2p<br />

Die graphische Darstellung der Wellenfunktion<br />

Ψ 2s ist in Abb. 1.15 gezeigt. Im Vergleich zur<br />

Wellenfunktion Ψ 1s hat diese Funktion eine<br />

Nullstelle bei r = 2 und nimmt negative Werte<br />

an.<br />

Im ersten angeregten Zustand ergeben sich vier<br />

Lösungen der Schrödinger-Gleichung: Ψ 2s. und<br />

drei Lösungen, welche 2p-Wellenfunktionen genannt werden. P-Wellenfunktionen sind im<br />

Gegensatz zu den s-Wellenfunktionen nicht kugel- sondern achsensymmetrisch. Dies bedeutet,<br />

dass die ‚Form’ der Funktionen Ψ(x,y,z) nicht nur von der variablen r, sondern auch von<br />

Winkelgrössen abhängt. Bildlich gesprochen heisst dies: Es kommt nicht nur darauf an, wie<br />

weit weg ich mich gerade vom Atomkern befinde, um ein Elektron anzutreffen, sondern auch<br />

in welcher ‚Himmelsrichtung’ ich gerade stehe.<br />

An dieser Stelle wird auf eine eingehendere Betrachtung dieses Sachverhaltes verzichtet, wir<br />

kommen direkt auf die räumliche Darstellung der Wellenfunktionen Ψ 2p zu sprechen.<br />

P. Good, Kapitel 1.2 bis 1.4 nach dem Leitprogramm Quantenchemie, G. Baars et al., Korrigierte 2. Fassung<br />

August 1994, ETH, Institut für Verhaltenswissenschaften/Höheres Lehramt Universität Bern.<br />

r 1<br />

Abb. 1.14 Graphische Darstellung der radialen Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

des Grundzustandes.<br />

r<br />

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