Richtungsweisend - Bezirksregierung Arnsberg
Richtungsweisend - Bezirksregierung Arnsberg
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<strong>Richtungsweisend</strong><br />
Der Jahresbericht 2008 der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
www.bra.nrw.de
Wasserreise<br />
Chemikalien gehören<br />
nicht ins Wasser.<br />
Der Meinung waren auch<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
auf ihrer „Wasserreise“<br />
entlang der Ruhr.<br />
Kyrill<br />
Knapp 66 Millionen Euro<br />
hat die Projektgruppe<br />
„Kyrill“ an die betroffenen<br />
Kommunen und Kreise<br />
ausgezahlt.<br />
Luft<br />
Umweltzonen sorgen<br />
für sauberere Luft: Auch<br />
an der Brackeler Straße<br />
in Dortmund.
Inhalt<br />
Umwelt und Gesundheit<br />
Schule und<br />
Ausbildung<br />
Grußwort 4<br />
von Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel<br />
Lebendige Gewässer 6<br />
Die Europäische<br />
Wasserrahmenrichtlinie<br />
Keine Kompromisse 8<br />
Gefährliche Chemikalien<br />
im Wasser der Ruhr<br />
Mehr Natur 12<br />
Erste Naturschutzkonferenz<br />
im Regierungsbezirk<br />
Energie 14<br />
Grünes Licht für<br />
Kraftwerk-Projekte<br />
Grün, Gelb, Rot 16<br />
Luftreinhalteplan<br />
Östliches Ruhrgebiet<br />
Nächtliche Tabuzone 18<br />
LKW-Nachtfahrverbot<br />
auf der B1<br />
16.000 Mädchen 20<br />
Girls‘Day 2008 im<br />
Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong><br />
Aufwärts 22<br />
Gemeinsamer Einsatz<br />
für die Schulen<br />
Gesamterziehungspatenschaft 24<br />
Planung und Wirtschaft<br />
Manege frei 26<br />
Zirkuspädagogische Arbeit<br />
Sehnsüchtig erwartet 28<br />
Lehrer- und Lehrerinnen-<br />
einstellung 2008<br />
Stolz wie Oscar 30<br />
280 Flachbildschirme<br />
für Grundschulen<br />
Zukunft: Ganztag 32<br />
Das 1.000-Schulen-Programm<br />
„Mehr gibt‘s nicht“ 34<br />
Bürger machen mobil<br />
Sicherheit geht vor 36<br />
Die Arbeitsschützer der Bezirks-<br />
regierung bei der Arbeit<br />
Zukunft gestalten 40<br />
Regionalplanung im<br />
Raum Südwestfalen<br />
Renaissance 42<br />
Fachdialog über den<br />
neuen Einzelhandelserlass<br />
Lebensadern 44<br />
Straßenbauprojekte<br />
im Regierungsbezirk<br />
Erledigt 46<br />
Sturm „Kyrill“ ist aufgearbeitet<br />
Themen, Menschen, Begegnungen 50<br />
Eine Bilderreise durch das Jahr 2008<br />
1
Förderung<br />
und Soziales<br />
2<br />
Bergbau und Energie<br />
Internes<br />
Glücksbringer 54<br />
Schornsteinfeger zu Gast<br />
beim Regierungspräsidenten<br />
Kraftstoffe 56<br />
Gewinnung von Kohle und Erdgas<br />
Am Abgrund 58<br />
Das Loch in der Overather Wiese<br />
und Schicht am Schacht<br />
Ausgezeichnet 60<br />
Ehrungen für den<br />
freiwilligen Einsatz<br />
Asylbewerber 62<br />
Im Zweifel für ein Bleiberecht<br />
Städtebau und mehr 64<br />
Lotse durch die Förderlandschaft<br />
Schieflagen 66<br />
Haushalte der Städte<br />
Dortmund und Hagen<br />
Aufgaben verlagern 68<br />
Kompetenzzentrum Unna-Massen<br />
Mehr Chancen 70<br />
Den Nachwuchs fördern<br />
Letzte Ausfahrt Körbecke 72<br />
RP bereist den Regierungsbezirk<br />
Abschied 74<br />
Heiko M. Kosow –<br />
Der Traum eines Nicht-Träumers<br />
Willkommen 78<br />
Karola Geiß-Netthöfel –<br />
Die offene Ansprache einer<br />
Regierungsvizepräsidentin<br />
Vertrauenssache 80<br />
Bärbel Krieger –<br />
Die rechte Hand der<br />
Regierungspräsidenten<br />
Leistungsstark 82<br />
und leistungsbereit<br />
Neuer Frauenförderplan<br />
in Kraft
Impressum<br />
Jahresbericht 2008<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
Herausgeber<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
Seibertzstraße 1<br />
59821 <strong>Arnsberg</strong><br />
www.bra.nrw.de<br />
Herstellung<br />
Druckerei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
Druck<br />
Druckerei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>
Grußwort<br />
Als ich gegen Ende des Jahres 2007 gefragt<br />
wurde, welche Herausforderungen aus meiner<br />
Sicht im Jahre 2008 auf die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> zukommen würden, habe ich unter<br />
anderem geantwortet: Es gelte, wichtige Probleme<br />
zu lösen, wichtige Entscheidungen zu<br />
treffen. Schon damals war mir klar, dass man<br />
sich damit nicht in allen Fällen zwangsläufig<br />
Freunde macht. Schaue ich heute auf das vergangene<br />
Jahr zurück, war meine Vermutung gar<br />
nicht so falsch. Dieser Jahresbericht gibt einen<br />
kleinen und hoffentlich „unterhaltsamen“ Einblick<br />
in den Arbeitsalltag der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
– und dokumentiert darüber hinaus die eine<br />
oder andere Stelle, an der es „gekracht“ hat.<br />
Für mich haben chemische Abfallstoffe in der<br />
Umwelt, im Wasser und erst recht im Trinkwasser<br />
nichts zu suchen! Und deshalb war es<br />
unverzichtbar, im April des letzten Jahres die<br />
Einleitung von „Tosu“ in die Ruhr zu stoppen.<br />
Bei allen Auseinandersetzungen, die sich in<br />
diesem Zusammenhang ergeben haben, bleibt<br />
für mich nur eine Erkenntnis: Wir haben mit<br />
unserem strikten Vorgehen einen Paradigmenwechsel<br />
eingeläutet, der weit über die Grenzen<br />
des Regierungsbezirks hinaus wahrgenommen<br />
wurde und wird. Dafür stehen beispielhaft die<br />
Aussagen, die der Vorsitzende der Trinkwasserkommission<br />
des Bundes, Prof. Dr. Martin Exner,<br />
bei seinem Besuch in <strong>Arnsberg</strong> formuliert hat.<br />
Die zweite Groß-„Baustelle“ des letzten Jahres:<br />
die Sorgen um die Gemeindefinanzen.<br />
Eine nachhaltige Finanzpolitik der Kommunen<br />
und Kreise, die dafür Sorge trägt, dass unsere<br />
Kinder und Enkel nicht auf Schulden sitzen, die<br />
ihnen jeden Gestaltungsspielraum nehmen,<br />
ist das Gebot der finanzpolitischen Stunde.<br />
Die Debatten mit den Städten Dortmund und<br />
Hagen über die Risiken (Dortmund) und die<br />
Sanierungsmöglichkeiten (Hagen) der Haushalte<br />
steht stellvertretend für eine Aufgabe,<br />
die in den nächsten Jahren noch dringender<br />
wird. Dies sage ich auch an dieser Stelle: Die<br />
meisten Kommunen sind derzeit dabei, ihre<br />
finanzielle Substanz „aufzufressen“. Die Kommunalaufsicht<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> wird sich<br />
deshalb vehement einmischen müssen.<br />
Ich mache hier einen Punkt – sonst müssen<br />
Sie den Jahresbericht 2008 ja gar nicht mehr<br />
lesen. Und das wäre schade – ob seiner Vielfalt,<br />
seiner Geschichten, seiner Bilder.<br />
Ich freue mich über Ihr Interesse. Und bin<br />
schon gespannt auf die Bilanz für 2009…<br />
Ihr<br />
Helmut Diegel
Lebendige<br />
Gewässer<br />
6<br />
Die Europäische<br />
Wasserrahmenrichtlinie
Großes Projekt, enger Zeitrahmen: Die Europäische<br />
Wasserrahmenrichtlinie hat das Ziel, die Gewässer in einen<br />
„guten ökologischen Zustand“ zu bringen. Bis 2015 muss<br />
die Richtlinie in allen Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union umgesetzt sein. Auf dem Weg dorthin haben die<br />
Städte und Gemeinden im Regierungsbezirk im Jahr 2008<br />
viele Maßnahmen realisiert. Der Rückbau von Wehren gehörte<br />
ebenso dazu wie der Bau von Fischtreppen. Neben<br />
der Verbesserung der Gewässerqualität stehen auch der<br />
Hochwasserschutz oder die Steigerung der Artenvielfalt<br />
in den renaturierten Gewässerabschnitten im Fokus der<br />
Anstrengungen.<br />
Im Jahr 2008 hat die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> insgesamt<br />
9 Maßnahmen gefördert und dafür Zuwendungen in Höhe<br />
von 8,8 Millionen Euro bewilligt. Der fi nanzielle Rahmen der<br />
geförderten Projekte bewegte sich zwischen 12.500 Euro<br />
und 1,2 Millionen Euro.<br />
Ein weiteres Instrument für die Umsetzung der Richtlinie<br />
sind die „Runden Tische“, an denen in den Kommunen die<br />
so genannten „Bewirtschaftungspläne“ für die einzelnen<br />
Flussgebiete in Nordrhein-Westfalen erarbeitet werden. In<br />
ihnen sind die Maßnahmen enthalten, die zu einer nachhaltigen<br />
Verbesserung der Gewässer beitragen sollen. Die<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> ist für 16 Planungseinheiten<br />
verantwortlich. Zwischen Januar und Juni 2008 sind<br />
8 „Runde Tische“ organisiert worden, an denen zwischen<br />
25 und 65 Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten<br />
Institutionen teilgenommen haben.<br />
Lebendige Gewässer ohne störende Bauwerke<br />
sind das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie<br />
7
8<br />
Keine Kompromisse<br />
Gefährliche Chemikalien im Wasser der Ruhr
Großes Medieninteresse – Die Pressekonferenz rund um den Fall „Perstorp“<br />
Demonstration vor der <strong>Bezirksregierung</strong> – Mitarbeiter der Firma Perstorp kämpfen für ihr<br />
Werk und die Wiederaufnahme der Produktion<br />
Der Name: nahezu unaussprechlich. Tetraoxa-<br />
spiro(5.5)-undecan. Seit dem 11. April 2008<br />
macht die Chemikalie dennoch Schlagzeilen.<br />
Als „Tosu“...<br />
Messungen an sechs Wasserwerken an der<br />
Ruhr im März ließen bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> die Alarmsirenen heulen: „Tosu“,<br />
ein chemischer Abfallstoff, der bei der Produktion<br />
von Pentaerythrit – ein Grundstoff<br />
für die Herstellung von Lacken und Schmierstoffen<br />
– anfällt, wurde in Konzentrationen<br />
fern des von der Trinkwasserkommission des<br />
Bundesumweltamtes festgesetzten Gesundheitlichen<br />
Orientierungswertes (GOW) von 0,<br />
Mikrogramm pro Liter Wasser gemessen. Vier<br />
Millionen Menschen werden aus der Ruhr mit<br />
Trinkwasser versorgt – sie zu schützen, war und<br />
ist oberste Maxime von Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel.<br />
Am 11. April verfügte die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
deshalb, dass die Firma Perstorp in <strong>Arnsberg</strong><br />
– einziger Einleiter von „Tosu“ in die Ruhr – ab<br />
sofort dafür Sorge zu tragen habe, dass die<br />
Konzentration des chemischen Abfallstoffes<br />
in der Ruhr die Vorgaben der Trinkwasserkommission<br />
auch erfüllt. Eine Verfügung, die einem<br />
Produktionsstopp für Perstorp gleich kam.<br />
Auch wenn das Verwaltungsgericht <strong>Arnsberg</strong><br />
drei Tage später im Eilverfahren (das<br />
Hauptsacheverfahren wird im Frühjahr 2009<br />
entschieden) die sofortige Vollziehung dieser<br />
Verfügung im Sinne der Firma aufhob – das<br />
kompromisslose Handeln der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
(erst seit dem 1. Januar 2008 zuständige<br />
Genehmigungsbehörde) zeigte Wirkung: Hatte<br />
die Firma Perstorp über Jahre immer wieder<br />
erklärt, es gäbe keine technische Möglichkeit<br />
zur Minimierung des Stoffes im Abwasser,<br />
9
war sie nun bereit, eine seit Jahren auf dem<br />
Markt angebotene Umkehrosmoseanlage zu<br />
installieren...<br />
Rückendeckung für diese „<strong>Arnsberg</strong>er Entscheidung“,<br />
für dieses „Signal an die Wirtschaft“<br />
kam wenige Wochen später von Prof.<br />
Dr. Martin Exner, dem Vorsitzenden der Trinkwasserkommission<br />
des Bundesumweltamtes.<br />
Bei einem Besuch bei Helmut Diegel erklärte<br />
er öffentlich, mit dem Vorgehen der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
sei „zum 1. Mal die neue Grundphilosophie“<br />
der Weltgesundheitsorganisation<br />
umgesetzt worden, Abfallstoffe industrieller<br />
Produktion erst gar nicht ins Trinkwasser gelangen<br />
zu lassen. Die Entscheidung der <strong>Arnsberg</strong>er<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> sei „weltweit“ wahrgenommen<br />
worden.<br />
Inzwischen ist eine Versuchs-Umkehrosmoseanlage<br />
in Betrieb, eine große Anlage wird<br />
die Firma im Laufe des Jahres 2009 installieren<br />
– die Werte in der Ruhr liegen inzwischen<br />
unterhalb des GOW. Zur Zufriedenheit von<br />
Helmut Diegel: „Es gibt für mich beim Gesundheitsschutz<br />
keine Kompromisse. Solche Abfallstoffe<br />
dürfen nicht in die Umwelt gelangen,<br />
gehören nicht in Gewässer – und schon gar<br />
nicht ins Trinkwasser.“<br />
Und dieser Satz gilt nicht nur für Perstorp...<br />
Stützte das Vorgehen der Bezirks-<br />
regierung: Prof. Dr. Martin Exner, Vorsitzender<br />
der Trinkwasserkommission des Bundes-<br />
umweltamtes<br />
Wissenswertes<br />
zum Thema „Tosu“<br />
„Tosu“<br />
Abkürzung für Tetraoxaspiro-(5.5)-undecan<br />
– eine chemische Verbindung, die unter anderem<br />
bei der Herstellung von Pentaerythit<br />
entsteht. Pentaerythrit wird bei der Produktion<br />
von Weichmachern und Emulgatoren benötigt.<br />
Die genau Zusammensetzung von „Tosu“ ist<br />
noch unbekannt, ebenso wie die toxologische<br />
Wirkung.<br />
Gesundheitlicher Orientierungswert (GOW)<br />
Der GOW ist ein Vorsorgewert für giftige (oder<br />
vermutlich giftige) und nur teil- oder nicht<br />
bewertbare, trinkwassergängige Stoffe. Seine<br />
Höhe ist so bemessen, dass die Menge des<br />
Stoffes unter einem gesundheitlich duldbaren<br />
Wert gehalten wird. Ein GOW von 0, µg/l dient<br />
als erste Bewertungsbasis.<br />
Umkehrosmoseanlage<br />
Die Umkehrosmose ist ein physikalisches<br />
Verfahren zur Beseitigung von Schadstoffen<br />
aus bsw. Trinkwasser. Es wird hierbei auf den<br />
Einsatz von chemischen Hilfsmitteln gänzlich<br />
verzichtet. Das verschmutzte Wasser wird<br />
durch eine halbdurchlässige Membran gepresst,<br />
deren Poren nur die Wassermoleküle<br />
hindurchlassen.<br />
11
12<br />
Mehr Natur<br />
Erste Naturschutzkonferenz im Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong><br />
Es sollte eine offene Diskussionsrunde sein:<br />
Die 1. Naturschutzkonferenz im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> führte rund 100 Akteure<br />
des behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes<br />
am 8. September im Großen<br />
Sitzungssaal der <strong>Bezirksregierung</strong> zusammen.<br />
Wohin soll die Reise in Zukunft gehen? Diese<br />
Frage stand im Mittelpunkt der rund dreistündigen<br />
Veranstaltung, die WDR-Journalist<br />
Matthias Bongard moderierte. „Naturschutz<br />
ist ein wichtiger Eckpfeiler in unserer schnelllebigen<br />
Welt“, sagte Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel als Gastgeber und Hausherr<br />
der Veranstaltung. „Aus diesem Grund“, so<br />
Diegel weiter, „soll die Naturschutzkonferenz<br />
zu einer festen Einrichtung werden, möglichst<br />
auch in allen anderen Regierungsbezirken.“ Im<br />
Jahr 2009 wird zudem ein Naturschutzpreis<br />
ausgelobt, der herausragende ehrenamtliche<br />
Konzepte prämiert und fi nanziell fördert.<br />
Auch ein „Naturschutzbrief“ ist aus der Veranstaltung<br />
hervorgegangen. Er informiert über<br />
die aktuellen Entwicklungen im Bereich des<br />
Naturschutzes.<br />
Von der 1. Naturschutzkonferenz erhofften<br />
sich alle Akteure eine Signalwirkung. Klaus<br />
Brunsmeier, stellvertretender BUND-Vorsit-<br />
zender, machte in seiner einleitenden Rede<br />
deutlich, „dass der Naturschutz eine staatliche<br />
Aufgabe ist und bleibt“. Mittlerweile hätte<br />
sich der Naturschutz sogar zu einem „weichen<br />
Standortvorteil“ für die Wirtschaft entwickelt.<br />
Wie sich die Kooperation zwischen Verbänden<br />
und Behörden verbessern lässt, verdeutlichte<br />
Professor Klaus Werk von der Fachhochschule<br />
Wiesbaden. Er betonte, dass beide Seiten klare<br />
Ziele vereinbaren müssten. Nur dann lasse sich<br />
auch ein messbarer Erfolg erzielen.<br />
Der Wiesbadener Professor betonte, „dass sich<br />
Nordrhein-Westfalen in Sachen Naturschutz in<br />
den vergangenen 0 Jahren positiv entwickelt<br />
hat“. Dennoch schrieb er den hauptamtlichen<br />
Akteuren ins Stammbuch: „Behörden, die sich<br />
abkapseln, werden den modernen Herausforderungen<br />
nicht gerecht.“ In diesem Sinne<br />
sei eine projektorientierte Zusammenarbeit<br />
wesentlich effektiver: „Der behördliche und<br />
ehrenamtliche Naturschutz sind schließlich<br />
zwei Seiten einer Medaille.“
Klaus Brunsmeier vom BUND<br />
hielt ein Grußwort bei der<br />
1. Naturschutzkonferenz der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
Der behördliche und ehrenamtliche<br />
Naturschutz war das Thema<br />
der Podiumsdiskussion<br />
Professor Klaus Werk: „Behörden,<br />
die sich abkapseln, werden den<br />
modernen Herausforderungen<br />
nicht gerecht“<br />
1
1<br />
Energie<br />
Grünes Licht für<br />
Kraftwerk-Projekte
15 Großkraftwerke gibt es im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong>. Im Jahr 2008 wurden drei Projekte<br />
positiv abgeschlossen. Zu Beginn des Jahres<br />
hat die Evonik Steag GmbH einen Vorbescheid<br />
für einen zusätzlichen Kohlekraftwerkblock in<br />
Herne bekommen.<br />
Am 29. Februar wurde ein zweites Großprojekt<br />
von der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> genehmigt.<br />
Die RWE bekam grünes Licht für den Bau eines<br />
Kohlekraftwerks (Doppelblock) in Hamm-Uentrop.<br />
Den Antrag hatte das Unternehmen am<br />
1 . Februar 2007 bei der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
eingereicht. Insgesamt wird das Kraftwerk<br />
rund zwei Milliarden Euro kosten und eine<br />
Feuerungswärmeleistung von 900 Megawatt<br />
erreichen. Die <strong>Bezirksregierung</strong> konnte das<br />
komplizierte Antragsverfahren in nur einem<br />
Jahr stemmen – in der Regel gehen bis zu drei<br />
Jahre von der Antragstellung bis zur Genehmigung<br />
ins Land. Sowohl Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel als auch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers<br />
zollten dieser Leistung bei der offiziellen<br />
Festveranstaltung ihr Lob.<br />
Gut 1 Monate nach Antragstellung hat die<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> Bau und Betrieb<br />
eines Steinkohlekraftwerkes am Standort<br />
Lünen genehmigt. Regierungspräsident Helmut<br />
Diegel überreichte am 6. Mai in <strong>Arnsberg</strong><br />
einen Vorbescheid nach Bundesimmissionsschutzgesetz<br />
und eine erste Teilgenehmigung<br />
zur Baufeldfreimachung an Vertreter der<br />
Trianel Power-Projektgesellschaft Kohlekraftwerk<br />
mbH & Co. KG.<br />
Trianel hatte am 27. Februar 2007 den Antrag<br />
auf Bau und Betrieb eines Kraftwerksblocks<br />
mit einer elektrischen Nettoleistung von 750<br />
Megawatt gestellt. Der Kraftwerksblock mit<br />
einem Wirkungsgrad von mehr als Prozent<br />
soll im Jahr 2012 den Betrieb aufnehmen, die<br />
ersten Vorarbeiten für den Bau konnten mit<br />
der im Februar erteilten ersten Genehmigung<br />
beginnen. Die Genehmigung zum Bau und<br />
Betrieb des 750-Megawatt-Blocks ist mit einer<br />
Reihe weitergehender Auflagen verbunden.<br />
„Der Regierungsbezirk ist ein Kraftwerksstandort<br />
– und soll dies auch bleiben. Gleichzeitig<br />
muss gelten: An der Modernisierung des Kraftwerkparks<br />
in unserem Land kommt zur Entlastung<br />
der Menschen kein Betreiber vorbei – und<br />
deshalb ist es richtig, wenn die Unternehmen<br />
in Neubauten investieren. Allerdings bleibt eine<br />
Forderung: Ein Wirkungsgrad von Prozent<br />
mag zwar der aktuelle Stand der Technik sein<br />
– ist aber dennoch nicht befriedigend. Zu viel<br />
Energie wird verschleudert. Wir haben als Genehmigungsbehörde<br />
ein hohes Interesse daran,<br />
dass sich in den nächsten Jahren die Effizienz<br />
der zu genehmigenden Projekte deutlich und<br />
nachhaltig erhöht“, so Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel.<br />
15
16<br />
Grün<br />
Gelb<br />
Rot<br />
Luftreinhalteplan<br />
Östliches Ruhrgebiet
Es ist ein Mammutwerk: 22 Seiten dick.<br />
Und seit dem . August 2008 in Kraft: der<br />
Luftreinhalteplan Östliches Ruhrgebiet, den<br />
die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> federführend<br />
erarbeitet hat.<br />
Auch wenn er ein ganzes Bündel sehr unterschiedlicher<br />
Maßnahmen enthält – in der<br />
öffentlichen, sehr kontroversen Debatte spielt<br />
nur ein Teilaspekt die Hauptrolle: die so genannten<br />
„Umweltzonen“, in denen Fahrverbote<br />
für besonders intensive „Stinker“ gelten. Seit<br />
dem 1. Oktober gibt es in zahlreichen Städten<br />
des Ruhrgebietes derartige Fahrverbotszonen,<br />
in die nur Fahrzeuge mit einer Umweltplakette<br />
einfahren dürfen. Zwei davon im Östlichen<br />
Ruhrgebiet: in Bochum und Dortmund.<br />
Hintergrund der Luftreinhaltepläne ist die<br />
Vorgabe der EU an die Staaten (und Bundesländer),<br />
geeignete Maßnahmen gegen die<br />
Feinstaubbelastung zu ergreifen. Ein Verursacher<br />
dieser Belastung: der Autoverkehr.<br />
Während die Industrie und ihre Lobbyisten<br />
vehement gegen jede Form von Fahrverboten<br />
stritten, forderten Umweltverbände (und einzelne<br />
Parteien) flächendeckende, zusammenhängende<br />
Fahrverbotszonen im Ruhrgebiet.<br />
Eine Forderung, die mit Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel nicht zu machen war: Der Luftreinhalteplan<br />
sieht nur dort Fahrverbotszonen<br />
vor, wo die Grenzwerte tatsächlich überschritten<br />
werden. „Ich bin strikt dagegen, die Mobilität<br />
von Menschen einzuschränken, wenn vor ihrer<br />
Haustür keine über den Grenzwerten liegende<br />
Schadstoffbelastung nachzuweisen ist.“<br />
Dass Diegel diese Linie konsequent fährt, ist an<br />
der Brackeler Straße in Dortmund abzulesen.<br />
Dort wurde am 12. Januar eine Fahrverbotszone<br />
eingerichtet, in die nur Autos mit grüner<br />
und gelber Plakette einfahren dürfen. Und auch<br />
wenn diese kleine Fahrverbotszone im Oktober<br />
in der größeren Dortmunder „Umweltzone“<br />
aufging – die schärferen Bestimmungen an<br />
der Brackeler Straße hob Diegel nicht auf. Es<br />
gilt weiter: freie Fahrt nur mit Grün und Gelb.<br />
Und diese Konsequenz zeigt Wirkung. Wurde<br />
der Feinstaubgrenzwert an der Brackeler<br />
Straße in den Jahren 2005, 2006 und 2007<br />
jeweils mehr als 80 Mal überschritten, so war<br />
dies 2008 „nur“ 58 Mal der Fall. Ein Erfolg dank<br />
einer veränderten Wetterlage – und schärferer<br />
Bestimmungen.<br />
Für den Regierungspräsidenten ist allerdings<br />
das nachträgliche „Herumdoktern“ an<br />
Symptomen nicht der Königsweg gegen die<br />
Feinstaubbelastung. Das Credo ist eindeutig:<br />
„Die deutsche Automobilindustrie ist aufgerufen,<br />
Autos zu bauen, die ins 21. Jahrhundert<br />
passen. Autos ,made in Germany’ dürfen<br />
keine Dreckschleudern sein. Wir müssen das<br />
Problem an der Wurzel packen.“<br />
Neben dem „großen“ Luftreinhalteplan Östliches<br />
Ruhrgebiet stellte die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
2008 noch zwei weitere Luftreinhaltepläne<br />
fertig, die Ende des Jahres veröffentlicht wurden:<br />
für Siegen und Hagen. In beiden Städten<br />
wurde auf die Einrichtung von Fahrverbots-<br />
zonen verzichtet.<br />
17
18<br />
Nächtliche Tabuzone<br />
Lkw-Nachtfahrverbot auf der B1<br />
Es war ein Kampf über ein gutes Jahrzehnt und<br />
er tobte bis vor die Schranken der Verwaltungsgerichte:<br />
Seit Mitte der 90er Jahre rang eine<br />
Anwohnerinitiative mit der Stadt Dortmund um<br />
die Einführung eines Lkw-Nachtfahrverbotes<br />
für die B 1 auf Dortmunder Stadtgebiet – am<br />
6. Februar 2008 ordnete Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel dieses Verbot an. Seit dem Tag<br />
gilt für Lkw über 7,5 Tonnen im Durchgangsverkehr:<br />
Die B 1 ist nachts von 22 bis sechs Uhr Tabuzone<br />
– der Weg für die Brummis führt nicht<br />
mehr quer durch Dortmund, sondern über<br />
den Autobahnring um Dortmund herum. Die<br />
Sperrung gilt zwischen den Autobahnkreuzen<br />
Dortmund-West auf der A 0 und dem Autobahnkreuz<br />
Dortmund-Unna auf der A .<br />
Um die angrenzenden Gemeinden durch dieses<br />
Verbot nicht zu belasten (Stichwort: Schleichverkehre),<br />
wurde mit Unna, Schwerte, Holzwi-<br />
ckede sowie dem Kreis Unna verabredet, dass<br />
in den Gemeinden einzelne Straßen nachts für<br />
Lkw über 7,5 Tonnen gesperrt werden. „Es darf<br />
natürlich nicht sein“, so Helmut Diegel, „dass<br />
wir den Dortmunder Bürgern Entlastung bringen,<br />
aber den Menschen in den Nachbargemeinden<br />
dadurch die Nachtruhe rauben. Dass<br />
sich der Landrat und die Bürgermeister der drei<br />
Gemeinden dabei unseren Anregungen angeschlossen<br />
haben, stimmt mich zufrieden.“<br />
Sporadische Kontrollen der Dortmunder Polizei<br />
haben im Laufe des Jahres 2008 ergeben:<br />
Der überragende Teil der Brummi-Fahrer hält<br />
sich an das Verbot. Die Nacht an der B1 ist ein<br />
wenig ruhiger geworden...
16.000 Mädchen<br />
Girls‘ Day 2008 im Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong><br />
Langsam schob sich der Minibagger über den<br />
Betriebshof der Firma Hering in Burbach-Holzhausen.<br />
Den Steuerknüppel bediente nicht<br />
etwa ein Mitarbeiter des mittelständischen<br />
Bauunternehmens, sondern ein Gast. Der kam<br />
aus <strong>Arnsberg</strong> und hieß Helmut Diegel. Der Regierungspräsident<br />
hat die Schirmherrschaft<br />
über den Girls’Day übernommen, der immer<br />
am vierten Donnerstag im April stattfindet.<br />
Die Firma Hering gab an diesem 2 . April<br />
2008 insgesamt 2 Mädchen die Möglichkeit,<br />
in technische Berufe zu schnuppern. Ziel des<br />
Mädchenzukunftstages ist es nämlich, gerade<br />
für diese Bereiche das Interesse der Mädchen<br />
zu wecken. „Noch immer wählen Mädchen aus<br />
gerade einmal zehn Berufen ihren zukünftigen<br />
Ausbildungsplatz. Dabei gibt es rund 00<br />
Möglichkeiten“, so Diegel.<br />
Bis in den Nachmittag hinein schauten die<br />
Mädchen hinter die Kulissen eines mittelständischen<br />
Bauunternehmens. Doch nur wer die<br />
Schutzkleidung, bestehend aus Overall, Brille,<br />
Helm und Sicherheitsschuhen, angelegt hatte,<br />
durfte an die Werkbank; doch dann stand dem<br />
selbstständigen Betonieren, Fräsen, Schalen<br />
und Bohren nichts mehr im Wege.<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel machte<br />
sich ein Bild vom Mädchen-Zukunftstag bei<br />
der Firma Hering in Burbach<br />
Knapp 16.000 Schülerinnen aus 5 5 Schulen<br />
des Regierungsbezirks <strong>Arnsberg</strong> haben am<br />
Girls’Day 2008 teilgenommen. Gegenüber<br />
2007 ist das eine Steigerung von 2,5 Prozent.<br />
Damals hatten 1 . 65 Mädchen die Angebote<br />
wahrgenommen. Die innovativsten Konzepte<br />
wurden im Jahr 2008 gleich zweimal ausgezeichnet.<br />
Für ihren besonderen Einsatz würdigte<br />
der damalige Regierungsvizepräsident<br />
Heiko Michael Kosow im Januar 28 Mädchen<br />
aus dreizehn Schulen. Im Dezember lobte<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel dann<br />
gemeinsam mit Firmenchefin Annette Hering<br />
die vierzehn innovativsten Girls’Day-Konzepte:<br />
„Wir wollen Danke sagen für ein Engagement,<br />
das nicht selbstverständlich ist“, so Diegel.<br />
Welche Kriterien mussten die Schulen erfüllen:<br />
Eine hohe Teilnehmerinnenzahl quer durch<br />
alle Jahrgangsstufen sprach ebenso für einen<br />
Preis, wie die Einbindung des Girls’Day in ein<br />
Konzept der Berufswahlorientierung. Auch wer<br />
eine Alternative für die Jungen bieten konnte<br />
oder aber Kooperationen mit Betrieben, Fachhochschulen<br />
oder Universitäten vor Ort einging,<br />
konnte mit einer Auszeichnung rechnen.<br />
21
Aufwärts<br />
Gemeinsamer Einsatz für die Schulen<br />
22
Im Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong> ist der<br />
Bereich der Schulpsychologie neu geordnet<br />
worden. RP Helmut Diegel begrüßte an<br />
der Seibertzstraße das Team der neuen<br />
Schulpsychologen<br />
Was hat die Schullandschaft im Jahr 2008<br />
aus Sicht der <strong>Bezirksregierung</strong> geprägt? Die<br />
Bereiche der Schulpsychologie und der Schulsozialarbeit<br />
sind neu organisiert oder durch<br />
„gemeinsames Handeln“ aufs Neue bestärkt<br />
worden. Ein weiterer Punkt ist der Ausbau der<br />
individuellen Förderung durch das gleichnamige<br />
Gütesiegel.<br />
Schulpsychologen<br />
Im Jahr 2008 haben die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> den<br />
Bereich der Schulpsychologie völlig neu geordnet.<br />
Sie sind es auch, die als erste <strong>Bezirksregierung</strong><br />
in NRW mit einem neuen Modell an den<br />
Start gehen: Hierbei sind Kooperationsmodelle<br />
mit den Kreisen und kreisfreien Städten<br />
entstanden; mit dem Ergebnis, dass auch der<br />
Anteil der kommunalen Stellen deutlich aufgestockt<br />
wurde. Durch die neuen Stellen und die<br />
veränderte Struktur hat sich eine flächendeckende<br />
Versorgung herausgebildet. Bisher war<br />
der Arbeitsbereich einiger Schulpsychologen<br />
auf eine Gesamtschule begrenzt. „Nun haben<br />
die Kolleginnen und Kollegen einen größeren<br />
Aktionsradius“, freute sich Helmut Diegel.<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel begrüßte<br />
am 15. September die neuen Schulpsycholo-<br />
ginnen und -psychologen im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong>. Insgesamt sind in Nordrhein-West-<br />
falen 50 neue Landesstellen geschaffen<br />
worden; zehn davon im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong>. Im Rahmen der Verhandlungen<br />
haben sich zudem die Kommunen im Regierungsbezirk<br />
bereit erklärt, weitere acht Stellen<br />
einzurichten. In diesem Zusammenhang sind<br />
in den Städten Bochum und Dortmund und im<br />
Kreis Unna eine Schulberatungsstelle entstanden.<br />
Bis auf die Stadt Herne, wo die Verhandlungen<br />
kurz vor dem Abschluss stehen, haben<br />
damit seit dem 1. Oktober 2008 alle Kreise<br />
und kreisfreien Städte im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> ein schulpsychologisches Angebot<br />
im Programm.<br />
Der Bereich der Schulpsychologie hat sich in<br />
den vergangenen Jahren grundlegend verändert.<br />
Stand vor 15 Jahren die Hilfe im Einzelfall<br />
im Mittelpunkt der Arbeit, gilt es heute die<br />
Schule als Ganzes zu betreuen. „Ein großer Teil<br />
der Arbeitszeit fließt in die Lehrerfortbildung<br />
bis hin zur Supervision und zum Coaching<br />
der Schulleitungen“, so Thomas Gödde, der<br />
den Prozess in der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
koordiniert. Durch die neu geschaffenen Stellen<br />
besteht nun auch die Möglichkeit, dass<br />
in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt<br />
ein Schulpsychologe als Ansprechpartner im<br />
Bereich Krisenintervention für die Schulen<br />
greifbar ist.<br />
2
2<br />
Gesamterziehungs-<br />
partnerschaft<br />
In einem ähnlichen Umfeld ist auch die<br />
Schulsozialarbeit aktiv. „Benachteiligte und<br />
belastete Kinder sind heute in jeder Schule<br />
und Einrichtung des Regierungsbezirks zu<br />
finden“, so Regierungspräsident Helmut<br />
Diegel auf dem Tag der Schulsozialarbeit am<br />
21. Oktober in Belecke. Der Tag stand unter<br />
dem Motto „Gemeinsam handeln“. Dahinter<br />
steht folgender Ansatz: Die traditionelle Trennung<br />
in Erziehung (Eltern), Betreuung (Kindergarten)<br />
und Bildung (Schule) ist nicht länger<br />
zeitgemäß; stattdessen ist eine so genannte<br />
Gesamterziehungspartnerschaft notwendig.<br />
„Und die Schulsozialpädagogen stehen an den<br />
Schnittstellen und Gelenken des Systems“,<br />
unterstrich Helmut Diegel. Der gebundene<br />
Ganztag im Rahmen der „Qualitätsoffensive<br />
Hauptschule“ liefert die zentrale Ressource,<br />
um unter schwierigen Rahmenbedingungen<br />
Erziehung und Bildung zu vermitteln – nämlich<br />
Zeit. Zeit für Zuwendung, Zeit für Gespräche<br />
und für die Aufarbeitung von Problemen und<br />
Defiziten.<br />
Bilder links<br />
Oben: Der 9. Weiterbildungstag Ruhr-Lippe<br />
stand im Oktober in der VHS Lippstadt auf<br />
dem Programm<br />
Unten: Vortrag von Coolness-Trainer Jürgen<br />
Berger beim Tag der Schulsozialarbeit in<br />
Belecke
Der Faktor „Zeit“ ist auch ein wichtiger Baustein,<br />
wenn es um die individuelle Förderung<br />
jedes einzelnen Schülers geht. Aus diesem<br />
Grund kamen Vertreterinnen und Vertreter der<br />
mit dem Gütesiegel „Individuelle Förderung“<br />
ausgezeichneten Schulen am 10. September<br />
zur 1. Regionaltagung im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> zusammen. Ort des Zusammentreffens<br />
war die Fachhochschule Südwestfalen in<br />
Iserlohn. Um Schulen auf dem Weg der individuellen<br />
Förderung zu ermutigen, hat die Landesregierung<br />
im Jahr 2006 das Gütesiegel ins<br />
Leben gerufen. Im Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong><br />
sind bisher 6 Schulen ausgezeichnet worden.<br />
Darunter sind 16 Grundschulen, 1 Gymnasien,<br />
sechs Gesamtschulen, fünf Berufskollegs,<br />
vier Hauptschulen und jeweils eine Real- und<br />
Förderschule. Landesweit haben bisher 18<br />
Schulen die Auszeichnung erhalten.<br />
Bewerbungen für das Gütesiegel sind im Laufe<br />
jedes Schuljahres im Online-Verfahren möglich.<br />
Bewerbungsschluss ist jeweils der 15. April<br />
bzw. der 15. Oktober. Wer das Gütesiegel bekommt,<br />
darf es zunächst für drei Jahre tragen.<br />
Danach muss sich jede Schule erneut um die<br />
Auszeichnung bewerben. Eine Jury, bestehend<br />
aus Vertretern des Schulministeriums und der<br />
„Stiftung Partner für Schule NRW“, überprüft<br />
dann den Stand der Bemühungen rund um die<br />
individuelle Förderung.<br />
Bilder rechts<br />
Oben: Rede von LMR Wolfgang Koch, Ministerium<br />
für Schule und Weiterbildung NRW,<br />
anlässlich des 1. Regionaltagung aller mit dem<br />
Gütesiegel „Individuelle Förderung“ ausgezeichneten<br />
Schulen<br />
Unten: Auf dem Markt der Möglichkeiten wurden<br />
Konzepte vorgestellt und ausgetauscht<br />
Gütesiegel<br />
„Individuelle Förderung“<br />
25
Manege frei<br />
Zirkuspädagogische Arbeit beim Zirkus Sperlich<br />
Manege frei für die zirkuspädagogische Arbeit<br />
beim Zirkus Sperlich hieß es am Samstag,<br />
25. Oktober 2008, auf dem Gelände der<br />
Melanchthon-Hauptschule in Herne, wo der<br />
Zirkus im Rahmen der 100-Jahr-Feier der<br />
Schule seine Zelte aufgeschlagen hatte. Der<br />
Familienzirkus Sperlich hat sich im Laufe der<br />
Jahre eine zusätzliche Aufgabe erarbeitet: die<br />
pädagogische Zusammenarbeit mit Schulen,<br />
die mit der Zertifizierung durch die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> erstmals anerkannt wurde.<br />
Schon lange gibt es Projekte, bei denen ein<br />
Zirkus und eine Schule die sportlich-motorischen<br />
und sozialen Möglichkeiten, die die<br />
Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen<br />
in die Zirkusarbeit bietet, für die pädagogische<br />
Arbeit nutzen. Denn: Zirkusluft zu schnuppern,<br />
eine ungewohnte Atmosphäre mit Tieren,<br />
Akrobaten, Musik und Spaß kennen zu lernen,<br />
ist für viele Kinder und Jugendliche eine faszinierende<br />
und positive Erfahrung.<br />
26<br />
Für Regierungspräsident Helmut Diegel sind<br />
die positiven Effekte für die Schülerinnen und<br />
Schüler bei einem derartigen Zirkusprojekt<br />
von großer Bedeutung. Hier lernen Kinder<br />
über Sprach- und Herkunftsgrenzen hinweg,<br />
miteinander etwas auf die Beine zu stellen,<br />
sich aufeinander zu verlassen. Dass die Melanchthon-Hauptschule<br />
quasi als Krönung<br />
ihrer 100-Jahr-Feiern den Zirkus „eingeladen“<br />
hat, ist für Helmut Diegel eine tolle Sache. Die<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> hat es sich zum<br />
Ziel gemacht, ein Konzept zu entwickeln, das<br />
eine Zertifizierung von Zirkussen ermöglicht,<br />
die Grundstandards bei dieser wertvollen<br />
pädagogischen Arbeit erfüllen und die die projektbezogene<br />
Zusammenarbeit mit Schulen<br />
zu ihrer Aufgabe machen. Dieses Gütesiegel<br />
ist für Schulen, die an einer Zusammenarbeit<br />
mit dem Zirkus interessiert sind, eine wichtige<br />
Orientierungshilfe, wenn sie ein solches zirkuspädagogisches<br />
Projekt starten möchten. Ein<br />
Zirkus kann seinerseits mit diesem Gütesiegel<br />
seine wertvolle pädagogische Arbeit belegen.
Einmalig im Regierungsbezirk:<br />
Ein Zirkus wird für sein pädagogisches Konzept ausgezeichnet<br />
27
28<br />
Sehnsüchtig erwartet<br />
Lehrer- und Lehrerinneneinstellungen 2008<br />
Die Aushändigung der Einstellungsurkunden<br />
und -verträge an die neuen<br />
Lehrerinnen und Lehrer ist mittlerweile<br />
zu einer festen Größe geworden. Auch<br />
im Jahr 2008 sind Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel und Schulabteilungsleiter<br />
Christian Salomon kreuz und quer durch<br />
den Bezirk gereist, um den Lehrernachwuchs<br />
persönlich zu begrüßen und ihm<br />
viel Erfolg zu wünschen. Im Verlauf des<br />
Jahres 2008 traten über 1000 Lehrerinnen<br />
und Lehrer ihren Dienst an einer<br />
Schule im Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong> an.<br />
„Wir haben sehnsüchtig auf Sie gewartet“,<br />
so Regierungspräsident Helmut Diegel.<br />
„Und ich freue mich, Sie bereits vor Ihrem<br />
ersten Unterrichtstag persönlich zu treffen.<br />
Als vierfacher Familienvater weiß ich,<br />
wie wichtig gut ausgebildete Lehrerinnen<br />
und Lehrer für die Zukunft unserer Kinder<br />
sind“, betonte der Chef der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> bei allen Terminen<br />
ausdrücklich.<br />
Die Anforderungen an den Lehrberuf haben<br />
deutlich zugenommen. Mehr Selbstständigkeit<br />
und die Möglichkeit einer<br />
gezielten Qualitätsentwicklung bieten den<br />
Schulen neue Chancen. Zwischen all den<br />
Neuerungen in der Schullandschaft stachen<br />
zwei Bereiche besonders hervor. Da<br />
ist zum Beispiel das neue Instrument der<br />
Kopfnoten. Hierzu Diegel: „Eine gute Allgemeinbildung<br />
ist das Eine, in der Arbeitswelt<br />
zählt jedoch auch die soziale Kompetenz.<br />
Nur so können junge Menschen ihren weiteren<br />
Bildungs- und Berufsweg erfolgreich<br />
bestreiten“. Eltern und Schüler bräuchten<br />
hierüber verständliche Rückmeldungen.<br />
„Auch wenn die Noten mal nicht so gut<br />
sein sollten: Mit Verantwortungsbereitschaft,<br />
einem angemessenen Konfliktverhalten<br />
und guter Kooperationsfähigkeit<br />
kann jeder Schüler bei einem potentiellen<br />
Arbeitgeber punkten“, führte Diegel weiter<br />
aus.<br />
Ein zweiter Punkt ist die Stärkung der<br />
Hauptschulen. Im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> sind mit Beginn des Schuljahres<br />
2008/2009 insgesamt 1 neue Hauptschulen<br />
in den „erweiterten“ Ganztag<br />
gestartet. Im Haushalt für 2008 wurden<br />
hierfür zusätzliche Mittel eingestellt, um<br />
alle Anträge von Hauptschulen auf Umwandlung<br />
in Ganztagshauptschulen zu genehmigen.<br />
„Somit steht dem Lehrpersonal<br />
und der Schülerschaft noch mehr Zeit für<br />
gezielten Förderunterricht, sportliche und<br />
musikalische Angebote und zur Berufsorientierung<br />
zur Verfügung“, betonte der<br />
<strong>Arnsberg</strong>er Behördenchef.
Es gibt Termine im Jahreskalender eines Regierungspräsidenten,<br />
die sind anders als andere.<br />
Dieser etwa – am 2 . April 2008. Mit einem Kofferraum<br />
voller Flachbildschirme machte sich Helmut<br />
Diegel an jenem Tag auf den Weg nach Meschede-<br />
Berge, zur dortigen Grundschule. Und „stolz wie<br />
Oscar“ schleppten 29 Mädchen und Jungen ihr „Geschenk“<br />
vom Dienstfahrzeug ins Klassenzimmer.<br />
0<br />
Stolz<br />
wie Oscar<br />
280 Flachbildschirme für Grundschulen<br />
280 Flachbildschirme, die bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
turnusmäßig ausgetauscht werden und natürlich<br />
voll funktionsfähig sind, wurden im April an insgesamt<br />
21 Förder-, Grund- und Hauptschulen sowie<br />
ein Gymnasium, die Bedarf angemeldet hatten,<br />
verteilt. Fast alle Schulen liegen im Hochsauerlandkreis.<br />
Die Grundschule Berge-Grevenstein<br />
hatte sich Helmut Diegel deshalb ganz bewusst
ausgesucht, weil er die pädagogische Arbeit von<br />
Schulleiter Friedhelm Baumhöfer und dessen<br />
Lehrerteam ausdrücklich belobigen wollte. Was<br />
Baumhöfer und seinen fünf Lehrer-Kollegen an der<br />
„Agenda-Schule“ ganz wichtig ist: die Kinder mit<br />
viel Begeisterung für den schonenden Umgang<br />
mit der Umwelt zu begeistern. Die Schule sammelt<br />
Aluminium, selbstverständlich auch Papier – und<br />
auf dem Dach der Schule sorgt eine Solaranlage für<br />
saubere Energie. Für die Schüler hatte der Besuch<br />
des Regierungspräsidenten noch einen weiteren<br />
positiven Aspekt: Weil sie ihrem Gast das „Agenda-<br />
Lied“ mit so viel Begeisterung vortrugen, sprach<br />
Friedhelm Baumhöfer den Zaubersatz - „heute<br />
gibt es keine Hausaufgaben“. Und ein Jubelsturm<br />
brach los…<br />
1
Zukunft: Ganztag<br />
Das 1.000-Schulen-Programm<br />
Die „Ganztagsoffensive“ der Landesregierung<br />
stand am 27. Mai im Mittelpunkt einer Infoveranstaltung<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>. Was<br />
in Grund- und Hauptschulen schon längst zum<br />
Alltag gehört, soll im Jahr 2009 und 2010 auf<br />
die Realschulen und Gymnasien ausgeweitet<br />
werden: Ab dem 1. August 2009 werden in<br />
einer ersten Runde 108 Schulen in Nordrhein-<br />
Westfalen (5 Realschulen und 5 Gymnasien)<br />
den gebundenen Ganztag anbieten, d.h., in jedem<br />
der 5 Kreise und kreisfreien Städte des<br />
Landes wird es ein Ganztagsgymnasium und<br />
eine Ganztagsrealschule geben. Im Jahr 2010<br />
soll sich die Zahl verdoppeln. Über die Antragsformalitäten<br />
informierte Dr. Norbert Reichel aus<br />
dem Ministerium für Schule und Weiterbildung<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen. Zuvor begrüßte<br />
Hauptdezernent Günther Wichelmann<br />
von der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> rund 100<br />
Vertreterinnen und Vertreter der öffentlichen<br />
und privaten Schulträger aus dem Regierungsbezirk<br />
im Großen Sitzungssaal.<br />
„Der Ausbau von gebundenen Ganztagsgymnasien<br />
und -realschulen bedeutet allerdings<br />
auch, dass ein Halbtagsangebot in erreichbarer<br />
Entfernung bestehen bleiben soll“, so Reichel.<br />
Kein Kind, das an einer Halbtagsschule angemeldet<br />
wurde, fände sich durch den Ausbau ab<br />
Klasse 5 unverhofft im Ganztag wieder.<br />
Darüber hinaus hat die Landesregierung<br />
ein Investitionsprogramm über 100 Millionen<br />
Euro aufgelegt. Ziel ist der Ausbau<br />
der Ganztags- und Übermittagsbetreuung<br />
(„1.000 Schulen Programm“). Aus diesem<br />
Topf kann jeder Schulträger bis zu<br />
100.000 Euro beantragen, um z.B. eine Mensa<br />
oder einen zusätzlichen Aufenthaltsraum zu<br />
bauen. Voraussetzung: Die Kommune steuert<br />
denselben Betrag bei. „Die Pause zwischen<br />
der sechsten und siebten Stunde muss mindestens<br />
60 Minuten betragen“, erläuterte<br />
Dr. Norbert Reichel. Aus diesem Grund seien<br />
Umbauten unumgänglich.<br />
Daneben gibt es noch für die Übermittagsbetreuung<br />
in allen Halbtagsschulen der Sekundarstufe<br />
I das Programm „Geld oder Stelle“,<br />
d.h., alle Halbtagsschulen können entweder<br />
25.000 Euro pro Schuljahr zur Beschäftigung<br />
von Nicht-Lehrkräften oder wahlweise eine<br />
halbe Lehrerstelle beantragen. Unter die<br />
pädagogische Übermittagsbetreuung fallen<br />
z.B. die Aufsicht in der Mittagspause oder die<br />
Hausaufgabenhilfe.
„Mehr gibt‘s nicht“<br />
Bürger machen mobil<br />
Ein Großteil der Bürger der Gemeinde Alpen am<br />
Niederrhein wehrte sich im Jahr 2008 gegen<br />
den geplanten Sand- und Kiesabbau vor ihrer<br />
Haustür. Die Firma Kölbl Heidelberger Sand<br />
und Kies GmbH hat bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> als Bergbaubehörde des Landes<br />
NRW im November 2007 einen Antrag auf<br />
Zulassung eines Rahmenbetriebsplanes für<br />
den Tagebau „Bönninghardt“ am Rande von<br />
Alpen gestellt. Bürger aus Alpen machten sich<br />
am 18. August mit dem Bus auf den Weg nach<br />
<strong>Arnsberg</strong>, um Regierungspräsident Helmut<br />
Diegel mehrere tausend Protestunterschriften<br />
zu überreichen.
Im Großen Sitzungssaal übergaben Politiker<br />
aller Fraktionen, darunter Günter Helbig (CDU),<br />
Peter Nienhaus (Bündnis 90/Die Grünen),<br />
Viktor Illenseer (SPD), Franz Werner (FDP) und<br />
der Vorsitzende des Fördervereins Brauchtum<br />
und Geschichte Bönninghardt, Friedhelm Rosin,<br />
als Zeichen ihres Protests eine Unterschriftenliste<br />
und ein mit Kies gefülltes Glas mit der<br />
Aufschrift „Mehr gibt’s nicht“.<br />
Der geplante Tagebau befindet sich ca.<br />
1, Kilometer westlich der Gemeinde Alpen<br />
und grenzt nördlich im Ortsteil Bönninghardt<br />
an ein Wohngebiet. Die Abbautiefe des<br />
Tagebaus soll rund 21 Meter betragen. Das<br />
Unternehmen plant innerhalb von 22 Jahren ca.<br />
8 Millionen Kubikmeter Quarzkiese und -sande<br />
abzubauen. Zwischen dem 28. August und dem<br />
19. September lagen die Planungsunterlagen<br />
in der Gemeinde Alpen aus; und bis zum<br />
17. Oktober konnten Einwände und Anregungen<br />
bei der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> eingebracht<br />
werden. Die Bedenken der Bürgerinnen und<br />
Bürger, insgesamt 122, werden zurzeit ausgewertet.<br />
Einen Termin für die nun anstehende<br />
Erörterung gibt es noch nicht.<br />
5
6<br />
Sicherheit<br />
geht vor!<br />
Die Arbeitsschützer der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> bei der Arbeit<br />
Galvanikbäder<br />
Wenn sich Unfälle in Betrieben ereignen oder<br />
mangelhafte Produkte im Handel auftauchen,<br />
sind die Arbeitsschützer der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> vor Ort. Zwischen Mai und Oktober<br />
kontrollierten die Kolleginnen und Kollegen<br />
z.B. rund 80 galvanische Betriebe im Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong>. In der Vergangenheit<br />
waren Beschäftigte des Öfteren in heiße Bäder<br />
gestürzt; ein Unfall endete tödlich. „Stürze treten<br />
gerade bei solchen Arbeiten auf, die nicht<br />
den ‚Normalbetrieb’ darstellen wie etwa bei<br />
Störungen sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten<br />
an Anlagen über den offenen Bädern“,<br />
so Projektleiterin Dorothee Ludwig von der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong>.<br />
In allen Betrieben wurden Sicherheitsmängel<br />
beim Umgang mit Gefahrstoffen festgestellt.<br />
„Nur 50 Prozent der Betriebe hatten die Gefahr<br />
eines möglichen Absturzes in gefährliche<br />
Bäder erkannt und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen<br />
getroffen. Doch gerade hier ist<br />
die Verantwortung des Arbeitgebers gefordert.
Wenn keine klaren Regelungen vorhanden sind,<br />
kann es schnell zu gefährlichen Situationen<br />
kommen“, so Dorothee Ludwig. Die Mehrzahl<br />
der überprüften Galvanik-Betriebe musste von<br />
den Experten über notwendige Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
informiert und darüber hinaus<br />
schriftlich aufgefordert werden, vorhandene<br />
Mängel abzustellen.<br />
Gasverbrauchsanlagen<br />
Im Dezember waren die Arbeitsschützer der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
auf den Weihnachtsmärkten im<br />
Regierungsbezirk unterwegs, um so genannte<br />
Gasverbrauchsanlagen zu prüfen. Auf Weihnachtsmärkten<br />
kommen Flüssiggasanlagen<br />
zur Beheizung von Verkaufsständen oder zum<br />
Garen und Erwärmen von Speisen zum Einsatz.<br />
Wird die Anlage falsch bedient, kann Gas austreten,<br />
sich am Boden sammeln und unbeabsichtigt<br />
zünden. „Die Bilanz der Kontrollen ist<br />
ernüchternd“, so Projektleiter Burkhard Kulosa.<br />
Insgesamt wurden auf 1 Weihnachtsmärkten<br />
290 Anlagen überprüft. Bei 11 Anlagen stell-<br />
ten die Experten 2 8 Mängel fest; darunter<br />
falsche Druckregler oder fehlende Schlauchbruchsicherungen.<br />
„Trotz unserer Überprü-<br />
fungen in den vergangenen zwei Jahren ist das<br />
Ergebnis insgesamt enttäuschend“, so Kulosa.<br />
„Erfreulich ist lediglich, dass wir keine Anlage<br />
stilllegen mussten. Die betroffenen Betreiber<br />
zeigten sich wenigstens einsichtig und stellten<br />
die Mängel kurzfristig ab.“<br />
Novelty-Feuerzeuge<br />
Auch die Produktsicherheit ist ein wichtiges<br />
Thema: Im Frühjahr nahmen die Arbeits-<br />
schützer z.B. so genannte „Novelty-Feuerzeuge“<br />
unter die Lupe. Sie sind wie eine bunte<br />
Comicfigur oder Pistole gestaltet und üben<br />
zudem mit Lichteffekten oder einer Melodie<br />
einen besonderen Reiz aus. „Manche Feuerzeuge<br />
verlöschen nicht einmal selbstständig,<br />
wenn man sie loslässt. Kinder können sich erschrecken,<br />
wenn sie ein Feuerzeug versehentlich<br />
entzünden, und werfen dann aus Furcht<br />
das brennende Feuerzeug auf den Boden“,<br />
7
8<br />
warnt Guido Zierock von der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>. Die Europäische Kommission hat auf<br />
zahlreiche Unfälle reagiert und ein Verkaufsverbot<br />
für Feuerzeuge mit Unterhaltungswert<br />
(„Novelty“) und nicht kindersichere Einweg-<br />
Feuerzeuge auf den Weg gebracht. Danach gilt<br />
seit dem 11. März 2008 das Verkaufsverbot<br />
an Verbraucher. Inzwischen ist die Regelung<br />
in Deutschland mit der Feuerzeugverordnung<br />
umgesetzt worden: Hier gilt ein Verkaufsverbot<br />
im Großhandel schon seit einem Jahr.<br />
Signalhörner<br />
Ein weiteres Produkt, das sich die Arbeitsschützer<br />
genauer angesehen haben, waren<br />
Signalhörner und Gasdruckfanfaren. Zumeist<br />
kommen sie im Fußballstadion zum Einsatz,<br />
um die Stimmung unter den Fans noch mehr<br />
anzuheizen. Doch aufgepasst: Das handliche<br />
Gerät produziert Lärm. Und der ist nach Ansicht<br />
der Arbeitsschützer der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> schlicht und ergreifend zu laut. Das<br />
haben aktuelle Messungen bestätigt. Ab einem<br />
so genannten Spitzenschalldruck von 1 0<br />
Dezibel werden Fanfaren als sehr gefährlich<br />
angesehen. „Diese Schalldruckspitzen sind<br />
noch gefährlicher als Dauerlärm. Je kürzer<br />
und intensiver der Lärm wahrgenommen wird,<br />
desto schädlicher ist er für das Gehör“, so die<br />
Arbeitsschützer Horst Figur und Karl-Heinz<br />
Betzer (Bild links oben).<br />
Nichtraucherschutz<br />
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Nichtraucherschutz:<br />
Bundesweit sterben jedes<br />
Jahr mehr als .000 Nichtraucher durch inhalierten<br />
Zigarettenrauch. Tabakqualm enthält<br />
mehr als 70 Stoffe, die im Verdacht stehen,<br />
Krebs zu verursachen. Aus diesem Grund hat<br />
das Land Nordrhein-Westfalen das Nichtraucherschutzgesetz<br />
in Kraft gesetzt. Seit dem<br />
1. Januar 2008 gilt: In Behörden, Schulen,<br />
Krankenhäusern, Theatern, Sporthallen und<br />
- seit dem 1. Juli - auch in Restaurants und Gast-<br />
stätten bleibt der Glimmstängel aus. „Von dieser<br />
gesetzlichen Regelung profitieren jedoch nicht<br />
die zahlreichen Nichtraucher, die ihre Arbeitsplätze<br />
bei privaten Arbeitgebern haben“, so Dr.<br />
Jörg Zschoche von der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>.<br />
Hier greift nämlich nur der Nichtraucherschutz<br />
der Arbeitsstättenverordnung. Danach<br />
ist der Arbeitgeber in die Pflicht genommen,
Nichtraucher an ihren Arbeitsplätzen wirksam<br />
vor den Gesundheitsgefahren durch Tabakrauch<br />
zu schützen.<br />
Ob die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
auch wirklich ausreichend vor den Gefahren<br />
des Tabakqualms geschützt sind, kontrollierten<br />
die Gewerbeaufsichtsbeamten der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> zwischen Anfang April und<br />
Ende September in mehr als 270 gewerblichen<br />
Betrieben mit ca. 20.000 Beschäftigten im<br />
Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong>.<br />
„Das Ergebnis dieser branchenunabhängigen<br />
Aktion ist so erfreulich wie verblüffend. Ca. 80<br />
Prozent der überprüften Betriebe hatten Regelungen<br />
zum Nichtraucherschutz getroffen,<br />
in vielen Betrieben gab es bereits generelle<br />
Rauchverbote“, freute sich Dr. Jörg Zschoche.<br />
Regionale Auffälligkeiten waren hingegen nicht<br />
festzustellen. Ein Wermutstropfen bleibt dennoch:<br />
Mängel waren insbesondere in kleineren<br />
Betrieben mit weniger als 0 Mitarbeitern zu<br />
beobachten. Hier war der Nichtraucherschutz<br />
häufiger unzureichend oder – schlimmer<br />
noch – gar nicht vorhanden. Diese Betriebe<br />
erhielten von der <strong>Bezirksregierung</strong> „Blaue<br />
Briefe“ und müssen ihren Nichtraucherschutz<br />
nachbessern.<br />
So funktioniert<br />
Produktsicherheit<br />
Sobald die Arbeitsschützer ein verdächtiges<br />
Produkt im Handel aufgestöbert haben, tragen<br />
sie den Artikel in das europaweit gebräuchliche<br />
Marktüberwachungssystem ICSMS ein. Auf<br />
diese Weise werden alle Marktüberwachungsbehörden<br />
in Europa über gefährliche Produkte<br />
informiert. Und so können auch Hersteller-<br />
firmen im Ausland belangt werden. Zudem<br />
erhält jedes potentiell gefährliche Produkt<br />
eine Nummer im Schnellwarnsystem RAPEX,<br />
in dem alle problematischen Konsumgüter<br />
aufgelistet werden. Verbraucher können sich<br />
selbst im Internet über gefährliche Produkte<br />
informieren:<br />
Das Informationssystem unter www.icsms.de<br />
enthält auch einen öffentlich zugänglichen Teil.<br />
Informationen zur Produktsicherheit stellen<br />
die Überwachungsbehörden außerdem im Internet<br />
unter www.evz.de den Verbrauchern zur<br />
Verfügung. Auf dieser Homepage ist auch eine<br />
Liste (RAPEX) über gefährliche Produkte, die<br />
in Europa festgestellt wurden, einzusehen.<br />
9
Zukunft<br />
gestalten<br />
Regionalplanung im<br />
Raum Südwestfalen<br />
0<br />
Wie sieht Südwestfalen in 15 oder 20 Jahren<br />
aus? An welchen Punkten in den Städten und<br />
Gemeinden des Regierungsbezirkes sollen sich<br />
neue Gewerbebetriebe ansiedeln, wo soll die<br />
Wohnbebauung einen Schwerpunkt haben?<br />
Wie wird sich die Bevölkerungsentwicklung auf<br />
die Zukunftsschancen der Region Südwestfalen<br />
auswirken?<br />
Antworten auf diese und viel weitere Fragen zu<br />
geben, ist die Aufgabe von Geographen, Landesplanern,<br />
Statistikern, Verwaltungsfachleuten,<br />
die nicht nur über eine große Kenntnis der<br />
Region verfügen, sondern für die die Zukunftsfähigkeit<br />
von Südwestfalen ein Anliegen ist. Im<br />
Zusammenspiel dieser Fachleute mit den 9<br />
Mitgliedern des Regionalrates, dem Planungsparlament<br />
als der Vertretung der Kreise, Städte<br />
und Gemeinden des Regierungsbezirkes,<br />
konnten so die Arbeiten für den Regionalplan<br />
für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe im<br />
Herbst 2008 beendet werden.<br />
Im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis setzen<br />
die Regionalplaner gegenwärtig ihre Arbeit<br />
für einen vollkommen neuen Regionalplan fort.<br />
Mit allen 26 Städten und Gemeinden in den beiden<br />
Kreisen fanden im Jahr 2008 so genannte<br />
„Werkstattgespräche“ statt. Dabei ging es vor<br />
allem darum, ob die vorhandenen Flächen für<br />
Wohnen und Gewerbe mit den Bedarfsprognosen<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> übereinstimmen.<br />
Im nächsten Schritt geht es nun daran, die vereinbarten<br />
Ergebnisse in den Regionalplanentwurf<br />
einzuarbeiten und einen Umweltbericht<br />
zu erstellen, mit dem die Auswirkungen der<br />
Planungen auf die Umwelt untersucht werden.<br />
Auch in dieser Phase wird die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
in intensivem Austausch mit den Akteuren der<br />
Region, wie z.B. der Wirtschaft, den Umweltverbänden<br />
und den Kommunen, bleiben.
Auch über die Grenzen des Regierungsbezirkes<br />
<strong>Arnsberg</strong> hinaus waren die Planer der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> im Jahr 2008 tätig.<br />
Die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> hat mit dem<br />
erfolgreichen Abschluss des Raumordnungsverfahrens<br />
die ersten planerischen Voraussetzungen<br />
für den Bau einer neuen europäischen<br />
Erdgastransportleitung (Mitteleuropäische<br />
Transversale – MET) durch das Unternehmen<br />
RWE geschaffen.<br />
Das Raumordnungsverfahren wurde von der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> federführend für<br />
die in Nordrhein-Westfalen von dem Großprojekt<br />
betroffenen Regierungsbezirke <strong>Arnsberg</strong>,<br />
Detmold, Düsseldorf und Köln durchgeführt.<br />
Die neue kapazitätsstarke Leitung soll eine<br />
Verbindung von den russischen Gasfeldern<br />
zum bestehenden Versorgungsnetz in Mittel-<br />
und Westeuropa herstellen und den<br />
steigenden Bedarf an Erdgas - insbesondere<br />
im Kraftwerksbereich - zur Stromerzeugung<br />
abdecken. Die Leitung verläuft innerhalb<br />
Deutschlands auf einer Länge von mehr als<br />
700 km von der tschechischen Grenze bei<br />
Sayda durch die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen, Niedersachsen, Hessen<br />
und Nordrhein-Westfalen bis zur belgischen<br />
Grenze bei Aachen – rund die Hälfte der Gesamtlänge<br />
allein durch Nordrhein-Westfalen.<br />
Oben und unten:Diskussionen zum Regionalplan<br />
Siegen-Olpe in <strong>Arnsberg</strong><br />
Mitte: Regionalplanung macht‘s möglich –<br />
Gewerbeflächen im Sauerland<br />
1
2<br />
Renaissance<br />
Fachdialog über den neuen Einzelhandelserlass
Die Renaissance des Tante-Emma-Ladens:<br />
Auch darum ging es im Fachdialog über den<br />
neuen Einzelhandelserlass. Seit dem letzten<br />
Erlass sind 1 Jahre vergangen. Seit 1995 hat<br />
sich die Einzelhandelslandschaft in Nordrhein-<br />
Westfalen allerdings dramatisch verändert. Die<br />
Verkaufsflächen sind enorm expandiert, die<br />
Discounter und Fachmärkte auf der „grünen<br />
Wiese“ bestimmen das Bild. „Demgegenüber<br />
bricht im ländlichen Raum sowie in kleineren<br />
Stadt- und Ortsteilen der traditionelle zentrale<br />
Einzelhandel und damit die Nahversorgung<br />
weg“, so Regierungsvizepräsidentin Karola<br />
Geiß-Netthöfel am 12. Dezember 2008 in ihrer<br />
Begrüßungsrede im Kulturzentrum am Berliner<br />
Platz in <strong>Arnsberg</strong>-Neheim. In manchen<br />
Stadt- oder Ortsteilen sind Geschäfte nur<br />
noch per Fahrrad, Bus oder Auto zu erreichen.<br />
Die Städte und Gemeinden versuchen auf diese<br />
veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.<br />
„Lange Zeit bestand eine verbreitete Zurückhaltung<br />
und Unsicherheit, ob auf die örtliche<br />
Einzelhandelsentwicklung Einfluss genommen<br />
werden sollte. Die Frage nach dem ‚Ob’ scheint<br />
beantwortet, nun geht es um das ‚Wie’“, so<br />
Geiß-Netthöfel; also um die Frage nach den<br />
richtigen Konzepten. Über die konkreten<br />
Auswirkungen auf den Städtebau und das Planungsrecht<br />
referierten aus den Ministerien für<br />
Bauen und Verkehr und dem Ministerium für<br />
Wirtschaft, Mittelstand und Energie, Elisabeth<br />
Heitfeld-Hagelgans und Dr. Petra Overwien.<br />
Aus der Praxis berichtete Fachbereichsleiter<br />
Heinrich Horstmann aus Lippstadt.
Lebens-<br />
adern<br />
Straßenbauprojekte<br />
im Regierungsbezirk<br />
So sieht‘s momentan noch aus: Das Ende<br />
der A 6 bei Velmede. Ende des Jahres 2009<br />
sollen die Bagger rollen<br />
Die verkehrstechnische Verknüpfung zwischen<br />
dem Sauerland und dem östlichen Ruhrgebiet<br />
ist für Wirtschaft und Tourismus lebensnotwendig.<br />
Eine der Lebensadern zwischen diesen<br />
Regionen ist die A 6. Für den weiteren Ausbau<br />
der Autobahn ab Bestwig in Richtung Brilon<br />
stehen die Ampeln jetzt auf Grün. Mit der Unterzeichnung<br />
des Planfeststellungsbeschlusses<br />
sind alle Voraussetzungen für den Bau des<br />
sechs Kilometer langen Teilstückes zwischen<br />
Bestwig-Velmede und Nuttlar geschaffen.<br />
Neben der weiter verbesserten verkehrlichen<br />
Anbindung des Sauerlandes können sich besonders<br />
die Anwohner der Ortsdurchfahrten<br />
in Velmede und Bestwig freuen, dass sich das<br />
hohe Verkehrsaufkommen in einigen Jahren<br />
aus dem Ort auf den neuen Autobahnabschnitt<br />
verlagern wird.<br />
Auch in anderen Teilen des Regierungsbezirkes<br />
konnten 2008 entscheidende Schritte für<br />
wichtige Straßenbauprojekte getan werden.<br />
Juristen, Verkehrstechniker und Verwaltungsfachleute<br />
haben die Arbeiten für die Planfeststellungsbeschlüsse<br />
für die Untertunnelung<br />
der B1 in Dortmund, für die Umgehungsstraße<br />
Bergkamen im Verlauf der L 821 sowie für den<br />
Neubau einer Anbindung des Gewerbegebietes<br />
Wanit/ Unser Fritz I / IV in Herne und Gelsenkirchen<br />
mit der Anschlussstelle Gelsenkirchen-<br />
Bismarck an die A 2 beendet.<br />
5
6<br />
Erledigt!<br />
Sturm „Kyrill“ ist aufgearbeitet<br />
Das Landeskabinett hat die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
am 18. Dezember 2007 damit beauftragt, den Sturm Kyrill<br />
finanziell aufzuarbeiten und die Anträge aller Kommunen<br />
des Landes zu bearbeiten. Im Jahr 2008 wurde aus diesem<br />
Grund eine Projektgruppe eingerichtet. Bis zum 15. April<br />
konnten die Kreise die Anträge ihrer Kommunen als Gesamtpaket<br />
bei der <strong>Bezirksregierung</strong> einreichen; und bis zum<br />
0. September musste alles geprüft sein. Die Fördergelder<br />
stammen aus dem Solidaritätsfonds der Europäischen<br />
Union. Insgesamt sind bis zum 28. Dezember landesweit<br />
Zuwendungen in Höhe von mehr als 65 Millionen Euro verteilt<br />
worden.<br />
Wer konnte überhaupt einen Antrag auf Fördermittel<br />
stellen? Die Mittel des Solidaritätsfonds der Europäischen<br />
Union durften ausschließlich dafür verwendet werden, die<br />
Anstrengungen der öffentlichen Hand bei der Bewältigung<br />
der Sturmkatastrophe zu unterstützen. Nur die Kreise und<br />
kreisfreien Städte konnten demnach einen Antrag bei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> stellen – das heißt im Umkehrschluss<br />
aber nicht, dass Bürgerinnen und Bürger, die einen Antrag<br />
bei Städten und Kreisen direkt gestellt hatten, zwingend<br />
leer ausgegangen sind. Gelder wurden immer dann bewilligt,<br />
wenn die Stadt oder der Kreis der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
bestätigt hat, dass die Arbeiten in erhöhtem öffentlichem<br />
Interesse waren und die Aufwendungen auch ohne EU-Mittel<br />
ersetzt worden wären.
Kyrill-Denkmal in einem<br />
der am stärksten betroffenen<br />
Gebiete bei Brilon<br />
7
8<br />
Verteilung der Fördergelder<br />
in den einzelnen Regierungsbezirken<br />
Köln<br />
5 Mio. €<br />
(7,7 %)<br />
Detmold<br />
4,6 Mio. €<br />
(7,1 %)<br />
Düsseldorf<br />
2,8 Mio. €<br />
(4,3 %)<br />
Münster<br />
2 Mio. €<br />
(3 %)<br />
<strong>Arnsberg</strong><br />
50,8 Mio. €<br />
(77,8 %)<br />
Insgesamt 65 Millionen Euro flossen als Fördergelder<br />
in die einzelnen Regierungsbezirke<br />
und somit zu den Menschen, die sie benötigten.<br />
Knapp 77 Prozent der Mittel wurden<br />
für die Wiederherstellung der Infrastruktur<br />
verwandt – beschädigte Straßen und Wege in<br />
den betroffenen Gebieten wurden instandgesetzt.<br />
Der Mehraufwand für die Aufarbeitung<br />
von Sturmholz machte einen Anteil von fast 20<br />
Prozent der Gesamtförderung aus.<br />
Kyrill-Fördergelder wurden auch in die<br />
Instandsetzung der Infrastruktur investiert<br />
Holz-Nasslagerplatz bei Meschede
Themen<br />
Menschen<br />
Begegnungen<br />
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2<br />
1 3<br />
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6<br />
8<br />
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9<br />
5<br />
Bild 1:<br />
Die ALB mit der Ministerialrätin Doris<br />
Eberhardt, Leitender Ministerialrätin<br />
Cornelia De La Chevalerie und Ministerialdirigent<br />
Matthias Schmidt<br />
Bild 2:<br />
Mit dem Bagger unterwegs. Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel beim Girls‘ Day<br />
der Firma Hering in Burbach<br />
Bild 3:<br />
Regierungsvizepräsidentin Karola Geiß-<br />
Netthöfel informiert sich über das Flurbereinigungsverfahren<br />
im Hochsauerland<br />
Bild 4:<br />
Kyrill kreativ: Die Kyrill-Projektgruppe<br />
stellt ihr Bild vor<br />
Bild 5:<br />
Hauptdezernent Jürgen Hachen geht in<br />
den Ruhestand<br />
Bild 6:<br />
Regionalratssitzung mit Umwelt-Staatssekretär<br />
Dr. Alexander Schink<br />
Bild 7:<br />
Abteilungsleiter Volker Milk macht sich ein<br />
Bild von einer Bombenentschärfung<br />
in Dortmund<br />
Bild 8:<br />
Schwimmen lernen im Kindergarten:<br />
Projektvorstellung im AquaFun in Soest<br />
Bild 9:<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> international: Für die<br />
Gäste aus Weißrussland werden die Folien<br />
in die Landessprache übersetzt<br />
51
Bild 10:<br />
Dr. Gotthard Scheja, Fachdienstleiter<br />
Umwelt bei der Stadt <strong>Arnsberg</strong>, erklärt<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel die<br />
Renaturierungsmaßnahmen an der Ruhr<br />
Bild 11:<br />
Wir pfl anzen einen Baum: Abteilungsleiter<br />
Michael Kirchner beim naturnahen Ausbau<br />
des Schwarzen Bachs in Bottrop/<br />
Dinslaken. Die Ausgleichsmaßnahme<br />
fi ndet auf dem ehemaligen Gelände des<br />
Bergwerks Prosper-Haniel statt<br />
Bild 12:<br />
Zu Gast in der <strong>Bezirksregierung</strong>:<br />
Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer<br />
des Landkreistages Nordrhein-Westfalen<br />
Bild 13:<br />
Gäste in der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>:<br />
Staatssekretär Karl Peter Brendel und<br />
Ministerialdirigent Hartmut Beuß<br />
Bild 14:<br />
Professor Dr. Rudolph Tippelt (Uni München)<br />
beim 9. Weiterbildungstag Ruhr-<br />
Lippe in der Volkshochschule Lippstadt<br />
Bild 15:<br />
Die Hauptverwaltungsbeamten aus dem<br />
Regierungsbezirk treffen sich in <strong>Arnsberg</strong><br />
Bild 16:<br />
Auf dem Rothaarsteig 2008<br />
Bild 17:<br />
Professor Dr. Paul Mikat, ehemaliger<br />
Kultusminister NRW, im Gespräch mit der<br />
Behördenleitung<br />
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52<br />
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5
Glücksbringer<br />
Schornsteinfeger zu Gast beim Regierungspräsidenten<br />
Der Neujahrsempfang der Schornsteinfeger<br />
war im Jahr 2008 etwas ganz Besonderes. Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel empfing die<br />
„Glücksbringer der Nation“ nicht am Dienstsitz<br />
der Abteilung Bergbau und Energie in der<br />
Goebenstraße, sondern direkt am Dortmunder<br />
Hauptbahnhof. Gemeinsam mit rund 100<br />
Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern<br />
marschierte Helmut Diegel quer durch die City.<br />
Beim Neujahrsempfang bei der landesweit für<br />
Bergbau und Energie zuständigen <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>, die auch Aufsichtsbehörde<br />
für das Schornsteinfegerhandwerk ist,<br />
konnte Regierungspräsident Diegel den fast<br />
vollständig versammelten Vorstand des Landesinnungsverbandes<br />
der Schornsteinfeger<br />
mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans-Günter<br />
Nellen an der Spitze begrüßen.<br />
Die Ansprache des Regierungspräsidenten<br />
spiegelte damals die Veränderungen wieder,<br />
die sich bereits am Horizont abzeichneten.<br />
Aus europarechtlichen Gründen mussten die<br />
bisherigen Regelungen zum Schornsteinfegerrecht<br />
neu gefasst werden. Das im Herbst 2007<br />
vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte<br />
Schornsteinfeger-Handwerksgesetz ist am<br />
29. November 2008 – mit Übergangsfristen<br />
5<br />
bis 2012 – in Kraft treten. Demnach sollen die<br />
Schornsteinfegerarbeiten im freien Wettbewerb<br />
ausgeführt werden, wobei allerdings die<br />
hoheitlichen Aufgaben wie Feuerstättenschau<br />
und Bauabnahmen weiterhin durch bestellte<br />
Bezirksschornsteinfegermeister erfolgen sollen.<br />
Regierungspräsident Diegel betonte, dass<br />
auf die bewährte und flächendeckende Repräsentanz<br />
des Schornsteinfegerhandwerks mit<br />
seinen Leistungen auf den Gebieten Feuersicherheit<br />
und Umweltschutz, Energieeinsparung<br />
und Beratung nicht verzichtet werden<br />
könne.<br />
Was die Gebühren angeht, so konnte Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel eine gute<br />
Nachricht vermelden: „Die Kehr- und Überprüfungsgebühren<br />
der Schornsteinfeger werden<br />
in ganz Nordrhein-Westfalen nicht erhöht.<br />
Damit bleiben die Gebühren bereits im vierten<br />
Jahr stabil.“ Mittlerweile sind die Gebühren,<br />
erstmals seit 2005, jedoch um , 8 Prozent<br />
angehoben worden. Für einen Hausbesitzer<br />
mit einer Gaszentralheizung im Keller und<br />
einem Standspeicher für die Brauchwassererwärmung<br />
bedeutet dies im Jahr einen Anstieg<br />
der Kosten für den Schornsteinfeger von gut<br />
72 auf knapp 76 Euro.
Foto: RAG Anthrazit Ibbenbüren<br />
56<br />
Kraftstoffe<br />
Gewinnung von Kohle und Erdgas
Rahmenbetriebsplan<br />
Ibbenbüren<br />
Wenn es um die Gewinnung von Erdgas und<br />
Kohle geht, genehmigt die Abteilung Bergbau<br />
und Energie der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
landesweit Rahmenbetriebspläne oder Bohrvorhaben.<br />
So auch im Jahr 2008: Im Januar<br />
fiel der Startschuss für ein umfangreiches<br />
Genehmigungsverfahren im Münsterland.<br />
25 Millionen Tonnen Steinkohle will die RAG<br />
Anthrazit GmbH zwischen 2009 und 2020<br />
abbauen und damit das Bergwerk Ibbenbüren<br />
weiterführen. Das Abbaugebiet umfasst 7<br />
Quadratkilometer. Den dafür nötigen Rahmenbetriebsplan<br />
genehmigte die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> am 2. Dezember; allerdings mit einer<br />
reduzierten Laufzeit bis 2018. Der Antrag war<br />
vier Aktenordner schwer und enthielt unter<br />
anderem eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsstudie.<br />
Alle betroffenen Kommunen<br />
(neben Ibbenbüren sind das auch die Gemeinden<br />
Mettingen, Westerkappeln und Recke), Behörden<br />
und Verbände, die von dem geplanten<br />
Vorhaben berührt werden, hatten die Möglichkeit,<br />
eine Stellungnahme abzugeben.<br />
Zusätzlich erhielten alle betroffenen Bürgerinnen<br />
und Bürger die Gelegenheit, die<br />
Antragsunterlagen einzusehen und mögliche<br />
Bedenken oder Anregungen bis zum<br />
1. April in den Genehmigungs-Prozess einzubringen.<br />
Rund 100 Einwendungen und mehr<br />
als 20 fachliche Stellungnahmen sind daraufhin<br />
eingegangen. Im Juni wurden die Bedenken<br />
Steinkohlekraftwerk der RAG<br />
Anthrazit GmbH in Ibbenbüren<br />
dann öffentlich diskutiert. Ein besonderes Interesse<br />
galt den zu erwartenden Absenkungen<br />
und den denkbaren Berg- und Vermögensschäden.<br />
„Die Einwender interessierten sich<br />
vor allem für den drohenden Wertverlust ihrer<br />
Immobilien. Die Einwender befürchteten, dass<br />
ihre Häuser und Grundstücke nur noch unter<br />
Wert zu verkaufen seien“, so Verhandlungsleiter<br />
Wolfgang Dronia.<br />
Gas-Bohrturm<br />
Ein erster Bohrturm in Ostwestfalen – das<br />
konnte die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> im Oktober<br />
vermelden; die Suche nach Erdgas im<br />
Kreis Minden-Lübbecke war damit eröffnet.<br />
Mit Datum vom 15. Oktober hat die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
der ExxonMobil Production Deutschland<br />
GmbH gestattet, auf dem Bohrplatz<br />
„Oppenwehe 1“ im Gemeindegebiet Stemwede<br />
eine Probebohrung bis zu einer Tiefe von circa<br />
2000 Metern abzuteufen.<br />
Bereits im Juni hatte die Abteilung Bergbau<br />
und Energie sowohl den vorgelegten Hauptbetriebsplan<br />
genehmigt als auch dem Bau des<br />
Bohrplatzes zugestimmt – der genehmigte<br />
Sonderbetriebsplan Bohrbetrieb gestattet dem<br />
Unternehmen, den Bohrturm zu errichten und<br />
die Bohrung abzuteufen. Das Unternehmen<br />
will auf diese Weise klären, ob eine wirtschaftliche<br />
Förderung von Erdgas in diesem Bereich<br />
denkbar ist. Sollte das Unternehmen diese Frage<br />
mit „Ja“ beantworten, müsste ExxonMobil<br />
eine so genannte Gewinnungsberechtigung<br />
nach Bergrecht beantragen und sich die Produktionsbohrung<br />
von der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
genehmigen lassen.<br />
57
Am Abgrund<br />
Das Loch in der Overather Wiese –<br />
und Schicht am Schacht<br />
Es war nur ein tiefes Loch. Auf einer Wiese. Und<br />
– Gott sei Dank – kam kein Mensch zu Schaden.<br />
Aber dennoch hat kaum ein Loch soviel<br />
Aufsehen erregt, wie jenes in Overath...<br />
Pfingstsonntag, 11. Mai, wurde die Bergbauabteilung<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> informiert: Auf<br />
einer Wiese in der Gemeinde Overath klafft ein<br />
Loch – offensichtlich ein Tagesbruch. Und ebenso<br />
offensichtlich Folge von Bergbauaktivitäten<br />
in „grauer Vorzeit“. Die Ermittlungen ergeben:<br />
Bis 1876 wurden in der Grube „Immekeppel“<br />
Blei, Eisenerz, Mangan und Kupfer abgebaut,<br />
die Schächte wurden nach dem damaligen<br />
Stand der Technik verfüllt – und mehr als 100<br />
Jahre später ist die damalige (Holzbohlen)-<br />
Sicherung verrottet, rutscht Erde nach, reißt<br />
einen acht Meter breiten Krater. Die Medien in<br />
NRW haben ihren Pfingst-Aufreger.<br />
In Altendorf-Ulfkotte machte sich<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel<br />
selbst ein Bild der Schäden<br />
Abgesehen vom Medien-Interesse ist so etwas<br />
für die landesweit zuständige Abteilung für<br />
Bergbau und Energie der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> Routine. Fast täglich werden Tagesbrüche<br />
gemeldet, nicht alle, aber viele sind Folgen<br />
der Bergbaugeschichte des Landes. NRW<br />
ist wie ein „Schweizer Käse“ – und die Folgen<br />
des Bergbaus der Vergangenheit zeigen heute<br />
Schäden...<br />
...wie auch der gen Norden gewanderte aktuelle<br />
Bergbau den Menschen zusetzt: etwa in<br />
Altendorf-Ulfkotte, wo eine Siedlung unter dem<br />
Abbau des Bergwerks Lippe der RAG so litt,<br />
dass sich Regierungspräsident Helmut Diegel<br />
im Februar 2008 vor Ort selbst ein Bild über<br />
die Schäden an Häusern, Gärten und Straßen<br />
machte. Und zusicherte, mit der RAG über eine<br />
eventuelle vorzeitige Beendigung des Abbaus<br />
zu verhandeln. Ein Versprechen, dass der<br />
Regierungspräsident hielt – und deshalb bei<br />
seinem zweiten Besuch in Altendorf-Ulfkotte,<br />
einem Stadtteil von Dorsten, im September<br />
verkünden konnte, dass die RAG den Abbau<br />
um 70 Meter verkürzt – also deutlich vor der<br />
Siedlung. Wie es ein von der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
erstelltes Gutachten empfohlen hatte.<br />
Inzwischen ist Schicht am Schacht im Bergwerk<br />
Lippe...<br />
59
60<br />
Ausgezeichnet<br />
Ehrungen für den freiwilligen Einsatz<br />
Politik, Sport, Kultur oder soziale<br />
Dienste sind nur einige Bereiche, in<br />
denen sich viele Bürger für ihre Mitmenschen,<br />
Nachbarn oder Kollegen<br />
einsetzen. Gerade ihr Einsatz ist es,<br />
der unserer Gesellschaft ein menschliches<br />
und farbiges Gesicht verleiht.<br />
Durch das freiwillige und durch die<br />
persönliche Motivation getragene Engagement<br />
ist der Einsatz für andere<br />
oft so überzeugend und wirkungsvoll.<br />
Das Bundesverdienstkreuz ist für diese<br />
Arbeit eine öffentliche und wichtige<br />
Anerkennung. Der Orden soll im Namen<br />
der Allgemeinheit ein Zeichen des<br />
Dankes für besonders verdienstvolles<br />
Wirken zum Wohle aller sein. Er soll so<br />
auf vorbildliche Leistungen aufmerksam<br />
machen, die keineswegs selbstverständlich<br />
und alltäglich sind. Nur<br />
durch den ehrenamtlichen, über das<br />
normale Maß hinausgehenden Einsatz<br />
vieler Bürgerinnen und Bürger können<br />
die mannigfachen Herausforderungen<br />
unserer Zeit bewältigt werden.<br />
Drei Persönlichkeiten aus dem Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> erhielten<br />
im vergangenen Jahr aus der Hand<br />
des Regierungspräsidenten bzw.<br />
seines Stellvertreters das Bundesverdienstkreuz<br />
für ihr ehrenamtliches<br />
Engagement.<br />
Stolz und Freude löst die Auszeichnung<br />
bei den neuen Ordenträgern und<br />
ihren Angehörigen immer wieder aus.<br />
So auch bei Fredi Klahold aus Iserlohn,<br />
Ernst Schmidt aus Siegen und Dieter<br />
Klöckner aus Hagen.
Viel Prominenz bei der Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Herdringer<br />
Schloss zeichnete Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (Mitte) folgende Persönlichkeiten aus: (v.l.)<br />
Hans Segschneider, Henry Maske, Günter Netzer, Steffi Nerius, Alfred Preussner, Prof. Dr. Horst Albach,<br />
Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, Prof. Gertrud Hundenborn, Christa Burghardt und Tayfun Keltek<br />
61
Asylbewerber<br />
Im Zweifelsfall für ein Bleiberecht<br />
Zu den Aufgaben der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
gehört die ausländerrechtliche Betreuung<br />
und Begleitung von Asylbewerbern und Bürgerkriegsflüchtlingen.<br />
Zu den vielen Problemfällen,<br />
die juristisch korrekt und der individuellen<br />
Situation angepasst geregelt werden müssen,<br />
gehören auch Familien und deren Kinder, die<br />
über längere Zeit mit noch ungeklärtem Status<br />
in Deutschland bzw. in Nordrhein-Westfalen leben.<br />
Insbesondere Kindern und Jugendlichen<br />
aus diesen Familien, die hier geboren und gut<br />
integriert sind, die aber keinerlei Bezug (mehr)<br />
zum Herkunftsland ihrer Eltern haben, kann<br />
bisher kein eigenständiges Aufenthaltsrecht<br />
in Deutschland zugesprochen werden. Sie<br />
sind unter Umständen von der Abschiebung<br />
bedroht, da ihre Eltern aus verschiedenen<br />
Gründen nicht die Voraussetzungen für ein<br />
Bleiberecht erfüllen.<br />
Hier ist die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> im engen<br />
Kontakt mit Verwaltungsgerichten, den<br />
Kirchen und zahlreichen Behörden vor Ort, um<br />
bei der Entscheidung von Einzelfällen einen<br />
pragmatischen Weg zugunsten eines Bleiberechtes<br />
zu gehen.<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel sucht hier<br />
sehr bewusst auch den persönlichen Kontakt<br />
zu den Gerichten, um seine „Sicht der Dinge“<br />
im offenen Diskurs vorzustellen. Ungewöhnlich<br />
an dieser Vorgehensweise ist die Tatsache, dass<br />
diese schwierige Rechtslage losgelöst vom Einzelfall<br />
zwischen Verwaltung und Justiz offen diskutiert<br />
wird. Eine solche Diskussion erleichtert<br />
das Verständnis für die jeweilige Sichtweise und<br />
ermöglicht so eine kooperative Zusammenarbeit<br />
im Sinne der betroffenen Menschen.<br />
Angesichts des Umstandes, dass das Oberverwaltungsgericht<br />
inzwischen grundsätzlich entschieden<br />
hat, dass im Einzelfall eine subjektive<br />
Unzumutbarkeit durchaus zu einer rechtlichen<br />
Unmöglichkeit der Ausreise führen kann, setzt<br />
sich die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> nun auch<br />
im Schulterschluss mit den Kirchen und anderen<br />
Interessenvertretern beharrlich dafür ein,<br />
dass ebenso im Innenministerium die Notwendigkeit<br />
für ein erweitertes Bleiberecht für Familien<br />
erkannt und durch eine entsprechende<br />
Änderung der Erlasslage in begründeten Einzelfällen<br />
ermöglicht wird.<br />
6
Städtebau und mehr<br />
Lotse durch die Förderlandschaft<br />
6
Ein Beispiel für erfolgreiche Denkmalpflege:<br />
Die Wiesenkirche in Soest<br />
Kultur und Bildung, Krankenhäuser, Straßen<br />
und Radwegebau, Tourismus, ländliche Entwicklung<br />
und Integration, Katastrophenschutz,<br />
Stadterneuerung und interkommunale Gewerbegebiete,<br />
regenerative Energien, Sport,<br />
Umwelt- und Naturschutz sind nur einige Stichworte<br />
aus einer langen Liste von Lebensbereichen,<br />
die im Lauf eines Jahres mit Geldern des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen gefördert werden,<br />
ergänzt durch Zuwendungen des Bundes oder<br />
der Europäischen Union. Das Management all<br />
dieser Förderungen liegt bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>.<br />
Sie ist hierbei mehr als eine „normale“ Bewilligungsbehörde,<br />
die Gelder aus diversen Förderprogrammen<br />
schematisch verausgabt, solange<br />
der Vorrat reicht. Spannend wird dieses Geschäft<br />
immer dann, wenn es um die begleitende<br />
Beratung der Antrag stellenden Städte und<br />
Gemeinden, Unternehmen und Institutionen<br />
geht. Eine fachkundige Unterstützung beim<br />
Weg durch die häufig nicht einfachen Vorgaben<br />
aus dem Förderrecht sind hier Bestandteil der<br />
Dienstleitungen der <strong>Bezirksregierung</strong>. Wichtig<br />
ist dabei die Verknüpfung von thematisch<br />
unterschiedlichen Programmen, um einem<br />
Einzelprojekt auch alle Fördermöglichkeiten<br />
zukommen zu lassen.<br />
Beispielhaft für das Zusammenfügen der<br />
verschiedensten Fördermöglichkeiten ist die<br />
„Regionale 201 “ als Kooperationsprojekt<br />
zwischen den fünf südwestfälischen Kreisen<br />
Soest, Olpe, dem Hochsauerlandkreis, dem<br />
Märkischen Kreis sowie dem Kreis Siegen-<br />
Wittgenstein. Die Regionale ist ein Strukturförderprogramm<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
mit dessen Hilfe die Region Südwestfalen<br />
ein positives und unverwechselbares Image<br />
entwickeln kann. Als Lotse durch die Förderlandschaft<br />
wird die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
für die „Regionale Agentur“ und die fünf beteiligten<br />
Kreise daher bereitstehen. Sie wird<br />
immer dann zur Stelle sein, wenn es um die<br />
Umsetzung von Projekten aus den Kernbreichen<br />
der „Regionale“ wie der Präsentation<br />
Südwestfalens als innovative Industrieregion,<br />
als wald- und seenreiche Erholungsregion sowie<br />
als zukunftsorientierte Sozial- und Kulturlandschaft<br />
geht.<br />
Die Anforderungen an die Qualität des Fördermanagements<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong><br />
steigen jedoch stetig und so wird die Organisation<br />
aller Förderaktivitäten weiterentwickelt.<br />
Deshalb ist es aus Sicht der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
grundsätzlich sinnvoll, ein zentrales Förderdezernat<br />
zu schaffen, um die Vernetzung der unterschiedlichen<br />
Förderprogramme nachhaltig<br />
zu verbessern.<br />
65
Schieflagen<br />
Haushalte der Städte Dortmund und Hagen<br />
Es war ein „Ja“ – aber mit einem großen „Aber“:<br />
Am 21. Mai 2008 stimmte die Kommunalaufsicht<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> nach monatelanger<br />
Prüfung der Haushaltssatzung der<br />
Stadt Dortmund für die Haushaltsjahre 2008<br />
und 2009 zu. In seinem Schreiben an Oberbürgermeister<br />
Dr. Gerhard Langemeyer brachte<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel die beträchtlichen<br />
Bedenken der Kommunalaufsicht<br />
zum Ausdruck: Erstens seien die Aussagen zur<br />
Wirtschaftskraft der Stadt zu optimistisch,<br />
zweitens lasse die desolate Finanzlage der<br />
Klinikum Dortmund gGmbH zusätzliche Millionenbelastungen<br />
für den Dortmunder Haushalt<br />
bis Ende 2009 befürchten. Allein im Vertrauen<br />
auf die wiederholten Beteuerungen der Stadt,<br />
diese Sorgen seien unbegründet, wurden die<br />
Bedenken zurückgestellt – „letztmals“, wie<br />
der Regierungspräsident schrieb.<br />
Drei Tage, nachdem die Stadt Dortmund die<br />
Haushaltssatzung veröffentlicht hatte, wurden<br />
die Bedenken Anfang Juni bestätigt – in Form<br />
einer Verwaltungsvorlage, die die desaströse<br />
Finanzlage des Klinikums dokumentierte. Ein<br />
Fall, der noch monatelang sowohl die Kommunalaufsicht<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> als auch die<br />
Staatsanwaltschaft beschäftigten sollte.<br />
Auch das Ringen um den Abbau des strukturellen<br />
Defizites des Hagener Haushaltes – es<br />
steht zu befürchten, dass auch die Allgemeine<br />
Rücklage im Haushalt der Stadt gegen Ende<br />
des Jahres 2009 aufgebraucht sein wird<br />
– führte vor die Schranken der Gerichte. Am<br />
1 . November forderte die Kommunalaufsicht<br />
die Stadt Hagen auf, kurzfristig im Rahmen<br />
einer so genannten Ersatzvornahme (§ 12<br />
der Gemeindeordnung NRW) fünf Schulen zu<br />
benennen, für die mit Beginn des neuen Schuljahres<br />
ein Aufnahmestopp gelten sollte – damit<br />
sie bis zum Jahre 201 geschlossen werden<br />
könnten. Die Stadt widersprach – und bekam<br />
vor Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht<br />
Zustimmung zu ihrer Rechtsauffassung.<br />
Ein Ergebnis, das bei Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel eine feste Überzeugung bestätigte:<br />
„Die Gemeindeordnung muss novelliert<br />
werden. Eine Kommunalaufsicht macht nur<br />
Sinn, wenn das Gesetz ihr Instrumente an die<br />
Hand gibt, die sie auch einsetzen darf, um dem<br />
finanziellen Niedergang von Städten und Gemeinden<br />
entgegensteuern zu können.“<br />
67
68<br />
Fachtagung im Rahmen des Förderprogramms KOMM-IN.<br />
Unna Massen – ein Ort, der für viele Menschen<br />
einen Wendepunkt in ihrem Leben markierte<br />
und der bestimmte Abschnitte der deutschen<br />
und der europäischen Nachkriegsgeschichte<br />
beschreibt. Ein Ort, der im Bewusstsein von<br />
ehemaligen Bewohnern aber auch großer Teile<br />
der Öffentlichkeit fest verankert ist, an dem<br />
Geschichte in der Biographie vieler Menschen<br />
ihren Niederschlag gefunden hat.<br />
Ursprünglich im November 19 5 in der Siegener<br />
Wellersbergkaserne als „Hauptdurch-<br />
gangslager für Kriegsflüchtlinge und Vertriebene“<br />
gegründet, wurde die spätere „Landesaufnahmestelle“<br />
1951 nach Unna-Massen verlegt.<br />
Mit dem Beschluss der Landesregierung<br />
vom 0 . November 2008, die Landesstelle in<br />
ihrer bisherigen Form aufzulösen, endet nun<br />
ein über 50 Jahre andauernder Abschnitt<br />
in der Integrationsgeschichte des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Dazwischen liegen bewegte Jahre und Ereignisse<br />
wie der Volksaufstand in der DDR am<br />
17. Juni 195 , der Bau der Berliner Mauer am<br />
1 . August 1961, die Aufnahme der so genannten<br />
„Boatpeople“ aus Indochina in den Jahren<br />
1978 bis 1980, Gorbatschows Reformpolitik<br />
unter den Schlagworten „Perestroika“ und<br />
„Glasnost“ ab dem Jahr 1987 bis zum Fall der<br />
Mauer am 09. November 1989 mit dem sich anschließenden<br />
Zusammenbruch des Ostblocks.<br />
All diese Ereignisse hatten stets Flüchtlingsströme<br />
zur Folge, die in Unna-Massen ihre<br />
erste Anlaufstelle fanden. Zur Geschichte von<br />
Unna-Massen gehört ebenso die Aufnahme<br />
zahlreicher Spätaussiedler und jüdischer<br />
Zuwanderer aus den Staaten der ehemaligen<br />
Sowjetunion wie die Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen<br />
aus Bosnien Herzegowina<br />
und dem Kosovo in den 90er Jahren.
Aufgaben verlagert<br />
Kompetenzzentrum Unna-Massen<br />
Zu Unna-Massen gehört aber auch das Enga-<br />
gement der unterschiedlichsten sozialen Verbände<br />
und der Kirchen, die alle für den wichtigen<br />
Faktor „Menschlichkeit“ in der Aufnahmestelle<br />
gesorgt haben und die Unna-Massen zu dem<br />
gemacht haben, was es über lange Jahre gewesen<br />
ist – ein Ort des Ankommens und zugleich<br />
immer ein Ort des Aufbruchs, für Menschen, die<br />
heute Mitbürger in unserer Gesellschaft sind.<br />
Die Integrationsarbeit endet jedoch nicht mit<br />
der Verlagerung des Kompetenzzentrums für<br />
Integration von Unna-Massen nach <strong>Arnsberg</strong>,<br />
die im Laufe des Jahres 2009 vollzogen wird.<br />
Die Integrationsarbeit hat sich im Laufe der<br />
Jahre verändert. Die Zahl der in Unna-Massen<br />
betreuten Spätaussiedler hat sich von 22151 im<br />
Jahr 1999 auf 9 0 im Jahr 2008 reduziert. Es<br />
geht also nur noch zu einem kleineren Teil um<br />
die Erstaufnahme und lebenspraktische Betreuung<br />
von Menschen, die nach Deutschland<br />
kommen, sondern um die Integrationsarbeit<br />
mit Menschen, die bereits hier leben.<br />
Hierzu gehören als besondere Schwerpunkte<br />
die Prüfung, Bewilligung und Evaluation von<br />
Förderprogrammen im Bereich der Integration.<br />
Das Förderprogramm KOMM-IN NRW, das zum<br />
Ziel hat, die Rolle der Kommunen bei der Integration<br />
von Zugewanderten zu stärken, wird<br />
vom Kompetenzzentrum ebenso durchgeführt,<br />
wie die Förderung von Integrationsagenturen<br />
und –zentren. Dazu gehört auch die Kulturförderung<br />
nach dem Bundesvertriebenengesetz,<br />
Programme wie ZWAR (Zwischen Arbeit und<br />
Ruhestand) sowie das Bewilligungsverfahren<br />
für eine Opferrente für in der ehemaligen DDR<br />
unrechtmäßig Inhaftierte. Neben der Bewilligung<br />
stehen dabei auch die Beratung und<br />
Unterstützung von Kommunen und Trägern<br />
im Mittelpunkt der Arbeit. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />
liegt bei der Organisation von<br />
Seminaren und Fachtagungen.<br />
69
70<br />
Mehr<br />
Chancen<br />
Den Nachwuchs fördern<br />
Die <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> hat schon immer<br />
ein großes Angebot an Ausbildungsstellen<br />
zur Verfügung stellen können. Durch die Neuorganisationen<br />
der letzten zwei Jahre haben sich<br />
die Zahl der Ausbildungsstellen und vor allem<br />
die Vielfalt der Ausbildungsberufe grundlegend<br />
verändert. Mit Beginn des Jahres ist die Skala<br />
der Berufe noch breiter geworden. Grund: Die<br />
Auszubildenden der ehemaligen Versorgungsämter<br />
sind in die <strong>Bezirksregierung</strong> integriert<br />
worden; und damit auch die Ausbildungsberufe<br />
der Lagerlogistik, Mechatronik, Anlagenmechanik<br />
und Informationselektronik.<br />
Die neuen Kooperationsauszubildenden aus<br />
den ehemaligen Versorgungsverwaltungen begrüßte<br />
Regierungspräsident Helmut Diegel am<br />
16. Januar im Großen Sitzungssaal. „Bei der<br />
Versorgungsverwaltung haben die meisten von<br />
Ihnen vor rund zweieinhalb Jahren die Ausbildung<br />
begonnen. Auch wenn Sie zum Teil schon<br />
kurz vor Ihren Abschlussprüfungen stehen und<br />
Ihr Ausbildungsalltag in den Kooperationsbetrieben<br />
stattfindet, möchten wir Sie kennen<br />
lernen und Ihnen einen Einblick in Ihre offizielle<br />
Ausbildungsbehörde geben“, so Diegel.
Philipp Schneider erhält von der IHK zu <strong>Arnsberg</strong><br />
eine Ehrenurkunde<br />
Mit dem Start des Ausbildungsjahres 2008<br />
stellten sich die Neuen vor. Fünf Auszubildende<br />
begannen ihre Lehre in einem Betrieb aus<br />
dem Regierungsbezirk. Durch das Modell der<br />
Kooperationsausbildung beteiligt sich das<br />
Land Nordrhein-Westfalen finanziell und organisatorisch<br />
an der dreijährigen Ausbildung.<br />
„Wir ermöglichen damit auch kleineren Betrieben,<br />
sich für einen jungen Menschen bzw. ein<br />
Ausbildungsverhältnis zu entscheiden“, so Regierungsvizepräsidentin<br />
Karola Geiß-Netthöfel<br />
am 1 . August. Die praktische Arbeit findet<br />
fast ausschließlich in den jeweiligen Betrieben<br />
statt. Während der dreijährigen Lehrzeit absolvieren<br />
die Auszubildenden jedoch eine vier- bis<br />
sechswöchige Station in der <strong>Bezirksregierung</strong>.<br />
Über ihren Ausbildungsvertrag freuten sich:<br />
Fabian Fischer (Kaufmann für Marketingkommunikation),<br />
Konstantinos Zompras<br />
(Bürokaufmann), Anika Heitkemper (Sport<br />
und Fitnesskauffrau), Philipp Paul (Industriekaufmann)<br />
und Andreas Friedehein (Mediengestalter).<br />
Als sechste Auszubildende wurde<br />
Marleen Liebig begrüßt, die in der hauseigenen<br />
Druckerei eine Ausbildung zur Mediengestalterin<br />
durchlaufen wird.<br />
Die Auszubildenden der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> haben erfolgreich bestanden<br />
Für vier junge Erwachsene ging am 16. Juli die<br />
Ausbildungszeit zu Ende, die sie in Kooperation<br />
mit der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> absolviert<br />
haben. Marina Fiege, Carina Lemke, Patrizia<br />
Schwiertz und Dennis Wright hatten sich vor<br />
drei Jahren für den Beruf des Bürokaufmannes<br />
bzw. der Bürokauffrau entschieden. Seine<br />
Ausbildung zum Mediengestalter hat Clemens<br />
Scheumann im Jahr 2008 in der Druckerei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> ebenfalls erfolgreich zum<br />
Abschluss gebracht. Alle fünf erhielten ihre<br />
Zeugnisse aus der Hand von Regierungsvizepräsidentin<br />
Karola Geiß-Netthöfel.<br />
Und dann gab es noch eine Auszeichnung.<br />
Philipp Schneider, ehemaliger Auszubildender<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>, hat am<br />
16. September für seinen guten Abschluss von<br />
der Industrie- und Handelskammer eine Ehrenurkunde<br />
erhalten. Zwischen 2005 und 2008<br />
absolvierte der 19-Jährige seine Berufsausbildung<br />
zum Fachinformatiker, Fachrichtung<br />
Systemintegration, bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>. Am 17. Juni hat der Soester seine<br />
dreijährige Ausbildung mit gutem Erfolg abgeschlossen.<br />
Ausbildungsstelle war das Dezernat<br />
1 , Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>.<br />
71
Letzte Ausfahrt Körbecke<br />
RP bereist den Regierungsbezirk<br />
72
Im Jahr 2008 standen noch vier Besuche auf dem Programm:<br />
Oben links: In der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde schaute sich der Regierungspräsident<br />
einen Betrieb an (Foto: Bildarchiv WAZ)<br />
Oben mitte: In Ennepetal gab‘s auch noch einen Förderbescheid<br />
Oben rechts: Besuch in Warstein<br />
Links: Der 90. und letzte Besuch führte Helmut Diegel in die Gemeinde Möhnesee<br />
Land und Leute zu kennen ist für einen Regierungspräsidenten,<br />
der in der Region verankert<br />
ist, das A und O. Daher war es für Helmut Diegel<br />
eine klare Sache, dass er sich zu Beginn seiner<br />
Amtszeit den Besuch aller 90 Kommunen im<br />
Regierungsbezirk <strong>Arnsberg</strong> vorgenommen<br />
hatte. Im März 2008 war die Rundreise nach<br />
zweieinhalb Jahren beendet. Letzte Station war<br />
die Gemeinde Möhnesee, wo es – wie in vielen<br />
anderen Kommunen - u.a. um die Erfahrungen<br />
mit der Einführung des neuen kommunalen<br />
Finanzmanagements (NKF) und die Hauhaltslage<br />
ging.<br />
Bei diesen Besuchen und vielen weiteren Terminen<br />
in den Kreisen, Städten und Gemeinden<br />
legt der Regierungspräsident monatlich<br />
durchschnittlich eine Strecke von 12.000<br />
Kilometern zurück. Ein beachtliches Pensum<br />
– doch gerade im unmittelbaren Kontakt mit<br />
den Verantwortungsträgern in Politik und Ver-<br />
waltung, mit Unternehmern und mit den Bürgern<br />
werden die Anliegen und Bedürfnisse vor<br />
Ort in den Städten und Gemeinden sichtbar.<br />
Das persönliche Gespräch und der Besuch in<br />
Unternehmen haben diese Besuche geprägt.<br />
Gesprächsthemen gab es genug: die teilweise<br />
schwierige Finanzsituation der Kommunen,<br />
die Ansiedlung neuer Gewerbegebiete, die<br />
Luftreinhalteplanung u.a. in den Städten des<br />
östlichen Ruhrgebietes oder die Aufarbeitung<br />
der Kyrillschäden im Sauer- und Siegerland.<br />
Die Besuchsreise ist beendet; viele persönliche<br />
Kontakte in den Regierungsbezirk sind<br />
entstanden oder aufgefrischt worden. Sie sind<br />
ein Grundstein für eine weitere enge Zusammenarbeit<br />
zwischen der <strong>Bezirksregierung</strong> und<br />
der Region, wenn es darum geht, die Aufgaben<br />
und Fragen für Südwestfalen und das östliche<br />
Ruhrgebiet anzupacken.<br />
7
Abschied<br />
Heiko M. Kosow –<br />
Der Traum eines<br />
Nicht-Träumers<br />
Zu dem Satz gehört Mut. Weil man nämlich<br />
ganz genau weiß, was der, der ihn hört, dann<br />
(über einen) denken könnte. Heiko M. Kosow<br />
spricht den Satz dennoch aus. Ganz bewusst.<br />
Selbstbewusst: „Ich wollte Vize werden.“ Vier<br />
mutige Worte. Aber weder „aufgeblasen“, „arrogant“,<br />
schon gar nicht „vermessen“. So wie<br />
Kosow diesen kleinen Satz ausspricht, steht<br />
er für nicht mehr und nicht weniger als: gelungene<br />
Lebensplanung. Und die Zufriedenheit<br />
darüber.<br />
Nein, ein Träumer war er nicht, ist er nicht – und<br />
dennoch: „Wenn man so als Regierungsrat zur<br />
Anstellung vor dem Organisations-Plan einer<br />
Behörde steht…“ Jedenfalls sei er damals,<br />
so Heiko M. Kosow, tatsächlich ins Träumen<br />
gekommen. Damals 1980, bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
in Münster, unmittelbar nach Studium<br />
und Referendariat... „Ich wollte Vize werden.“<br />
Eines hatte der geborene Münsterländer als<br />
„z. A.“ ziemlich schnell begriffen: „Man kann<br />
in einer hierarchischen Behörde viel bewegen,<br />
7<br />
wenn man an der richtigen Stelle sitzt.“ Und<br />
Kosow wollte eines auf jeden Fall: nämlich<br />
was bewegen. Sein (An-)Satz: „Was kann man<br />
besser machen?“ Und eben nicht: „Das haben<br />
wir immer so gemacht.“ Und auch an einer<br />
anderen Stelle nimmt Kosow kein Blatt vor den<br />
Mund, wenn er formuliert: „Uns gelingt es, junge<br />
Nachwuchskräfte zu demotivieren.“ So wie<br />
er „Uns“ sagt, darf sich selbstkritisch niemand<br />
ausschließen.<br />
Wenn einer mit 60 Jahren geht – „weil ich<br />
mich nie dem Ruf aussetzen wollte, an meinem<br />
Sessel zu kleben“ – und Vizepräsident war,<br />
stellt sich natürlich die Frage nach der eigenen<br />
Bilanz. Karriereplanung? Siehe oben. Aber<br />
Erfolge – im Sinne des „Was kann man besser<br />
machen?“ Kosow denkt noch einen Augenblick<br />
länger nach – wohl wissend, dass Erfolge in der<br />
Nachbetrachtung immer viele Väter und Mütter<br />
haben. Aber: Er glaube schon, dass er für<br />
unbürokratische Lösungen bekannt sei – etwa<br />
bei der Gleitzeitregelung; dass er sich immer<br />
bemüht habe, die Beschäftigten zu informieren<br />
und zu überzeugen – und nicht von „oben“<br />
anzuweisen.<br />
Regierungsvizepräsident Heiko M. Kosow nahm<br />
am 1. April 2008 Abschied vom Amt, von den<br />
Kollegen in <strong>Arnsberg</strong>. Nach elf Jahren und vier<br />
Regierungspräsidenten. Drei „roten“, einem<br />
„schwarzen“. Und auch wenn er, der „Grüne“,<br />
inhaltlich an der einen oder anderen Stelle<br />
andere Positionen eingenommen habe: „Wir<br />
haben uns zusammengerauft. Denn der Präsident<br />
und der Vize – wir beide sind die Spitze.“<br />
Meint: Nach draußen hat die <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong> natürlich nur eine Meinung.
76<br />
Und der Regierungsvizepräsident dient der<br />
Landesregierung – und das ist keine Frage politischer<br />
Farbspiele.<br />
Wobei sich die ja auch mal ändern können.<br />
Beispiel: Heiko M. Kosow. Eigentlich war der<br />
nämlich CDU-Mann. Bis ihn die Ost-Politik von<br />
Bundeskanzler Helmut Kohl empörte. „Ich<br />
war richtig sauer.“ Aus Überzeugung suchte<br />
er engen Kontakt mit der Bürgerbewegung<br />
der ehemaligen DDR. Wurde Mitglied. Und<br />
irgendwann ging die Bürgerbewegung in einer<br />
neuen Partei auf – und damit wurde Heiko M.<br />
Kosow ein Grüner. „Ich bin ein bürgerbewegter,<br />
kein ökologischer Grüner“, heißt dies in seiner<br />
Sprache. Als die Grünen dann nicht mehr<br />
Randerscheinung, sondern Regierungspartei<br />
in Düsseldorf geworden waren, selbst Zugriff<br />
auf repräsentative Posten hatten, und sich ein<br />
„Grüner“ namens Kosow als Dezernent einer<br />
rot-grünen Stadtverwaltung in Münster einen<br />
Namen machte – da war 1997 der Weg frei, die<br />
Karriereplanung von einst zu vollenden: „Vize“<br />
eben.<br />
Weit über 200 Personen haben auf ihre Art<br />
am 1. April 2008 bei einem Empfang in der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> Heiko M. Kosow „Tschüss“<br />
gesagt. Damals blieb Raum für einen letzten<br />
Satz, der alles sagt – Kosow eben: „Ich bin<br />
ungeheuer zufrieden, ich würde es im Prinzip<br />
wieder genauso machen.“
78<br />
Willkommen<br />
Karola Geiß-Netthöfel –<br />
Die offene Ansprache einer Vizepräsidentin
„Grünkohl.“ Und so, wie sie das sagt, schwingt<br />
ein ganz klein wenig Unverständnis mit, wie man<br />
danach überhaupt fragen könnte. So im Sinne von:<br />
„Grünkohl. Was denn sonst…?!“ Karola Geiß-Netthöfel<br />
kocht gerne Grünkohl (wenn sie Zeit hat), isst<br />
gerne Grünkohl – und philosophiert sogar ganz<br />
gerne über Grünkohl. „Also hier macht man den ja<br />
ganz anders als beispielsweise in…“<br />
Das eine Wort sagt aber noch ein bisschen mehr<br />
über die neue Regierungsvizepräsidentin aus, als<br />
dass es nur kulinarische Leidenschaften preis<br />
gibt. Nicht nur was, sondern: wie sie es sagt, sagt<br />
etwas über Karola Geiß-Netthöfel. „Ich bin offen“,<br />
lautet die eigene Kurzform. Man könnte es auch<br />
umschreiben mit „direkt“, „keine Taktiererin“,<br />
„kommunikativ“. Karola Geiß-Netthöfel liebt die<br />
klare Ansprache. „Man muss auch unangenehme<br />
Dinge ansprechen. Und dann versuchen, sie im<br />
Dialog zu klären.“<br />
Und für eine Frau, die in ihrem beruflichen Leben<br />
immer etwas mit Neustrukturierung von Behörden<br />
und Personalführung zu tun hatte – egal ob beim<br />
Landesversorgungsamt oder seit 200 bei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> – gehören die eher<br />
kritischen Dinge zur Tagesordnung. „Ich hielt und<br />
halte es für unverzichtbar, dass man die Menschen<br />
mitnimmt. Denn die Leute, die hier arbeiten, sind<br />
unser Potential.“ Verwaltungsstrukturreform, Personalabbau,<br />
Arbeitsverdichtung, Integration von<br />
Standorten – oder auch Aufgabe von Standorten<br />
wie aktuell in Unna-Massen: Eine Personal-Chefin<br />
ist immer gefordert. „Ich denke, den größten Teil<br />
des Prozesses haben wir abgeschlossen. Erfolgreich<br />
abgeschlossen. Aber es bleibt für eine dienstleistungsorientierte<br />
Behörde immer noch die<br />
Mammutaufgabe, den Personaleinsatz vernünftig<br />
zu organisieren.“ Und Karola Geiß-Netthöfel wäre<br />
nicht Karola Geiß-Netthöfel, wenn sie nicht hinzufügen<br />
würde: „Organisieren immer unter dem<br />
Aspekt der Menschlichkeit…“<br />
Als der Regierungspräsident sie irgendwann Anfang<br />
2008 ansprach und ihr sagte, er könnte sie<br />
sich gut als Vizin vorstellen – „da war ich schon<br />
überrascht“. Karola Geiß-Netthöfel wusste zwar<br />
früh, was sie wollte – und vor allen Dingen, was sie<br />
nicht wollte – aber „Regierungsvizepräsidentin war<br />
nicht Teil meiner Lebensplanung, auch nicht mein<br />
Traum“. Dass ein CDU-Regierungspräsident seinen<br />
Hut für eine SPD-Vizepräsidentin in den Ring<br />
geworfen hat, gefällt ihr – möchte sie aber auch<br />
nicht überbewerten. Weil: „Ich gehöre zwar einer<br />
Partei an. Aber dies ist überhaupt nicht wichtig<br />
für mein Amt.“ Und das möchte sie noch ein paar<br />
Jahre ausführen. Die 50jährige Juristin ist nämlich<br />
fest davon überzeugt, dass ein Regierungsbezirk<br />
<strong>Arnsberg</strong> für die Region und ihre Menschen<br />
wichtig sei. „Diese Bündelungsbehörde hat ihre<br />
Leistungsstärke auch in der Phase des Umbruchs<br />
eindrucksvoll dokumentiert. Dass dies so bleibt<br />
– daran möchte ich mitwirken“, lautet das Credo<br />
für die nächsten Jahre.<br />
Hat ein Mensch, der mit offenem Visier herumläuft,<br />
eigentlich auch Geheimnisse? Über die man<br />
sprechen kann? Karola Geiß-Netthöfel lächelt.<br />
„Soll ich Ihnen mal sagen, was ich eigentlich mal<br />
werden wollte… Journalistin. Aber irgendeiner hat<br />
mir gesagt, ich sollte was Anständiges lernen…“<br />
79
80<br />
Vertrauenssache<br />
Bärbel Krieger –<br />
Die rechte Hand der Regierungspräsidenten<br />
Eine Frage muss man ihr nicht stellen. Besser:<br />
sollte man ihr auch erst gar nicht stellen. Die<br />
Frage nach den Verschiedenheiten, Eigenheiten,<br />
eventuellen Schwächen ihrer (inzwischen)<br />
sechs Chefs. „Ich würde sowieso nichts<br />
sagen.“ Der Satz kommt mit einem Lächeln<br />
– und ist trotzdem glasklar. So wie Bärbel Krieger<br />
„Loyalität“ definiert, bleibt kein Raum für<br />
launige Intimitäten. Auch nicht und erst recht<br />
nicht über ihre Chefs…<br />
0 Jahre! Ein rundes Jubiläum. 2008 war<br />
Bärbel Krieger vier Jahrzehnte bei der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>. Nach der Volksschule, als<br />
„kleines Mädchen“ hat sie angefangen. War<br />
anfangs Schreibkraft mit einer Vorliebe für<br />
Stenographie und wechselte dann in die Teppichetage:<br />
Seit 5 Jahren sitzt sie inzwischen im<br />
Vorzimmer des Präsidenten (oder der Präsidentin).<br />
Von Ziegler und Grünschläger, über Dr.<br />
Berve, Kuschke und Drewke bis hin zu Diegel.<br />
Warum alle sie behalten haben..? Die Antwort<br />
kommt ohne jegliches Zögern: „Ich glaube, das<br />
ist das Vertrauen…“<br />
Bei einer „Dame von altem Schlag“ gibt es<br />
keine RP-Hitparade. Mit allen „Ehemaligen“<br />
verbindet sie auch heute noch eine enge Beziehung<br />
– „die Chemie hat eben gestimmt“.<br />
Und trotzdem macht Bärbel Krieger keinen<br />
Hehl daraus, dass Fritz Ziegler, der sie 197 ins<br />
Vorzimmer holte, eine besondere Bedeutung<br />
für ihre Persönlichkeitsentwicklung besitzt: „Er<br />
hat es geschafft, Dinge in mir zu wecken, die<br />
ich glaubte, gar nicht zu haben.“ Und es hätte<br />
nicht viel gefehlt – und Bärbel Krieger hätte nie<br />
0-Jähriges bei der <strong>Bezirksregierung</strong> gefeiert:<br />
„Herr Ziegler wollte mich nach Dortmund zur<br />
Bergbau AG Westfalen mitnehmen.“ Bärbel<br />
Krieger sagte damals jedoch Nein – „aus sehr<br />
persönlichen Gründen“.<br />
Das „Persönliche“ – es steht auf Bärbel Kriegers<br />
Prioritätenliste bislang nicht auf Platz 1. „Das<br />
ist eigentlich das Einzige, was ich mir wünsche:
Ein bisschen mehr Zeit für mich.“ Sie sagt dies<br />
ohne Vorwurf, ohne Unzufriedenheit. Aber<br />
wenn es das selbstgesteckte Ziel ist, „alles<br />
wirklich zur Zufriedenheit des Chefs machen<br />
zu wollen“, dann beginnen die Arbeitstage<br />
eben früh und enden spät. Schließlich wartet<br />
auch noch ein Haus, das auch die ganze Frau<br />
verlangt: „Ich brauche mein schönes Zuhause.“<br />
Und ihre Opernmusik. Und ihre Blumen.<br />
„Wenn ich nicht hier arbeiten würde, dann wäre<br />
ich gerne Floristin geworden. Das hätte ich mir<br />
auch gut vorstellen können.“<br />
Auch wenn der Gedanke an einen Abschied von<br />
der <strong>Bezirksregierung</strong> noch in der Ferne liegt<br />
– ein wenig schwingt er doch in einem Satz<br />
mit: „Ich würde mich freuen, wenn dieser Chef<br />
mein letzter wäre.“ Dieser Chef – der erste<br />
CDU-Mann, in dessen Vorzimmer Bärbel Krieger<br />
sitzt. Aber welches Parteibuch ihre Chefs<br />
hatten oder haben, hat sie nie wirklich interessiert.<br />
Was nicht heißt, dass Bärbel Krieger<br />
nicht politisch interessiert ist. Und ihr jetziger<br />
Chef ist ein politischer, weniger ein präsidialer<br />
RP. „Ich weiß noch… ich war in Urlaub, dann<br />
bekam ich den Anruf, dass ein Herr Diegel RP<br />
wird. Den Namen hatte ich zwar mal gehört,<br />
aus dem Landtag, aber… Ich habe meinen Urlaub<br />
abgebrochen. Und ich sehe ihn noch reinkommen,<br />
am ersten Tag…“ Pause. Und dann:<br />
„Er hat mir vom ersten Tag an sein Vertrauen<br />
geschenkt.“ Auch er.<br />
Helmut Diegel ist für Bärbel Krieger immerhin<br />
der sechste Chef in 5 Jahren. „Ich denke<br />
manchmal, was wird Herr Diegel wohl gedacht<br />
haben, als er erfuhr, dass er mit einer Dame<br />
von altem Schlag zusammenarbeiten soll, die<br />
schon bei fünf anderen Regierungspräsidenten<br />
im Vorzimmer gesessen hat?“ Bärbel Krieger<br />
lächelt. Lächelt sinnend. „Irgendwann“, sagt<br />
sie dann, „werde ich ihn danach fragen…“<br />
81
Leistungsstark<br />
und leistungsbereit<br />
Neuer Frauenförderplan in Kraft<br />
„Diese Gesellschaft braucht berufstätige<br />
Frauen. Auch unsere Behörde lebt von leistungsstarken<br />
Frauen; braucht leistungsstarke<br />
und leistungsbereite Frauen. Die Rahmenbedingungen<br />
dafür weiter zu verbessern, liegt<br />
deshalb auch im elementaren Interesse der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong>“, schreibt Regierungspräsident<br />
Helmut Diegel im Vorwort zum<br />
neuen, vierten Frauenförderplan der <strong>Bezirksregierung</strong><br />
<strong>Arnsberg</strong>.<br />
Der Frauenförderplan beschreibt zum einen<br />
die berufliche Situation von Frauen, die bei der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> <strong>Arnsberg</strong> arbeiten, und leitet<br />
andererseits daraus konkrete Maßnahmen ab,<br />
die das in der Verfassung verankerte Gleichstellungs-<br />
und Gleichbehandlungsgebot von<br />
Frauen und Männern durchzusetzen helfen.<br />
Wichtig für die Verbesserung von Rahmenbedingungen<br />
sind eben nicht nur die abstrakte<br />
und theoretische Auseinandersetzung mit<br />
Fragen der Gleichbehandlung von Frauen und<br />
Männern, sondern konkrete Maßnahmen, die<br />
im Frauenförderplan festgeschrieben sind.<br />
So prüft die Behörde, ob es Bedarf für einen<br />
behördeneigenen Kindergarten gibt und rich-<br />
tet diesen ein, wenn die Nachfrage gegeben<br />
ist. An den Standorten in der <strong>Arnsberg</strong>er Seibertzstraße<br />
und der Dortmunder Goebenstraße<br />
wird ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet, um<br />
Eltern die Möglichkeit zu geben, im Bedarfsfall<br />
Kinder mit an den Arbeitsplatz zu nehmen,<br />
wenn die üblichen Betreuungsmöglichkeiten<br />
wegfallen. Ebenso wird bei Bedarf die Möglichkeit<br />
einer Kinderferienbetreuung geschaffen,<br />
um auch hier verlässliche Betreuungsmöglichkeiten<br />
während der Ferienzeiten bereit zu<br />
stellen. Die Berücksichtigung von Frauen bei<br />
der Neubesetzung frei werdender Funktionsstellen<br />
ist stets im Auge zu behalten, damit<br />
sie auch in Führungspositionen vertreten sind.<br />
Die auf die Bedürfnisse der Einzelnen und der<br />
<strong>Bezirksregierung</strong> abgestimmte Organisation<br />
von Teilzeitarbeit ist als eine Daueraufgabe des<br />
Personaldezernates im Frauenförderplan festgeschrieben.<br />
Weiter sieht der Frauenförderplan<br />
vor, dass Beratungsangebote zur Elternzeit,<br />
zu Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten und<br />
Arbeitszeitmodellen für alle Beschäftigten<br />
bestehen.<br />
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