IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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10.07.2015 Aufrufe

Berichte und Beiträge aus NRWSchnupperstudium als „klasse Entscheidungshilfe“In der abschließenden Feedback-Runde wurde vor allemdas große Angebot an Informationsmöglichkeiten von denSchülerinnen positiv bewertet und „dass man so viele Freiheitenhatte, sich das auszusuchen, was einen wirklich interessiert hat.“Den Schülerinnen gefielen auch die Workshops, die nebenHintergrundinformationen praktische studienrelevante Anteilegeboten haben: „Die Workshops waren echt toll. Erst wurdenuns die Grundlagen erklärt, dann konnten wir selber Dingeausprobieren, die auch später im Studium vorkommen.“ Für rund85% der Teilnehmerinnen ging das Schnupperstudium insgesamtmit neuen Denkanstößen und einer genaueren Vorstellungvon einem Studium in diesen Bereichen einher.„Das Schnupperstudium ist eine klasse Entscheidungshilfe für Schülerinnen,damit wir uns leichter entschließen, einen naturwissenschaftlichenStudiengang zu belegen! Wir fühlten uns hier sehr gut aufgehoben,haben neue Informationen bekommen und dadurch auch neueDenkanstöße. Es hat mir bei meiner Berufsentscheidung sehr geholfen.“Aufgrund der positiven Resonanz und der großen Nachfrageist eine Weiterführung des Projekts im Herbst 2004geplant.Schülerinnen in einer VorlesungKontakt:Christiane Nack, Frauenbüro, Universität Paderborn,Tel.: 0 52 51/60-32 96, E-Mail: c.nack@hrz.upb.de.82

Von der Mädchenschule zum Nobelpreis?Gisela Steins, Britta Blum, Alexandra Bremkens, Ann-KathrinFleurkens, Pia Grensemann, Melanie Platzköster, Christiane Roth,Sven Sach, Benedikt Sunderhaus & Melanie UnglaubVon der Mädchenschule zum Nobelpreis?Die Berufswünsche von Abiturientinnen monoedukativer Gymnasien sowie Jungen und Mädchenkoedukativer Gymnasien werden miteinander verglichen. Die Ergebnisse der Forschungin diesem Bereich weisen Inkonsistenzen auf, die in der vorliegenden Untersuchung ebenfallsauftreten und unter dem Aspekt weiterführender Forschung in diesem Bereich diskutiertwerden.Die folgende Untersuchung wurde durch die Diskussion verschiedener Beobachtungssträngeim Bereich der geschlechtsspezifischen Identitätsentwicklung angeregt, nämlichdurch (1) die statistischen Befunde zur Berufswahl von Jungen und Mädchen, (2)die innerhalb der Koedukationsdebatte zusammengetragenen Ergebnisse und (3) denVersuch der weiterführenden Schulen in NRW, Profile auszubilden.Geschlechtsspezifische BerufswahlDer Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Ungleichverteilung von Jungen undMädchen auf verschiedene Berufsfelder (Statistisches Bundesamt 2003). Die Zahlenhierzu zeigen, dass trotz der durchschnittlich besseren Schulleistungen von Mädchenim Vergleich zu Jungen, Jungen eine Berufswahl zu treffen scheinen, die ihnen, biographischbetrachtet, längerfristig stärkere Anerkennung, bessere Aufstiegschancen, einhöheres Gehalt und größeres Prestige sichert (Stainton Rogers/Stainton Rogers 2001,Steins 2003). Der Zusammenhang zwischen schulischer Leistung und späterem beruflichenErfolg ist also bei Männern proportional, bei Frauen disproportional. Dieseungleichen Zusammenhänge kommen vor allem dadurch zustande, dass Jungen vorwiegendklassisch männliche Berufe wählen, die in unserer Gesellschaft auf mehr Anerkennungstoßen, Mädchen hier jedoch zurückhaltend sind, und ihre Präferenzen überwiegendauf weibliche Domänen beschränken, die längerfristig weniger Anerkennungversprechen (Maccoby 2000, Steins 2003).Ko- und MonoedukationDie Debatte um Vor- und Nachteile der Mono- bzw. Koedukation geht grundsätzlichdarum, bereits im schulischen Vorfeld Bedingungen zu schaffen, in denen Mädchenmehr Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen in Hinblick auf klassisch männlicheDomänen entwickeln können, also insbesondere im mathematisch-naturwissenschaftlichenBereich (Hannover/Kessels 2001) und neuerdings auch im Bereich derInformationstechnologien. Die Forschung hierzu zeigte jedoch, dass es, auch wennman die methodisch immensen Probleme jeder Feldforschung berücksichtigt (Rost/Pruisken 2000), hierzu keine einheitlichen Ergebnisse gibt (vgl. z.B. Stürzer/Roisch/Hunze/Cornelißen 2003, Rendtorff 2003). Im Rahmen der reflexiven Koedukation(Faulstich-Wieland 1991) geht man deshalb davon aus, dass der Faktor Geschlecht fürden Lehrkörper ein Thema sein sollte, um die Bedingungen für Mädchen und Jungengleichberechtigt zu gestalten (Kraul/Horstkemper 1999).Eine Untersuchung und neue Überlegungen zur Debatte Monoedukation-KoedukationProfilbildung weiterführender Schulen in NRWUmso erstaunlicher ist es, dass im Zuge der Profilbildung der weiterführenden Schulenin NRW die bisherigen Ergebnisse der Koedukationsdebatte dennoch einseitigInfo 21.Jg. Nr.27/200483

Von der Mädchenschule zum Nobelpreis?Gisela Steins, Britta Blum, Alexandra Bremkens, Ann-KathrinFleurkens, Pia Grensemann, Melanie Platzköster, Christiane Roth,Sven Sach, Benedikt Sunderhaus & Melanie UnglaubVon der Mädchenschule zum Nobelpreis?Die Berufswünsche von Abiturientinnen monoedukativer Gymnasien sowie Jungen und Mädchenkoedukativer Gymnasien werden miteinander verglichen. Die Ergebnisse der Forschungin diesem Bereich weisen Inkonsistenzen auf, die in der vorliegenden Untersuchung ebenfallsauftreten und unter dem Aspekt weiterführender Forschung in diesem Bereich diskutiertwerden.Die folgende Untersuchung wurde durch die Diskussion verschiedener Beobachtungssträngeim Bereich der geschlechtsspezifischen Identitätsentwicklung angeregt, nämlichdurch (1) die statistischen Befunde zur Berufswahl von Jungen und Mädchen, (2)die innerhalb der Koedukationsdebatte zusammengetragenen Ergebnisse und (3) denVersuch der weiterführenden Schulen in NRW, Profile auszubilden.Geschlechtsspezifische BerufswahlDer Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Ungleichverteilung von Jungen undMädchen auf verschiedene Berufsfelder (Statistisches Bundesamt 2003). Die Zahlenhierzu zeigen, dass trotz der durchschnittlich besseren Schulleistungen von Mädchenim Vergleich zu Jungen, Jungen eine Berufswahl zu treffen scheinen, die ihnen, biographischbetrachtet, längerfristig stärkere Anerkennung, bessere Aufstiegschancen, einhöheres Gehalt und größeres Prestige sichert (Stainton Rogers/Stainton Rogers 2001,Steins 2003). Der Zusammenhang zwischen schulischer Leistung und späterem beruflichenErfolg ist also bei Männern proportional, bei Frauen disproportional. Dieseungleichen Zusammenhänge kommen vor allem dadurch zustande, dass Jungen vorwiegendklassisch männliche Berufe wählen, die in unserer Gesellschaft auf mehr Anerkennungstoßen, Mädchen hier jedoch zurückhaltend sind, und ihre Präferenzen überwiegendauf weibliche Domänen beschränken, die längerfristig weniger Anerkennungversprechen (Maccoby 2000, Steins 2003).Ko- und MonoedukationDie Debatte um Vor- und Nachteile der Mono- bzw. Koedukation geht grundsätzlichdarum, bereits im schulischen Vorfeld Bedingungen zu schaffen, in denen Mädchenmehr Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen in Hinblick auf klassisch männlicheDomänen entwickeln können, also insbesondere im mathematisch-naturwissenschaftlichenBereich (Hannover/Kessels 2001) und neuerdings auch im Bereich der<strong>Info</strong>rmationstechnologien. Die Forschung hierzu zeigte jedoch, dass es, auch wennman die methodisch immensen Probleme jeder Feldforschung berücksichtigt (Rost/Pruisken 2000), hierzu keine einheitlichen Ergebnisse gibt (vgl. z.B. Stürzer/Roisch/Hunze/Cornelißen 2003, Rendtorff 2003). Im Rahmen der reflexiven Koedukation(Faulstich-Wieland 1991) geht man deshalb davon aus, dass der Faktor Geschlecht fürden Lehrkörper ein Thema sein sollte, um die Bedingungen für Mädchen und Jungengleichberechtigt zu gestalten (Kraul/Horstkemper 1999).Eine Untersuchung und neue Überlegungen zur Debatte Monoedukation-KoedukationProfilbildung weiterführender Schulen in NRWUmso erstaunlicher ist es, dass im Zuge der Profilbildung der weiterführenden Schulenin NRW die bisherigen Ergebnisse der Koedukationsdebatte dennoch einseitig<strong>Info</strong> 21.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>27</strong>/<strong>2004</strong>83

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