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IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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Frauenräumeum der Arbeit in Mannheim. Im Großraum Berlin finden sich das „Weiberwirtschaft“genannte Gründerinnen- und Gewerbezentrum von Inken Baller (Berliner Festspieleund Architektenkammer Berlin 1999), Felicitas Mossmanns Spielhaus für Jugendliche(Berliner Festspiele und Architektenkammer Berlin 1999), Mara Pinardis Kindergartenin Karow, Karola Schäfers Kindergärten ebendort und in Biesdorf sowie ihreGrundschule Landstadt Gatow, Gabriele Ruoffs Studentenwohnheim am AugustenburgerPlatz und Regina Polys Theodor-Wolff-Park in Berlin (Berliner Festspiele undArchitektenkammer Berlin 1999). Viele Architektinnen arbeiten in Bürogemeinschaften.Beispielweise hat Charlotte Frank mit Axel Schultes das Kanzleramt (Berliner Festspieleund Architektenkammer Berlin 1999 3 ) entworfen, wurde aber von der „FrankfurterAllgemeinen Zeitung“ lange Zeit nicht genannt. Die beiden haben auch das wenigerumstrittene Krematorium in Berlin-Treptow entworfen. Matthias Sauerbruch undLouisa Huttons werden erfreulicherweise gemeinsam für die Hauptverwaltung derGemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) gepriesen (BerlinerFestspiele und Architektenkammer Berlin 1999). Sie ist zwar nicht öffentlich imengeren Sinn, aber weithin aufs Angenehmste sichtbar.Auf ihre Karriere bedachte Architekten legen oft Wert darauf, dass ihre Kreationensich so gut fotografieren lassen, dass sie auf dem Titelblatt eines Architekturmagazinserscheinen und damit auch den nicht zu ihnen Pilgernden bekannt werden. Außerdemist es vielen Baumeistern wichtiger, von ihren Kollegen anerkannt zu werden als denBenutzern einen Dienst zu erweisen. So sind auch die In-jokes und architekturhistorischenVerweise der Postmoderne zu verstehen, z. B. an James Stirlings schauerlichtürkis-rosa gestreiftem Wissenschaftszentrum (von den respektlosen Berlinern „Schwulengefängnis“getauft). Gerade die erfolgreicheren Architekten fühlen sich oft als Künstler,die den Gesetzen der Inspiration oder berühmten Vorbildern folgen, anstatt sichmit den psychologischen und soziologischen Erkenntnissen vertraut zu machen, dievorauszusagen helfen, welche Bauten die größte Aussicht haben, ihren Zweck zu erfüllen.An dieser Stelle möchte ich eine Anmerkung über das Missverständnis des Begriffes„Funktionalismus“ in der Architektur einfügen. Die Funktion eines Gebäudes istes keineswegs nur, Schutz vor Witterungseinflüssen und Lebewesen zu bieten undbestimmte Handlungen zu ermöglichen. Die Befriedigung ästhetischer Bedürfnisse,der Ausdruck kultureller Zugehörigkeit und nicht zuletzt Statusdemonstration sindandere Funktionen, die von manchen sich „Funktionalisten“ Nennenden geleugnetwerden. Beispiele aus der Arbeitswelt sind Raum- und Schreibtischgröße, die meistwenig mit der darin oder daran verrichteten Tätigkeit zu tun haben, aber viel mit derStellung des Nutzers. Auf den riesigen Schreibtischen großer Industriebosse stehthäufig nur eine kostbare Schreibgarnitur. Aber solch ein Möbel schafft Distanz zumGesprächspartner und soll beeindrucken. Insofern halte ich es auch für müßig zudiskutieren, ob Frauen schwere schwarze Ledersessel mögen. Sollten sie wirklich einmalChefin werden, nähmen sie solche Ungetüme entweder gern in Kauf oder wärenin der Lage, sie durch Ansprechenderes ersetzen zu lassen.Es kommt mir also nicht darauf an, eine spezifisch weibliche Raumästethik zuermitteln und dann zur Ausstattung von Vorzimmern zu fordern. Ich möchte nurnoch einmal darauf hinweisen, dass Frauen im Allgemeinen eher als Männer in derLage sind, ihrer Umgebung eine persönliche Note zu geben, falls das – meist vonMännern entworfene – Gebäude sie dabei nicht zu sehr behindert. Frauen verbringenselten viele Stunden des Tages umgeben von kahlen Wänden, Aktenbergen und einemComputer, wie man das gelegentlich bei anderweitig gebildeten und begabten Männernbeobachtet. Aber es gibt Räume, denen nur mit größter Mühe beizukommen istwie etwa durch einen selbst beschafften Teppich, der dann vom Reinigungspersonal3 Berliner Festspiele undArchitektenkammerBerlin (1999): Berlin:Offene Stadt.Nicolaische Verlagsbuchhandlung<strong>Info</strong> 21.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>27</strong>/<strong>2004</strong>77

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