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IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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FrauenräumeCornelia ThielsFrauenräumeZunächst zum Titel dieses Essays. Vor zweierlei möchte ich warnen. Erstens glaubeich, dass es nur wenig wirklich Frauenspezifisches gibt bei der „Gestaltung öffentlicherRäume und Arbeitsplätze“ (so der Titel einer Veranstaltungsreihe an der UniversitätBielefeld, die Anlass für diese Überlegungen war). Eine der Ausnahmen ist diemeist unzureichende Anzahl von Damentoiletten in Kulturbauten etwa, so dass Frauenmeist während Konzert-, Theater- oder Opernpausen in entwürdigender Weise inoder vor Waschräumen Schlange stehen.Stillräume sind möglicherweise ein weiteres geschlechtsspezifisches Bedürfnis, wobeiich mich allerdings frage, ob Frauen ihrem Kind nicht mindestens so pläsierlichauf einer weniger abgeschotteten Sitzgelegenheit die Brust geben können. Nur rauchfreiund ein wenig gemütlich dürfte dieser Platz schon sein. Aber welche nicht stillendePerson würde sich nicht auch über derartige Einrichtungen freuen. Vielleicht könnteman dann sogar wieder durch Stufenlagerer unbehindert die Treppen der Universitätund Fachhochschule ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung entsprechend nutzen.Falls doch Verborgenheit und Stille beim Stillen gewünscht wird, wäre ein Ruheraumgeeignet. Es soll sogar einen an der Universität Bielefeld geben. Nur ist er so versteckt,dass wenige von ihm wissen und gerade Erschöpfte ihn nicht finden. Ich sehe übrigenskeinen Grund, warum nicht auch Männern Ruheräume zur Verfügung stehensollen, womit sich die vermeintliche Geschlechtsspezifität von Stillräumen wieder inNichts auflöst. Das erinnert mich an die deutlich als solche ausgeschilderten Rampenfür Behinderte oft an abgelegenen Stellen. Sie könnten ebenso in viele Treppen integriertwerden, vielleicht sogar als ein formal reizvolles architektonisches Element, wodurchKinderwagen Schiebende und andere Behinderte (im Sinne von behindert werden)nicht auch räumlich zur Randgruppe degradiert würden.Ich warne aber davor, die Forderung nach Wickeltischen, Spielräumen und -plätzen,Kindergärten, Tagesstätten, kinderwagengerechten Möglichkeiten, um Höhenunterschiedezu überwinden und dergleichen, zu einem Frauenproblem zu machen. Wennso genannte „Mütterräume“ in Damentoiletten integriert sind, kann selbst der engagiertesteVater nicht die Windeln wechseln, ohne Anstoß zu erregen. Natürlich könnenFrauen sich für die Belange von Eltern einsetzen. Wir müssen aber darauf achten,dass wir es nicht in einer Weise tun, die Väter aus ihrer Pflicht entlässt.Weitere Warnungen bezüglich des Titels betreffen den Trugschluss, dass es bei derGestaltung von Arbeitsplätzen im Wesentlichen um die Gestaltung von öffentlichen Räumengehe, und dass sich soziale Fragen in erster Linie architektonisch beantwortenließen. Gebautes kann bestenfalls den Rahmen für soziales Geschehen bieten unddieses dadurch anregen und erleichtern. Erzwingen kann Architektur aber kaum etwas,auch keine Kommunikation durch einen Gemeinschaftsraum. Schon eher kannetwa der Bau einer Schnellstraße durch ein Wohngebiet nachbarschaftliche Beziehungenzwischen den beiden Seiten dieser Schneise behindern. Dennoch halten es (meistmännliche) Politiker im Allgemeinen für ihre Karriere dienlich, (aus Steuern) finanzierteBauwerke einzuweihen. Es hat sich aber hoffentlich inzwischen herumgesprochen,dass selbst mit den besten technischen Geräten ausgestattete Krankenhäusernur dann vollen Nutzen erbringen, wenn ausreichend Personal zur Belegung aller Bettenvorhanden ist. Analog sind Kindergärten und Tagesstätten mit jahrelanger Wartelisteauch bei ansprechendster Bauweise wenig hilfreich. Das Einsetzen einer Arbeitskraftzur Bedarfsermittlung halte ich in diesem Zusammenhang für zynische Augen-Gedanken zur Universität Bielefeld und anderenöffentlichen Räumen und Arbeitsplätzen für Frauen<strong>Info</strong> 21.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>27</strong>/<strong>2004</strong>75

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