10.07.2015 Aufrufe

IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wie wird „Entwicklung“ gemacht?Petra Dannecker und Anna SpiegelWie wird „Entwicklung“ gemacht?Am Forschungsschwerpunkt Entwicklungssoziologie/Sozialanthropologie an der Fakultätfür Soziologie, Universität Bielefeld, wurde Ende letzten Jahres mit dem Forschungsprojekt„Wie wird „Entwicklung“ gemacht? Handlungsspielräume und translokale Netzwerke vonFrauenorganisationen in muslimischen Gesellschaften“ begonnen. Das von der VolkswagenStiftungfinanzierte Projekt untersucht die Aushandlung von Entwicklungskonzeptenin drei muslimischen Ländern. Im Sudan, in Malaysia und im Senegal wird den Fragennachgegangen, wie globale Entwicklungskonzepte, wie z.B. Armutsbekämpfung, Menschenrechteoder Geschlechtergleichheit, lokal ausgehandelt werden. Das Zusammenspiel der verschiedenenAkteure, d.h. staatlicher Institutionen, transnationaler Entwicklungsorganisationenund zivilgesellschaftlicher Gruppen, steht dabei im Zentrum des Interesses. Dabei gehen dieForscherinnen davon aus, dass neue Räume in der Aushandlung von Entwicklungskonzeptengeschaffen und insbesondere von Frauen genutzt werden. Ziel des Projektes ist es, zu einembesseren Verständnis von Entwicklungsprozessen und Entwicklungskonzepten beizutragen,gerade in Ländern, in denen der Islam als Vehikel für Partikularisierungen und Konfrontationenan Bedeutung zugenommen hat.EinleitungGlobalisierung ist kein eindimensionaler Prozess. Vielmehr verbergen sich hinter diesemSchlagwort eine Vielzahl komplexer Prozesse, die auf verschiedenen Ebenen stattfindenund widersprüchliche Auswirkungen haben können. So lassen sich empirischPhänomene kultureller Vereinheitlichung und eine globale Ausbreitung universalistischerKonzepte und Organisationsmuster beobachten. Gleichzeitig finden jedoch auchProzesse der Heterogenisierung in Form der Wiederentdeckung und Neuinszenierungpartikularer nationaler und ethnischer Identitäten statt. Diese scheinbar gegenläufigenEntwicklungen verlaufen nicht unabhängig voneinander, sondern bedingen sichgegenseitig. Vorstellungen von einer gewünschten gesellschaftlichen Entwicklung stellenin diesem Zusammenhang ein besonders interessantes Forschungsfeld dar, um genaudiese Widersprüchlichkeiten als grundlegenden Bestandteil von Globalisierungsprozessenzu untersuchen.So werden auf der einen Seite von global agierenden Institutionen Entwicklungskonzepteund Visionen formuliert, die universelle Gültigkeit und Umsetzung beanspruchen,wie z.B. das Konzept der Menschenrechte, die Idee der Geschlechtergleichheitoder das entwicklungspolitische Ziel der Armutsbekämpfung. Auf der anderen Seitewird genau dieser Anspruch auf Allgemeingültigkeit von verschiedenen politischenAkteuren und Bewegungen kritisiert und infrage gestellt, wobei mit einem Instrumentariumkultureller und ethnischer Differenz operiert wird, das dazu dient, einen Gegenpolzu „westlicher“ Kultur zu formulieren.Globalisierung und IslamisierungIm Kontext aktueller Islamisierungsprozesse haben Bewegungen, die sich explizit vom„Westen“ abgrenzen und Alternativen zu entsprechenden Entwicklungsvorstellungenartikulieren, an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig wird „Der Islam“ und „Die muslimischeWelt“ aus westlicher Perspektive als homogene Kategorie konstruiert und stehtdamit sinnbildlich für die „Anderen“, die durch ein Entwicklungsdefizit gekennzeichnetsind. Darin kommt eine doppelte Abgrenzungslogik zum Ausdruck.Handlungsspielräume und translokale Netzwerke von Frauenorganisationenin muslimischen Gesellschaften<strong>Info</strong> 21.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>27</strong>/<strong>2004</strong>69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!