IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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10.07.2015 Aufrufe

Anina Mischaubei potentiellen Arbeitgebern undArbeitgeberinnen. Darüber hinauszeigte sich, dass für die Studentinnenmonoedukativer Studienangebotemehrheitlich positive Effekte(z.B. hinsichtlich des Lernerfolgs,des Lernklimas, der Förderung fachlicherKompetenzen usw.) erwartetwerden.Geäußerte Bedenken der Teilnehmerund Teilnehmerinnen, dassAbsolventinnen monoedukativerEinrichtungen mit dem Vorurteileiner schlechteren oder defizitärenAusbildung begegnet werden könnte,und deshalb auch auf dem Arbeitsmarktweniger anerkannt würden,können durch eine entsprechendgute Realisierung dieser Ausbildungsangeboteund eine entsprechendeInformationspolitik überwundenwerden. Befürchtungen,dass nicht genügend Studentinnenbereit wären, solche Einrichtungenzu besuchen, sind nach der Einschätzungder in dieser Studie befragtenTeilnehmer und Teilnehmerinnenunbegründet. Auch dieshängt jedoch von einer entsprechendguten und attraktiven Gestaltungdieser Ausbildungsangeboteund einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeitab.Übereinstimmend wurde jedochauch angenommen, dass Studentinnenund Absolventinnen monoedukativerHochschulangebote zumindestauf längere Zeit mit einem relativhohen Rechtfertigungsdruck(z.B. hinsichtlich der Qualität ihrerAusbildung oder ihrer sozialenKompetenzen) zu rechnen hätten,da das Studium in einem monoedukativenStudiengang in Deutschlandnicht „als normal“ angesehen werde.Ein ganz zentrales Ergebnis war,dass die Akzeptanz monoedukativerStudienangebote erst hergestelltwerden muss und nicht „per se“erwartet werden kann.Die Ergebnisse aus Akzeptanzstudiensind und bleiben nach wievor problematisch und ambivalent.Kleinere lokale Akzeptanzstudien,die zur Vorbereitung oder Planungetwaiger monoedukativer Studienangebotedurchgeführt wurden,bleiben in ihren Ergebnissen widersprüchlich.Einige zeigen, dass beider Mehrzahl der Befragten keineAkzeptanz zu finden ist, andere wiederumbestätigen eine vorhandeneAkzeptanz. Die bislang unbeantworteteFrage ist, wie viele Befragteüberhaupt monoedukative Studienangeboteakzeptieren müssen, damitsie bildungspolitisch legitimierbarsind.Darüber hinaus ist es offensichtlichnoch immer notwendig, daraufhinzuweisen, dass Akzeptanz hergestelltwerden muss, da die Gefahrder Produktion von Artefakten in„Akzeptanzerfragungen“ extremhoch ist. Dies ist ein aus der sozialwissenschaftlichenEinstellungsforschunghinreichend bekanntesund thematisiertes Problem, demjedoch bis heute – zumindest in derideologisch und politisch sehr aufgeladenenDiskussion um monoedukativeStudiengänge/-elemente– kaum Rechnung getragen wird.Gerade Frauen in den männerdominiertenBereichen der IngenieurundTechnikwissenschaften neigendazu, ihr Geschlecht möglichst „unsichtbar“zu machen. Ansätze, indenen das Geschlecht zum strukturbildendenMoment der jeweiligenFörderstrategie wird, erfahrendaher zunächst oft eine große Ablehnung.Häufig bewirken erst Erfahrungenmit entsprechendenFörderstrategien, d.h. in diesem Fallmit monoedukativen Studienangeboten,dass diese auf eine zunehmendeAkzeptanz treffen.3.2. Ergebnisse der vorliegendenAkzeptanzstudieIm Rahmen dieses Gutachtens wurdeninsgesamt 34 an den beidenHochschulorten Bremen und Wilhelmshavendurchgeführte Interviewsausgewertet. Folgende Gründewaren für die Auswahl dieser beidenHochschulorte als Befragungsorteausschlaggebend: An der FachhochschuleWilhelmshaven wurdemit dem „Frauenspezifischen Studiumzur Wirtschaftsingenieurin“zum Wintersemester 1997/98 dererste Frauenstudiengang inDeutschland eingerichtet. Damit liegenan dieser Fachhochschule dieumfangreichsten Erfahrungen mitmonoedukativen Studiengängenvor. Die Hochschule Bremen bietetseit dem Wintersemester 2000den „Internationale FrauenstudiengangInformatik“ an. Dies ist bislangder einzige Frauenstudiengangmit einer internationalen Ausrichtung,d.h. ihm kommt, auch unterdem Aspekt einer allgemeinen Diskussionüber die Notwendigkeit einerverstärkten Internationalisierungder deutschen Hochschulausbildung,eine besondere Bedeutungzu.Darüber hinaus bot die Auswahldieser beiden monoedukativen Studienangebotedie Möglichkeit, unterschiedlicheKonzepte (Parallelstudienangebotversus Exklusivstudienangebot)und Disziplinen in die„Akzeptanzfrage“ zu integrieren. InBremen und Wilhelmshaven wurdeninsgesamt 15 Schülerinnen, 10Studentinnen aus den jeweiligenFrauenstudiengängen und 9 Studentinnenaus koedukativen Studiengängendesselben oder eines inhaltlichähnlich gelagerten Studiengangsbefragt.Die strukturierten Leitfadeninterviewshatten in erster Linie dasZiel, noch einmal vertiefend Begründungenfür Haltungen und32

Monoedukative Hochschulangebote für FrauenEinstellungen aufzudecken, die dieAkzeptanz monoedukativer Studiengänge/-elementein technischenoder ingenieurwissenschaftlichenStudienfächern bei jungen Frauenbeeinflussen. In diesem Zusammenhangsollte mit den Interviewteilnehmerinnenauch diskutiertwerden, wie sie die Akzeptanz bestimmterPersonengruppen (z.B.Arbeitgeber, Schülerinnen) einschätzen,welche Erwartungen und„Kriterien“ sie an monoedukativeStudiengänge/-elemente knüpfenund, sofern es sich um Studentinnenaus bereits bestehenden monoedukativenStudiengängen handelt,welche Erfahrungen sie damit gemachthaben.Die Interviews dauerten zwischen45 und 90 Minuten, sie wurdenauf Tonband aufgenommenund anschließend nach den einfachstenTranskriptionsregeln verschriftet.Zur Auswertung der Interviewswurde ein exploratives, inhaltsanalytischesVerfahren angewendet. Diefür qualitative Studien durchaus respektableAnzahl von 34 Interviewsgewährleistet hierzu ein ausreichendesMaterial für fundierte wissenschaftlicheAuswertungen. Für dieInterpretation der Interviews ist anzumerken:Die durchgeführten Interviewsund damit die folgendenErgebnisse erheben keineswegs denAnspruch auf Repräsentativität. Siesind vielmehr als „Momentaufnahme“zu verstehen. Als solche gebensie jedoch ausreichend Anregungenund Antworten zur Frage (der Herstellung)einer Akzeptanz monoedukativerHochschulangebote beijungen Frauen. Sie verweisen darüberhinaus auf „akzeptanzfördernde“und „akzeptanzhemmende“Faktoren, die für weitere bildungspolitischeÜberlegungen relevantsind bzw. sein können.3.2.1. Einstellungen und Akzeptanzbei SchülerinnenDie Auswertung der im Rahmendieses Gutachtens durchgeführten15 Schülerinneninterviews zeigt hinsichtlichder Frage nach der Akzeptanzmonoedukativer Studiengänge/-elementedurch junge Frauenzusammenfassend folgende Ergebnisse:• Obwohl die Mehrheit der Schülerinnenzum Zeitpunkt des Interviewsnoch nie etwas von der Existenzvon Frauenstudiengängen gehörthatte, fiel ihre erste spontaneReaktion überwiegend positiv aus.Nur eine einzige Schülerin lehntemonoedukative Hochschulangebote,in welcher Form auch immer,völlig ab.• In den ersten spontanen Äußerungenzu monoedukativen Studiengängen/-elementenzeigte sich,dass die Konzeption eines Parallelstudiengangeswie in Wilhelmshavendeutlich stärker positiv bewertetwird als ein „Exklusivangebot“wie in Bremen oder eine Konzeption,die die Monoedukation nur aufdas Grundstudium beschränkt, wiez.B. bei dem Studiengang Technologiemanagementund -marketing inKiel.• Die Frage nach der Eigenakzeptanzvon monoedukativen Studiengängen/-elementenmachte deutlich,dass sich zwei Drittel der Schülerinnenzumindest vorstellen können,einen Frauenstudiengang zubesuchen. Hierunter waren gleichermaßenausgesprochene „Befürworterinnen“(teil-) monoedukativerHochschulangeboten wie Schülerinnen,die ein Studium in einem Frauenstudiengangvon der Konzeptiondes Studiengangs oder vom jeweiligenStudienfach abhängig machenwürden.• Die Frage, ob sich die Schülerinnenvorstellen könnten, dass sichgenügend Schülerinnen für monoedukativeHochschulangebote interessierenund dadurch vielleicht auchmehr Schülerinnen naturwissenschaftlich-technischeFächer studierenwürden, wurde von der Mehrzahlder Interviewpartnerinnen eindeutigpositiv beantwortet.• Die Fremdakzeptanz hinsichtlichpotentieller Arbeitgeber undArbeitgeberinnen wurde in derMehrheit sehr skeptisch und problematisch,wenn nicht sogar ablehnendeingeschätzt. Lediglich zweiSchülerinnen sahen keine Problemebei der Akzeptanz der Absolventinnenmonoedukativer Studiengänge/-elemente auf dem Arbeitsmarkt,wenn die Qualität der Ausbildunggut wäre. Alle anderen Schülerinnenrechneten mit Vorbehalten oderVorurteilen, die zumindest Arbeitgeberhaben werden. Vorbehalte,die vor allem die fachliche und diesoziale Kompetenz der Absolventinnenbetreffen. Die Akzeptanzvon Arbeitgeberinnen hingegenwurde positiver bewertet. Da jedochin der Realität im naturwissenschaftlich-technischenoder ingenieurwissenschaftlichenBereich Arbeitgeberinneneine Minderheit darstellen,fällt die bei ihnen vermutete besserAkzeptanz kaum ins Gewicht.• Auf die Frage, ob sie eine Ideeoder Vorstellung davon haben, wasman tun könnte, um die Akzeptanzzu erhöhen bzw. Vorurteile abzubauen,nannten die Schülerinnenvor allem zwei Aspekte:1. Die Ausbildungsinhalte müssenauf jeden Fall denen der koedukativenStudiengänge entsprechenund die Qualität der Ausbildungmuss „gleich gut“ oder„mindestens so gut“ sein.2. Es muss mehr Informationenüber diese Angebote geben undvor allem müssen die Arbeitgeberdarüber informiert werden,dass die Frauen genauso gut ausgebildetsind oder vielleicht so-Info 21.Jg. Nr.27/200433

Anina Mischaubei potentiellen Arbeitgebern undArbeitgeberinnen. Darüber hinauszeigte sich, dass für die Studentinnenmonoedukativer Studienangebotemehrheitlich positive Effekte(z.B. hinsichtlich des Lernerfolgs,des Lernklimas, der Förderung fachlicherKompetenzen usw.) erwartetwerden.Geäußerte Bedenken der Teilnehmerund Teilnehmerinnen, dassAbsolventinnen monoedukativerEinrichtungen mit dem Vorurteileiner schlechteren oder defizitärenAusbildung begegnet werden könnte,und deshalb auch auf dem Arbeitsmarktweniger anerkannt würden,können durch eine entsprechendgute Realisierung dieser Ausbildungsangeboteund eine entsprechende<strong>Info</strong>rmationspolitik überwundenwerden. Befürchtungen,dass nicht genügend Studentinnenbereit wären, solche Einrichtungenzu besuchen, sind nach der Einschätzungder in dieser Studie befragtenTeilnehmer und Teilnehmerinnenunbegründet. Auch dieshängt jedoch von einer entsprechendguten und attraktiven Gestaltungdieser Ausbildungsangeboteund einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeitab.Übereinstimmend wurde jedochauch angenommen, dass Studentinnenund Absolventinnen monoedukativerHochschulangebote zumindestauf längere Zeit mit einem relativhohen Rechtfertigungsdruck(z.B. hinsichtlich der Qualität ihrerAusbildung oder ihrer sozialenKompetenzen) zu rechnen hätten,da das Studium in einem monoedukativenStudiengang in Deutschlandnicht „als normal“ angesehen werde.Ein ganz zentrales Ergebnis war,dass die Akzeptanz monoedukativerStudienangebote erst hergestelltwerden muss und nicht „per se“erwartet werden kann.Die Ergebnisse aus Akzeptanzstudiensind und bleiben nach wievor problematisch und ambivalent.Kleinere lokale Akzeptanzstudien,die zur Vorbereitung oder Planungetwaiger monoedukativer Studienangebotedurchgeführt wurden,bleiben in ihren Ergebnissen widersprüchlich.Einige zeigen, dass beider Mehrzahl der Befragten keineAkzeptanz zu finden ist, andere wiederumbestätigen eine vorhandeneAkzeptanz. Die bislang unbeantworteteFrage ist, wie viele Befragteüberhaupt monoedukative Studienangeboteakzeptieren müssen, damitsie bildungspolitisch legitimierbarsind.Darüber hinaus ist es offensichtlichnoch immer notwendig, daraufhinzuweisen, dass Akzeptanz hergestelltwerden muss, da die Gefahrder Produktion von Artefakten in„Akzeptanzerfragungen“ extremhoch ist. Dies ist ein aus der sozialwissenschaftlichenEinstellungsforschunghinreichend bekanntesund thematisiertes Problem, demjedoch bis heute – zumindest in derideologisch und politisch sehr aufgeladenenDiskussion um monoedukativeStudiengänge/-elemente– kaum Rechnung getragen wird.Gerade Frauen in den männerdominiertenBereichen der IngenieurundTechnikwissenschaften neigendazu, ihr Geschlecht möglichst „unsichtbar“zu machen. Ansätze, indenen das Geschlecht zum strukturbildendenMoment der jeweiligenFörderstrategie wird, erfahrendaher zunächst oft eine große Ablehnung.Häufig bewirken erst Erfahrungenmit entsprechendenFörderstrategien, d.h. in diesem Fallmit monoedukativen Studienangeboten,dass diese auf eine zunehmendeAkzeptanz treffen.3.2. Ergebnisse der vorliegendenAkzeptanzstudieIm Rahmen dieses Gutachtens wurdeninsgesamt 34 an den beidenHochschulorten Bremen und Wilhelmshavendurchgeführte Interviewsausgewertet. Folgende Gründewaren für die Auswahl dieser beidenHochschulorte als Befragungsorteausschlaggebend: An der FachhochschuleWilhelmshaven wurdemit dem „Frauenspezifischen Studiumzur Wirtschaftsingenieurin“zum Wintersemester 1997/98 dererste Frauenstudiengang inDeutschland eingerichtet. Damit liegenan dieser Fachhochschule dieumfangreichsten Erfahrungen mitmonoedukativen Studiengängenvor. Die Hochschule Bremen bietetseit dem Wintersemester 2000den „Internationale Frauenstudiengang<strong>Info</strong>rmatik“ an. Dies ist bislangder einzige Frauenstudiengangmit einer internationalen Ausrichtung,d.h. ihm kommt, auch unterdem Aspekt einer allgemeinen Diskussionüber die Notwendigkeit einerverstärkten Internationalisierungder deutschen Hochschulausbildung,eine besondere Bedeutungzu.Darüber hinaus bot die Auswahldieser beiden monoedukativen Studienangebotedie Möglichkeit, unterschiedlicheKonzepte (Parallelstudienangebotversus Exklusivstudienangebot)und Disziplinen in die„Akzeptanzfrage“ zu integrieren. InBremen und Wilhelmshaven wurdeninsgesamt 15 Schülerinnen, 10Studentinnen aus den jeweiligenFrauenstudiengängen und 9 Studentinnenaus koedukativen Studiengängendesselben oder eines inhaltlichähnlich gelagerten Studiengangsbefragt.Die strukturierten Leitfadeninterviewshatten in erster Linie dasZiel, noch einmal vertiefend Begründungenfür Haltungen und32

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