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IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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Kommunikation im Arbeitsteam:Ingenieurinnen undIngenieure im GesprächIch möchte nun auf die empirischeUntersuchung eingehen, die ich mitmultiprofessionellen Teams ausgewähltermittlerer und großer Betriebevon 2000 bis 2002 durchgeführthabe. Die Teams wurden zu Gruppendiskussioneneingeladen, diekonversationsanalytisch ausgewertetwurden. Zugrunde gelegt werdendabei aufgezeichnete und transkribierteTexte, in diesem Fall Teamgespräche,die durch einen Gesprächsimpulsangeregt wurden.Die sich daran anschließende Diskussionverläuft weitgehend selbstgesteuert,wodurch eine spezifischeAnalyse der interaktionellen Handlungsmustermöglich wird. Ziel isteine strukturelle Beschreibung 17 überdie hermeneutische Interpretationder Texte hinaus. 18Eine Besonderheit meiner Methodenkonstruktionliegt im Zuschnittdes Instrumentariums aufdie Erfordernisse der Organisationsberatung.Dies dient dem Theorie-Praxis-Transfer,wie er in der angewandtenOrganisationsforschungan Bedeutung gewinnt. 19 TrainerInnen,SupervisorInnen und BeraterInnensteht damit ein theoriegeleitetesInstrument zur Verfügung, dasder sich entwickelnden Professioneinen systematischen wissenschaftlichenRahmen liefert, ohne auf dasaus der Praxis gewonnene Wissenund das damit verknüpfte intuititiveVorgehen verzichten zu müssen. Als„Nebeneffekt“ ist die Fein-Analysevon Texten hervorragend geeignet,um in Methoden der Organisationsberatungauszubilden und weiterzuqualifizieren.Die Auswertung der Gruppendiskussionenbesteht darin, die interaktionellenHandlungsmuster derBeteiligten zu eruieren, zu beschreibenund in einem zunehmend sichverdichtenden Interpretationsprozessimplizite wie explizite Kontextualisierungeneinzubeziehen. DieserProzess der Interpretation istselbst kommunikativ angelegt, dasheißt, er wird im Idealfall von einerGruppe durchgeführt und unter anderemim Feedbackgespräch einerValidierung unterzogen.Frau Neuhoff und Herr Althoffverändern OrganisationWie sich mein methodischer Ansatzfür die Interpretation der Gruppendiskussionenund – perspektivisch– die sich anschließende Beratungfruchtbar machen lassen, möchteich an einem Beispiel illustrieren. Esentstammt der Diskussion in einemTelekommunikationsunternehmen.Die leitende Ingenieurin ist mit derAufgabe befasst, Teamarbeit in ihrerGruppe einzuführen und fortgebildetin modernen Mitteln der Personalführung.Das Team, dessenLeiterin sie ist, umfasst insgesamt15 Personen. Für die Diskussion habensich sieben Personen gemeldet,die Teilnahme war freigestellt. Diefolgende Textsequenz ist der Anfangsphaseder Diskussion entnommen,sie folgt relativ bald auf denStimulus. Es meldet sich der MitarbeiterAlthoff zu Wort, er beschreibtseine Arbeitsaufgabe imTeam. Die Teamleiterin Neuhoffreagiert auf seinen Turn:Althoff: ah ich denke mal ich als Disponentah sehe meine Arbeit eigentlichhauptsächlich darin erstmal dass ich natürlich die Außendienstmitarbeitermit Arbeitversorge (...) also muss man sieständig an der Arbeit halten istnatürlich /schwierig/ dann auchweil ((atmet ein)) #0 im es siehteinfach so aus irgendwann ist derKommunikationsmarkt ausgereizt#1 ((atmet aus beim Sprechen))dann hat jeder ein ISDNTelefon und jeder hat n FaxgerätGeschlecht kommunizierenund #0 dann kann man halt nurnoch /hochrüsten/ #1 ((etwaslauter)) und dafür sind die Leutedann halt ich weiß nicht wie dasso weitergeht dann halt im AußendienstNeuhoff: #0 gibt es neue Produkte#1 ((leise)) 20Inhaltliche EbeneAlthoff beschreibt seine Tätigkeitals Disponent, die darin bestehe, dieAußendienstmitarbeiter mit Arbeitzu „versorgen“. Diesen Job qualifizierter als „schwierig“, da er auf unklarenZukunftsperspektiven beruhe,dem irgendwann womöglich„ausgereizten“ Kommunikationsmarkt,der es unsicher erscheinenlasse, wie es weitergehen werde. DieTeamleiterin entgegnet ihm mit demArgument, dass es dann eben neueProdukte geben werde, entwirft inhaltlichein aussichtsreiches und inBezug auf die geäußerten Bedenkenberuhigendes Zukunftsszenario.InteraktionsebeneWie interagieren die beiden Personen?Welche Rollenzuschreibungennehmen beide vor? Althoff schreibtsich eine leitende Rolle den Außendienstmitarbeiterngegenüberzu, die seiner tatsächlichen Aufgabeentspricht. Sein auf Unsicherheitverweisender Turn kann als Fragean ein Antwort gebendes Gegenüberverstanden werden. Neuhoffnimmt dieses Handlungsangebot anund positioniert sich als Antwort gebendeFigur gegenüber Althoff. Damitbesetzt sie zugleich die Leitungsposition,ihrer Funktion im Teamentsprechend. Der Mitarbeiter Althoffwendet sich auf der Beziehungsebenemit (seinen) Sorgen andie Chefin, er sucht bildlich gesprochen„Anlehnung“. Neuhoff begegnetAlthoff dabei nicht reziprok„umarmend“, sondern mit Widerspruch,sie weist das Argument und<strong>Info</strong> 21.Jg. <strong>Nr</strong>.<strong>27</strong>/<strong>2004</strong>23

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