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IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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Sabine Marxwar als Folge die Trennung in „öffentliche“und „private“ Räumekennzeichnend. Frauen konntenauf diesem Wege aus der Teilhabean großen „sichtbaren“ Bereichenvon Gesellschaft ausgeschlossenwerden. Die Neuordnung von Zeitführte zum Primat linearer, objektiver,gleichmäßiger Vorstellungen,wie sie beispielsweise für Fabrikproduktionkennzeichnend sind. Auchdie Körper selbst bekamen eine neueBedeutung, der „Kopf“ wurde Leitorgan,Männern exklusiv „Geist“zugesprochen, Frauen über „Körper/Sexualität“definiert.Theorien von Organisation orientierensich bis heute an diesen(unbewussten) Leitvorstellungen:Organisationen gelten als öffentlicher,planbarer, hierarchischerRaum, der häufig in Form von Diagrammenund architektonischenPlänen dargestellt wird (Pyramide,Eiffelturm). Die entsprechende feministischeOrganisationstheorieortet Frauen auf diesen Plänen undmacht ihre untergeordnete Stellungsichtbar. Auf der Ebene Zeit werdenMänner mit zielorientierten, effizienten,berechenbaren Aspektenassoziiert, die zugleich als überlegeneManagementtechniken institutionalisiertwerden. Frauen dagegenwerden in die Nähe „organischer“Zeitvorstellungen gerückt, die mitihnen assoziierten Tätigkeiten wieKindererziehung und familienähnlicheBerufstätigkeiten gelten alsweniger plan- und berechenbar, siebleiben mit ihrer vermeintlich „zyklischen“Verfügbarkeit und Herangehensweiseein Fremdkörper inOrganisationen, womit mangelndeAufstiegschancen erklärt werden.Auch die Ordnung der Sexualitätenist eine spezifische, soweit Frauentendenziell als Opfer sexualisierterFormen von Belästigung und Gewaltin Organisationen auftauchen,Männer als Täter in Kombinationmit heterosexueller Potenz, die zumMerkmal überlegener Managementkulturstilisiert wird. 15Postmoderne UnordnungenDiese Stereotypisierungen und dualistischenEinordnungen bedürfendringend einer Revision. Es müssenunterschiedliche sexuelle Orientierungensowie Ethnizitäten im Rahmenvon Organisation thematisiertwerden, ebenso wie die Überlegenheitdes am weißen heterosexuellenMann orientierten Managementstils,der beispielsweise die Teilhabe an familiärenAufgaben weitgehend ausschließtund parallele niedrig entlohnteDienstleistungen etabliert,um überhaupt entsprechend „potent“in Erscheinung treten zu können.Frauen können dennoch nichtprimär als passive Opfer sexualisierterOrganisationskulturen angesehenwerden. Adäquater ist eineSichtweise auf Frauen als sexuell aktiveund umfassend fordernde Individuen.Leonard (2002) verdeutlicht,wie durch diesen Blick die Individuenwieder stärker als HandlungsträgerInnenin den Fokus der Betrachtunggelangen. Zeitmetaphernverändern sich weg von linearen Bildernwie der regelmäßig tickendenUhr hin zu Flüssen, Strömen, Gleichzeitigkeiten.Die Räume schließlichtauchen als „meeting place“ der AkteurInnenauf, als Bühne, auf derUnterschiede und Macht körperlichprozessual inszeniert werden, einAbschied von abstrakter Kartographie.Der Vorteil solcher Sichtweisenauf Organisationen ist, dass die Verschiedenheitender Beteiligten beschriebensowie unterschiedlicheEbenen von Handeln zusammengeführtwerden können. Dies ergibtein realistischeres Bild vom Geschehenin Organisationen und enthältzugleich visionäre Elemente. Machtund Hierarchie in Organisationenim Zusammenspiel mit einer zweigeschlechtlichenOrdnung lösensich jedoch nicht einfach auf, wennneue Metaphern als Folie auf dasHandlungsgeschehen gelegt werden.Problematisch erscheint überhauptdie generelle Abkehr vonOrdnungsvorstellungen, wie sieHierarchie enthält. Denn auf diesemWege kann nicht geklärt werden,ob und wie (hierarchische)Ordnung möglicherweise erwünschtist und befriedigend organisiertwerden kann; zudem werdenWir-Bildungen aufgelöst, mittels dererstrukturelle Ordnungen zumindestin der Vergangenheit erfolgreichinfrage gestellt werden konnten.Organisation im GesprächBis heute liegt kein Kommunikationsbegriffvor, der in der Lage wäre,die Ebenen Sprache und Organisationsinnvoll zu verklammern. ImHinblick auf einen Wandel von Organisationebenso wie von kommunikativemMiteinander, wie ich ihnam Beispiel der poststrukturalistischenfeministischen Organisationstheorieskizziert habe, ist dieEntwicklung einer solchen Begrifflichkeitjedoch von Bedeutung.Während sich die Sprachsoziologie– vereinfacht ausgedrückt – mitMacht über Sprache im Kontext Organisationbefasst, interessiert dieOrganisationssoziologie die Kommunikationvon Organisation, fasstalso Organisation selbst als Sprachformauf. So lässt sich beispielsweisedie Entkörperlichung und impliziteSexualisierung von Organisationals Sprache auffassen, in der dieMitglieder der Organisation miteinanderkommunizieren. Im direktenGespräch kommunizieren die MitgliederOrganisation, auch wenn sienicht über sie sprechen. 1622

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